Donnerstag
Kommende Woche wird der Rudl anders als in den letzten Wochen am DONNERSTAG sein Geschäft aufsperren. Es wird dies der letzte Geschäftstag vor Ostern sein. Und obwohl er vergangene Woche erklärt hat, wie sehr „Empfehlungen“ seinem biblischen Menschenbild widerstreben, lässt sich Caviste Rudolf Polifka zur Feststellung hinreißen, dass Rebsorten wie Welschriesling, Weißburgunder, Jacquère, aber auch dezente Sauvignons sich schon sehr gut mit Osterjause oder Osterspaziergang vertragen. Von diesen kann der Rudl etliche aufwarten, von Jacquère sogar sehr viele. Am kommenden Donnerstag ist der letzte Tag vor Ostern, wo man sie beim Rudl kaufen kann.
Zierfandler
Über den Zierfandler gestolpert ist der Rudl zum ersten Mal vor etwas mehr als dreißig Jahren. Der Träger des Studentinnen- und Studentenheims, in dem der Rudl seinerzeit gewohnt hat, konnte oder wollte nicht verhindern, dass eine kleine Gruppe neugieriger junger Menschen einen Weinarbeitskreis gründete. Student Rudolf war damals oenologisch nicht ganz uninteressiert, hatte jedoch seine Probleme mit organisierter Oenologie. Darum hat er diesem Arbeitskreis auch nicht angehört. Ein einziges Mal ist er trotzdem zu einer Sitzung gegangen. Bei dieser lautete das Thema: Rotgipfler und Zierfandler
Aus heutiger Sicht ist das insofern bemerkenswert, als Zierfandler damals wirklich nicht sehr hoch im Kurs gestanden ist. In den Siebzigerjahren hatte Zierfandler noch als regelrechte Qualitätsantipode zum geringgeschätzten Brünnerstraßler gegolten. Nachzulesen ist das etwa in „Da Jesus und seine Hawara“ von Wolfgang Teuschl. Und dann muss ein Phänomen zum Tragen gekommen sein, das zumindest im Zusammenhang mit Wein immer wieder festzustellen ist: Bereitet der Verkauf keine großen Probleme, dann kann das mittel- bis langfristig zu Lasten der Qualität gehen. Bevor der Zierfandler im neuen Jahrtausend dann eine Renaissance erfahren sollte, war er in den Neunzigerjahren ziemlich parterre. Justament zu dieser Zeit hatte sich ein Weinarbeitskreis unter Schirmherrschaft der Katholischen Hochschulgemeinde Salzburg dieser Rebsorte angenommen.
Herkunft
Zierfandler ist ein Gschropp von Rotem Veltliner und einer Traminerart, die dem Weißen Traminer oder Savagnin zumindest viel näher steht als dem Gewürztraminer. Die Traube ist eher groß und dichtbeerig, also nicht ganz unkompliziert gegen diverse Schwammerl zu verteidigen. Späte Reife. Frost ist nicht des Zierfandlers bester Freund, ein hoher Kalkgehalt im Boden schon sehr viel eher. Die Erträge können hoch sein. Der Verlockung des Mochmaliawavü, wie Herr A. gelegentlich spöttisch sagt, erliegen immer wieder Weinmeisterinnen und Weinmeister. Tun sie das nicht, können körperreiche Weine mit Struktur und großer Lagerfähigkeit die Folge sein. Leider werden sie manchmal vom Holz erschlagen.
Mehr als neunzig Percent aller österreichischen Zierfandler-Rebstöcke stehen in der Thermenregion. Einige der glücklichsten von diesen im Bergweingarten von Monsieur Kuczera.
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Zierfandler 2021, Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (Sechzehntel: 2,50 Euro / Achtel: 4 Euro)
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Zierfandler 2020, Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (2,50/4)
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Zierfandler 2017, Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (3/5)
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Zierfandler 2015, Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (3/5)
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Zierfandler 2013, Kuczera, Gumpoldskirchen, Bergwein (4/6)
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Roter Veltliner Ungut 2020, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal
Auf den Mantlerhof gestoßen ist der Rudl über den Grünen Veltliner Spiegel 1986. Wenn er jetzt an dieses Weingut denkt, ist seine Erstassoziation „Herzlichkeit“. Dann kommt „Virtuosität“ und danach gleich „Roter Veltliner“. Der ist, so liest man, der Papa vom Zierfandler.
Der neue Rote Veltliner aus dem Haus von der Riede Ungut ist in mehreren Lesedurchgängen sorgfältig geerntet und dann in gebrauchten Barriques ausgebaut worden. Er ist geradliniger als Reisenthal und wächst auf einer stark exponierten, südlich ausgerichteten Stelle des östlichen Endes des Gobelsbergs. Gut im Sinne von „angenehm“ zu arbeiten ist es woanders. Von da die Riedenbezeichnung. Boden karg, witterungstechnisch ein Rendez-Vous von heißem pannonischen Klima und kühlerer kontinentaler Strömung am Abend. Entgegen der allgmeinen Wetterlage ist dieser Wein geprägt von einem kühlen Sommer mit viel Niederschlag. Er braucht Zeit oder Luft.
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Weißer Traminer Sandberg 2017, Weingut Rudolf Fidesser, Platt, Retzer Land (4,50/7)
Einen Wechsel des Bundeslandes nach der ganz oben erwähnten Zierfandler-Arbeitskreis-Sitzung später ist der Rudl dann bald einmal mit seinem Steyr-Waffenradl am Weingut Rudolf Fidesser in Platt vorgefahren. Damals hat er sich mehr für Grünen Veltliner und Sauvignon Blanc interessiert. Dass dieses Weingut eines der ganz wenigen österreichischen Weingüter mit Weißem Traminer ist, hat der Rudl viel, viel später mitbekommen.
Die Riede Sandberg besteht aus Ablagerungen des Tertiärmeeres. Die Trauben des Weißen Traminers sind kleiner als die anderer Varianten, sie haben auch kleinere Beeren und diese wiederum mehr Säure. Das, obwohl sie erst Ende Oktober gelesen werden.
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Traminer 2017 (Savagnin ouillé), Stéphane Tissot, AOC Arbois, Jura (7/11)
Und vom aus Savagnin gekelterten
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Vin Jaune 2014, Pignier, Montaigu, AOC Côtes du Jura (12/18)
sind auch noch ein paar Sechzehntel da.
Donnerstag, 30. März von 17 bis 21 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen der Heimatparteien auf Demokratie, Menschenrechte und Aufklärung etwas Wirksames entgegenzusetzen.
Caviste Rudolf Polifka wünscht Ihnen frohe Ostern!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien