Bouysselet und andere komische Rebsorten und ein Doppler. Fasching, am Dienstag, den 14. Februar von 17 bis 21 Uhr

Neun Jahre ist es her. Da hat dem Rudl seine Lieblingszeitschrift in einem Artikel über dem Rudl seine Zweitlieblingsweinbauregion die Arbeitshypothese aufgestellt, dass man aus damaliger Sicht in der Zukunft von der Rebsorte Bouysselet hören und nicht nur hören werde. In der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils findet diese quasi seinerzeitige Zukunft am kommenden Dienstag statt. Gegangen ist es damals um den Wein „Le Grand B“ vom Château de la Colombière in der Appellation Fronton nördlich von Toulouse.

Bouysselet

Dabei handelt es sich um eine Rebsorte, die man nicht einmal fast vergessen hätte. Sie war wirklich weg, zumindest amtlich. Bei der Weinlese 2009 hat dann eine Erntehelferin am Château de la Colombière eine Flasche Pétillant Naturel, den Haustrunk ihres Großvaters aus der Rebsorte Bouysselet, mitgebracht. Der muss die Besitzerin und den Besitzer des Weingutes Mme. Und M. Cauvin einigermaßen beeindruckt haben. Sie eruieren, dass jemand in der Gegend noch sechzig Stöcke Bouysselet aus der Zeit vor der Reblaus im Weingarten stehen hat. Von dort holen sie sich Edelreiser und pfropfen diese auf eigene Stöcke auf.

Bei Bouysselet handelt es sich um eine ziemlich alte, natürliche Kreuzung aus Savagnin und Plant de Cauzette, einem Verwandten von Tannat. Von den Resultaten waren die Cauvins dermaßen überzeugt, dass sie diese Rebsorte, die früher in Südwestfrankreich verbreitet, deren Existenz mittlerweile aber selbst von den Ampelographen des Institut Français du Vin ignoriert worden war, von einer Instanz zur nächsten gefochten haben.

Exkurs „alte“ Rebsorten

Es gibt heute so etwas wie eine Renaissance von Rebsorten, die früher einmal verbreitet waren und dann an Bedeutung verloren haben. Der Rudl ist weit davon entfernt, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Die meisten dieser Rebsorten sind seines Erachtens völlig zurecht verschwunden, weil sie bereits in den dreißiger Jahren Ausdruck der Industrialisierung der Landwirtschaft und des „Mochma liawa vü“(© A.K.)-Dogmas waren. Allein ein paar ganz wenige von den in Vergessenheit geratenen Rebsorten erscheinen dem Rudl als revitalisierungswürdig. Der Lindenblättrige von Josef Umathum ist ganz sicher so eine, Bouysselet womöglich eine andere, wobei Caviste Rudolf zugeben muss, erst ein Exemplar von dieser Rebsorte, einen Le Grand B 2019 von den Cauvins getrunken zu haben. Aber der war schon ausgesprochen überzeugend.

Bouysselet rund um Fronton

Bis dato haben es die Cauvins zumindest so weit gebracht, dass man Bouysselet seit 2018 wieder auspflanzen darf. Inzwischen und vermutlich unerlaubt auch schon vorher haben das auch acht andere Weingüter getan. Neun Hektar Bouysselet gibt es mittlerweile. Dem Rudl seine Lieblingsweinzeitschrift hat drei von ihnen detaillierteren Studien unterzogen. Und der Rudl hat sie alle aufgetrieben und wird sie am 14. Februar kredenzen. Er muss aber hinzufügen, dass er von diesen drei Weinen jeweils nur ein Flascherl hat. Das bedeutet, dass es bei einer passablen Frequenz gegen Ende der Lehrveranstaltung dazu kommen kann, dass es von diesen Weinen nichts mehr gibt, zumal sich Caviste Rudolf für eigene Studien zumindest jeweils ein Sechzehntel vorbehalten wird.

  • Königsast 2013, Freudorfer, Gumpoldskirchen, Südbahn (3/5)

  • Silberweißer 2014, Holzschuh, Platt, Retzer Land, Weinviertel (3/5)

  • Königlicher Wein MMXIX, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4,50/7)

  • Bouysselet 2021, Plaisance, Vacquiers, Vin de France, Sud Ouest (4,50/7)

  • Le Bouysselet 2020, Le Roc, Fronton, Vin de France, Sud Ouest (4,50/7)

  • Le Grand B 2016, Château la Colombière, Villaudric, Vin de France, Sud Ouest (6,50/10)

  • Persan 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (5/8)

    Es gibt umfangreichere Einträge auf Wikipedia als jenen über Persan. Genau genommen steht dort nicht mehr, als dass Persan ursprünglich aus Saint Jean de Maurienne, einem Lieblingsort der Tour de France (Anm. vom Rudl) stammt und seit etwa zehn Jahren eine Rückkehr zu dieser erhaltenswerten Rebsorte festzustellen ist. Ausgegangen ist diese von den Grisards und den Giachinos.

  • Riesling „Annus Horribilis“ 2020, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal – aus dem Doppler (4/6)

    So knapp vor dem Opernball darf ein Doppler auf gar keinen Fall fehlen.

Dienstag, 14. Februar von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Komisch, aber nicht blöd grüßt Caviste Rudolf Polifka!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien