Prinzipien
Caviste Rudolf hat seinerzeit ein Weingeschäft gegründet, mit dem Anspruch, Weine von den Bergetappen der Tour de France zu offerieren. Das waren damals seine eindeutigen Lieblingsweine, Lieblingsweinbauern, und Lieblingsanbaugebiete. Und das sind sie bis heute geblieben. Savoyen und Irouléguy. Diesem Grundsatz ist der Rudl ziemlich konsequent treu geblieben. Hie und da trägt es sich zu, dass ein nicht-gebirgiger Wein den Rudl dermaßen positiv aus dem Schuhwerk befördert, dass dieser ihn erwerben möchte. Stellt sich dann heraus, dass es diesen Wein in Österreich noch nicht gibt, dann kann es schon vorkommen, dass Monsieur Rudolf ein Auge zudrückt und den betreffenden Wein in sein Sortiment bittet. So hat der Rudl bereits vor der Eröffnung der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils Muscadets von André Michel Brégeon angeboten. Dort hat es 2012 kein Gebirge gegeben. Daran hat sich bis jetzt des Rudls Wissens nichts geändert. Und wenn die Tektonik halbwegs berechenbar ist, wird sich daran auch so schnell nichts ändern. Aber den Rudl hatte seine erste Begegnung mit Michel Brégeon und dessen Weinen so begeistert, dass er daran weder vorbei konnte noch wollte.
In den weiteren Jahren hat Caviste Rudolf Polifka sehr konsequent die Region Savoyen und die Appellation Irouléguy sondiert, ist dabei immer wieder auf ihm bis dahin unbekannte Weine gestoßen. Savoyen, den unumstrittenen Höhepunkt jeder Tour de France, hat er intensivst bereist, Irouléguy immer wieder einmal. Da wie dort gibt es einen ambitioniert sortierten Fachhandel, der sich auch mit anderen Weinbaugebieten befasst. Verrückt wäre der Rudl, wenn er sich dafür nicht interessierte. Darüber hinaus gibt es selbstverständlich Oenologinnen und Oenologen, von denen Herr Rudolf den einen oder anderen Hinweis auf diesen oder jenen Wein bekommt. Auf einen solchen ist etwa die Präsenz des Microweinguts Chambeyron-Manin von der Côte-Rôtie im Sortiment vom Rudl zurückzuführen, oder auch die Domaine des Closiers. In den allermeisten Fällen ist es aber die Fachliteratur, von der sich Monsieur Rudolf die Kieselsteine zu einem neuen Weingut legen lässt. Dabei erfüllen sich für den Rudl auf mindestens acht von zehn Fährten die fachliterarisch geschürten Hoffnungen nicht. Gerade war er – rein literarisch – an der südlichen Rhône unterwegs. Von einem Cavisten aus Toulouse hat sich der Rudl dann die bejubelten Weine bestellt. Allein die Begeisterung hat sich bei ihm nicht eingestellt. Quod erat demonstrandum, dass der Rudl auch passiv mit Empfehlungen nicht immer nur gute Erfahrungen macht. Aber das ist eine andere Geschichte, eine ganz andere.
Flachetappen
Das bedeutet jetzt freilich nicht, dass die Forschungsgegenstände dieser Woche in der Ebene gewachsen sind. Der Banyuls Ambre etwa schaut von ziemlich weit oben auf das Mittelmeer hinunter. Da ist es steil und es sind die Pyrenäen, aber der Tourmalet ist weit, weit weg.
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Muscadet Sèvre-et-Maine 2010, André-Michel Brégeon, Loire (4/6) – die letzte Flasche des klassischen Muscadets aus diesem Haus
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Les Coudraies 2019, Domaine des Closiers, AOP Saumur Champigny, Loire (6,50/10)
Nady Foucault hat nach Clos Rougeard die Domaine des Closiers quasi als Berater unter seine Fittiche genommen. Cabernet Franc von einem Kalkterroir
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Beaujolais Blanc „Terrain Rouge“ 2020, Charly und Jean-Paul Thévenet, Villié-Morgon, Beaujolais (6/9)
So viele gute weiße Beaujolais scheint es nicht zu geben. Der vom jungen Thévenet ist eine erfreuliche Ausnahme.
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Mine de Rien 2021, Les Deplaude de Tartaras, IGP Collines Rhôdaniennes (5/8)
Mornen noir – seinerzeit äußerst beliebte Rebsorte, heute fast nur mehr im Vallée du Gier südlich von Lyon anzutreffen und auch dort gibt es nicht viel davon – ein Wein der täglichen Konsumation. Das erklärt ziemlich sicher den Namen und das Etikett. Den einen oder andern Humpen davon wird man auch im Bergwerk getrunken haben. Der Familie Deplaude verdankt diese Rebsorte ein neues Interesse.
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Néphèle 2020, Laroque d‘Antan, Laroque des Arcs bei Cahors, IGP Côtes du Lot, Sud Ouest (8/12) – 140 Jahre war dieses Terroir aufgegeben, bevor die Bodenforscher Lydia und Claude Bourguignon die Idee gehabt haben, das was sie vorher Winzerinnen und Winzern auf der ganzen Welt geraten haben, selber auszuprobieren. Sauvignon Blanc Reben von François Côtat aus Sancerre, Sauvignon Gris von Elian da Ros und autochthone von den Plageoles auf Kalk aus dem Kimmeridge.
Ein Fall von fachliterarischer Fährte, die den Rudl zu einem ausgesprochen erfreulichen Ziel geführt hat.
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Trousseau 2022, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côtes de Jura (6,50/10) – Nachdem sich der Rudl in den letzten Jahren eher auf die Weißen von diesem Weingut, mit dem er seit Beginn seines Geschäfts zusammenarbeitet, konzentriert hat, gibt es jetzt wieder einen Trousseau. Sandstein und schwarz geschieferter Mergel als Boden, zehn Monate im Holz als Ausbau.
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Banyuls Ambre solera (8,50/13)
Sechzig Percent Grenache blanc, zehn Grenache gris und dreißg Muscat à Petits Grains in bis zu drei selbstverständlich manuellen Lesedurchgängen, durchschnittliches Alter der Rebstöcke 45 Jahre, Der Boden wird nicht mit dem Taktor verdichtet, was in Banyuls, wer‘s kennt, oft eh nicht möglich ist, sondern mit Maultieren bearbeitet. Die alten Fässer sorgen nicht nur für ein oxydatives Milieu, sondern werden auch noch in ein seit 2000 existierendes Solera-Verfahren eingegliedert – zum ersten Mal glasweise in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils
Diese Weine gibt es glasweise
am Dienstag, den 3. Oktober von 16 bis 20 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Im Übrigen wartet Rudolf Polkifka immer noch darauf, dass endlich der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag erklärt wird.
Beraten wie beratend grüßt Caviste Rudolf Polifka!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien