Baskenland, zwei Drittel gereift, ein Drittel zu jung, Dienstag, 28. November von 16 bis 20 Uhr

Caviste Rudolf Polifka freut sich!

Es ist nämlich geschafft. Eine Lieferung aus Irouléguy. Im Juli 2022 ist sie dem Rudl von Battitt Ybargaray (Domaine Xubialdea) und der Domaine Arretxea zugeteilt worden. Und es gibt Weinbaubetriebe, bei denen sich so eine Zuteilung zwischen dem Tag, an dem sie erfolgt, und dem Liefertag bis nahe an den Verlust des Wiedererkennungseffekts verändert. Bei der Familie Riouspeyrous (Arretxea) und bei Battitt Ybargary ist das anders. Ausgemacht und abgeholt, auch wenn dazwischen eineinhalb Jahre und ein Unfall beim ersten Abholversuch liegen.

Allerdings hat Caviste Rudolf Polifka beim Einräumen einer Lieferung in den Keller schon mehr und länger schleppen müssen als bei dieser. Der Rudl wollte aber auf neue Jahrgänge von seinem Lieblingsweingut nicht verzichten. Darum hat er das Transportunternehmen seines Vertrauens strapaziert. Dass sie momentan zuteilungsmäßig noch weniger große Sprünge machen können als sonst, war sowohl Battitt als auch Michel Riouspeyrous bereits im Juli 2022 klar. Dass auch der Jahrgang 2022 quantitativ näher beim Sparefroh als im Schlaraffenland zuhause sein würde, haben sie abgesehen. Dass die ansonsten dort tüchtigen Wolken dann aber erst im April 2023 in sich gehen und sich ihrer Dienstpflichten besinnen würden, konnten und vor allem wollten die baskischen Weinbauern im Sommer davor nicht ahnen. Ab April haben die Niederschläge dann versucht, ihre monatelange Zurückhaltung zu kompensieren, einige im falschen Aggregatszustand. Aber nur beim Dolia haben die absehbaren Engpässe beim Jahrgang 2023 die Flascherlzahl dann noch einmal von zwölf auf sechs reduziert.

Konsequenz

Den Rudl beschleicht sowieso immer ein bissl ein ungutes Gewissen, wenn er einen Wein, der noch nicht den Zenit seiner geschmacklichen Kompetenzen erreicht hat, kredenzt. Wenn es dann von ein paar Weinen eh schon ganz wenig gibt, wäre das ja noch unvernünftiger. Darum schenkt der Rudl dieses Mal nur jene zwei zeitgenössischen Weine, von denen sich auf der Palette eine höhere Flaschenanzahl befunden hat, aus. Weil aber zwei Weine für die vier Stunden von 16 bis 20 Uhr etwas dürftig wären, wird er darüber hinaus zeigen, wie extraordinaire diese Weine reifen. Darum wird er ältere Schwestern und Brüder von neuen Weinen offerieren. Und Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, könnten dann das eine oder andere rare Flascherl der aktuellen Lieferung erwerben, um es später bei optimaler Reife zu genießen und zu studieren. Denn dann gibt es diesen Wein im Handel nämlich ganz sicher nicht mehr.

gereift

  • Jurançon sec „Vitage Vieilh“ 2005, Domaine Lapeyre, (aus der Magnum), AOC Jurançon sec, Sud Ouest (4,50/7) – quasi ein Gastreferent aus der Nachbarappellation Jurançon sec, kein Baske, sondern ein Béarnaiser, aber die gleichen Rebsorten und jetzt wahrscheinlich in einem ziemlich passablen Reifezustand. Da sollte der Kork noch dicht sein und die Mansengs, beziehungsweise der Courbu ihre Qualitäten aus dem großen Flascherl heraus ausspielen können. Selbstverständlich biologisch.

  • Hégoxuri 2011, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11) – eine Dekade älter als der Hégoxuri, den der Rudl jetzt gerade neu bekommen hat

  • Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest – neun Jahre älter als der aktuelle Irouléguy blanc von Ilarria

  • Hégeoxuri Grès-Schistes 2010, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (9/14)

    Der zweite und letzte Jahrgang von diesem Wein – ab 2011 hat Michel Riouspeyrous das Sandsteinterroir (Grès) und den Weingarten der auf Schiefer steht (Schistes) dann separat ausgebaut. Vor 2009 hat es sowieso ausschließlich den einen Hégoxuri als geologische Mischung aus Sandstein, Schiefer und vulkanischem Ophite gegeben. Jetzt bietet Caviste Rudolf eine ganz kleine Menge Schistes 2020 und Grès 2020 an (eine Flasche / Kundin, resp. Kunde). Wie beide zusammen nach zehn Jahren schmecken könnten, macht der Rudl diese Woche empirisch zugänglich.

  • Irouléguy Rouge 2018, Domaine Ilarria, AOP Irouléguy, Sud Ouest (5/8)

  • Irouléguy blanc 2022, Domaine Ilarria, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

  • Rouge Tradition 2021, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (4,50/7)

Wenn Caviste Rudolf Polifka vergangene Woche festgestellt hat, dass Gamay auch ganz passabel reifen kann, dann fühlt er sich regelrecht genötigt, den Weinen aus Irouléguy dieselbe Eigenschaft zuzuschreiben, aber mit dem Modalverb müssen.

Dienstag, den 28. November von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Caviste Rudolf Polifka bleibt selbstverständlich der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag zu erklären ist.

Der Rudl grüßt Alt und Jung, noch mehr aber Reif und Unfreif!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien