Vergangene Woche hat Oenologierat Polifka fünfzehn Weine aus seiner Lieblingsweinregion Savoyen ausgeschenkt. Das war für ihn selber eine große Freude, weil er diese Weine mag. Noch viel mehr aber weil er sich freut, wenn er diese Weine, die ihn so begeistern, anderen Menschen zeigen kann. Und drum weiß er jetzt auch wieder genau, warum er über den Experten-Tipp, den ihm ein von seiner „Interessensvertretung“ zur Seite gestellter „Berater“ gegeben hat, nicht einmal nachgedacht hat. Der hat dem Rudl seinerzeit geraten, „seine“ Geschäftsidee doch im Internet zu „verwirklichen“. So ein Shop sei billiger.
Die allergrößte Freude war, dass bei vierzehn doch zum Teil sehr unterschiedlichen Weinen immer wieder so etwas wie eine Gemeinsamkeit aufgeblitzt ist. Und die wäre dann schon wieder ein Hinweis auf die Steine, in die die Wurzeln von so einem Weinstock hinein wachsen, zumal – abgesehen vom Schiste 2012 der Domaine des Ardoisières – alle savoyardischen Weine vom Kalk geprägt waren. Steinmeister Rudolf ist schon in sehr früher Kindheit mit Hammer und Meißel auf Steinbrüchen und Geröllhalden herum gekugelt. Da gefällt ihm die Vorstellung, dass man von diesen Steinen etwas im Wein schmecken kann, schon ziemlich gut.
Schiefer und Löss
Jetzt will er es jedenfalls genau wissen. Darum kredenzt er diese Woche zwei Weine aus ein und demselben Jahr, von ein und derselben Rebsorte, vergleichbar biologisch gearbeitet und aus ein und demselben Gebiet. Die Böden unterscheiden diese beiden Weine, wie sie sie auf so engem Raum nicht markanter unterscheiden könnten. Der eine Wein auf reinem Löss gewachsen, am linken Donauufer bei Gedersdorf, gewissermaßen Rive gauche. Der andere auf kargen Urgesteinsböden am rechten Donauufer in Oberfucha, Rive droite. Man sagt, dass geologische Gegebenheiten bei gereiften Weinen, die nicht mehr so dominant von den Primär- und Sekundäraromen geprägt sind, besser zur Geltung kommen. Darum hat Rudolf Polifka den Jahrgang 2007 gewählt:
Grüner Veltliner Steinleithn, Geyerhof, 2007
Steinleithn ist geprägt von viel Felsen, wenig Humus, kristallinem Granulit. Letzteres besteht aus Feldspat, Quarz und Glimmer, aber auch Granat und Disthen.
Grüner Veltliner Spiegel, Mantlerhof, 2007
Spiegel ist eine Hanglage aus Löss. Der ist während der letzten Eiszeit vor etwa zwölftausend Jahren vom Gletscher abgeschliffen und im Anschluss daran vom Wind verblasen worden. In Gedersdorf haben sich diese Anwehungen auf eine Schicht von mehr als zehn Metern zusammen geläppert. Diese Schichten sind kompakt. Drum muss man die Löss-Terrassen in Gedersdorf, anders als die Urgesteins-Terrassen in der Wachau, nicht durch Mauern stützen. Auch Löss besteht aus Quarz (60 bis 70 %), Feldspat und Glimmer (10 bis 20 %). Kalk ist auch dabei. Der gelbe Farbton ist auf die Eisenoxyde zurückzuführen. Etwas verkürzt könnte man fast sagen: Den Unterschied zwischen diesen beiden Weinen hat der Wind gemacht.
Jahrgang 2007
Der Jahrgang 2007 wurde meteorologisch von einem schneearmen Winter eröffnet, ungewöhnlich frühe Rebblüte, Hagelunwetter kurz nach der Blüte, trockener Sommer und Regen wie aus Kesseln Anfang September, frühe Lese – alles gültig für beide Donauufer.
Steine und Wurzeln
Das Terroir, das die Wurzeln von Caviste Rudolf Polifka genährt hat, liegt im Salzburger Alpenvorland. Der Rudl ist da nicht „stolzdrauf“, darum sind das gewissermaßen hashtaguntaugliche Wurzeln. Der Rudl geniert sich auch nicht für diese Wurzeln. Und er würde nie versuchen, diese Wurzeln zu kaschieren. Wurzeln brauchen Mineralstoffe und Spurenelemente. Und ein paar Wurzeln vom Rudl sind schon auch genährt und gestärkt vom Bier aus dem Bräustübl in Salzburg-Mülln.
Ab sofort kann man Mineralstoffe und Spurenelemente in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ nicht nur in und mit der Trägersubstanz Wein, sondern auch in Gestalt des Fastenbieres aus dem Bräustübl zu sich nehmen, heuer endlich wieder mit dem alten klerikalen Etikett.
Zwei Weine und ein Bier – die zwei Weine nicht ausschließlich, das eine Bier schon ausschließlich
diese Woche am Donnerstag, den 5. März und am Freitag, den 6. März
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22
Herr Rudolf grüßt Sie über Stock und über Steine, über Bier und über Weine, aber – der Ausgewogenheit verpflichtet – gegebenenfalls auch über Abstinenz!