Reindorf sieht auch heuer wieder Gelb. Vin Jaune

Auch heuer wieder am Mittwoch und am Freitag. Aber heuer sieht darüber hinaus am kommenden Wochenende auch das Jura wieder Gelb.

Percée du Vin Jaune in L’Étoile und Reindorf

Genau ein Jahr ist es her. Da ist der Rudl eingesprungen. Erklärenderweise ist hinzuzufügen, dass damals zum ersten Mal seit zwanzig Jahren die Percée du Vin Jaune abgesagt worden war, gerüchtenzufolge auch aus Sicherheitsgründen.

Schon ein paar Jahre steht die Woche vor dem ersten Februarwochenende in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils unter einem gelben Stern. Denn Caviste Rudolf Polifka, selber ein Freund des oxydativen Gelben, hängt sich an die Percée du Vin Jaune an. Und als diese 2017 agesagt wurde, war dem Rudl seine etwas frei interpretierte Percée du Vin Jaune à la reindorfienne dann die einzige im Siebzehner Jahre.

Dieses Jahr werden aber am 3. und 4. Februar wieder vierzigtausend Amateure des kräftigen, oxydativen gelben Weines zusammen kommen und Zeugen werden, wie die Hefeflorschicht des aktuellen Jahrgangs, das ist der Elfer, durchstochen wird, um den Wein daraufhin einer Qualitätskontrolle durch die Öffentlichkeit zu unterziehen.

Jura. Eine Répetition

Jura kann man quasi als komplementäre Weinbauregion zu Burgund verstehen. Über etwa achtzig Kilometer erstreckt sich ein zwei bis vier Kilometer langes Bandl von Norden nach Süden. Irgendwann, es muss gegen Ende des Tertiär, gewesen sein, ist dieses Bandl als Kollateralschaden, respektive -nutzen – wie man halt zu den Weinen des Jura steht – der alpinen Kompression von Osten nach Westen in Richtung Ebene von Bresse hinunter gerutscht sein, gerade so wie die Côte d’Or auf der anderen Seite des Saône-Grabens. Zum Glück hat das Juraband mit seinen ganzen Salzen und seinem Gips rechtzeitig vor den Pipperln von Bresse Halt gemacht. Der Unterboden des Jura besteht zu neunzig Percent aus Mergel. Darauf lassen sich prinzipiell zwei Grundbodentypen identifizieren:

Kalkgeröll vor allem am Fuß der Felsvorsprünge

Je konzentrierter der Kalk auftritt, desto mehr Chardonnay steht tendenziell dort.

Ton …

Auf den etwas weniger geneigten Hängen ist der Tonanteil zwischen den Kalk und Silikatsteinderln höher. Da tummeln sich die Trousseau-, und Savagninstöcke. Rund um die päpstliche Residenz von Jacques Puffeney, dem seit 2015 emeritierten „Pâpe du Savagnin“ in Montigny-les-Asures ist das der Fall.

Savagnin

Egal aus welcher der vier Appellationen des Jura der jeweilige Vin Jaune stammt, er besteht zu hundert Prozent aus Savagnin. Etwas anderes ist für Vin Jaune nicht zugelassen. Nirgends. Zweihundert Hektar, das sind zwölf Prozent der Rebfläche des Jura, sind mit Savagnin bestockt. Kleinbeerig und spätreifend. Mergel ist sein Lebenselexir.

Ausbau gegen alle Regeln des oenologischen Fortschritts

Vin Jaune wird in 228-Liter-Fässern ausgebaut. Dort bleibt er mindestens sechs Jahre und drei Monate. Dann ist der allerletzte Rest von vergärbarem Zucker aufgebraucht und der Wein so etwas von trocken. Für den Jura spezifische Hefen, Sacchromyces oviformis, sollen eine sehr langsame Gärung bewirken. Die abgestorbenen Hefen bilden eine Hefeflorschicht, die den Wein vor einer Oxydation, die ihn ungenießbar machen würde, schützt. Der Schwund im Fass darf nicht aufgefüllt werden. Von einem Liter eingefülltem Wein bleiben nach sechs Jahren und drei Monaten 62 Centiliter über. Dieses Quantum geht in einen Clavelin, wie die spezifische Flasche für Vin Jaune genannt wird. Vin Jaune wird temperiert getrunken. Wird er das nicht, ist er hundert Jahre lagerfähig. Sein Ursprung liegt vermutlich im achtzehnten Jahrhundert in Château-Chalon. Kein Wunder, dass die Eigenschaften von Vin Jaune in Château-Chalon am ausgeprägtesten auftreten: Gold- und Bernsteinfarbe, Nuss- und Curryaromen, hohe Komplexität, Kraft, Bitternoten und ein vielleicht wirklich unvergleichbares Reifepotential.

Nur eines von drei mit Savagnin befüllten Fässern wird als Vin Jaune abgefüllt.

AOP Côtes du Jura

So nennt man die Sammelappellation für alle Weine des Jura von

Champagne-sur-Loue im Norden bis Saint-Jean-d’Etreux im Süden. Charakteristisch sind im gesamten Jura Mergelböden, manche mehr, andere weniger kalkhältig. Tendenziell regnet es im etwas kühleren Norden mehr als im etwas wärmeren Süden. Die spezifischen Rebsorten des Jura Savagnin, Poulsard und Trousseau sind überall verbreitet, wobei ihnen im Süden durch Chardonnay und Pinot Noir mehr Konkurrenz als im Norden erwächst. Die Domaine Pignier und ihr spektakulärer Karthäuser Keller, befindet sich in Montaigu, etwas südöstliche der Appellation L’Étoile.

Vin Jaune 2010, Domaine Pignier, AOC Côtes du Jura, Montaigu, Jura

Der Vin Jaune im Sortiment von Caviste Rudolf, aber eine neuer Jahrgang. Demeterzertifiziert.

Comté drängt sich auf, gougères aux noix sollen auch nicht schlecht passen. Weißes Fleisch mit Saucen und ohne Kalorienaversionen, Curry, Safran, … halt vieles, was intensiv schmeckt.

Und der Rudl nimmt das wieder einmal zum Anlass, Sie zu animieren, sich die Jausn selber in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mitzubringen, gerade so wie früher einmal beim Heurigen.

AOP Arbois

ist die nördlichste der drei kommunalen Appellationen des Jura. Der hohe Mergelanteil im Boden begünstigt Rotwein, südlich von Arbois bei Pupillin eher Poulsard, nördlich beim Papstsitz Montigny-les-Asures mehr Trousseau.

Damit ist auch der Grund, warum es den Rudl, egal wo er in Frankreich unterwegs ist, immer nach Arbois zieht, genannt. Jacques Puffeney, le Pape d’Arbois.

Arbois ist aber auch ohne Audienz beim Pontifex eine Reise wert. Soweit der Rudl weiß, gibt es dort den einzigen Heurigen Frankreichs. Evelyne and Pascal Clairet sind bei Pierre Overnoy in die Schule gegangen. Darum ist es nicht so verwunderlich, dass ihre Weine ziemlich gut schmecken. Noch viel großartiger findet der Rudl allerdings, dass man die Weine der Domaine de la Tournelle von Evelyne and Pascal Clairet im Sommer in Kombination mit kalten Speisen direkt am Ufer der Cuisance offen kredenzt bekommt, nur bei Schönwetter. Also wenn Sie da einmal in der Gegend sind, da rät Ihnen der Rudl schon ziemlich nachdrücklich, dort einen Tisch zu reservieren.

Vin Jaune 2007, Domaine de la Tournelle, AOC Arbois, Jura

Château-Chalon

Optischer Höhepunkt im Jura ist vermutlich Château-Chalon, vielleicht überhaupt von allen Weingärten Frankreichs, von denen am Mont Ventoux einmal abgesehen. Die Appellation beschränkt sich ausschließlich auf Vin Jaune. Darum steht der auch gar nicht explizit am Etikett.

Ein markanter Felsvorsprung plombiert quasi die Appellation und speichert angeblich die Sonnenenergie am Tag, um sie in der Nacht an den Weingarten forzuwarden. Der Felsen schützt die Weingärten vor den Winden aus dem Norden und dem Nordosten. Auf der Plombe haben sie die Ortschaft Château-Chalon angelegt. Nirgends im Jura findet man eine höhere Konzentration an grauem und graublauem Mergel.

Château-Chalon 2009, Domaine André et Mireille Tissot, AOC Château-Chalon, Jura

L’Étoile

Von den drei kommunalen Appellationen des Jura ist L’Étoile die südlichste. Ihren Namen verdankt sie möglicherweise den zahlreichen versteinerten Seesternen in den Böden, vielleicht aber auch den fünf Hügeln, die den Weinberg eingrenzen. Die Winzer von L’Étoile stellen fest, dass viel Frühjahrs- und Sommerregenfronten, aber auch Gewitter aufgrund der Topographie und der Thermik einen Bogen um ihre Appellation machen. Abgesehen davon Kalk, Ton und Mergel. Wenn es ein geologisches Spezifikum von L’Étoile gibt, dann ist es ein relatives Übergewicht von Kalk auf Kosten von Mergel. Etwas mehr Chardonnay, den man dort „Gamay Blanc“ nennt, als sonst im Jura. Für den Vin Jaune ist das irrelevant.

Leider hat der Rudl vorigen Sommer vergessen, einen Vin Jaune aus der Appellation Étoile zu erstehen. Aus diesem Grund gibt es heuer auch keinen von dort.

Ersatz

Aber da sind noch Dominique Lucas‘ Vignes de Paradis. Die wachsen zu achtzig Percent in Hochsavoyen und zu zwanzig in Pommard. Wenn man beide Weingärten addiert und durch zwei dividiert, kommt ziemlich genau Jura heraus.

In Haute-Savoie, am südlichen Ufer des Genfer Sees, wächst unter anderem Chasselas. Das ist dort viel mehr üblich als erwähnenswert. Appellationstechnisch ist dort sowieso ausschließlich Chasselas zur Weißweinkelterung zugelassen, egal ob es dann ein AOP Vin de Savoie oder ein AOP Crépy ist. Dominique Lucas schreibt weder das eine, noch das andere auf das Etikett, sondern füllt seine Weine als Vin de France ab. Drum hat er dann gleich auch Pinot Gris, Sauvignon Blanc und Savagnin gepflanzt. Und seine vier oder fünf Chasselas baut er so atypisch aus, dass sie dem Korsett der beide Appellationen ziemlich sicher sowieso nicht entsprochen hätten. Auf gar keinen Fall der Chasselas sous Voile, der unter einem Hefeflor im Fassl reift, allerdings nicht so lange wie ein Vin Jaune. Eine ganz, ganz kleine Menge davon begrüßt der Rudl ab sofort in seinem Sortiment, ein Flascherl davon diese Woche glasweise.

Chasselas sous voile 2014, Les Vignes de Paradis, Ballaison, Haute Savoie, Vin de France

Und weil gerade Zeit ist …

Immer wieder stellt sich die Frage nach dem Unterschied zwischen einem oxydierten und einem oxydativen Wein.

Der Rudl hat einen oxydierten gefunden, und zwar nicht einen, der nur „drüber“ is oder ein „Altl“ hat, sondern wirklich oxydiert zu sein scheint. Er war sicher nicht für einen Konsum nach zwanzig Jahren gedacht.

Gemsichter Satz 1998, Hermann und Maria Hofer, Auersthal, Weinviertel

Und dann war da vor fünfundzwanzig bis dreißig Jahren so eine Modewelle, vor allem im Seewinkel. Da sind oxydative Süßweine, oft Beerenauslesen oder Auslesen als Aperitife gekeltert worden. Einen solchen, noch dazu von der Rebsorte Bouvier, hat der Rudl, nur findet er ihn gerade nicht. Aber vielleicht ändert sich das bis Mittwoch.

  • Gemsichter Satz 1998, Hermann und Maria Hofer, Auersthal, Weinviertel (der kost nix, is quasi ein Studienobjekt)
  • Chasselas sous voile 2014, Les Vignes de Paradis. Dominique Lucas, Ballaison, Vin de France (8/12)
  • Château-Chalon 2009, Stéphane et Mireille Tissot, AOC Château-Chalon, Jura (12/18)
  • Vin Jaune 2007, Domaine de la Tournelle, AOC Arbois, Jura (11/17)
  • Vin Jaune 2010, Domaine Pignier, AOC Côtes du Jura, Montaigu, Jura (9/15)

Selbstverständlich kredenzt der Rudl nicht ausschließlich oxydative Weine, sondern auch noch einige Weine der Pétavins und von Schmecke das Leben

am Mittwoch, den 31. Jänner und am Freitag, den 2. Februar

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weihandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau

In den Wiener Energieferien vom 3. bis 11. Februar nimmt der Rudl diese beim Wort, lässt die Heizung abgedreht und die Tür zugesperrt.

Herr Rudolf grüßt von der Gehsteigkante am unteren Ende des Laaerbergs, dem einen „Ende der Alpen“ © Kurtl, in das Jura an deren anderes Ende!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

Schmecke das Leben gegen die Pétavins. Das ist Brutalität und ein Vergleich von Äpfeln mit Dornen

Mit guten Biowinzern scheint es dem Rudl manchmal so wie mit Versteinerungen. Wo einer ist, sind meistens mehrere. Wo kaum einer zu sein scheint, ist oft überhaupt gar keiner und das bleibt dort auch oft so. Leider.

Ganz abwegig ist es nicht, wenn sich eine signifikante Häufung von Biowinzern an einem Ort oder in einer Region dann zusammen schließt.

Sepp Muster, Roland Tauss, Andreas und Ewald Tscheppe, sowie Franz Strohmeier haben das in der Steiermark gemacht und sich Schmecke das Leben genannt.

Adrian und Gilles Berlioz, die Giachinos, Michel Grisard, Louis Magnin, Jacques Maillet, Etienne und Raphaël Saint Germain, sowie Olivier Lelièvre haben das in Savoyen, beziehungsweise letzterer im Departement Ain gemacht und sich Les Pétavins genannt.

 

Imperative

 

Jetzt ist es nicht so, dass der Rudl Imperative ganz dringend zu seinem Glück braucht. Aber erstens hatte der Rudl die Weine der fünf Schmecke das Leben Winzer schon Jahre, bevor die sich so genannt haben, mit Begeisterung getrunken. Und zweitens sind diese Weine so gut, dass der Rudl darüber sogar einen Imperativ vergisst.

Die Pétavins haben sich nach dornigem Gestrüpp, das im Weingarten wächst, benannt. Ein Zufall ist das nicht, wenn Sie den Rudl fragen. Die acht biologisch, beziehungsweise biodynamisch arbeitenden Weinbauern haben den Fondueweinlieferanten der Skistationen schon ein bissl den Stachl angesetzt, respektive ein Feuerl unter dem Popo gemacht. Sollte Wein aus Savoyen einmal wirklich so angesagt sein wie das Wein aus dem Jura in den letzten Jahren geworden ist, dann wissen alle Beteiligten auf jeden Fall, bei wem sie sich bedanken können.

Allein vom Namen der Weinbaumeistervereinigung steht es für den Rudl vor dem Anpfiff auf alle Fälle 1-0 für die Pétavins.

 

Komparative

 

Wenn Sie, gewogene Oenologin, geneigter Oenologe, auf das hinauf jetzt einen Vergleich des besten Sauvignons von Schmecke das Leben mit dem besten Sauvignon der Pétavins oder einen des tanninreichsten Blaufränkisch mit der tanninreichsten Mondeuse erwarten, dann versteht der Rudl das. Trotzdem muss er Sie enttäuschen, schon allein weil keiner der Pétavins einen Sauvignon macht.

