Es gibt Weinstile, Rebsorten und Herkünfte, die „in“ sind. Dem Chardonnay kann man viel nachsagen, dass er momentan „in“ ist, eher nicht. Vor zwanzig Jahren war das anders, was die Vermutung nahe legt, dass sich Wein auch nicht anders als Frisuren, Pop-Musik und Bildungspolitik verhält. Momentan scheint beispielsweise der Sauvignon Blanc – vor wenigen Jahren noch ganz hoch im Kurs – an Popularität einzubüßen. Und man kann Wetten abschließen, welchem Wein der Kultstatus als nächstem entzogen wird: dem deutschen Riesling, den Orange-Wines, … ?
Zurück zum Chardonnay: Es handelt sich bei ihm um eine Kreuzung aus Pinot und Gouais. Trotz seiner weltweiten Verbreitung (momentan Rang acht der verbreitetsten Rebsorten) dürfte er sich schon sehr früh nach seiner Geburt in Burgund besonders wohl gefühlt haben, vielleicht deshalb, weil er dort viel Kalk und ein hohes Preisniveau vorfindet. Die burgundische Gemeinde „Chardonnay“ ist trotzdem ziemlich sicher nicht nach der Rebsorte, sondern nach der Distel (le chardon) benannt. Das sollte im Zusammenspiel mit der Erderwärmung eigentlich wieder die Schotten hellhörig werden lassen. Gar nicht so unwahrscheinlich, dass sich bei kontinuierlicher Zunahme der Temperaturen irgendwann einmal die gefragtesten Chardonnay –Lagen im Land der Distel befinden werden. In Anbetracht seiner aromatischen Unauffälligkeit, seiner Begabung, die Lage zum Ausdruck zu bringen und vor allem im Idealfall seiner Rauchigkeit ein kongenialer Partner für Islay-Whiskies.
Die „Weinhandlung Rudolf Polifka“ wird kommende Woche den Startschuss zur Renaissance des Chardonnays geben. Rauchig wie ein Phönix aus der Asche wird er sich aus den Niederungen Reindorfs emporheben und über die Dächer der angesagtesten Vierteln, Achteln und Sechzehnteln Wiens zu einem neuen Siegeszug rund um die Welt ansetzen.
Darüber hinaus ehrt Rudolf Polifka auch heuer wieder die Kulturjuwelen Silberner und Goldener Sonntag. In den Sechziger Jahren hat ja irgendein Verhaltensauffälliger die langen Einkaufssamstage im Advent erfunden. Damit war das Ende des „Silbernen Sonntags“ (dritter Adventsonntag) und des „Goldenen Sonntags“ (vierter Adventsonntag) besiegelt. Bis dahin konnte man an den letzten beiden Adventsonntagen einkaufen. Jetzt werden Pelztiere, Kinderwägen und Punsch-Räusche an vier Samstagen ausgeführt. Die Ergebnisse dürfen als bekannt vorausgesetzt werden.
Diese Woche gibt es in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“ Chardonnays aus aller Herren Länder, aus dem Jura und dem Burgenland, aus Slowenien und vom Rochusberg (Mannersdorf), sowie Salzburg und Savoyen, aber nicht ausschließlich. Und zwar
am Mittwoch und am Freitag von 16 bis 22 Uhr
und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr
in der Reindorfgasse 22, Wien XV.
Das mit den Gratis-Zahnspangen für Kinder war offensichtlich nicht so ernst gemeint. Darum nimmt Monsieur Rudolf den Silbernen und Goldenen Einkaufssonntag nicht nur zum Anlass, sein Geschäft aufzusperren, sondern auch Gratis-Silber- und -Goldzähne für sämtliche Strizzis in der, um die und außerhalb der neuen Bundesregierung zu fordern.
In diesem Sinne: f.F.! M.R.