Steirische Weine
Steirische Weine sind für den Rudl etwas Besonderes. Herr Rudolf führt das vor allem auf die für ihn ursprünglich schwierigere Erreichbarkeit zurück. Von Salzburg aus wäre es nach Ehrenhausen nicht weiter als nach Podersdorf gewesen. Trotzdem ist die Südsteiermark, anders als etwa der Neusiedlersee, für den Rudl seinerzeit, ganz am Anfang seines oenologischen Interesses, außerhalb des Blickwinkels gewesen. Caviste Rudolf Polifka kann sich noch gut daran erinnern, als er zum ersten Mal, eher ungeplant, in der damals ganz neuen Vinothek in Sankt Anna am Aigen gewesen ist und von dort seine Fahrt über Ehrenhausen hinauf auf die südsteirische Weinstraße fortgesetzt hat. Für den Rudl war das damals nicht nur optisch, sondern auch geruchlich und geschmacklich eine andere Weinwelt. Heute noch ist von Reindorf aus die Südsteiermark das entlegenste österreichische Weinbaugebiet, sieht man von der Region Bergland einmal ab. Besonders weit entlegen ist sie nicht, zugegebenermaßen. Aber nach Somló wäre es sowohl von Reindorf als auch von Hasenleiten näher als nach Glanz an der Weinstraße. Und in Somló war der Rudl noch immer nie. Man kann das als oenologische Ignoranz betrachten. Ein zweites Motiv stellen die Windischen Bühel dar. Wer neben dem Gebirge aufgewachsen ist und Wein dann im burgenländischen Seewinkel, im Weinviertel und in Südostfrankreich kennengelernt hat, dem fällt in der Südsteiermark vor allem der Neigungswinkel mancher Lagen auf. Caviste Rudolf kennt inzwischen deutlich steilere Weingärten, etwa jene der Dupasquiers. Aber seinerzeit, quasi als junger Bua, sind dem Rudl etwa die Weingärten vor dem Buschenschank Tschermonegg, dem Reben Aubell oder dem Weingut Puschnig, das es leider nicht mehr gibt, für Weinanbauflächen unglaublich schräg vorgekommen.
Schräg
… erscheint es dem Rudl auch, wenn er sich erinnert, bei welchen Weingütern er seinerzeit Wein eingekauft hat. Josef Puschnig, Lackner-Tinnacher, Klaus Prünte, Franz Hirschmugl, Thünauer, am Wurzschusterhof, Horvath und beim 1. steirische Biobuschenschank Rupp, den es lange nicht mehr gibt, um den es dem Rudl aber heute noch leid tut. Aber Caviste Rudolf Polifka ist, als er noch gar kein Caviste war, auch zu Otto Riegelnegg, Tschermonegg, zum Sattlerhof, dem Weingut Gross oder dem Buschenschank Pichler-Schober gefahren. Und er ist damals davon ausgegangen, steirische Weine am Gaumen als solche identifizieren zu können. In Anbetracht der Disparatheit der oben genannten Weinbauern erscheint das dem Rudl nachträglich als äußerst unwahrscheinlich. Allerdings haben sich die Arbeitsweisen mancher oben genannten Weinmeister geändert, einige leider insofern, als es ihren Betrieb nicht mehr gibt. Und das ist in manchen Fällen ewig schade!
2005 oder so
… muss es gewesen sein, und der Rudl hat es ganz bestimmt schon ein paar Mal erzählt. Aber es ist wichtig. Es war im Rahmen einer Verkostung steirischer Weine im Museumsquartier. Da hat sich der Rudl an den Rand der Verzweiflung verkostet, nicht weil er die zuträglichen Obergrenzen für Alkoholkonsum missachtet hätte, sondern weil ihm seine über fast alles geschätzten steirischen Sauvignons, Ruländer und Traminer auf einmal nur mehr plump und langweilig vorgekommen sind. Zumindest ein kleines bissl wird das auch mit dem damals gerade aktuellen Hitzejahrgang 2003 zu tun gehabt haben, ausschließlich damit aber nicht, womit der Rudl wieder bei der Unterscheidbarkeit wäre.
Andreas Tscheppe – Burgweinbau Riegersburg
Gegen Ende dieser Verkostung ist der Rudl vor einem Tisch gestanden, dahinter ein ihm bis zu diesem Zeitpunkt unbekannter Weinbauer. Vor dem Tisch war dort anders als vor vielen anderen Tischen keine lange Schlange zum Anstellen und hinter dem Tisch – auch anders als bei vielen anderen Tischen – kein fideler Trachtenjunker, dafür aber ein Weinbauer mit Schmäh. Und auf dem Tisch ist anders als bei fast allen anderen Tischen ein Sauvignon, der nicht plump geschmeckt hat, gestanden. Der Rudl hat sich diesen Weinbaumeister damals in seinem gelben Heftl deutlich gekennzeichnet, es aber erst drei Jahre später geschafft, ihn auch zu besuchen.
Schmecke das Leben
Gegen Ende seines ersten Besuchs bei Andreas Tscheppe in Glanz an der Weinstraße hat dieser den Rudl dann noch zu Sepp Muster, Roland Tauss und Franz Strohmeier geschickt. Die Weine von Strohmeier und Tauss hatte der Rudl zu diesem Zeitpunkt schon gekannt. Und der Schilcher Lestoa 1997 ist sicher einer jener Weine, an die sich der Rudl am besten erinnern kann. Monsieur Andreas hat den Rudl auch noch zu Karl Schnabel in das Sausal geschickt. Der hat nämlich einen ganz extraordinairen Pinot noir. Darum wird der Rudl auch von diesem Weinbauern etwas kredenzen, obwohl Karl Schnabel nicht zu Schmecke das Leben gehört.
Steirischer Junker
Um diese Jahreszeit kommt man im Steirerland nicht am steirischen Junker vorbei. Und der Rudl gesteht unumwunden, dass er vor fünfundzwanzig Jahren auch die eine oder andere Flasche Junker gekauft und getrunken hat. Heute umfährt er turbovergorene Weine großräumig, egal ob im Südwesten von Lyon oder auf der vom Laaer Berg aus gesehen anderen Seite des Semmerings. Einen steirischen Zweitausendfünfundzwanziger trinkt der Rudl. Den umso lieber. Aber auf dem pickt bestimmt kein Junker-Etikett. Oft schaut der Rudl in seine beiden Fünf-Liter-Glasballone. Dort drinnen gären Welschriesling Kratzer 2024 und 2025. Der eine noch immer, der andere hat gerade damit begonnen. Dann erscheint so eine Junker gleich noch viel schräger.
Folgende Weine kredenzt Caviste Rudolf Polifka am kommenden Donnerstag. Sie sollten weitgehend frei von Primäraromen sein.
- 2004 Urknall, Werlitsch, Ratsch an der Weinstraße, Südsteirermark (8,50/13)
Wenn es der Rudl richtig verstanden hat, ist das der erste Wein von Ewald Tscheppegewesen, entspricht quasi Ex vero II, erworben im Zuge des ersten Einkaufs vom Rudl bei Andreas Tscheppe.
- 2007 Sauvignon blanc Hohenegg, Tauss, Leutschach, Südsteirermark – aus der Magnum (8/12)
Beim Weingut Tauss ist Caviste Rudolf Polifka nicht Kunde, aber über den Herrn e-Bert hat er es vor allen anderen Schmecke das Leben-Weingütern kennengelernt.
- 2011 Erde, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteirerland (9/14)
Wenn sich der Rudl richtig erinnert, und wenn es um Wein geht, ist das sehr oft der Fall, dann war Erde der erste maischevergorene Wein aus hellen Trauben, den Polifka getrunken hat, zumindest bewusst.
- 2012 Pinot noir „Weinbergschnecke“, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstraße, Südsteirermark (8,50/13)
Möglicherweise eine der allerletzten Gelegenheit, Pinot noir von Andreas Tscheppe zu trinken – heute macht das Weingut keinen Rotwein mehr. Die Stöcke, auf denen dieser Pinot noir gewachsen ist, tragen heute Sauvignon, wenn sie etwas tragen. Monsieur Andreas hat sie umveredelt. Der Fachausdruck dafür fällt dem Rudl gerade nicht ein und eine Ka I. will er nicht fragen.
- 2017 Trauben, Liebe und Zeit „Gelb“, Christine und Franz Strohmeier, Lestein, Schilcherland (7/11)
Weißburgunder und Chardo vom Stainzer Gneis
- 2018 Urgestein, Eva und Karl Schnabel, Gleinstätten, Sausal (4,50/7)
Pinot noir, Blaufränkisch und Rotburger aus Sausaler Schiefer
DONNERSTAG, 6. November von 17 bis 21 Uhr
Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils
Reindorfgasse 22
Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.
Rudolf Polifka grüßt Gereift und Ungereift. Alles andere ist primär!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien