DIENSTAG, 1. Juli von 17 bis 21 Uhr: letzter Öffnungstag vor der Sommerpause: Tour de France 2025, extended version: Jura, geologisch, Pyrenären, rot und Alpen, leicht

Schulferien

Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, wissen Sie, wann im Osten die Sommerferien beginnen? Na ja, dann, wenn fast überall ganz viele Parkplätze frei sind. Das ist meistens ein untrügliches Indiz dafür, dass Ferien begonnen haben müssen. Aber wie wird der Ferienbeginn in Ostösterreich definiert? An einem Samstag zwischen 28. Juni und 4. Juli, so steht es geschrieben. Monsieur Rudolf ist schon ein ganzes Zeitl Schullehrer, aber er muss gestehen, dass er das so detailliert nicht gewusst hat. Bis jetzt haben die Wiener Schulferien für den Rudl am Wochenende vor dem ersten Montag im Juli begonnen. Daran haben sie sich bis jetzt gehalten und das war auch nicht unlogisch, … aber falsch, wie Dezernatsleiter Paul Schremser vielleicht sagen würde. Vielleicht richtet sich der Start der Tour de France nach dem ersten Montag im Juli. Meistens starten die östlichen Ferien und die Radlfahrer gleichzeitig. Heuer nicht. Für die Weinhandlung Rudolf Polifka et fils ist die größte jährlich stattfindende Sportveranstaltung der Welt maßgeblich. Darum ist beim Rudl kommende Woche auch noch nicht schulfrei. Das ist es erst, wenn in Lille der erste Radlerschuh an das Pedal klickt.

Tour de France Weine

Caviste Rudolf Polifka kommt diese Asynchronität heuer aber eh nicht ganz ungelegen. Er hat zwar am 26. Juni neun Weine als Vorbereitung auf die Tour de France kredenzt. Aber die Auswahl ist ihm alles andere als leicht gefallen.

Darum ergänzt der Rudl die Tour geologisch, farblich sowie in der Gewichtsklasse und lädt am 1. Juli noch einmal zur Einstimmung auf die Tour de France.

Jura

  • 2023 Gastine, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey Vin de France (4,50/7)

Das Jura wird durch die obere Rhône von den Alpen getrennt. Das Bugey wiederum gilt als Verbindungsappellation zwischen savoyardischen Alpen und Jura. Geographisch liegt es aber im Jura, weil am rechten oberen Rhône-Ufer. Spektakuläre Anstiege finden Sie woanders. Aber am anderen Ende der Alpen schaut es nicht viel anders aus. Gehen Sie einmal auf das sogenannte Leithagebirge.

Altesse, Chardonnay, Gamay – pressurage direct

Alpen

  • 2023 Primitif, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie (4,50/7)
  • 2020 Big Bang, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

Mont Ventoux

  • 2020 Côtes du Ventoux rouge, Domaine Fondrèche, Rhône sud (3/5)
  • 2019 Côtes du Ventoux rouge, Domaine Fondrèche, Rhône sud (3/5)

Pyrenäen Ost

  • 1977 Château de Canterrane, AOC Côtes du Roussillon (5/8)

Pyrenäen West

  • 2021 Irouléguy Rouge Tradition, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4,50/7)
  • 2022 Irouléguy Rosé, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4/6)

Zentralmassiv

  • 2023 Mémoire de Madone Vieilles Vignes, Les Vins de la Madone, Champdieu, AOC Côtes du Forez, Massif central (6/9)

Eine Wiederholung: Zum ersten Mal ansatzweise gebirgig wird es am französischen Nationalfeiertag auf der zehnten Etappe im Zentralmassiv. Von dort wollte Caviste Rudolf Polifka schon länger Weine in sein Sortiment aufnehmen. Das hat sich aus verschiedenen Gründen als nicht so einfach erwiesen. Im Bistrot der Giachinos ist der Rudl dann auf die Weine von Gilles Bonnefoy aufmerksam gemacht worden. Der interessiert sich für Geologie und das ist oft ein gutes Zeichen. 1997 hat Bonnefoy mitten im Vulkanland der Auvergne auf dem und um den Volcan de Purchan ein Weingut gegründet. Einen Teil seiner Weingärten hat Gilles Bonnefoy neu gepflanzt, einen anderen hat er übernommen. Biodynamische Bewirtschaftung war von Beginn an selbstverständlich. Gilles Bonnefoy ist heute noch davon begeistert, wie lebendig sich die Biodynamie an Blättern, Trauben und im Wein manifestiert. Vulkanisches Basaltgestein und Granit prägen die Terroirs, der Rudl hat sich auf die Weine von den Vulkanböden, die sich vor allem durch rauchige und pfeffrige Aromen auszeichnen, konzentriert. Durchschnittliche Stockdichte von 5700 am Hektar, Höhe zwischen 450 und 600 Meter. Ampelographisch sind Gilles Bonnefoy vor allem die diversen Spielarten des Gamay ein Anliegen, von dem mit weißem Saft bis zu dem mit rotem Saft und von dem aus dem Beaujolais bis zu dem aus der Auvergne. Hektarertrag von zwanzig Hektolitern, Handlese, Gegen Schwefel hat Gilles Bonnefoy nicht grundsätzlich etwas, gegen zuviel davon sehr wohl. Darum bleibt er deutlich unter den Limits für demeterzertifizierte Weine. Fünfzig Jahre sind die Reben alt.

 

DIENSTAG, 1. Juli von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Rudolf Polifka grüßt vom Leithagebirge bis zum Mont Ventoux und darüber hinaus!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

DONNERSTAG, 26. Juni von 17 bis 21 Uhr: Prolog zur Tour de France 2025

Diese Woche wieder regulär am Donnerstag: Tour de France

Wegradeln tun sie in Lille, die Vélocypeden. Das gibt oenologisch nicht gewaltig viel her, soweit der Rudl weiß. In der Normandie und in der Bretagne wächst schon Wein, ein bissl halt. Der Rudl hat auch schon den einen oder anderen probiert. In Österreich drängt sich ihm da als Entsprechung die Weinbauregion Bergland auf. Ob man den Pas de Calais mit dem Ötztal vergleichen kann, dürfen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, selber beurteilen. So oder so, werden Normandie und Bretagne mit Cidre assoziiert. Das würde den Rudl eh interessieren, aber da ist wieder diese Redensart mit den Kirtagen. Sie erinnern sich.

  1. Etappe: 14. Juli: Ennezat – Le Mont Dore Puy de Sancy, Zentralmassiv
  • 2023 Mémoire de Madone Vieilles Vignes, Les Vins de la Madone, Champdieu, AOC Côtes du Forez, Massif central (6/9)

Zum ersten Mal ansatzweise gebirgig wird es am französischen Nationalfeiertag auf der zehnten Etappe im Zentralmassiv. Von dort wollte Caviste Rudolf Polifka schon länger Weine in sein Sortiment aufnehmen. Das hat sich aus verschiedenen Gründen als nicht so einfach erwiesen. Im Bistrot der Giachinos ist der Rudl dann auf die Weine von Gilles Bonnefoy aufmerksam gemacht worden. Der interessiert sich für Geologie und das ist oft ein gutes Zeichen. 1997 hat Bonnefoy mitten im Vulkanland der Auvergne auf dem und um den Volcan de Purchan ein Weingut gegründet. Einen Teil seiner Weingärten hat Gilles Bonnefoy neu gepflanzt, einen anderen hat er übernommen. Biodynamische Bewirtschaftung war von Beginn an selbstverständlich. Gilles Bonnefoy ist heute noch davon begeistert, wie lebendig sich die Biodynamie an Blättern, Trauben und im Wein manifestiert. Vulkanisches Basaltgestein und Granit prägen die Terroirs, der Rudl hat sich auf die Weine von den Vulkanböden, die sich vor allem durch rauchige und pfeffrige Aromen auszeichnen, konzentriert. Durchschnittliche Stockdichte von 5700 am Hektar, Höhe zwischen 450 und 600 Meter. Ampelographisch sind Gilles Bonnefoy vor allem die diversen Spielarten des Gamay ein Anliegen, von dem mit weißem Saft bis zu dem mit rotem Saft und von dem aus dem Beaujolais bis zu dem aus der Auvergne. Hektarertrag von zwanzig Hektolitern, Handlese, Gegen Schwefel hat Gilles Bonnefoy nicht grundsätzlich etwas, gegen zuviel davon sehr wohl. Darum bleibt er deutlich unter den Limits für demeterzertifizierte Weine. Die beiden Weißen von der Madone hat der Rudl bereits glasweise kredenzt. Der Sauvignons (sic!) ist längst wieder ausverkauft, während der Gamay noch nicht einmal glasweise studiert werden konnte. Das ist natürlich schon eine Frage des Standpunktes, welcher im Falle vom Rudl halt der eines Weißweintrinkers ist. Über den Wein sagt das gar nichts. Fünfzig Jahre sind die Reben alt.

12.,13. und 14. Etappe, 17. bis 19. Juli: Pyrenäen

  • 2023 Irouléguy Rosé, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4/6)
  • 2022 Irouléguy Rosé, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4/6)
  • 2019 Irouléguy Rosé, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4/6)

Seiner Lieblingsappellation Irouléguy im Allgemeinen und dem Hégoxuri im Speziellen hat sich der Rudl schon das eine oder andere Mal gewidmet. Drei verschiedene Rosé-Jahrgänge hat er dabei noch nie kredenzt. Dem Klischée nach hebt ja jetzt die Zeit für Rosé an. Dem Klischée von Rosé entspricht diese kleine Vertikale aber nicht.

  1. Etappe, 22. Juli: Montpellier – Mont Ventoux
  • 2021 Côtes du Ventoux blanc, Domaine Fondrèche, Mazan, AOC Ventoux, Rhône (3/5)
  • 2019 Côtes du Ventoux rouge, Domaine Fondrèche, Mazan, AOC Ventoux, Rhône (3/5)
  • 2020 Cotes du Rhône Roaix Champs Libres, Elodie Balme, Rasteau (4/6)
  1. und 19. Etappe, 24. und 25. Juli: Alpen
  • 2020 Big Bang, Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

Wenn dem Rudl seine Aufzeichnungen stimmen, hat er diesen Wein vor über zwei Jahren zum letzten Mal glasweise kredenzt. Damals ist es um das Erdmittelalter gegangen, dieses Mal um Radsport. Marketingstrategen würden daraus vielleicht auf Vielseitigkeit des Weins schließen …

DONNERSTAG, 26. Juni von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Aux Vélos!

 

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

DIENSTAG, 17. Juni von 17 bis 21 Uhr: Savoyen, Reifepotential und Schuhwerk aus Bad Goisern

Noch einmal DIENSTAG

Auch kommende Woche sperrt der Rudl am Dienstag auf, Donnerstag bleibt geschlossen.

Das Profil von einem Goiserer. Überlegungen zum Image im Anschluss an Dr. Kurt Ostbahn

Der Rudl meint, dass es die einleitenden Worte von Herrn Kurt zum „Joker“ gewesen sind: In denen hat seinerzeit schon der Ostbahn-Kurti, als er wirklich noch der Kurti war, über den schlechten Ruf sinniert und diesen dabei ganz gerne mit sich hartnäckig der Dislocierung entziehenden Resten eines Hundstrümmerls im Profil soliden Schuhwerkes aus Bad Goisern verglichen. An Bildhaftigkeit ist dem nichts hinzuzufügen. Dass es zumindest für erwachsene Menschen eine Lebensaufgabe ist, dem Gerede nicht ausgelasteter Zeitgenossinnen und Zeitgenossen die Aufmerksamkeit weitestgehend zu verweigern, ist auch kein Resultat besonderer Scharfsinnigkeit. Darum widmet sich der Rudl diese Woche einem oenologischen Klischée, das selbst durch noch so viel geschmolzenen Käse ein solcher bleibt:

Fonduejunker

Es handelt sich dabei um die Behauptung, dass Weine aus der Weinbauregion Savoyen jung und am besten zu Fondue getrunken werden. Caviste Rudolf Polifka wird kommende Woche die Lagerfähigkeit kompetenter savoyardischer Weine nachweisen. Es gibt sicher Schwierigeres.

rot oder weiß

Jetzt gibt es sowieso nicht so viel Wein aus Savoyen. Und Wein aus Savoyen im Sinn vom Rudl gibt es noch viel weniger. Darum fällt oben erwähntes Fehlurteil nicht ins Gewicht. Ein Fehlurteil bleibt es. Global relevanter dürfte ein anderes oenologisches Hundstrümmerl sein: Rotwein reift besser als Weißwein. Aber vom Wiederholen allein steigt der Wahrheitsgehalt gerade so wenig wie von der Lautstärke einer vorgetragenen Aussage. Die Postmoderne hat dieses Problem dahingehend gelöst, dass sie die Existenz von Wahrheit überhaupt in Frage gestellt hat. Alles sei eine Frage der Perspektive und des zugrundeliegenden Narrativs. Ganz neu war das auch nicht. Bereits für die Sophisten hatte der Lauteste Recht gehabt.  Aber zurück zur Oenologie: Viele berühmte, teure Altweine stammen aus Bordeaux und Burgund. Dort dominieren halt Rotweine, in Bordeaux noch mehr als in Burgund. Allerdings vermutet der Rudl ganz stark, dass gute Tannats noch besser reifen als viele Bordeaux und Burgunder. Das wird mit den Tanninen zusammenhängen. Nicht dass Rotweine ausschließlich von Gerbstoffen vor der Überalterung geschützt werden. Aber ganz unwesentlich dürften diese nicht sein. So oder so, die unbestritten langlebigsten Weine sind Vins jaunes. Die werden aus Savagnin gemacht, einer Weißweinrebsorte, die ganz nahe beim Gringet ist.

  • 2009 Abymes, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie (5/8)
  • 2023 Apremont, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie (4,50/7)

Caviste Rudolf Polifka öffnet zwei Jacquères von Fred Giachino.

  • 2008 Les Alpes, Dominique Belluard, Ayze, AOC Vin de Savoie (8/12)
  • 2020 Monsieur Gringet, Dominique Belluard und Domaine du Gringet, AOC Vin de Savoie (9/14)

Monsieur Gringet ist 2020 der Wein von den besseren Lagen gewesen. Les Alpes war der Einstiegswein von Dominique Belluard. Gewissenhaft arbeitende Weinbauern produzieren Weine, die keine Angst vor der Zeit haben, auch am Eingang des Sortiments.

  • 2009 Marestel, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (6,50/10)
  • 2020 Marestel, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (5/8)

Regelmäßig demonstrieren David und sein Vater Noël Dupasquier durch Vertikalen bis zurück in die frühen siebziger Jahre das Reifepotential ihrer Weine, insbesondere ihres Crus Marestel. Es gibt deutlich renommiertere Appellationen, in denen man so ein Niveau nicht so einfach findet. Ein großes Trara machen die Dupasquiers daraus nicht, weder auf den Etiketten, noch in der Preisgestaltung.

DIENSTAG, 17. Juni von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Rudolf Polifka grüßt!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

DIENSTAG ausnahmsweise: schmeckate Rebsorten ohne Muskateller, mit Andreas Tscheppe und eine kleine Altesse-Horizontale aus 2020, 10. Juni von 17 bis 21 Uhr

Ausnahmsweise DIENSTAG

In den beiden kommenden Wochen öffnet der Rudl sein Geschäft jeweils am Dienstag, an den nächsten beiden Donnerstagen bleibt es geschlossen.

Aromaintensive Rebsorten

Der Rudl erlaubt sich, seine Erklärung des gegenständlichen Lehrveranstaltungsthemas im Ausschlussverfahren quasi mit drei oenologischen Axiomen zu beginnen:

  1. Es gibt ausgezeichnete Muskateller, aber nicht nur ausgezeichnete.
  2. Bei einer etwas breiteren oenologischen Öffentlichkeit scheinen Muskateller momentan überaus gut anzukommen, was auf Muskateller Frizzante in noch höherem Ausmaß zuzutreffen scheint.
  3. Muskateller gelten als Inbegriff aromaintensiver Rebsorten.

Darum lässt sie der Rudl bei diesem Thema aus, ohne freilich auszuschließen, den Muskatellern einmal ein eigenes Thema zu widmen. Denn der Rudl hat überhaupt nichts gegen Muskateller, gegen Weinmoden vielleicht schon eher. Aber das ist eine andere Geschichte. Dieses Mal bietet Weinschulrat Rudolf Polifka auf alle Fälle die Gelegenheit, „schmeckate“ Rebsorten zu studieren, aromatisch intensiv, wenn vielleicht auch nicht so intensiv wie viele Muskateller. Und wenn der Rudl „aromatisch intensiv“ schreibt, meint er nicht „laut“. Nächste Frage: Was ist „aromaintensiv“? Melon de Bourgogne, Welschriesling oder Jacquère wird man eher nicht dazu zählen. Beim Grünen Veltliner schaut es schon anders aus. Wahrscheinlich hat der nicht aus purem Zufall früher „Grüner Muscateller“ geheißen. Aber dem Grünen Veltliner war vor einem guten Monat ein eigenes Thema gewidmet. Darum kommt auch der dieses Mal nicht dran, anders als der Traminer zum Beispiel. Warum der momentan dermaßen im oenologischen Eck zu stehen scheint, kann der Rudl nicht ganz nachvollziehen. Es mag schon stimmen, dass es Rebsorten gibt, denen die Klimakrise weniger Strapazen bereitet. Aber Traminer ist und bleibt eine der altehrwürdigsten Rebsorten. Wirklich gute Traminer findet man zugegeben nicht zum Saufüttern, aber sie können an Vielschichtigkeit ganz vorne mit dabei sein, weit vor vielen Muskatellern.

  • 2023 Sauvignon blanc „Blaue Libelle“, Andreas und Elisabeth Tscheppe, Glanz an der Weinstraße, Südsteiermark (8/12)

zum ersten und vermutlich einzigen Mal glasweise

  • 2020 Altesse, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4/6)

Als „laut“ wird man Altesse nicht einstufen können, im Vergleich zu Jacquère ist sie aber aromaintensiver.

  • 2020 Altesse, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Roussette de Savoie (4,50/7)
  • 2020 Les Grandes Jorasses, Dominique Belluard und Domaine du Gringet, Ayze, Vin de France (9/14)
  • 2022/23 Gewürztraminer, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel (4,50/7)

Am unteren Ende der Aromaintensität hat sich Caviste Rudolf Polifka der Rehabilitation des Welschrieslings verschrieben. Und nur zu gerne würde er das am anderen Ende der Aromaintensität mit den Traminern tun. Aber Sie kennen das Sprichwort mit den zwei Kirtagen. In der Pension dann … Verdienen würden es sich die wenigen wirklich extraordinairen Traminer, für die sich dem Rudl eine andere Redensart über Nadeln und größere Anhäufungen getrockneten Grasschnitts aufdrängt, jedenfalls. Und der von Martin Minkowitsch gehört da sicher dazu.

  • 2019, Chignin-Bergeron « Les Filles », Gilles Berlioz, Chignin, AOC Vin de Savoie (7/11)

Unlängst hat der Rudl ein Portrait von einem Weinbauern der nördlichen Rhône gelesen. Der verschreibt sich exclusiv der Marsanne und wirft deren Kollegin Roussanne einen Hang zu aromatischer Üppigkeit vor. Die Roussannes aus Savoyen sind, verglichen mit vielen Kolleginnen von der nördliche Rhône, um ein Eck dezenter.

  • 2022 Irouléguy Blanc, Domaine Ilarria, Irouléguy, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

Schauen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das ist auch so etwas: Mit Riesling tut sich der Rudl meistens schwer. Petit Manseng wiederum, dem manchmal eine gewissen Affinität zum Riesling umgehängt wird, mag der Rudl wie kaum eine andere Rebsorte. Egal ob in der Jugend Ananas oder tertiär dann Weiße Trüffel, Petit Manseng kann sich durch vieles auszeichnen. Zurückhaltung zählt eher nicht dazu. Und auch die Metamorphose, die Petit Manseng von der Jugend bis ins höhere Alter durchführen kann, ist alles, aber nicht unscheinbar.

  • 1976 Gewürztraminer, Rabl, Schiltern, Kamptal (4/6)

Wenn der Rudl zuerst auf die Altehrwürdigkeit der Traminer hingewiesen hat, war das Alter der Rebsorte gemeint. Vom Reifepotential ist da noch gar nicht die Rede gewesen.

 

DIENSTAG, 10. Juni von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Herzlich und deshalb nicht laut grüßt Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Weine von ehemals aufgelassenen Terroirs, Donnerstag, 5. Juni von 17 bis 21 Uhr

Aufgelassene Terroirs

Von verwilderten Weingärten geht ein Faszinosum auf den Rudl aus. Mit dem Radl an alten, um- und überwucherten Rebstöcken vorbeizufahren, provoziert im Rudl regelmäßig „Was-wäre-wenn-Fragen“, konkreter „Wie-könnte-wenn-Fragen“. Wie könnte Wein von diesem Weingarten schmecken? Umso größer ist die Neugier, wenn der Rudl erfährt, dass ein Weinbauer oder eine Weinbäuerin so ein aufgelassenes Terroir wieder rekultiviert hat. Als erster solcher Weinbauer ist dem Rudl Josef Umathum bewusst in Erinnerung. Der hat in den neunziger Jahren Terrassen am Joiser Hackelsberg vor einer in diesem Fall unerfreulichen Totalrenaturierung bewahrt. Den Riesling von diesen Terrassen gibt es nicht mehr, dafür umso mehr die Terrassen am Hackelsberg. Im Lauf der Jahre ist Caviste Rudolf Polifka dann vor allem in Frankreich immer wieder auf historisch interessierte Weinbauern gestoßen. Diese scheuen nicht zurück vor der Herkulesaufgabe, einen Wald zu einem Weingarten zu machen. So etwas imponiert dem Rudl.

  • MMXX Königlicher Wein, Josef Umathum, … (4,50/7)

Der Hárslevelü heißt auch „Lindenblättriger“, hat also in Österreich einen Namen, was man als dezenten Hinweis darauf verstehen kann, dass diese Rebsorte im Burgenland vielleicht gar nicht so fremd ist. Auf alle Fälle wächst er zwar nicht auf den rekultivierten Terrassen, aber einem ebenso mit Quarz durchsetztem Glimmerschieferboden am Hackelsberg. Auch dieser ist ein Zeitl brach gelegen, ehe Monsieur Josef den Lindenblättrigen dorthin zurückgebracht hat, wofür der Rudl dankbar ist.

  • 2020 Néphèle, Laroque d’Antan, Laroque des Arcs / Cahors, IGP Côtes du Lot, Sud Ouest (10/15)

Lydia und Claude Bourguignon haben ihr Leben der wissenschaftlichen Erforschung von Böden gewidmet. Das hat sie auf der ganzen Welt bis in den burgenländischen Seewinkel hinunter zur gefragten Expertin und zum gefragten Experten gemacht. Wenn es um die Wahl der geeignetsten Weinreben und Praktiken im Weingarten geht, sind sie die erste Adresse. Irgendwann haben Lydia und Claude Bourguignon dann das tiefe Bedürfnis verspürt, dieses Wissen selber zu Wein zu machen und sich in der Nähe von Cahors sechs Hektar Wald, das hundertvierzig Jahre vorher einmal ein Weingarten gewesen war und ihnen als vielversprechend erschienen ist, gekauft, gerodet und rekultiviert. Dann sind sie zu renommierten Weingütern gefahren und haben sich dort von den besten Rebstöcken Edelreiser abgezwickt: Foucault-Brüder, François Cotat, Elian Da Ros, Plageoles, La Grange Tiphaine, Château Plaisance, Corbin-Michotte. Sauvignon blanc und gris, Mauzac rose und vert, Verdanelle, Malbec, Cabernet Franc, Négrette, Prunelard, Cot à Pied Rouge. Die haben sie auf Rupestris du Lot aufgepfropft und ausgepflanzt. Das Resultat sind jedes Jahr zwei Weine, ein roter und ein weißer, in deren Zusammenhang das Wort Terroir so angebracht erscheint wie kaum wo anders.

  • 2022 Les Pentes de Barène, Pimbo, AOC Tursan, Sud Ouest (4,50/7)
  • 2022 Altesse «aVé», Les Côteaux des Girondales, Villaz, Vin de France (5/8)
  • 2021 Mondeuse «Mattei», Les Côteaux des Girondales, Villaz, Vin de France (5/8)
  • 2021 Jacquère «Jonona», Les Côteux des Girondales, Villaz, Vin de France (4,50/7)
  • 2023 Schiste, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (9/14)

Auf die Genese dieser beiden Weinen ist der Rudl in seinen Ausführungen der vergangenen Woche näher eingegangen.

  • 2019 Quartz, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (12/18)

Etwa drei Achtel sind von diesem Wein der vergangenen Woche zumindest zu Beginn der Lehrveranstaltung noch verfügbar.

 

DONNERSTAG, 5. Juni von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Dankbar und nicht gebietstypisch grüßt Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Domaine des Ardoisières und Maison des Ardoisières, DIENSTAG, 27. Mai von 17 bis 21 Uhr

DIENSTAG!

Am kommenden Donnerstag ist Christi Himmelfahrt. Da hätte es wenig Sinn, das Geschäft aufzusperren. Am Tag vor einem Feiertag hat es sich auch nicht bewährt. Darum öffnet der Rudl seine Studierstube am DIENSTAG, den 27. Mai von 17 bis 21 Uhr

Die Domaine des Ardoisières

Größere Mengen von Wein hat der Rudl im letzten halben Jahr von vier Weingütern erhalten. Dreien davon, Dupasquier, Giachino und Les Cortis, hat der Rudl bereits ein Studienthema gewidmet, der Domaine des Ardoisères nicht, bis jetzt.

2010 muss es gewesen sein. Da hat der Rudl zum ersten Mal dieses Weingut besucht, seinerzeit noch in Cevins. Nicht nur der Rudl erinnert sich gut daran, sondern witzigerweise auch Monsieur Brice. Der hatte damals gerade die Regie über die von Michel Grisard gegründete Domaine des Ardoisières übernommen. Viele und viel dienstältere Stammkunden als den Rudl hat er nicht.

Leitmotiv des Weingutes ist es, den Charakter einer Parzelle in die Weintraube zu transferieren. 8000 Rebstöcke am Hektar führen nicht nur zu einer veritablen Drängerei im Weingarten, sondern vor allem zu ziemlich tiefen Wurzeln und in weiterer Folge zu einer remarquablen Steinigkeit dieser Weine. Dass letztere nach Steinen benannt sind, ist in diesem Fall geruchlich und geschmacklich nachzuvollziehen.

Der Weinberg(!) von Cevins, einem kleinen Dorf in der Tarentaise

Vor einem dreiviertel Jahrhundert hat man große Hoffnungen in die Mechanisierung gesetzt. Wer darin Analogien zu aktuellen Hoffnungen in die Ka I zu erkennen meint, wird vom Rudl ganz bestimmt nicht daran gehindert. Das Schlaraffenland bleibt halt eine attraktive Vorstellung, wenn man bis zum Ende des eigenen Nasenspitzls denkt und dann aus Erschöpfung an das digitales Endgerät abgibt. Der Weinberg von Cevins hat sich auf alle Fälle der Mechanisierung entzogen. Wer ihn hinaufgekraxelt ist, wird sich darüber nicht wundern. Das Schlaraffenland schaut anders aus. Darum ist der Weinberg von Cevins dann bald schon kein Weinberg mehr gewesen, sondern ein Waldberg. Michel Grisard hat jedoch etwas dagegen gehabt.

  • Silice Blanc 2023, Maison des Ardoisières, Vin de France (4/6)
  • Argile Blanc 2023, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (6/9)
  • Aigue Blanche 2023, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (8/12)
  • Schiste 2023, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges, (9/14)
  • Quartz 2019, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (12/18)
  • Argile Rouge 2018, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (6/9)

 

am DIENSTAG, den 27. Mai von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Rudolf Polifka ist und bleibt der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag zu erklären ist.

 

Alpin-mediterran und hausverstandsfrei grüßt Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Gringet aus den Jahren von 2005 bis 2022, DONNERSTAG, 22. Mai von 17 bis 21 Uhr

Dominique Belluard – Monsieur Gringet

Dass Dominique Belluard nicht einfach zufällig auf einem Weinetikett als Monsieur Gringet bezeichnet wurde, ist unstrittig. Zwanzig Hektar sind mit Gringet bepflanzt, zehn davon hat Belluard bewirtschaftet, seit Ende der achtziger Jahre biodynamisch.

Gringet

Umso weniger einig ist sich die Forschung, ob Gringet eine eigene Rebsorte oder eine Variante des Savagnins ist. Um diesbezüglich eine Meinung zu haben, fehlt dem Rudl der dafür erforderliche Sachverstand. Den erachtet der Rudl als so ziemlich das Gegenteil dessen, was primitive Hetzer als „Hausverstand“ bezeichnen. Aber das ist eine andere Geschichte.

