Dagueneau gegen Vacheron, Irouléguy gegen Jurançon und Podersdorf gegen Rechnitz: Jahrgang 2013, Dienstag, den 23. Jänner von 16 bis 20 Uhr

Jahrgang 2013 in Österreich

Anders als etwa an der Loire ist in Österreich die Weinernte 2013 quantitativ nur sehr dezent unter dem Durchschnitt gelegen. Beim Grünen Veltiner ist es in manchen Gegenden zwar zu Verrieselung gekommen. Das war wiederum der Qualität zuträglich. Der Winter war verhältnismäßig schneereich. So kann sich der Rudl noch erinnern, sein Autostabil am Parkplatz nicht nur einmal freigeschaufelt zu haben. Und in den Osterferien, Anfang April, hat der Rudl damals Maria und Sepp Muster besucht und ist dabei mit der Kraxn ins Rutschen geraten. Niederschlag hat es damals im Winter und Frühling ausreichend gegeben und kalt war es auch. Mit der Blüte war der Wein hintennach und auch im Juni war das Wetter noch alles andere als sommerlich. Darauf ist dann ziemlich das Gegenteil gefolgt. Eine Affenhitze im Juli und im August. So etwas hat der Rudl vorher nur aus Büchern gekannt. Selbst in Reindorf ist die sogenannte Quecksilbersäule, die zum Glück auch dmals schon längst keine solche mehr war, auf deutlich über vierzig Grad gestiegen. Daran kann sich der Rudl noch erinnern, wie wenn es gestern gewesen wäre. Er hat damals nämlich den Eingang zu seinem Geschäft saniert. In den Weingärten ist es seitens der Rebanalgen zu Arbeitsniederlegungen gekommen. Trockenstress oder Burnout im wörtlichen Sinn. Jetzt sollten sich die anhaltenden Niederschläge im Winter bis in den Juni hinein als Segen erweisen. Ein nicht zu heißer, aber trockener Herbst mit unterdurchschnittlich kühlen Nächten haben zwar quantitativ nichts mehr herausreißen können, waren aber dem Lagerpotiential und der phenolischen Reife der wenigen Trauben aufgrund äußerst zuträglich.

Loire

Am 17. Juni 2013 hat es in Vouvray hühnereigroß gehagelt. In manchen Weingärten ist dabei das Rebholz so massiv geschädigt worden, dass sich der Folgejahrgang 2014 gleich miterledigt gehabt hat. Den Rest der Loire, von Pouilly über Anjou bis ins Muscadet hat es nicht ganz so wild erwischt, aber eben nur nicht ganz so wild. Ein Winter wie damals, anachronistisch niederschlagsreich und kalt, hat etwa in Saumur die Triebe erst am 9. April motiviert, ans Tageslicht zu treten. Zwanzig Tage später sind diese dann von Spätfrösten brüskiert worden. Bis in den Juli hinein hat sich das Wetter nicht so richtig zwischen Winter und Sommer entscheiden wollen, was nicht nur immer wieder Hagel zur Folge gehabt, sondern die Blüte bis zum 2. Juli warten lassen hat. Dann ist es wie in Österreich im Juli und im August verdammt heiß geworden. Die Affenhitze hat in Kooperation mit dem vielen Niederschlag im Boden Peronospora das Leben leicht, den Weinmeisterinnen und Weinmeistern dagegen ziemlich schwer gemacht. Rechtzeitig zum Lesebeginn ist der Regen aus seinem Sommerschlaf aufgewacht. „Wia im Kino“ hat der Herr Kurt gesungen, aber halt im falschen Film. Unter solchen Umständen sind in Pouilly und Sancerre Weißweine eines remarquablen Gleichgewichts mit einer ziemlich vielschichtigen und eleganten Aromatik gemacht worden, aber nicht viel. Mit Ansage haben sie ihre Zeit gebraucht, um sich zu entwickeln.

Sud Ouest

Der Terminus „Winzerjahrgang“ gehört nicht zum aktiven Wortschatz von Caviste Rudolf Polifka. Selbst der alleridealste Witterungsverlauf verlangt von Weinbäuerinnen und Weinbauern, dass sie im Weingarten wie im Keller ihr Können und ihren Fleiß unter Beweis stellen. Natürlich gibt es Jahre, in denen noch mehr zu tun ist. Aber ein wirklich guter Wein macht sich nie von selber.2013 ist in Südwestfrankreich, aber nicht nur dort ein arbeitsintensiveres Weinjahr gewesen. Peronospora hat vor allem für jene, die nicht alles vom Traktor herunter machen, vom Frühling weg für ausreichend Bewegung gesort. In vielen Gegenden hält sich die Menge sehr in Grenzen. Aber die Qualität ist dort, wo sauber gearbeitet worden ist, sehr gut, teilweise sogar extraordinaire. Diese Weine bestechen vor allem durch Ausgewogenheit. Ein schöner September hat nämlich auch hier für ein optimales Ausreifen der wenigen Trauben gesorgt. Und den Rest erledigt dort unten sowieso der Föhn von den Pyrenäen herunter.

  • Weißburgunder 2013, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedler See (4/6)

  • Chardonnay Spätfüllung 2013, Familie Herist, Rechnitz, Südburgenland (4/6)

  • Eztia 2013, Domaine Ameztia, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

  • Jurançon sec La Virada 2013, Camin Larredya, Jurançon, Sud Ouest (7/11)

  • Sancerre Les Romains 2013, Vacheron, AOC Sancerre, Loire (9/14)

  • Blanc Fumé de Pouilly 2013, Domaine Didier Dagueneau, Saint Andelain, AOC Pouilly-Fumé, Loire (12/18)

Dienstag, den 23. Jänner von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Wieder einmal jährt sich der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz. Noch immer ist dieser Tag nicht zu einem europäischen Feiertag erklärt worden. Citoyen Rudolf Polifka schüttelt den Kopf …

und grüßt konfrontativ!