„Les Premières Neiges“

heißt ein Süßwein von Philippe Viallet aus Savoyen. Den wird Rudolf Polifka kommenden Mittwoch in seiner Weinhandlung aufmachen. Im Flaschensortiment gibt es ihn nicht. Es ist ein Chignin-Bergeron, Rebsorte Roussanne, allerdings mit Restsüße, „moelleux“ nennt der Franzose das. Er wächst in der Combe de Savoie, durch die man von der Olympiastadt 1968 Grenoble zur Olympiastadt 1992 Albertville fährt. Von dort geht es weiter durch die Tarentaise nach Val-d’Isère, wo seinerzeit immer der erste Herrenabfahrtslauf der Saison als „Kriterium des ersten Schnees“ stattfand. Ausgebaut wird der Premières Neiges im Akazienholz und empfohlen zu Fruchtsalat und Foie gras. Wer diesen Wein trinken will, aber gerade keine solche einstecken hat – der Rudl hält von Stopfleber sowieso nichts – kann sich mit einer Jiddischen Hühnerleberpastete aus dem Gasthaus zur Dankbarkeit oder einem Mangalitza-Würstel aus dem Gowerlhaus mehr als behelfen. A propos Gasthaus und à propos Dankbarkeit: „Da erschte Schnee“ heißt ein Text von Günter Brödl. Der gefällt dem Rudl auch sehr gut. Es gibt weltweit nichts – vielleicht ausgenommen Lk 2,1-20 -, was Weihnachten schöner und genauer auf den Punkt bringen würde als diese Geschichte vom Trainer. Man kann sie zum Beispiel unter http://www.espressorosi.at/lyrics/schnee.html nachlesen. Oder man kauft sich in einem Antiquariat die leider vergriffene Ostbahn. Auslese. Da steht sie nämlich auch drin. Der Herr Rudolf wird also wieder einmal den meteorologischen Gegebenheiten die Reverenz erweisen. Anders als so mancher Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel, der ziemlich sicher auch im kommenden Winter wieder eiskalt von „unvorhergesehenen Witterungsverhältnissen“ am falschen Fuß erwischt wird. Damit soll nichts gegen Unvorhergesehenes gesagt sein, zum Beispiel im Fußball oder beim Wein. Letzterer lebt ja davon, dass er überrascht. Der Fußball zwar auch, aber dort müssen Überraschungen nicht immer sportliche Ursachen haben, weil man auf Fußball nämlich wetten kann. Auf Wein nicht, abgesehen von den Weinen, die (wie) an den Börsen gehandelt werden. Industriell hergestellte Getränke können und dürfen nicht überraschen. Vielleicht werden sie deshalb häufiger an den Börsen gehandelt. Aber auch da gibt es in der Weinwelt ja schon Lichtgestalten, denen „verlässliche Qualitäten“ und Districtuniformierungen vorschweben. Wobei da der Wein ja noch ein Lercherl ist, im Vergleich zu anderen Bereichen der Landwirtschaft. Da basteln momentan Kontrollneurotiker an einer Saatgutverordnung, die Obst und Gemüse normieren will. Wie viele psychisch labile Menschen erklären sie Vertrautes und sich selbst zur Norm, auch wenn sich das noch so oft als dumm oder zumindest fad erwiesen hat. Was ihren beschränkten Horizont überschreitet, gilt ihnen als krank und gefährlich, folglich zu verbieten. Hasardeure wie der Rudl, die meinen, auf derartigen Schutz verzichten und riskieren zu könne, dass nicht jeder Paradeiser gleich groß ist und gleich schmeckt, haben unter dem Motto „Freiheit für die Vielfalt“ auf http://freievielfalt.at die Möglichkeit, eine Stimme für die Artenvielfalt und gegen die Kontrollneurose abzugeben. Das erscheint Herrn Rudolf ziemlich wichtig, zumal man von Äpfeln und Birnen ja einen ganzen Haufen lernen könnte: · Zum Beispiel, dass es wertvoll ist, wenn nicht jeder gleich, aber trotzdem gleich viel wert ist. · Oder dass man etwas nicht verwerfen muss, nur weil man es nicht versteht, respektive es einem nicht gleich schmeckt. · Und bemerkenswert ist ja auch, dass ziemliche viele verdammt interessante Obste und Gemüse ursprünglich aus dem zentralasiatischen Raum stammen. Gerade so wie viele Menschen, die momentan bei uns Schutz suchen, Frau Innenministerin! Mit einem „Premières Neiges“, aber nicht ausschließlich mit einem solchen kann man diese Woche den Winter begrüßen, am Mittwoch und am Freitag von 16 bis 22 Uhr in der Weinhandlung Rudolf Polifka, Reindorfgasse 22. Wos Uandlix an Wein und Saatgut wünscht Ihnen und sich Herr Rudolf

Pinot Noir, das Alpenvorland und überehrgeizige Eltern

Vor wenigen Wochen war hier vom Traminer und vom Savagnin die Rede. Der gilt neben Lambrusco, Arvine und Nebbiolo als eine der vier Rebsorten, die am nächsten mit der Wildrebe aus dem Wald, der vitis labrusca verwandt sind. Zur nächsten Kategorie, deren Vertreter eine Stufe weiter weg, aber immer noch ziemlich urig sind, zählt man den Pinot Noir und auch den Cabernet Franc. Ihre Eltern sind unbekannt und etliche heute relevante Rebsorten stammen von ihnen ab, vom Cabernet Franc der Cabernet Sauvignon und der Merlot, vom Pinot Noir viele andere: Chardonnay, Aligoté, Melon de Bourgogne und Gamay. Übrigens sind die alle – so unterschiedlich sie sind, manche weiß und manche rot – Kreuzungen von Pinot Noir und Weißem Heunisch (französich Gouais, was aber auch nicht sehr viel aufregender klingt). Letzterer stammt ziemlich sicher aus dem Gebiet des ehemaligen Yugoslawien, hat es bis jetzt aber nicht geschafft, besonders spektakulär in Erscheinung zu treten. Man könnte ihn quasi als die Traubifizierung einer unter Menscheneltern verbreiteten Sehnsucht betrachten: Es soll ja Eltern geben, an denen das Auffälligste ihre Unauffälligkeit ist, die von ihren Kindern aber verlangen, Weltcupsieger im Eisstockschießen, Springreiten oder wenigstens Physiknobelpreisträgerin zu werden. Der Weiße Heunisch hat das geschafft. Als Papa vom Chardonnay ist er wahrscheinlich der Vater der teuersten Weißweine der Welt und als Papa vom Riesling (vermutlich gekreuzt mit einer Traminervariante) Vater von ein paar der angesagtesten Weißweine momentan.

Zurück zum Pinot Noir: Dem wird eine Schwäche für kühlere Gegenden nachgesagt, weshalb manche als Folge der Klimaerwärmung eine Zukunft des Pinot Noirs in Skandinavien und England sehen. Allerdings kann sich so ein Rebstock ja nicht aussuchen, wo er gepflanzt wird, in weiterer Folge ist er auch nicht dislocierungsfähig. Irgendwie schade, dass die Evolution Autos mit und Weinreben ohne Radln ausgestattet hat. Man stelle sich den umgekehrten Fall vor. Also wenn die Evolution weiß, was sie tut, dann sollte sie über diese unglückliche Verteilung der Räder vielleicht noch einmal ein, zwei Nächte schlafen, im Sinne der Oenologie und im Sinne des Klimaschutzes. Auch wenn ÖAMTC und ARBÖ dann protestieren.

Herr Rudolf wird diese Woche auf alle Fälle dem Pinot Noir (auch Blauer Burgunder) widmen. Aus Burgund wird dabei keiner sein. Von dort gibt es übrigens momentan im Pub Klemo in der Margaretenstraße welche glasweise (AOC Nuits-Saint-Georges). Das La Cave am Bacherplatz im Fünften offeriert eine größere Auswahl an ziemlich guten im Flascherl und wegen der allerbesten wenden Sie sich an das Auktionshaus Ihres Vertrauens. Monsieur Polifka wird versuchen, role models von Pinot Noirs, die höher und kühler hinaus wollen, glasweise anzubieten, darunter sicher jenen vom Herrenhof Lamprecht aus dem oststeirischen Alpenvorland und den von Karl Schnabel, hoch droben in Kitzeck. Und was weiß man: Vielleicht wachsen dem Pinot dann – wenn schon nicht Radln, so doch zumindest ganz kleine Steigeisen …

Das Ganze, aber nicht ausschließlich das,

Mittwoch, den 20. November und

Freitag, den 22. November, jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“, Reindorfgasse 22

 

Mit einem hochalpinen „Auffi muaß i!“ grüßt Rudolf der Bergfex.

