Tiefer Winter war es, und in der Tullner Au war es. Major Kottan feiert am Lagerfeuer seinen Fünfundvierziger, und der Kanzler geht nicht hin (Kottan ermittelt. Der Geburtstag). Damals war alles noch kompliziert. Da hat sich das Leben nicht in „Gefällt mir“ und „Gefällt mir nicht“ erschöpft. Andernfalls hätte sich Bruno Kreisky eines Shit-Storms sicher sein können. Und dann wäre er die längste Zeit Bundeskanzler gewesen.
Repräsentative und akklamative Demokratie
Aber im Siebenundsiebziger Jahr war die Staatsform noch eine repräsentative Demokratie, keine akklamative. Da hat ein Politiker auch einmal irgendwo abgesagt, zumal an seinem eigenen Geburtstag. Heute sagt ein Regierender eher seine Regierungsgeschäfte ab, als dass er zu einem runden Geburtstag von einer Parkbank nicht erscheint, vor allem wenn die Werkvertragsfuchtler der Qualitätsblätter vor Ort sind.
Die wahren Motive hinter dem Nein zum AKW Zwentendorf
Vielleicht war alles sowieso ganz anders. Vielleicht war das Nein zum AKW Zwentendorf in Wirklichkeit die Quittung der erbosten Kottan-Freunde für die oben erwähnte Absage des Bundeskanzlers. Bruno Kreisky ist am 22. Jänner 1977 übrigens 66 Jahre alt geworden, Major Kottan 45. Am kommenden Donnerstag wird der eine 104, der andere 83. Happy birthday!
Lernen Sie Geschichte, Herr Reporter!
Viel Wasser ist seit 1977 die inzwischen regulierte Donau hinunter geronnen. Wo Kottan und seine Kolleginnen und Kollegen gegrillt, getanzt und getrunken haben, gibt es heute keine Donaunebenarme mehr. Wo Erni Mangold und Michael Schottenberg Gäste nicht nur bewirtet haben, serviert man heute Pizza. Und während Kreisky der einen oder andern Edelfeder des Landes nahegelegt hat, Geschichte zu lernen, fragt heute die staatsmännische Farblosigkeit in der Muthgasse oder bei der Industriellenvereinigung nach, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Major Kottan ist dem Dr. Kreisky nicht mehr böse, und Caviste Rudolf öffnet zum 22. Jänner wieder Weine von jenen Weinmeistern, von denen er seit allerweil zu diesem Datum welche öffnet, zumindest seit 2013, wie immer nicht ausschließlich.
eine Flasche Hégoxuri 2010, Domaine Arretxea
ein Flasche Blanc Fumé de Pouilly 2009, Domaine Didier Dagueneau
Pinot Gris Spätlese 2004, Dankbarkeit
Riesling De Vite, Jähe Lissen, 2012, Roland Minkowitsch
Schilcher 2010, Sepp Muster
Frühroter Veltliner 2013, Leo Uibel
Mondeuse 2013, Jacques Maillet
am Donnerstag, den 22. Jänner und am Freitag, den 23. Jänner
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22
Nachrichten aus dem Sortiment
Ab sofort sind Roter Veltliner Reisenthal 2013, Neuburger Hommage 2013 (beide aus dem Hofe Mantler), sowie Grüner Veltliner Smaragd Kellerberg 2013 und Riesling Smaragd Küss den Pfennig 2013 vom Weingut Schmidl in Dürnstein (Wachau) wieder verfügbar.
Kulinarisch
Herr Rudolf hat kulinarisch aufgerüstet. Darum sind die Jiddische Hühnerleberpastete von der Dankbarkeit und die Weinbeißer vom Eisenhuthaus in Poysdorf wieder erhältlich. Der Verzehr selbst mitgebrachter Speisen ist in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ausdrücklich erwünscht.
Rote Vorschau
Am 29. und 30. Jänner ist es dann definitiv soweit: Ein Rotweinthema, das vom Kalender her längst stattgefunden haben müsste. Von der Quecksilbersäule, die heute zum Glück schon lange kein Quecksilber mehr enthält, nicht. Unabhängig allfälliger Verhaltenskreativitäten des Föhns gibt Monsieur Rudolf in der letzten Jännerwoche dann Gerbstoff: zwei Blaufränkisch – zwei Tannat – zwei Mondeuse, zum Vergleich.
Alles Gute zum Geburtstag und eine schöne Woche! Rudolf Polifka