Drum pfeift Schulmeister Polifka diese Woche auf das altmodische Schulsystem mit seiner uniformierten Einheizprüfungsideologie, die unterschiedliche Antworten auf ein und dieselbe Frage – Pardon! Situation vergleicht – Pardon! rankt und sich dann wundert – Pardon! blöd wegschaut, wenn hinten nix als unbrauchbare Formalismen herauskommen. Nicht für die Schule lernen wir, sondern für eine Castingshow …

Und also pfeift der Rudl auf den Vergleich von Äpfeln mit Äpfeln. Und er pfeift sogar gleich auch auf den Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

Er offeriert zwei Weine. Der bessere gewinnt. Das Ganze erfolgt in fünf Kategorien. Ob diese Kategorien in gesschmacklicher Hinsicht von irgendeiner Relevanz sind, beurteilen Sie. Wer einen Gaumen hat, der schmecke.

 

Schon fast nicht mehr wahr. Würde der Weinzer diesen Wein heute anders vinifizieren?

 

  • Sauvignon Blanc Südbastei 2002, Andreas Tscheppe. Burgweinbau Riegersburg, Südoststeiermark (6/9)

v

  • Mondeuse „La Brova“ 2005, Louis Magnin, Arbin, AOC Vin de Savoie (4,50/7)

Diesen Wein gibt es immer noch beim Cavistenkollegen Monsieur Mischa am Bacherplatz.

 

Do kunnt jo jeda kumma. Weine gegen die Vuaschrift

 

  • Marius et Simone 2015, Domaine Giachino, Chapareillan, Vin de France (4/6)

v

  • Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (5/8)

 

Jahrgang mit Prestigedefizit

 

  • Mondeuse „Marie Clothilde“ 2014, Adrien Berlioz, Chignin, AOC Vin de Savoie (4,50/7)

v

  • Sauvignon Blanc 2014, Werlitsch, Steirerland (3/5)

 

Jahrgänge ohne Prestigedefizit

 

  • Sauvignon Blanc „Hohenegg“ 2007 (aus der Magnum), Alice und Roland Tauss, Leutschach, Steirerland (5/8)

v

  • Altesse „El Hem“ 2015, Gilles Berlioz. Domaine Partagé, Chignin, AOP Vin de Savoie (6/9)

 

Lieblingsjahrgang

 

  • Trauben, Liebe und Zeit weiß N°6 2013, Christine und Franz Strohmeier, Lestein, Steirerland (5/8)

 

  • Mondeuse. Cellier des Pauvres 2013, Jacques Maillet, Serrières en Chautagne, AOP Vin de Savoie (6/9)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt Caviste Rudolf Polifka

am Mittwoch, den 24. Jänner und am Freitag, den 26. Jänner

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Neuigkeiten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind

  • Riesling Federspiel Kellerberg 2016, Weingut Schmidl, Dürnstein, Wachau
  • Riesling Smaragd Achleiten 2016, Weingut Schmidl, Dürnstein, Wachau
  • Riesling vom Ziersdorfer Köhlberg 2016, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel
  • Grüner Veltiner Reserve Hundsberg 2016, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel

verfügbar.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Corrigendum

Es ist natürlich Kottan’s Fünfundvierziger gewesen, den Bruno Kreisky nicht mitgefeiert hat.

Vorschau auf den 31. Jänner und den 2. Februar:

3ème Percée du Vin Jaune à Reindorf

Herr Rudolf grüßt imperativfrei.

Ois Guade zum Geburtstag, dem Oidn, und dem Jungen a!

Ziele

Ein junger Mensch hat Ziele. Mit ein paar Holzbrettln, die er in der als Arbeitszimmer kaschierten Rumpelkammer seiners Vaters gefunden hat, eine Holzkanone, aus der Wasser spritzt, zu bauen, ist so ein Ziel. Drei Pumuckl Folgen an einem Tag anzuschauen, ein anderes. Irgendwo einen versteinerten Dinosauerier auszugraben, wieder eines.

Geburtstage

Geburtstage sind, sehr frei nach dem noch amtierenden Wiener Bürgermeister, vermutlich eine Zeit fokussierter Ziele, vieleicht auch fokussiert unintelligenter Ziele.

So oder so gratuliert der Rudl alle Jahre wieder am 22. Jänner, unter anderen Bruno Kreisky und Major Kottan zu ihren Geburtstagen. Dabei erinnert er sich an die denkwürdige Geburtstagsfeier samt Grillerei und zwei Leichen im Schnee anlässlich Kottans Vierzigers in der Tullner Au, nachgestellt von ein paar Helden im Jänner 2011, naturgetreu, abgesehen von den Leichen, dafür mit einem Kamerateam von ORF-Niederösterreich am Bahnhof von Langenlebarn, das die Bierkiste samt Feiergemeinde am falschen Gleis empfängt.

Was einer bereut. Vierunddreißig Jahre davor

In der Rente werden Politiker gerne gefragt, was sie mit dem Erkenntnishorizont des Zeitpunkts der Fragestellung anders machen würden, als sie es in ihrer aktiven Zeit gemacht haben. Im Fall von Bruno Kreisky haben die Reporter erwartet, der Altkanzler würde den Bau des AKW Zwentendorf oder die Art und Weise, wie er seine Nachfolge geregelt, respektive eben nicht geregelt hat, bereuen. Falsch.

Auf die Frage, was er gerne anders gemacht hätte, soll Dr. Kreisky kurz aufgeschaut und dann langsam, mit sonorer Stimme geantwortet haben:

Schauen Sie, dass ich diese Einladung von Major Kottan, damals zur Feier seines vierzigsten Geburtstages am 22. Jänner 1977 in der Tullner Au, also, dass ich die nicht angenommen habe, ich bin der Meinung, dass das doch ein schwerer Fehler gewesen ist.“

Schilcher 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steiermark

Wein vom Mann mit den großen Händen, in den Augen vom Fils. Bester Schilcher der Welt, am Gaumen vom Rudl.

Perles d’Aimavigne, Méthode traditionelle, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie

Schaumwein vom Weingut mit dem zweitbesten Spielzeugtraktor

Gamay 2015, Jacques Maillet, Motz bei Serrières-en-Chautagne, AOC Vin de Savoie

Rotwein vom Weingut mit dem besten Spielzteugtraktor

Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, Irouléguy, Sud Ouest

Der braucht kein ausreichendes Motiv. Er ist eines.

Rosé Frizzante ohne dosage, Dankbarkeit. Christine Lentsch, Neusiedlersee

Wirts- und Winzerleute des Vertrauens vom Rudl gerade so wie vom Fils

Una. Frühroter Veltiner 2015, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel

Malvasier vom Namensvetter im zweiten Namen

  • Rosé Frizzante ohne dosage, Dankbarkeit. Christine Lentsch, Neusiedlersee (2,50/4)
  • Perles d’Aimavigne, Méthode traditionelle, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (3/5)
  • Una. Frühroter Veltiner 2015, Leo Uibel, Ziersdorf, Weinviertel (4,50/7)
  • Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Gamay 2015, Jacques Maillet, Motz bei Serrières-en-Chautagne, AOC Vin de Savoie (4/6)
  • Schilcher 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steiermark (3/5)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt Caviste Rudolf Polifka

in der Woche vor dem Geburtstag

am Mittwoch, den 17. Jänner und am Freitag, den 19. Jänner

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau auf den 24. und 26. Jänner:

Vermutlich ein Biowinzerzusammenschlussduell in fünf Kategorien

Les Pétavins v Schmecke das Leben

Herr Rudolf grüßt die großen und nicht so großen Geburtstagskinder!

 

Warten auf Roussette. Eine Vertikale von Jacques Maillet, lückenlos. Enfin!

 

Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“, sagt der Kurtl

Lange kann es nicht her sein, da hat Ihnen Monsieur Rudolf eröffnet, dass er dem Kindesalter lediglich körperlich entwachsen ist. Gewissen Capriziositäten zwar nicht grundsätzlich abgeneigt, hält er sich im Großen und Ganzen dennoch für ein schlichtes, ja kindliches Gemüt. Er ist meistens ausgesprochen leicht zu erheitern. Da genügen ein paar lustige Namen, an denen es in mittelhochdeutschen Quellen, aber auch in der zeitgenössischen Urbanität nicht mangelt, oder auch ein paar gemeinhin als derb geltende Ausdrücke.

Geometrisch betrachtet ist der Rudl nicht einmal in der dritten Dimension angekommen, von einer etwaigen vierten ganz zu schweigen. So zeichnet und malt Herr Rudolf auch. Und als solcher wäre er ja regelrecht ein gefundenes Fressen für die zweidimensionale, körperlose Wischwelt der steuerscheuen Datenbettlerbanden.

Transzendenz statt Tablett

Was täte der Rudl da ohne seine Antenne für Transzendenz? Bevor er sich mit schwer Vorstellbarem aus der dritten geometrischen oder einer allfälligen vierten wasweißderkuckuckwasfüreiner Dimension herumschlägt, begnügt er sich lieber mit zweidimenionalen Hand- und Trinkfestigkeiten und hofft, dass das, was die Holmes Brothers einmal mit dem Kurtl alsAmazing Grace“ besungen haben, den Rest erledigt. Einfach ist das eh auch nicht, zumindest weit weniger einfach als ein stumpfsinniger Vulgärpositivismus.

Um nicht falsch verstanden zu werden

Freilich gibt es da auch das „schlichte Gemüt“ als Ausrede, gleich gar nicht zu versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen und allem, was man nicht gleich versteht, das Manterl des Mysteriums umzuhängen. Das meint der Rudl nicht mit „schlichtem Gemüt“. Herr Rudolf hält sein Gemüt vielmehr insofern für ein schlichtes, als er mit fünfzig Jahren die Welt noch genauso verändert möchte, wie er sie mit fünfzehn verändern wollte. Und er kann mit fünfzig noch genauso zornig über zu Veränderndes werden und sich auch auch genauso darüber abhauen wie vor gut dreißig Jahren.

Zurück in die Steine und zurück in die Zeit

Beim Wein haben es dem Rudl vor allem die vertikale Dimension der Steine und die Zeit angetan. Er vergleicht leidenschftlich gerne einen Wein aus unterschiedlichen Jahrgängen und er vergleicht gerne Weine, die sich möglicht nur hinsichtlich des Gesteins, auf dem sie gewachsen sind, unterscheiden.

Geduld

Auf fünf Zeit- und also Jahrgangsvergleiche freut sich der Rudl jetzt schon länger und intensiver: Schiste und Quartz von der Domaine des Ardoisières, Le Feu von Belluard, Grüner Veltliner Spiegel von Sepp Mantler und Altesse von Jacques Maillet. Auf letztere wartet Caviste Rudolf jetzt ziemlich genau dreieinhalb Jahre. Zuerst hat er auf einen besonderen Zeitpunkt für die Vertikale gewartet, dann hat er sie durch eine Vertikale derselben Rebsorte, allerdings von Giachino ersetzt und wieder gewartet, weil es inflationär wäre, zwei Altesse Vertikalen unmittelbar aufeinander folgen zu lassen. Dann hat er die Altesse von Maillet sich mit dem Furmint von Gottfried Lamprecht duellieren lassen. Das war sehr schön, aber horizontal statt zeitlich und außerdem naheliegend, gleich auf den Zweitausendfünfzehner zu warten und nach Eintreffen desselben dann wieder auf einen würdevollen Anlass. Am Beginn des Studienjahres 2017/18 hat Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, der Rudl aus lauter Begeisterung über im Urlaub Getrunkenes mit Savoyen in einem Ausmaß traktiert, das ihm selber schon ein bissl auf den Zeiger gegangen ist. Darum hat er irgendwann im Oktober annonciert, einmal ein Zeitl mit savoyardischen Themen zu pausieren. Das hat Caviste Rudolf für ihn selber erstaunlich lange durchgezogen. Aber jetzt ist Schluss mit der unkindlichen Geduld.

Altesse

Der Legende nach soll eine scharfe Zechn namens Anne de Lusignan Altesse von Zypern nach Savoyen gebracht haben. Die war Tochter des dortigen Königs

und dem Grafen Amédée von Savoyen nicht ganz wurscht. Schlussendlich muss sie eingewilligt haben, den Mittelpunkt ihrer Lebensinteressen von Zypern nach Savoyen zu verlegen, unter der Voraussetzung, dass sie ein paar Rebstöcke Altesse von Zypern nach Savoyen verpflanzen darf. Davor hat der Rudl größte Hochachtung. Er hat einmal versucht, sechs Stückl Altesse Reben lebendig von Savoyen nach Wien zu bringen, was ihm, wie es ausschaut, zu fünzig Percent gelungen ist, aber alles andere als eine einfache Übung war. Anne de Lusignan soll das fünfhundert Jahre vor dem Rudl gemacht haben. Und wenn das stimmt, dann war ihrem Altesse Transport mehr Nachhaltigkeit beschieden als dem Rudl seinem vor drei Jahren.

Ampelographisch spricht allerdings mehr dafür, dass Altesse mit Furmint verwandt ist. Der soll den gekrönten Häuptern von Österreich-Ungarn vorbehalten gewesen sein und der Altesse aus diesem Grund ihren imperialen Namen gegeben haben. Das meint zumindest Pierre Galet.

Dem Rudl ist die Abstammung powidl, eine gute Geschichte aber immer mindestens genauso lieb wie ein wissenschaftlicher Beweis. Darum erheitert es ihn, dass heute auf Zypern Altesse ausgepflanzt wird.

Trotzdem wird diese Woche aus Forschungsgründen selbstverständlich wieder der Furmint von Gottfried Lamprecht aus Referenzwein und -wert geöffnet werden.

Rebsortencharakteristik

Wer bei einem Weingarten auf Produktivität aus ist, muss eine andere Rebsorte pflanzen. Die Beeren klein und spät reif. Auf Kalkgeröll und Kieselsteine steht Altesse.

Wiesenblumen, Exotik, Mandeln, Bienenwachs und im gereiften Stadium Trüffeln.

Autrement!

Wenn der Rudl immer wieder schreibt, dass er auf savoyardische Weine steht, dann stimmt das eigentlich gar nicht. Erstens, weil es nicht viele gibt und zweitens, weil in Anbetracht der allermeisten savoyardischen Weine, die es ja gibt, auch sehr gut, ist, dass es davon nicht mehr gibt.

Aber dann sind da halt zwei oder drei Hände voll Weinbaumeister, die ganz andere savoyardische Weine machen. Und für die würde der Rudl sogar mit dem Radl oder mit seinen Langlaufschi sehr, sehr weit fahren.

Completement autrement

Monsieur Jacques ist einer der konsequentesten unter ihnen. Darum ist er 2003 aus der Cooperative Cave de Chautagne ausgestiegen und hat die meisten seiner an Eigenständigkeit schwer zu überbietenden Weine „Autrement“ genannt. Der Ort, in dem Jacques Maillet wohnt, heißt übrigens „Motz“.

Vor ziemlich genau einem Jahr ist Jacques Maillet in den Ruhestand getreten. Sehr realistisch ist das bei ihm nicht, zumindest nicht im wörtlichen Sinn. Aber der Rudl hat natürlich alles daran gesetzt, solange es noch gegangen ist, das war exact bis einunddreißigsten Dezember Zweitausendsechzehn, eine Palette Wein von Jacques Maillet zu beziehen. Und das obwohl sich zum damaligen Zeitpunkt die Fülle in seinem Keller diametral entgegengesetzt zu der auf seinem Konto verhalten hat. Ganz einfach war das damals und noch ein ganzes Zeitl später nicht. Aber jetzt ist der Rudl ziemlich froh, über ein ganz ansehnliches Reservoir am letzten Jahrgang von Herrn Jacques zu verfügen. Nicht alle französischen Cavistenkollegen vom Rudl sind in so einer privilegierten Lage. Bei den meisten war im letzten August schon Schluss mit Jacques.

Darum freut sich der Rudl, nach einer Kleinstvertikale der Autrement. Mondeuse von Jacques Maillet im letzten Juni diese Woche eine deutlich umfangreichere von der Autrement. Roussette glasweise kredenzen zu dürfen.

Autrement. Roussette de Savoie, Jacques Maillet

Reinsortige Altesse, wie bei allen Weinen der einzigen Rebsortenappellation Savoyens. Pickelharter Sandstein in der sogenannten „Provence de Savoie“ als Basis, bis zu über hundertzehn Jahre alte, teilweise wurzelechte Rebstöcke in der Lage Cellier des Pauvres als Überbau, in der Basis entsprechend solide verwurzelt.

Keine Anreicherung mit nichts, keine Filtrierung, minimale Schwefelzugabe beim Abfüllen, im Fall der Roussette oft nicht einmal dann.

 

2009

Den weißen Zweitausendneunern aus Savoyen sagt man nicht die allergrößten Fähigkeiten auf der Langstrecke nach. Zu heiß der Sommer, zu wenig Säure die Weinderl. Auf einen mittelkalten Winter mit ausgesprägtem Weitblick, was die hohen Niederschläge betrifft, folgen ein sehr sonniger Frühling und ein heißer Sommer. Eher südfranzösischer Stil (Danke an A.K.!).

Trotzdem hat Jacques Maillet einem Gasthaus, das zugesperrt hat, den Bestand seiner eigenen Zweitausendneuner Roussette wieder abgekauft. Der Rudl geht davon aus, dass Meister Maillet gewusst hat, warum.

2010

Auf einen kalten, niederschlagsreichen Winter folgt ein sonniger, aber nicht besonders trockener Frühling. Der Sommer erweist sich hinsichtlich heißem und kühlem Wetter als um Ausgewogenheit bemüht, caniculairer Juli, reifebremsender August. Soweit kennt man den Jahrgang 2010 auch in Österreich. Im September ist das Wetter in Frankreich dann aber abgebogen. Während es in manchen Gegenden Österreichs viel geregnet hat, war es fast in ganz Frankreich sonnig. In Savoyen darüber hinaus auch recht frisch in der Nacht. Nicht die allerungünstigsten Voraussetzungen für einen formidablen Jahrgang, in besonderem Maß bei spätreifenden Rebsorten.

2011

Ungefähr das Gegenteil von 2013. Trockener Frühling, heißer Juli, viel zu niederschlagsfreudiger August, dem die zu diesem Zeitpunkt viel zu reifen Trauben jede Menge Angriffsflächen geboten haben. Für Savoyen ungewöhnlich frühe Lese ab Ende August. Der erste von vier aufeinanderfolgenden Jahrgängen, von denen nicht nur in Savoyen jeder einzig und allein darum bemüht schien, zu zeigen, dass es für den selber denkenden Weinbauern noch um ein Eck schwieriger geht als im jeweiligen Jahr davor.

Jacques Maillet hat in diesem Jahr nicht genug satisfaktionsfähige Altesse gehabt. Ob er da der einzige gewesen ist? Auf alle Fälle war er einer der wenigen Rigoristen, der den Wein deswegen eben auch nicht abgefüllt hat. Das Patzerl, das in den Augen von Monsieur Maillet tauglich gewesen ist, hat er mit einer nämlichen Menge an Jacquère vermählt, eine in Ostfrankreich eher nicht so gängige Praxis. Bei uns heißt man so etwas dann Cuvée, in Frankreich Assemblage. Dafür ist dort eine Cuvée ein bestimmtes Fass, daher verhältnismäßig oft reisortig. Auf alle Fälle war mit der Mischung fünfzig Percent Jacquère, fünfzig Percent Altesse Le P’tit Canon in die Weinwelt gesetzt. Danach hat Monsieur Jacques den auch dann gemacht, wenn es genug Altesse gegeben hat.

2012

Auch ein kalter Winter, wie in Wien. Erst im August halbwegs standesgemäße Temperaturen für Ihre Hoheit Altesse.

2013

Der kalte und niederschlagsreiche Winter hat den savoyardischen Rebsorten keine grauen Federn wachsen lassen. Auf den sind sie eingestellt. Auf einen furchtbarer Frühling wie 2013 nicht. Ein heißer Sommer bedeutet auch in Savoyen ein erhöhtes Hagelrisiko. Die Trauben, die im September das Handtuch immer noch nicht geworfen hatten, haben bei der Lese nicht durch Pünktlichkeit geglänzt, erwiesen sich in qualitativer Hinsicht aber als äußerst kompetent, ausgeglichen und gesund.

2014

Auch in Savoyen ein prekärer Jahrgang. Sorgfältig gelesene Weine aus 2014 empfiehlt Caviste Rudolf jetzt einmal ein Zeitl im Keller zu übersehen, unsorgfältig gelesene gar nicht zu trinken.

  • Autrement. Altesse 2015, Cellier des Pauvres, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie, Motz (5/8)
  • Autrement. Altesse 2014, Cellier des Pauvres, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie, Motz (6/9)
  • Autrement. Altesse 2013, Cellier des Pauvres, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie, Motz (6/9)
  • Autrement. Altesse 2012, Cellier des Pauvres, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie, Motz (6/9)
  • Autrement. Altesse 2010, Cellier des Pauvres, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie, Motz (6/9)
  • Autrement. Altesse 2009, Cellier des Pauvres, Jacques Maillet, AOC Roussette de Savoie, Motz (6/9)
  • Frumint 2015, Herrenhof Lamprecht, Steirerland (3/5)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt Caviste Rudolf Polifka

an den ersten beiden Geschäftstagen im neuen Jahr,

am Mittwoch, den 10. Jänner und am Freitag, den 12. Jänner

jeweils von 16 bis 22 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Herr Rudolf freut sich, vom Weingut Roland Minkowitsch

  • den Grünen Veltliner Rochus 2016,
  • den Riesling de vite 2016,
  • den Gewürztraminer 2016, sowie erstmals
  • den Welschreisling 2016 und
  • den Sekt Rheinriesling Brut 2015

in seinem Sortiment begrüßen zu dürfen.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau auf den 17. und 19. Jänner:

Der Geburtstag. Bruno Kreiskys u.a.

Herr Rudolf grüßt ins neue Kalenderjahr!

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro

Frohe Weihnachten und einen guten Rosch! Bis 9. Jänner geschlossen

Monsieur Rudolf ist ja nicht direkt erwachsen geworden. Darum befindet er sich vor allem knapp vor Weihnachten stets ein bissl im Ausnahmezustand. Er erachtet das als angemessen.

Umso mehr möchte sich der Rudl bei Ihnen bedanken und Ihnen Rudl frohe Weihnachten, sowie einen guten Rutsch wünschen! Dabei muss Kind Rudolf unweigerlich und unetymologisch an den Pumuckl und die von seinem Meister Eder vermittels Hobelspäne ihrer Benützbarkeit privatisierten Rutschbahn denken, auch wenn die Außentemperaturen zumindest im Osten des Bundesgebietes andere Assoziationen als Rutschbahnen nahelegen.

Frohe Weihnachten und guten Rosch Schanah towah umetukah! Rudolf Polifka

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Vorschau auf die Lehrveranstaltungen vom 10. und 12. Jänner:

Altesse Vertikale Jacques Maillet

Kohlensäure, Zucker und die Photosynthese

Physik und Chemie haben den Rudl immer schon interessiert, besonders solange er sich nicht damit befassen müssen hat. Es ist, wie wenn es gestern gewesen wäre. Da hat der Rudl seine Mama gefragt, wie so ein Fotoapparat funktioniere. In der zweiten Klasse am Gymnasium werde der Rudl Physik haben und etwas über dieses und andere Geräte erfahren, hat die mittelergiebige Antwort damals gelautet. Mehr zum Leuchten brachten den Rudl seine Augen Hinweise, dass es in der dritten Klasse dann sogar einen Gegenstand Chemie geben werde. Was irgendwie mit Feuer und Funken zu tun hat, war für Herrn Rudolf in dessen Kindheit ein Faszinosum. Die Hinweise auf die entsprechenden Unterrichtsgegenstände waren geeignet, die Vorfreude auf die entsprechenden Schulstufen zu schüren. Der Erwartungen konnten dann fast nur mehr enttäuscht werden. So sollten Chemie und Physik die beiden Gegenstände sein, an denen eine erfolgreiche Bewältigung der Schullaufbahn durch den Rudl je realistisch scheitern hätte können. Ähnlich dem Interesse für Steine ist das Interesse für Physik und Chemie erst wieder im Zusammenhang mit Wein erwacht, vor allem im Zusammenhang mit der Transformation, die für Wein entscheidend ist.

Zucker

Für Zucker hat der Rudl auch immer ein Faible gehabt. Aber anders als bei Chemie und Physik hat er beim Zucker immer schon gewusst, was er an dem hat. Das kontinuiert in den Wein hinein. Ohne Zucker kein Alkohol und ohne Alkohol kein Wein, auch wenn es an Versuchen, das Gegenteil zu beweisen, nicht mangelt.

In diesem Zusammenhang erlaubt sich Caviste Rudolf einen Hinweis in Form einer Frage: Wissen Sie, geschätzte Oenologin, geneigter Oenologe, wer am ersten Geschäftstag der Weinhandlung Rudolf Polifka, damals noch ohne fils, der Erste gewesen ist, der das dem Rudl sein Geschäft betreten hat?

Es war ein Herr, der, wie sich im Verlauf des Gesprächs erweisen sollte, Jahre daran gearbeitet hatte, alkoholfreien Wein herzustellen. Der Rudl ist nicht abergläubig. Aber es gibt vermutlich erfolgversprechendere Vorzeichen bei der Eröffnung eines Weingeschäfts.

So oder so

Der Photosynthese zu verdankender Zucker in der Weinbeere wandelt sich bei der Gärung in Alkohol. Das versteht sogar der Rudl.

Windhauch

Kollateralresultat der Gärung sind Thermik und Wind. Im Fall von Stillwein verflüchtigt sich der Wind weitgehend. Man kann ihn aber auch einsperren. Viel mehr muss man über Schaumwein nicht wissen.

Und der Rest?

Zucker, der nicht zu Alkohol vergärt, wandelt sich nicht nur nicht in Alkohol, sondern ist gewissermaßen auch verhinderte Thermik und Wind.

Dazu drängt es Caviste Rudolf doch, das eine oder andere anzumerken.

Resistiert sehr viel Zucker einer Gärung, dann hat man es mit einem Süßwein zu tun. Den trinken viele zur Nachspeise, sei sie süß oder auch käsig. Der Rudl isst, abgesehen von den Somlauer Nockerln beim Wirt und Winzer seines Vertrauens kaum einmal eine Nachspeis. Er trinkt stattdessen gelegentlich einen Süßwein quasi als Dessert.

½ so siaß

Entzieht sich nur ein kleiner Teil des Traubenzuckers der Gärung, ergibt das halbtrockene bis süße Weine. Und die können belanglos bis spektakulär schmecken. Oft ist Ersteres der Fall, vor allem wenn zu wenig Säure im Spiel ist. Vermutlich ist das der Grund, warum halbtrockenen und lieblichen Weinen fast überall außerhalb des Elsass‘ eine ziemlich schlechte Nachred‘ voraus eilt. An und für sich ist der Rudl jetzt keiner, dem der Zuckerspitz ein Herzensanliegen ist. Aber ein paar halbtrockene Weine gibt es seines Erachtens schon, für die Caviste Rudolf weit geht. Ganz besonders angetan haben es ihm reife Weine mit Restsüße. So oft trifft man nicht auf reife Weine. Dem Rudl kommt vor, immer seltener. Trifft man einmal ja auf einen, dann ist das auffallend oft einer mit ein paar Gramm der Gärung widerspenstigem Zucker. Das kommt zumindest dem Rudl so vor. Erklären tut sich Herr Rudolf das mit seinem Weinabsatz. Kaum einmal kauft einer einen nicht trockenen Wein bei ihm. Darum reposieren die ersten Jahrgänge Marestel von Dupasquier beispielsweise heute nocht im Keller vom Rudl. Tragisch ist das ganz und gar nicht, zumal momentan die Maresteljahrgänge aus den Neunziger Jahren gut in Form sind.

Marestel

Ein Cru, der nach einem Oberkellner benannt ist. Auch das muss genügen.

Altesse …

ist vielleicht sowieso eine Rebsorte, die gar nicht so schlecht für den halbtrockenen Ausbau geeignet ist. Die späte Reife gewährleistet Säure und die Aromatik scheint nach ein paar oder mehreren Jahren der Trüffelisierung nicht ganz abgeneigt zu sein. Monsieur Rudolf hat sich einmal die Gaudi gemacht, mit ein paar sachkundigen Freunden, „amis connaisseurs“ heißt die der Franzose, dem Marestel ein paar Jurançons, bei denen Trüffelnoten im Alter ja mehr oder weniger zur job description gehören, an die Seite zu stellen. Direkt unangenehm ist der Marestel in diesem Ambiente nicht aufgefallen.

Prieuré Saint Christophe Blanc

Dann gibt es da in Fréterive einen Altesse-Weingarten. Früher hat den Michel Grisard geführt. Der hat nicht nur gmeinsam mit Nicolas Joly die Renaissance des Appellations gegründet, sondern auch mit Brice Omont in einer ziemlich wahnwitzigen Aktion den Weinberg von Cevins rekultiviert. Der war ganz früher einmal ziemlich prestigeträchtig, zur Zeit seiner Reaktivierung aber schon längere Zeit viel mehr eine Gstättn mit sechzig Percent Gefälle.

Michel Grisard hat unabhängig von all dem quasi als savoyardischer Biodynamiepionier in Fréterive sein Weingut geführt. Bis zum Jahrgang 2014. Dann ist sogar er in die Rente gegangen. Die Giachino Brüder haben sein Weingut übernommen. Etwas Schlimmeres kann einem Weingarten passieren. Seither hat die Domaine Giachino eine zusätzliche reinsortige Altesse Prieuré Saint Christophe Blanc und eine nämliche Mondeuse als Prieuré Saint Christophe Rouge im Sortiment. Beide sind auch graphisch vom Rest des Sortiments abgesetzt. Der weiße Fünfzehner weist deutlichen Restzucker auf. Das hat den Rudl beim ersten Schluck irritiert, weil er von Michel Grisard ausschließlich trockene Weine kennt. Unbefangen genähert findet er die fünfzig Gramm Restzucker, die die Gärung quasi stehen gelassen hat, außerordentlich gut, jetzt schon und präspekulativ noch viel mehr.

Wiglwogl

Und dann gibt es da noch einen Wein, der gewissermaßen die Brücke zwischen Restzucker und Kohlensäure repräsentiert.

Graf Sauvignon 2011 von Maria und Sepp Muster hat keine Anstalten gemacht durchzugären. Sepp Muster ist nicht der Weinmeister, der so etwas nicht akzeptieren könnte. Drum hat er den Wein halbtrocken abgefüllt. In der Flasche hat der Graf dann aber seine Lebensplanung geändert, wie das ein früherer Bundeskanzler einmal ausgedrückt hat, und hat wieder angehoben zu gären. Die Luft ist dann natürlich nicht draußen.

  • Prieuré Saint Christophe Blanc 2015, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (6/9)
  • Marestel 2011, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4/6)
  • Graf Sauvignon 2011, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steierland (5/8)
  • Rosé Frizzante, Dankbarkeit (2,50/4)
  • Frizzante, Friedrich Kuczera (2,50/4)
  • Giac‘ Bulles (pétiallant naturel), David et Fred Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Perles d’Aimavigne (méthode traditionelle), Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (3/5)
  • Les Perles du Mont Blanc (méthode traditionelle), Dominique Belluard, Ayse, AOC Vin de Savoie
  • Crna (méthode traditionelle), Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (5/8) – wirklich dunkler Schaumwein

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt Monsieur Rudolf

am Mittwoch, den 20. Dezember und am Freitag, den 22. Dezember

von 16 bis 22 Uhr,

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

wobei es am Freitag, den 22. zu späterer Stunde sein könnte, dass der eine oder andere Schaumwein glasweise nicht mehr verfügbar ist. Der Rudl ersucht um Nachsicht.

 

Suppe mit Sinn

 

Isabellaglühwein

 

Vorschau

Vom 23. Dezember bis 7. Jänner finden die einschlägigen Forschungen föderalisiert und dislociert statt. Schulmeister Rudolf Polifka hofft, Sie nach den Weihnachtsferien wieder in seiner Zentralanstalt für Wein- und Weltwissen begrüßen zu dürfen.

