Die Nymphe Daphne, der Sankt Laurent und Admira Wacker

Die Tage werden nicht nur kürzer, sondern auch kühler. Manche halten das für ein ausreichendes Motiv, Rotwein zu trinken. Herr Rudolf nimmt es zum Anlass, einen klassischen Sankt Laurent des Weinguts Umathum aus dem Jahr 1997 einem ebensolchen aus dem 2011er Jahr gegenüber zu stellen.  Der Sankt Laurent an sich als Rebsorte ist ja ein merkwürdiger Zeitgenosse: französisch klingender Name, in Frankreich als Rebsorte aber unerheblich. Es gibt zwar ein paar Orte mit der Bezeichnung Saint Laurent, die sind in oenologischer Hinsicht aber nicht ergiebig. Den Namen hat der Sankt Laurent vom Laurentiustag, dem 10. August, an dem seine Trauben beginnen rot zu werden. Laurentius von Rom, als dessen Tag der 10. August gilt, muss universal gewesen sein. Er ist nicht nur der Schutzpatron der Bibliothekare, Archivare und Studenten, zu denen sich allenfalls eine Verbindung vom Wein herstellen ließe, sondern auch jener der Bierbrauer, Wäscherinnen und Köche. Letzteres hat mit seiner Hinrichtungsart – auf einem glühenden Rost – zu tun.

Der Sankt Laurent als Rebsorte ist die graue Maus unter den roten Rebsorten in Österreichs, man könnte ihn fast als die Admira Wacker der österreichischen Rebsorten bezeichnen. Nicht nur aufgrund seiner Unscheinbarkeit, sondern auch wegen seiner Tendenz zu Fusionen. So ist das Bekannteste am Sankt Laurent vermutlich die Tatsche, dass er mit dem Blaufränkischen gekreuzt und so zum Zweigelt wurde. Aber da es auf dieser Seite um Heilige geht, soll davon nicht ausführlicher die Rede sein.

Kalkhaltige Böden und tonhaltige Schotterböden – der von Umathum ist sogar quarzhaltig – mag der Sankt Laurent. Die Weine schmecken oft nach Waldbeeren, Weichseln und Gewürzen, was uns etymologisch zu den Lorbeergewächsen, lauraceae oder altgriechisch daphne (δάφνη) führt. Die Nymphe Daphne zog es seinerzeit vor, sich in einen Lorbeerstrauch zu verwandeln, nur um vor dem aufdringlichen Apoll ihre heilige Ruhe zu haben. Wie erfolgreich diese Strategie gegen Stalking war, scheint nicht überliefert. Weiterführende Forschungsarbeiten mit Sankt Laurent, aber nicht ausschließlich mit dem, kann man diese Woche

am Mittwoch und am Freitag von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka, Reindorfgasse 22

… aber nicht ausschließlich dann und dort durchführen.

Denn bis Sonntag, den 20. Oktober findet in der Alten Schieberkammer am Meiselmarkt (Ecke Meiselstraße 20 / Eduard Suessgasse, Wien XV) noch die „Designfluss und Kunststrom“ statt. Dort gibt es Mode, Accessoires, Schmuck, Möbel und Kulinarisches, wochentags von 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

Wer dort am Samstag ausschenkt, nämlich der Herr Rudolf, werden Sie sicher nicht erraten.

Anfahrt: U3 Johnstraße, Autobus 10A, 12A, Straßenbahn 49  (alle Haltestellen Johnstraße)

