Nicht alle schätzen ihn, aber das ändert nichts daran, dass er ist. Tiefenpsychologisch ließe sich dem Fasching vermutlich allerhand abgewinnen, befördert er doch Facetten unserer Persönlichkeitsstruktur zu Tage, von denen wir sonst nicht allzu viel zu wissen scheinen, früher Piraten, Cowboys, Indianer und Clowns, heute Starwars, Baumeister und diverse Figuren aus den Welten von Walt Disney.
Herr Polifka nimmt die kommende Woche zum Anlass, weniger Bekanntes aus dem Reich der Rebsorten an das Tageslicht zu befördern, fast durchwegs Weine aus Rebsorten, deren weltweite Verbreitung 5000 Hektar nicht übersteigt.
Vom Kardarka kann man gelegentlich auf einer Weinliste im Seewinkel lesen.
Und einen pilzresistenten Regent hat der eine oder andere südsteirische Biowinzer.
Darüber hinaus ein Juhfark, der auf den Vulkanböden von Somló wächst und gerade nicht wie die Süßspeise, die von dort ihren Siegeszug durch die Speiskarten des Seewinkels angetreten ist, schmeckt. Er gilt als einer der edelsten der ungarischen Weißweine, als „Wein des Thronfolgers“, wer auch immer momentan sich dafür hält. Feurigkeit, Maskulinität und eine goldgelbe Farbe sagt man ihm nach. Auf Deutsch heißt er „Lämmerschweif“.
A propos Schweif: Der Melon à Queue Rouge – der Rudl wird einen von der demeter-zertifizierten Domaine Pinte aus Arbois im Jura aufmachen – hat es nicht leicht mit seinem Namen und nicht einmal auf die Wikipedia-Seite geschafft. Dass ihm sein anzüglicher Name dabei hinderlich war, bleibt Spekulation, ganz auszuschließen ist es nicht.
In roter Hinsicht freut sich der Rudl auf einen Persan von Giachino. Der war vor Jahrhunderten einmal im Vallée de la Maurienne sehr wichtig. Die Weine schmecken oft nach kandierten Früchten und haben kräftige Tannine, die zehn Jahre lagern sollten. Dieser eigenwillige Charakter, die niedrigen Erträge und die Anfälligkeit für Rebkrankheiten führten fast zum Aussterben dieser Rebsorte. 1988 gab es noch acht Hektar Persan. Momentan steigt die mit Persan bestockte Rebfläche in Savoyen wieder etwas. Eine ernsthafte Gefahr dürfte dem Pinot Noir, dem Syrah und dem Merlot daraus aber nicht erwachsen.
Daneben wird es einen Braucol von Plageoles aus Gaillac geben. Der Braucol ist als Fer Servadou nur unmerklich bekannter. Anders als der Persan ist er für seine besonders hohe Resistenz gegen die meisten Pilzkrankheiten bekannt. Trotzdem verlangen auch diese Weine einige Jahre Lagerzeit. Sie gelten dann als fein und kraftvoll zugleich und schmecken nach roten Früchten. Auch der Fer Servadou galt bis vor kurzem als vom Aussterben bedroht, aber auch er scheint sich dieser Gefahr erfolgreich entzogen zuhaben, weshalb die Anbauflächen wieder langsam wachsen.
Der Trousseau ist von Jacques Puffeney aus dem jurassischen Arbois. Die Portugiesen und Spanier nennen ihn weniger schmeichelhaft „Bastardo“. Trousseau ist im Jura quasi der nur eine Spur farbintensivere kirschrote Bruder des farblosen Poulsard, der als Chefankläger von „Gefällt mir“ vor zwei Wochen zu verkosten war. Geschmacklich erinnert der Trousseau an rote Waldfrüchte.
Nicht zu vergessen sind ein Teran und ein Vitovska von Cotar, in dieser Serie womöglich noch die bekanntesten Rebsorten. Der eine rot, gewachsen auf eisenhältigen Terra Rossa Böden im istrianischen Karst, frischer Geschmack nach Kirschen, Heidelbeeren und Veilchen.
Der Vitovska ein Orangewine der eleganten Art, mit feiner Exotik und Mineralität.
Gekrönt wird das Programm von einem Buchertberg Weiß, dem gemischten Satz von Gottfried Lamprecht aus der Oststeiermark, der sich um Jahrhunderte alte steirische Rebsorten verdient macht.
Rebsortenkuriositäten mit oder ohne Verkleidung gibt es
am Mittwoch, den 26. Februar und am Freitag, den 28. Februar
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22
Rudolf Polifka grüßt den Wiener Baumeister, obwohl er auch heuer wieder nicht in dessen Loge sitzt. Dann halt aus der Ferne: D’Ehre! Rudolf Polifka