Roter Veltliner, ein Doppler Rot und der Höhepunkt des Wiener Faschings

Rot

Man kann nicht sagen, dass die Farbe Rot momentan sehr hoch im Kurs steht, dem Rudl Grund genug, ihr oenologisch wieder einmal die Reverenz zu erweisen. Caviste Rudolf wählt dazu vor allem Weißwein, Roten Veltliner.

Farben

Über Farbadjektive in Rebsortenbezeichnungen hat sich der Rudl schon das eine oder andere Mal ausgelassen. Darum verschont er Sie dieses Mal damit.

Roter Veltliner

wäre an sich wie andersfärbige Veltliner ein Massenträger. Da er ziemlich kapriziös ist, hat er es trotzdem nicht zu einer Verbreitung wie die Wiener Edelblätter gebracht.

Ampelographische Wiederholung

Der Rote Veltliner ist ein alter Bursch. Und alte Burschen sind gelegentlich Mimoserln. Da gibt es kaum ein Schwammerl, vor dem der Rote Veltliner keine Federn hat, das obwohl er eine passabel dicke Haut hätte. Kalte Füße sind auch nicht Seines. In diesem Punkt identifiziert sich der Rudl am allermeisten mit dieser Rebsorte.

Dass der Rote Veltliner ziemliche Ansprüche an die Lage stellt, passt gut ins Bild.

Einem Herrn Franz Hietl ist es zu danken: Im Neunzehnhundertsechzehner Jahr war zur Weinblütezeit ein recht ein Sauwetter. Da hat Herr Hietl bemerkt, dass ein Stock trotzdem einen Traubenbehang gehabt hat. Den hat er mit wissenschaftlicher Assistenz recht mühsam weiter selektioniert. Danach hat sich dann der Vater von Sepp Mantler Verdienste um die Verbreitung des Hietl-Veltliners gemacht.

Das Vorleben des Roten Veltliners liegt weitgehend im Dunkeln. Neuburger, Rotgipfler, Frühroter Veltliner und eventuell Zierfandler gelten als seine Kinder. Mit dem Grünen Veltliner ist er nicht verwandt.

Die Trauben sind dichtbeerig. Das macht ihn nicht unkomplizierter. Reifen tut er später, darum ist die Säure markant, heute auf gar keinen Fall ein Nachteil, ein Vorteil aber auch nur, wenn der Ertrag, sowieso unsicher, konsequent reduziert wird.

Mantlerhof

Sepp Mantler ist einer der Weinbauern, deren Weine der Rudl gleich einmal entdeckt hat, als er begonnen hat, sich näher mit Wein zu beschäftigen. Das war Anfang der Neunziger Jahre. Und das war damals nicht einmal der berühmte Grüne Veltliner Spiegel 1986, sondern vor allem Riesling Wieland. Der Rote Veltliner Reisenthal ist quasi erste der dritte oder vierte Wein, den der Rudl am Mantlerhof für sich entdeckt hat, gewesen.

Noch ein paar Wiederholungen, teilweise

Roter Veltiner Reisenthal 2008

Über den Jahrgang haben sie gejammert wie über den Zweitausendzehner. Für Caviste Rudolf ist 2008 ein herausragender Jahrgang mit lebendiger Säure, am Mantlerhof aufgrund drastischer Ertragsbegrenzung eine ganz besondere Kombination aus kräftigem Körper und Frische.

Roter Veltliner Reisenthal 2010, Spätfüllung

Spät und kalt, der niederschlagsreichste Mai seit 1870 und eine Frostnacht am 21. Oktober, soweit der Mantlerhof über diesen Jahrgang.

Dem Rudl sein Bestand will es, dass er beim Roten Veltliner Reisenthal nicht nur über die extraordinairen Jahrgänge schreiben, sondern von ihnen auch ein Flascherl kredenzen kann. Großes Holzfass. Spätfüllung.

Roter Veltiner Reisenthal 2013 und Roter Veltliner Botega 2013

Ein Winter, der sich Zeit lässt, ehe er einen Abgang macht. Dafür kommt dann im Juni gleich einmal die erste Hitzewelle daher, gefolgt von ein paar Überschwemmungen und einer veritablen Affenhitze im Juli und im August. Anders als Herr Rudolf, der Anfang August 2013 Portal und Schaufenster seines Weinkaufmannsladens abschleift und streicht, stellen die Reben zu dieser Zeit die Arbeit ein. Hitzefrei! Zum Glück hat sich das Wasser vom schneereichen Winter und von den Niederschlägen in der ersten Jahreshälfte noch nicht zur Gänze über die Häuser gehaut, bis dann im September wohldosiert wieder etwas kommt. Dazu schienen die Temperaturen im Hochsommer ihr Pulver verschossen zu haben, was vor allem in kühleren Nächten resultiert hat.

Roter Veltliner Reisenthal 2014

Geschrieben wird ja fast jeden November von einem „Winzerjahrgang“. Für 2014 dürfte das sogar gestimmt haben. Ohne Botrytisverzögerer und anderen Hexenzauber sind elegante Weine mit sehr hoher Lagerfähigkeit entstanden. Die guten werden sicher noch ein Zeitl brauchen. Die anderen sollten schon getrunken oder einer anderen Verwendung zugeführt sein.

Sommer und Herbst 2014 werden nicht aufgrund von Hitzewellen in die Geschichtsbücher eingehen. Deswegen prognostiziert nicht nur der Rudl den Vierzehnern mehr Ausdauer als den Weinen vieler anderer Jahrgänge, freilich nur sofern gesunde Beeren verarbeitet worden sind. Von denen dürfte es halt nicht so viele gegeben haben. Mit den Zweitausendvierzehnern, die noch da sind und leben, hat Monsieur Rudolf größtenteils ziemlich gute Erfahrungen gemacht.

Der Winter hat mild begonnen, aber Mai ist die Sonne dann nicht gerade extrovertiert, ganz anders als der Regen. Im August 2014 verbringt Caviste Rudolf fünfzehn Tage in Savoyen. Nicht einer davon kommt ganz ohne Regen aus. So oder so empfiehlt Caviste Rudolf auch diese Woche wieder, die guten Weißen aus 2014 vielleicht sogar nach den Fünfzehnern zu trinken. Monsieurs Riouspeyrous und Belluard sehen das übrigens auch so. Das österreichische Zentralamt für Wein hingegen bedauert, dass keine „höheren Mostgewichte“ möglich gewesen sind. Dem Rudl seines Erachtens werden die hohen Mostgewichte überbewertet. Er zieht die raffinierteren und frischeren Jahrgänge vor, auch wenn diese vielleicht manchmal länger im Keller reposieren müssen.

Geschrieben wird ja fast jeden November von einem „Winzerjahrgang“. Für 2014 dürfte das gestimmt haben. Ohne Botrytisverzögerer und Schwefelkeule sind viele elegante Weine mit sehr hoher Lagerfähigkeit entstanden.

Roter Veltliner Botega 2016

Zu warm und zu trocken im Winter. Früher Austrieb und dann der Spätfrost Ende April. Verhältnismäßig viel Niederschlag, leider auch in Form von Hagel, bis zur letzten Augustwoche. Erst dann kommt das Wetter zur Raison.

Einer von drei nicht sauheißen Jahrgängen in der Dekade.“

Das hat der Rudl relativ knapp und nüchtern nach dem Jahr Zweitausendsechzehn geschrieben. Was er seither mit den wenigen Vertreterinnen und Vertretern dieses Jahrgangs erlebt hat, vermag er überhaupt nicht knapp und nüchtern auszudrücken. Leider sind es halt nur äußerst wenige Beeren gewesen, die den Spätfrösten und Hagelschlägen gesund entkommen sind. Die wenigen, bei denen das der Fall war, scheinen einen ganzen Batzen Kraft mitbekommen zu haben. Caviste Ruzdolf würde sich nicht wundern, wenn 2016 als der Jahrgang des Jahrzehnts in die Weingeschichte eingehen würde.

Die positive Prognose hat beim Sauvignon von Josef Umathum ganz gut gepasst, unwahrscheinlich dass es in diesem Fall anders ist.

Roter Veltliner Reisenthal 2018

 

Möglicherweise noch zu früh, um ein passables Urteil über diesen Jahrgang zu fällen.

Viel Wein und viel Wein, der sehr früh gelesen worden ist. Neugierig ist der Rudl auf ein paar Zweitausendachzehner aus der Weinbauregion Bergland. Zum Glück war es 2019 nicht ganz so heiß. Aber wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass es eine Klimakatastrophe gibt, dann hätte der Weinjahrgang 2018 diesen geliefert. Dabei wäre es im Februar und im März ganz passabel kalt gewesen. Alles andere war für den Rudl seinen Wettergeschmack zu vergessen.

 

Cuvée 2019, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen

Vor vielen Jahren hat Friedrich Kuczera einen Zierfandler Weingarten neu bestockt. Nur muss der Rebschule etwas durcheinander gekommen sein. Aufgrund des oben erwähnten Naheverhältnisses zwischen Zierfandler und Rotem Veltliner kann man ihr das schwer übelnehmen.

Und Friedrich Kuczera hat, den Irrtum der Rebschule einmal erkannt, entschieden, den Zwickl Roten Veltliner stehen zu lassen. Das sind so Geschichten, die dem Rudl gefallen.

Und am Donnerstag

ist dann der Höhepunkt des Wiener Faschings. Das Schönste dran ist für den Rudl, wenn der Bundeskanzler als ultima ratio gegen Aufforderungen zum Tanz den Weg aufs „Häsl“ propagiert, Irma mit Karl Sackbauer die Übertragung des Opernballs 1979 verfolgen und Dopplerflaschen die Galerie in der Küche von Josefine und Kurt Blahovec zieren.

Darum wird Herr Rudolf am Donnerstag, den 20. Februar auf das Allerpünklichste um 21 Uhr den Schlüssel zu seinem Weinkaufgeschäft umdrehen und eine Wolke sein, damit er zuhause noch einen Teil der Übertragung anschauen kann. Dafür lässt er Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, diese Woche einen Rotburger 1995 aus einem opernballwürdigen Doppler kosten, zu den jenen der Wiener Edelblätter diametral entgegengesetzten Bezugskonditionen.

  • Rotburger 1995 aus dem Doppler, Weingut Frank, Zurndorf (-)
  • Cuvée 2019, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (2/3)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2018, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50 /7)
  • Roter Veltliner Botega 2016, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (6/9)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2014, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (5/8)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2013, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (5/8)
  • Roter Veltliner Botega 2013, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (6/9)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2010, Spätfüllung, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (6/9)
  • Roter Veltliner Reisenthal 2008, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (6/9)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 18. Februar und am Donnerstag, den 20. Februar

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung der kommenden Woche:

möglicherweise „3 x 3 macht 9“

3 Jahrgänge Améthyste, Domaine des Ardoisières 2010, 2013, 2016

3 Jahrgänge Pinot Noir, Dankbarkeit 2011, 2012, 2015

3 Jahrgänge Blaufränkisch Klosterkeller Siegendorf 1971, 1973, 1977

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Herr Rudolf grüßt ohne Presseförderung, öffentliche oder halböffentliche Inserate!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Über den nonverbalen Umgang mit Herausforderungen und eine Sauvignon Blanc Vertikale von Josef Umathum

Nicht die allerunvorteilhafteste geologische Basis für Sauvignon Blanc: Schiefer und Quarz am Joiser Hackelsberg und Feuerstein in Neusiedl.

Und nicht die allerunvorteilhafteste Basis als Weinbauer: Hirn und die Bereitschaft, was getan werden muss, nicht nur wortreich zu analysieren, sondern zu tun.

Josef Umathum ist einer, der nicht „Terroir“ sagt und Zeitgeist meint. Vielleicht manifestiert sich sein Verständnis von Terroir deshalb weniger in halblustigen Etiketten und flüchtiger Säure, als in einem ökologischen, sozialen und ethischen Engagement für die Region und darüber hinaus. Respekt!

Der Rudl hat Angst.

Und er meint damit weder das Coronavirus noch tagespolitische oder gar parteipolitische Angelegenheit. Die Angst vor Letzteren ist schon einmal viel größer gewesen. Herr Rudolf hat Angst vor dem Zeitgeist und der Stimmung. Dass so viel vom Miteinander und vom Zusammenhalt geredet wird, ist für den Rudl schon ein gutes Zeichen, insofern als offenbar viele merken, dass der Zug in die andere Richtung fährt. Aber genügt das?

Noch mehr sorgt sich der Rudl, dass Schüren und Ausleben von Rivalitäten bis in die allerlächerlichsten Lebensbereiche das Leben vergiften. Wundern tut sich Herr Rudolf darüber nicht. Wenn er den Neoliberalismus richtig versteht, dann ist es dessen ureigenster Wesenskern, die gesamte Existenz zu einem Fressen und Gefressenwerden zu banalisieren. Aber dass man diesem totalitären Opfern von allem und jedem zugunsten irgendeines Profites 75 Jahre nach dem 27. Jänner 1945 so lethargisch zuschaut, das geht dem Rudl nicht ein.

Respekt

Rudolf Polifka hat großen Respekt vor Menschen, die gescheit sind, sich dabei aber nicht zurück lehnen, sondern etwas Konkretes tun, um Menschen zu helfen und so die Welt in ganz biederer Gutmenschenmanier ein bissl besser zu machen.

Ariane und Josef Umathum

sind zweifelsohne solche Menschen. Auf sie ist auch dann Verlass, wenn es nicht um Wein im engeren Sinn geht. Diesbezüglich erinnern sie den Rudl glatt an einen guten Bekannten vom Herrn Kurt.

Sauvignon Blanc

Dass der Rudl diese Rebsorte an sich wie wenig andere mag, aber gleichermaßen die meisten Vertreter von ihr nicht riechen kann, hat er schon etliche Male geschrieben. Den Sauvignon von Umathum mag der Rudl, seit er ihn kennt, obwohl sich in diesem Zeitraum der Geschmack vom Rudl ziemlich sicher verändert hat.

Extra trocken, frisch und eher Stachelbeeren als Gummibären.

2009

In Bordeaux ist 2009 hochgejubelt worden. Der Rudl ist in diesem Jahr sogar in Bordeaux gewesen, zum ersten Mal seit 1991. Mit den hohen Bewertungen für diesen Jahrgang hat das ziemlich sicher nichts zu tun. Darauf lässt allein der Umstand, dass der Rudl damals in der Appellation Irouléguy viermal so viele Tage verbracht hat wie in der Weinbauregion Bordeaux, schließen. Und in Irouléguy haben sie dem Jahrgang 2009 deswegen nicht gleich ein besseres Zeugnis ausgestellt. Vom Hégoxuri schmecken dem Rudl, Reisetätigkeit hin oder her, 2007 und 2008 auf alle Fälle besser als 2009.

In Österreich hat man die Serie an „legendären“ Jahrgängen auf 9 besungen.

Den Jahrgang Neunundfünfzig kennt Caviste Rudolf nicht. Er hat aber ein paar ziemlich extraordinaire Neunundsechziger Süßweine getrunken. Auch an den einen oder anderen trockenen Neunundsiebziger kann sich der Rudl erinnern. Das ist allerdings schon ein Zeitl her. Mit Neunundachzig verbindet er keine besonderen oenologischen Erinnerungen, mit Neunundneunzig schon ein paar, auch wenn er diese nicht als „legendär“ bezeichnen würde. Zweitausendneun hat Herr Rudolf aber schon recht systematisch erforscht. Viele Weine aus diesem Jahr sind ihm mehr in ihrer Breite als in ihrer Höhe in Erinnerung.

