Genaugenommen eh fast kein Ostergras und Ostereier

Sauvignon Blanc

Dass der Herr Rudolf ein bissl ein ambivalentes Verhältnis zur Rebsorte Sauvignon Blanc hat, das hat er hier schon das eine oder andere Mal angedeutet. Da gibt es Sauvignons, wie den Opok von Maria und Sepp Muster, den Silex oder den geradlinigen von Josef Umathum. Da gibt es aber halt auch Sauvignons, wo der Fils hoffnungsfroh Gummibären wittert, obwohl sein Vater nur ein Glasl Wein trinkt. Und das ist kein Witz!

Der Geschmack ist eine Tochter der Zeit

Es gibt allerdings auch Zeiten, wo den Rudl grasige Aromen gar nicht einmal so massiv stören. Vor Ostern zum Beispiel. Da kommt es dem Rudl gelegentlich so vor, als funktelte hinter der einen oder anderen grünen Note eines Sauvignons ein buntes Osterei hervor.

Aber vor Ostern ist nicht nach Ostern

Und es gibt Zeiten, wo für den Rudl ausschließlich ein Sauvignon, den man fast nicht als Sauvignon erkennt, ein guter Sauvignon ist, zumindest wenn man die Kriterien derer heranzieht, die über die Zuerkennung von Prüfnummern entscheiden. Nach Ostern zum Beispiel.

Und vorige Woche ist nicht diese Woche, zumindest nicht ganz

Wenn Sie jetzt gerne noch länger weiter lesen möchten, muss Sie Herr Rudolf enttäuschen. Viel kommt da jetzt nämlich nicht mehr. Aber seien wir uns ehrlich! Haben Sie den hundselendig langen Text über Irouléguy letzte Woche wirklich zur Gänze gelesen? Der Rudl kann sich das beim besten Willen nicht vorstehen, obwohl er es natürlich gerne täte. Also gesetzt den Fall, dass Sie jetzt gerne etwas lesen würden, sei es über Wein, sei es über grüne Landschaften oder rote Basken, dann könnten Sie zum Beispiel die Ausführungen über Irouléguy, Tannat, sowie die Domainen Arretxea und Ilarria von der letzten Woche lesen, respektive fertig lesen. Und die meisten der vorige Woche beschriebenen Weine können Sie zumindest am Donnerstag noch trinken. Denn Herr Rudolf hat von allen vier roten Irouléguys, die letzte Woche Thema waren, eine zweite Flasche aufgemacht. So etwas ist ihm in seiner langen Zeit als Caviste auch noch nicht vorgekommen.

Oder

… Sie genießen es, dass Sie Herr Rudolf nicht schon wieder mit einem zwölfseitigen Traktat über die Korrelationen von Linguistik, Kurtologie und Oenologie beglückt.

Sauvignon Blanc 2015, Josef Umathum, Neusiedlersee
Am Etikett deutet nicht viel darauf hin, dass dieser Wein länger als drei Jahre hält, abgesehen vom Namen des Winzers. Präzision und Eleganz. So viel klassische Sauvignonaromatik wie gut und keinen Millimeter weiter.

Sauvignon Blanc vom Opok 2013, Maria und Sepp Muster, Steirerland
Es gibt von diesem Weingut vermutlich renommiertere Weine, aber dem Rudl schmeckt der Sauvignon vom Opok am besten, jedes Jahr anders. Und das würde man sogar dann merken, wenn man von jedem Jahrgang nur eine Flasche tränke. Zwei Jahre im großen Holz. Der Wein kommt in den Verkauf, wenn andere Sauvignon-Kollegen schon ziemlich alt ausschauen.

Sauvignon Blanc Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Steirerland
Reinsortiger Orangewine, im Vergleich zur großen Schwester Erde aber mit an Abstinenz grenzender Maischestandzeit von zwei bis vier Wochen. Freilich ist das immer noch viel mehr als bei vielem anderen, was da jetzt auf der Orange- und Amphorenwelle daher schwimmt. Zweiundzwanzig Monate im großen Holz.

Sauvignon Blanc 2006, Branko und Vasja Čotar, Kras, Slowenien
Reife Früchte, getrocknete Blumen, getoastetes Brot. Wer einmal dort im Karst war, wird diesen Geschmack nicht mehr so leicht los.

Sauvignon Blanc Exzellenz 2006, Otto Riegelnegg, Südsteiermark
Extraausbau eines Teils der Paradelage Sernauberg, nur in besonderen Jahren

Les Romains 2007, Domaine Vacheron, AOC Sancerre
Demeterzertifizierter Silexboden, Zitrusfrüchte und karamelisierter Pfirsich. Sollten Ihnen in der Reindorfgasse gerade ein Schalentier aus dem Meer zulaufen, dann ist dieser Wein nicht die allerunpassendste Begleitung, aber auch sonst ziemlich gut.

Smith Haut Lafitte Blanc 1979, Château Smith Haut Lafitte, Pessac-Léognan
Die voriges Jahr etwa um diese Jahreszeit geöffnete Flasche war nicht mehr am Zenit. Eine zweite Chance. Der Rudl schaut amoi.

und der Pirat

Diese vorösterlichen, aber gar nicht ostergrasigen Sauvignons, aber nicht ausschließlich diese, sondern zumindest am Donnerstag ein paar rote Basken, einen Grünen Veltliner und einen Josef glasweise, sowie das eine oder andere Osterei vor oder hinter Ostergras

am Donnerstag, den 17. März und am Freitag, den 18. März
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Am Gründonnerstag und am Karfreitag bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen. Da macht der Rudl einen Betriebsausflug nach Kagran. Erster Öffnungstag nach Ostern: Donnerstag, 31. März

Herr Rudolf wünscht Ihnen frohe Ostern!

Tannat! Irouléguy seid das Salz der Erde. (länger)

Ça y est! Seit heute vermag Monsieur Rudolf etwas, worauf er sich schon vor der Eröffnung seines Kaufmannsladens gefreut hat: Von seinen beiden Lieblingsdomainen aus seiner Lieblingsappellation Irouléguy kann er fast alle Weine offerieren und das in Rot, Weiß und Rosé: Domaine Arretxea und Domaine Ilarria.

Zuerst rot

Flaschenweise gibt es die Weine ab sofort. Glasweise wird Caviste Rudolf diese Woche einmal die roten offerieren. Das bedeutet Tannat, ein bissl auch Cabernets, vor allem bedeutet das aber Gerbstoff, gleichsam als Kompensation für die Rebsorte der letzten Woche.

Tannat

Bezeichnenderweise versteht man unter Tannat nicht nur die Rebsorte, sondern auch die Salze im Tannin. Seinerzeit hat man viel mehr Tannat reinsortig ausgebaut. Vielleicht haben die Menschen früher mehr Geduld gehabt. Denn trinken hat man das meistens erst nach zwanzig Jahren können. Heute ist fast immer ein mehr oder weniger kleiner Anteil an Cabernet Franc oder oder und Cabernet Sauvignon dabei. Direkt jungweintauglich macht ihn das aber auch nicht.

Gesundheit!

Vielleicht gilt Tannat deshalb als gesündester Rotwein der Welt, weil er mehr zum Aufheben als zum Trinken da war.
Die Forscher sehen andere Gründe: Kein anderer Wein entwickelt so einen Haufen an Procyanidin wie Tannat, viermal so viel wie jeder andere Rotwein, zumindest wenn er traditionell gekeltert wird und also drei bis vier Wochen auf der Maische steht – manchmal auch ungerebelt – und dann im alten Holz ausgebaut. Die Tannats aus Uruguay tun das in der Regel nicht, die aus den Pyrenäen, vor allem die aus Madiran und Irouléguy schon. Procyanidin beugt Herz- und Kreislauferkrankungen vor und fängt Radikale.
Heute versucht man die Typicität der Rebsorte zu erhalten, aber seine Trinkreife zu beschleunigen. Dort wo das gelingt, hat man reife und runde Tannine und Aromen nach schwarzen Beeren, Mirabellen und Brombeeren.
Wie man zu Alain Brumont und seinem Madiran Château Montus steht: Wenn es heute um Tannat geht, darf sein Name nicht fehlen.
Und in der Tat ist Tannat natürlich in erster Linie Madiran. Aber den gibt es eh da und dort. Eine Flasche mit Tannat aus Irouléguy rennt einem in Wien aber nicht alle Tage über den Weg, außer man liest Michel Houellebecq.

Wetter

Die paar Hügeln vor den Pyrenäen, auf die sich die Appellation Irouléguy erstreckt, sind um die tausend Meter hoch. Die Westhänge dieser Hügel meistens sehr grün, weil der Wind die Wolken vom dreißig Kilometer entfernten Atlantik herein trägt, die Wolken es dann aber nicht ganz über die Berge derpacken und als Regen herunter fallen, in der Region um Espelette zum Beispiel, wo die berühmten Paprika wohnen. Der Wind tut sich nach dem Regen ohne Gepäck natürlich leichter, kraxelt dann noch ein kleines bissl hinauf und fällt an den Osthängen dieser Hügelketten trocken und heiß herunter. Auch die Südwinde fallen nördlich der Pyrenäen trocken und heiß herunter. Alles in allem kann man festhalten, dass die Piments eher im Nord-Westen von Irouléguy und die Weintrauben eher im Süd-Osten zuhause sind.
Die Weingärten von Irouléguy und auch die von Jurançon haben nämlich etwas mit Innsbruck gemeinsam. Den Föhn. Und wenn der Rudl nicht wüsste, dass dieser Traktat über seine Lieblingsappellation hinsichtlich des Umfangs sowieso alle Grenzen der Zumutbarkeit überschreiten wird, dann würde er jetzt einen Exkurs über die wunderbare Zeitschrift von Markus Wilhelm, dem Karl Kraus aus dem Ötztal, einschieben. Dem seine Zeitschrift heißt nämlich auch Foehn und die war für den heranwachsenden Rudl seinerzeit journalistisch das, was der Kurtl musikalisch-poetisch und Major Kottan televisionär war.

Wegen der Jausn zum Mitnehmen warads

Aber zurück auf die Hügeln: Bis circa sechshundert Meter hinauf kann man Weingartenterrassen finden. Auf den Wiesen dazwischen, nach der Lese auch in den Weingärten der Domaine Arretxea, rennen Schafe herum. Der Ossau-Iraty ist einer der berühmtesten Schafkäse Frankreichs. Und Herr Rudolf nimmt das wieder einmal zum Anlass, Sie daran zu erinnern, dass es ausdrücklich erwünscht ist, wenn Sie sich die Jause in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils selber mitbringen. Diese Woche wäre so ein Iraty vielleicht gar nicht der unpassendste Tanninebegleiter.

Steine

Yves Hérody, Geologe aus dem Jura, bezeichnet Irouléguy als Mosaik von über vierzig unterschiedlichen Böden. Im Großen und Ganzen lassen sich aber vier Terroirs identifizieren:

Roter Sandstein

stammt aus dem unteren Trias, ist also knapp 230 Millionen Jahre alt. Die vom Sandstein dominierten Weingärten weisen einen hohen Eisengehalt auf, sind sauer und oft in Terrassen angelegt.

Kalk aus dem Jura

supportiert vor allem die Rebstöcke der Domaine Ilarria, ist gut fünfzig Millionen Jahre jünger, aber auch ganz schön alt.

Schiefer

ist älter als Sandstein und Kalk, trotzdem aber nur zufällig der Boden, auf dem die Domaine Arretxea begonnnen hat.

Vulkanischer Ophite

ist im Gegensatz um Sandstein basisch und liegt als Streusplitt in der Einfahrt zur Domaine Arretxea. Vielmehr weiß der Rudl darüber nicht, denn er ist gstudierter Theologe, nicht Geologe.

Rebsorten sind Geschichte

Weinbau ist in Irouléguy bis ins zwölfte Jahrhundert nachweisbar. Im fünfzehnten Jahrhundert ist Basse Navarre, sozusagen Niedernavarra, unter Heinrich IV. zum Königreich Frankreich gekommen. Das Letzte, was Frankreich von dieser Region wollte, war Wein. Darum ordnete man den Mönchen von Roncevaux an, die Weingärten stillzulegen. Haben die die neuen Machthaber nicht verstanden oder haben sie sich denen widersetzt? Die Weingärten stillgelegt haben sie auf alle Fälle nicht. Im Gegenteil. Bis ins neunzehnte Jahrhundert ist die Rebläche auf 1700 Hektar angewachsen. Um ein Haar hätte die Reblaus dem Weinberg den Garaus gemacht. Jetzt wächst er wieder und hält bei 220 Hektar, größtenteils Terrassenlagen.
Über die traditionellen Rebsorten von Irouléguy konnte man früher lesen, dass ihre Namen mehr singen würden als die Weine, die daraus gekeltert werden. Ihrer Säure und Härte seien nur die robusten Kehlen der Bergbewohner gewachsen gewesen. Die Reblaus hat dieses Problem, so es eines gewesen ist, erledigt. Der Weinbau ist in der Folge in Irouléguy nahezu zum Erliegen gekommen. 1954 haben sich dann die letzten Weinbauern zu einer Genossenschaft zusammen geschlossen. Viele Hektar waren das nicht mehr. Ab den Achtziger Jahren hat man dann begonnen, Reben zu selectionnieren und und auf die einzelnen Terroirs abzustimmen, tendenziell mit eher fruchtigen Weinen auf Sandstein, weicheren auf Kalk und körperreicheren auf den Ton-Dolomit-Ophit-Verwitterungsböden. 1970 wurde Irouléguy der Status einer Appellation zuerkannt. Die Genossenschaft ist heute eine der renommiertesten Frankreichs und das, obwohl die Zahl der Winzer, die selber vinifizieren, Jahr für Jahr steigt. 2000 waren es fünf, heute sind es mindestens neun. Die Autoren der N° 4 von Les Feuilles du Pin á Crochet haben das vor über zehn Jahren gewusst. Sie beschreiben Irouléguy 2003 als „vignoble en pleine expansion“, „qui va sûrement progresser dans les décennies à venir“.
Domaine Ilarria

Peio Espil bewirtschaftet zehn Hektar Weingärten auf sehr kargen kalkreichen Felsböden. Zwei Hektar mit den Weißweinreben Petit Manseng und Courbu. Auf den anderen acht wachsen Tannat, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon.
Die Stockdichte ist hoch, der Ertrag niedrig und die Bewirtschaftung biologisch.

Irouléguy Rouge 2012, Domaine Ilarria
Tannat und Cabernets auf Kalk

Cuvée sans soufre ajouté 2012, Domaine Ilarria
Dieselben Rebsorten, derselbe Boden, aber achtzehn Monate in Barriques und im großen Holz, ohne Schwefelzusatz

Domaine Arretxea

Thérèse und Michel Riouspeyrous haben etwas mit auffällig vielen Weinbuaern, deren Weine Herr Rudolf verkaufen darf, gemeinsam. Ihre Vorfahren haben ein Weingut bewirtschaftet. Sie selber waren dann ein Zeitl weg. Dann sind sie wieder zurück gekommen und haben auch Wein gemacht. Zum Glück.
Riouseyrous haben zu Beginn der Neunziger Jahre mit einem Schieferterroir begonnen, 2004 ist dann ein Weingarten auf Sandstein dazu gekommen. Und seit 2007 vinifizieren sie auch die Trauben von Pantxo Indart aus dessen biodynamisch bewirtschafteter Parzelle auf magmatischem Ophite.
Die acht Hektar von Thérèse und Michel Riouspeyrous sind südlich ausgerichtet und ziemlich steil, teilweise terrassiert. Wenn jemand das Wort „Terroir“ allzu leichtfertig verwendet, kann es passieren, dass Michel Riouspeyrous gereizt reagiert, nicht weil ihm das Terroir wurscht ist, sondern seines Erachtens allzu oft zu Unrecht strapaziert wird. Mit renommierten Geologen und Bodenforschern wie Yves Hérody, Dominique Massenot und Jacques Petit versucht er seinen Böden auf den Grund zu gehen, sie zu kartogarphieren und respektvoll wie penibel zu bewirtschaften.

Irouléguy Rouge Tradition 2013, Domaine Arretxea
Siebzig Percent Tannat, zwanzig Cabernet Franc, zehn Cabernet Sauvignon. Zwei bis drei Wochen auf der Maische spontan vergoren, dann dreißig Monate auf der Feinhefe im Naturbeton. Unfiltriert abgefüllt. Unbedingt ein paar Stunden vorher aufmachen. Zu weißem wie rotem Fleisch, vor allem aber zu Lammfleisch.

Haitza 2012, Domaine Arretxea
Siebzig Tannat, dreißig Cabernet Sauvignon. Ausbau ähnlich wie Tradition, nur dass der Ausbau teilweise in Manhartsberger Eiche von Stockinger, einem Fassbinger, auf den der Rudl in Frankreich immer wieder angesprochen wird, erfolgt. Vor allem zu allem, was auf dem Wasser schwimmt oder über das Wasser fliegt. Schwammerl tun weder das eine noch das andere, passen aber trotzdem ganz gut zum Haitza. Braucht auch unbedingt Luft.

Irouléguy Rouge Tradition 2013, Domaine Arretxea
Irouléguy Haitza 2012, Domaine Arretxea
Irouléguy Rouge 2012, Domaine Ilarria
Cuvée sans soufre ajouté 2012, Domaine Ilarria

Diese vier Rotweine, evidenterweise nicht ausschließlich diese

am Donnerstag, den 10. März und am Freitag, den 11. März
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgsse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Neben den roten, weißen und roséfarbenen Weinen aus Irouléguy sind ab sofort Grüner Veltliner Spiegel 2014 und Roter Veltliner Reisenthal 2014 vom Mantlerhof verfügbar.

Herr Rudolf freut sich!

2. März 1920 – alles Gute zum Geburtstag, Josef Bauer!

Die in Österreich mit Abstand am meisten verbreitete Rotweinrebsorte ist der Zweigelt. 1922 hat der Insektenforscher und Botaniker Friedrich Zweigelt Blaufränkisch und Sankt Laurent gekreuzt. Das Ergebnis war der Rotburger. 1975 hat man den dann posthum Blaue-Zweigelt-Rebe genannt, auf Betreiben eines Schülers von Friedrich Zweigelt, Lenz Moser. Neben dem Zweigelt gehen auch Blauburger und Goldburger auf das Rebenzüchterkonto von Zweigelt. Seine besondere Abneigung galt den Direktträgerweinen, dem Uhudler oder, wie er in der Steiermark genannt wird, dem „Heckenklescher“.

Motive

Jetzt gibt es Zeitgenossen, denen schmeckt der Zweigelt sehr gut und es gibt Zeitgenossen, denen schmeckt der Zweigelt nicht. Folgerichtig trinken die einen ihn und die anderen trinken ihn nicht. Manche finden im Zweigelt ein Übermaß an Gefälligkeit und einen Mangel an Gerbstoffen und Säure. Und dann gibt es noch Zeitgenossen, denen schmeckt der Zweigelt schon, aber der Genuss wird getrübt durch einen politischen Beigeschmack. Die Gründe dafür sind mittlerweile eh weitgehend bekannt. Damit sie Herrn Rudolf nicht falsch verstehen: Er ist erstens kein Richter und wünscht sich zweitens nichts viel mehr, als dass weder er noch sein Fils und auch sonst nie jemand beweisen muss, dass er oder sie sich im Fall der Fälle anders verhalten würde als viele Menschen in der NS-Zeit.

Trotzdem zwei Fragen

Muss man dreißig Jahre nach dem Ende des NS-Regimes unbedingt eine Rebsorte nach einem, der sich darin profiliert hat, benennen, zumal es ja alles andere als üblich zu sein scheint, dass eine Rebsorte so wie ihr Züchter heißt?
Und Herr Rudolf findet es auch schwierig, sich vorzustellen, dass einer ganz alleine eine Rebsorte züchtet. Vor seinem geistigen Auge sieht er da Mitarbeiter, Assistenten, Kollegen, vielleicht auch vifere Schüler. Vife Schüler wie Josef Bauer zum Beispiel.

Josef Bauer

Josef Bauer war erst zwei Jahre alt, als Friedrich Zweigelt Sankt Laurent und Blaufränkisch gekreuzt hat. Später hat Josef Bauer dann die Weinbauschule Klosterneuburg besucht. Da ist Friedrich Zweigelt dort schon Direktor gewesen. Josef Bauer ist in Kontakt zur katholischen Widerstandsgruppe rund um den Klosterneuburger Augustiner Chorherrn Roman Scholz gestanden und hat versucht, die Hitler-Eiche in Klosterneuburg durch Pestizide von innen her zum Absterben zu bringen. Ehrendoktortitel sind schon für viel weniger Leistung, vor allem aber für viel weniger Mut und Witz verliehen worden.
Leider haben sie Josef Bauer und seine Kollegen erwischt. Einige Lehrer der Weinbauschule Klosterneuburg wollten Milde walten lassen. Aber die haben sich in der Klassenkonferenz am 28. August 1940 nicht durchgesetzt. Darum hat die Schule unter der Direktion von Friedrich Zweigelt ein Betretungsverbot für Josef Bauer verhängt. Josef Bauer sei als „Führer der klerikalen Bewegung in Klosterneuburg bekannt“ gewesen und habe „mitunter Schwierigkeiten während des weltanschaulichen Erziehungsunterrichts gemacht, (…) weshalb er eine schlechte Note in weltanschaulicher Erziehung erhalten habe, trotz gutem Prüfungsergebnisses (sic!)“ (Konferenzprotokoll vom 28. August 1940). Die weltanschauliche Erziehung dürfte die an der Konferenz teilnehmenden Lehrer auch mehr interessiert haben als die Unterschiede zwischen Dativ- und Genetivendung. Als der Vater Josef Bauers die Schule um die Ausstellung eines Sittenzeugnisses für seinen Sohn ersucht hat, um die Gestapo milde zu stimmen, wurde ihm das von der Schule verweigert. Josef Bauer hat dann fast drei Jahre Gestapo-Haft in Gefängnissen von Wien bis damals „München Gladbach“ erlitten. Dann wurde er eingezogen.

Alleingänge

Die Verweisung Josef Bauers ist nach dem Konferenzprotokoll kein Alleingang des Direktors Zweigelt gewesen, wobei der Direktor für Konferenzbeschlüsse verantwortlich ist. Aber ist die Züchtung einer Rebsorte als Alleingang vorstellbar?
Es scheint beliebt zu sein, gravierende historische Ereignisse auf Einzelpersonen zu reduzieren und sicher ist das auch einfach. Aber möglicherweise verschleiert es auch ganz schon viel und ist dem historischen Verständnis nicht unbedingt zuträglich.

Verwandtschaft

Noch etwas fällt dem Rudl in diesem Zusammenhang ein. Er hat zwei Großväter gehabt. Der eine war bei der NSDAP, nicht als Funktionär oder was, sondern als Mitglied, ab 1938. Er hat nachher keinen Hehl daraus gemacht, hat WdU gewählt und VdU gewählt. Leichter hat er es seiner Familie und sich selber dadurch nicht gemacht. Der Rudl hat ihn in sehr guter und vor allem in lustiger Erinnerung, als Opa. Für sein Wahlverhalten nach 1945 hat er deswegen aber kein Verständnis.
Der andere Großvater vom Rudl ist kein braunes Parteimitglied gewesen. Der hat in den späten Fünfziger Jahren in Salzburg Flugblätter verteilt. Auf diesen Flugblättern hat er davor gewarnt, einen gewissen Karl Springenschmid in Salzburg wieder öffentlich auftreten zu lassen.
Karl Springenschmid

Karl Springenschmid war ab 1932 Mitglied der NSDAP. Am 30. April 1938 hat er die Salzburger Bücherverbrennung organisiert, bei der er zu einer Säuberung von allem Klerikalen und Jüdischen aufgerufen hat. Vielleicht hat ihn das ab 1938 als Leiter des Salzburger Schulwesens qualifiziert. Sein „Lamprechtshausner Weihespiel“ sollte den „Jedermann“ ersetzen. 1946 sind seine Blut-und-Boden-Weisheiten dann gesperrt worden. Der Dichterfürst hat sich in den Bergen versteckt, falsche Papiere zugelegt und einer Verhaftung entzogen. Ab 1953 hat man ihn wieder frei publizieren und auftreten lassen. Und das ist dem Opa vom Rudl gegen den Strich gegangen. Darum hat er ein Flugblatt verfasst, in dem er an die Karriere von Karl Springenschmid von 1933 bis in die späten Fünfziger Jahre erinnert und davor gewarnt hat, „exponierten Nazibonzen vor aller Öffentlichkeit das Wort zu erteilen“. Dieses Flugblatt hat der Opa vom Rudl dann verteilt. Eingesperrt hat man darauf nicht Karl Springenschmid, sondern den Opa vom Rudl für eine Nacht. „Aus Versehen“, angeblich.

Die sichs gerichtet haben und die kollektive Demenz

Flexible Menschen wie Springenschmid hat es viele gegeben. Zuerst übereifrig, dann konformistisch, später flexibel, dement und selbstredend unpolitisch. Im Fall der Fälle verhandlungsunfähig.
Helmut Qualtinger hat ihnen auf alle Fälle ein literarischen Denkmal gesetzt und ist damals dafür ziemlich angefeindet worden. Von diesen Zeitgenossen, die sich nachher fast chronisch nicht daran erinnern können, worin ihre Leistung bestanden hat, die sich vorher für ebendiese Leistung aber gut bezahlen und auszeichnen haben lassen. Man kennt das, vor allem von den selbsternannten Aufrechten und Anständigen.
Und dass es solche Leute heute nicht mehr geben würde, hat des Rudls Wissens noch keiner schlüssig nachgewiesen. Den Bildungsexperten und den Verfassern von Lehrplänen (abgesehen vielleicht von Religion) dürfte dieser Umstand aber keine schlaflosen Nächte bereiten.

Geburtstagsgrüße und ein später Ehrendoktor

Als Zeichen des Respekts und als Geburtstagsgruß an Josef Bauer, der am 2. März seinen 96. Geburtstag hat, öffnet Historoenologe Rudolf Polifka diese Woche eine ganze Reihe von Flaschen, auf den „Zweigelt“ steht. Er nennt diese Weine aber ab jetzt nicht mehr so. Und dabei fällt ihm auf, dass auffällig viele Josefs die außergewöhnlichsten Weine aus dieser Rebsorte machen. Vielleicht sollte man dem irgendwie Rechnung tragen.
Diese Woche in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils glasweise die folgenden gelungenen Weine mit der misslungenen Rebsortenbezeichnung
Josef Umathum, Hallebühl 2011, Neusiedlersee
Josef Lentsch, 2012, Neusiedlersee
Maria und Sepp Muster, 2012, Steirerland
Maria und Sepp Muster, Graf 2011, Steierland
Leo Uibel, Classic 2013, Weinviertel
Paul Unger, Spätlese 1993, Mittelburgenland
und dem ehemaligen Direktor der Weinbauschule Klosterneuburg zu Fleiß einen
Johudler Frizzante von Uwe Schiefer

…wie immer nicht ausschließlich.

Donnerstag, den 3. März und am Freitag, den 4. März
von 16 bis 22 Uhr
Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt die Unflexiblen wie Josef Bauer und verleiht diesem den Ehrendoktortitel der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils!

Schnurrbart und Lindenblüten. Altesse-Vertikale Jacques Maillet

Jacques Maillet wohnt mit seiner Frau Christiane hoch oben in Motz an den Ausläufern der Bauges, wo der berühmte Tome des Bauges herkommt, und schaut auf die Chautagne hinunter. Die Chautagne ist die Verlängerung des Lac du Bourget, des größte französischen Binnensees, nach Norden.

Biographisches und Klimageologisches

Monsieur Maillet ist zweifelsohne einer der herzlichsten Menschen, die der Rudl beim Weinkaufen kennengelernt hat. Sie würden es vielleicht auch ertragen, dieser Information entraten zu müssen. Aber es kommt dem Rudl schon vor, dass man das Naturell eines Winzers gar nicht so selten in dessen Weinen wieder finden kann, im Fall von Monsieur Jacques eine Mischung aus Lebendigkeit und Klarheit, zu der vielleicht auch Klima und Boden das Ihre beitragen. Die Chautagen wird gelegentlich als „Provence de la Savoie“ bezeichnet. Es sollen dort Palmen und Oliven wachsen. Und auch der Boden sucht in der Weinbauregion Savoyen seinesgleichen, pickelharter Sandstein. Der ist an der Oberfläche leicht, je weiter darunter aber, desto schwieriger zu beeindrucken.

Keine Zeit für Präsentationstechniken

Wie die meisten herzlichen Menschen kann Monsieur Jacques ziemlich direkt sein. Irgendetwas vorzuspielen ist nicht seine Passion. Wozu auch? Früher hat er seine Weintrauben an die Genossenschaft verkauft. Irgendwann ist ihm das zu wenig geworden. Darum hat er die Giachinos gefragt, ob er bei ihnen im Keller seinen Wein machen darf. Und das hat er dann auch getan, biodynamisch. Weit über die Grenzen Savoyens nimmt man davon Notiz. Jacques Maillet hat gerade einen Keller gebaut. Vinifizieren wird er darin aber nicht mehr gar so viel. Das werden ab der Ernte 2017 andere hoffentlich nicht allzu weniger begabt machen. Weinmeister Jacques geht mit Ende 2016 in die Rentn. Dem Rudl kommt es ja langsam, aber sicher fast so vor, als wäre das Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ein Sprungbrett in den wohlverdienten Ruhestand.

Altesse, vlg. Roussette de Savoie

Herr Rudolf hat fast alles, was er über diese Rebsorte zu schreiben weiß, für den 17. und 18. September 2015 unter zum Titel „A wie Altesse bis Ὠ wie Omega-3-Fettsäuren“ zum Besten gegeben. Darum beschränkt er sich hier, so schwer ihm das fällt, auf zwei Hinweise:
Pierre Galet weiß, dass Altesse eine entfernte Verwandte vom Furmint ist, trotzdem aber nur in Savoyen vorkommt, was wiederum mit dem Wetter zu tun haben kann.
Und geschmacklich wird die Hoheit Altesse mit Lindenblüten, Haselnüssen, Mandeln, Quitten und vor allem Honig in Verbindung gebracht, im Fall von fortgeschrittenener Reife auch mit Trüffelaromen.
Die Altesse Stöcke von Jacques Maillet wachsen auf der Lage „Cellier des Pauvres”, manche von ihnen tun das seit mehr als hundert Jahren.

Altesse 2009, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie

In Savoyen ein atypischer Jahrgang. Vor allem manchen Weißweinen fehlt die Säure. Einem Winter mit konstanten Temperaturen über dem sonst übliche Monatsdurchschnitt, nie unter minus zwei Grad, folgt ein sonniger, trockener Frühling und ein ausgesprochen heißer Sommer.

Altesse 2010, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie

Der letzte “grand millésime“. Ein extrem kalter Winter in Savoyen, dessen Niederschläge genug Feuchtigkeit für die gesamte Vegetationsperiode liefern. Viel Sonne im Frühling. Extrem heißer Juli, Abkühlung im August, sonniger September, der für physiologisches Gleichgewicht sorgt.

Altesse 2013, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie

Erneut übermäßig kalt und feucht im Winter, scheußlicher Frühling. Nasser Juni. Das Wenige, was noch nicht verrottet ist, wird von einem heißen Juli gerettet, bevor ein Gutteil davon dem Hagel zum Opfer fällt. Eine lange Vegetationsperiode bringt qualitativ extraordinaire Weine, leider nicht viel davon.

Falls Pierre Galet in der Reindorfgasse vorbei schaut, kann er seine Forschungsergebnisse am
Furmint 2013 vom Herrenhof Lamprecht überprüfen.

Und wenn Monsieur Rudolf schon ampelographisch von Ostfrankreich nach Ungarn reist, macht er auch im ehemaligen Westungarn Station und öffnet eine Flasche vom Lindenblättrigen
Königlicher Wein MMXIII, Josef Umathum

• Altesse 2009, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie
• Altesse 2010, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie
• Altesse 2013, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie
• Furmint 2013 vom Herrenhof Lamprecht
• Königlicher Wein MMXIII, Josef Umathum

Diese fünf Weine, aber selbstredend nicht ausschließlich diese fünf gibt es glasweise

am Donnerstag, den 25. Februar und am Freitag, den 26. Februar
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Langsam, aber sicher schafft es der Rudl, alle in den Energieferien erstandenen Weine in seinen Kaufmannsladen zu befördern. Das „zaht“ sich deshalb ein bissl, weil Rudolf Polifka die Weine donnerstags mit U- und Straßenbahn sozusagen zitzerlweise von seinem Domizil an der Hasenleiten hinüber nach Reindorf. Der Rudl ist in co2technischer Hinsicht da sehr penibel. Also wegen der neu verfügbaren Weine:

Zweigelt 2012, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedlersee
Weißburgunder 2013, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedlersee
Sauvignon Blanc 2015, Josef Umathum, Neusiedlersee

Herr Rudolf wünscht eine linde, aber herzliche Woche!

Dreierlei vom Kirschgarten. Was Josef Umathum, Monty Python und Anton Tschechow gemeinsam haben.

„Shut up“

 

…, brüllt Michael Palin in Monty Python’s Radioadaption von Anton Tschechows „Der Kirschgarten“, fünfmal. Er hat Tschechows gleichnamiges Stück seinerzeit nur wegen dieses Sketchs gelesen. Geringfügig anders verhält es sich mit dem gleichnamigen Blaufränkischen von Josef Umathum. Den hat Rudolf Polifka auch ohne Sketch und Theaterstück gekostet. Selbiges freilich auch nicht bereut. Aber lassen wir das Gumby Theatre im globalen Dorf.

 

Österreichische Rotweinrebsorten  und Superlative

 

Die österreichische Rotweinrebsorte, die am weitesten verbreitet ist, ist der Zweigelt. Dazu sehr bald sehr viel mehr, vor allem Text.

Die möglicherweise österreichische Rotweinrebsorte mit dem bemerkenswertesten Namen ist vermutlich der Sankt Laurent, insofern als er einen französischen Namen trägt. Es gibt in Burgund sogar einen Ort namens Saint Laurent. Rolle spielt die Rebsorte in Frankreich aber keine. Weinbaumeister Jacques Puffeney bedauert das.

Die österreichische Rotweinrebsorte, die am meisten Gerbstoff hat, ist der Blaufränkische. Und obwohl der Blaufränkische in allen österreichischen Weinbaugebieten und nicht nur dort vorkommt, ist er vor dem Rudl seinem geistigen Auge ein Burgenländer. Dort kommt er in allen vier Weinbaugebieten vor. Für Monsieur Polifka ist das ein ausreichendes Motiv, ihm diese Woche das Thema zu widmen und vier Blaufränkische aus den vier burgenländischen Weinbaugebieten zu öffnen.

 

Uwe Schiefer, Blaufränkisch Szapary 2011, Eisenberg, Südburgenland

 

Wenn Sie jetzt glauben, dass Ihnen der Rudl verrät, was das Charakteristische an den Böden am Eisenberg ist, dann haben Sie sich ordentlich vertan. Wahrscheinlich wissen Sie es eh. Oder Sie raten. Oder Sie fahren hinunter und schauen nach. Dann haben Sie auch etwas vom sensationellen Ausblick am Eisenberg. Und Sie können sich auch davon überzeugen, dass die Blaufränkischen dort irgendwie anders schmecken, bei Monsieur Alfred Weber zum Beispiel.

 

Blaufränkisch Reserve 1985, Weingut Iby, Horitschon, Mittelburgenland

 

Wenn Sie vom Eisenberg wieder nach Hause fahren und nicht in Murska Sobota, Graz oder Triest, sondern in Podersdorf, Wien oder Frauenkirchen wohnen, dann haben Sie mindestens zwei Möglichkeiten. Sie können über Welgersdorf und Oberwart auf die Südautobahn fahren. Das hat den Vorteil, dass Sie beim Weingut Schiefer vorbei fahren können. Es hat aber den Nachteil, dass Sie auf der Autobahn nicht viel sehen, zumindest nichts, was in den Augen vom Rudl sehenswert ist. Wenn Sie vom Eisenberg aber auf der B56 gerade hinauf nach Norden fahren, genießen Sie in den Weingärten von Rechnitz gleich wieder eine ziemlich schöne Aussicht. Dann kommen Sie bald einmal auf die B50 und nach Stoob. Da ist die Aussicht weniger spektakulär. Aber Sie können sehen, was passiert, wenn eine Vase oder ein Teller nicht mehr als eine Wurstsemmel kosten darf. Dann sperrt in einem Ort wie Stoob mit Keramik-Tradition nämlich eine Töpferei nach der anderen zu. Der Präsident der strengen Kammer heißt das dann „abgesandelt“. Die Körperschaft, der er vorsteht, scheint aber seit Jahr und Tag kein gröberes Problem damit zu haben, dass das Mehr im Börserl zum ultimativen Lebensziel wird. Irgendwer muss die ganzen smarten Eiphone, Jeanshosen und Getränkedosen ja auch kaufen. Am besten jeden Samstag oder noch besser Sonntag. Und das ginge nicht, wenn man für einen Teller, mit dem man nicht einmal ein Selfie machen kann, mehr als einen Euro hinlegt. Aber zurück auf die B50. In Stoob kommen Sie zu einer Abzweigung nach rechts. Sie führt Sie in das Blaufränkischland.

 

-länder

 

Es gibt geografische Einheit, die schon ziemlich lange auf „-land“ enden. Und es gibt geografische Einheiten, deren Nachsilbe „-land“ jünger als der Musikantenstadel ist. Warum man den noch nicht auf Stadlland umbenannt hat, ist dem Rudl eh ein Rätsel. Pfiffige Marketingexperten stampfen ein -land nach dem anderen aus dem Boden. Dort wird dann eine Sache zum Klischée, wenn sie es nicht eh schon ist. Ob das Zeichentrickfiguren, Industriespeck aus Massentierhaltung oder als Wein etikettierte Trinkmarmelade ist. Warum nicht auch Schunkelmusikoide im Pro7-Kauderwelsch?

Aber es gibt im Blaufränkischland natürlich interessante Sturschädel. Die pfeifen auf die Weisheiten der Berater, wie man die „Drübersteher und Besserwisser“ (© Querschläger) jetzt nennt. Und darüber hinaus ist es sowieso die Frage, ob man den Blaufränkischen im Mittelburgenland immer schon so gemacht hat. Vielleicht kann die Fünfundachtziger Reserve von Iby Aufsschluss darüber geben.

 

Blaufränkisch 2013, Weinbau Beilschmidt, Rust, Neusiedlersee Hügelland

 

Nach dem Blaufränkischland können Sie über die Burgenlandschnellstraße in Mattersburg auf die S4 auffahren. Nur kommen Sie dann erst recht auf die A2 und sehen nicht besonders viel, vor allem nicht von der „Taillierung“, wie der Kurtl die enge Stelle bei Sieggraben nennt. Wenn Sie auf die B50 zurück fahren, sehen Sie mehr und können über Siegendorf und Sankt Margarethen nach Rust fahren. Dort wohnt dem Rudl sein Namens- und Rentenvetter, Weinbaumeister Beilschmidt. Der hat 1980 aus Sparsamkeitsgründen auf synthetische Düngemittel verzichtet und dabei damals schon entdeckt, dass es ohne dieses Glumpert sogar besser geht. Seine Blaufränkisch Reben stehen auf sandigem Lehm.

 

Blaufränkisch Kirschgarten 2011, Josef Umathum, Jois, Neusiedlersee

 

Wahrscheinlich es ist viel zu früh, diesen Wein jetzt zu trinken. Aber Caviste Rudolf freut sich, dass er den jetzt im Sortiment hat. Er erinnert ihn ein bissl an die Domaine des Ardoisières von Brice Omont. Und der Boden vom Kirschgarten dürfte mit dem in Cevins auch einiges gemeinsam haben, nicht nur Schiefer und Quarz, auch den Umstand, dass beide Weinberge lange Zeit brach gelegen sind. Beide sind in Terrassen angelegt. Beiden schauen auf Wasser hinunter. Der in Cevins auf die Isère, der Kirschgarten auf den Neusiedlersee. Zum nächsten Skilift hat man es vom Kirschgarten freilich deutlich weiter. Und die Tour de France-Radler kommen beim Joiser Kirschgarten auch nicht so oft vorbei, aber das sollte terroirmäßig nicht allzu sehr ins Gewicht fallen.

 

Nicht ausschließlich diese vier Weine, sondern auch ein paar andere und das Bräustübl Fastenbier aus Salzburg Mülln kredenzt Herr Rudolf diese Woche

 

am Donnerstag, den 18. Februar und am Freitag, den 19. Februar

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

 

Neben dem Kirschgarten sind ab sofort

  • Sankt Laurent Klassik 2013 von Josef Umathum
  • Zweigelt Graf 2011 und
  • Sauvignon Opok 2013 von Maria und Sepp Muster, sowie
  • Pinot Noir 2011 von Josef Lentsch verfügbar.

 

Herr Rudolf grüßt die Kirschgärten!

Die Konsequenzen der Präferenzen der wüdn Hilde, a Radl, ein Kinderwagen und ein ÖBB-Halbpreispass. Nachbetrachtungen zum Kleinklima der Energieferien (frei nach Günter Brödl)

Angstneurosen und ihre verkehrstechnischen Implikationen

Es gibt ein Verhältnis zwischen Rockmusikanten und Automobilen. Und das genialste Verhältnis zu den Schüsseln und Hobeln hat der Kurtl. Immer wieder formuliert er richtungsweisende Thesen über Wesen und Wirken von
Fortbewegungsmitteln, vom kaffeebraunen Toyota, dessen Schlüssel Dipl.-Ing. Eduard Jedelsky während der Besprechung mit einer Bekanntschaft demonstrativ um den Finger rotieren lässt, über nicht motorisierte Zweiräder und Schi – aufgrund der Destination Athen ist anzunehmen, dass es sich um Langlaufschi handelt – bis zum 57er Chevy, der bis 13. Mai 1966 vom Burgring durch die Sechshauserstraße nach Hietzing gefahren ist, auf Schienen. Immer charmant, immer blitzgscheit und wissenschaftlich meilenweit voraus, etwa wenn er männliche Kürzeangst und die Neigung zu treibstoffintensiven Ersatzhandlungen mit großem CO2-Fußabdruck in einen kausalen Zusammenhang bringt (nachzuhören auf Dr. Kurt Ostbahn & die Chefpartie, Saft & Kraft) oder eine Lanze für eine Pferdestärke bricht (Ostbahn, Kurtiositäten).

Höchste Eisenbahn

Ein Blick auf das Wetter zeigt, dass es höchste Eisenbahn ist, was der Kurtl über Verkehr, Schienenfahrzeuge, Fahrscheine und -räder herausgearbeitet hat, aus dem Schubladl zu ziehen. Von einer signifikanten Rezipientinnen- und Rezipientenschaft umgesetzt, ist von diesen Forschungsergebnissen mit nachhaltigen Effekten auf Gesundheits- wie Pensionssystem zu rechnen. Darüber hinaus bringt das dem Klimaschutz hundertmal mehr als alle Klimagipfel über einander gestapelt.

Der Beitrag vom Rudl

Rudolf Polifka hat die Energieferien deshalb genutzt und die entsprechenden Unterlagen vom Professor noch einmal durchgearbeitet. Die Energieferien sind an und für sich ja die ideale Zeit für derartige Studien. 1974 hat man sie gemeinsam mit dem autofreien Tag ursprünglich als Energiesparferien eingeführt, um in der Energiekrise eine Woche lang das Beheizen der Schulen und Öl zu sparen. Heute gibt es keine Energiekrise mehr. Und auch keinen Winter. Dafür Schneekanonen und Flugreisen zu einem Tarif, mit dem man auf der Bahn nicht einmal bis Spitz an der Donau kommt.

Im Nachhinein

Vielleicht wäre es im Nachhinein eh gscheiter gewesen, wenn den motorisierten Kraxen, Schüsseln, Hobeln und Fliegern in den Siebziger Jahren ein für allemal der Saft ausgegangen wäre. Vielleicht hätten sich dann die technischen Forscher ein oder zwei intelligentere Fortbewegungsmittel einfallen lassen und wir heute einen Winter, der nicht nur auf dem Kalender steht, sondern, wie es sich gehört, auf den Wegen, Pisten und in den Wäldern herum liegt. Aber man kann das Rad der Zeit bekanntlich nicht zurück drehen. Nicht einmal der Rudl kann das und dem kann man ein diesbezügliches Bemühen jetzt wirklich nicht absprechen.

Mobilitätsseminar Nr. 57

So oder so versucht Caviste Rudolf Polifka diese Woche wieder einmal seinem Bildungsauftrag nachzukommen. Er öffnet Weine, deren Beschaffungsvorgang zu hundert Percent individualkraftfahrzeugsfrei und also exclusiv mit Radl oder Kinderwagen und ÖBB-Halbpreispass durchgeführt worden ist. Weil an der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils scheitert er nämlich nicht, der Winter.

Grüner Veltliner Landwein, Staringer, Stillfried, aus dem Doppler – der Nachtrag zum Höhepunkt des Wiener Faschings
Zierfandler 2014, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn
Grüner Veltliner Steinleithn 2013, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal
Riesling Smaragd Achleiten 2014, Weingut Schmidl, Dünrstein, Wachau
Traminer Trio Mitterweg 2008, Wimmer-Czerny, Fels am Wagram
Viognier 2007, Schönberger, Mörbisch, Neusiedlersee Hügelland
Grüner Veltliner Lamm 2006, Schloss Gobelsburg, Kamptal
Neuburger Auslese 2005, Staringer, Stillfried, Weinviertel
Blaufränkisch 2013, Beilschmidt, Rust, Neusiedlersee Hügelland
Roki’s p****c 1996, Vis, Kroatien

Aufgemacht werden ausschließlich diese Weine, ausgeschenkt auch zwei oder drei andere

am Donnerstag, den 11. Februar und am Freitag, den 12. Februar
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind
Rosa vom Weingut Umathum und
Rosé Frizzante von der Dankbarkeit beide sozusagen als Reverenz an das Wetter, außerdem
Königlicher Wein MMXIII vom Weingut Umathum,
Erde 2013 von Maria und Sepp Muster und
Zweigelt 2012 von Maria und Sepp Muster verfügbar.

Sehr bald schon mehr von diesen drei Weingütern, die nicht nur der Vorname, sondern nachweislich auch das Bemühen um Klimaschutz verbindet. Die Jiddische Hühnerleberpastete von der Dankbarkeit und die luftgetrockneten Mangaliza Würstel von der Fleischerei Karlo in Pamhagen gibt es auch ab sofort wieder.

Herr Rudolf wünscht Ihnen und sich selber auch agreable Stunden in Schienenfahrzeugen, mindestens 57!

Wiener Energieferien von 1. bis 7. Februar geschlossen

In den Wiener Energieferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Nächster Öffnungstag:

Donnerstag, 11. Februar

Thema dann: Radl und Kinderwogn

Herr Rudolf wünscht allen Schülerinnen und Schülern, sowie Lehrerinnen und Lehrern, und allen anderen sowieso viel Energie!

Reindorf wird gelb. Vin Jaune

Weinfeste finden meistens im Frühling oder im Herbst statt, selten im Sommer und so gut wie nie im Winter. Die Percée du Vin Jaune schon. Zum zwanzigsten Mal versammeln sich am ersten Wochenende im Februar, ungefähr sechs Jahre und drei Monate nach der Fassfüllung Liebhaber dieses ungewöhnlichen Weins in einem Dorf im Jura. Dieses Jahr in Lons-le-Saunier. Inzwischen sind das einige Zigtausend. Und dann wird wettgekocht, in alten Trachten durch die Straßen prozessiert, alter Jaune ersteigert und in den Kellern degustiert. Natürlich wird auch das Fass des neuen Jahrgangs geöffnet. Heuer ist das der 2009er.

Der Gelbe

Die Revue du Vin de France bezeichnet Vin Jaune in ihrer aktuellen Ausgabe als „breuvage pouvant traverser le temps“, als Getränk, das die Zeiten zu überschreiten vermag.
Ausschließlich die Rebsorte Savagnin ist für Vin Jaune zugelassen. Der Saft kommt in ein Fassl. Dort bleibt er sechs Jahre und drei Monate. Was verdampft, verdampft und wird nicht nachgefüllt. Kein Abstich, von der Grobhefe nicht und von der Feinhefe sowieso nicht. Das bleibt alles am Fassboden liegen. Irgendwann bildet die Oxidation eine Hefeflorschicht, die den Wein paradoxerweise vor allzu massiver Oxidation schützt. Oder auch nicht. Wenn sich der Hefeflor bildet, dann hat dieses Fass ganz gute Karten, einmal ein Vin Jaune zu werden. Wenn nicht, wird es irgendetwas anderes auf der Skala zwischen Wein und Essig. Nach den sechs Jahren und drei Monaten wird der Wein, der es zum Vin Jaune gebracht hat, in eigene Flascherln gefüllt, die Clavelins. Sie enthalten 62 Centiliter, was von einem Liter nach dem Aufenthalt im Fass übrig bleibt.

Monsieur Rudolf Polifka macht am 28. und 29. Jänner, gut eine Woche vor der diesjährigen Percée, Reindorf zur Vin-Jaune-Metropole am Wienfluss und kredenzt vier Gelbe glasweise, unter anderem von den zwei unangefochtenen Iconen im Jura.

Jacques Puffeney, Vin Jaune 2007, AOC Arbois, Jura

In Montigny-les-Asures wohnen Monsieur Jacques Puffeney und regenbogenfarbenschillernder, toniger Mergel. Angeblich kennen die meisten Kinder heute Ton und Kitt nicht mehr, zwei Grundwerkstoffe vom Rudl in seiner Kindheit. Monsieur Puffeney kennt Ton sicher noch, auch aus seinem Weingarten. Auf den tonhältigen Mergel von Montigny schaut eine Corniche aus Kalkgeröll herunter. Da die Erhebungen im Jura nicht so hoch sind, schaut sie nur. Jacques Puffeney hat 2014 seine 52 und letzte Lese eingebracht. In der Rentn ist er zum Glück trotzdem nur de jure. Das verbindet ihn mit dem Polifka-Rudl und dem Kurtl. Zum Glück, zumindest im Fall der Monsieurs Kurt und Jacques. Der Vin Jaune 2014 von Letzterem wird ja erst 2021 gefüllt. Wenn es eine Personifizierung des Gegenteils von Selbstdarstellertum gibt, dann ist es Monsieur Puffeney. Und der Rudl ist der Meinung, dass das seine Weine treffender beschreibt als alles Geschreibe über Komplexität und Engmaschigkeit.
Was vom Zweitausendsiebener, den Herr Rudolf anlässlich des Geburtstags letzte Woche aufgemacht hat, noch über geblieben ist, kann diese Woche mit drei anderen Gelben verglichen werden, zumindest am Donnerstag um 16 Uhr noch.

Domaine Jean Macle, Château-Chalon 2002, Jura

In Château-Chalon ist der Mergel eher blau. Er ist unter der Bodenoberfläche so besonders, wie das der Felsen darüber ist. Nur dass sich der Felsen besser auf Ansichtskarten ablichten lässt als der blaue Mergel. Darum kennen den Felsen auch mehr als den blauen Mergel. Den Felsen kann man leicht anschauen, wohingegen man den blauen Mergel entweder ausgraben oder im Château-Chalon schmecken muss. Das Auge ist halt ein viel bedienungsfreundlicheres Organ als der Geschmack, was wiederum einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil für den Felsen mit sich bringt.
Die Weine der Domaine Jean Macle gelten als rauchig und salzig. Die Entscheidung zwischen Mächtigkeit und Stil ist bei Macle schon vor 2002 gefallen.

Domaine Pignier, Vin Jaune 2007, AOC Côtes du Jura

Den hat Caviste Rudolf seit fast zwei Jahren im Sortiment und darum auch schon das eine oder andere über ihn geschrieben. Seit 2002 sind die Weine der Domaine Pignier demeter-zertifiziert. Sie reposieren in einem Fassl-Keller der Chartreuse-Mönche. Durch solch imposante Räume führt man wo anders Touristen.

Domaine Villet, Vin Jaune 2008, AOC Arbois, Jura

Eigentlich käme jetzt ein Vertreter der vierten Vin Jaune Appellation Étoile. Aber von der hat der Rudl keinen Wein und so schnell in Wien auch keinen auftreiben können. Andererseits vielleicht eh nicht so schlecht, wenn man sich Ziele nach oben offen lässt.
Darum kehrt der vierte Gelbe dorthin zurück, von wo der erste seine Reise nach Reindorf angetreten hat: Arbois. Vin Jaune vom ersten Bioweingut Arbois‘, Domaine Villet.

Weinbegleiterin

Früher ist Monsieur Rudolf öfter gefragt worden, welches Essen denn zu diesem oder jenem Wein passen würde oder vice versa. Meistens hat ihn das maßlos überfordert. Vermutlich wird er darum auch nicht mehr so oft gefragt. Aber eines weiß der Rudl und da fährt die Eisenbahn drüber. Zum Vin Jaune passt eine Hühnerleberpastete „au vin jaune“. Und darum wird er danach trachten, ein Patzl von so einer Pastete in Kombination mit einem Briochestriezel zu den gelben Weinen offerieren zu können.

Vin Jaune 2007, Puffeney (zumindest in Spurenelementen)
Château-Chalon 2002, Macle
Vin Jaune 2007, Pignier
Vin Jaune 2008, Villet
Marin „Clos de Pont“ 2009, Delalex
P’tit Canon 2013, Jacques Maillet
Syrah 2013, Biohof Heideboden, Neusiedlersee
Zweigelt 2011, Schnabel, Südsteiermark
Pinot Noir 2010, Uibel, Weinviertel

Nicht ausschließlich diese neun Weine gibt es glasweise am

Donnerstag, den 28. Jänner und am Freitag, den 29. Jänner
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

In den Wiener Semesterferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen. Nächster Öffnungstag ist Donnerstag, der 11. Februar. Schon zwei Tage vorher findet am 9.2. im Guesthouse in Wien I eine ganz besonders ambitionierte und interessante Veranstaltung statt. Zehn Weine zu ebensovielen Gerichten, von beiden nicht die schlechtesten.
http://www.theguesthouse.at/events-specials.html#perfect-match

Herr Rudolf grüßt den Hefeflor oben auf, gerade so wie die groben und die feinen Hefen unten in dem Wein!

Der Geburtstag

Irgendein Geburtstag ist das nicht. Helmut Zenker hat das seinerzeit schon gewusst. Vor neununddreißig Jahren. Drum hat er die entsprechende Folge von „Kottan ermittelt“ auch „Der Geburtstag“ genannt. Bruno Kreisky hat weniger weit geblickt und abgesagt (Kottan ermittelt. Der Geburtstag, 2. Szene). Aber im Rückblick ist natürlich jeder leicht gscheit. Außerdem hat Kreisky an diesem Tag selber Geburtstag gefeiert.

Mehr oder weniger öffnet Herr Rudolf jedes Jahr um diese Zeit die folgenden Weine:

Hégoxuri 2012, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Südwestfrankreich
Lieblingswein. Über ihn hat der Rudl schon das eine oder andere geschrieben. Gros Manseng, Petit Manseng und Petit Courbu die Rebsorten. Der Boden ein Mosaik, wie es Yves Hérody, ZZ Top unter den Geologen, einmal beschrieben hat. Südwestfranzösischer ist unter den gegenwärtigen geopolitischen Verhältnissen nicht möglich.

Jacques Puffeney, Vin Jaune 2007, AOC Arbois, Jura
Lieblingswinzer vom Fils, international. Sie sagen über ihn, manche vielleicht sogar zu ihm „le pape d’Arbois“. Nur dass ein Papst viel mehr redet. Hätte Herr Rudolf etwas zu sagen, wäre der Stuhl Petri längst von Rom nach Arbois dislociert worden. Dass es im Jura seit Jahren ein unentschiedenes Match um den besten Vin Jaune zwischen Jacques Puffeney aus der Appellation Arbois und Jean Macle aus der Appellation Château-Chalon gibt, das wird Ihnen Herr Rudolf nächste Woche verraten.

Pinot Gris Spätlese 2004, Dankbarkeit, Neusiedlersee
Lieblingswirt und -winzer vom Fils und vom Rudl. So gerne geht der Rudl gar nicht essen. Aber in ein Gasthaus geht er so gerne wie sonst nirgendwohin. Und der Fils auch. Der allerdings noch mehr wegen der Vogerl und Fischerl in den Schaukästen. Der Rudl wegen der A-Seite, wegen der B-Seite, sowieso wegen dem Wirt und überhaupt.

Schilcher 2010, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteiermark
Lieblingsschilcher. Monsieur Rudolf hat die eine oder andere Erfahrung mit reifen Weinen. Dass ein Schilcher aus dem Jahr 1992 einundzwanzig Jahre später so schmecken können hat, wie das damals am ersten Geschäftstag nach der Geburt vom Fils der Zweiundneunziger Schilcher vom Weingut Muster in Schlossberg getan hat, ist mindestens Metaphysik.

Frühroter Veltliner 2013, Weingut Uibel, Ziersdorf, Weinviertel
Lieblingsmemorymitspieler vom Fils und Lieblingsmalvasier national vom Rudl.

Roter Veltliner Bodega 2012, Mantlerhof, Gedersdorf, Kremstal
Lieblingslöss im Glas. Wie seinerzeit. Zwei Wochen auf der Maische offen vergoren. Händisches Unterstoßen. Vier Monate auf der Hefe.

Mondeuse 2013, Jacques Maillet, Chautagne, AOC Vin de Savoie
Lieblingssandstein im Glas, savoyardisch. Lieblingsfuhrpark vom Fils, spielzeugtechnisch.

Mont Blanc brut zéro 2010, Dominique Belluard, Ayse, AOC Vin de Savoie
Lieblingsschaumwein vom Rudl.

