Hégoxuri-Vertikale und Morillon „Salamander“ 2022 von Andreas Tscheppe, Dienstag, 28. Mai, 16 bis 20 Uhr

Ein Name als oenologisches Programm

Die Domaine Arretxea heißt auf Deutsch übersetzt „Weingut Steinhaus“. Übersetzt kann man diese drei Wörter als oenologisches Programm des

Weinmeisters lesen.

 

Wein – gut

Dass ein Wein sich nicht zuletzt durch die Eigenschaft gut auszeichnen soll, ist eine Erwartung von eingeschränkt kontroversiellem Gehalt. Dass ein guter Wein keine ganz relative Angelegenheit ist, werden aber zumindest Postmodernistinnen und Sophisten bestreiten. Der Rudl sieht sich als Religionsschulmeister da viel zu sehr in der Tradition der sokratischen Aufklärung, als dass er dem postmodernen, sophistischen und irrationalen Getöse der Wer-laut-und-impertinent-ist-hat-Recht-Bewegung folgen würde. Da mag das Spektakel noch so groß sein, die Follower noch so viele und die Kommunikation noch so berechnend sein. Für den Rudl gibt es Kriterien des Wahren, Guten und Schönen, im Leben wie beim Wein. Vielschichtigkeit, Harmonie, Dezenz, Struktur und ein Reifungsverlauf, der den Wein verändert, ohne ihn müde, alt oder fad dastehen zu lassen – das ist am Gaumen vom Rudl ein guter Wein. Diesbezüglich lässt Hégoxuri von der Domaine Arretxea dem Rudl nichts zu wünschen übrig. Darum ist die Domaine Arretxea für den Rudl ein Weingut, dessen letzte drei Buchstaben wörtlich zu nehmen sind.

 

Stein

Je mehr Weine als mineralisch bezeichnet werden, desto weniger versteht der Rudl dieses Wort. Er verwendet es auch nicht. Dass Weine nach aneinander geschlagenen Steinen riechen können, ist dem Rudl empirisch nachvollziehbar. Gar nicht selten sind das jene Weine, die ihm besonders gut schmecken. Und dann gibt es Weinbauern, die sich ganz besonders intensiv für die geologischen Gegebenheiten in ihren Weingärten interessieren. Josef Mantler ist so einer. Josef Maier ist auch so einer, Josef Umathum auch, Josef Muster detto … und Michel Riouspeyrous auch. Sein Weingut wird er trotzdem „Haus aus Stein“ genannt haben, weil es nicht aus Fertigbeton, sondern aus Steinen der Pyrenäen gebaut ist. Konsequenterweise geht es ihm um das Gestein am Grund seiner Weingärten. Seine Schafe dürfen zur Oberflächenbehandlung nach der Lese in die Weingärten. Aber alles, was darüber hinaus an künstlicher oder natürlicher Wachstumsförderung zur Diskussion steht, kann dem ansonsten eher stoischen wirkenden Weinmeister die Zornesröte ins Gesicht treiben. „C’est pas le terroir!“ … und was sich reimt, ist gut, wie Prof. Pumuckl herausgearbeitet hat.

 

Haus

Zuguterletzt erscheint dem Rudl dieses Wort nicht unwesentlich. Mit der Vorstellung, dass sich Wein im Weingarten „quasi eh von selber“ mache, kann der Rudl nicht viel anfangen. Sein Faible für biologischen Wein hat er im Jahr 1992 vor einer Weinflasche von Franz Steindl aus Purbach entdeckt. Seither hat der eine oder andere Tropfen Biowein den Gaumen vom Rudl passiert. Anfangs konnte man sich als Freund von biologischen Weinen noch als missverstandener Visionär fühlen und stolz sein. Irgendwann nach der Jahrtausendwende hat der Wind dann gedreht. Und mit Änderung der Windrichtung des Zeitgeistes scheint sich eine Stimmung, dass Biowein mehr oder weniger eh jeder produzieren können, wenn nicht sogar von selber entstehe, breitgemacht zu haben. Dass biologischer Wein sich von industriellem vor allem durch einen ganzen Batzen zusätzlicher anstrengender Arbeit unterscheidet, das spielen manche Ayatollahs der Naturweinbewegung gerne herunter. Der Rudl tendiert zur Einschätzung, dass man einen guten Wein im Weingarten zwar verhindern, aber nur im Haus, respektive Keller erzeugen kann. Und mit „erzeugen“ meint der Rudl nicht den Einsatz des Chemiekastens, sondern Akribie, Erfahrung, naturwissenschaftliches Wissen um physikalische und chemische Prozesse, die sich von der Lese bis zum Verkauf abspielen, und vor allem einen ganzen Haufen zusätzlicher Arbeit und Aufmerksamkeit. Wein ist ein Kulturprodukt. Das war er zur Zeit der Abfassung des Noah-Mythos, das ist er und das wird er bleiben.