Thema der ersten Lehrveranstaltung im neuen Jahr vermutlich:

Altesse Vertikale, Jacques Maillet

Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch & und auf alle „Menschen, die wirklich guten Willens“ sind, wie es der Kurtl einmal ausgedrückt hat!

Vertikalen von Dagueneau und Kuczera, auch am Silbernen Sonntag, 17.12. offen

Blanc Fumé de Pouilly, Domaine Didier Dagueneau, Saint Andelain, AOC Blanc Fumé de Pouilly, Centre Loire

 

Der Einstiegswein in das Sortiment der Domaine Didier Dagueneau. Kreidiger und rauchiger Sauvignon mit Zitrusaroma, … soweit die Weinbeschreibung des Weingutes selbst. Austerität in der Jugend, Raffinesse und Persistenz, die ihresgleichen länger suchen, mit entsprechender Reife. Benannt ist der Wein nach der ursprünglichen Bezeichnung für die Appellation, die alle anderen heute Pouilly Fumé heißen.

 

Musik

 

Die Noten auf dem Etikett sind die Komposition eines Freundes von Didier Dagueneau. Es handelt sich dabei um ein Thema von Georges Brassens und die Interpretation des Komponisten.

 

In gewisser Weise macht die Domaine Didier Dagueneau all das, was Monsieur Rudolf am Zugang zu Wein so mag:

Biodynamische Arbeitsweise, ohne Zertifizierung. Qualitäts-, Präzisions- und Sauberkeitsbesessenheit, die man als das akkurate Gegenstück zu vielem, was Modewellen heute so vorbei treiben, verstehen kann.

 

Didier Dagueneau

 

Über die Person des Meisters kann Ihnen der Rudl bedauerlicherweise nur das erzählen, was er gelesen hat. Darum beschränkt sich der Rudl hier auf die Begriffe Parzellenspezifizierung, Detailverliebtheit und Nonkonformismus. Der Weg des geringsten Widerstandes war nicht seiner. Auf halbem Weg stehen geblieben ist er auch nicht.

Didier Dagueneau hat nicht mehr gelebt, als der Rudl zum ersten Mal auf sein Weingut gekommen ist. Den Weinen des Jahrgangs 2007 ist der Rudl damals mit großer Ehrfurcht gegenüber gestanden. Die waren noch vom Meister selber vinifiziert worden. Beeindruckt war der Rudl damals aber auch vom Keller. In einem Operationssaal wird es nicht viel reiner zugehen. Und wenn der Rudl hier „reiner“ schreibt, dann meint er nicht „ordentlicher“ oder „zusammengeräumter“, er meint „reiner“. Monsieur Rudolf ist Reinheitsfetischist. Für ihn kann etwas nach außen ruhig schlampig und unzusammengeräumt ausschauen, aber rein muss es sein.

Modernste Kellertechnik kombiniert mit äußerst altmodischer Weingartenarbeit, so wird der Zugang von Dagueneau gerne beschrieben. Seit Didier Dagueneau 1982 begonnen hat, ist Sauvignon Blanc nicht mehr dasselbe, die Appellation sowieso nicht.

Heute führen die Kinder Didiers das Weingut mit zumindest demselben Ausmaß an Mut, Passion und Präzision. Viele waren es nicht, die ihnen das 2008 zugetraut haben.

 

Sauvignon Blanc

 

Eine Aufzählung der Eigenschaften, die Sauvignon Blanc immer wieder zugeschrieben werden, erspart Ihnen Caviste Rudolf ebenso. Die Weine Dagueneaus schmecken wie typische Sauvignons, aber ganz anders.

Ziegenkäse ist dem Rudl das Stichwort für den Hinweis, dass es immer noch ausdrücklich erwünscht ist, wenn Sie sich die Weinbegleitung in Form fester Nahrung selber in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mitbringen. Ein Weingarten der Domaine Dagueneau am Mont Damné in Sancerre schaut direkt auf die Herkunft des Crottin de Chavignol, eines ziemlich berühmten Ziegenkäses, hinunter.

 

Zierfandler, Friedrich Kuczera, AOC Gumpoeds

 

Es gibt drei, vier teurere Weine, die der Rudl sammelt. Die Sauvignons von Enzo Pontoni (Miani) gehören dazu, der von Edmond Vatan auch, Quartz und Schiste von Brice Omont (Domaine des Ardoisières), die geologischen Cuvées der Riouspeyrous (Arretxea), Dagueneau.

Und es gibt ein paar gar nicht teure Weine, die der Rudl sammelt. Pinot Gris von Umathum, Sauvignon vom Opok (Muster), Dankbarkeit weiß, Grüner Veltliner Steinleithn vom Geyerhof und Zierfandler von Monsieur Kuczera.

Der hat kommendes Wochenende den siebten, achten und letzten Tag in diesem Jahr ausgesteckt. Der Rudl schenkt jeweils eine Flasche vom Zierfandler 2013, 2014, sofern der Rudl den doch noch findet, 2015 und 2016 aus.

 

Siberner Sonntag

 

Am kommenden Sonntag dürfen Sie die dritte Kerze am Adventkranz anzünden. Liturgisch betrachtet ist das der Sonntag Gaudete!, kaufmännisch war es bis zur Einführung der langen Einkaufsadventsamstage in den Sechziger Jahren der Silberne Sonntag. An dem waren seinerzeit Geschäfte offen. Dafür war am Samstagnachmittag auch im Advent eine Ruh‘. Als Ausdruck seiner hoffnungslosen Unzeitgemäßheit sperrt Herr Rudolf heute noch am Silbernen Sonntag (14 bis 18 Uhr) sein Kaufgeschäft auf. Am Samstag ist dafür eine Ruhe. Da hockt der Rudl fast schon traditionellerweise im Heurigen und pfeift auf alle Shoppingkompetenzzentren, deren dazugehörige Kreisverkehre und am meisten auf die Geschmacksbefreiten, die derlei genehmigt haben und immer noch genehmigen.

 

  • Zierfandler 2016, Friedrich Kuczera, Bergwein, Gumpoldskirchen (2,50/4)
  • Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Bergwein, Gumpoldskirchen (2,50/4)
  • Zierfandler 2014, Friedrich Kuczera, Bergwein, Gumpoldskirchen (2,50/4) – Flaschenauffindung vorausgesetzt
  • Zierfandler 2013, Friedrich Kuczera, Bergwein, Gumpoldskirchen (3/5)
  • Blanc Fumé de Pouilly 2013, Domaine Didier Dagueneau, par Louis-Benjamin Dagueneau, Saint Andelain, Centre Loire (10/16)
  • Blanc Fumé de Pouilly 2012, Domaine Didier Dagueneau, par Louis-Benjamin Dagueneau, Saint Andelain, Centre Loire (10/16)
  • Blanc Fumé de Pouilly 2009, Domaine Didier Dagueneau, par Louis-Benjamin Dagueneau, Saint Andelain, Centre Loire (11/17)
  • Blanc Fumé de Pouilly 2008, Domaine Didier Dagueneau, par Louis-Benjamin Dagueneau, Saint Andelain, Centre Loire (11/17)
  • Blanc Fumé de Pouilly 2007, Domaine Didier Dagueneau, Saint Andelain, Centre Loire (12/18)(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

    Selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt Monsieur Rudolf

    am Mittwoch, den 13. Dezember und am Freitag, den 15. Dezember

    von 16 bis 22 Uhr,

    sowie am Silbernen Sonntag, den 17. Dezember von 14 bis 18 Uhr

    in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

     

 

Suppe mit Sinn

 

Diese Woche noch einmal Schottsuppe, am Silbernen Sonntag Glühisabellawein

 

Vorschau auf den 20. und 22. Dezember

CO2 und Restzucker

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

 

Monsieur Rudolf grüßt die Freude!

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils sagt Nein! Zum Krampus und zu Dogmatisierung!

Wie Ihnen, geneigter Oenologin, gewogenem Oenologen, möglicherweise bekannt ist, hat sich die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils dem Prinzip der Ausgewogenheit verschrieben, der Äquidistanz, wie man früher gesagt hat.

Einfach ist das nicht immer, das können Sie dem Rudl glauben. Auftrag bleibt es aber, zumal die unsichtbare Hand wieder einmal viel zu viele Menschen vor sich hertreibt, dem Rudl seiner Meinung nach wieder einmal komplett in der Flasche Richtung. Da fühlt sich Rudolf Polifka berufen, einen Kontrapunkt zu setzen, gegen den Schwefel des Konformismus. Und gegen den Pofel der Schwarzweißmalerei.

 

Krampus

 

Wenn es einen Krampus gibt, dann ist das in den Augen vom Rudl der, der sich von der Masse treiben lässt, der immer den Weg des geringsten Widerstandes geht, und bei aller Anbiederung an die Zielgruppe doch nur sein eigenes Geschäftsmodell im Auge hat, egal ob es sich dabei um Zeitgeist, Wein, Folklore, Fußball, Politik oder Mode handelt.

Jetzt können Sie freilich einwenden, dass der Rudl damit nicht zeitgemäß und also nicht im Neoliberalismus angekommen ist. Darauf können Sie wetten, daran wird sich auch nichts ändern.

 

 

Vom Krampus zum Schwefel …

 

… wäre es sowieso kein breiter Weg. Darum nicht ganz die Diretissima:

Der eine wie der andere haben heute in manchen Kreisen ein Imageproblem.

 

Zuerst zu Krampus und unsocial media

 

Den hat der Rudl seinerzeit nur in homöopathischen Dosen erlebt. Durch das Autofenster eines rostigen Citroën Ami 8 beim Gnigler Krampuslauf, vom Balkon im zweiten Stock auf der Straße darunter und zweimal sogar im Vorraum der elterlichen Wohnung, wobei die Eltern da im Vorhinein penibelst auf Distance bedacht gewesen sein dürften. Trotzdem hat der Rudl, wie hier schon das eine oder andere Mal erwähnt, vor allem mit seinem Cousin phantasievolle und kreative Maßnahmen gegen den finsteren Gesellen ersonnen. Die Beratungen darüber pflegten in der Regel bereits im September anzuheben. Entsprechend aufwendig und anspruchsvoll waren die Pläne. Ein hartes Leben, vor allem für den Krampus, theoretisch.

Heute erachtet der Mainstream moderner Pädagogik den Krampus als nicht kindgerecht. Der Rudl sieht das genauso. Er kann nur nicht ganz nachvollziehen, warum manche Pädagoginnen und Pädagogen das Problem im Krampus sehen, aber nur äußerst zaghaft bis gar nicht intervenieren, wenn Volksschulkinder einem Mediengeschäftsmodell geopfert werden, das doch in seinem Kern von einer gnadenlosen Trennung der Welt in gelikte Gute und den geringgeschätzten Rest lebt.

 

… und dann zum Schwefel 

 

Vor Jahrzehnten sind engagierte Biowinzer hergegangen und haben gesagt: „Was zu viel ist, ist zu viel, zu viel Schwefel im Wein nämlich und das ist nicht gesund. Die Schwefelzugaben sind im Bioweinbau und bei etlichen konventionell arbeitenden Winzern zurückgegangen, der Schmerzmittelkonsum bei Weinkonsumentinnen und Weinkonsumenten detto. Dem Rudl hat das gut gefallen und noch besser geschmeckt.

Dann kommt die Naturweinwelle daher. Sie nimmt die Vorarbeiten der Biopioniere auf, nicht immer unter ausreichender Würdigung letzterer. Und weil auf dieser Welt auch die besten Dinge nicht vor Ideologisierung und Dogmatisierung geschützt sind, haben ein paar ganz Wichtige nichts Gescheiteres zu tun, als aus dem Verzicht auf Schwefelzugabe ein Dogma zu machen.

 

Zu viel bleibt zu viel.

 

An und für sich wäre das für den Rudl noch erträglich, wenn auch nicht ganz nachvollziehbar gewesen, bis ihm eines Tages ein junger französischer Winzer – manch junger französischer Naturweinwinzer nennt sich heute „Artisan“, aber vielleicht ist das auch schon wieder passé – erklärt hat, dass Jacques Puffeney die Weine zu viel schwefle. Jacques Puffeney ist nicht irgendjemand. Man nennt ihn „Pâpe d’Arbois“, und das nicht deshalb, weil er sorglos mit Schwefel umgeht oder Allerweltsweine macht.

 

Schwefel und Krampus

 

Dass zu viel Schwefel im Wein ein Werk des Krampus‘ ist, das steht für den Rudl außer Streit. Aber Dogmatisierungen jedweder Art verträgt der Rudl nicht viel besser. Darum lobt er sich Winzer, die gewissenhaft arbeiten, ausprobieren, wie weit sie beim Reduzieren der Schwefelbeigabe gehen können, dabei von ihm aus einmal auch zu weit gehen, aber dann auch den Mut haben, nicht so tolle Resultate gegebenenfalls einzugestehen und die Konsequenzen zu ziehen.

 

Didier Dagueneau

 

Didier Dagueneau hat in der ersten Hälfte der Neunziger Jahre seine Weine nicht geschwefelt, bedauerlicherweise, wie der Rudl gegenüber einem Vierundneunziger und einem Fünfundneunziger Silex, sowie einem Zweiundneunziger Pur Sang schmerzvoll feststellen müssen hat.

In der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre hat Dagueneau dann probiert, die Weine so wenig wie möglich zu schwefeln. Silex 1999 war einer der besten drei Weine, die der Rudl jemals getrunken hat.

 

Trotzdem ganz ohne Schwefelzugaben

 

Bei ein paar Weinbaumeistern scheint es ganz ohne Schwefelzugabe zu gehen. Warum das so ist, dürfen Sie den Rudl nicht fragen. Er nimmt es respektvollst zur Kenntnis. Ein schlechtes Licht wirft das, nach der Meinung von Caviste Rudolf, aber nur auf jene Winzer, die sorglos mit Schwefeldosen umgehen.

 

  • Trauben, Liebe und Zeit N°6, Franz Strohmeier, Lestein, Weststeiermark (5/8)Weißburgunder und Morillon auf der Maische vergoren und auf Gneis gewachsen

     

  • Blaufränkisch Hochegg special edition 2013, Karl Schnabel, Sausal (6,50/10)Coproduktion von Monsieur le Vin Rouge, seinen Hinterwälder Rindern und den Schieferböden in Kitzeck
  • Irouléguy Rouge sans sulfites ajoutés, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)Tannat und ein bissl Cabernets, Kalkböden und kein bissl Schwefelzugabe
  • Irouléguy Rouge, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4/6)Tannat und ein bissl Cabernets, Kalkböden und ein bissl Schwefelzugabe

    (in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

     

    Selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine kredenzt Monsieur Rudolf …

     

    am Mittwoch, den 6. Dezember

    von 16 bis 22 Uhr

    Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

    Freitag, 8. Dezember geschlossen!

 

Suppe mit Sinn

 

In Anbetracht der Temperaturen wird auch die dieswöchige Suppe mit Sinn wieder in Form eines Glühisabellaweins interpretiert und gegen eine Spende von einem Euro an die Wiener Tafel getrunken werden können.

 

Vorschau auf den 13., 15. und 17. Dezember

teuer und billig – ein Gebot der Ausgewogenheit

 

8. Dezember

Geschlossen – da sitzt der Rudl im Bräustübl und trinkt Weihnachtsbock aus dem großen Trinkgefäß, wenn noch einer da ist.

Der 8. Dezember wäre übrigens so ein Feiertag (der Stefanitag noch viel mehr), den der Rudl gerne gegen einen gesamteuropäischen Feiertag, am 27. Jänner, dem Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, an dem dann nicht eingekauft, sondern nachgedacht wird, eintauschen würde.

Dabei hat der Rudl nichts gegen Maria Empfängnis, er hält den Feiertag aber nicht für einen von ganz so zentraler Bedeutung. Und vor allem scheint ihm der 8. Dezember heute sowieso vorwiegend unter dem realkapitalistischen Motto „Shopping Mall statt Schule“ zu stehen. Das scheint ihm kein ausreichendes Motiv für einen österreichweiten Feiertag.

 

Auf den Niglo und den Nonkonformismus!