Silberner Sonntag, der 11. Dezember und MONTAG, der 12. Dezember: Chenin Blanc und Weihnachtsbock

Das hat es auch noch nicht oft gegeben, dass der Rudl am 8. Dezember noch immer keinen Bräustübl-Weihnachtsbock getrunken hat. Aber es wollte sich einfach nicht und nicht ausgehen. Als Indiz für den Anbruch der Apokalypse taugt dieser Umstand aber so wenig wie vieles, was heute dazu hochstilisiert wird.

Bockbieranstich – halt aus der Flasche

Ab Sonntag, den 11. Dezember um 15 Uhr können Sie auf alle Fälle beim Rudl das Bockbier aus dem Bräustübl in Salzburg Mülln trinken, respektive das eine oder andere Flascherl mit nachhause nehmen.

Chenin Blanc

Es gibt ein paar Rebsorten, Weinbaugebiete und Weinmeistereien, zu denen der Rudl keinen richtigen Zugang finden kann. Herr Rudolf schreibt hier ganz bewusst „kann“, nicht „will“. Chenin Blanc ist auf alle Fälle so eine Rebsorte. Monsieur Rudolf versucht seit 2010, sich ihr zu nähern. In vielen Fällen war das bis jetzt nicht besonders erfolgreich, aber nicht in allen. Darum kredenzt der Rudl am Silbernen Sonntag fünf Chenins. An und für sich sind das auch die Weine für diese Woche. Sollte am dritten Adventsonntag, dem Sonntag Gaudete auch die Trinkfreude groß sein, dann wird der Rudl am Montag versuchen nachzuweisen, dass seine Ersatzbank sich hinter jener der englischen Fußballnationalmannschaft nicht verstecken muss. Dort werden dann keine Chenin Blancs, aber andere seltener glasweise kredenzte Weine Platz genommen haben.

  • Saumur „Allegory“ 2019, Domaine des Closiers, Parnay, AOP Saumur, Loire (10/15)

    Das Zugeständnis des Sortiments von Caviste Rudolf an diese Rebsorte, wenn auch nur in einer homöopathischen Dosis. Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den roten Saumur-Champigny Les Coudraies von der Domaine des Closiers hat Ihnen der Rudl schon kredenzt. Beim Weißen von diesem Weingut handelt es sich quasi um den Lohn für die Bestellung des roten Les Coudraies. Er heißt Allegory, benannt nach der Riede „Les Gorys“. Mehr als drei Flascherl hat Herr Rudolf von diesem Wein nicht zugeteilt bekommen. Entsprechend zurückgehalten hat er sich mit dem Kosten. Da Monsieur Rudolf die Geduld ja überhaus zu schätzen weiß, aber das Warten auch nur ein solches ist, wenn es irgendwann einmal ein Ende hat, ist es jetzt so weit und der Rudl öffnet eines der drei Flascherl am Sonntag Gaudete. Der Folgejahrgang vom Allegory ist am Weingut übrigens ausverkauft. Der Einundzwanziger kommt Ende 2023 in Verkauf, ist aber bereits ausreserviert. So steht es auf der Homepage der Closiers. Direkt wahnsinnig oft wird die Gelegenheit, diesen Wein zu trinken, nicht vor der Tür stehen.

  • Clos de la Coulée de Serrant 2008, Nicolas Joly, AOP Savennieres, Loire (16/24)

    Wenn der Rudl zu Wasser vom Ursprung der Loire bis zum Atlantik navigieren würde, täte er irgendwann knapp nach Sancerre ein Dunkerl machen und trachten, rechtzeitig vor dem Muscadet wieder aufzuwachen. Nein, das würde er natürlich nicht. Denn oenologisch fordert den Rudl gerade das, was sich seinem Geschmack nicht so leicht erschließt, heraus, zumindest in Frankreich. Chenin Blanc steht da neben dem Elsass und den Weißweinen des französischen Mittelmeerraums ziemlich weit oben auf der Liste. Und im Fall des gesamten Areals um Nicolas Jolys Clos de la Coulée de Serrant war der Rudl seinerzeit schon äußert impressioniert. Das gibt er unumwunden zu.

  • Entraygues et Le Fel Blanc 2020, Domaine Mousset, AOP Entraygues et Le Fel, Sud Ouest (3/5)

  • Peyrouty 2019, Domaine Mousset, AOP Entraygues et Le Fel, Sud Ouest (5/8)

    Zwei rote Fer Servadou aus der zentralmassiven Appellation Entraygues-et-Le-Fel, die der Rudl vergangenen Sommer mit Begeisterung für sich entdeckt hat, sind vor drei Wochen auf der Tafel gestanden. Jetzt folgen ihre weißen Kollegen.

  • Le Haut des Clous 2010, Domaine Saint Nicolas, Brem sur mer, AOP Fiefs Vendéens, Loire (7/11)

    Als der Rudl vor zehn Jahren diesen Wein gekauft hat, war das noch keine Appellation. Hartnäckigen Weinmeistern wie Thierry Michon ist es zu verdanken, dass diese Weingärten in der salzigen Atlantikluft zwischen Nantes und La Rochelle heute eine Appellation sind.

und vom Marestel gibt es noch etwas von den Jahrgängen 2011, 2016 und 2017

glasweise am

am Sonntag Gaudete, den 11. Dezember von 15 bis 18 Uhr, sowie

am MONTAG, den 12. Dezember von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner naht. Wann ist dieser Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz ein gesamteuropäischer Feiertag?

Monsieur Rudolf grüßt die Freude!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Jacquère. Ersatzreligion vernichtet Rebsorte, Dienstag, 29. November, 17 bis 21 Uhr

Damit Sie den Rudl nicht falsch verstehen … ein Rätsel

Er hat nichts gegen Marktwirtschaft. Gegen Marktwirtschaft als Instrument hat der Rudl nichts; wäre etwas seltsam, andernfalls ein Geschäft zu betreiben. Aber gegen totalitäre Ideologien und Ersatzreligionen hat der Rudl so ziemlich alles, was man auf dieser Welt gegen etwas haben kann.

Und wozu es führt, wenn der Kapitalismus als Ersatzreligion und totalitäre Ideologie nach etwas greift, das kann man momentan ganz eindrucksvoll in Katar studieren: Vor dreitausend Jahren hat das Judentum die Menschheit von der unbarmherzigen Logik des Menschenopfers erlöst. Was eine gnadenlose Ideologie und Ersatzreligion fordert, wenn sie ihre dreckigen Krallen nach einem Spiel(!) ausfährt und aber auch wirklich nichts von ihrer besessenen Kommerzialisierung verschont, das besteht aus dreizehn Buchstaben und endet auf ein r.

Jacquère

Ein zweites Mal hofft Monsieur Rudolf, nicht falsch verstanden zu werden. Was man mit Jacquère oder Gamay aufgeführt hat und aufführt, darf man in keinster Weise mit den Tragödien der Wanderarbeiter in Katar vergleichen. Eine gemeinsame Ursache ist dennoch nicht von der Hand zu weisen: Geschäftemacherei auf Teufel komm ‘raus

Im Fall von Jacquère war es zuerst die Explosion der Skistationen in den französischen Alpen und dann waren es die Olympischen Winterspiele von Albertville 1992. Beide sind ein Kapitel für sich … und für die Architektur der Beweis, dass man nicht viel Platz benötigt, um Unmengen an Beton zu verbauen. Das hat man getan und in den dazugehörigen Gaststätten hat man das architektonische Rezept des Warum-GUT-wenn-auch-VIEL-geht? gleich auf die Speisen- und Getränkekarten übertragen. Dabei ist eine der vielleicht interessantesten Rebsorten der Welt dermaßen versaut worden, dass diese eine ganze, zugegebenermaßen nicht besonders große Weinbauregion mit sich in den Dreck gezogen hat. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, heute beim Skifahren einen Apremont oder einen Abymes trinken, dann gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten:

  • Sie schlucken jenes Produkt der Pharmaindustrie, das angeblich den Magen aufräumt, und nehmen sich fest vor, so etwas nie wieder zu trinken.
  • Sie stopfen dem Wein Unmengen an Fondue, Raclette oder Tartiflette nach, um auf einen anderen Geschmack zu kommen.
  • Oder Sie freuen sich, weil Sie Glück gehabt haben, eine Jacquère von den Giachinos, von Jean-Claude Masson oder von einer Handvoll anderer Weinbauern zu trinken. Nicht zuletzt die Giachinos und Masson waren es, die es sich quasi zur Lebensaufgabe gemacht haben, Jacquère zu retten und wieder als das zugänglich zu machen, was diese Rebsorte eigentlich wäre: eine rebsortifizierte Resistenz gegen Klimakrise, Oidium und Peronospora, vor allem aber ein großartiger Transporteur von Feuersteinaromen aus dem Boden in das Glas.
  • Jacquère „Jonona“ 2021, Côteaux des Girdonales, Villaz, Haute-Savoie, Vin de France (4,50/7)

9 % Alkohol und trotzdem ein Wein 

  • Apremont 2020, Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4/6)

Der Ort am Fuß des imposanten Mont Granier kann ja nichts dafür. Darum verwenden die Giachinos auch die Cru-Bezeichnung. Jean-Claude Masson hat überhaupt neun Spielarten des Apremonts im Register. Einzig seine Altesse kann kein Apremont sein. Aber bei einer willkürlich zusammengestellten Apremont-Blindverkostung würde Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, die Apremonts von Masson und Giachino ziemlich sicher als Piraten klassifizieren.

  • Jacquère 2018, Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Genesis 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

von ziemlich hoch oben am Eingang zum Tal der Maurienne, Schieferböden einer einst renommierten Lage

  • Chignin „1903“, Anne und Pascal Quenard, Chignin, AOP Vin de Savoie

Beinahe sagenumwoben ist die Rivalität zwischen den beiden einander gegenüberliegenden Ortschaften Apremont und Chignin. Und nicht immer hat sie sich produktiv auf die Qualität der Weine ausgewirkt.

Das Gros der Jacquère-Rebstöcke in diesem Weingarten ist fast hundertzwanzig Jahre alt. Das ist bei dieser Rebsorte, ähnlich wie bei Grenache Noir, gar nicht so eine Seltenheit, weshalb etwa Jean-Claude Masson Jacquère als eine der beeindruckendsten Pflanzen dieser Welt erachtet.

  • Le P‘tit Canon 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOC Vin de Savoie (4,50/7)

… eine der allerletzen Flaschen von Jacques Maillet

  • Argile Blanc 2019, Domaine des Ardoisières, Saint Pierre de Soucy, IGP Vin des Allobroges (5/8)

49 % Jacqu?er, 40 % Chardonnay, 20 % Mondeuse Blanche

  • In Extremis 2013, Château de Merande, Arbin, Vin de France (5/8)

Vendange Tardive von Jacquère, das haben, zumindest soweit der Rudl weiß, noch nicht einmal die Giachinos mit dieser Rebsorte probiert.

… und ein paar Rote vom Eisen gibt es auch noch

glasweise am

am Dienstag, den 29. November

von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, naht. Wann wir er endlich zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt?

 

Shalom wünscht Herr Rudolf!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils
Reindorfgasse 22
1150 Wien
Tel.: 0043 (0)699 1923 3008
www.wein-polifka.at

Ostbahn lebt.

Eisen und Wein: auvergne, Pyrenäen, Karst und Eisenberg, am Dienstag, den 22. November

Eisen und Wein: Auvergne, Pyrenäen, Karst und Eisenberg, am Dienstag, 22. November von 17 bis 21 Uhr

Fer Servadou

hat den Rudl schon fasziniert, bevor er die dazugehörende Rebsorte sensorisch kennengelernt hat, rein vom Namen her. Anders als Caviste Rudolf ursprünglich vermutet hat, deutet diese Bezeichnung nicht auf eine Vorliebe für einen hohen Eisengehalt im Boden hin. Die lateinische Bezeichnung für Eisen im Vornamen bezieht sich auf die Härte des Rebholzes. Servadou möchte eine lange Haltbarkeit der Trauben zum Ausdruck bringen. In den beiden Appellationen, die auch Gegenstand der folgenden Überlegungen sind, hat Fer Servadou den Spitznamen „Mansoi“.

Fer Servadou ist der Urrebe ziemlich nahe und wahrscheinlich deshalb gegen sehr viel, was dem Rebstock zusetzen kann, resistent, nur gegen Zikaden, Traubenwickler und Spätfrost nicht. Im Ertrag liegt ihm das Übertreiben fern. Die Trauben sind mittelgroß, die Beeren länglich, schwarz und dickschalig.

An den Boden stellt Fer Servadou auch keine überzogenen Anforderungen. Mager und steinig hat er es gern.

Die Weine sind dunkel, geschmacklich tragen sie nicht dick auf, im Alkohol detto nicht. Ein paar Jahre Flaschenreife sind in der Regel kein Nachteil.

Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jetzt von den Qualitäten dieser Rebsorte noch nicht überzeugt sind, dann könnten Sie theoretisch in das Département Aveyron fahren, dort die zwanzig Hektar kleine, aber atemberaubend schöne Appellation mit der vielversprechenden Bezeichnung Vins d‘Entraygues-et-du-Fel und dem Blick auf den Lot hinunter besuchen, die Serpentinen zur Auberge du Fel hinauffahrenabsteigen und dort absteigen. Den Ausblick vergessen Sie nicht so schnell und der Koch muss sich neben dem Ausblick nicht verstecken. Es handelt sich bei dieser Appellation zur südlichsten der Auvergne, weinbauadministrativ gehört sie aber zum Südwesten.

Die alte Rebsorte Gros Cabernet muss man nicht kennen. Sie ist der Papa des Carménère ist. Gros Cabernet seinerseits ist der Bub von Fer Servadou und dem baskischen Txakoli.

Verdienste in der Geschichte haben nicht immer Wertschätzung in der Gegenwart zur Folge. Darum hat Fer Sarvadou gegen Ende des vorigen Jahrtausends mit knapp über tausend Hektar einen Tiefpunkt an Anbaufläche erreicht. Heute steigt diese wieder leicht.

Die Appellation Entraygues-et-du-Fel ist vom Massif Central, dem Mittelmeer und auch ein bissl vom Atlantik geprägt. Die Weingärten befinden sich auf südlich ausgerichteten, ziemlich steilen Hanglagen zwischen 250 und 500 Meter, sind terrassiert und im Vergleich etwa zur Wachau äußerst zerstreut, alles Erbe der Abtei de Conques. Steil, mager und massiv geschiefert. Gesteinsprobe ist vorhanden. Den dazugehörigen Cantal können Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, sich gerne in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mitbringen und als Begleiter dem Wein an die Seite stellen.

Eisen im Boden

Im engeren Sinn ist Eisen im Zusammenhang mit Wein freilich in geologischer Hinsicht bedeutend. Allerdings gibt es bis dato keine schlüssigen Forschungsergebnisse, wie beziehungsweise inwiefern ein eisenhältiger Boden Wein geschmacklich beeinflusst. Eisen an sich ist im Wasser nicht löslich. Es geht also chemische Prozesse, die im Boden stattfinden und dort das Eisen zum Reagieren mit anderen Substanzen, etwa mit Säuren, bringen. Dem ist die Biologie noch nicht ganz auf die Spur gekommen.

Eisen im Sortiment

Auf alle Fälle freut sich Caviste Rudolf, dass sein quantitativ sehr überschaubares Sortiment gleich mit drei Gebieten, in denen es stark eisenhältige Böden gibt, aufwarten kann: Irouléguy, Karst und Eisenberg, oder Arretxea, Čotar, Weber.

  • Entraygues et du Fel Rouge 2020, Domaine Mousset, AOP Entraygues et du Fel, Sud Ouest (3/5)
  • La Pauca 2019, Domaine Mousset, AOP Entraygues et du Fel, Sud Ouest (5/8)
  • Vieilles Vignes 2016, Domane du Cros (4,50/7) AOP Marcillac

    reinsortiger Fer Servadou und zusätzlich auf rotem Sandstein gewachsen – mehr Eisen geht im Wein nicht; achtzehn Monate im großen Holz ausgebaut

  • Blaufränkisch Weinberg 2018, Helga und Alfred Weber, Deutsch-Schützen, Eisenberg (3/5)
  • Blaufränkisch Königsberg 2013, Uwe Schiefer, Südburgenland
  • Terra Rossa 2006, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6,50/10)
  • Haitza 2017, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6/9)

am Dienstag, den 22. November von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Heftig den Kopf schüttelt Rudolf Polifka, sich wundernd, warum der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, noch immer nicht zum gesamteuropäischen Feiertag erklärt worden ist.

Der Rudl grüßt Zentralmassiv, Pyrenäen, Karst und Eisenberg, aber auch alle anderen Menschen in den Bergen und am Flachland!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Gamay und Welschriesling: Montag, 14. November von 17 bis 21 Uhr

Nochamal

Mit dem Versuch, ein kleines Weingeschäft abseits lauten Marketinggetöses, sinnfreier Angeberphrasen und entwürdigender Rabattschlachten zu betreiben, hat man sich schon vor dem März 2020 keine Goldgrube geschaufelt. Dann sind Sperrstunden, -tage, -wochen und -monate gekommen, mit ihnen jede Menge Webshops von Winzerinnen und Winzern, von denen manche behaupten, kostenfrei Wein zu versenden. Für solche Weine ist ein Geschäft wie das vom Rudl wie ein Schuhlöffel für einen Badeschlapfen. Und in Wien ein Weingeschäft ausschließlich mit Weinen aus Savoyen und Irouléguy zu führen, da gibt es auch zwei oder drei einfachere Sachen. Andernfalls würden das wohl mehrere machen.

Krise

1978 hat Lukas Resetarits in seinem zweiten Kabarett-Programm eine Krise gefordert. Das stimmt nicht ganz, eigentlich nur als Titel. Er hatte erkannt, dass Krisen – veritable oder inszenierte – manchmal jenen politischen Kräften gelegen kommen, die mit demokratischen Grundprinzipien nicht per Du sind. Und dass man Krisen auch machen oder herbeireden kann, das ist auch keine ganz neue Erkenntnis.

Es gibt in Österreich Menschen, die arm sind. Sie leiden unter den steigenden Energiekosten. Bevor jemand friert, muss der Staat, wenn er sich nicht blamieren will, helfen. Aber wenn jemand meint, es sei unter ihrer oder seiner Würde, öffentliche Verkehrsmittel zu benützen, dann ist das zumindest in der Stadt, nicht selten aber auch am Land seine respektive ihre Entscheidung. Der Rudl ist auf dem Land aufgewachsen. „Land“ ist ein Euphemismus für die Abgelegenheit dieser Ortschaft. Und aufgrund desaströser öffentlicher Verkehrsmittel dort hat er im siebenundachtziger Jahr ein Konzert vom Herrn Kurt, der seinerzeit noch der Kurti war, im Volksheim in Salzburg versäumt. Blede G‘schicht, aber nicht die Verantwortung des Staates, der nicht die Aufgabe hat, Schadstoffausstoß und Energieverschwendung zu subventionieren.

Nicht alle, die jetzt jammern, schreien und Hysterien verbreiten, leiden an einer Krise.

Einerseits scheint nicht alles, was jetzt an Krisen-Lamento artikuliert wird, volkswirtschaftlich haltbar zu sein. Wo ist eigentlich die Psychologie, wenn es darum geht, den verantwortungslos geschürten Anteil der Krise als solchen erkennbar zu machen?

Andererseits scheint dem Rudl nicht das gesamte Ausmaß der Teuerung kausal mit dem verbrecherischen Angriff auf die Ukraine in Verbindung zu stehen. Ein gar nicht so kleiner Teil scheint relativ plausibel und schlicht als Krisengewinnlerinnen- und Krisengewinnlertum erklärbar zu sein.

Und zum Dritten führt der Rudl die gegenwärtige Situation auch ganz stark darauf zurück, dass Industrienahrungsmittel und Energieverschwendung in den letzten dreißig oder vierzig Jahre zu billig, in Anbetracht ihrer destruktiven Folgen viel zu billig waren, als darauf, dass sie jetzt nicht mehr ganz so billig sind wie noch vor fünf Jahren. „Über die Verhältnisse gelebt“ ist ein etwas altmodisch anmutender Terminus. Der Rudl ist der Meinung, dass er die gegenwärtige Lage ganz gut trifft, wobei zu ergänzen wäre, dass vor allem der reiche Nordwesten auf Kosten vieler Menschen im Süden und im Osten über die Verhältnisse gelebt hat. Zu fragen wäre darüber hinaus, ob das, was in den letzten Jahrzehnten um einen Nasenrammel zu erstehen und bei Missfallen auch gleich wieder kostenfrei zu retournieren war, wirklich zu einem guten Leben, das diesen Namen auch verdient, gehört. Dass mit dem Konsumkult genauso wie mit Fundamentalismus und Nationalismus in der Regel jene abgespeist werden, die sonst nichts haben, möchte Citoyen Rudolf nur nebenbei angemerkt haben. Und dass ausgerechnet jene politischen Kräfte, die vor etwa hundert Jahren Mündigkeit und Freiheit über den Weg der Bildung erreichen wollten, jetzt besonders laut nach staatlicher Unterstützung von stupidem Konsumkult und Energieverschwendung schreien, ernüchtert den Rudl.

Öffnungszeiten

Wenn die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils jetzt nicht mehr so oft und so lange geöffnet ist wie früher, dann hat das jedenfalls nichts mit einer Energiekrise zu tun. Eine solche existiert vor allem insofern, als der längst als notwendig bekannte Ausstieg aus fossilen Energieträgern, wenn überhaupt mindestens dreißig Jahre zu spät kommt. Es hat natürlich auch nichts mit Personalengpässen, Pensionierungswellen oder Krankenständen zu tun. Und auch nichts mit dem verlogenen Verbrecher im Kreml.

Der Rudl ist im Südburgenland an einem Gasthaus vorbei gegangen. Vor diesem Gasthaus stand eine Tafel mit der Aufschrift: „Aufgrund der hohen Energiepreise leider geschlossen“. In den letzten drei Jahren ist der Rudl auch an diesem Gasthaus vorbei gegangen. Da war es auch immer geschlossen.

Beaujolais Primeur – vinifizierte Ungeduld?

Nächsten Donnerstag ist es wieder so weit: Nach dem dritten Mittwoch im November wird jener Beaujolais, der es mit dem Vergären gar nicht mehr erwarten können hat … oder mit dem Chemiekasten dazu gebracht worden ist, in Verkauf gebracht. Jahrgang 2022.

An sich ist es eine mindestens bis in das neunzehnte Jahrhundert zurückzuverfolgende Tradition des „vin de primeur“, wenn Weinbäuerinnen und Weinbauern das Ende der Lese feiern, indem sie mit dem neuen Wein oder mit dem, was am Weg dazu ist, anstoßen. Im Fall des Beaujolais kamen dann Wirte aus Lyon auf die Idee, sich den frischen Beaujolais in Holzfässern auf der Saône herunter flößen zu lassen. 1937 wurde Beaujolais dann in den Rang einer Appellation d‘Origine Contrôlée erhoben. Damit wurde der Verkauf ab 15. Dezember zugelassen. Die Ungeduld wuchs und 1951 wurde der Verkaufsstart um ein Monat vorverlegt. Englische Importeure lieferten sich gegenseitig regelrechte Lastautorennen, wer zuerst und am meisten Beaujolais Primeur daher zerren konnte. 1985, zwei Jahre bevor sich in der Steiermark die ersten Winzer zusammen taten, um einen Jungwein zu etablieren, setzte man der Start des Verkaufs ab Keller mit 00 01 Uhr am dritten Donnerstag im November festgesetzt. Dann hat der Neoliberalismus Fahrt aufgenommen und die Welt wurde weit vor dem dritten Novemberdonnerstag mit Beaujolais Nouveau geflutet, eh mit einem Karterl versehen, bitteschön halt so lieb und nett zu sein, diesen nicht vor dem dritten Donnerstag an den Endverbraucher abzugeben.

Steirischer Junker, Primus Pannonikus, Junger Wiener, … Dann hat es geschäftstüchtige Weinbauern gegeben, die nicht bis November, wenn der Junker in Verkehr gebracht wird, warten wollten. Die haben schon Wochen vorher einen „Jungen Steirer“ ausgeschenkt. Der Jungweinkult hat viele Namen und noch mehr Gesichter. Gegen wenige davon hätte Monsieur Rudolf etwas einzuwenden, wären sie nicht derartig aggressiv von der Dogmatik des Marketings gezeichnet, diese ihrerseits von der Ungeduld, welche wiederum vom Wachstum, das wiederum vom Chemiekasten und der von einem grausligen Gesschmack.

Einer ganzen Rebsorte hat das stark zugesetzt. Fragen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, heute mittelweinaffine Zeitgenossinnen oder Zeitgenossen nach Gamay, werden Ihnen die meisten ziemlich schnell einmal mit Beaujolais Primeur daher kommen. Und nicht alle davon werden damit erfreuliche geschmackliche Assoziationen in Verbindung bringen. Gerecht ist das nicht, denn der Gamay kann nichts dafür. Das zeigen gute Morgons und die anderen neun Crus sehr eindrucksvoll, vor allem nach zwanzig oder dreißig Jahren. Darüber hinaus sollte man nie vergessen, dass das, was man heute als Naturweinbewegung kennt, im Beaujolais ihren Ausgang genommen hat. Dazu etwas später mehr.

Wenn man die Dimensionen auch sicher nicht vergleichen kann, so ist das Schicksal des Welschrieslings vergleichbar. Früher eine Rebsorte, die manche Winzer als letzte gelesen haben, heute gar nicht so selten zentraler Bestandteil irgendwelcher Jung- und Jüngstweine, weingewordener Granny Smith.

So sind Gamay und Welschriesling nicht, wobei der Rudl über den Welschriesling schon deutlich mehr geschrieben hat als über Gamay, darum …

Gamay

ist eine natürlich Kreuzung aus Pinot Noir und Heunisch. What else? Man könnte Gamay als Kind des Gemischten Satzes betrachten. Über Jahrhunderte sind Pinot Noir und Heunisch in der Champagne und in Burgund im Gemischten Satz nebeneinander gestanden, irgendwann vermutlich sehr eng nebeneinander und dann war auf einmal Gamay da.

Angebaut wird dieser auf gut 30.000 Hektar Rebfläche vor allem in Frankreich, deutlich mehr als die Hälfte davon steht im Beaujolais. Vorkommen tut er auch in der Schweiz und im Aosta-Tal, ziemlich sicher auch in der sogenannten neuen Welt. Zu den Weinen, die in China nachgebaut werden, zählen Weine aus der Rebsorte Gamay eher selten, wobei das wieder nicht bedeutet, dass Gamay nicht berühmt werden kann. Der unbestrittene Ahnherr des Naturweins und der Vinifizierung ohne Schwefelzusatz, der Lyoner Professor für Chemie, Jules Chauvet, war ein Gamay-Winzer aus La Chapelle im Beaujolais, reinsortig.

In Burgund haben zuerst Benediktiner und Zisterzienser sehr viel mit Gamay herumgetüftelt und sondiert, wo er die besten Resultate erbringt. Von einem Dorf an der Côte d‘Or hat die Rebsorte auch ihren Namen. Trotzdem hat Philipp der Kühne dann im 14. Jahrhundert die Konkurrenz, die von Gamay gegenüber dem heiklen Pinot Noir ausgegangen ist, erkannt und Gamay als ungesunde und „unehrenhafte“ Traube aus den Weingärten dieser Gegend verbannt. Dieser wiederum hat sich davon nicht sonderlich beirren lassen und ist in die südlicher gelegenen Granit-Terroirs des Beaujolais ausgewichen, was sich nicht als das allerschlechteste Pflaster für diese Rebsorte erweisen sollte.

  • Gamay 2018, Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)

    Kalk aus dem Kimmeridge & die alte Schule der Vinifizierung

  • Morgon „Vieilles Vignes“ 2020, Jean-Paul und Charly Thévenet, AOP Beaujolais (6/9)

    Etwas mehr als einen Hektar Morgon bewirtschaftet der alte Thévenet mit seinem Sohn. Der befindet sich im Norden des Weinbaugebiets und zeichnet sich durch Granit aus.

    Jean-Paul Thévenet wiederum war einer der Hawara von Marcel Lapierre. Die „Bande“, wie sich sich selber nannte, rührte in den Achtziger Jahren ordentlich um. In Zusammenarbeit dem dem erwähnten Chemiker Jules Chauvet zeigte sie der Welt erstens, dass es auch ohne Schwefelzusatz geht und zweitens, dass weder Uhu noch Essig dann das Resultat sein muss. Bis zu Pierre Overnoy in das Jura hat sich das herumgesprochen.

  • Vieilles Vignes Tigerno 2019, Clos Luern, IGP Puy-de-Dome, Auvergne (6/9)

    1200 Flascherl gibt es von diesem Wein der Micro-Domaine aus der Auvergne. Präziser und terroirspezifischer Wein unter Einsatz moderner technischer Mittel, aber unfiltriert und ohne Schwefel oder Schönungsmittel aus dem Chemiekasten. Hundert Jahre alte Reben von Gamay d‘Auvergne – Weinbäuerinnen und Weinbauern aus der Auvergne freuen sich nicht besonders, wenn man diese Spielart mit dem Gamay aus dem Beaujolais verwechselt. Vulkanboden, acht Monate in 160 Liter-Tonamphoren ausgebaut – ein Wein, von dem der Rudl nicht alle Achteln, die das Flascherl enthält, ausschenken wird.

  • Argile Rouge 2018, Domaine des Ardoisières, Saint Pierre de Soucy, IGP Vin des Allobroges (6/9)

    65 % Gamay, 24 % Mondeuse Noire und 10 % Persan auf Schiefer-Mergel-Boden – Diesen Wein hat der Rudl jetzt schon ein Zeitl nicht mehr kredenzt. Er könnte schön langsam ziemlich gut sein.

  • Welschriesling Am Spitz 2018, Rudolf Klein, Hölle, Neusiedlersee (3/5)

  • Welschriesling vom Opok 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (4/6)

  • Welschriesling vom Opok 2020, Sternat-Lenz, Remschnigg, Südsteiermark (4/6)

  • Adaxl Welsch 2019, Alfred und Helga Weber, Deutsch-Schützen (4,50/7)

und von drei orangen Weinen der letzten Woche (Erde, Gräfin, Marius & Simon) ist am Montag zumindest um 17 Uhr auch noch etwas da.

Montag, 14. November von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Am Rudl seiner Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag erklärt werden muss, hat sich selbstverständlich nichts geändert.

Ungeduldig grüßt der Rudl grüßt, die Geduldigen und auch die Ungeduldigen!

Dienstag, 8. November von 17 bis 21 Uhr: Orange …

ist eine schöne Stadt. Woher sie ihren Namen hat? … könnte man etwas frei nach Karl Valentin reimen. Der Rest der genialen Ode auf die Hauptstadt Frankreichs passt dann nicht dazu. Aber der Herr Kurt hat sie in einem Meisterwerk der Filmgeschichte rezitiert.

Orange, im Département Vaucluse, geht auf die römische Stadt Arausio zurück. Ein paar linguistischen Phänomenen wie der partiellen, regressiven (auch antizipatorischen) Fernassimilation ist eine zunehmende Homophonie zur beliebten Zitrusfrucht zu verdanken. Diese ist in Orange zwar nicht heimisch, hat es aber in dreifacher Ausführung in das Stadtwappen geschafft. Soviel zu Namen.

Die Stadt selbst ist dem Rudl nicht sympathisch. Seit 1996 wird sie von einem Bürgermeister des Front National regiert und von dieser Partei deswegen gerne als Modell hingestellt. Oenologisch ist es definitiv nicht dem Rudl Terrain, aber das ist eine andere Geschichte, die man der Stadt wahrscheinlich nicht vorwerfen kann, nicht einmal der Rudl. Auf alle Fälle muss Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Caviste Rudolf Polifka leider enttäuschen, wenn Sie jetzt Châteauneuf-du-Pape, Ventoux, Rasteau, Gigondas, Cairanne oder Séguret erwarten.

Der Rudl schätzt Assoziationen überaus. Darum kommt er von der Stadt über die Frucht auf die Weinfarbe.

Als sicher kann jedenfalls angenommen werden, dass Orangen nichts für die unsympathischen Seiten der Stadt Orange können. Die Saison der Orangen hebt übrigens jetzt dann bald an. Das weiß der Rudl schon länger. Aber so richtig gesickert ist ihm diese Erkenntnis erst, seit ihn der Herr Anton dankenswerterweise auf das großartige Geschäft von Nino Crupi in der Kleinen Margaretenstraße aufmerksam gemacht hat. Dort gibt es nämlich die sizilianischen Orangen dann, wenn und solange sie reif sind. Davor und danach können Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, im Supermarkt Ihres missbrauchten Vertrauens Orangen kaufen und genauso schmecken die dann auch, sicher pur nach allem Möglichen, aber ganz sicher nicht nach der Natur.

Das Reife der Orangen am Ätna nimmt der Rudl traditionellerweise zum Anlass – sofern nicht gerade Sperrstund‘ is – maischevergorene, sogenannte Orangeweine zu kredenzen.