 

Vertikale Hégoxuri

Bei der letzten Hégoxuri-Veritkale hat Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, der Rudl die Jahrgänge 2005, 2008, 2011, 2014 und 2019 zum Studium vorgesetzt. Keinen davon werden Sie dieses Mal vorfinden. Damals war 2019 der aktuelle Jahrgang im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils. Inzwischen ist ein neuer Jahrgang aus dem Baskenland in Reindorf eingetroffen. 2021. Das nimmt der Rudl zum Anlass, eine ganz andere Vertikale desselben Weins aufzumachen.

  • Salamander 2022, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstraße, Steirerland (8/12) … als Gast
  • Hégoxuri 2021, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)
  • Hégoxuri 2017, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)
  • Hégoxuri 2015, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)
  • Hégoxuri 2009, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (8/12)
  • Hégoxuri 2007, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (8/12)

… und von fast allen anderen Chardonnays gibt es auch noch etwas. Nur die Salamander Reserve 2021 von Andreas Tscheppe ist glasweise nicht mehr verfügbar.

Dienstag, den 28. Mai von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Behetik gora!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Chardo – reinsortig von Andreas Tscheppe und nicht reinsortig nicht von Andreas Tscheppe, Dienstag, 21. Mai, 16 bis 20 Uhr (s.t.)

Ein Exkurs

Zum schönsten Kompliment, das der Rudl als Schulmeister jemals bekommen hat, gehört ganz sicher jenes, dass er „cool“ sei, weil er nicht cool sein will. Genau genommen hätte der Rudl an diesem Tag seine Anti-Karriere als Religionsoberlehrer an den Nagel hängen können. Seit diesem Tag kann nicht mehr viel Nennenswertes nachkommen. Blöderweise bleibt die Frage nach dem Aufkommen für die Kosten von Trinken, Essen und Wohnen. Aber das ist eine andere Geschichte. Darum wird weiter geschulmeistert.

Weingut Elisabeth und Andreas Tscheppe

So wenig es dem Rudl als Lehrer ein Anliegen ist, zeitgemäß, cool oder freaky zu sein, so wenig interessiert er sich als Caviste für oenologische Trends. Wenn sich der Rudl also freut, heute Weine von Andreas Tscheppe anbieten können, dann deshalb, weil er die Weine dieses Weinbauern mit dem Jahrgang 2004, damals noch vom Terroir „hors norme“ auf der Riegersburg, kennen und schätzen gelernt hat. Das hat sich so ergeben. Seither hat der Rudl auch Weine dieses Winzers aus der Zeit vor dem Jahrgang 2004 getrunken. Dabei haben sich die Hinweise verdichtet, dass Andreas Tscheppe ein besonderes Gespür für Wein hat. Und dieses Gespür ist offensichtlich besonders ausgeprägt, wenn es um das Identifizieren von Terroirs geht, sei es auf der Riegersburg, sei es in der Südsteiermark. So erachtet etwa ein Weinbauernkollege die Leutschacher Lagen von Andreas Tscheppe als die besten Lagen der Südsteiermark. Und das sagt man als Weinbauer im selben Weinbaugebiet vermutlich nicht einfach so, wenn man selber andere Lagen sein Eigen nennt.

Modalitäten: 1-1

Caviste Rudolf Polifka ist davon überzeugt, dass auch andere Winzer mit so einem Gespür für Wein – sei es weingartenbetreffend, sei es kellertechnisch oder auch beides – gesegnet sind. Einige von diesen kennt der Rudl ungefähr so lange wie er Andreas Tscheppe kennt. Und weil der Rudl Begeisterung ganz schlecht für sich behalten kann, hat er vor zwölf Jahren sein Geschäft eröffnet. Dort versucht er, Weine von diesen Weinbauern zu verkaufen. Das große Griss um die Weine von Andreas Tscheppe nimmt der Rudl zum Anlass, auf in Österreich weniger bekannte Weine hinzuweisen. Etliche davon sind dort, wo sie herkommen, gar nicht so viel leichter zu bekommen als die Weine von Andreas Tscheppe hierzulande. Darum verkauft Caviste Rudolf jede Flasche Wein von Andreas Tscheppe unter der Bedingung des Erwerbs einer Flasche Wein von einem französischen Weinbauern. So schaut es immer noch aus.

Procedere

Weil der Rudl ein Caviste und keine Online-Plattform ist, verkauft er Wein lieber im Geschäft, als ihn zu verpacken und auf die Post zu bringen. Von den alternativen Zustelldiensten will der Rudl hier gar nicht schreiben. Das war immer so, das ist so und das wird auch immer so bleiben. Auf alle Fälle wird Caviste Rudolf jeden einzelnen Wein von Elisabeth und Andreas Tscheppe erst auf seine Homepage stellen, nachdem er einmal glasweise im Geschäft kredenzt worden ist. Nur bei der Blauen Libelle ist das leider nicht möglich. Die ist schon fast verkauft gewesen, bevor der Rudl diese Idee gehabt hat.

Kommenden Studientag wird der Rudl jeweils eine Flasche Salamander 2022 und Salamander Reserve 2021 glasweise kredenzen. Da kann man sie im Geschäft auch käuflich erwerben (Salamander 2022 um 42,50 Euro, Salamander Reserve 2021 um 45 Euro). Erst danach wird der Rudl diese beiden Weine auf seiner Homepage zum Verkauf offerieren.

  • Dankbarkeit Weiß 2022, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedlersee (3/5)

Weißburgunder und Chardonnay. Auf der Weinkarte des Restaurants wird dieser Wein als „unser Hauswein“ vorgestellt. Understatement

  • Ceux d’après 2021, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute Savoie, Vin de France (5/8)

ein Drittel Altesse, ein Drittel Chardonnay und eines Jacquère von einem Terroir, das eigentlich nur Angst vor entschlossenem Klimaschutz haben muss

  • Naxide 2022, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Bugey (5/8)

Dass Jérémy Decoster weiß, wie er mit den sechzig Percent Chardonnay umgeht, davon kann man ausgehen. Er hat bei den De Moors in Chablis gelernt. Dass hier aber auch noch vierzig Percent Altesse, eine Rebsorte, die der Rudl als eine seiner allerliebsten trinkt, im Spiel sind, resultiert in einer ganz besonderen Kombination aus Zitrusfrische, Salzigkeit und Haselnuss.

  • Salamander 2022, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz (8/12)
  • Salamander Reserve 2021, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz (8,50/13)
  • Erde 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Opok (8/12)

Naheliegend wäre es, in dieser Serie auch den Hirschkäfer 2022 glasweise anzubieten. Jetzt schadet Flaschenreife den Weinen von Andreas Tscheppe sowieso nicht. Den Neunundneunziger Sauvignon blanc Südbastei von der Riegersburg hat der Rudl leider schon ausgetrunken. Was ihre maischevergorenen Weine betrifft, erachtet das Weinbauernehepaar Flaschenreife als unverzichtbar. Darüber hinaus besteht der Hirschkäfer aus viel mehr Sauvignon blanc als aus Chardonnay und bietet sich deshalb für eine andere Lektion besser an. Stattdessen öffnet der Rudl eine Flasche Erde 2017 von Maria und Sepp Muster. Terroirtechnisch nicht so weit weg vom Hirschkäfer, dieselben Rebsorten, detto maischevergoren, aber schmeckbar gereifter.

Dienstag, den 21. Mai von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Hundertpercent uncool grüßt Herr Rudolf!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Rebsortenfamilie am Mantlerhof: Neuburger, Roter Velltiner, Grüner Sylvaner … und Zierfandler als Gast. Oder: Die Verlierer des Siegeszugs vom Grünen Veltliner, Dienstag, 14. Mai, 16 bis 20 Uhr

Rebsortenfamilien

Vor wenigen Wochen hat Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Oberlehrercaviste Rudolf Polifka etwas über die Rebsortenfamilie der Sérines nähergebracht. Klein ist die nicht. Es tummelt sich in ihr ein ganzer Haufen weniger, vor allem aber mehr namhafter Rebsorten der nördlichen Rhône und Savoyens. Dabei könnte einem auffallen, dass es die Sérinianer aus Savoyen (Altesse, Mondeuse, Douce noire) bekanntheitsgradtechnisch mit denen von der nördlichen Rhône (Syrah, Roussanne, Marsanne, Viognier) nicht aufnehmen können. Umso mehr kann sich der Rudl eines kleinen Anfluges von Stolz nicht ganz erwehren, war es doch – abgesehen von Monsieur Mischa, der lange vor dem Rudl Weine von Dominique Belluard offeriert hatte – der Rudl, der Savoyen oenologisch nach Wien gebracht hat.

 

„Das ist ganz etwas anderes.“ (Otto Grünmand)

Ziemlich diametral entgegengesetzt verhält es sich mit der Rebsortenfamilie Roter Veltliner – Grüner Sylvaner – Neuburger. Die war quasi immer schon da. Na ja, ganz immer schon waren sie sicher noch nicht da. Und der Neuburger ist noch ein Stückl weniger lange wie Sylvaner und Roter Veltliner da, weil der Neuburger der Sohn von Rotem Veltliner und Grünem Sylvaner ist. Aber lange sind sie trotzdem schon da. Und der Rudl kennt außer dem Mantlerhof kein Weingut, auf dem diese Familie quasi unter einem Dach zusammen ist.

Roter Veltliner

Ganz unkompliziert ist der Rote Veltliner nicht, sei es, wenn es um Schwammerl geht, sei es in Sachen Frost. Man muss keine besonderen investigativen Kompetenzen besitzen, um den drastischen Rückgang der mit Rotem Veltliner bestockten Rebflächen in einen kausalen Zusammenhang zu dessen Empfindlichkeiten zu bringen. Mit dem Grünen Veltliner hat er abgesehen vom Nachnamen und dem Hang zum Massenträger nicht viel gemeinsam. No ja, vielleicht eine gewisse Vorliebe für Löss. Genau diese setzt ihm aber ordentlich zu. Denn die wirklich guten Lagen für Roten Veltliner sind irgendwann auch dem Grünen Veltliner nicht verborgen geblieben. Viel spricht dafür, dass es sich beim Roten Veltliner um eine alte österreichische Rebsorte handelt. Auf geologische Gegebenheiten scheint er allerdings einen höheren Wert zu legen als auf nationale. Diesbezüglich scheint eine gewisse Affinität zu Löss nicht ganz von der Hand zu weisen zu sein. Höher gelegene, warme Lösslagen weiß der Rote Veltliner zu schätzen. Um eine solche handelt es sich bei einer der Lage „Ungut“ vom Mantlerhof. Da wird dann auch deutlich, dass Rebsorten und Winzer Zweierlei sind. Mit natürlicher Harmonie ist es da nicht weit her. Was dem Naturwesen Rebsorte konveniert, nennt das Kulturwesen Mensch „Ungut“. Lustig ist die Arbeit in solchen hervorragenden Lagen nicht immer. Dafür ist der Wein dann oft mehr als nur „gut“. Rote Veltliner vom Mantlerhof sind außerordentlich lagerfähig. Davon hat sich der Rudl nicht erst einmal überzeugen dürfen. Auf jene aus der Lage Ungut, der äußersten Kremstaler Lage an der Grenze zum Kamptal, trifft das ganz besonders zu. Frische Säure, Würze, mehr Mandeln und Haselnüsse als Früchte.

Grüner Sylvaner

Der ist der andere Elternteil des Neuburgers. Darum haben sie ihn am Mantlerhof wieder ausgesetzt, Familienzusammenführung, quasi. Er ist eine Kreuzung aus Traminer und Österreichisch Weiß. Darum hat man ihn früher in Deutschland, wo er in den siebziger Jahren noch die verbreitetste Rebsorte gewesen ist, „Österreicher“ genannt. In Österreich hätte das blöd ausgeschaut. Anders als viele Rebsorten, die im Zuge der Industrialisierung des Weinbaus zurückgedrängt worden sind, in den letzten fünfzehn Jahren aber so etwas wie eine Renaissance erlebt haben, werden die Rebstöcke des Grünen Sylvaners immer noch weniger. Außer im Elsass … und am Mantlerhof. Danke!

Neuburger

Dass ein Kind von derartig empfindlichen Rebsorten wie Rotem Veltliner und Grünem Sylvaner kein Paradebeispiel für Robustheit ist, wird Sie, geneigte Oenologin, gewogenen Oenologen, vermutlich nicht überraschen. Aus der einen oder anderen unguten Erfahrung seiner Eltern mit Oidium und Peronospora heraus scheint sich der Neuburger zusammengepackt und auf trockenere Lagen deplaciert zu haben. Da sind Südbahn und Burgenland ganz vorne dabei. Aber in der Wachau und am Mantlerhof ist Neuburger noch mehr daheim. Das hat er einem Vorfahren von Frau Mantler zu verdanken. Dass er Zutritt zum DAC Leithaberg hat, ist dem Rudl Powidl. Dass Neuburger, wenn er nicht verrieselt, erfriert oder von Botrytis sekkiert wird, ausgezeichnete Weine zusammen bringt, schätzt der Rudl dafür umso mehr. Kräftig, aber ohne aromatisch dick aufzutragen. Vielmehr als das sogenannte „Pfefferl“ des Grünen Veltliners kann der Rudl ein „Nusserl“ beim Neuburger nachvollziehen. Manchmal überlegt Caviste Rudolf, wie denn eigentlich ein Vin Jaune aus Neuburger schmecken könnte …

 

  • Neuburger 2023, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50/7)
  • Neuburger 2022, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50/7)
  • Neuburger 2021, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50/7)
  • Zierfandler 2021, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (2,50/4)
  • Grüner Sylvaner 2023, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (4,50/7)
  • Roter Veltliner Ungut 2020, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (8/12)

Von den Grünen Veltlinern ist – abgesehen vom Rochusberg – zumindest beim Aufsperren um vier Uhr auch noch etwas da.

 

Dienstag, den 14. Mai von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Dankbar grüßt der Rudl ganz besonders die Familie Mantler!

 

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Weinhan

Grüner Veltliner – superlativ- und KI-frei, aber extraordinaire, Dienstag, 7. Mai, 16 bis 20 Uhr

Superlative

Vor ein paar Wochen erst hat der Rudl bekannt, noch viel lernen zu müssen. Ein Exempel für so ein Lernen ist dem Rudl vor wenigen Monaten bei einer Talkshow, die an und für sich nicht zum Fernsehprogramm seines Vertrauens gehört, passiert. Da hat dem Rudl sein Lieblingskabarettist gemeinsam mit Gottfried Helnwein die eine oder andere Überlegung zum Superlativ angestellt, als Quintessenz vor allem die, dass nach dem Superlativ nichts mehr kommen kann. Da ist es dann quasi aus; nix Lustiges, nix Lebendiges und darum wohl auch nix Menschliches. Gar nicht so selten wird es da dann unbarmherzig und unmenschlich, würde Rudolf Polifka folgern. Werfen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, dazu nur einen Blick in die „So-&-ste&Exklusiv“-Presse. Sie wissen, die mit den vielen Rufzeichen und Großbuchstaben, die ganz knallhart unabhängig und unbestechlich ist.