Viel Niederschlag im März, umso weniger im April, kühler Mai und dann vor allem viel Arbeit für die Feuerwehren und die Hagelversicherungssachverständigen. Der Herbst ist dann ganz passabel gewesen.

2012

Extrem kalter Februar, warmer Frühling, Spätfrost im Mai, achtunddreißig Grad schon Ende Juni, Niederschläge im Juli, Hitze im August und schönes, trockenes Wetter während der Lese. Im Unterschied zu 2011 wenigstens kühlere Nächte im September. Für Süßweine sehr erfreulicher Herbst, für Eiswein noch viel erfreulichere Kälte um den 8. Dezember.

2013

Ein Winter, der sich Zeit lässt, ehe er einen Abgang macht. Dafür kommt dann im Juni gleich einmal die erste Hitzewelle daher, gefolgt von ein paar Überschwemmungen und einer veritablen Affenhitze im Juli und im August. Anders als Herr Rudolf, der Anfang August 2013 Portal und Schaufenster seines Weinkaufmannsladens abschleift und streicht, stellen die Reben zu dieser Zeit die Arbeit ein. Hitzefrei! Zum Glück hat sich das Wasser vom schneereichen Winter und von den Niederschlägen in der ersten Jahreshälfte noch nicht zur Gänze über die Häuser gehaut, bis dann im September wohldosiert wieder etwas kommt. Dazu schienen die Temperaturen im Hochsommer ihr Pulver verschossen zu haben, was vor allem in kühleren Nächten resultiert hat.

2014

Sommer und Herbst 2014 werden nicht aufgrund von Hitzewellen in die Geschichtsbücher eingehen. Deswegen prognostiziert nicht nur der Rudl den Vierzehnern mehr Ausdauer als den Weinen vieler anderer Jahrgänge, freilich nur sofern gesunde Beeren verarbeitet worden sind. Von denen dürfte es halt nicht so viele gegeben haben. Mit den Zweitausendvierzehnern, die noch da sind und leben, hat Monsieur Rudolf größtenteils ziemlich gute Erfahrungen gemacht.

Der Winter hat mild begonnen, aber Mai ist die Sonne dann nicht gerade extrovertiert, ganz anders als der Regen. Im August 2014 verbringt Caviste Rudolf fünfzehn Tage in Savoyen. Nicht einer davon kommt ganz ohne Regen aus. So oder so empfiehlt Caviste Rudolf immer noch, die guten Weißen aus 2014 gegebenenfalls nach den Fünfzehnern zu trinken. Monsieurs Riouspeyrous und Belluard sehen das übrigens auch so. Das österreichische Zentralamt für Wein hingegen bedauert, dass keine „höheren Mostgewichte“ möglich gewesen sind. Dem Rudl seines Erachtens werden die hohen Mostgewichte überbewertet. Er zieht die raffinierteren und frischeren Jahrgänge vor, auch wenn diese vielleicht manchmal länger im Keller reposieren müssen.

Geschrieben wird ja fast jeden November von einem „Winzerjahrgang“. Für 2014 dürfte das gestimmt haben. Ohne Botrytisverzögerer und Schwefelkeule sind viele elegante Weine mit sehr hoher Lagerfähigkeit entstanden.

2016

 

Zu warm und zu trocken im Winter. Früher Austrieb und dann der Spätfrost Ende April. Verhältnismäßig viel Niederschlag, leider auch in Form von Hagel, bis zur letzten Augustwoche. Erst dann kommt das Wetter zur Raison.

Einer von drei nicht sauheißen Jahrgänge in der Dekade.“

Das hat der Rudl relativ knapp und nüchtern nach dem Jahr Zweitausendsechzehn geschrieben. Was er seither mit den wenigen Vertreterinnen und Vertretern dieses Jahrgangs erlebt hat, vermag er überhaupt nicht knapp und nüchtern auszudrücken. Leider sind es halt nur äußerst wenige Beeren gewesen, die den Spätfrösten und Hagelschlägen gesund entkommen sind. Die wenigen, bei denen das der Fall war, scheinen einen ganzen Batzen Kraft mitbekommen zu haben. Caviste Ruzdolf würde sich nicht wundern, wenn 2016 als der Jahrgang des Jahrzehnts in die Weingeschichte eingehen würde.

2017

Kalter Jänner, warmer Februar und warmer März, kühler April, der in Österreich mehr die Äpfel und auch die Hefen im Weingarten als die Trauben im Visier gehabt zu haben scheint. Dann heiß und viel zu trocken. Auffallend viele Siebzehner haben auffallend lange gegärt, beziehungsweise tun das immer noch, was kein Nachteil sein muss. Monsieur Rudolf ist neugierig und freut sich, wenn es Grund zur Neugierde gibt.

2018

Viel Wein und viel Wein, der sehr früh gelesen worden ist. Neugierig ist der Rudl auf ein paar Zweitausendachzehner aus der Weinbauregion Bergland. Zum Glück war es 2019 nicht ganz so heiß. Aber wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass es eine Klimakatastrophe gibt, dann hätte der Weinjahrgang 2018 diesen geliefert. Dabei wäre es im Februar und im März ganz passabel kalt gewesen. Alles andere war für den Rudl seinen Wettergeschmack zu vergessen. In Österreich wurden auf der Westautobahn zwei Teststrecken, auf denen man mit hundertvierzig Stundenkilometern fahren darf, eingerichtet. Was der Rudl daran nicht verstanden hat: Warum am 1. August 2018 und nicht am 1. April 2018?

Rudolf Polifka bedankt sich an dieser Stelle für verantwortungsbewusstes Handeln von Weinbäuerinnen und Weinbauern!

 

  • Sauvignon Blanc 2018, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (3/5)
  • Sauvignon Blanc 2017, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (3/5)
  • Sauvignon Blanc 2016 Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4/6)
  • Sauvignon Blanc 2014, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4/6)
  • Sauvignon Blanc 2013, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4,50/7)
  • Sauvignon Blanc 2012, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4,50/7)
  • Sauvignon Blanc 2009, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4,50/7)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 11. Februar und am Donnerstag, den 13. Februar

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung der kommenden Woche:

voraussichtlich der ultimative Vergleich um den Lieblingsveltliner von Caviste Rudolf: Steinleithn Geyerhof v Spiegel Mantlerhof warm – kühl und gereift: 2017, 2016 und 2008

Herr Rudolf grüßt alle, die wissen, was zu tun ist und das auch tun, obwohl bekanntlich niemand von uns alleine die Welt retten kann!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Wiener Energieferien von 3. bis 10. Februar geschlossen

Caviste Rudolf hat in der kommenden Woche geschlossen. Da bleibt der Kühlschrank ausgeschalten und spart Energie, gerade so wie der Rudl selber.

 

Am Dienstag, den 11. Februar sperrt Herr Rudolf dann wieder auf und kredenzt aller Voraussicht nach Sauvignon Blanc aus den Jahren 2009, 2012, 2013, 2014, 2016, 2017 und 2018 von Josef Umathum. Da freut sich der Rudl drauf.

Herr Rudolf wünscht Ihnen viel gesparte Energie!

nächster Öffnungstag:

Dienstag, der 11. Februar

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Überprüfung einer Arbeitshypothese des Papstes von Arbois am Weg von Podersdorf nach Ruffey-sur-Seille im Jura

Das erste Wochenende im Februar ist für den Rudl ein Feiertag, ein dreifacher Feiertag noch dazu. In der Dankbarkeit beenden sie die mehr als verdiente Winterpause, beginnen wieder zu kochen, zu wirten und die B-Seiten der Speisekarten mit schönen Zitaten des Trainers zu versehen. Im Jura wird im Rahmen der Percée du Vin Jaune der neue Jahrgang des Vin Jaune vorgestellt. Heuer ist das der Zweitausenddreizehner und es ist in Ruffey-sur-Seille. Und die Energieferien, im Lauf der Zeit fast zu so etwas wie den Lieblingsschulferien vom Rudl geworden, heben auch an.

Energieferien

Wie Schulmeister Rudolf das eine oder andere Mal ausgeführt hat, gehören die Energieferien zum autofreien Tag. Beide sind sie Antworten auf die Ölkrise 1973/74 gewesen. Und wie die Energieferien ursprünglich als Energiesparferien konzipiert gewesen sind, ist die Energiekrise ursprünglich eine Energiepreiskrise gewesen. Wer will, mag das als Indiz dafür werten, dass Verkürzerei nicht immer der Weisheit letzter Schluss ist.

So oder so

Heute gibt es keine Energiepreiskrise mehr. Wenn, dann besteht die Krise darin, dass Benzin und Diesel in Anbetracht der humanitären und ökologischen Schäden, die sie verursachen, viel zu billig sind. Geisterfahrer gehen von einem verbrieften Menschenrecht auf Treibstoff zu Spottpreisen und freie Fahrt für freie WLAN-Nutzer aus. Gäbe es heute eine Ölpreiskrise im klassischen Sinn, dann gäbe es vielleicht weniger Klimakrise. Und gäbe es weniger Klimakrise, dann gäbe es im Jänner vielleicht die Möglichkeit, einen Schneemann zu bauen. Aber so lange dem Brachialindividualismus, dem Allerallerheiligsten des realen Neoliberalismus, jedes und zwar wirklich jedes Opfer dargebracht wird, wird sich daran nix ändern. Die Forderung nach staatlich verordnetem Verzicht zugunsten irgendeines Gemeinsamen gilt als Charakteristikum naiver Ministrantinnen und Ratschenbuben. Kann ja eh jeder freiwillig verzichten und dann den Moralische-Überlegenheitsbonus kassieren, denn wenn jeder an sich selber denkt, ist an alle gedacht. Heiliger Hajek, wir bitten dich, erhöre uns!

Vielleicht ist alles aber auch ganz anders: Die Geistesriesen sind valentinesker Logik verpflichtet und trachten, die Kohlendioxid-Reduktion über ein Ersetzen der individualisierten Heizungen durch noch mehr Erderhitzung zu erreichen. Und den Schneemann kann man in einer klimatisierten Halle bauen, in Dubai gerade so als wie im Lungau und im August gerade so als wie im Jänner.

Heuer keine Percée du Vin Jaune in Wien XV

Caviste Rudolf hat der Percée du Vin Jaune in den letzten Jahren dadurch Rechnung getragen, dass er Vin Jaunes kredenzt hat, stets mit dem Anspruch, Vin Jaune aus allen vier Appellationen, Arbois, Château-Chalon, L’Étoile und Côtes de Jura, aufzubieten. Abgesehen vom Februar 2017 ist ihm das nie gelungen. Und weil beim Rudl unzeitgemäßerweise sogar das Scheitern an den eigenen Ansprüchen ein Limit hat, kapituliert er dieses Jahr hochoffiziell, kündigt mindestens ebenso hochoffiziell an, nächstes Jahr aber wirklich dann auch einen Vin Jaune aus der schwierigsten Appellation L’Étoile aufzuwarten, und versucht, oenologisch eine Brücke von Podersdorf nach Ruffey-sur-Seille zu schlagen, wenn auch eine fast ohne gelben Wein.

  • Neuburger 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (2,50/4)

So viel Neuburger Rebstöcke hat der Wirt und Winzer mit dem weltbesten Musikgeschmack nicht. Oft ist das Batzl in der Dankbarkeit Weiß gelandet, was auch gut ist. In den letzten Jahren gibt es immer wieder einen reinsortigen Neuburger, den der Rudl äußerst schätzt.

  • Pinot Gris 2017, Josef Lentsch, Dankbarkeit (4/6)

An und für sich gar nicht dem Rudl sein Weinstil, und trotzdem derart begnadet gekeltert, dass es möglicherweise der beste Pinot Gris, den der Rudl kennt, ist.

  • Pinot Noir Rosé 2016, Josef Lentsch, Dankbarkeit (4,50/7)

Pinot Noir Rosé im Barrique ausgebaut. Anders als der eine oder andere männliche Zeitgenosse ist der Rudl ja nicht der Meinung, dass Rosé grundsätzlich kein oder allenfalls im Sommer ein Wein ist. Der Irouléguy Rosé von Michel Riouspeyrous etwa ist ein ganz extraordinairer Wein und ausgesprochen lagerfähig, momentan halt nur nicht verfügbar. Der Pinot Noir Rosé von Josef Lentsch ist ziemlich einzigartig und schon verfügbar.

Trousseau und Saint Laurent

Poête du vin jaune“, „virtuous des vins d’Arbois“, „figure emblématique“ oder „pâpe d’Arbois“, das und noch mehr können Sie über Jacques Puffeney lesen. Ob Jacques Puffeney selber viel liest, weiß der Rudl nicht. Reden tut er auf alle Fälle nicht viel. Das Wenige, was er zum Rudl sagt, enthält stets eine lobende Bemerkung über die österreichische Rebsorte „Saint Laurent“. Aus diesem Grund nimmt Caviste Rudolf immer wieder einmal ein Flascherl Sankt Laurent mit. Zuletzt einen „Vom Stein“ 2010 von Josef Umathum. Der hat dem Meister gut geschmeckt. Vielleicht hat er sich deshalb vergangenes Jahr sogar zu einem Nachsatz hinreißen lassen. Als „Geschwätzigkeit“ wird man das noch nicht bezeichnen können. Aber Monsieur Puffeney hat gemeint, dass er gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Saint Laurent und Trousseau wahrnehme. Heuer bekommt Jacques Puffeney vom Rudl einen Sankt Laurent Donnerskirchen 2016 von Hannes Schuster und der Rudl sowie allenfalls auch Sie bekommen die Möglichkeit, die Puffeney’sche Arbeitshypothese zu überprüfen, sofern Sie diese Woche das „Insitut Rudolf Polifka et Fils“ aufsuchen oder zuhause Sankt Laurent mit Trousseau vergleichen.

  • Sankt Laurent Klassik 2017, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (3/5)
  • Sankt Laurent 2017, Weingut Rosi Schuster, Sankt Margarethen, Neusiedler See Hügelland (3/5)
  • Sankt Laurent 1990, Winzergenossenschaft Ehrenhausen 

    Trousseau „Les Gauthières“ 2017, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côte de Jura (6,50/10)

als à propos zum Jura zumindest am Dienstag noch in einer ganz kleinen Menge verfügbar:

  • Vin Jaune 2009, Domaine Pignier (11/16)
  • Macvin du Jura, Domaine de la Tournelle, Arbois (6/9)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 28. Jänner und am Donnerstag, den 30. Jänner

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

In den Wiener Energieferien vom 2. bis 8. Februar bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

nächster Öffnungstag:

Dienstag, der 11. Februar: voraussichtlich 10 Jahre Sauvignon Blanc Umathum: 2008 bis 2018

Herr Rudolf grüßt die Ministrantinnen und Ratschenbuben sowie das Miteinander!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Der Geburtstag, der Oide und die Frage nach dem alten Wein. Jahrgang 2013

Wenn Sie den Rudl fragen, dann gibt es einen Lichtblick in der politischen Landschaft dieses Staates. Da kann dem Rudl seine zweitliebste Wochenzeitung noch so über Krawattenlosigkeit keifen, ein Lichtblick bleibt ein Lichtblick in einer Ödnis an neoliberalistischer Nichtssagerei und Berechnendheit. Der Lichtblick bezeichnet sich als „Kind der Kreiskyzeit“, der Rudl sich auch. Major Kottan wird eher nicht als solches durchgehen. Die Tatsache, dass er vor vierundvierzig Jahren das TV-Röhren-Licht der Welt erblickt hat, vermutlich schon. Beiden, dem Oidn und dem Doiferl, wünscht der Rudl diese Woche alles Gute zum Geburtstag!

Zeit

 

Der Rudl würde gerne Wein am Ende der Pflanze Zeit lokalisiseren. Und wenn er dort nicht ist, ist er im Geschmack vom Rudl gar kein Wein.

 

Was ist ein Altwein? Sommer 1993. Poysdorf

 

Im Sommer 1993 hat der Rudl begonnen, sich im Zusammenhang mit Wein für Zeit zu interessieren. Er hat sich sehr bald nicht nur interessiert, sondern ist diesem Interesse gleich einmal ziemlich systematisch nachgegangen, wie das halt so seine Art ist. Für ihn selber hat es damals quasi drei Zeitzonen gegeben:

Weine der Jahrgänge 1992 bis 1987 hat der Rudl seinerzeit als junge Weine betrachtet.

Weine aus 1986, 1985 und 1984 waren mittelalte Weine, von denen er meinte, absehen zu können, dass sie bald einmal Altweine sein würden.

Und Weine aus 1983 und den Jahrgängen davor sind bei Rudolf Fils als Altweine durchgegangen, wobei sich der Rudl besonders gerne an manche Weine aus ungeraden Siebziger Jahrgängen erinnert, einen Muskateller 1977 vom Schlossweingut Gamlitz etwa, einen Grünen Veltliner Rochus 1977 von Roland Minkowitsch oder einen Grünen Veltliner 1979 von Walter Buchegger.

Weine aus den Sechziger und Fünfziger Jahren, die Monsieur Rudolf damals noch bekommen hat, sind abgesehen zwei oder drei Ausnahmen, etwa einem Riesling 1958 vom Weingut Schloss Gobelsburg, das damals noch im Besitz des Stiftes Zwettl gewesen ist, oder einem Spätrot Rotgipfler Ausbruch 1963 vom Freigut Thallern, schon eher über ihrer besten Zeit gewesen.

 

2020 ist nicht 1993, aber …

 

Herr Rudolf kann sich nicht und nicht von seiner Altweinkategorisierung trennen. Obwohl ein Neunziger heute zehnmal so alt ist wie er 1993 war, vermag ihn der Rudl schwer als Altwein anzusehen. Das ist natürlich nicht besonders rational. Aber vielleicht ist Wein das sowieso nicht. Und der Rudl womöglich auch weniger, als er das gerne hätte.

 

Trotzdem …

 

hat Caviste Rudolf ganz nüchtern gerechnet und ist dabei drauf gekommen, dass ein Wein aus dem Jahr 2013 heute gerade so alt ist wie 1993 ein Sechsundachtziger gewesen ist. Und ein bissl kann sich der Rudl noch erinnern, dass es damals gar nicht so einfach gewesen ist, Weine aus dem Jahr 1986 zu bekommen.

 

Und obwohl …

der Rudl entgegen dem, was vor allem seit der Amtszeit des schönsten, besten, erfolgreichsten, beliebtesten, bestcoiffierten und von den Edelfedern auf den Societyseiten am meisten hofierten Ministers aller Zeiten mittlerweile in eh fast allen Bereichen der Gesellschaft angekommen zu sein scheint, hofft Caviste Rudolf, kein Angeber zu sein, schlicht und einfach, weil er als Kind gelernt hat, dass das ein Zeichen schlechter Manieren ist.

Trotzdem ist er manchmal ein bissl stolz auf sein Weinkaufgeschäft. Dieser Tage zum Beispiel wieder, als er im Zuge der Idee, den Jahrgang 2013 als nächstes Arbeitsthema auszurufen, bemerkt hat, dass er mehr Zweitausenddreizehner im aktuellen Sortiment hat, als er sinnvollerweise an zwei Tagen öffnen kann. Für ein so kleines Geschäft erscheint das dem Rudl nicht übel.

 

2013 in Savoyen

 

Einem kalten und niederschlagsreichen Winter folgt ein Frühling, der andere Sorgen gehabt hat, als sich deutlich von der ihm vorausgehenden Jahreszeit abzugrenzen. Der Sommer dürfte von einem kompensatorischen Anspruch ausgegangen sein, was da oder dort in einem veritablen Hagelgewitter resultiert hat. Ein quantitativ um fünfzehn Percent geminderter Ertrag mag aus der Perspektive der Jahre 2016 und 2017 als „½ so wüd“ erscheinen. 2013 war es eher wüd. Wenig, aber extraordinairement gut.

  • Monfarina 2013, Domaine Giachino (3/5) – Auf den ist Herr Rudolf besonders neugierig, weil dieser Wein sicher nicht zum Aufheben gemacht worden ist.
  • Marestel 2013, Domaine Dupasquier (4/6) – einer der Lieblingsweine vom Rudl, sehr wohl zum Aufheben gemacht

 

2013 an der Loire

 

Die gesamte Weinbauregion Loire hat im Sommer 2013 intensive Bekanntschaft mit Hagelgewittern gemacht, teilweise mit hühnereigroßen Hagelkörnern, die manchmal das Rebholz in einem Ausmaß maltraitiert haben, dass auch noch der Ertrag des Folgejahrgangs 2014 geschädigt worden ist. Dass die ersten Laubaustriebe in manchen Gegenden erst am 9. April wahrgenommen werden konnten, sollte sich noch als Glück erweisen. Zwanzig Tage später ist nämlich der Frost zurück gekommen. Für das Holz hat das trotzdem zu Excoriose geführt. Blüte am 2. Juli ist auch nicht etwas, das jedes Jahr vorkommt. Juli und August haben dann ähnlich wie in Savoyen versucht zu kompensieren. Die Menge hat sich am niedrigen Alkoholgehalt orientiert.

  • Muscadet Cru Gorges 2013, Domaine Michel Brégeon (5/8)

 

2013 im Süd Westen

 

auch weniger als im Jahr davor, aber aufgrund von viel Pyrenäen-Föhn im September weniger kompliziert

  • Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy (5/8)

 

Elsass

  • Gewurztraminer Bollenberg „La Chapelle“ 2013, Domaine Velentin Zusslin, Orschwihr, AOC Alsace (6/9)

2013 in Österreich

Auch in Österreich war der Winter 2013 niederschlagsreich und der Frühling kühler als sonst. Caviste Rudolf kann sich erinnern, dass er Anfang April bei Sepp Muster Wein gekauft und dabei mit seiner Tschäsn im Schnee ins Rutschen geraten ist. Die Hitze Anfang August hat dann Rekorde gebrochen. Viele Weinreben haben sich damals zwei Wochen hitzefrei genommen. Der Herbst war vergleichsweise unauffällig. Im Vergleich zu 2011 und 2012 fällt der Jahrgang 2013 durch mehr Frische auf.

  • Schilcher 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (4/6)
  • Grüner Veltliner End des Berges 2013, Leo Uibel, Ziersdorf, Retzer Land (4/6)
  • Schrammelberg 2013, Herrenhof Lamprecht, Oststeiermark (6/9)
  • Pinot Noir 2013, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (4,50/7)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 21. Jänner und am Donnerstag, den 23. Jänner

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 28. und 30. Jänner

dieses Jahr keine Percée du Vin Jaune in Reindorf

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Das Beste aus beiden Welten. Koalitionscuvées aus Altesse und Jacquère

Man kann nicht behaupten, dass der Staat, in dem der Rudl aufgewachsen ist, besonders frankophil wäre. Und noch viel weniger kann man das vom Bundesland Salzburg, in dem der Rudl aufgewachsen ist, behaupten.

Beiden liegt Bibione nähe als La Rochelle, Marco Materazzi näher als Zinedine Zidane und Lambrusco näher als Muscadet.

Der Rudl ist dagegen seinerzeit schon als Bub von Alain Giresse mehr beeindruckt gewesen als von Marco Tardelli. Aber das ist eh wurscht, „Mortadella, wie der Italiener sagt“, um eine Wendung von Dezernatsleiter Paul Schremser zu benützen. Der Rudl mag Frankreich. Und er hält es für ignorant, wenn jemand behauptet, in Frankreich sei man arrogant und spreche kein Englisch. Soweit einmal das Grundsätzliche.

Dann die Sprache

In der österreichischen Weinsprache liegt einiges im Argen. Das beginnt bei der inflationären Verwendung des Wortes „mineralisch“, geht über Weinbeschreibungen, deren Treffsicherheit mehr über die Menge an getrunkenem Wein seitens des Beschreibenden als über den Wein selber verrät, und endet noch nicht bei der Umbenennung der Rebsorte Rotburger auf „Zweigelt“ im Jahr 1975.

Cuvée

Dann gibt es noch den Begriff „Cuvée“. Der weist im Französischen darauf hin, dass der entsprechende Wein aus einem bestimmten Fass oder Behälter in die Flaschen gefüllt worden, in der Regel also reinsortig ist. Warum man in Österreich justament dieses Wort für die Bezeichnung des regelrechten Gegenteils, nämlich eines Verschnitts mehrerer Rebsorten zu einem Wein verwendet, ist dem Rudl ein Mysterium. Wahrscheinlich klingt „Verschnitt“ in den Ohren der Marketing- und Kommunikationskapazunder zu wenig mondän und lukrativ. In der Tat deutet die Vorsilbe ver- sehr oft auf eine Fehlleistung hin. Aber ließe die korrekte französische Bezeichnung für einen Verschnitt, nämlich „Assemblage“, wirklich die Kassen um so viel weniger laut klingeln als das Wort „Cuvée“? Wahrscheinlich wäre das wieder zu lange, womit wir wieder einmal bei den Edelfedern der drei Wiener Qualitätsblätter wären.

Harmonien und Disharmonien

Es gibt Rebsorten, die als kontaktfreudiger gelten und solche, denen man eher ein bissl ein Einzelgängertum nachsagt. Rotgipfler und Zierfandler scheinen einander ganz gewogen zu sein. Cabernet Sauvignon dürfte sich mit Merlot passabel vertragen. Persan hat in seiner ersten Amtszeit ohne Douce Noire überhaupt das Licht der Öffentlichkeit gescheut, ähnlich wie es jetzt im Fall von Tannat und Cabernet Franc der Fall zu sein scheint. Auch Petit Manseng kommt meistens nicht ohne seinen großen Bruder daher. Didier Dagueneau und Guy Pautrat haben Petit Manseng auf eigene Beine gestellt. Das schmeckt dem Rudl ziemlich gut. Nachahmer hat es trotzdem nicht viele gefunden.

Laut Pierre Overnoy würden sich Ploussard, auch Poulsard genannt, und Trousseau ganz gut vertragen, werden aber trotzdem nicht oft verschnitten, wohingegen er Pinot Noir als sich selbst genügend betrachtet. In der Champagne wird man das anders beurteilen.

Veltliner und Riesling scheinen auch nicht miteinander per du zu sein.

Altesse und Jacquère

Jacque Maillets Wissens war er der erste bekannte Weinbauer, der die beiden relevanten autochthonen Weißweinrebsorten Savoyens verschnitten hat. Der Rudl hat nicht recherchiert, aber überhaupt keinen Grund, das anzuzweifeln. Und bei Jacques war es mehr eine Not als ein Rezept, das ihn zu dieser Tugend motiviert hat.

2011 hatte er zu wenig Altesse geerntet, darum das bissl, das da gewesen ist, mit einem gleich großen Teil Jacquère verschnitten. Heute bezeichnet er das als eine seiner besten Ideen als Weinbauer. Dass er den Wein dann noch Le p’tit Canon, „der kleine Schluck“, genannt hat, war auch kein Nachteil.

Und die Nachahmer werden von Jahr zu Jahr mehr.

  • Rouzan Blanc 2018, Mathieu Apffel, Saint Badolph, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Terroir de Saint Alban 2018, Mathieu Apffel, Saint Badolph, AOP Vin de Savoie (4,50/7)
  • Big Bang 2016, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (4,50/7)
  • Le p’tit Canon 2015, Jacques Maillet, Motz, AOP Vin de Savoie (4,50/7)
  • Neuberger 2016, Weingut Dorner, (6/9)

Auch dieser Wein verdankt sich einer quantitativ geringen Ernte. Justament zum 40. Geburtstag des Bioweingutes Dorner in Mureck ist der Großteil der Ernte Ende April erfroren. Den Rest war dafür ziemlich extraordinaire und wurde zum Jubiläumswein „Neuberger“, weil er in Novi vrh, in Neuberg drüben, gewachsen ist, verschnitten.

  • Schiste 2017, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (7/11)

    Auch ein Verschnitt und ein Beweis, dass ich Jacquère nicht nur mit Altesse verträgt, sondern auch mit Roussanne, Pinot Gris und Mondeuse Blanche. Vom interessantesten Terroir der Weinbauregion Savoyen, wenn es nach Dominique Belluard geht.

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 14. Jänner und am Donnerstag, den 16. Jänner

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 21. und 23. Jänner

Der Geburtstag

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Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

α wie Altesse und ω wie geänderte Öffnungszeiten

Altersbegrenzungen

Der Rudl wird nicht jünger. Darum wird er in Zukunft sein Weinkaufgeschäft um 21 Uhr zusperren. Die Schultage Dienstag und Donnerstag bleiben wie gehabt.

Nicht ganz unbescheiden

Direkt weltbekannt in ganz Wien, wie der Herr Kurt vielleicht sagen würde, sind Weine aus den Rebsorten Altesse, Jacquère, Mondeuse oder Petit Manseng ebendort nicht gewesen, bevor Caviste Rudolf seine Weinhandlung in der Frau Gerti ihrem Stricksalon aufgesperrt hat. Der geschätzte Herr M. am Bacherplatz hat vor über zehn Jahren bereits den einen oder anderen extraordinairen Wein aus Savoyen offeriert, so richtig systematisch hat vor dem Rudl aber kein österreichischer Caviste diese Weinbauregion studiert und nach Österreich gebracht. Eine veritable Herausforderung für die Beliebtheitswerte von Riesling, Syrah oder Chenin Blanc sind die autochthonen Rebsorten der französischen Hochgebirge aber eh nicht. Das werden sie auch nie sein, weil das ihre äußerst eingeschränkte Anbaufläche zu verhindern wissen wird. Altesse und Petit Manseng zeichnen sich darüber hinaus nicht gerade durch Übereifer aus, wenn es um Produktivität geht, vielleicht ein Grund für ihre eingeschränkte Ausbreitung.

Caviste Rudolf Polifka ist der Meinung, dass diese Rebsorten nicht nur zum Erbringen hervorragender, sondern veritabel großer Weine in der Lage sind. Der Terminus „großer Wein“ kommt dem Rudl eh nicht so schnell und schon gar nicht zu oft über die Tastatur.

Der Rudl hat sich darüber letzten Sommer mit Bruno Bozzer unterhalten. Der ist nicht nur Chefsommelier bei Marc Veyrat gewesen. Dabei schien es für Bruno Bozzer nicht ganz unwesentlich gewesen zu sein, dass sich der Rudl bereits seit 1996 für manche Weine Savoyens begeistert.

Müsste Herr Rudolf sich für eine einzige dieser Lieblingsrebsorten entscheiden, täterte er sich halbwegs schwer. Und auch die Geologie betreffend geht es ihm wie beim Antworten auf die Frage, welches Lied vom Herrn Kurt ihm am besten gefällt: „Ka Idee“!

Vielleicht doch Altesse. Vielleicht.

Und vielleicht doch Urgestein. Da gibt es aber eh ausschließlich den Quartz von Brice Omont. Der ist momentan aus. Die anderen hervorragenden Hoheiten lässt der Rudl die erste Woche des neuen Kalenderjahres eintanzen.

Über die Rebsorte als solche …

hat der Rudl vielleicht nicht alles, aber ziemlich viel schon erzählt. Zum Beispiel dass es zwei Erklärungen für den Weg der Altesse nach Savoyen gibt. Herr Rudolf kennt jetzt eine dritte.

Zur Wiederholung

Ludwig von Savoyen hat im fünfzehnten Jahrhundert eine gewisse Charlotte de Lusignan, ihres Zeichens Chefin der Insel Zypern, abgeschleppt. Über die daraus resultierende Begeisterung der Betroffenen gibt es unterschiedliche Angaben. So oder so, soll sie der Deplacierung nur unter der Bedingung, sich ein paar Rebstöcke aus ihrer Heimat mitzunehmen, zugestimmt haben.

Pierre Galet sieht Altesse bei Furmint, dem Wein des österreichisch-ungarischen Hofes. Louis Levadoux wiederum in der Familie der Sérines, zu der auch Marsanne, Roussanne, Viognier und Syrah, damit auch Mondeuse gehören.

Vermutlich können nicht alle dieser drei Erklärungsversuche denselben Grad an wissenschaftlicher Seriosität aufweisen. Dem Rudl gefällt ein gut erzählter Schmäh im Zweifelsfall tendenziell besser als eine wissenschaftlich kaschierte Ideologie.

 

Titel

 

Als Hoheitstitel wird Altesse in jedem Fall das Possesivpronomen „Son“ voran-, manchmal auch eines der Attribute „Sérénissime“, „Illustrissime“ „Grand-ducale“ sowie „Royale“, „Imperiale“ oder die beiden letzten gleich zusammen nachgestellt.

Wein

Lieber ist dem Rudl da Altesse als Wein, mit etwas höherer Säure, den Aromen von Bergkräutern, Bergamotten, Honig, Haselnüssen und einer ziemlich beeindruckenden Lagerfähigkeit.

  • Roussette de Savoie 2015, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Roussette de Savoie (3/5)
  • Roussette de Savoie 2014, Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (3/5)
  • Roussette de Savoie 2013, Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4/6)
  • Roussette de Savoie 2011, Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4/6)
  • Altesse „Autrement“ 2015, Jacques Maillet, Motz, AOC Vin de Savoie (6/9)

Jetzt ist die gute Altesse wie erwähnt sowieso schon kein Exempel für Übereifer. Wenn dann ein Weinbaumeister wie Jacques Maillet extra noch akribisch die locker- und kleinbeerige Stöcke weitervermehrt, können Sie sich, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, vorstellen, wie das bei der Lese ausschaut.

  • Altesse „Solar“ 2016, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6/9)

    bald einmal wieder mehr

  • Roussette de Savoie 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Roussette de Savoie (4/6)
  • Son Altesse 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison (Haute-Savoie), IGP Vin des Allobroges, (6/9)

    (in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 7. Jänner und am Donnerstag, den 9. Jänner

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Auf die Aristokratie im Glas statt in der Regierung!

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Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

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Ein gutes neues Jahr! 2. Jänner geschlossen

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ist dem Wahren, Guten und Schönen verpflichtet und damit eine Bildungseinrichtung im klassischen, und nicht eine im neoliberalistischen Sinn. Als solche produziert sie nicht nur chronisch am Markt vorbei, sondern hat auch während der Schulferien geschlossen, so auch heute, am 2. Jänner.

Nächster Öffnungstag: Dienstag, 7. Jänner 2020: Altesse-Vertikale Dupasquier und andere

Der Rudl wünscht ein gutes neues Jahr!

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Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

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Goldener Sonntag is‘! Sonntag, 22. Dezember von 14 bis 18 Uhr geöffnet

Der Rudl weiß nicht, wie es Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, geht. Aber ihm gefallen die ganzen Lichter und der Glanz vor Weihnachten. Er ist sich der gesundheitlichen und ökologischen Problematik des viel zu vielen Lichts in der Stadt bewusst, aber vor Weihnachten drückt er da eine Auge zu. Vielleicht ist er vom vorweihnachtlichen Glanz ein bissl geblendet. Ohne eine schwache Seite für gnostischen Dualismus zu haben, vermag der Rudl dem Licht vor Weihnachten etwas Positives abzugewinnen. Er ist ein passionierter Städter, zumindest solange es ihm die Stadt samt öffentlicher Infrastruktur ermöglicht, am Wochenende mit dem Zug hinaus aufs Land zu gelangen. Zwar würde er sich außer einer Laterne mit einer wirklich brennenden Kerze nichts auf den Balkon hängen, aber zum Anschauen findet er die ganzen Rentiere, Weihnachtsmänner, Rehe, Schneemänner, Elvise in Cadillacs und was da sonst noch alles von Balkonen und aus Fenstern leuchtet, amüsant. Freilich hat das Ganze eine Grenze: Beginnt die illustre Szenerie am Balkon zu blinken, dann resultiert das beim Rudl in Anzeichen von Unruhe, um früher oder später in Symptome, die einem veritablen Tourette-Syndrom zugeschrieben werden, überzugehen.

Mit Gold- und Silberglanz geht es dem Rudl gerade gleich. Solange das Edelmetall nicht echt ist und für die Entscheidungsschlacht zwischen dem Dichterfürsten und dem Kreidemeister gehortet wird, soll es dem Rudl recht sein. Und wenn dann vielleicht gar noch der Herr Kurt darüber singt, ist sowieso alles ok. Schließlich und endlich wäre es ursprünglich ja auch die Intention seiner Geschäftsgründung gewesen, wenn schon nicht sich eine goldene Nase so doch ein bissl Marie zu verdienen. Und auch zu Silvester darf es, wenn es nach dem Rudl geht, glänzen. Da und auch den Rest des Jahres ist ihm die akustische Umweltverschmutzung ein größerer Dorn im Ohr als die optische eine im Auge.

Auf alle Fälle würdigt Caviste Rudolf auch dieses Jahr nach dem Silbernen auch den Goldenen Sonntag und sperrt heute ein letztes Mal in diesem Jahr sein Geschäft von 14 bis 18 Uhr auf.

am Goldenen Sonntag, den 22. Dezember von 14 bis 18 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

In den Weihnachtsferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Nächster Öffnungstag: Dienstag, 7. Jänner 2020: Altesse-Vertikale Dupasquier, featuring ein paar andere Weinbauern

Frohe Weihnachten!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Schaumweinsteuer und Augenauswischerei

Dass die Schaumweinsteuer ursprünglich am 26. April 1902 im Deutschen Reichstag zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt worden ist, hat Ihnen Herr Rudolf schon einmal erzählt. Die Begründung, dass „bei einer so starken Steigerung der Ausgaben für die Wehrkraft des Landes auch der Schaumwein herangezogen werden muß“, wird 2014 eher nicht die Ursache für die Reaktivierung der österreichischen Schaumweinsteuer durch die Regierung Faymann – Spindelegger gewesen sein. Trotzdem erlaubt sich der Rudl, nach den Motiven zu fragen.

 

Steuern

 

Jetzt ist es dem Rudl ein Anliegen, keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Rudolf Polifka gehört nicht zu der vor allem im Verbreitungsbereich der drei kleinformatigen Wiener Qualitätsblätter existierenden Bevölkerungsgruppe, die am liebsten alle Steuern abgeschafft, alle öffentlichen Leistungen ausgebaut und unentgeltlich zur Verfügung gestellt bekommen möchte.

Wer vernünftige Schulen, gut ausgestattete Krankenhäuser, intakte Polizei und Justiz sowie wenig Dreck auf dem Trottoir haben möchte, muss Steuern zahlen. Ohne Wenn und Aber. Und auch ohne Die-andern-sind-die-noch-viel-größeren-Schlaucherl.

Herrn Rudolf empören weniger die Steuern als der Umstand, dass für manches keine oder viel zu niedrige Steuern und Abgaben bezahlt werden müssen. Für das Wetten auf Börsenkurse oder dergleichen, völlig falsch als „Handel mit Finanzprodukten“ bezeichnet. Für den Handel mit Produkten bekommen Sie leichter Kreuzweh als einen Haufen Marie. Beim Wetten brauchen Sie bestenfalls Risikobereitschaft oder einen Rettungsschirm aus Steuergeld.

Auch das Vielfahren mit der Tschäsn, die Deplacierung mittels Aeroplans und die Giftspritzerei in der Landwirtschaft werden viel zu niedrig besteuert, um die dadurch entstehenden Schäden wieder reparieren zu können.

 

Steuern und Bürokratie

 

Was den Rudl akkurat an der Reaktivierung der Schaumweinsteuer ein bissl die Contenance verlieren lässt, sind die Umstände. Was war das 2014 für eine Zeit? Was wäre damals dringend notwendig gewesen zu tun? Was hat man getan und was ist der Effekt dieser Maßnahmen? Was hat man damals nicht getan und was ist der Effekt dieser Unterlassungen?

 

Eine Unterstellung als Arbeitshypothese

 

Nachdem Unternehmerverbände und Neoliberalisten mindestens zwei Jahrzehnte gebetsmühlenartig gepredigt hatten, dass der Staat ein schlechter Unternehmer sei, musste ebendieser Staat im Gefolge von 2008 gar nicht so wenige Banken der Neoliberalisten mit Steuergeld retten. Viel Gerschtl ist auch nach Griechenland und ein paar andere Staaten geflossen. Wieviel davon in griechischen Schulen, Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen angekommen ist, wird heute unterschiedlich beurteilt. Altruistische Entwicklungshilfe ist es nicht gewesen.

Diese Themen haben auf alle Fälle die öffentliche Diskussion beherrscht und gelegentlich auch die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des Neoliberalismus aufgeworfen. Dann sind noch neoliberalistischere Parteien und ebensolche Thinktanks gegründet worden.

Die Flüchtlingskrise hat die Themenlage 2015 sowieso dramatisch zum Negativen verändert, ungefähr so dramatisch, wie das eine Rede von Greta Thunberg wenige Jahre später zum Positiven getan hat. Mit der Reaktivierung der Schaumweinsteuer im Vierzehner Jahr wollten neoliberalistische Politiker auf alle Fälle den Eindruck erwecken, dass irgendwelche „Reichen“ zur Kasse gebeten würden. Nur ist Schaumwein, vielleicht abgesehen von zwei oder drei Champagnermarken, längst kein Getränk der Reichen mehr. Symbolpolitik für den Boulevard, der mit der Schaumweinsteuer plastisch und hysterisch das Durchgreifen der Politik zulasten irgendwelcher diffuser „Reichen“ besingen konnte.

 

Für den Rudl

 

… hat die reaktivierte Schaumweinsteuer zuerst einmal eine Entfesselung der Bürokratie zur Folge gehabt. Nach detaillierter Aufklärung seitens seiner zuständigen Sachbearbeiterin vom Zollamt Wien hat er deshalb den Hut auf die Einfuhr von Schaumwein aus der Europäischen Union geschmissen.

 

Ein paar Monate später

 

… hat er dann auf Dienstreise wieder einmal einen Mont Blanc Brut zéro von Dominique Belluard getrunken und gewusst, dass der im Sortiment fehlt. Seither ärgert der Rudl sich und den Nachfolger von seiner ehemaligen zuständigen Sachbearbeiterin am Zollamt mit Fragen zum Beantragen, elektronischen Empfangsbestätigen und Bezahlen der Steuer von beziehungsweise für innergemeinschaftlichen Erwerb von Schaumwein im Einzelfall oder mit dauerhafter Genehmigung.

Der Einfachheit halber ist für die Einhebung der Schaumweinsteuer nicht das Finanzamt, sondern das Zollamt zuständig, weil diese als Verbrauchssteuer gilt. Prosecco ist übrigens von der Schaumweinsteuer ausgenommen, weil er weniger als drei Bar Druck bei plus zwanzig Grad Celsius im Flascherl vorweisen kann, im Fall von Schaumweinverschluss und Agraffe genügen auch weniger als drei Bar.

Das ist Politik vom Format eines Tramwayfahrscheins. Schlanker und kleinkarierter kann ein Nachtwächterstaat nicht sein. Mit Steuern im Sinne von der richtigen Richtung hat das dem Rudl seiner Meinung nach gar nichts zu tun.

 

  • Rosa Pearls, Leo Uibel, Ziersdorf, Westliches Weinviertel (2,50/4)

Als der Rudl sein Geschäft eröffnet hat, hätte er sein Sortiment mit ungefähr drei Weinen bestreiten können. Rosa Pearls ist einer davon. Überhaupt nichts gegen diese drei Weine, ganz im Gegenteil. Aber das war nicht der Anspruch vom Rudl und das ist er auch heute nicht. Viel lieber riskiert es Caviste Rudolf, Ihnen einen Wein vorzusetzen, der Ihnen nicht konveniert, als permanent auf Bewährtes zu setzen. Sie können den Rudl diesbezüglich ruhig der Oberlehrerhaftigkeit zeihen. Das ist er ja.

 

  • Riesling Sekt, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Südliches Weinviertel (4,50/7)

Der Herr Onkel von Martin Minkowitsch hat den Sekt immer mit dem Welschriesling gemacht. Der Neffe probiert es jetzt mit Riesling.

 

  • Perls d’Aimavigne, Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (4/6)

Jacquère, Altesse und Chardonnay. Kimmeridge. Und ein Weingut, in dem Innovation mit Augenmaß und vor allem nicht in Form von Ausweitung der Rebfläche praktiziert wird.

 

  • Don Giachino 2015, Gebrüder Giachino und Sohn. Chapareillan. AOP Vin de Savoie (4,50/7)

Möglicherweise einer der unterschätzteren Weine im Sortiment von Rudl, Jacquère nach der Méthode traditionelle.

 

  • Crémant d’Alsace Brut zéro, Zusslin, Orschwhir, AOP Crémant d’Alsace (5/8)
  • Crémant d’Alsace “Liebenberg“ Brut zéro, Zusslin, Orschwhir, AOP Crémant d’Alsace (6,50/10)

Caviste Rudolf ist eher kein Anlasseinkäufer. In diesem Fall hat er sechs Flascherl vom einfacheren Brut zéro von Zusslin und sechs Flascherl vom Brut zéro aus der Lage Liebenberg mit Schluck des geistigen Gaumens auf Silvester gekauft, beide ohne Schwefelzusatz.

  • Crémant de Jura „L’Autre“, Domaine Pignier, Montaigue, AOP Crémant de Jura (5/8)

    auch ohne Dosage und auch ohne Schwefelzusatz

  • Bela 2016, Branko und Vasja Cotar, Komen, Kras, Slowenien (5/8)
  • Crna 2010, Branko und Vasja Cotar, Komen, Kras, Slowenien (5/8)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

 

…nicht nur diese Weine gibt es glasweise

 

am Dienstag, den 17. Dezember, am Donnerstag, den 19. Dezember

jeweils von 16 bis 22 Uhr

und ausnahmsweise am Goldenen Sonntag, den 22. Dezember von 14 bis 18 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Caviste Polifka ist kein Freund von Jungweinen. Trotzdem hat er jetzt den ersten 2019er im Sortiment, eine Cuvée aus Zierfandler und Rotem Veltliner von Friedrich Kuczera. Wenn alle Jungweine so schmecken würden!

Außerdem gibt es ab sofort den Grünen Veltliner Steinleithn 2017 vom Geyerhof, kein direkter Jungwein mehr und zum ersten Mal seit langer Zeit wieder mit Naturkork.

 

In den Weihnachtsferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Nächster Öffnungstag: Dienstag, 7. Jänner 2020: Altesse-Vertikale Dupasquier

 

Gaudete!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57