  • Marius & Simone 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, Vin de France (4,50/7)

    Leicht im Alkohol, trotzdem nicht unreif geerntet und absolut sauber. Wenn die Giachinos so etwas wie ein oenologisches Credo haben, dann haben sie zwei: Völliger Verzicht auf den synthetischen Chemiekasten und ein kompromissloses Reinheitsgebot die Abwesenheit von Fehltönen im Wein betreffend. Die Problematik des Chemiekastens kennt Frédéric Giachinos Bruder David von seiner früheren Tätigkeit als Angestellter in einem Oenologie-Labor recht gut. Eine besondere Hochblüte erlebte die Oenologie aus dem Reagenzglas in Savoyen zur und vor der Zeit der Olympischen Winterspiele von Albertville im Jahr 1992. Seither ist der savoyardische Weinbau in der Krise, so die Diagnose von Fréd. Ein paar Jahre länger ist es her, dass der unermüdlich von der Qualität der autochthonen Rebsorten überzeugte Pionier Michel Grisard ganz andere Wege gegangen ist. Und wie für das Gros der heute fast schon unheimlich wachsenden Bioweinszene in Savoyen ist Michel Grisard auch für die Giachinos ein Modell geblieben. Die Wertschätzung zwischen diesen beiden Weinbauern ist übrigens wechselseitig. Darum war der emeritierte Michel Grisard froh, als Clément Giachino, der Sohn von Fréd, 2015 seine steilen Weingärten in Arbin, Cruet und Fréterive übernommen hat.

    Eine fast kristalline Sauberkeit und Präzision in ihren Weinen ist den Giachinos vielleicht gerade auch deshalb ein solches Anliegen, weil sie das destruktive Potential des oenologischen Zauberkastens so gut kennen und wissen, dass dieser Ursache des Problems und nicht Teil seiner Lösung ist.

  • Kåarriegel Weiß 2015, Sankt Andrä/Höch, Sausal, Schiefer (4,50/7)

    Welschriesling klassisch und Grauburgunder auf der Maische vergoren, von Reben eines anderen Weinbaupioniers, Franz Hirschmugl

  • Vitovska 2018, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6/9)

    Ein Lehrveranstaltungsthema über maischevergorene Weine aus Weißweintrauben ohne ein entsprechendes Exemplar vom Karst wäre wie eine Boulevard-Titelseite ohne „So …-Schlagzeile“.

  • Organic Anarchy 2013, Aci Urbajs, Rifnik, Šentjur, Slowenien (6/9)
  • Gräfin 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Opok (6/9)
  • Erde 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Opok (7/11)

    Möglicherweise die beiden ersten Orange-Weine, die der Rudl in seinem Sortiment gehabt und schon längere Zeit nicht mehr „au verre“ kredenzt hat.

  • Sauvignon 2006, Branko und Vasija Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6,50/10)

    Viele Flaschen werden Sie vom Sauvignon von Branko Čotar momentan nicht kaufen können, weil der Weinmeister den entsprechenden Weingarten ausgehackt hat. Andererseits hat der Rudl vernommen, dass Monsieur Branko einen neuen gepflanzt hat. Vielversprechende Aussichten.

Bis es soweit ist, kredenzt Caviste Rudolf die oben erwähnten Weine glasweise

am Dienstag, den 8. November von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Außerdem können Sie zugunsten des Integrationshauses Weine ersteigern und im analogen Fall auch glasweise trinken oder gleich beides zusammen

am Donnerstag, den 10. November ab 19 30 Uhr (Einlass: 18 Uhr)

im Alten Rathaus in der Wipplinger Straße 8

https://www.integrationshaus.at/de/eventarchiv/26-weinversteigerung-zugunsten-des-integrationshauses-kopie

Cycling Caviste Rudolf Polifka bleibt selbstverständlich der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag zu erklären ist.

Der Rudl grüßt das Integrationshaus und alle Menschen, die guten Willens sind!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Frauenkirchen gegen Podersdorf – das ist Brutalität. Zwei Grauburgunder-Duelle AUSNAHMSWEISE AM MONTAG, den 24. Oktober & die Weinauktion zugunsten des Wiener Integrationshauses

Zuallererst das Allerallerwichtigste

Auf den November geht es zu. Da ist es dem Rudl nicht nur heilige Pflicht, sondern auch eine große Freude, Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, auf die Weinauktion zugunsten des Wiener Integrationshauses aufmerksam zu machen. Die analoge findet heuer am

Donnerstag, den 10. November ab 19 30 Uhr im Alten Rathaus in der Wipplingerstraße 8 statt.

https://www.integrationshaus.at/de/eventarchiv/26-weinversteigerung-zugunsten-des-integrationshauses-kopie

Die digitale von Montag, den 7. bis Freitag, den 11. November

im digitalen Dorotheum statt.

https://www.dorotheum.com/de/c/registrierung-81/

Momentan versuchen Edelfedern wieder einmal mit durchschaubaren Motiven, großer Hysterie und wenig Sprachkompetenz eine Flüchtlingskrise herbeizuschreiben. Manche Versuche können gar nicht oft genug scheitern, um nicht immer wieder unternommen zu werden.

Wenn Sie Sicherheit und Menschlichkeit erhöhen wollen, können Sie jetzt dann wieder zugunsten des Wiener Integrationshauses Weine ersteigern oder bei der analogen Auktion auch mit dem Rudl und dem einen oder anderen Achtel auf Menschlichkeit, Sicherheit und Unaufgeregtheit anstoßen.

Same procedure as every year?

Jeweils vor ziemlich genau einem Jahr und auch vor zwei Jahren um diese Zeit hat Caviste Rudolf angekündigt, Pinot Gris zu kredenzen. Einmal war kurz davor, das andere Mal kurz danach Sperrstund‘ XXXL oder Lockdown, wie immer Sie dazu halt sagen wollen. Aber nichts läge dem Rudl ferner als Aberglaube. Drum ist ihm das graue Omen des Pinot Gris wurscht und er öffnet jetzt die damals aufgrund der Übermaßes an Weinen in ein eigenes Lehrveranstaltungsthema ausgegliederte Grauburgunder von den beiden Herrn Josefs aus Podersdorf und Frauenkirchen.

Pinot Gris und Grauburgunder, Umathum

Die wachsen zu einem gar nicht so kleinen Teil in der Riede Hallebühl, man könnte diese Rebstöcke fast als Herzstück dieser berühmten Riede bezeichnen, zumindest findet der Rudl, dass sie danach schmecken, ziemlich viel Quarz.

Pinot Gris, Dankbarkeit

Noch mehr Sand und Schotter, noch weniger Humusauflage, ein anderer Stil und in diesem Fach ein Meister desselben.

  • Grauer Burgunder 2021, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee (3/5)
  • Pinot Gris Reserve 2020, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee (4,50/7)
  • Pinot Gris 2020, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedlersee (4,50/7)
  • Grauer Burgunder 2019, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee (3/5)
  • Pinot Gris Reserve 2017, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee (5/8)
  • Pinot Gris 2017, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedlersee (4,50/7)
  • Pinot Gris 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (5/8)
  • Schiste 2018, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges, Cevins, Tarentaise (7/11)

    Auch in diesem Wein ist Grauburgunder drinnen, etwa zwanzig Percent. Dass man diese Rebsorte in Savoyen Malvoisie nennt, hat Ihnen der Rudl bestimmt schon verraten.

am Montag, den 24. Oktober von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Cycling Caviste Rudolf Polifka bleibt der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag zu erklären ist.

Unhysterisch grüßt Caviste Rudolf, vor allem auch Menschen, die nicht krampfhaft etwas werden wollen, sondern unhysterisch wissen, was zu tun ist, wenn jemand Hilfe braucht – der Bürgermeister von Traiskirchen zum Beispiel.

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Ein neuer Roter vom Vulkan, ein ganz Reifer und ein Querschnitt der Rotweine von den beiden Traditionsweingütern in Irouléguy

Eines der schönsten Erlebnisse des letzten Sommers war für den Rudl sicher der Besuch in seiner Lieblingsappellation Irouléguy am Fuße der Pyrenäen. Exakt zehn Jahre nach seinem letzten Besuch dort war das fast schon ein bissl unwirklich. Und es war wunderschön zu schmecken, wie sich diese vormals eher belächelte Appellation – das können Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, etwa im Buch Terroir von James E. Wilson nachlesen – entwickelt hat. Aus dem Glas heraus wurde dem Rudl wieder bewusst, was für ein Glück er hat, mit solchen Weinbäuerinnen und Weinbauern arbeiten zu dürfen.

So begeistert ist der Rudl aus dieser Appellation zurück gekommen, dass er weniger Tage danach glasweise weiße Irouléguys gewürdigt hat. Dies schreit förmlich danach, dem Gebot der Ausgewogenheit gerecht zu werden, und den roten die Reverenz zu erweisen.

Irouléguy Rouge

Verfolgt man auch nur oberflächlich die mehr oder weniger regelmäßig kundgetanen Zeilen von Caviste Rudolf Polifka, kann man schon den Eindruck haben, dass es sich bei der südwestlichsten französischen Weinappellation um eine Weißweinappellation handelt. Aber weniger könnte unzutreffender sein als das. Über einen etwas längeren Zeitraum betrachtet ist Irouléguy so etwas wie ein Synonym für Tannat und damit Tannin. In den neunziger Jahren ist dann Michel Riouspeyrous nicht nur nach Irouléguy zurück gekommen, sondern vor allem auch dort akribisch der Geologie auf den Grund gegangen. Diese Akribie führte 1997 zum Hégoxuri, der wiederum dem Weißwein in der Appellation quasi die Rutsche gelegt hat. Ganz außer Acht darf man dabei vermutlich seine Frau Thérèse, eine Elsässerin, nicht lassen. Seither ist die Anzahl der Weißweine in dieser Appellation stetig gewachsen.

Und jetzt gibt es dort Weinbauern, die ausschließlich Weißwein machen. Battit Ybargaray etwa ist so einer.

Zurück zum Tannat

 

Wenn Sie den Rudl fragen, dann ist Tannat mindestens genauso unterschätzt wie gesund. Auf das vor allem dem Herzen ziemlich zuträgliche Procyanidin hat Sie der Rudl etliche Male hingewiesen, darauf dass das Klischée von der tanninbedingten Unzugänglichkeit dieser Rebsorte zwar einen langen Bart hat, aber umso überholter ist, auch. Damit möchte Herr Rudolf dem Tannat keineswegs eine Gefälligkeit wie der Rebsorte Rotburger anhängen. Aber so wie Tannat heute in den allermeisten Fällen vinifiziert und von den Cabernets maitrisiert wird, kann von einer zwanzigjährigen Wartezeit auf diese Weine keine die Rede mehr sein.

 

Wetter

 

Die paar Hügeln vor den Pyrenäen, auf die sich die Appellation Irouléguy erstreckt, sind um die tausend Meter hoch, ihre Westhänge meistens sehr grün, weil der Wind die Wolken vom dreißig Kilometer entfernten Atlantik herein trägt, die Wolken es dann aber nicht ganz über die Berge derpacken und als Regen herunter fallen …“, das hat Ihnen der Rudl seinerzeit geschrieben. Aber kaum etwas wäre letzten Sommer weniger zutreffend gewesen als diese Zeilen.

 

Steine. Eine Wiederholung

 

Als umso stabiler erweisen sich die Steine in dieser Appellation. Das vom Geologen Yves Hérody diagnostizierte geologische Mosaik Irouléguy wird im Großen und Ganzen nach wie vor von vier Terroirs dominiert:

 

Roter Sandstein

 

stammt aus dem unteren Trias, ist also knapp 230 Millionen Jahre alt. Die vom Sandstein dominierten Weingärten weisen einen hohen Eisengehalt auf, sind sauer und oft in Terrassen angelegt.

 

Kalk aus dem Jura

 

supportiert vor allem die Rebstöcke der Domaine Ilarria, ist gut fünfzig Millionen Jahre jünger, aber auch ganz schön alt.

 

Schiefer

 

sind älter als Sandstein und Kalk, trotzdem aber nur zufällig der Boden, von dem die Domaine Arretxea in den neunziger Jahren ihren Ausgang genommen hat.

 

Vulkanischer Ophite

 

ist im Gegensatz zum Sandstein basisch und liegt als Streusplitt in der Einfahrt zur Domaine Arretxea. Vielmehr weiß der Rudl darüber nicht, denn er ist gstudierter Theologe, nicht Geologe.

 

Rebsorten sind Geschichte. Noch eine Wiederholung

 

Weinbau ist in Irouléguy bis ins zwölfte Jahrhundert nachweisbar. Im fünfzehnten Jahrhundert ist Basse Navarre, sozusagen Niedernavarra, unter Heinrich IV. zum Königreich Frankreich gekommen. Das Letzte, was Frankreich von dieser Region wollte, war Wein. Darum ordnete man den Mönchen von Roncevaux an, die Weingärten stillzulegen. Haben die die neuen Machthaber nicht verstanden oder haben sie sich denen widersetzt? Die Weingärten stillgelegt haben sie auf alle Fälle nicht. Im Gegenteil. Bis ins neunzehnte Jahrhundert ist die Rebläche auf 1700 Hektar angewachsen. Um ein Haar hätte die Reblaus dem Weinberg den Garaus gemacht. 1954 haben sich dann die letzten Weinbauern zu einer Genossenschaft zusammen geschlossen. Viele Hektar Weingärten waren da nicht übrig. Ab den Achtziger Jahren hat man dann begonnen, Reben zu gezielter selectionnieren und auf die einzelnen Terroirs abzustimmen, tendenziell mit eher fruchtigen Weinen auf Sandstein, weicheren auf Kalk und körperreicheren auf den Ton-Dolomit-Ophit-Verwitterungsböden. 1970 wurde Irouléguy der Status einer Appellation zuerkannt. Die Genossenschaft ist heute eine der renommiertesten Frankreichs und das, obwohl die Zahl der Winzer, die selber vinifizieren, Jahr für Jahr steigt. 2000 waren es fünf. Als der Rudl 2016 diesen Text geschrieben hat, waren es neun. Heute sind es neunzehn.

Die Autoren der N° 4 von Les Feuilles du Pin á Crochet haben das vor über zehn Jahren gewusst. Sie beschreiben Irouléguy 2003 als „vignoble en pleine expansion“, „qui va sûrement progresser dans les décennies à venir“.

  • Dolia rouge 2019, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6/9)Amphoren sind alles andere als eine neue Errungenschaft im Weinbau. Quantitativ ins Gewicht fällt der Ausbau von Wein in Amphoren im Westeuropa der Neuzeit allerdings erst mit der Naturweinwelle. Das könnte der Grund sein, warum viele Studierende Amphoren mit Orangewein assoziieren. Aber man kann natürlich Wein jeder Weinfarbe in einer Amphore ausbauen. Im Fall von Michel Riouspeyrous war es die Begeisterung für die Schönheit der Amphoren, die der Töpfermeister Goicoechea aus baskischer Letten fabriziert. Wenn etwas so schön ist, dann muss es fast auch gut sein, so die Arbeitshypothese, mit der Michel an die Arbeit mit Amphoren gegangen ist. Dann hat er ausprobiert, wie das neue Gebinde mit unterschiedlichen Rebsorten und Böden kollaboriert. Dabei hat er ermittelt, dass Rotwein die Dosis an Sauerstoff, die Ton dem Wein zugänglich macht, besser verarbeitet als Weißwein. Darum baut er seit dem Jahrgang 2019 ausschließlich Tannat assistiert von ein bissl Cabernets in der Amphore aus. Herr Rudolf findet diese Weine außerordentlich gut.
  • Irouléguy rouge 2018, Domaine Ilarria, AOP Irouléguy, Sud Ouest (5/8) – der Klassiker, vom Nachbarn der Riouspeyrous
  • Irouléguy Tradition 2017, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (5/8)50 % Tannat, 27 % Cabernet Franc, 23 Cabernet Sauvignon – zwei bis drei Wochen mazeriert, spontan vergoren, weder Schönung noch Filtration, 18 Monate im Betonei. 2018 hat es diesen Wein gar nicht gegeben, weil es ihn vor der Zeit weggehagelt hat. Vom Siebzehner hat der Rudl ein paar Flaschen zugeteilt bekommen.

Unbedingt ein paar Stunden vorher aufmachen, aber das gilt für alle diese Rotweine. Zu weißem wie rotem Fleisch, vor allem aber zu Lammfleisch.

  • Irouléguy rouge sans soufre ajouté 2017, Domaine Ilarria, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6/9)

Tannat, Cabernets und Kalk – achtzehn Monate in Barriques und im großen Holz, ohne Schwefelzusatz

  • Burdin Harria 2020, AOP Irouléguy, Sud Ouest (8/12)Seit dem Jahrgang 2009 baut Michel Riouseyrous einen Teil seiner Weißweine terroirspezifisch aus. Caviste Rudolf, der damals noch kein Caviste war, ist schon ein bissl stolz drauf, dass er das fast von Beginn an mitverfolgen dürfen hat. Er kann sich noch gut erinnern – da war der Zweitausendneuner noch gar nicht gefüllt -, als Michel ihn gefragt hat, ob ihm nicht ein guter Name für die neuen Weine einfalle. Zuerst waren es zwei geologische Cuvées, einer vom Schiefer und vom Sandstein, der andere vom vulkanischen Ophite, dessen Trauben die Riouspeyrous einem befreundeten, biodynamisch wirtschaftenden Weinbauern abgekauft haben. Ab 2011 waren es dann drei, weil Sandstein und Schiefer separat vinifiziert und abgefüllt worden sind. Seit 2016 sind es jetzt wieder zwei, weil Pantxo Indart seine Trauben vom vulkanischen Ophite nicht mehr den Riouspeyrous verkauft, darum Grès (Sandstein) und Schistes (Schiefer). Allerdings haben die Riouspeyrous eine Parzelle mit roten Rebsorten auf vulkanischem Ophite. Aus diesen Trauben machen sie seit 2019 den Burdin Harria. Vom 2020er hat der Rudl sechs Flaschen.
  • Irouléguy Haitza 2017, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6/9)

75 % Tannat, 25 % Cabernet Sauvignon – 18 Monate in 400 und 600-Liter Fässern aus Manhartsberger Eiche von der Fassbinderei Stockinger. Die Riouspeyrous-Buben haben sich bei der letzten Lieferung für den Rudl ausdrücklich gefreut, dass ihr Warenaustausch mit Österreich ein wechselseitiger ist. Die nicht nur von ihnen, sondern von sehr vielen französischen Weinbäuerinnen und Weinbauern außerordentlich geschätzte Fassbinderei Stockinger schickt den Riouspeyrous von Österreich nach Frankreich immer wieder einmal ein großes Holzfass – für den Haitza zum Beispiel – und die Riouspeyrous von der Domaine Arretxea schicken dem Rudl von Frankreich nach Österreich immer wieder einmal eine Palette Wein.

  • Irouléguy Rouge Haitza 2000, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (8/12)Fragen Sie den Rudl doch einmal, worin sich denn die Weine aus Irouléguy von anderen unterscheiden! Da wird er auf die Schnelle mit Ananas und Gerbstoffen daher kommen, dann aber gleich einmal bei der Lagerfähigkeit dieser Weine sein. Caviste Rudolf Polifka ist sich schon im Klaren, dass attestiertes Lagerpotential so etwas wie ein Statussymbol für einen Wein, der auf sich hält, darstellt. Aber nachvollziehen kann er diese Tugenden nicht bei allen Weinen, denen sie zugeschrieben werden. Erst heuer im Sommer hat der Rudl ein elf Jahre altes Exemplar vom einem Wein, der immer wieder als bester Weißwein der Region Rhône Sud gehandelt wird, studiert. Caviste Rudolf hat eine andere Vorstellung von Lagerpotential.

    Um in Sachen Irouléguy nicht immer nur davon zu schreiben, wie extraordinaire gut diese Weine reifen, wird der Rudl seinen 2000er Haitza öffnen und glasweise kredenzen, zumindest bis auf ein Achtel, das er für sich aufbehalten wird.

 

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz muss zu einem europäischen Feiertag erklärt werden!

Herr Rudolf hat die Ehre!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Ein neuer Weinbauer aus dem Jura im Sortiment vom Rudl. Dienstag, 27. September, 17 bis 21 Uhr: neue und gereifte Chardonnays aus dem Jura, Hochsavoyen, der Auvergne et d‘ailleurs … und eine Sondierung des Interesses für eine allfällige Quartz-Vertikale

zuerst Quartz

Caviste Rudolf Polifka trägt sich mit dem Gedanken, im Geschäft einmal mehrere Jahrgänge des Quartz von der Domaine des Ardoisières aufzumachen und glasweise zu offerieren. Das wäre natürlich eine teure Angelegenheit. Die Jahrgänge würden sich zwischen 2008 und 2019 bewegen, die Preise zwischen 12 Euro für das Sechzehntel und 18 für das Achtel (Jahrgang 2018) und 14 (1/16), bzw. 21 (1/8) für 2008 bewegen. Die Anzahl der geöffneten Jahrgänge würde von der Anzahl der angemeldeten Gäste abhängen, der Termin von den zeitlichen Möglichkeiten derselben. Vor diesem Hintergrund ersucht Sie der Rudl um eine kurze Rückmeldung, wenn Sie an so einer Vertikale Interesse haben.

Dienstag, 27. September, 17 bis 21 Uhr

Schulmeister Rudolf wird versuchen, im angelaufenen Studienjahr so regelmäßig, wie ihm das möglich ist, im Zweiwochentakt die Pforte zu seiner oenologischen Studierstube zu öffnen. An welchem Tag das sein wird, muss noch ermittelt werden. Derweil einmal ist es der Dienstag.

Den Auftakt bestreitet eine der mondial verbreitetsten Rebsorten, die bis vor wenigen Jahren dennoch eher unter dem Radar vom Rudl dahingeweinderlt ist. Über den Umweg Chablis und vor allem Jura, ein kleines bissl auch Auvergne hat sich der Rudl jetzt wieder näher mit Chardonnay auseinandergesetzt und ist dabei zum Schluss gekommen, dass die Rebsorte selber ziemlich sicher nichts dafür kann. Vielleicht ist es mit dem Chardonnay global ja so wie mit dem Muscadet am Unterlauf der Loire: inflationär, meistens ziemlich belanglos, bei ganz wenigen, ausgesuchten Weinbäuerinnen und Weinbauern aber extraordinaire.

Michel Gahier

Das Ansinnen, bei Michel Gahier im jurassischen Montigny-les-Arsures Wein zu kaufen, hatte Caviste Rudolf Polifka abgeschrieben, fast. Ganz abgeschrieben hat er den Jurançon von Clos Joliette auch noch nicht, wenn er auch den einen oder anderen Kreuzer darauf wettern würde, diesen Wein nie in seinem Sortiment begrüßen zu dürfen. Aber das ist eine andere Geschichte. Hätte der Rudl vorher gewusst, dass Monsieur Gahier in Sachen Weißwein vor allem Chardonnay aufzuwarten hat, dann hätte er sich ziemlich sicher sowieso nicht so bemüht um dieses Weingut. Aber als er dann nach eineinhalbjährigen Versuchen letztendlich doch auf dem Kellerbankerl bei Gahier Platz genommen hatte, war der Rudl wieder einmal in seiner Obstiniertheit bestätigt. Gut Ding braucht angeblich Weile, guter Wein ganz sicher Hartnäckigkeit.

  • Les Folasses 2020, Michel Gahier, Montigny-les-Arsures, AOP Arbois, Jura (6/9)
  • Les Crêts 2019, Michel Gahier, Montigny-les-Arsures, AOP Arbois, Jura (6/9)

Auf die Spur von diesem Weinmeister hatte den Rudl der Herr A. gemacht. Das ist jetzt auch schon wieder ein Zeitl her. Der Herr A. hatte einen Trousseau von Michel Gahier in einem Gasthaus getrunken. Und der hatte ihm überaus geschmeckt. Der Rudl hat dann abgesehen von Brieftaube und Flaschenpost mehr oder weniger sämtliche ihm bekannten Kommunikationsmittel strapaziert, um mit Monsieur Gahier in Kontakt zu treten, es dabei aber nicht einmal zu einer bedauernden Absage seitens Gahier gebracht. Caviste Rudolf hatte die Akte Michel Gahier mehr oder weniger geschlossen, da indizierte ihm sein mobiles Endgerät am Strand des Lac d‘Aiguebelette den Eingang eines digitalen Schreibens von Monsieur Gahier. Der muss sich den Wochen davor, in einem analogen Brief angekündigten Aufenthalt des Rudls in Arbois am Kalender vermerkt haben und hat justament einen Tag vorher Herrn Rudolf mitgeteilt, dass er bereit wäre, diesen zu empfangen. Am nächsten Tag ist der Rudl bei Michel Gahier im Keller gesessen. Das hat noch nicht bedeutet, dass er dort auch Wein kaufen darf. Einen Tag später war aber auch das möglich. Einfach war es nicht. Wert war es den Aufwand ganz sicher. Viel ist es nicht.

  • Gamay Blanc „cuve diamant“ 2018, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côtes du Jura (6,50/10)

Der Rudl hat sich schon darauf gefreut, heuer einmal mit einem nicht ganz so plattlvollen Kofferraum bei der Domaine Pignier vorfahren und deswegen dort mehrere Weine kaufen zu können. Die Liste der verfügbaren Weine hat dann aber schon darauf hingedeutet, dass es das ungeachtet der Kapazitäten im Kofferraum nicht spielen wird. Entsprechend erleichtert zeigte sich Madame Pignier über jede Flasche, die ihr der Rudl nicht abgekauft hat. Aber den Gamay Blanc „cuve diamant“ hat sich der Rudl in den Kopf gesetzt. Es handelt sich bei diesem Wein um Chardonnay, der im Betonei ausgebaut worden ist. Wenn Sie den Rudl fragen, werde die Weine von Pignier in Sachen Sauberkeit und Präzision im Jura nicht so oft erreicht.

  • Chardonnay „Khéops“ 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (7/11)

    Über diesen Wein freut sich der Caviste Rudolf ganz besonders. Er hatte ihn ursprünglich auf Verdacht bestellt, ohne gekostet zu haben. Als die von Dominique Belluard und Dominique Lucas gemeinsam zusammengerichtete Palette dann eintraf und der Rudl wenig später die Weine glasweise einer Studiermöglichkeit zuführte, zeichnete sich dieser Chardonnay vor allem durch Disharmonie aus. „Zum Glück nur zwölf Flaschen“, dachte sich der Rudl und verstaute diese in einer Box am hinteren Ende des Kellers. Heuer im Frühjahr öffnete er dann wieder eine Bouteille. Die Ruppigkeit war einer dem Rudl außerordentlich convenierenden Vielschichtigkeit gewichen.

  • Chardonnay „L‘intrépide“ 2019. Domaine des Bérioles, Cesset, Auvergne, Vin de France (6/9)

    Monsieur Rudolf fürchtet, ein Faible für schwer bis gar nicht zu lösende Aufgaben zu haben. Ganz normal ist das nicht. Aber allzu streng braucht man auch wieder nicht mit sich selber zu sein. Und den einen oder anderen Wein in seinem Sortiment verdankt der Rudl ganz sicher auch genau dieser Obstiniertheit. Die letzten drei größeren oenologischen Missionen, denen man vor Antritt derselben auch Aussichtslosigkeit attestieren können hätte, haben Caviste Rudolf aus montanistischen Gründen – er ist den Bergetappen verpflichtet – in die elsässischen Vogesen (2017, 2018 und 2019), zu den Vulkankegeln des Massif Central und an den Fuß des Mont Ventoux geführt. Und so unterschiedlich diese Gebiete sein mögen, so ident war das Ziel der Begierde: saubere, elegante Weine, die das Terroir, aber nicht das Portfolio des zuständigen Gebietsbetreuers der Chemieindustrie repräsentieren. Wahrscheinlich waren die Erwartungen des Rudls noch selten wo so hoch wie in der Auvergne. Dass das Elsass nicht seines ist, das hat der Rudl gewusst. Und der Ventoux ist halt flächenmäßig begrenzt, zumindest wenn man seinen Einfluss nicht bis zum Mittelmeer überschätzt, wie das die Gründer der gleichnamigen Appellation zu tun scheinen. Monsieur Rudolf hatte sich seinerzeit wirklich mehr als gewissenhaft auf die Studienreise in die Auvergne vorbereitet. Doch trotz vorausgehender dreimonatiger Vertiefung in Literatur und Flaschen haben sich die Resultate in sehr überschaubaren Grenzen gehalten. Die meisten vom Rudl getrunkenen Weine waren unsauber, gefällig oder haben nach Eiszuckerl geschmeckt. Selten davor hat Monsieur Rudolf nach einem Besuch in einem Weinbaugebiet so wenig Vorstellung über dessen gebietsspezifische Besonderheiten gehabt. Allerdings ändert das auch nichts an der Arbeitshypothese des Rudls, derzufolge die vulkanischen Böden der Auvergne eine ziemlich interessante Unterlage für Wein sein könnten.

Dieser Chardonnay von der Domaine des Bérioles kommt aus der Appellation Saint Pourcain, ist jedoch als Vin de France klassifiziert. Er ist dem Rudl von einem Cavisten, mit dem der Rudl damals bei Mathieu Apffel ins Gespräch gekommen war, empfohlen worden. Dieses Mal wird es Caviste Rudolf ganz sicher nicht übersehen und das letzte Sechzehntel ausschenken, ohne den Wein selber getrunken zu haben. Da fährt die Eisenbahn darüber.

  • Ceux d‘après 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute-Savoie, Vin de France (5/8)

    ein Drittel Altesse, ein Drittel Jacquère und ein Drittel Chardonnay

  • Chardonnay 2012, Josef Salomon, Falkenstein, östliches Weinviertel (3/5)
  • Trauben, Liebe & Zeit „Gelb“ 2018, Franz und Christine Strohmeier, Lestein, Schilcherland (6,50/10)

am Dienstag, den 27. September von 17 bis 21 Uhr

glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Nichts ändert sich am Rudl seiner Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag zu erklären ist.

 

Hartnäckig grüßt Herr Rudolf!

 

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

 

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils hat unregelmäßigen Öffnungszeiten. Diese werden über den Newsletter bekanntgegeben.

Dienstag, 13. September, 17 bis 21 Uhr: Weine mit Format und weniger als zwölf Percent Alkohol

Oberoenologierat Rudolf Polifka freut sich, die erste Lehrveranstaltung des neuen Studienjahres ankündigen zu dürfen. Diese thematisiert das Lagerpotential von Wein und der Rudl kredenzt deshalb Weine von einem Alkoholgehalt, dem Aristoteles ziemlich sicher die Tugend der Besonnenheit attestiert hätte.

  • Lys-rød 2018, Franz und Christine Strohmeier, Lestein, Schilcherland (4/6)

    Vor einem halben Jahrhundert wäre das vermutlich ein klassischer Schilcher gewesen und vor dem Hintergrund anderer Weine von Franz Strohmeier ist er das auch heute. Konventionell ist er heute aber sicher nicht.

  • Marignan „1515“ 2016, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (5/8)
  • Apremont 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Jacquère 2018, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Jacquère „Genesis“ 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

    Jacquère von einem hitzekrisen-, wenn auch leider nicht klimakristenfesten Terroir aus dem Tal der Maurienne

  • Marius & Simone 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, Vin de France (4,50/7)

    um zu zeigen, dass auch ein Orangewein dieser Kategorie ziemlich gut schmecken kann.

  • Mondeuse „Mattäi“ 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Vin de France (4,50/7)

    Möglicherweise jene dem Rudl bekannte Mondeuse mit dem niedrigsten Alkoholwert, und trotzdem staubtrocken, von einem noch hitzekrisenfesteren Terroir in Hochsavoyen

  • Mondeuse „L‘Étoile de Gaspard“ 2020, Annick und Pascal Quenard, Chignin, AOP Vin de Savoie (6,50/10)

    Ein traditionelles Weingut aus dem Combe de Savoie, Freunde von Gilles Berlioz und eines der zahlreichen neuen Mitglieder der „Pétavins“. Im elfer Jahr ist der Rudl zum ersten Mal bewusst mit dieser Vereinigung von savoyardischen Biowinzerinnen und Biowinzern, die sich nicht damit begnügen wollten, dass man mit Jacquère einen Käseklumpen auflöst, in Kontakt gekommen. Seither hat sich die Zahl ihrer Mitglieder mehr als verdreifacht. In renommierten Weinbaugebieten und -regionen geht oft vergleichsweise sehr viel weniger weiter. Den Besuch am Weingut von Annick und Pascal Quenard verdankt der Rudl einerseits seiner Obstiniertheit, sich bei vierzig Grad im Schatten, wenn viele einen See aufsuchen, ins Automobil zu setzen und ein Weingut, das ihm vielversprechend erscheint, anzusteuern. Der Rudl verdankt diesen Besuch aber auch dem Herrn Grafen, der ihm vor ein paar Monaten eine Mondeuse aus dem 92er Jahr vom Vater von Pascal eingeschenkt hat. Bei diesem dreißigjährigen Wein hat Caviste Rudolf leicht den Kontakt zu seinen Pantoffeln verloren. Alkoholungetüme waren diese Mondeuses damals schon nicht und sie zeigen, wie lagerfähig ein guter Wein mit weniger als zwölf Prozent Alkohol sein kann.

Dienstag, den 13. September von 17 bis 21 Uhr

glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Rudolf Polifka denkt nicht daran, seine Hoffnung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, irgendwann einmal zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt wird, aufzugeben.

 

Der Rudl grüßt die Sonne, den Regen und die niedrigen Grade!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

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