  • 2005 Mont Blanc Brut zéro, Dominique Belluard, Ayse, AOC Vin de Savoie (6/9)

Auf diesen Wein ist der Rudl nicht nur aus einem Grund neugierig. Der personifizierte Sachverstand, die personifizierte Oenologie und also das Gegenteil vom Hausverstand, Professor Jules Chauvet, hat vor siebzig Jahren herausgefunden, dass man Wein nicht nur mit SO2, sondern auch mit CO2 schützen kann, im Fass. Inwieweit die in einer Méthode traditionelle nicht zu knapp vorhandene Kohlensäure den Wein auch in der Flasche schützt, könnte anhand dieser Flasche erforschbar sein.

  • 2014 Pur Jus, Dominique Belluard, Ayse, AOC Vin de Savoie (7/11)

Gringet ohne auch noch so geringen Schwefelzusatz, aber auch ohne Kohlensäure, dafür jahrgangsbedingt mit ausreichend Säure, auch ein möglicher Schutz vor Oxydation.

  • 2015 Les Alpes, Dominique Belluard, Ayse, AOC Vin de Savoie (6,50/10)

Das ist der Wein, mit dem der Rudl dieses Weingut kennengelernt hat. Nur dass das seinerzeit der Jahrgang 2005 gewesen ist. Und es war das unerreichbare Vorbild, Herr M. vom Bacherplatz, der den Rudl auf M. Belluard aufmerksam gemacht hat.

  • 2019 Les Perles du Mont Blanc Brut zéro, Dominique Belluard – Domaine du Gringet, AOC Vin de Savoie (6/9)
  • 2020 Monsieur Gringet, Dominique Belluard – Domaine du Gringet, Ayse, AOC Vin de Savoie (9/14)
  • 2022 Imago, Domaine Belema, Ayse, IGP Vin des Allobroges (6/9)

Einer der seltenen Gringets, die nicht aus dem Weingut von Dominique Belluard stammen.

 

DONNERSTAG, 22. Mai von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Alpin-mediterran und hausverstandsfrei grüßt Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Riesling Italico von Klaus Prünte, Klaus Herist und anderen in den Kategorien „Klassik“, „Reserve“ und „gereift“, DONNERSTAG, 15. Mai von 17 bis 21 Uhr

Schwerpunkte

Gar nicht so gelegentlich hört man, dass man Kenntnisse im einen oder anderen Unterrichtsfach „später eh nie mehr brauchen“ werde. Als Schüler hat der Rudl selbstverständlich auch so gedacht und als Schüler oder Schülerin ist das in Ordnung. Aber man vernimmt derlei auch von sogenannten Bildungs- und Universalexpertinnen oder -experten. Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Sie wissen, das sind nicht selten Menschen, die wie Sokrates zwar um ihre kognitiven Defizite Bescheid wissen oder diese zumindest verspüren, diesen Umstand jedoch durch besonders hochfrequente und laute Beiträge zu allen möglichen Themen zu kaschieren trachten. Major Kottan würde vielleicht ergänzen, dass die Betonung dabei auf allen und nicht auf möglichen liegt. Ein besonders beliebtes Betätigungsfeld für diese Universalexpertinnen und -experten stellt dabei die Schule da. Dort waren sie dank Maria Theresia alle, oft nicht nur ganz erfolgreich, was manche von ihnen jedoch gerne für die Stichhaltigkeit ihrer bildungspolitischen Thesen ins Treffen führen. À la „Ich war ein schlechter Schüler und jetzt bin ich Universalgelehrter. Da muss doch etwas faul sein am Bildungssystem.“ Als zentrales Kriterium ihrer Expertisen führen diese Geistesriesen gerne eine „Brauchbarkeit“ allfälliger Bildungsinhalte ins Treffen. Bezüglich der Beurteilung von Brauchbarkeit beanspruchen sie für sich Treffsicherheit. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl fragen, sind es genau solche Bildungsexpertisen, deren Brauchbarkeit man anzweifeln kann. Zum einen weiß niemand mit Gewissheit, was irgendjemand irgendwann irgendwo brauchen wird. Zum anderen lernt man nicht, um zu brauchen.

Schwerpunkte

Dass eine Fläche nur einen Schwerpunkt hat, gehört zu derlei eventuell nicht verwertbarem Wissen. Aber das ist egal. Der Rudl weiß, dass eine Fläche nur einen Schwerpunkt haben kann. Da sein Geschäft zwei Schwerpunkte hat, kann es ergo keine Fläche sein, keine „grande surface“, wie der Franzose sagt, wenn er einen sogenannten Supermarkt meint. Viel mehr würde der Rudl es als Weinidee bezeichnen. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, dem Rudl in dieser Einschätzung nicht folgen, kann dieser auch mit der Bezeichnung „Schnapsidee“ leben. Egal.

Auf alle Fälle sind Weine von den Bergetappen der Tour de France ein Schwerpunkt der Weinhandlung Rudolf Polifka et fils. Vor etwa einem halben Jahr hat der Rudl dann begonnen, einen zweiten Schwerpunkt zu konstruieren: Welschriesling. Dessen Exotikfaktor ist zumindest in Österreich deutlich niedriger als jener der Weine aus Savoyen und aus Irouléguy. Trotzdem hat Caviste Rudolf den Eindruck, dass Welschriesling nicht ernstgenommen wird. Völlig zu Unrecht, wie der Rudl meint. Denn die Rebsorte erschöpft sich nicht als Basis für Granny-Smith-Wasserl oder Schaumwein.

Und dann ist da noch ein Alternativname des Welschrieslings: Riesling Italico. Welche Rebsorte würde sich quasi als neutraler Materialwagen für den diesjährigen Giro d’Italia mehr anbieten?

Die Qualitätsoffensive für Welschrieling hat im Südburgenland stattgefunden. Was rund um den Csaterberg von manchen Winzerinnen und Winzern aus Welschriesling gemacht wird, zählt der Rudl zum Kompetenteren, was es an Weißweinen in diesem Land gibt. Darum hat er etwa auch überhaupt keine Hemmung, einen Welschriesling wie die Alten Reben 2021 von Klaus und Dieter Herist in Frankreich als Mitbringsel zu offerieren.

  • 2023 Welschriesling Kleinlage Kratzer, Domäne Polifka, Klöch – Hasenleiten, Südoststeiermark – Wien (0/-)

Kategorie „Klassik“

  • 2022 Welschriesling, Otto Knaus, Sulztal an der Weinstraße, Südsteiermark (3/5)
  • 2022 Welschriesling Selection Csaterberg, Rainer Stubits, Harmisch, Südburgenland (4/6)

Kategorie „Reserve“

  • 2021 Welschriesling vom Opok, Sternat-Lenz, Remschnigg, Südsteiermark (5/8)
  • 2022 Welschriesling Reserve, Weingut Jalits, Badersdorf, Südburgenland (5/8)

Kategorie „gereift“

  • 1997 Welschriesling, Klaus Prünte vlg. Schneckenkogler, Grassnitzberg, Südsteiermark (9/14)
  • 2002 Welschriesling, Klaus Herist, Rechnitz, Südburgenland (6/9)

 

DONNERSTAG, 15. Mai von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Utilitarismusfrei grüßt Caviste Rudolf Polifka!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

A.b.C. – Allerweil besser (mit) Chardonnay, von Andreas Tscheppe, dem linken und rechten Rhôneufer und den Ardoisières, DONNERSTAG, 8. Mai von 17 bis 21 Uhr

Chardonnay als solches

… stellt wahrscheinlich keinen Schwerpunkt der Weinhandlung Rudolf Polifka et fils dar. Aber zu den geometrischen und oenologischen Aspekten von Schwerpunkt vielleicht schon kommende Woche mehr. In den neunziger Jahren hat Chardonnay ungefähr jene Geige gespielt, auf der deutscher Riesling heute fidelt. Dann ist irgendwann eine mindestens genauso verzichtbare Anything-but-Chardonnay-Bewegung durch die inseratenfixierten Hochglanzdörfer getrieben worden. Darum erhöht sich die Anbaufläche für Chardonnay seit fünfundzwanzig Jahren kaum mehr. Manchmal wird der Rudl den Eindruck nicht los, Chardonnay wäre heute außerhalb der Weinbauregion Burgund eine geduldete Rebsorte, zumindest in Westeuropa. Caviste Rudolf Polifka könnte nicht behaupten, dass er diese Entwicklung bedauert hat. Viele Chardonnays erscheinen ihm belanglos oder von Eichenholz erschlagen, manche beides. Chablis gehören andererseits eindeutig zu seinen Lieblingsappellationen. Aber dort stellen sich dann wieder drei Probleme mit Zugänglichkeiten: die Verfügbarkeit, der Preis und die Reife. Vielleicht ist es auch der Kalk aus dem Kimmeridgium, der es dem Rudl angetan hat und den er ja auch von den Weinen der Dupasquiers gut kennt. Die ganz großen Namen Meursault, Chassagne, Montrachet und Corton-Charlemagne haben es dem Rudl bis jetzt weniger angetan. So oder so stellt sich die Frage, ob für all diese favorablen, aber auch für die defavorablen Trends die Rebsorte als solche etwas kann. Der Rudl wagt einmal die These, dass mit keiner anderen Rebsorte so verschiedene Weine gemacht werden wie mit Chardonnay. Darum wundert sich der Rudl, wenn jemand in einem Wein Chardonnay als Rebsorte erkennt. Ganz besonders erfreuliche Überraschungen mit Chardonnays sind dem Rudl bis jetzt nicht zum Saufüttern untergekommen. Aber sie tun es immer wieder. Und einige von diesen wenigen sind dann wirklich extraordinaire. Darum würdigt Caviste Rudolf Polifka kommende Woche Chardonnay und versucht dabei, das Terrain ein bissl auszuloten, ohne Anspruch auf irgendeine Art von Vollständigkeit.

Benannt ist die Rebsorte nach einem Ort, der wiederum nach der Distel benannt ist. Je nachdem wie man dazu steht, muss man vor allem Benediktinern und Zisterziensern die Verbreitung des Chardonnay vor- beziehungsweise zugutehalten. Der Ampelograph Pierre Galet hat Chardonnay vom Weißburgunder unterschieden. Trotzdem hat man dem Rudl noch in den neunziger Jahren immer wieder erklärt, Weißburgunder und Chardonnay seien dasselbe. Es gibt ganz sicher Unvereinbareres als Kalk und Chardonnay, wobei der Rudl bestimmte weiße Beaujolais von Granitböden ziemlich gerne trinkt.

 

  • Perles d’Aimavigne, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (4/6)

Jacquère, Chardonnay und Altesse als sehr trockener Schaumwein nach der Methode vom alten Dom Perignon

  • 2020 Chardonnay, Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (3/5)
  • 2023 Naxide, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey, Vin de France (4,50/7)

Altesse und Chardonnay

  • 2023 Gastine, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey, Vin de France (4,50/7)

Altesse, Chardonnay, Gamay zu je einem Drittel – pressurage direct

  • 2023 Teraxe, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey, Vin de France (4,50/7)

ganze Trauben vierzehn Tage auf der Maische – sechzig Percent Altesse, vierzig Chardo

  • 2021 Gastine, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey, Vin de France (4,50/7)

Chardonnay im roten gemischten Satz – als Vin de France geht das.

  • 2023 Argile Blanc, Domaine des Ardoisières, Saint Pierre de Soucy, IGP Vin des Allobroges (6/9)

Jacquère, Chardonnay und Mondeuse blanche – 2018 oder so war kein Chardonnay drinnen, weil die Schafe vom Nachbarn ihre Vorliebe für Chardonnaytrauben entdeckt hatten. Darum hat es damals weniger gegeben. Seither trennt die Schaferl ein Zaun von den Reben. Darum gibt es den Zweitausenddreiundzwanziger beim Rudl wieder.

  • 2023 Morillon „Salamander“, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstrße, Südsteiermark (8/12)

 

DONNERSTAG, 8. Mai von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Rudolf Polifka grüßt international!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Domaine les Cortis, MITTWOCH, 30. April von 17 bis 21 Uhr

Diese Woche: MITTWOCH

Aufgrund des Feiertags am Donnerstag öffnet Caviste Rudolf Polifka kommende Woche am Mittwoch, den 30. April von 17 bis 21 Uhr sein Geschäft.

Empfehlungen

Vielleicht war der Besuch eines Seminars ein Grund, warum der Rudl mit körperlichen Symptomen reagiert, sobald in ihm der Verdacht empor schleicht, es werde ihm etwas empfohlen. Da ist es dann nämlich aus, da rollen sich die geistigen Zehennägel ein und da schaut sich der Rudl nach dem grünen Pfeil um. Notausgang, ohne Umwege. Keine ungebetenen Empfehlungen, keine ungebetenen Warnungen! Caviste Rudolf Polifka schenkt einen Schluck zum Kosten ein. Dann empfiehlt sich der Wein quasi selbst, oder er tut es nicht, äußerstenfalls warnt er vor sich selbst. Und alles andere ist nicht nur überflüssig, sondern beim Rudl auch unerwünscht. Selbstverständlich erzählt Caviste Rudolf Polifka, was er weiß, über einen Wein. Und wenn er darum ersucht wird, lässt er sich auch zu unverbindlichen Prognosen bezüglich einer etwaigen Kompatibilität von Wein und Geschmack des fragenden Gastes hinreißen. Wenn er darum ersucht wird, und zwar nur dann.

Freilich gibt es auch willkommene Empfehlungen. Wenn man fragt und dann eine kompetente Auskunft oder Empfehlung bekommt, schätzt der Rudl das überaus, aber eben unter der Voraussetzung, dass man von sich aus danach gefragt hat und nicht von einer Überdosis Aufmerksamkeitsbedürfnis zwangsbeglückt wird. Caviste Rudolf Polifka fragt immer wieder ganz gerne nach Empfehlungen, nie als Ersatz für literarische Recherche, sondern stets als Ergänzung dazu, und ausschließlich bei Menschen, denen der Rudl Sachkenntnis zuschreibt, Jacques Maillet zum Beispiel. Im dreiundzwanziger Jahr hat der Rudl den Weinmeister a.D. besucht und ihm ein Kompliment gemacht: ein Herzensprojekt von Jacques, die savoyardische Biowinzervereinigung Les Pétavins, hatte sich in der Anzahl ihrer Mitgliedsbetriebe binnen weniger Jahre verfünffacht. Da ist es sogar für den Rudl schwierig, den Überblick zu bewahren. Darum hat er Jacques Maillet gefragt, welche seines Erachtens die interessantesten Neuzugänge bei den Pétavins seien. Jacques hat diese Frage nicht beantwortet, aber gemeint, dass sich „en face“, quasi drüben, am anderen Ufer der Rhône im Bugey, einiges tue. Dann hat Monsieur Jacques ein paar Namen genannt. Die meisten waren dem Rudl bekannt. Auf einen hat Jacques Maillet besonders hingewiesen. Und justament von dem ist ihm der Namen nicht eingefallen. Da man nicht viel erzwingen kann, hat der Rudl Jacques damals nicht länger zum Nachdenken gedrängt, sondern in der Ferienwohnung recherchiert, wer da quasi als Neuzugang im Bugey so extraordinaire Weine machen könnte. Umsonst. Ein entsprechendes e-Mail muss später das Erinnerungsvermögen von Jacques Maillet dann aktiviert haben und ein paar Tage später hat der Rudl seine motorisierte Kraxn vor dem Hoftor von Jérémy Decoster abgestellt.

Domaine les Cortis

Ein Leitmotiv prägt die Arbeit von Jérémy Decoster: Experimentieren: Assemblagen unterschiedlicher Rebsorten und Parzellen, gemischte Sätze, Experimentieren mit der Maischestandzeit, egal ob es um rote oder weiße Rebsorten geht. Die Weingärten von Jérémy Decoster sind auf fünf Parzellen verteilt. Das macht die Arbeit nicht einfacher, für Jérémy. Für diverse Tiere, Pflanzen und Konsorten macht es das schon. Denn diese sind in den Hecken, Wäldern und Wiesen rund um die Parzellen zuhause und sorgen für eine gesunde Biodiversität und somit auch erhöhte Resistance gegenüber ziemlich vielem, was ein Weinbauer nicht zu seinem Glück braucht. Die Böden sind relativ banal: Kalk und Lehm. Biologische Bewirtschaftung versteht sich von selbst. Abgesehen von einer Minimaldosis Schwefel sieht der Keller keine Zusätze. Die Zurückhaltung im Weingarten wie im Keller äußert sich auch im Understatement von Jérémy seinen Kundinnen und Kunden gegenüber. Keine Rufzeichen, keine Superlative, keine Empfehlungen irgendeiner Art. Seine Weine danken Jérémy Decoster diese Zurückhaltung mit Frische und Präzision.

  • 2023 Naxide, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey, Vin de France (4,50/7)

Altesse und Chardonnay

  • 2023 Gastine, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey, Vin de France (4,50/7)

Altesse, Chardonnay, Gamay zu je einem Drittel – pressurage direct

  • 2023 Teraxe, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey, Vin de France (4,50/7)

ganze Trauben vierzehn Tage auf der Maische – sechzig Percent Altesse, vierzig Chardo

  • 2021 und 2022 Brisûre, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey, Vin de France (5/8)

Jahrgangsassemblage fünfzig Altesse, fünfzig Gamay teinturier, 12 und 24 Monate in 650-Liter-Holzfässern

  • 2021 Gastine, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey, Vin de France (4,50/7)

als roter gemischter Satz

  • 2023 Uzée, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey, Vin de France (4,50/7)

Mondeuse und Gamay am selben Tag gelesen

 

MITTWOCH, 30. April von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Unmissionarisch grüßt Herr Rudolf!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien