Es ist jetzt schon ein Zeitl, dass sich Caviste Rudolf Polifka mit dem Gedanken an eine Vertikale des teuersten Weins aus seinem Sortiment trägt. Die Umsetzung dieser Idee hat der Rudl jetzt erfolgreich drei Jahre vor sich hergeschoben. Bei der Frage, was erkenntnistheoretisch der Wert so eines Unterfangens sein könnte, überzeugt das klassische Ziel einer Vertikale nur bedingt. Zur Erkenntnis, dass nicht jeder Jahrgang gleich schmeckt, kann man wahrscheinlich auch über den Vergleich verschiedener Jahrgänge eines einfacheren Weins gelangen. Eine solche lässt sich mehr oder weniger prägnant mit jedem nicht industriell gemachten Wein gewinnen. Was den Rudl im Zusammenhang mit Quartz und Schiste viel mehr interessiert und wonach er auch immer wieder gefragt wird, ist der Unterschied zwischen beiden Weinen. Dazu erfahren Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, im Folgenden technisch-analytische und historische Daten. Die empirische Vollendung kredenzt Monsieur Rudolf kommende Woche in der Weinhandlung Rudolf Polifka et fils.
Technische Daten: Schiste
Wie Quartz wächst auch Schiste auf den Terrassen des Weinbergs von Cevins. Der war seit den Fünfzigerjahren zunehmend verwaldet, bis Michel Grisard die Idee zur Rekultivierung gehabt hat. Auf einer Hangneigung von bis zu sechzig Percent schauen diese Reben in Richtung Süd-Osten. Der karge Boden besteht aus Schiefer. Jaquère zu vierzig Percent, Roussanne zu dreißig, Pinot gris zu zwanzig und Mondeuse blanche zu zehn beträgt die Gewichtung der Rebsorten. Stockkultur mit dreißig Hektolitern am Hektar, wenn es gut geht, was in den letzten Jahren eher die Ausnahme gewesen ist. Anders als die Weinstöcke, die etwas weiter isèreabwärts savoyardischen Appellationsstatus genießen, scheint das Terroir in Cevins geologisch zwar begünstigt, extremen Wettereignissen gegenüber jedoch massiver ausgesetzt zu sein.
Technische Daten: Quartz
Dasselbe Terroir, lediglich wenige Jahre ältere Rebstöcke, weil Michel Grisard 1998 die ersten zwanzig Ar des neu gerodeten Terrains zuerst einmal mit Altesse bepflanzt hat. Geringfügig heißere Ausrichtung der Terrassen nach Süd-Südost, Stockkultur auf Schieferboden und ein noch geringerer Ertrag (zwanzig Hektoliter am Hektar)
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Abgesehen von den Rebsorten, sechs zusätzlichen Monaten Ausbau und der Tatsache, dass die Altesse-Stöcke eine Spur mehr nach Süden schauen, sind an diesen Daten für den Rudl keine Unterschiede zwischen Schiste und Quartz auszumachen. Freilich können auf diesem Niveau auch noch andere Faktoren, die der Rudl nicht kennt, eine Rolle spielen. In der Jugend erscheinen dem Rudl die Unterschiede zwischen diesen beiden Weinen alles andere als kolossal zu sein. Was den Rudl interessiert ist das Reifungsverhalten der beiden Weine.
Weinberg von Cevins. Eine Stundenwiederholung
Der Weinberg von Cevins wurde in den Fünfzigerjahren von Bauern an den Wald übergeben und war bald darauf kein Weinberg mehr. Er wäre ziemlich sicher auch ein Wald geblieben, wenn sich im April 1997 nicht der Bürgermeister von Cevins und ein paar Verantwortliche der Vereinigung Vivre en Tarentaise mit dem damals noch belächelten Biodynamiepionier Michel Grisard zusammengesetzt hätten. Michel Grisard wird man ohne große Übertreibung als den Pierre Overnoy von Savoyen bezeichnen können. Wenige Monate später sind zwanzig Ar Altesse ausgepflanzt worden. Ende desselben Jahres haben die Grundbesitzer dem Wald die rote Karte gezeigt und Anfang 1999 ist es dann richtig losgegangen. Zuerst haben Sie die Wurzeln entfernt, dann den Weinberg terrassiert. Im Oktober 2002 hat Michel Grisard zweiundzwanzig Hektoliter vom Weinberg in Cevins vinifiziert. Viel würde der Rudl dafür geben, diesen Wein einmal kosten zu dürfen. Ein 2005er Schiste ist bis jetzt das Älteste, was er von diesen damals extrem jungen Reben getrunken hat. Und das war alles andere als unbeeindruckend.
Davor, 2003, haben einander Michel Grisard und Brice Omont getroffen. Letzterer kommt von einem Getreidebauern aus der Champagne und wollte ursprünglich besondere Biere brauen. Aber das hat sich dann alles ganz anders ergeben. Zum Glück!
- 2023 Schiste, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (8,50/13)
- 2023 Chignin-Bergeron « Echalas », Domaine H, Tormery, AOC Vin de Savoie (6,50/10)
ein nicht-maskierter Pirat in dieser Serien, wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, so wollen; reinsorte Roussanne und somit zu einem knappen Drittel rebsortentechnisch deckungsgleich mit Schiste – auch der Jahrgang passt, aber ein anderes Weingut, auch ein anderer Boden, nämlich Kalkgeröll, aber wiederum ein Weinbauer mit Ambition und somit oenologisch doch nicht ganz unverwandt mit Michel Grisard
2018 Schiste, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (9/14)
- 2018 Quartz, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (12/18)
- 2015 Schiste, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (10/15)
- 2015 Quartz, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (13/20)
- 2008 Schiste, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (12/18)
- 2008 Quartz, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (14/21)
MITTWOCH, 11. Dezember von 17 bis 21 Uhr
Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils
Reindorfgasse 22
Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien