Schnurrbart und Lindenblüten. Altesse-Vertikale Jacques Maillet

Jacques Maillet wohnt mit seiner Frau Christiane hoch oben in Motz an den Ausläufern der Bauges, wo der berühmte Tome des Bauges herkommt, und schaut auf die Chautagne hinunter. Die Chautagne ist die Verlängerung des Lac du Bourget, des größte französischen Binnensees, nach Norden.

Biographisches und Klimageologisches

Monsieur Maillet ist zweifelsohne einer der herzlichsten Menschen, die der Rudl beim Weinkaufen kennengelernt hat. Sie würden es vielleicht auch ertragen, dieser Information entraten zu müssen. Aber es kommt dem Rudl schon vor, dass man das Naturell eines Winzers gar nicht so selten in dessen Weinen wieder finden kann, im Fall von Monsieur Jacques eine Mischung aus Lebendigkeit und Klarheit, zu der vielleicht auch Klima und Boden das Ihre beitragen. Die Chautagen wird gelegentlich als „Provence de la Savoie“ bezeichnet. Es sollen dort Palmen und Oliven wachsen. Und auch der Boden sucht in der Weinbauregion Savoyen seinesgleichen, pickelharter Sandstein. Der ist an der Oberfläche leicht, je weiter darunter aber, desto schwieriger zu beeindrucken.

Keine Zeit für Präsentationstechniken

Wie die meisten herzlichen Menschen kann Monsieur Jacques ziemlich direkt sein. Irgendetwas vorzuspielen ist nicht seine Passion. Wozu auch? Früher hat er seine Weintrauben an die Genossenschaft verkauft. Irgendwann ist ihm das zu wenig geworden. Darum hat er die Giachinos gefragt, ob er bei ihnen im Keller seinen Wein machen darf. Und das hat er dann auch getan, biodynamisch. Weit über die Grenzen Savoyens nimmt man davon Notiz. Jacques Maillet hat gerade einen Keller gebaut. Vinifizieren wird er darin aber nicht mehr gar so viel. Das werden ab der Ernte 2017 andere hoffentlich nicht allzu weniger begabt machen. Weinmeister Jacques geht mit Ende 2016 in die Rentn. Dem Rudl kommt es ja langsam, aber sicher fast so vor, als wäre das Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ein Sprungbrett in den wohlverdienten Ruhestand.

Altesse, vlg. Roussette de Savoie

Herr Rudolf hat fast alles, was er über diese Rebsorte zu schreiben weiß, für den 17. und 18. September 2015 unter zum Titel „A wie Altesse bis Ὠ wie Omega-3-Fettsäuren“ zum Besten gegeben. Darum beschränkt er sich hier, so schwer ihm das fällt, auf zwei Hinweise:
Pierre Galet weiß, dass Altesse eine entfernte Verwandte vom Furmint ist, trotzdem aber nur in Savoyen vorkommt, was wiederum mit dem Wetter zu tun haben kann.
Und geschmacklich wird die Hoheit Altesse mit Lindenblüten, Haselnüssen, Mandeln, Quitten und vor allem Honig in Verbindung gebracht, im Fall von fortgeschrittenener Reife auch mit Trüffelaromen.
Die Altesse Stöcke von Jacques Maillet wachsen auf der Lage „Cellier des Pauvres”, manche von ihnen tun das seit mehr als hundert Jahren.

Altesse 2009, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie

In Savoyen ein atypischer Jahrgang. Vor allem manchen Weißweinen fehlt die Säure. Einem Winter mit konstanten Temperaturen über dem sonst übliche Monatsdurchschnitt, nie unter minus zwei Grad, folgt ein sonniger, trockener Frühling und ein ausgesprochen heißer Sommer.

Altesse 2010, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie

Der letzte “grand millésime“. Ein extrem kalter Winter in Savoyen, dessen Niederschläge genug Feuchtigkeit für die gesamte Vegetationsperiode liefern. Viel Sonne im Frühling. Extrem heißer Juli, Abkühlung im August, sonniger September, der für physiologisches Gleichgewicht sorgt.

Altesse 2013, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie

Erneut übermäßig kalt und feucht im Winter, scheußlicher Frühling. Nasser Juni. Das Wenige, was noch nicht verrottet ist, wird von einem heißen Juli gerettet, bevor ein Gutteil davon dem Hagel zum Opfer fällt. Eine lange Vegetationsperiode bringt qualitativ extraordinaire Weine, leider nicht viel davon.

Falls Pierre Galet in der Reindorfgasse vorbei schaut, kann er seine Forschungsergebnisse am
Furmint 2013 vom Herrenhof Lamprecht überprüfen.

Und wenn Monsieur Rudolf schon ampelographisch von Ostfrankreich nach Ungarn reist, macht er auch im ehemaligen Westungarn Station und öffnet eine Flasche vom Lindenblättrigen
Königlicher Wein MMXIII, Josef Umathum

• Altesse 2009, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie
• Altesse 2010, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie
• Altesse 2013, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie
• Furmint 2013 vom Herrenhof Lamprecht
• Königlicher Wein MMXIII, Josef Umathum

Diese fünf Weine, aber selbstredend nicht ausschließlich diese fünf gibt es glasweise

am Donnerstag, den 25. Februar und am Freitag, den 26. Februar
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Langsam, aber sicher schafft es der Rudl, alle in den Energieferien erstandenen Weine in seinen Kaufmannsladen zu befördern. Das „zaht“ sich deshalb ein bissl, weil Rudolf Polifka die Weine donnerstags mit U- und Straßenbahn sozusagen zitzerlweise von seinem Domizil an der Hasenleiten hinüber nach Reindorf. Der Rudl ist in co2technischer Hinsicht da sehr penibel. Also wegen der neu verfügbaren Weine:

Zweigelt 2012, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedlersee
Weißburgunder 2013, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedlersee
Sauvignon Blanc 2015, Josef Umathum, Neusiedlersee

Herr Rudolf wünscht eine linde, aber herzliche Woche!