Vacheron in Sancerre. Die Römer, Feuerstein und der Felsen von Dover bis zu den Dupasquiers. Silberner Sonntag, 15. Dezember von 14 bis 18 Uhr extra geöffnet

Sancerre ist gleich bei der Einführung des Systems der Appellationen 1936 in den Status einer solchen erhoben worden. Bis ziemlich genau 1986 war man die berühmte Appellation des Departements Centre Loire gegenüber dem eher verschlafenen Pouilly. Dann hat Didier Dagueneau begonnen, Wein zu machen. Verschlafen ist Pouilly sur Loire immer noch, als Ort.

In Sancerre gibt es auch Pinot Noir, aber wirklich berühmt ist die Appellation für Sauvignon Blanc. Geologisch befindet man sich auf dem Kimmeridge, der sich nach Norden über Chablis, die Champagne und die Kreidefelsen von Dover und in Richtung Südosten nach Jongieux zu dem wirklich steilen Marestelfelsen der Dupasquiers erstreckt.

Vieles von dem, was abgesehen davon über Pouilly und Sancerre geschrieben wird, hält der Rudl für fragwürdig bis falsch, vor allem die Zuschreibungen Sancerre – fruchtig, Pouilly – mineralisch ist ein «Vollholler». Nicht einmal die Verbindungen Sancerre – Kreide und Pouilly – Feuerstein sind richtig. So wachsen «Les Romains» von den Vacherons auf Silex-Böden in Sancerre.

 

Außertourliche Weine, weniger Text und ein Wein, der eine Woche lang im Sortiment des Rudls sein wird

 

Zwei Wochen vor Weihnachten drängt es den Rudl zum Außertourlichen. Womit das zu tun hat, weiß Herr Rudolf selber nicht. Vielleicht mit dem Sonntag Gaudete und der rosaroten Kerze am Adventkranz, vielleicht ist es auch nur Zufall.

Vor Weihnachten hat sowieso niemand viel Zeit zum Lesen, und der Rudl auch nicht viel Zeit zum Schreiben. Vor zwei Jahren hat Caviste Rudolf zu diesem Termin auf alle Fälle ein paar Flascherl „Blanc Fumé de Pouilly“ von der Domaine Didier Dagueneau in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen und Untersuchungen gestellt. In der kommenden Woche bleibt er sowohl der Rebsorte von damals, dem Sauvignon Blanc, als auch dem Gestein Silex treu, wechselt aber auf die andere Seite des Baches nach Sancerre hinüber, zu den beiden Cousins Jean Dominique und Jean Laurent Vacheron, einem mit den Dagueneaus befreundeten Weingut.

Seit 2004 ist die Domaine Vacheron auf Biodynamie umgestellt, damit ist sie in Sancerre das erste Weingut mit Biodynamiezertifizierung.

Heute gibt es sechs parzellenspezifische Sauvignons. In der Lage Les Romains dominiert Silex. Der Boden ist äußerst karg und nach Norden ausgerichtet.

Vier Jahrgänge von diesem wird es kommende Woche glasweise beim Rudl geben, vom Zweitausenddreizehner kann man in der Woche vor dem 3. Adventsonntag das eine oder andere Flascherl kaufen (um 38 Euro).

 

  • LES ROMAINS 2013, DOMAINE VACHERON, AOC SANCERRE, CENTRE LOIRE (6,50/10)
  • Les Romains 2010, Domaine Vacheron, AOC Sancerre, Centre Loire (7/11)
  • Les Romains 2008, Domaine Vacheron, AOC Sancerre, Centre Loire (8/12)
  • Les Romains 2007, Domaine Vacheron, AOC Sancerre, Centre Loire (8/12) (aus der Magnum)

Und dazu die neuen Jahrgänge der Dupasquiers

  • Rosé, Domaine Dupasquier, IGP Vin des Allobroges (2,50/4)
  • Jacquère 2016, Domaine Dupasquier, AOP Vin de Savoie (2,50/4)
  • Roussette de Savoie 2014 (=Altesse), Domaine Dupasquier, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Pinot Noir 2016, Domaine Dupasquier, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Mondeuse 2016, Domaine Dupasquier, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Perles d’Aimavigne (méthode traditionelle), Domaine Dupasquier, AOP Vin de Savoie (4/6)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 10. Dezember, am Donnerstag, den 12. Dezember

jeweils von 16 bis 22 Uhr

und ausnahmsweise am Silbernen Sonntag, den 15. Dezember von 14 bis 18 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 17., 19. und 22. Dezember

Schaumwein

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!

Salve!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Heute, Donnerstag, ausnahmsweise geschlossen, morgen Freitag ebenso ausnahmsweise geöffnet

 

Herr Rudolf ersucht um Verständnis, dass er diese Woche nicht am Donnerstag, sondern am Freitag offen hat.

Das Thema sind Weine von Mathieu Apffel, sowie Weine, die nach Nüsse oder Mandeln schmecken oder schmecken sollen.

Darüber hinaus kann Herr Rudolf ab sofort den Weihnachtsbock vom Bräustübl in Salzburg Mülln anbieten: um 4,50 für die Konsumation vor Ort und 2,50 zum Mitnehmen

Ein neuer Weinbauer im Sortiment und Äpffel, Nüsse, Mandelkern. Diese Woche außerordentliche Öffnungszeiten am Dienstag und am Freitag von 16 bis 22 Uhr.

Wein und Sprache

Mit dem Verhältnis dieser beiden zueinander ist es so eine Sache. Herr Rudolf hat darüber das eine oder andere Mal in die Tastatur seines mobilen Datenkübels hinein sinniert. Äußerungen wie „Wein X schmeckt nach Frucht Y“ sind meistens zumindest noch intersubjektiv nachprüfbar. „Wein X hat Tiefe“ ist dann schon eher Esoterik als Sensorik. Wenn dann auch noch Adjektive ins Spiel kommen, wird es dem Rudl meistens zu blöd.

Darum beschränkt sich Caviste Rudolf diese Woche auf die drei Früchte im Sack des Nikolauses: Äpfel, Nüsse und Mendelkerne, wobei sich nur Zweiteres und Dritteres auf den möglichen Geschmack der jeweiligen Weine beziehen. Wahrscheinlich. Die Äpfel sind eine Referenz auf den neuen Winzer im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils. Aber was weiß man?