Eine Bitte in eigener Sache
Sollten Sie am Freitag, den 22. Jänner nach 18 Uhr das eine oder, respektive und andere Flascherl mitnehmen wollen, wäre Ihnen der Rudl verbunden, wenn Sie das vorher kurz per E-Mail kundtun könnterten. An diesem Abend wird Caviste Polifka von seinem Ex-Aequo-Lieblingsoenologen vertreten. Und der findet im Rudl seinen Sauhaufen nicht so leicht die allenfalls gewünschten Bouteillen. Wenn Sie vorher kurz schreiben, was Sie gegebenenfalls mitnehmen möchten, richtet Herr Rudolf das vorher her.

Wie immer nicht ausschließlich die folgenden Geburtstagsweine

Hégoxuri 2012, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Südwestfrankreich
Jacques Puffeney, Vin Jaune 2007, AOC Arbois, Jura
Pinot Gris Spätlese 2004, Dankbarkeit, Neusiedlersee
Schilcher 2010, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteiermark
Frühroter Veltliner 2013, Weingut Uibel, Ziersdorf, Weinviertel
Roter Veltliner Bodega 2012, Mantlerhof, Gedersdorf, Kremstal
Mondeuse 2013, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOC Vin de Savoie
Mont Blanc brut zéro 2010, Dominique Belluard, Ayse, AOC Vin de Savoie

Donnerstag, den 21. Jänner und am Freitag, den 22. Jänner
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf wünscht dem Major, dem Oidn und einzig wahren Altkanzler, dem anderen Ex-Aequo-Lieblingsoenologen (in das benachbarte westliche Ausland), dem Fils und allen anderen Geburtstagskindern alles Gute zum Wiegenfeste!

Rot. Kein Beitrag zur Präsidentschaftskandidatensuche

Schaut man sich ältere Bilder oder Filme an – zumal nicht österreichische -, dann wird einem ziemlich schnell klar: Unter Wein versteht zumindest die bildende Kunst vor allem Rotwein. Abwegig ist das nicht. Weißwein lässt sich im Bild nicht so leicht darstellen wie Rotwein. Dass Caviste Rudolf Polifka in seinem Geschäft viel mehr Weißwein als Rotwein stehen hat, ist freilich kein Protest gegen die Diskriminierung von Weißwein im stehenden und laufenden Bild, sondern seinem Geschmack geschuldet, was wiederum nicht heißt, dass der Rudl nicht weiß, dass es ziemlich aufregende Weine aus dunklen Trauben gibt. Aus Tannat zum Beispiel. Dazu schon sehr bald mehr.

Fremde Rote für die kalten Tage

Auf alle Fälle wird es jetzt, wo man wirklich von so etwas wie einer kalten Jahreszeit sprechen kann, höchste Zeit für Rotwein. Darum diese Woche auf nach Savoyen und in den Jura. Und auf in Weingärten, die es in dieser Form bei uns nicht gibt. Denn es wachsen dort rosarote bis fast schwarze Weintrauben, die in Österreich so gut wie nicht oder gar nicht wachsen.

Mondeuse 2013, Jacques Maillet, Serrières-en Chautagne, AOC Vin de Savoie

Die Rebstöcke für seine Mondeuse hat Jacques Maillet in Motz stehen. So ein Ortsname erheitert ein Gemüt wie den Rudl ja schon per se. Die Lage heißt „Cellier des Pauvres“. Etliche Stöcke dort sind über 110 Jahre alt.

Argile rouge 2009, Domaine des Ardoisières, Vin des Allobroges, Saint Pierre de Soucy

Der Rudl hat über Brice Omont ja schon das eine oder andere geschrieben. Über den Oenopionier aus der Champage, der mittlerweile auch schon wieder vor fast zwanzig Jahren mit Renaissance-Gründer Michel Grisard einen aufgelassenen Weinberg im Tal der Isère rekultiviert hat. Aber Herr Rudolf hat von der Domaine des Ardoisières noch nie einen Roten ausgeschenkt. Den Améthyste 2013 hat er seit September im Sortiment. Der besteht aus 60 % Persan, sowie 40 % Mondeuse und ist viel zu jung. Auf den Argile rouge 2009, 80 % Gamax und 20 % Persan, ist Monsieur Omont vermutlich gar nicht so stolz. Seiner Meinung nach sind seine Roten, anders als die Weißen, erst ab dem Jahrgang 2012 konkurrenzfähig. Aber das macht nichts.

Gamay 2011, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie

Lehm- und Kalkböden am Fuß den Mont Granier und ein Ausbau auf der Feinhefe bis zur Füllung kitzeln Aromen nach dunklen Beeren hervor und begünstigen die Gesellschaft von Gegrilltem und in Brioche Eingebackenem.

Poulsard 2012, Jacques Puffeney, AOC Arbois

Abgesehen von der Tatsache, dass es so einen hellen Rotwein, wie ihn die Poulsard-Traube hervorbringt, in Österreich nicht gibt, faszinieren Rudolf Polifka an dieser Rebsorte vor allem linguistische Aspekte. Der Poulsard wird auf gar nicht so wenigen Speise- und Weinkarten in Arbois auch Ploussard genannt. Die Sprachwissenschaft nennt so etwas Metathese. Dabei wechseln zwei Laute in einem Wort ihren Platz miteinander. Das englische Hors und das deutsche Ross wären ein Beispiel dafür, auch die umgangssprachliche Wepsn und die standardsprachliche Wespe. Dass dieses Lautwandelphänomen keine germanische Erfindung ist, zeigen das griechische krokodilos und das lateinische corcodilus. Die Idee dahinter ist, die Aussprache zu erleichtern, wobei man jetzt natürlich darüber streiten könnte, ob Wörter eine Idee haben. Das müssen Sie Platon oder eine genderbauftragte Sektionschefin fragen. Und ob jetzt Poulsard oder Ploussard leichter auszusprechen ist, weiß der Rudl auch nicht. Vielleicht kann Ihnen das ein Franzose oder ein Arboiser sagen.
Rebsortencharakteristisch könnte man Poulsard als hardcore-autochthone Rebsorte bezeichnen. Der Jura als Weinbauregion weist etwa zweitausend Hektar Weingärten auf, ein bissl mehr als die halbe Südoststeiermark. Und der Poulsard hat es nicht einmal in jeden Winkel des Jura geschafft. Eigentlich gehört er nur in den nördlichen Jura. Drum wird er auch Plant d’Arbois genannt. In den Schalen müssen die Farbpigmente nicht um ihren Platz raufen. Darum ähnelt der Wein oft einem Rosé, reift aber bis zu zehn Jahren.
Jacques Puffeney ist nicht nur der beeindruckendste Weinbaumeister, den der Rudl bis jetzt getroffen hat, sondern seit der Lese 2014 auch Pensionist. Wer noch irgendwo Weine von ihm findet, sollte im Zweifelsfall lieber temporär trockenes Brot essen oder es Rudolf Polifka melden.

Château de Canterrane 1977, AOC Côtes du Roussillon

Im Departement Pyrénées Orientales profitieren die Weine vom mediterranen Klima und wachsen meistens auf Schiefer- oder Mergelböden. Hauptrebsorten sind Carignan, Grenache Noir, Syrah und Mouvèdre.

Gabarinza 1997, Gernot und Heike Heinrich, Gols, Neusiedlersee

So lange ist es ungefähr her, dass der Rudl privat Rotwein gekauft hat.
Roter Terrassenschotter, Sand und Lehm. Zweigelt, Blaufränkisch und Merlot.
Aber wem sagt der Rudl das?

Roter Veltliner Reisenthal 2013, Mantlerhof, Gedersdorf, Kremstal

Kein Rotwein

Gewürztraminer 2013, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel

Auch Roter Traminer genannt. Trotzdem kein Rotwein.
Gabarinza 1997, Gernot und Heike Heinrich, Gols, Neusiedlersee
Mondeuse 2013, Jacques Maillet, Serrières-en Chautagne, AOC Vin de Savoie
Argile rouge 2009, Domaine des Ardoisières, Vin des Allobroges, Saint Pierre de Soucy
Gamay 2011, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie
Poulsard 2012, Jacques Puffeney, AOC Arbois
Château de Canterrane 1977, AOC Côtes du Roussillon
Roter Veltliner Reisenthal 2013, Mantlerhof, Gedersdorf, Kremstal
Gewürztraminer 2013, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel
Nicht ausschließlich diese acht Weine

am Donnerstag, den 14. Jänner und am Freitag, den 15. Jänner
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind Crémant de Herrenhof, der Schaumwein nach der Méthode Traditionelle und der Buchertberg on the Skins, ein maischevergorener gemischter Satz, vom Herrenhof Lamprecht verfügbar.

Herr Rudolf sieht Rot, trinkt Weiß und grüßt alle Menschen und Farben, die guten Willens sind!