 

Ein kleiner theologischer Exkurs, wenn Sie gestatten …

Vielleicht ist es das, was in der Genesis mit dem Sündenfall gemeint ist: sein wollen wie Gott, ein Superlativ, eine fleischgewordene Boulevardschlagzeile, oder ein transhumanistisches – also nicht humanes, und also unmenschliches – Würstel, das im Silicon Valley Schöpfer spielt, ein himmlisches Jerusalem aus Menschenhand – alles, ganz, sofort und unendlich. Zu hundert Percent selbstironie- und schmähfrei. Dafür umso lächerlicher. Auferstehung nicht mehr als Einsatz für und Hoffnung auf mehr Gerechtigkeit und volles Leben, sondern als Weiterleben auf einer Festplatte, in einer Cloud oder als sogenannte Ka-I.

 

KI

Der Sänger einer vom Rudl überaus geschätzten Kapelle hat im Zusammenhang mit dem Wort „Casting“ einmal darauf hingewiesen, dass die Aussprache im Dialekt dem wahren Wesen der Dinge oft näher kommt als die Aussprache in der Standardsprache. Für den Rudl könnte das Bekenntnis des Blechtrottels, „ka I“ zu sein, selbstoffenbarender nicht sein. Der Herr Kurt hat seinerzeit „ka Idee“ gehabt. Aber das war, wie so oft beim Herrn Kurt ein charmantes Understatement. Beim Blechtrottel verhält sich das anders. Der ist schon wirklich so deppert, wie der Ausdruck „ka I“ das bedeutet. Von Intelligenz im klassischen Sinn nicht das Bröserl einer Spur. Und einen Trottel als Intelligenz zu bezeichnen, zeugt nicht gerade von überbordender Klugheit. Da können die transhumanen „Silicon-Valley-Kasperln“, wie Adolf Holl sie einmal treffsicher genannt hat, noch so oft, laut und ultimativ das Gegenteil behaupten. Ka I. = Keine I.! So schaut’s aus.

 

Superlative und Wein

Jetzt könnte der Rudl es sich bequem machen und darauf hinweisen, dass er auf die Superlativ-Mega-Kult&Exklusivitis in den Boulevardmedien, in der Werbung und auf den Plattformen der stromgewordenen Aufregung immer schon problematisierend hingewiesen habe. Aber wie hält der Rudl es diesbezüglich beim Wein? Da muss er nicht lange überlegen, um sich einzugestehen, dass es wohl die Suche nach dem perfekten Wein ist, die ihn lesen, fahren und kosten lässt. Was sein würde, wenn der Rudl diesen unendlich perfekten Wein dann einmal tatsächlich trinken würde, will er sich lieber gar nicht ausmalen. Davor hat er offen gestanden ordentlich Brösel. Aber die sind unbegründet. Er wird diesen perfekten Wein nicht trinken, weil es den nicht gibt und auch gar nicht geben kann, zumindest nicht in dieser Welt.

 

Grüner Veltliner

Caviste Rudolf Polifka hat immer wieder Grüne Veltliner miteinander verglichen und vergleichen lassen. Devise: Finde den besten Grünen Veltliner der Welt. Er hat ihn nicht gefunden. Er will ihn gar nicht finden. Und er wird ihn auch nicht finden. Aber er will ihn suchen. Kommende Woche unter folgenden Exemplaren:

  • Grüner Veltliner Hoher Rain 2023, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal – rive droite (4/6)
  • Grüner Veltliner Spiegel 2021, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal – rive gauche (7/11)
  • Grüner Veltliner Steinleithn 2021, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal – rive droite (6/9)
  • Grüner Veltliner Retzer Stein 2020, Weingut Rudolf Fidesser, Platt, Weinviertel, Retzer Land (4,50/7)

Seit sich das Weinviertel in die DAC verrannt hat, ist der Charm

  • Grüner Veltliner Rochusberg 2022, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel Südost (5/8)
  • Grüner Veltliner 1979, Weingut Gerhard Zeiler, Poysbrunn, Weinviertel (4/6)

Dienstag, den 7. Mai von 16 bis 20 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,

Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

 

Ultimativ superlativfrei grüßt und sucht Herr Rudolf!

 

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