Behältnisse für das Lagern von Wein im Speziellen und Lebensmitteln im Allgemeinen gibt es gar nicht so wenige. Sie brauchen ja nur einmal einen Blick in einen Mistkübel zu werfen. Mit einem Großteil dessen, was da hinein geschmissen wird, hätte man vor fünfzig Jahren noch ein Kinderzimmer eingerichtet und wäre sich damit ziemlich weit vorne vorgekommen. Aber die Menschheit entwickelt sich weiter. In Österreich erkennt man das unter anderem daran, dass jede noch so homöopathische Dosis eines Getränks in ein separates Plastikflascherl oder Blechdoserl gefüllt wird. Es gibt auch Länder, in denen das anders ist. Aber im Ökovorzeige- und Feinkostladenland Österreich kriecht halt immer irgendein Lobbyist aus einem Loch, wenn es gilt, ein sinnvolles Verbot oder wenigstens ein empfindliches Pfand auf diesen Dreck zu verhindern. Und keine Lobby kann hierzulande so schwachsinnig sein, dass sie nicht bei Entscheidungsträgern Gehör zu finden, vor allem dann, wenn sie vorher fleißig in den „So …- und …- exklusiv“-Qualitätsblättern inseriert hat.
Irgendwie hängt ja auch alles zusammen. In einer Zeit, in der mobile Endgeräte wieder größer werden, ist im Tascherl und im Handerl eInes wohl vernetzten, informierten Aufrechtgehrs ja auch immer weniger Platz für ein Getränk. Und ganz dehydrieren will man sein Hirnderl dann auch nicht lassen. Wobei … Lassen wir das. Auf alle Fälle schrumpft das Fassungsvermögen der Flascherl und Doserl umgekehrt proportional zum Größerwerden der Tabelets, Smartphones und dergleichen. Muss es auch. Denn so ein Pratzerl wird ja nicht von heute auf morgen größer, nur weil ständig irgendwer meint, die Menschheit durch eine Burenwurst- oder Hundstrümmerl- App vorwärts bringen zu müssen. Und die Evolution kann das so schnell auch nicht ausgleichen. Es wird noch dauern, bis die das menschliche Handerl an das Handy im Jausenbrettlformat angepasst hat. Aber wer weiß, wie dann das Gigamegakilophone ausschauen wird? Wir leben ja in einer schnelllebigen Zeit.
Es gibt natürlich auch altehrwürdige Gebinde für Lebensmittel. Gebinde, die ein großes Fassungsvermögen haben, ökologisch abbaubar, vielseitig verwendbar und schön zum Anschauen sind, vielleicht noch dazu gut riechen. Sie brauchen nur einmal hinunter zu steigen, in so einen Keller mit Weinfässern. Und wenn Sie dem Rudl seinen Lieblingsweinbaumeistern in Frankreich den Namen vom österreichischen Fassbinder Stockinger nennen, dann kriegen die glänzende Augen.
Das heißt natürlich nicht, dass es nicht auch andere Weinlagerbehältnisse gibt, vom handlichen Tetrapak bis zur Tonamphore, vom Kunststofftank bis zum Betonei und vom Tierdarm bis zum verfliesten Tank, in dem zum Beispiel der Muscadet von Michel Brégeon bis zu sieben rekordverdächtige Jahre auf der Feinhefe unter der Erde liegt, bevor er in die Flasche kommt.
Aber ein Holzfass ist halt doch ein Holzfass. Und es gibt einen Heiligen, der mit einem Fass abgebildet wird, nicht mit einem Weinfass, sondern mit einem Salzfass, weil er 711 oder 712, so genau weiß man das heute nicht mehr, von Herzog Theodo zwanzig Salzpfannen in Reichenhall in der Nähe von Maxglan bekommen hat.
Das ist der heilige Rupert, der Landespatron von Salzburg. Und weil der jedes Jahr am 24. September seinen Tag hat, gibt es vorher in Salzburg den Ruperti-Kirtag. Und weil letztendlich ja sogar die Sparte Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien ihre Grenzen kennt, gibt es im Wiener Prater auf der Kaiserwiese jetzt keinen Wiener Ruperti-Kirtag, sondern eine Wiener Wiesn.
Dort kann man jede Menge boarisches Bier trinken, Obatzdn und Radi essen, schunkeln, trachteln und zimpftig sein. Einen Wein aus Salzburg, vom einzigen Salzburger Weingut, das auch in Salzburg, gar nicht weit weg von Reichenhall, vinifiziert, werden Sie dort nicht kriegen. Dazu müssten Sie sich schon in die Reindorfgasse begeben. Dort öffnet der Rudolf zu Ehren seines Fast-Namensvettern Rupert den Chardonnay und den Rosé vom Reiterhaindl-Hof in Großgmain, die Monsieur Polifka ja schon fast seit Eröffnung seines Geschäfts im Sortiment führt.
Weingesetzlich betrachtet stammen die Weine vom Weingut Reiterhaindl in Großgmain aus der Weinregion Bergland. Diese umfasst zwar fünf Bundesländer (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich und Kärnten), hält sich aber mit 21 Hektar Rebfläche quantitativ in Grenzen. Das war nicht immer so. Zwar gibt es Weinorte mit längerer Tradition als Salzburg. Im burgenländischen Zagersdorf etwa soll man schon im siebten Jahrhundert vor Christus gewusst haben, dass man Weintrauben nicht nur essen kann. Aber im 16. Jahrhundert nach Christus spielte der Weinbau auch in Salzburg eine nicht unwesentliche Rolle. Der Mönchsberg war mit Weinreben bepflanzt und später, 1757, kam auch Erzbischof Schrattenbach auf die Idee, neben Häusern und Köpfen auch Schokolade, Kaffee, Tee, Zucker, Spielkarten, das Tanzen, Schnupf- und Rauchtabak gerade so wie Wein und Bier zu besteuern. Verglichen mit manchem, was jetzt besteuert wird, könnte man das heute glatt als Ansage einer zukunftsweisenden Steuerreform lesen. Wie auch immer: Die Reiterhaindl-Weine wachsen auf Kalk-Lehm-Böden. Der Wasserabzug ist gut, in Salzburg nicht ganz unwesentlich. Die Weine sind keine Weltmeister in puncto Alkoholgehalt. Der Chardonnay fällt durch eine unaufdringlich frische Zitrusaromatik auf, der Rosé ist beerig, genauer gesagt rotbeerig.
Diese Weine
am Donnerstag, den 18.9. und am Freitag, den 19.9. von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“,
Reindorfgasse 22, Fünfhaus
… selbstverständlich nicht ausschließlich, denn exklusiv sind nur die So- Zeitungen mit den vielen Rufzeichen.
Der Herr Rudolf wünscht Ihnen eine agreable Woche.