http://kreativwerkstattxv.at/index.php/events

Kreative Grüße, Herr Rudolf

Traminer

Sehr unterschiedliche Ereignisse jähren sich diese Woche: Geburtstage von Qualtinger, aber auch Putin. Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils, aber auch Ermordung Ernesto Ché Guevaras. Wer schon einmal das Weingut Didier Dagueneau in St. Andelain bei Pouilly sur Loire besucht hat, weiß, inwiefern Ché Guevara auch einen Bezug zum Weinbau hat. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Herr Rudolf stellt die kommende Woche in das Zeichen des Traminers. In Klöch, der Traminerhochburg Österreichs, wird der gerade gelesen. Laut Pierre Galet, einem der weltweit führenden Ampelographen (Wissenschaft von den Weinrebsorten), ist der Traminer identisch mit dem Savagnin. Der wiederum ist im stillen und moussierenden Cru Ayze (AOC Vin de Savoie), vor allem aber im Jura bedeutend und gilt neben dem Arvine, dem Nebbiolo  und dem Lambrusco als eine der wenigen Rebsorten, die genetisch am nächsten mit dem wilden Wein verwandt sind. Sie werden als „cépages des origines“ oder „cépages primitifs“ bezeichnet. Grüner Veltliner, Sauvignon Blanc, Riesling und ziemlich sicher auch der baskische Petit Manseng sind Kinder des Traminers und Indizien dafür, dass die besten Rebsorten Migranten sind und dem Austausch mit Fremdem mehr abgewinnen können als talentlose Boulevardschmierer und der dings. Vielleicht sind sie deshalb auch der Gesundheit zuträglicher. Auf alle Fälle ist die heute so beliebte Rede von „autochthonen Rebsorten“ mit Vorsicht zu genießen, die daraus gewonnen Weine dafür oft mit umso kleinerer, wenn auch „avec modération“.

Auf alle Fälle kann man diese Woche mit Traminern, aber nicht ausschließlich mit solchen, anstoßen, zum Beispiel auf den 85. Geburtstag von Helmut Qualtinger und zum Beispiel

am Mittwoch und Freitag von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka, Reindorf. 

Dass der Herr Karl ein paar unfreiwillige Nachahmer weniger findet!

… wünscht Ihnen und sich selber der Herr Rudolf

Einfältige Dreifaltigkeit, der Sturm auf die Bastille und die magische Zahl Neun

Wenn man sich die Spitzenkandidaten der großen, mittleren, aber auch kleineren wahlwerbenden Parteien anschaut, könnte man meinen, dass Österreich ein Bundesstaat aus drei Bundesländern sei: Niederösterreich, Wien und Kärnten.

Die Zahl Drei gilt zwar als Symbol für göttliche Fülle und Vollständigkeit. Neben der Dreifaltigkeit Gottes wird Jesus drei Mal durch eine Stimme aus dem Himmel legitimiert (Mt 3,17; Mt 17,5; Joh 12,28). Er ist Prophet, Priester und König – die strengen Maßstäbe der Gewaltenteilung sind post-revolutionären Datums und hier vermutlich nicht anzulegen. Darüber hinaus ist Jesus Sohn Gottes, Sohn des Menschen und Sohn Davids. Und schon die alttestamentlichen Schriften bezeichnen den Besuch von drei Wüstenwanderern bei Sarah und Abraham, im Zuge dessen viel gegessen und noch mehr Wein (what else?) getrunken wird, als Besuch Gottes (Gen 18).

Aber ohne die demokratiepolitischen und wirtschaftlichen Meriten der Staatsmänner von Kärnten, Wien und Niederösterreich schmälern zu wollen, möchte der Rudl schon gerne darauf hinweisen, dass die Zahl Drei in der politischen Landschaft, aber auch Tradition und Verfassung Österreichs ohne Relevanz ist. Dort scheint der Zahl Neun eine bedeutendere Rolle zuzukommen. So lauten die Absätze 1 und 2 des Artikels 2 der Bundesverfassung:

(1)   Österreich ist ein Bundesstaat.

(2)   Der Bundesstaat wird gebildet aus den selbständigen Ländern: Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg, Wien

Da drängt sich förmlich ein Vergleich mit der Biologie auf: Ein Bäberl wartet in der Regel neun Monate, bis es halbwegs reif und seine angestammte Umgebung mit der sogenannten Welt einzutauschen, bereit ist. Vielleicht braucht es ja auch Spitzenpolitiker aus neun Bundesländern, um eine reife Demokratie samt Wahlergebnis, für das man sich außerhalb des Landes nicht genieren muss, zusammenzubringen. 

Die „Weinhandlung Rudolf Polifka“  wird diese Woche nachweisen, dass selbst in oenologischer Hinsicht die Welt von Wien aus gesehen nicht in Melk und am Wechsel endet. Sie wird versuchen, aus möglichst vielen Bundesländern glasweise Wein anzubieten, aus Niederösterreich, Wien oder Kärnten wird keiner davon sein, dafür sicher einer aus Tirol (Cuvée 2008 vom Weingut Flür aus Tarrenz) und einer aus Salzburg (Salzburger Hochthron, Reiterhaindl). Insgesamt werden es neun sein, nur zur Erinnerung …

… Mittwoch und Freitag von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka

Reindorfgasse 22, Wien XV

Egalité! Fraternité! Solidarité! Monsieur Rudolf

 

24. September

Da lässt das Bundesland Salzburg seinen Schutzpatron, den Heiligen Rupert, hochleben. Auf Domplatz, Residenzplatz und Kapitelplatz stehen jede Menge Standln, Ringelspiele, Schießbuden und ein Autodrom. Dort, wo der Hanno Pöschl seinerzeit der Elfi Eschke in „Ilona und Kurti“ sein Leid geklagt hat, dass diese ganzen Kirchen die Parkplätze verstellen.
Der Rudl empfiehlt diesen Film ganz dringend zum Ruperti-Kirtag, aber auch zur Nationalratswahl und überhaupt.

Der heilige Rupert wollte eigentlich im Osten bei den Awaren missionieren, heute nennt man so etwas „eine Bildungsoffensive starten“, hat dann aber auf seiner Reise in der Nähe von Enns, in Lauriacum, umgedreht. Sein Nachfolger Rudolf stellt sich – genauso wie Albert Camus – Sisyphos als einen glücklichen Menschen vor und ist da unerschrockener. Rudolf hat in Enns nicht umgedreht, sondern ist weitergefahren, bis nach Wien … Und dort wird er diese Woche durch eine veritable Kuriosität auf seinen Namensvorsilbenvetter anstoßen.
Man kennt eine Vertikale, eine vergleichende Verkostung von einem Wein aus unterschiedlichen Jahrgängen. Man kennt auch Chardonnay-Vertikalen, ob jetzt aus der neuen Welt, von Velichs Tiglat oder Chardonnays aus Puligny-Montrachet. Aber eine Vertikale eines in Salzburg gewachsenen und ebendort auch vinifizierten Chardonnays ist schon eher rar. Darum wird Herr Polifka diese Woche der unterschätztesten österreichischen Weinbauregion, dem „Bergland“, die Reverenz erweisen und einen 2008er, einen 2009er und den 2011er des „Salzburger Hochthron“ vom Weingut Reiterhaindl aus Großgmain offerieren, aber nicht ausschließlich. Wer will, kann zum Beispiel auch den 2011er „Hochthron“ mit dem 2011er „Erde“ von Sepp Muster vergleichen:

diese Woche am Mittwoch und Freitag
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“,
Reindorfgasse 22
1150 Wien

Einen erbaulichen Ruperti-Tag wünscht Herr Rudolf!

mehr (Anniversair)ere

Am 21. September war’s, vor einem Jahr, und Reindorfgassenfest war, vor einem Jahr: Die eine oder andere Ecke der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ harrte noch der Fertigstellung ihrer Sanierung, nichtsdestotrotz öffneten sich die Pforten Rudls’ Etablissements zum ersten Mal. Der erste Gast, auch das sei hier nicht verschwiegen, entpuppte sich als Forscher, der jahrelang mit der Entwicklung von alkoholfreiem Wein beschäftigt war.

Das eine oder andere Achtel ist inzwischen über die als Tisch getarnte Budel geschoben worden und der Polifka Rudl kommt kaum mehr dazu, ins Kino zu gehen, was ihm in Anbetracht der schönen neuen Plastikkinos aber eh gar nicht so leid tut.

Rudolf Polifka ist kein großer Freund von Jahrestagen, aber ein Freund der Geschichte. Und darum ist ihm aufgefallen, dass sich dieser Tage auch Folgendes jährt:

–         die Beilegung des Investiturstreits zwischen Kaiser Heinrich V. und Papst Calixtus II. durch das Wormser Konkordat (23. September 1122),

–         der Beginn Saladins Rezivilisierung von Jerusalem (20. September 1187),

–         die Abschaffung der Monarchie in Frankreich (21. September 1792),

–         die Abschaffung der Sklaverei in den Südstaaten durch die Regierung Abraham Lincoln (22. September 1862),

–         die Grundsteinlegung des Eidgenössischen Parlaments- und Regierungsgebäudes in Bern (21. September 1852) und

–         die Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln in Kärnten (20. September 1972).

Zugegebenermaßen ließe sich auch weniger Erfreuliches finden, wie die Verhängung des Kriegsrechts auf den Philippinen am 21. September 1972. Monsieur Rudolf meint trotzdem, in den oben erwähnten Ereignissen einen roten Faden zu erkennen: Mehr oder weniger unmittelbar scheinen diese Septembertage der Demokratie und der Menschenwürde zuträglich zu sein. Herr Polifka ist ja überzeugt, dass auch ein guter Geschmack geeignet ist, dem Wahren, Guten und Schönen auf dieser Welt zum Durchbruch zu verhelfen oder zumindest einen Beitrag dazu zu leisten, freilich nur in Gesellschaft und nicht als Ersatzhandlung. Aber ein kleiner Beitrag erscheint dem Rudl angesichts so mancher Plakate und Wortspenden im laufenden Wahlkampf nicht ganz unangebracht. Darum vergönnt er sich diese Woche ein Flascherl, das er nur von Beschreibungen kennt und auf das er schon länger neugierig ist, nämlich einen „Le Ruminant des Vignes“ 7002 der Domaine Haut Campagnau in Montréal du Gers. Und wer mit einer gültigen Rechnung der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ aufkreuzt, der kriegt auch ein Achtel, solange halt etwas davon da ist,

am Mittwoch und Freitag von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Der Herr Rudolf bedankt sich bei allen Gästen und freut sich auf sein zweites Jahr als Caviste.

Monsieur Rudolf et Fils

Reindorfgassefest

Am Freitag, den 13. und Samstag, den 14. September findet das diesjährige Reindorfgassenfest statt. Als musikalische Höhepunkte spielen Ernst Molden und Willi Resetarits am Freitag und Attwenger am Samstag.

Die „Weinhandlung Rudolf Polifka“ wird durch ein ständig wechselndes Weinprogramm der Feststimmung und dem oenologischen Erbe Reindorfs Rechnung tragen. Einzig der Reindorfer Jubiläumswein – ein Gemischter Satz, der vom Weingut Hajszan anlässlich des 600-Jahr Jubiläums von Reindorf  gefüllt wurde, wird ständig ausgeschenkt, solange der Vorrat reicht.

Reindorf war lange Zeit eine Weinbaugemeinde, was sogar im Wappen seinen Niederschlag gefunden hat. Es enthält nichts anderes als eine schlichte Weintraube. Überschwemmungen des damals noch nicht regulierten Wienflusses und die Urbanisierung setzten dem Weinbau aber zu und brachten ihn schlussendlich zum Erliegen.

Herr Rudolf wünscht ein agreables Fest!

Die neuen Öffnungszeiten der „Weinhandlung Rudolf Polifka“ sind:

Mittwoch und Freitag von 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

Beim Reindorfgassenfest hat Herr Rudolf selbstverständlich Freitag und Samstag von 12 Uhr bis spät am Abend offen.

Adieu Adebar. Das Wort zum Schulanfang

Letzte Woche haben die Störche das getan, wozu man in Anbetracht so mancher Wahlplakate von am PISA-Test (für Religion) Gescheiterten große Lust bekommen könnte: Sie haben sich über die Häuser gehaut.
Nebenbei: Der beste Grund für eine Bildungsreform ist, sagt der Rudl immer, dass einem dann vielleicht so etwas erspart bleibt, wie das, was uns jetzt von den Plakaten angrinst, und die Schmierereien in den kleinen handlichen Zeitungen vielleicht auch gleich. Die Frage ist halt nur, ob wirklich unbedingt die, für die so eine Bildungsreform jetzt zu spät kommt, diese Bildungsreform auch selber machen müssen. Der Rudl täte sich da schon zur Verfügung stellen, wenn’s war.
Zurück zu den Zugvögeln: Letzten Montag waren sie noch da, haben geklappert und sind herumgeflogen und plötzlich – mir nichts dir nichts – … leere Nester. Schade für die Sommergäste und die Fremdenverkehrsverbände, dafür haben die kleinen Frösche vermutlich ihre Gaudi gehabt. Des einen Leid, des anderen Freud.
Auf alle Fälle winkt der Rudl

am Freitag, den 6. September ab 16 Uhr

den Störchen leise „Adieu“, „Servus“ oder „Tschüss“, wie man in Wien sagt, nach. Früher hat man das mit einer legendären burgenländischen Weinserie gemacht, dem Weißen, dem Gelben und dem Roten Storch – einem trockenen Welschriesling, einer süßen Spätlese und einem Zweigelt – gemacht. Wie bei so vielen Weinen haben sich die Etiketten dieser Weine seit den Achtziger Jahren nicht unbedingt zur ihrem Vorteil verändert. Darum prostet Herr Rudolf dem Adebar mit schwefelfreien Weinen aus dem Weingut Schnabel aus der Südsteiermark – aber nicht ausschließlich mit solchen – hinterher.

Die neuen Öffnungszeiten für das Wintersemester sind:

Mittwoch und Freitag
von 16 bis 22 Uhr
Weinhandlung Rudolf Polifka, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

In diesem Sinne: Gaudeamus tamen! Oberstudienrat Rudolf

Sommerpause

Für den Vegetationszyklus der Weintraube beginnt jetzt dann schön langsam die wichtigste Zeit, weil auch die Zeit, von einem allfälligen Trockenstress oder einem Wasserüberschuss zu regenerieren, dann immer knapper. In den letzten Tagen dürften die Weingärten einen Teil des Vegetationsrückstandes aufgeholt haben, aber – anders als beim Radlfahren –  ist es beim Wein ohnehin nicht erstrebenswert, dass alles möglichst schnell geht, zumindest bei den Weinen, von denen der Herr Rudolf etwas hält.

Und weil man die Weintrauben in dieser schwierigen Zeit nicht alleine lassen sollte,

sperrt Herr Rudolf ab nächster seine Weinhandlung jetzt für einen guten Monat zu,

 auch um sich auf die eine oder andere Dienstreise in die Weingärten Transleithaniens – oder ins Kino – zu begeben. Im Fall der Fälle stellt er nach Maßgabe seiner zeitlichen Reserven aber ein paar Flascherl zu.

In der ersten Septemberwoche geht es dann wieder frisch und munter los. Genaue Öffnungszeiten und Wochenthema folgen rechtzeitig.

In diesem Zusammenhang sei auch gleich auf das diesjährige Reindorfgassenfest am

13. und 14. September hingewiesen, mit einem ausgesprochen ambitionierten Musikprogramm (Attwenger, Resetarits und Molden, etc.).

Einen plaisanten Sommer derweil

wünscht Ihr Monsieur Rudolf

Der Gemischte Satz und der Portfolio-Gedanke

„Paris ist eine schöne Stadt,

Woher sie ihren Namen hat:

Von einer alten Hose gwiß,

Denn die hat hinten a paar Riss.“

 (Karl Valentin, Trommelverse)

 

… soweit die Lösung des Rätsels der Vorwoche.

 

Die Radlrennfahrer werden bald in Paris eingetrudelt sein und langsam, aber sicher schwitzt die Wiener Stadt ihre Bewohner in den Urlaub hinaus, die Schauspieler auf den Salzburger Domplatz. Kosmopoliten, die sich einmal im Jahr nicht über Menschen, die anders ausschauen, ärgern wollen, zieht es gerne nach Antalya. Die Sportlichen fahren auf Höhentrainingslager in die Berge und wohin man halt sonst noch überall fahren kann.

Bevor sich auch der Herr Rudolf in die Ferien, respektive auf Dienstreise begibt, erweist er noch dem Gemischten Satz die Ehre. Die Werbung für den Wiener Wein könnte einen ja glauben machen, den Gemischten Satz gäbe es nur in der „Weaner Stod“ und die Weingärten, wo er wächst, wären seinerzeit eigenhändig von Hans Moser, der Reblaus und dem Heiligen Leopold in den Kahlenberg gepflanzt worden. Wahr ist vielmehr, dass es seit jeher ein probates Mittel gegen Klimaunregelmäßigkeiten war, in einem Weingarten unterschiedliche Rebsorten auszupflanzen, gemeinsam zu lesen und das dort gewonnene Traubengut sodann gemeinsam zu vinifizieren, um das Wetterrisiko zu streuen, weil ja nicht jede Rebsorte auf jedes Wetter gleich gut oder schlecht reagiert. Das heißt: Ein absoluter Spitzenweine wird so ein Gemischter Satz meisten nicht, weil irgendein Bestandteil ja doch fast immer vom Wetter missgünstigt wird, aber richtig grauslig wird er eben auch nicht, weil die eine oder andere Traube auf das jeweilige Wetter positiv reagiert. In Hamburg spricht man dabei vom Fischstäbchen-Syndrom (siehe und höre dazu: Ostbahn: Kurtiositäten: BT: Da Polifka Rudl & da Engel mitn dreckign Gsicht. Fischstäbchen, 2002).

Was der Erfinder des Gemischten Satzes (oder der Fischstäbchen) freilich nicht ahnen konnte, war, dass sich Jahrhunderte später Finanzexperten der unterschiedlichsten Art am Gemischten Satz ein Beispiel nehmen würden. Wer gerne eine Marie verdient, ohne produktiv zu sein und trotzdem kein ganz großes Risiko eingehen möchte, der wettet nicht auf eine bestimmte Markt- oder Kursentwicklung, sondern gleich auf mehrere. Irgendetwas wird schon eintreffen. Nur heißt so ein Investment dann Fonds oder Portfolio und nicht „Gemischter Satz“. Vor gut zehn Jahren waren die Experten etwa sicher, dass die Zukunft der New Economy gehört. Als sich dann aber die Gelegenheit bot, ein paar zur Privatisierung stehende BUWOG-Wohnungen günstig abzustauben, konnten sie auch nicht Nein sagen. Irgendwo musste das Geld ja hin. Es wollte ja arbeiten.

Zu der Zeit, als Parteibücher noch en vogue waren, soll es übrigens Zeitgenossen gegeben haben, die sich diesbezüglich ähnlich verhalten haben und derer gleich mehrere besaßen. Man kann ja nie wissen …

Auf alle Fälle werden in der kommenden Woche (23. bis 26. Juli) in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“ gleich mehrere Gemischte Sätze glasweise ausgeschenkt, aber nicht ausschließlich und auch nicht ausschließlich solche aus Wien. Ein Wein aus dem ältesten Weingarten Illmitz’ (1900 gepflanzt) wird dabei sein, mit heute nicht mehr so geläufigen Rebsorten wie Weißer Kadarka, Honigler, Ezerjó oder Delaware – Sorten aus der Monarchie. Aber auch ein eher seltener roter Gemischter Satz. Denn wie meinte einst der oben erwähnte Herr Moser:

„Drum tu den Wein ich auch nicht trinken sondern beißen.
I hob den Rotn grod so gearn als wie den Weißn.“
 

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag,

23. bis 26 Juli

jeweils von 18 bis 22 Uhr

 

Auf den Weinbeißer!

Rudolf Polifka

Anstalten, die Alpenetappen, Red Bull-Konkurrenten und eine ziemlich zerfetzte Hose

Ausführungen über TV-Anstalten haben hier überhaupt nichts verloren. Andererseits: Wenn man die Tour de France oenologisch mitfahren will, muss man die Radlfahrer ja irgendwie verfolgen. Und wenn man nicht hinfährt, bleibt einem nur das Empfangsgerät. Allerdings erweisen sich unsere öffentlich-rechtlichen Burschen dabei als wenig hilfreich. Geschockt und entsetzt von der Nachricht, dass manche Rennfahrer bei der Tour de France unerlaubte Substanzen konsumieren, haben sie – genauso wie ihre bundesdeutschen Kollegen – die Übertragungen vermutlich im Sinne des Jugendschutzes gestrichen. Bleibt zu hoffen, dass das in Zukunft bei Emissionen, wo einen überdreht-hysterische Zweit- und Drittklasspromis oder imbecile Teenager, die das gerne werden möchten, sekkieren, ähnlich gehandhabt wird. Aber gibt es dort Dopingkontrollen?

Der langen Schreibe kurzer Sinn: Die Österreicher zeigen nichts, die Deutschen zeigen nichts, den Vertrag mit Eurosport hat ein Kabel-TV-Provider zeitgerecht gekündigt. Bleibt das Schweizer Fernsehen: sehr kompetent, fast verständlich. Nur, was machen die während der 14. Etappe nach Lyon? Sie ändern kurzfristig das Programm und bringen Beach-Volleyball. Wie schaut es eigentlich beim Beach-Volleyball mit Bewusstseinsveränderung aus? Bleibt nur mehr Tour de France auf RAI 3, wenige verstehen das, muss aber kein Nachteil sein.

Ab nächstem Dienstag geht es auf alle Fälle in die Alpen. Das ist für den Herrn Rudolf immer eine besonders große Freude. Kommen doch die meisten französischen Weine der „Weinhandlung Rudolf Polifka“ aus dieser Gegend (AOC Vin de Savoie): Mondeuse, Jacquère, Altesse und Chasselas – auch der „Muscadet des Alpes“ genannt, vom Südufer des Genfer Sees. Zwei solche wird es glasweise zu verkosten geben, aber nicht ausschließlich. Zum Beispiel auch einen Schaumwein, fait méthode ancestrale (Flaschengärung), die nach einem Lehrwerk des „Wine & Spirit Education Trusts“ im Unterschied zu irgendwelchen Tankgärverfahren in der Schaumweinerzeugung offenbar nicht mehr erwähnenswert ist, für Frédéric und David Giachino hingegen sogar praktizierenswert: ein Schaumwein von der Rebsorte Jacquère, „tendrement enivrante“, 7,5 % Alcohol: „Giac’ Bulles“ – nach eigenen Angaben die Antwort der Savoyarden auf Red Bull. Diese Woche

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag

jeweils von 18 bis 22 Uhr in der

Weinhandlung Rudolf Polifka

Nächsten Sonntag wird der Sieger der Tour de France dann in der Stadt gekürt, die ihren Namen diesem Rennen verdankt, genauer einem österreichischen Rennfahrer in den 20er-Jahren, schnell, aber es hat ihn immer wieder geschmissen. Trotzdem war er am Ende vorne, nur seine Hose – zum Glück nicht seine neue – war von den vielen Stürzen ziemlich zerrissen und das blöder Weise in dieser Stadt, wo sie auf Mode so viel halten, war ihm aber wurscht. Schlussendlich haben sie dann sogar die Stadt nach der zerfetzten Hose benannt, ein genialer Dramatiker hat dieser Hose ein literarisches Denkmal gesetzt. Und der erste Gast, der dieses literarische Denkmal mit vollständiger Quellenangabe zitieren kann, darf den zweiten Gast, der das vermag, auf ein Achtel einladen – oder umgekehrt.

Aux verres!

Monsieur Rudolf Polifka