 

Der heilige Fiaker, Muskat Ottonel und das Wiener Integrationshaus

Am Montag, den 11. November feiert das Burgenland seinen Landespatron. Zu diesem Anlass werden bedauerlicherweise nicht nur artgerecht gezüchtete Gänse ins Rohr geschoben,  sondern zum Glück auch jede Menge Wein getrunken. In alten Weinbüchern ist der Muskat Ottonel einer DER burgenländischen Weine. Seit ein paar Jahren gilt er eher als uncool. Kein Weinjournalist oder Weinexperte würde heute einen Muskat Ottonel als „ganz großen Stoff“ oder „tolles Zeugs, das gerade so richtig Spaß macht“ bezeichnen. Der Muskat Ottonel wurde im Burgenland in letzter Zeit bis zur Unerheblichkeit gerodet und durch Muskateller ersetzt, vielleicht weil der durch die raue steirische Luft besser abgehärtet ist. Muskat Ottonel dagegen gilt als eher brustschwach, pilzanfällig und zum Verrieseln neigend. Dass das gerade jetzt zu so einem großen Problem wird, wundert den Rudl ein bissl, zumal er nicht unbedingt einen Trend zu kühleren und feuchteren Sommern feststellt. Der Muskateller dagegen mag nicht nur die Steiermark, er ist auch viel älter und wurde wie viel andere Zivilisation im Kreuzzuge des zwölften Jahrhunderts aus dem vorderen Orient zu den Wilden nach Westeuropa verschleppt. Darum kommt er vermutlich auch im Nibelungenlied vor, das es ohne den Einfluss der Araber ja auch nicht geben würde.

Das Verschwinden des Muskat Ottonels ist natürlich nur halb so wild, denn in ein paar Jahren werden ein paar junge innovative Winzer oder ein paar geschäftstüchtige Marktschreier die Idee haben, den Muskat Ottonel als urigen Kultwein zu re-etablieren und in einem EU-geförderten Projekt mit irgendeinem klingenden Namen wie Handwerkswuchs oder so hektarweise Muskat Ottonel auszupflanzen. Das schafft Beschäftigung, aber die Weingärten sind dann halt zuerst einmal sehr jung, was nicht immer einen besonders ausdrucksstarken und strukturierten Wein zur Folge hat.

Assoziationsketten
Der Muskat Ottonel soll 1839 als Kreuzung von Gutedel und Muscat d’Eisenstadt im französischen Angers das Licht der Welt erblickt haben. Gutedel ist wiederum der deutsche Name für den Chasselas, der in der Schweiz und am französischen Ufer des Genfer Sees nicht ganz unwichtig ist. Herr Rudolf schätzt und führt den „Clos de Pont“ von Samuel Delalex, der von einem braunkohlehältigen Schwemmkegel der französischen Alpen auf den Genfer See hinunter schaut. Übrigens wuchs dort, wo jetzt die interessanten Sauvignons Blancs der Domaine Didier Dagueneau wachsen, lange Zeit Chasselas als Tafeltrauben für den Großraum Paris. Dann hat irgendjemand die explizite und die verschleierte Transportförderung erfunden und die Tafeltrauben wurden von Italien und Spanien nach Paris befördert, was zwar ökologisch ein Blödsinn ist, aber oenologisch das Feld für den Sauvignon-Commandante Didier Dagueneau bereitet hat. Dazu ein anderes Mal mehr.
Eines der Synonyme für den Muskat Ottonel ist „Chasselas Saint-Fiacre“. Damit wären wir beim zweiten Landespatron, der diese Woche gefeiert wird, dem Heiligen Leopold, den die Bundeshauptstadt Sankt Pölten aus unerfindlichen Gründen mit Wien teilen muss. Der Rudl fordert in diesem Zusammenhang schon längst, Saint Fiacre zum Schutzpatron von Wien zu erklären. Dann hätte jeder seinen eigenen Landesfeiertag.
Und sollte im Zuge des Föderalismus einmal jeder Wiener Gemeindebezirk seinen eigenen Patron erhalten, schlägt der Rudl für die Leopoldstadt den Herrn Wilhelm vor. Der hat dort mit ein paar anderen Menschen vor zwanzig Jahren das Wiener Integrationshaus gegründet. In diesem wird seither ziemlich vorbildlich und international anerkannt das gemacht, was für das offizielle Österreich offenbar eine Nummer zu groß ist, nämlich Menschen, die gerade noch ihre Haut retten konnten, zu helfen. Wobei man als mündlicher Staatsbürger ja schon froh wäre, wenn das regierende Österreich es nicht als Wahlwerbung betrachten würde, solche Menschen zu sekkieren.
Zugunsten dieses Integrationshauses findet am Mittwoch, den 13. November ab 19 Uhr im „Holy-Moly!“ Restaurant am Wiener Badeschiff (Donaukanallände zwischen Schwedenbrücke und Urania) unter dem treffenden Motto „Diese Flaschen wählt man gern“ bereits die siebzehnte Weinauktion statt. Dort kann man nicht nur für einen guten Zweck Weine ersteigern, sondern für denselben guten Zweck auch Wein trinken und essen.
http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/

Die „Weinhandlung Rudolf Polifka“ wird am selben Tag (Mittwoch, den 13. November) zwar geöffnet haben, nur wird der Herr Rudolf ab etwa sieben Uhr vertreten, weil er dann zum Badeschiffe eilt. Und das würde er an diesem Abend sowieso auch allen anderen empfehlen, zumal sein Vertreter in der Weinhandlung um Punkt  zehn und keine Sekunde später zusperren muss. Der hat dann nämlich auch noch einen Termin.
Dafür wird am folgenden Donnerstag, den 14. November ab 19 Uhr außertourlich, quasi nach Vereinbarung, geöffnet sein.
Und schlusswochenendlich wird am Freitag, den 15. November auch in Wien wieder der heilige Leopold geehrt. Die Schulen haben daher geschlossen, der Herr Rudolf aber dennoch offen.
Muskat Ottonels aus einer Zeit, in der die Burgenländer noch stolz auf ihn waren, und aus einer Zeit, in der er zu einer Rarität geworden ist, wird es kommende Woche in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“ glasweise geben, aber nicht ausschließlich. Darüber hinaus wird auch dem burgenländischen Gänsewein die Reverenz erwiesen, in Form des prickelnden „Juvina“-Mineralwassers aus dem Mittelburgenland. Das exklusiv kommende Woche für weiße und rote Spritzer verwendet wird, und zwar

am Mittwoch, den 13. November von 16 bis punkt 22 Uhr,
am Donnerstag, den 14. November von 19 bis 22 Uhr und
am Freitag, den 15. November von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“, Reindorfgasse 22

Der Polifka-Rudl grüßt das fast heilige Vier- bis Fünfeck Martin, Leopold, Wilhelm (mit ihm auch ein bissl den Herrn Kurt am Schafberg droben) und Fiaker und freut sich auf die Weinversteigerung am Badeschiff!
So long, Rudolf
P.S. zum Leopold: Ab sofort sind Rosa Pearls, Grüner Veltliner Vollmondlese und Chardonnay vom Weingut Leo Uibel wieder verfügbar.

„Schmeckate Weine“ und „schmeckate Weine in disguise“

Auf seiner Studienreise über die südsteirische Weinstraße kam Herrn Rudolf im sehr zu empfehlenden Buschenschank Firmenich in Berghausen folgender Dialog zu Gehör:

Wirtin: An Muskatöller kann i Ihnen a anbieten.

Gast: Na! Mia san ausm Wäviadl, mia megn kane schmeckatn Wäne.

Gestatten Sie dem Herrn Rudolf dazu einen kurzen Traktat: Unter „schmeckaten Weinen“ versteht man landläufig Weine, die aus besonders aromatischen Rebsorten vinifiziert werden. Als solche gelten in Österreich vor allem die diversen Spielarten des Traminers und des Muskatellers, der Muskat Ottonel, sowie Sämling 88, Müller Thurgau und vielleicht auch der frühreife Bouvier, manche zählen auch den Sauvignon Blanc dazu: Rebsorten, deren Trauben besonders aromatische Geschmacksbilder bieten, vielleicht im Gegensatz zum Melon de Bourgogne, aus dem am Unterlauf der Loire der für manche verwirrend benannte Muscadet Sèvre et Maine, zum Beispiel der von Monsieur Brégeon, gekeltert wird. Melone de Bourgogne gilt als eine besonders geschmacksneutrale Rebsorte, von der man sagt, dass sie den Bodencharakter besonders gut zum Ausdruck bringt.

Aber zurück zum Weinviertler Gast mit der Aversion gegen „schmeckate Wäne“: Seit 2003 gibt es den Weinviertel DAC (Districtus Austriae Controllatus), einen gebietstypische Grünen Veltliner aus dem Weinviertel mit pfeffrig-würzigem Geschmack, sagt man. Der kommt offenbar ganz gut an und darum erblicken in fast allen niederösterreichischen und burgenländischen Weinbaugebieten DAC-Weine das Licht der Welt. Der Rudl hat etliche Weinviertel DAC getestet. Darunter  war der eine oder andere pfeffrig-würzige, die Mehrzahl weckte in ihm aber Erinnerungen an die Zeit, als er statt des Mittagessens lieber ein Sackerl Gummiteddybeeren, Gummierdbeeren oder Gummiwasweißich gegessen hätte. Diese Weinviertler Veltliner zeichneten sich durch alle möglichen und ziemlich intensiven Aromen aus, waren also durchaus als „schmeckat“ zu bezeichnen – „leider“, möchte man fast sagen.

Der eingangs erwähnte Gast mag „schmeckatn Wänen“ aus dem Weg gehen, diese Abneigung aber quasi mit dem Hinweis auf seine Herkunft, das Weinviertel, zu begründen, wird dem Weinviertel nicht gerecht und hat den Rudl auch nicht überzeugt. Dem gefällt es zum Beispiel, dass die Falkensteiner Winzer Heinrich und Josef Salomon darauf verzichten, einen DAC zu keltern, weil ein gebietstypischer Veltliner Zeit zur Entwicklung braucht.

Auf alle Fälle gibt es diese Woche „schmeckate“ Weine, die Zeit gehabt haben, sich zu entwickeln, glasweise in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“. Ihre „schmeckate“ Aromatik ist auf die Traubensorte und nicht auf die Reinzuchthefen zurückzuführen: zum Beispiel den Muskateller von Sepp Muster, den Muskat Ottonel von Günther Schönberger, einen Weinviertler Traminer von Josef Salomon, vermutlich auch einen Sämling und einen äußerst seltenen Blauen Muskateller, eine Variante des Muskatellers als Rotwein.

Weine, die Kinder und Erwachsene oder Thomas Gottschalk ebenso froh machen, werden keine dabei sein. Und der Grüne Veltliner Rosenberg 2009 von Josef Salomon wird zeigen, dass ein Weinviertler Veltliner, der schmeckt, nicht „schmeckat“, sondern reif sein soll, 

am Mittwoch und am Freitag

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka, Reindorfgasse 22

Neu im Flaschensortiment der „Weinhandlung Rudolf Polifka“ sind übrigens der Gemischte Satz Buchertberg Weiß sowie der Pinot Noir vom Herrenhof Lamprecht aus Pöllau in der Oststeiermark.

Aus dem Kurzurlaub zurück meldet sich und grüßt Sie

Rudolf der Schulmeister

26. Oktober bis 5. November geschlossen

Von 26. Oktober bis 5. November ist die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ geschlossen. Herr Rudolf begibt sich auf Studienreisen. Dass er bei seiner Rückkehr einen Beaujolais Primeur, einen Primus Pannonikus oder einen Steirischen Junker im Gepäck haben wird, darf man als unwahrscheinlich betrachten, trotzdem ist er schon gespannt, was die Weinbauern über die ersten Tage und Wochen des 2013ers berichten.
Der nächste Öffnungstag ist Mittwoch, der 6. November, 16 Uhr.Eine agreable Woche wünscht
Herr Rudolf

Herr Odysseus, Herr Barcha und die Wortbildungslehre

Es gibt Winzer, die einen bis auf Plakatwände verfolgen, und es gibt andere, deren Weine man nicht und nicht darwischt; am Weingut sowieso nicht und in Vinotheken auch nicht leicht. Stolpert ein Weinforscher dann doch über so einen Wein, muss er ihn kaufen, auch wenn er über seinen Geschmack bestenfalls etwas Gutes gelesen hat. Insofern steht ein Forscher in einer Welt der Test-, Kontroll- und Sicherheitsphantasien zwangsläufig immer ein bissl als ein Sonderling da. Das war unter Oberstudienrat Odysseus so und wird sich so schnell auch nicht ändern.

Rudolf Polifka ist hauptberuflich ja in der Bildungsbranche tätig und wird, wie hier schon einmal angedroht, in den kommenden Wochen und Monaten sein Lokal Schritt für Schritt zu einem Kompetenzzentrum für was weiß ich entwickeln, um Reindorf in staatsmännischer Manier vorwärts zu bringen und enkelfit zu machen. Zwei Formeln wird er zu diesem Zweck einsetzen:

  • die Formel für Forscher: Aus der Karte an offenen Weinen wählt der Gast selber fünf Kostproben aus. Polifka bestimmt die Menge.
  • die Odysseus-Formel, kreiert von Monsieur Fady Barcha: Professor Polifka entscheidet nach eigenem Gutdünken, was und wie viel davon er dem oder der Forschenden vorsetzt.

Um auf den eingangs beschriebenen Sachverhalt zurückzukommen: Diese Woche wird – solange der Vorrat reicht, beziehungsweise vom Rudl nicht selbst konsumiert wurde – so ein schwer zu erstehender Wein Teil der Odysseus-Formel sein. 

Im Übrigen wird das Angebot der „Weinhandlung Rudolf Polifka“ ab sofort durch ein festes Produkt ergänzt. Wer als Erste oder Erster vor Ort korrekt kundtut, was das ist, bekommt ein Packerl davon. Hans Moser hat zwar nicht das Produkt selbst besungen, aber doch dem diesem Produkt zugrundeliegenden Vorgang ewige Verszeilen gewidmet, wenn auch mit anderer Bedeutung. Das Produkt selbst wird übrigens durch ein nomen patientis, einem von einem Verb abgeleiteten Substantiv, das auf das Objekt der Handlung ausgerichtet ist, also passivische Bedeutung hat, bezeichnet …

Mittwoch und Freitag von 16 bis 22 Uhr,

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“, Reindorfgasse 22

 

Ein dreifaches Hoch auf die Linguistik! Rudolf der Schulmeister

In der Woche zwischen Nationalfeiertag und Allerheiligen (28. Oktober bis 3. November) ist die „Weinhandlung Rudolf Polifka“ wie die meisten anderen Schulen auch geschlossen.

Die Nymphe Daphne, der Sankt Laurent und Admira Wacker

Die Tage werden nicht nur kürzer, sondern auch kühler. Manche halten das für ein ausreichendes Motiv, Rotwein zu trinken. Herr Rudolf nimmt es zum Anlass, einen klassischen Sankt Laurent des Weinguts Umathum aus dem Jahr 1997 einem ebensolchen aus dem 2011er Jahr gegenüber zu stellen.  Der Sankt Laurent an sich als Rebsorte ist ja ein merkwürdiger Zeitgenosse: französisch klingender Name, in Frankreich als Rebsorte aber unerheblich. Es gibt zwar ein paar Orte mit der Bezeichnung Saint Laurent, die sind in oenologischer Hinsicht aber nicht ergiebig. Den Namen hat der Sankt Laurent vom Laurentiustag, dem 10. August, an dem seine Trauben beginnen rot zu werden. Laurentius von Rom, als dessen Tag der 10. August gilt, muss universal gewesen sein. Er ist nicht nur der Schutzpatron der Bibliothekare, Archivare und Studenten, zu denen sich allenfalls eine Verbindung vom Wein herstellen ließe, sondern auch jener der Bierbrauer, Wäscherinnen und Köche. Letzteres hat mit seiner Hinrichtungsart – auf einem glühenden Rost – zu tun.

Der Sankt Laurent als Rebsorte ist die graue Maus unter den roten Rebsorten in Österreichs, man könnte ihn fast als die Admira Wacker der österreichischen Rebsorten bezeichnen. Nicht nur aufgrund seiner Unscheinbarkeit, sondern auch wegen seiner Tendenz zu Fusionen. So ist das Bekannteste am Sankt Laurent vermutlich die Tatsche, dass er mit dem Blaufränkischen gekreuzt und so zum Zweigelt wurde. Aber da es auf dieser Seite um Heilige geht, soll davon nicht ausführlicher die Rede sein.

Kalkhaltige Böden und tonhaltige Schotterböden – der von Umathum ist sogar quarzhaltig – mag der Sankt Laurent. Die Weine schmecken oft nach Waldbeeren, Weichseln und Gewürzen, was uns etymologisch zu den Lorbeergewächsen, lauraceae oder altgriechisch daphne (δάφνη) führt. Die Nymphe Daphne zog es seinerzeit vor, sich in einen Lorbeerstrauch zu verwandeln, nur um vor dem aufdringlichen Apoll ihre heilige Ruhe zu haben. Wie erfolgreich diese Strategie gegen Stalking war, scheint nicht überliefert. Weiterführende Forschungsarbeiten mit Sankt Laurent, aber nicht ausschließlich mit dem, kann man diese Woche

am Mittwoch und am Freitag von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka, Reindorfgasse 22

… aber nicht ausschließlich dann und dort durchführen.

Denn bis Sonntag, den 20. Oktober findet in der Alten Schieberkammer am Meiselmarkt (Ecke Meiselstraße 20 / Eduard Suessgasse, Wien XV) noch die „Designfluss und Kunststrom“ statt. Dort gibt es Mode, Accessoires, Schmuck, Möbel und Kulinarisches, wochentags von 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

Wer dort am Samstag ausschenkt, nämlich der Herr Rudolf, werden Sie sicher nicht erraten.

Anfahrt: U3 Johnstraße, Autobus 10A, 12A, Straßenbahn 49  (alle Haltestellen Johnstraße)

http://kreativwerkstattxv.at/index.php/events

Kreative Grüße, Herr Rudolf

Traminer

Sehr unterschiedliche Ereignisse jähren sich diese Woche: Geburtstage von Qualtinger, aber auch Putin. Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils, aber auch Ermordung Ernesto Ché Guevaras. Wer schon einmal das Weingut Didier Dagueneau in St. Andelain bei Pouilly sur Loire besucht hat, weiß, inwiefern Ché Guevara auch einen Bezug zum Weinbau hat. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Herr Rudolf stellt die kommende Woche in das Zeichen des Traminers. In Klöch, der Traminerhochburg Österreichs, wird der gerade gelesen. Laut Pierre Galet, einem der weltweit führenden Ampelographen (Wissenschaft von den Weinrebsorten), ist der Traminer identisch mit dem Savagnin. Der wiederum ist im stillen und moussierenden Cru Ayze (AOC Vin de Savoie), vor allem aber im Jura bedeutend und gilt neben dem Arvine, dem Nebbiolo  und dem Lambrusco als eine der wenigen Rebsorten, die genetisch am nächsten mit dem wilden Wein verwandt sind. Sie werden als „cépages des origines“ oder „cépages primitifs“ bezeichnet. Grüner Veltliner, Sauvignon Blanc, Riesling und ziemlich sicher auch der baskische Petit Manseng sind Kinder des Traminers und Indizien dafür, dass die besten Rebsorten Migranten sind und dem Austausch mit Fremdem mehr abgewinnen können als talentlose Boulevardschmierer und der dings. Vielleicht sind sie deshalb auch der Gesundheit zuträglicher. Auf alle Fälle ist die heute so beliebte Rede von „autochthonen Rebsorten“ mit Vorsicht zu genießen, die daraus gewonnen Weine dafür oft mit umso kleinerer, wenn auch „avec modération“.

Auf alle Fälle kann man diese Woche mit Traminern, aber nicht ausschließlich mit solchen, anstoßen, zum Beispiel auf den 85. Geburtstag von Helmut Qualtinger und zum Beispiel

am Mittwoch und Freitag von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka, Reindorf. 

Dass der Herr Karl ein paar unfreiwillige Nachahmer weniger findet!

… wünscht Ihnen und sich selber der Herr Rudolf

Einfältige Dreifaltigkeit, der Sturm auf die Bastille und die magische Zahl Neun

Wenn man sich die Spitzenkandidaten der großen, mittleren, aber auch kleineren wahlwerbenden Parteien anschaut, könnte man meinen, dass Österreich ein Bundesstaat aus drei Bundesländern sei: Niederösterreich, Wien und Kärnten.

Die Zahl Drei gilt zwar als Symbol für göttliche Fülle und Vollständigkeit. Neben der Dreifaltigkeit Gottes wird Jesus drei Mal durch eine Stimme aus dem Himmel legitimiert (Mt 3,17; Mt 17,5; Joh 12,28). Er ist Prophet, Priester und König – die strengen Maßstäbe der Gewaltenteilung sind post-revolutionären Datums und hier vermutlich nicht anzulegen. Darüber hinaus ist Jesus Sohn Gottes, Sohn des Menschen und Sohn Davids. Und schon die alttestamentlichen Schriften bezeichnen den Besuch von drei Wüstenwanderern bei Sarah und Abraham, im Zuge dessen viel gegessen und noch mehr Wein (what else?) getrunken wird, als Besuch Gottes (Gen 18).

Aber ohne die demokratiepolitischen und wirtschaftlichen Meriten der Staatsmänner von Kärnten, Wien und Niederösterreich schmälern zu wollen, möchte der Rudl schon gerne darauf hinweisen, dass die Zahl Drei in der politischen Landschaft, aber auch Tradition und Verfassung Österreichs ohne Relevanz ist. Dort scheint der Zahl Neun eine bedeutendere Rolle zuzukommen. So lauten die Absätze 1 und 2 des Artikels 2 der Bundesverfassung:

(1)   Österreich ist ein Bundesstaat.

(2)   Der Bundesstaat wird gebildet aus den selbständigen Ländern: Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg, Wien

Da drängt sich förmlich ein Vergleich mit der Biologie auf: Ein Bäberl wartet in der Regel neun Monate, bis es halbwegs reif und seine angestammte Umgebung mit der sogenannten Welt einzutauschen, bereit ist. Vielleicht braucht es ja auch Spitzenpolitiker aus neun Bundesländern, um eine reife Demokratie samt Wahlergebnis, für das man sich außerhalb des Landes nicht genieren muss, zusammenzubringen. 

Die „Weinhandlung Rudolf Polifka“  wird diese Woche nachweisen, dass selbst in oenologischer Hinsicht die Welt von Wien aus gesehen nicht in Melk und am Wechsel endet. Sie wird versuchen, aus möglichst vielen Bundesländern glasweise Wein anzubieten, aus Niederösterreich, Wien oder Kärnten wird keiner davon sein, dafür sicher einer aus Tirol (Cuvée 2008 vom Weingut Flür aus Tarrenz) und einer aus Salzburg (Salzburger Hochthron, Reiterhaindl). Insgesamt werden es neun sein, nur zur Erinnerung …

… Mittwoch und Freitag von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka

Reindorfgasse 22, Wien XV

Egalité! Fraternité! Solidarité! Monsieur Rudolf

 

24. September

Da lässt das Bundesland Salzburg seinen Schutzpatron, den Heiligen Rupert, hochleben. Auf Domplatz, Residenzplatz und Kapitelplatz stehen jede Menge Standln, Ringelspiele, Schießbuden und ein Autodrom. Dort, wo der Hanno Pöschl seinerzeit der Elfi Eschke in „Ilona und Kurti“ sein Leid geklagt hat, dass diese ganzen Kirchen die Parkplätze verstellen.
Der Rudl empfiehlt diesen Film ganz dringend zum Ruperti-Kirtag, aber auch zur Nationalratswahl und überhaupt.

Der heilige Rupert wollte eigentlich im Osten bei den Awaren missionieren, heute nennt man so etwas „eine Bildungsoffensive starten“, hat dann aber auf seiner Reise in der Nähe von Enns, in Lauriacum, umgedreht. Sein Nachfolger Rudolf stellt sich – genauso wie Albert Camus – Sisyphos als einen glücklichen Menschen vor und ist da unerschrockener. Rudolf hat in Enns nicht umgedreht, sondern ist weitergefahren, bis nach Wien … Und dort wird er diese Woche durch eine veritable Kuriosität auf seinen Namensvorsilbenvetter anstoßen.
Man kennt eine Vertikale, eine vergleichende Verkostung von einem Wein aus unterschiedlichen Jahrgängen. Man kennt auch Chardonnay-Vertikalen, ob jetzt aus der neuen Welt, von Velichs Tiglat oder Chardonnays aus Puligny-Montrachet. Aber eine Vertikale eines in Salzburg gewachsenen und ebendort auch vinifizierten Chardonnays ist schon eher rar. Darum wird Herr Polifka diese Woche der unterschätztesten österreichischen Weinbauregion, dem „Bergland“, die Reverenz erweisen und einen 2008er, einen 2009er und den 2011er des „Salzburger Hochthron“ vom Weingut Reiterhaindl aus Großgmain offerieren, aber nicht ausschließlich. Wer will, kann zum Beispiel auch den 2011er „Hochthron“ mit dem 2011er „Erde“ von Sepp Muster vergleichen:

diese Woche am Mittwoch und Freitag
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“,
Reindorfgasse 22
1150 Wien

Einen erbaulichen Ruperti-Tag wünscht Herr Rudolf!