Mathieu Apffel. Wahrscheinlichkeitsoenologie

Wenn man sich lange und vor allem intensiv mit etwas auseinandersetzt, senkt das quasi zwangsläufig die Chancen, im Hinblick auf dieses Objekt der Auseinandersetzung Überraschungen zu erleben.

Ist dieses Objekt der Auseinandersetzung dann sowieso quantitativ eher klein, nähert sich die Wahrscheinlichkeit, auf Unentdecktes zu stoßen dem Wert Null. Aber eben nur „nähert“.

Jacques Maillet

Wenn in Savoyen oder Irouléguy ein neues Weingut aufsperrt oder ein altes übernommen wird, lässt es sich schwer vermeiden, dass Caviste Rudolf davon Wind bekommt. Vielleicht halten Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl da jetzt für überheblich. Nur ist es halt so, dass Caviste Rudolf diesbezüglich von einem Vollständigkeitstick befallen ist. Darüber hinaus ist die Vorfreude auf den fast jährlichen Besuch in Savoyen beim Rudl immer ziemlich groß. Und in den Fensterstunden als Schulmeister wie in den freien Minuten als Hausmeister schreibt der Rudl schon im November das eine und andere E-Mail an Weinbauern, schaut sich das Sortiment der lokalen Cavisten an und vergisst auch auf die ortsansässige Gastronomie nicht. Dabei lässt es sich nicht vermeiden, dass man Veränderungen mitbekommt.

Einmal vor Ort gibt es für den Rudl sowieso kein bis nur mehr schwer ein Halten, wenn es um den Erwerb der ersten Flaschen Wein geht, fast immer an einem Samstagnachmittag. Da muss angekommen werden. Das erfordern die Statuten des Ferienwohnungsvermieterverbandes „Gîtes de France“. Und da muss Wein für die ersten drei Tage gekauft werden. Das erfordern die Ladenöffnungszeiten der Cavisten. Drum brennt gewissermaßen den ganzen Anreisesamstag lang der Hut, weil danach erst wieder am Dienstag offen ist.

Heuer hat Monsieur Rudolf gleich mit Raritäten begonnen, Marestel 1994 von Dupasquier und Altesse 2013 noch von Michel Grisard. Die markanten Etiketten eines Winzers namens Mathieu Apffel sind ihm aufgefallen, Wein hat er keinen gekauft. Herr Rudolf wollte im vergangenen Urlaub seinen oenologischen Horizont erweitern, vor allem in Richtung Südwestalpen. Wenn es in Hochsavoyen hervorragende Weine gibt und wenn es in Savoyen noch mehr und noch hervorragendere Weine gibt, dann könnte es ja auch in den Alpen weiter südlich gute Weine geben, theoretisch sogar bis ins Hinterland von Nizza hinunter. Und ungefähr dreizehn Kilometer von den Giachinos aus in Richtung Süden sollten sich dieser Arbeitshypothese sogar ein paar passable Weine abgewinnen lassen. Bis nach Le Touvet hinunter, zur Domaine des Rutissons. Was Herr Rudolf darüber hinaus, rund um Grenoble und auch weiter südlich davon getrunken hat, ist dann wieder weniger der Rede wert gewesen. Umso noch mehr hat der Rudl geschätzt, was er an den guten Weinen Savoyens hat, an den guten.

Zwei Tage vor der Abreise ist es sich dann noch ausgegangen, kurz bei Christiane und Jacques Maillet vorbei zu schauen. Das ist pfadfinderisch immer herausfordernd und menschlich umso erfreulicher. Im vergangenen Jahr ist es darüber hinaus auch noch oenologisch ergiebig gewesen.

Mathieu Apffel

Ob er eh schon bei dem gewesen sei, hat Jacques den Rudl gefragt. Dass sich bei dem der Hagel heuer im Juni von seiner gründlicheren Seite gezeigt habe, der Wein grundsätzlich aber eine „bombe atomique“ sei, hat Monsieur Jacques ergänzt.

Jetzt hält sich bei einem wie dem Rudl, der in den Achtziger Jahren politisch sozialisiert worden ist, die Begeisterung für nukleare Waffen in Grenzen, aber der Hinweis von Jacques Maillet hat dem Rudl seinen Jagdinstinkt gereizt. Darum hat er noch am selben Abend versucht, Herrn Apffel telefonisch zu erreichen. Da seine Nachricht auf der Sprachbox am nächsten Tag immer noch ihrer Erwiderung harrte, fuhrt Caviste Rudolf noch einmal systematisch von einem zum anderen Cavistenkollegen in Chambéry und Aix-les-Bains, um dort nach Weinen von seiner Neuempfehlung Jacques Maillets zu fragen. In einer Vinothek ist der Rudl fündig geworden. Die Frage des Cavisten, ob er diese Weine kenne, hat der Rudl wahrheitsgemäß verneint, mit ergänzendem Hinweis auf die Empfehlung von Jacques Maillet. Das wiederum hat den Weinverkäufer zu einer Entgegnung, die ambivalenter nicht sein hätte können, veranlasst: „Si Jacques Maillet dit quelque chose …“ (Wenn Jacques Maillet etwas sagt, …).

In diesem Moment waren sich beide Cavisten einig, dass man sich in Sachen Wein zwar

a) nicht auf Empfehlungen verlässt,

b) im Fall einer Empfehlung von Jacques Maillet das aber nicht gilt.

Irgendwann hat Monsieur Apffel dann zurückgerufen. Aber da ist der Rudl nicht mehr vor Ort gewesen. Er hat dann in Arbois noch einen Wein von Mathieu Apffel gefunden und später zu Hause per E-Mail mit dem Weinbauern Kontakt aufgenommen. Und letzten Freitag sind hundertzwanzig Flaschen von Mathieu Apffel in der Reindorfgasse von einem Lastwagen abgeladen worden.

Nüsse, Mandelkern

Es gibt ein paar Sprüche, an denen kommt kein Kindermensch vorbei und die wird er auch nicht mehr los, egal ob sie ihr oder ihm gefallen oder nicht.

Dass Schürfwunden vor dem Eintritt in den Stand der Ehe rückstandslos abheilen, dem Tüchtigen die Welt gehöre – dürfte seit Veröffentlichung des „Wos wor mei Leischtung?“-Telefonprotokolls als widerlegt gelten – und einem irgendein x-beliebiges, unerwünschtes Verhalten in der Schule und wenn nicht dort, dann spätestens beim Bundesheer abgewöhnt würde, hat zumindest in den Siebziger Jahren zum Basislehrstoff eines Vorschülers gehört.

Weniger problematischen Inhalts, wenn auch nicht immer der Wahrheit entsprechend sind da zweifellos Reime zu den großen Festen gewesen. Etwa dass Äpfel, Nüsse und Mandelkern alle Kinder gerne hätten. Der Rudl hat diesen Satz eigenartigerweise besonders deutlich als Zitat aus dem ORF-Stehgreifspiel „Die liebe Familie“ im geistigen Ohr. Der von Franz Suhrada gespielte Hausmeister und in dieser Folge vom von Franz Suhrada gespielten Hausmeister gespielte Nikolaus rezitierte diesen Satz mit von alkoholischen Getränken beeinträchtigtem Sprechzentrum mehrmals zu mehr oder weniger passenden Gelegenheiten. Das hat sich der Rudl gemerkt, bis heute. Darum stellt er das Unterrichtsthema dieser Woche unter das Motto der erwähnten drei Früchte und öffnet Weine von seiner Neuempfehlung Mathieu Apffel, sowie einen Wein, der nach grünen Nüssen schmeckt, und drei Weine, denen Mandelaromen zugeschrieben werden.

Nüsse

Schauen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, mit den Nüssen ist es auch so eine Sache. Da könnte der Rudl glatt grundsätzlich werden. Wird er aber nicht. Statt des nächsten Plädoyers gegen den realen Neoliberalismus begnügt er sich an dieser Stelle mit der Verwunderung, warum man in diesen Landen auf Schritt und Tritt unter Nussbäumen durchspaziert, aber im Fall des Kochbedarfs zumindest im Super- und Biomarkt fast ausschließlich Nüsse von Ganzwoandersher kaufen kann.

Im Wein

gilt Walnussaroma quasi als Signatur oxidativer Weine, vor allem des Vin Jaunes.

Beim Vin Jaune kommt zur Nuss auch die gebrannte Mandel und die getrocknete Marille. Ein Nikolauswein par excellence.

Mandelkern

Mandelaroma kommt in Weinbeschreibungen gerne handerlhaltend mit der Haselnuss daher. Sehr oft bei Chardonnays, die als besonders groß gelten. Bei einem Meursault hat der Rudl das schon einmal nachvollziehen können, bei Chardonnay von Leo Uibel auch.

Daheim ist es, so schreibt man, in Burgund, Savoyen und an der nördlichen Rhone.

Neben Altesse gilt Chardonnay als besonders affin zur gerösteten Mandel.

Aber weil der Rudl jetzt dann sowieso bald einmal wieder eine Altesse-Unterrichtseinheit vorgesehen hat, überlässt er es drei Chasselas vom französischen Ufer des Genfer Sees, den Mandelnachweis, eher den der frischen Mandel, zu erbringen.

Äpffel:

  • Rouzan Blanc 2018, Altesse und Jacquère, Mathieu Apffel, Saint Badolphe, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Terroir de Saint Alban 2018, Altesse und Jacquère, unfiltriert ohne Schwefelzusatz, Mathieu Apffel, Saint Badolphe, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Apremont „Avant la Tempête“ 2018, Mathieu Apffel, Saint Badolph, AOP Vin de Savoie (4/6)

Nüsse:

  • Vin Jaune 2009, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côtes du Jura (9/14)

Mandelkern:

  • Quintessence de Chasselas 2016, Vins de Leman, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Un Matin face au Lac 2018, Les Vignes de Paradis, IGP Vin des Allobroges (5/8)
  • Marignan 1515 2016, Les Vignes de Paradis, IGP Vins des Allobroges (5/8)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 3. Dezember und ausnahmsweise am Freitag, den 6. Dezember

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 10. und 12. Dezember

vermutlich Sancerre „Les Romains“ von Vacheron 2007 – 2008 – 2010 – 2013

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!

Herr Rudolf grüßt mit der Würde des Heiligen Nikolaus!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

„Naturwein“? Ah wos!

November ist.

Caviste Rudolf Polifka erkennt das am Posteingang seines E-Mail-Accounts. Zuerst alle drei, dann alle zwei Tage und seit dem vierten November bekommt er jeden Tag gegen fünf am Nachmittag eine Erinnerung, dass er sich für irgendeine Naturweinmesse anmelden soll.

In ziemlich hoher Frequenz ist der Rudl zur RAW in Montréal, Miami, New York, Los Angeles und Berlin eingeladen worden. Hauptsache die Rebsorten sind autochthon, der Winzer schurlt mit einem Pferd durch seinen Weingarten und das Endprodukt ist trüb.

Jetzt können Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, einwenden, dass gelegentlich auch vor dem Weinkaufhaus vom Rudl ein Lastauto vorfährt und eine Palette ablädt, dass dieses Lastauto nicht von der Sonne angetrieben wird und die Fenster vom Rudl seinem Geschäftslokal hundsmiserable abgedichtet sind. Das stimmt alles und das sind alles Kompromisse, die der Rudl einmal mehr und einmal weniger zähneknirschend eingeht.

Naturweinbranche

In manchen Teilen der Naturweinbranche vermisst Rudolf Polifka das Bewusstsein, dass Verantwortung für die Natur nicht an der Grenze des Weingartens beziehungsweise an der Kellertür aufhört. Elitäres Lifestylepathos, wie es der Rudl gelegentlich wahrzunehmen meint, widert ihn an. Das findet er lächerlich. Da wählt er den Hundertachtziggradtanzschritt und ist eine Wolke. Diese Erscheinungen kommen dem Rudl mittlerweile in oenologischer Hinsicht ungefähr so authentisch vor wie die Wiener Wiesn in musikalischer.

Der Herr Kurt hat seinerzeit gemeinsam mit Sexualberater Karl Horak psychologische Untersuchungen über Besitzer von Autos mit hohem Treibstoffverbrauch durchgeführt (Ostbahn-Kurti und die Chefpartie, Saft & Kraft, Wos wü de wüde Hilde, 1994). Sind Ergebnisse dieser Studien modifiziert auf die Wochenendkurzurlaubsjetter in den überbilligten Fliegern anzuwenden?

Weinschulrat Rudolf Polifka meint es auf alle Fälle ernst mit der Schulautonomie. Darum pfeift er diese Woche noch viel lauter auf Konventionen, Konformitäten und den Zeitgeist:

Neun Weine von acht Weinbauern, die – jeder auf seine Art – für den Rudl Natürlichkeit, Authentizität und Kunstfertigkeit repräsentieren.

Sepp Muster

Der Rudl hat seit kurzem etliche 2017er von Maria und Sepp Muster in seinem Geschäft. Keinen davon wird er diese Woche glasweise ausschenken, „weus schod war“, wie der Herr Kurt vielleicht sagen würde. Oder weil man nicht ungeduldig sein soll, wie der Rudl sagt.

Aber Dreizehn passt jetzt gut. Und am Schilcher ist vielleicht noch besser schmeckbar, was Sepp Muster von Konventionen hält.

  • Schilcher 2013, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (4/6)

Josef Umathum

Der Rudl erachtet Verantwortungsbewusstsein für Region, Land und Planet als einen Aspekt von Natur. Und guten Wein auch.

  • Königlicher Wein MMXVI, Josef Umathum, Frauenkirchen (4,5/7)

Friedrich Kuczera

Über den hat Ihnen Herr Rudolf vor gar nicht so langer Zeit ein bissl was geschrieben. Und dann sind die Frau und der Herr K beim Rudl mit einer Flasche Zierfandler 1987 aufgekreuzt. Dass der Zierfandler von Friedrich Kuczera etwas Besonders ist, hat der Rudl gewusst. Aber die Eleganz, Frische und Vielschichtigkeit dieses 32 Jahre reifen Weins war schon mehr als beeindruckend. Wie viele Weine, denen man heute zurecht oder zuunrecht das Taferl „Naturwein“ umhängt, werden in 32 Jahren so lebendig dastehen?

  • Zierfandler 2018, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (2/3)

Jacques Maillet

Der Rudl liest gerade das Buch „La parole de Pierre“, ein hundertachtzig Seiten langes Interview mit Pierre Overnoy, der gerne in einem Atemzug mit dem Chemienobelpreiskandidaten Jules Chauvet als Mitinspirator des Naturweins bezeichnet wird. Und wenn Monsieur Overnoy Überlegungen über Bodenbearbeitung, Rebselektion und ph-Wert im Boden anstellt, fühlt sich der Rudl in den Weingarten von Jacques Maillet versetzt.

  • Jacquère 2015, Jacques Maillet, Motz, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Gamay 2015, Jacques Maillet, Motz, AOP Vin de Savoie (4/6)

Josko Gravner

Heute gibt es Weinkonzerne, die Orangewine produzieren. Also Josko Gravner die ersten Anforen vergraben hat, haben diese Konzerne noch etwas ganz anderes gemacht. Und dann ein Zeitl lang auch noch.

Josko Gravner hat damals auf alle Fälle existenziell erlebt und gespürt, dass er etwas anders machen muss und will. Er hat seine Arbeitsweise nicht an Umsatzzahlen oder Weinberatern orientiert. Das ist dabei heraus gekommen.

  • Breg Bianco 2008, Josko Gravner, Oslavia, Gorizia, Italien (10/16)

Michel Grisard und die Giachinos

Michel Grisard ist für Savoyen ungefähr, das, was Pierre Overnoy für den Jura ist. Er hat quasi zwei Nachfolger und keiner ist mit ihm verwandt. Brice Omont betreibt die Domaine des Ardoisières. Die Trauben aus Grisards Weingärten in Frétérive, Arbin und Cruet vinifiziert Clement Giachino. Bei der Altesse 2015 haben es die Hefen mit dem Restzucker gut gemeint. Caviste Rudolf weiß von einem seiner Lieblingsweine, dem Marestel von Dupasquier, dass es Einfacheres gibt, als halbtrockene Weißweine zu verkaufen. Aber darauf kann der Rudl bei diesem Wein keine Rücksicht nehmen. Erstens vermutet Monsieur Rudolf einen Batzen Lagerfähigkeit hinter diesem Wein und zweitens passt Prieuré Saint Christophe Blanc 2015 heute schon gut zu Nachspeisen. Und zu Weihnachtskeksen.

  • Prieuré Saint Christophe Blanc 2015, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Roussette de Savoie (6/9)

Josef Lentsch, Dankbarkeit

Der würdigt neben dem Trainer ganz besonders Franz von Assisi. Den Rudl überzeugt so etwas mehr von einem verantwortungsbewussten Verhältnis zur Natur als Frauenpopos auf Weinetiketten.

  • Welschriesling Auslese „Schrammel“ 2017, Josef Lentsch, Dankbarkeit (4/6)

Domaine de la Tournelle

Emmanuel Houillon ist der Weinbauer, der Weingut und Wirken von Pierre Overnoy übernommen hat. Nur bekommt man von dem so gut wie nirgends einen Wein. Pascal Clairet aus der Nachbarstadt Arbois hat auch ziemlich viel von Monsieur Overnoy gelernt. Und am Bistrot de la Tournelle, das er mit seiner Frau bei Schönwetter direkt am Bach führt, sollte man nicht vorbei fahren, auch wenn der Rudl sonst zurückhaltend mit Empfehlungen ist.

  • Macvin du Jura, Domaine de la Tournelle, Arbois, AOP Macvin du Jura (5/8)

 

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Nicht ausschließlich diese Weine, sondern auch noch den einen oder anderen Giachino können Sie kommende Woche glasweise erstehen

am Dienstag, den 19. November und am Donnerstag, den 21. November

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 26. und 28. November

möglicherweise Orangen

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!

Herr Rudolf pfeift mit den Spatzen auf Billigflieger und Weinzeitgeist!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Domaine Giachino. AUSNAHMSWEISE MONTAG, 11.11. und Dienstag, 12.11. geöffnet (Donnerstag, 14.11. geschlossen)

Herr Rudolf bittet um Verständnis für die außertourlichen Öffnungszeiten in der kommenden Woche. Am Montag (11.11.) und am Dienstag (12.11.) öffnet Herr Rudolf die Pforten seiner Weinhandlung. Am Mittwoch (13.11.) treffen Sie den Rudl bei der Weinauktion zugunsten des Integrationshauses

 

ab etwa 19 Uhr im Alten Rathaus in der Wipplinger Straße 8. Wen der Rudl dort dabei erwischt, dass er etwas ersteigert, für die oder den gibt es in der Woche drauf, wenn es beim Rudl heißt „Natürliche Weine. Kommen Sie dem Rudl nicht mit ,Naturwein‘!“, ein Achtel auf Haus.

Und am Donnerstag hockt der Rudl im Oval in Salzburg und hört seiner zweitliebsten Musikkapelle, den Querschlägern, beim Musizieren zu.

David und Fred und Clement Giachino

Auch wenn das in geometrischer Hinsicht nicht korrekt ist, freut sich der Rudl, dass es ein gleich paar zentrale Weinbauern in seinem Sortiment gibt. Allen hat er mindestens schon ein Wochenthema gewidmet, nur einem noch nicht. Das liegt nicht daran, dass der drei ist. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jetzt glauben, dass Ihnen der Rudl mit der Dreifaltigkeit daher kommt, dann täuschen Sie sich gewaltig. Zumindest nicht mit der Dreifaltigkeit im klassischen Sinn. Wobei, ein bissl ein Mysterium ist es dem Rudl schon, wie drei Winzer unter einem Dach eine derartige Vielfalt an trotzdem authentischen, harmonischen und zueinander passenden Weinen machen. Und wenn man das Etikett von der maischevergorenen Marius & Simone berücksichtigt, dann sind es sogar drei Generationen, weil dort Opa Marius Genton abgebildet ist.

à propos maischevergoren

Die Domaine Giachino ist demeterzertifiziert und das Ziel sind Weine ohne Schwefelzusatz. Wenn das den Winzern nicht passabel erscheint, streben sie einen minimalistischen Einsatz von Schwefel an.

Sollte es sich dann aber herausstellen, dass der Verzicht auf Schwefel zu flüchtiger Säure geführt hat, dann bzeichnen die Giachinos das nicht als Charakteristikum von Naturwein oder Terroir, sondern als „échec“, als Scheitern.

Caviste Rudolf wird Ihnen in der nächsten Woche viel mehr über Naturwein und das, was damit bezeichnet wird, erzählen, aber auf diese konsequente Haltung der Giachinos weist er diese Woche gerne hin. Möglicherweise wäre der Naturweinwelle mehr Nachhaltigkeit beschieden gewesen, wenn alle, die darauf reiten, so seriös und ehrlich agierten wie die Giachinos.

Micro-Terroir

Die Weingärten der Giachinos liegen im Naturpark der Chartreuse, auf Gletschermoränen am Fuße des Mont Graniers. In der Nacht von 24. auf 25. November 1248 sind 500 Millionen Kubikmeter Felsen vom Mont Granier herunter gekommen. Auf den chaotischen Gesteinshalden ist zuerst einmal jahrhundertelang nichts gewachsen. Später nur Wein.

Spurenelemente, Fauna, Belüftung, Verwurzelung und Mikroben machen ein besonderes Terroir, das am besten durch biodynamische Bewirtschaftung zur Geltung gebracht wird, seit ein paar Jahren demeterzertifiziert.

Mehrheitsfähig ist biologischer Weinbau in dieser Gegend trotzdem nicht. Eher im Gegenteil. Herr Rudolf hat die letzten beiden Sommer jeweils eine Woche mitten in den Weingärten von Les Marches und Apremont gewohnt und quasi an der eigenen Nase erlebt, wie es ist, wenn man in der Früh von den Düsen der Giftspritzer aufgeweckt wird. Wenn man dann durch derart ausgebleichte Rebzeilen geht, zum Beispiel zum Restaurant „Le Saint André“, am Rückumweg jedoch durch einen Weingarten der Giachinos spaziert, dann versteht man geruchlich, optisch und überhaupt, auch ohne Wein zu trinken, was die Giachinos meinen, wenn sie darauf hinweisen, dass Wein vor allem ein Vergnügen sein muss.

Macro-Terroir

Die durchschnittliche Meereshöhe des Departements Savoie beträgt 1500 Meter. 36 Berge sind höher als 3500 Meter, 107 höher als 3000.

Wein ist nicht das Erste, an das man in so einer Gegend denkt. Im Laufe der Zeit haben sich wenige kleine, zerstückelte und ausgesetzte Parzellen für den Weinbau herauskristallisiert. Und das auch nur, weil am Ende des Quartärs die Gletscher beim Rückzug Täler mit Seitenmoränen gebildet haben.

Jene am Piémont des Graniers ist so eine, in ihrer Höhe und Ausrichtung einzigartig in Frankreich.

Die Wetterverhältnisse können extrem sein und aneinander geraten. Marseille ist etwa dreihundert Kilometer entfernt, von den meisten Weingärten sieht man auf Gletscher.

Rebsorten

Abgesehen von einem ganz kleinen bisschen Gamay wachsen in den Weingärten der Giachinos ausschließlich autochthone Rebsorten. In den letzten Jahren hat man sich besonders um den Erhalt vom Aussterben bedrohter Varietäten bemührt. So sind unter anderem fünfunddreißig Ar Douce Noire, Peloursin, Mondeuse und Étraire de la Dhuy als Gmischter Satz ausgepflanzt worden. Das kann man sich auf der Homepage der Giachinos anschauen.

Geschichte

Ursprünglich war der Bauernhof der Giachinos eine gemischte Landwirtschaft, in den reichen Böden der Ebene Getreide, Nüsse und Obst, an den kargen Hängen Wein.

1988 übernimmt Frédéric die eineinhalb Hektar Weingärten seines Opas Marius Genton. Er konzentriert sich auf Wein. Heute sind es neun Hektar, auf sechs davon wächst die Rebsorte, mit der etwa so viel Schindluder getrieben wird wie mit Welschriesling: Jacquère. Schritt für Schritt entfernt sich Frédéric Giachino vom konventionellen Weinbau. Unzertifizierter Verzicht auf den Zauberkasten, Bio, demeter. Lange wird der Bub Clement nicht gezögert haben, 2015 in den Betrieb einzusteigen. Wie es der Zufall will, hat zu dieser Zeit Michel Grisard, der Pierre Overnoy Savoyens, dann doch seine Rente angetreten. Und Clement hat seine Weingärten übernommen.

Den Rest können Sie sich, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe diese Woche glasweise von Herrn Rudolf kredenzen lassen

  • Monfarina 2015, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (2,50/4)
  • Altesse 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Marius & Simone 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4,50/7)
  • Giac‘ Pottes 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Mondeuse 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Persan 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4,50/7)
  • Don Giachino (méthode traditionelle) 2015, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4,50/7)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

AUSNAHMSWEISE AM MONTAG, DEN 11. NOVEMBER und am Dienstag, den 12. November

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 19. und 21. November

natürliche Weine

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!

Herr Rudolf diese Woche ganz besonders das Wiener Integrationshaus!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Welschriesling – zum Tag des Apfels oder burgundisch? Welschriesling und Wein des Apffels!

Zuerst ist sowieso Folgendes:

Am Mittwoch, den 13. November findet im Alten Rathaus (Wipplingerstraße 8) die alljährliche Weinauktion zugunsten des Integrationshauses statt. Wer dort etwas ersteigert, bekommt in der Woche drauf beim Rudl ein Achtel auf Haus.

Welschriesling

Im Deutschen haben die Welschen keinen so guten Ruf. Die mittelhochdeutsche Bezeichnung wal(hi)sch tendiert fast ein bissl zum Schimpfwort für romanische oder zumindest romanisierte keltische Nachbarn, ganz im Unterschied zum Schweizerischen, wo dieser Wortstamm nicht wertend auf die französischsprachigen Westschweizer bezogen wird. Auch das altenglische wilisc ist in der Bedeutung von fremd, nicht-englisch und kymrisch abwertend verwendet worden.

Heute noch wird mit Wörtern, die den Stamm -welsch enthalten, selten ein Kompliment gemacht. Attestiert man einer sprachlichen Performanz, wie das Deutschdidaktiker heute mittelgeschickt ausdrücken, etwa „Kauderwelsch“, dann meint man damit in der Regel nicht die allerhöchste Stufe der Sprachentwicklung. Ursprünglich ist welsch- auf die bei Caesar genannten gallischen Volcae zurückzuführen. In weiterer Folge hat man es auf andere Völkerschaften bezogen. Dass damit selten freundschaftliche Beziehungen zum Ausdruck gebracht worden sind, geht aus dem verwandten altenglischen wylen in der Bedeutung von Sklavin hervor.

Wenn heute in der Weinsprache von einem Welschriesling die Rede ist und der Verdacht auf einen Zeitgenossen aus oenologiefernen Schichten als Adressaten nicht auszuschließen ist, wird nicht selten ein „… nicht zu verwechseln mit dem Rheinriesling, auch Reisling genannt“ hinzugefügt. Als Aufwertung ist dieser Zusatz auch in diesem Zusammenhang nicht gemeint. Und als Kompliment an das Weinwissen des Gegenübers vermutlich auch nicht.

Kaufmännisch gedacht

Herr Rudolf ist sich nicht nur in Anbetracht des Erwähnten darüber im Klaren, dass es für seine fast allwöchentliche Lehrveranstaltung kaufmännisch betrachtet aussichtsreichere Wochenthemen als „Welschriesling“ gibt.

Ein naheliegender Reflex auf diese Einsicht ist, sich beim Verfassen dieser Zeilen ganz besonders ins Zeug zu legen, was wiederum ganz passable Voraussetzungen für ein Resultat als Mischkulanz aus Spröde, Oberlehrerhaftigkeit und missionarischer Aufdringlichkeit darstellt. Aber ganz kommt man aus seiner Haut halt auch nicht heraus. Darum wird in den folgenden Zeilen viel Wissens- und Halbwissenswertes verbreitet. Wenn Sie aber Welschriesling partout nicht verputzen können, dann wird das der Schulmeister Polifka nicht ändern und Sie können sich einen Kaffee kochen oder Musik hören, anstatt hier weiterzulesen.

Rebsorten und Nachred‘, die Soundsovielte

Die Entwicklung der Popularität vieler Rebsorten gleicht einer Sinuskurve. Das beste Beispiel ist vermutlich Chardonnay. Der ist in den Neunziger Jahren ganz oben gewesen. Gut zehn Jahre später hat die Weinwelt dann die Parole „ABC – anything else but Chardonnay!“ ausgegeben.

Bei Sauvignon Blanc schaut es zeitlich versetzt ähnlich aus, vielleicht mit dem kleinen Unterschied, dass die Beliebtheit dieser Rebsorte gelitten hat, aber nie ganz parterre gewesen ist.

Und für Caviste Rudolf ist Sauvignon Blanc sowieso über sämtliche Aufs und Abs ein bewährter Seismograph im Sortiment eines ihm unbekannten Weinbauern. Schmeckt dem Rudl der Sauvignon Blanc von einem Winzer gut, sind die Chancen ganz passable, dass es die anderen Weine auch tun. Eher weniger effizient ist dieser Seismograph im Elsass. Auch in Savoyen und an der Côte d’Or kommt man damit nicht recht weit.

Wie mit dem Hundsdreck im Profil des Goiserers (frei nach dem Herrn Kurt)

Ein paar Rebsorten gibt es, die scheinen einen unbefristeten Mietvertrag für das untere Ende der Beliebtheitsskala zu haben. Das kann mit physiologischen Eigenschaften der Weinbeerln zu tun haben, etwa sehr früher Reife, Großbeerigkeit, allzu großer Gefälligkeit als Speisetraube in Kombination mit wenig Säure. Monsieur Rudolf bezweifelt aber, dass in jedem Fall ein Dauerimagetief mit grundsätzlich schlechtem Charakter einer Rebsorte zu tun hat, gerade so ähnlich wie er das im Fall von Menschen anzweifelt.

Pierre Overnoy weist darauf hin, dass manche Rebsorten in Vergessenheit geraten, weil der Chemiekasten ihre Aufgaben übernimmt, etwa jene Rebsorten, die sich seinerzeit in heißen Jahren um die erforderliche Säure im Wein gekümmert haben. Dass manche dieser Rebsorten nahezu ausgestorben sind, könnte sich in Anbetracht der Herausforderungen der Erderwärmung noch als ziemlich „blede Gschicht“ erweisen. Bezahlen werden die Rechnung dafür ziemlich sicher nicht die Verursacher des Schadens. Das Phänomen nennt man Neoliberalismus.

Welschriesling. Eh

Reift spät, mag geringe Niederschläge und bringt zuverlässig gute Erträge.

Die Kombination aus diesen drei Eigenschaften könnte man quasi als Unique

Wineing Proposition des Welschrieslings betrachten. Dem Rudl zumindest fällt aus dem Stand keine Rebsorte ein, die diese drei Eigenschaften auszeichnen. Doch, eine fällt ihm ein.

Ursprung

Die Vorsilbe Welsch- kann man als Indiz dafür betrachten, dass diese Rebsorte italienische, aller Voraussicht nach norditalienische Wurzeln hat. Dem immer wieder geäußerten Verdacht, Welschriesling stamme aus der Champagne, kann der Rudl nicht viel abgewinnen. Das würde im Hinblick auf eine erderwärmte Zukunft vielleicht sogar einen Sinn, aber in früheren Zeiten vermutlich nicht einmal die für Champagner nötige Gradation erreicht haben.

Eigenschaften

Das Holz des Welschrieslings ist im Unterschied zu dem des Rieslings hell, die Traube mittelgroß und dichtbeerig, die Beeren klein und dünnschalig. Welschriesling hat auch wenig Angst vor Spätfrost, weil er spät austreibt. An und für sich reift er spät. Wenn es nach ihm ginge, würde er vielleicht später gelesen. So sagt man ihm Anklänge an grüne Äpfel nach, was der Rudl auch nicht schlimm findet, solange es nicht dominiert.

Entwicklung

Früher habe man den Welschriesling oft gegen Allerheiligen gelesen, manchmal im Schnee. Heute gibt es Steirischen Junker, bei dem der Welschriesling dominiert. Das soll nicht bedeuten, dass es nicht immer wieder Ansätze gegeben hat, aus dem Welschriesling mehr zu machen. Der Rudl meint sich erinnern zu können, dass man am Weingut Tscheppe – dem hinsichtlich der Hektaranzahl großen Tscheppe – in den Neunziger Jahren angekündigt hat, aus dem Welschriesling für die Steiermark das zu machen, was der Grüne Veltliner für Niederösterreich ist.

Tatsächlich ausgegangen dürften die Rufrettungsbemühungen für den Welschriesling dann eher vom Südburgenland sein. Dort hat sich Caviste Rudolf auf die Suche nach den Möglichkeiten dieser Rebsorten gemacht, alles im Bewusstsein, dass so oder so immer schon ganz extraordinaire Süßweine aus Welschriesling gemacht worden sind und Winzer wie Sepp Muster, Roland Tauss und Ewald Tscheppe (der nicht an Hektar große), um nur ein paar zu erwähnen, sowieso äußerst kompetente und vielschichtige trockene Welschrieslinge machen.

Und dann sollte man vielleicht auch noch auf das Potential dieser spät reifenden Rebsorte für Schaumweine eingehen. Herrn Rudolf scheint bei keinem Weinstil der Anteil an schlechten Weinen so hoch zu sein wie bei Schaumweinen. Das hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts mit Rebsorten zu

tun. Vielleicht auch ein Hinweis darauf, dass es nicht am Welschriesling liegt.

Burgundisch?

Was den Rudl immer wieder ein bissl irritiert zurück lässt, sind Bemerkungen wie „fast ein bissl burgundisch“ im Zusammenhang mit teureren Welschrieslingen. Burgund ist mit Sicherheit nicht die Lieblingsweinbauregion vom Rudl, abgesehen von Chablis, für dessen gelungene Repräsentanten der Rudl sehr weit geht. Aber selbst wenn man Burgund jetzt mag, stellt sich die Frage, was mit einem „burgundischen Welschriesling“ gemeint und ob so etwas gegebenenfalls erstrebenswert ist.

Vielleicht bedeutet das geographische Adjektiv, dass der betreffende Welschriesling einen Monat später als das Gros seiner Kollegen gelesen worden ist. Auch ok, wenngleich nicht sonderlich treffsicher in der Wortwahl.

A eigene Gschicht

Monsieur Rudolf hat eine eigene Geschichte mit Welschreisling. Der erste wirklich teure Wein, den sich der Rudl selber gekauft hat, war ein Welschriesling. Eine Welschriesling Trockenbeerenauslese 1981 vom Weingut Kracher in Illmitz. Das muss im Jahr 1989 gewesen sein. Bemerkenswerter mag vielleicht sein, dass der zweite, dann wirklich teure Wein auch wieder ein Welschriesling gewesen ist, ein trockener Welschriesling aus Poysdorf von Leopold Poiss aus dem Jahr 1947. Der Rudl hat auf diesen Wein, über dessen Verfügbarkeit er seinerzeit in der Tageszeitung Kurier gelesen hatte, ein ganzes Zeitl hin gespart und sich den Wein dann selber zum Geburtstag gekauft. Gegeben hätte es auch alte Grüne Veltliner, nur hat Herr Rudolf, seinerzeit am Pass gerade kein Teenager mehr, auf Welschriesling und vor allem auf den Jahrgang 1947 bestanden, weil er beides für gute Vorzeichen von extraordinairem Reifungspotential gehalten hat.

Die Tschäsn für die dafür notwendige Fahrt von Salzburg Maxglan nach Poysdorf und retour haben ihm seine Eltern als Geburtstagsgeschenk zur Verfügung gestellt. Die Rechnung über den Kauf dieses Weins ist dem Rudl unlägst beim Zusammenräumen in die Hände gefallen.

Diesen Wein vermag der Rudl diese Woche bedauerlicherweise nicht zu kredenzen. Einige Jahre nach dem Kauf hat der Rudl die Flasche umgeschlichtet und sich dabei gewundert, dass sie so leicht ist. Ob dieser Welschriesling nach so vielen Jahrzehnten noch gehalten hat, muss unbeantwortet bleiben. Der Kork hat es auf alle Fälle nicht. Damit wäre bewiesen, dass eine eigene Gschicht manchmal auch eine blede Gschicht sein kann. Und wer hätte das kompetenter abgehandelt als der Herr Kurt?

Auf alle Fälle hat der Rudl seinerzeit gemeinsam mit dem Siebenundvierziger noch den damals aktuellen Welschrieslingsjahrgang 1991 gekauft und von dem hat er noch ein Flascherl. Das wird er diese Woche aufmachen und Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, können den Wein zu einem dem Wiener Boulevard genau entgegengesetzten Preis kosten: gratis, aber hoffentlich nicht umsonst. Vielleicht lassen sich von diesem Wein ja sogar Rückschlüsse auf eine allfällige Haltbarkeit des Siebenundvierzigers ziehen.

Verbreitung

In Österreich ist Welschriesling mit großem Abstand hinter dem Grünen Veltliner immer noch die zweitverbreitetste Weißweinrebsorte, obwohl in den letzten Jahrzehnten mehr Welschrieslingweingärten gerodet als ausgepflanzt werden. Im Vergleich zu den dreißigtausend Hektar Welschriesling in Serbien sind die dreitausend in Österreich eher ein Lercherl. In Kroatien ist er die verbreitetste Weißweinrebsorte.

  • Laški rizling 2015, Gjerkeś, Prekmurje, Slowenien (2,50/4)

  • Welschriesling 2017, Weinsteindl, Purbach, Neusiedlersee Hügelland (2/3)

  • Welschriesling 2018, Helga und Alfred Weber, Deutsch-Schützen, Südburgenland (2/3)

  • Welschriesling 2016, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel Süd (2,50/4)

  • Welschriesling „Winburg“ 2013, Karl Renner, Leutschach, Südsteiermark (3/5)

  • Welschriesling „Franz Lackner“ 2016, Lackner-Tinnacher, Gamlitz,

Südsteiermark (4,50/7)

  • Welschriesling „Natural“ 2018, Harkamp, Sankt Nikolai im Sausal (4/6)
  • Welschriesling vom Opok 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (3/5)

  • Welschriesling vom Opok 2016, Alice und Roland Tauss, Leutschach (3/5)

  • Welschriesling „Alte Reben“ 2017, Wachter-Wiesler, Deutsch-Schützen, Südburgenland (5/8)
  • Welschriesling „P******r“ 2017, Thomas Straka, Rechnitz, Südburgenland (4/6)
  • Welschriesling Auslese „Schrammel“, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedlersee (4/6)
  • Welschriesling 1991, Josef Poiss, Poysdorf, Weinviertel (Gegenteil des Preises der Edelblätter)
  • Terroir de Saint Alban 2018 (Jacquère und Altesse), Mathieu Apffel, AOP Vin de Savoie (4/6)
  • Blaufränkisch Weinberg 2017, Alfred Weber, Deutsch-Schützen, Südburgenland (2,50/4)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Diese Woche gibt es glasweise ausschließlich diese Weine. Das ist eh ein ganzer Haufen, findet Monsieur Rudolf. Die Sperrstunde bleibt trotzdem bei 22 Uhr. Ambitionierte Oenologinnen und Oenologen bittet der Rudl, entsprechend früh mit den Forschungsarbeiten zu beginnen. Und vielleicht gelingt es Herrn Rudolf zu demonstrieren, dass Welschriesling, ein kompetentes Weinprogramm zu bestreiten, in der Lage ist,

am Dienstag, den 5. November und am Donnerstag, den 7. November

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung der kommenden Woche

eventuell Tag der Orange(n)

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!

Herr Rudolf grüßt die Welschen im schweizerischen Sinn!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Dienstag, der 29. und Donnerstag, der 31. Oktober geschlossen. Weinauktion zugunsten des Integrationshauses am Mittwoch, den 13. November

In der Woche der inoffiziellen Herbstferien erlaubt sich auch Monsieur Rudolf seine Weinhandlung schulautonom geschlossen zu halten, quasi unterrichtsfrei, aber nicht bildungsfrei.

Der Rudl wird sich auf die Suche nach dem Eisen im Welschriesling machen und seine Forschungsergebnisse gegebenenfalls zeitnah danach kund tun.

Vorschau I

5. und 7. November: vermutlich Welschriesling

Vorschau II

Am Mittwoch, den 13. November findet im Alten Rathaus (Wipplingerstraße 8) die alljährliche Weinauktion zugunsten des Integrationshauses statt. Wer dort etwas ersteigert, bekommt in der Woche drauf ein Achtel beim Rudl auf Haus.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!

Herr Rudolf grüßt die Winterzeit!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Schmeckate Rebsorten und Bildungspolitik. Letzte Schulwoche vor den Herbstferien

Schwerer Stand

Aromaintensive Rebsorten, auch „schmeckate Rebsorten“ genannt, haben es momentan doppelt schwer. In Zeiten materiellen Wohlstands scheinen sie sowieso nicht allzu hoch im Kurs zu stehen. Dazu kommt, dass gar nicht so wenige Weine aus an und für sich gar nicht so aromaintensiven Rebsorten mit Hilfe des Chemiezauberkastls dem Geschmack von Menschen, die in ihrer Kindheit viel Kracherl getrunken haben, angebiedert werden. Nicht dem Rudl seines.

Wirklich nur extraordinaire „Schmeckate“

Man kann natürlich unterschiedlicher Meinung sein, was eine aromaintensive Rebsorte ist. Riesling, Pinot Gris, Sauvignon Blanc und Altesse sind aromatisch vermutlich ausgeprägter als Weißburgunder, Chardonnay oder Melon de Bourgogne. Aber Erstere sind im laufenden Kalenderjahr das eine oder andere Mal vor den Vorhang gebeten worden. Traminer dagegen wirklich nur einmal und Muskateller gar nicht. Darum beschränkt sich Caviste Rudolf diese Woche auf diese dezidiert „schmeckatn“ Rebsorten.

  • Muskat3 2017, Christine Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedlersee (2,50/4)

    Wenn alles oder wenigstens mehr auf der Welt so wie die Dankbarkeit wäre! Dann müsste man sich um die Demokratie nicht so viele Sorgen machen. Vielleicht ist diese These erklärungsbedürftig. Aber das ist kein Problem: Die Familie Lentsch keltert Weine, die denen schmecken, die sich intensiv bis fast ausschließlich mit Wein befassen, die aber auch denen schmecken, die einfach einmal ein Glasl Wein trinken wollen, ohne darüber danach eine Prüfung abzulegen. Wein ohne Anbiederung an irgendjemanden, vielleicht gerade deshalb mehrheitsfähig.

    Eine Regierung, die Politik machen würde, wie die Dankbarkeit Wein macht, wäre wohl der effizienteste Schutz vor blonden Schoitln.

  • Weißer Traminer Höhweingarten 2017, Weingut Rudolf Fidesser, Platt, Retzer Land (4/6)

    sehr trocken, 2,4 g Restzucker

  • Neuberger 2016, Weingut Dieter Dorner, (6/9)

    Zweitausendsechzehn ist nicht nur in der Steiermark ein extremes Weinjahr gewesen. Und das ist jetzt nicht das Gejammere von Bauern über das Wetter, das früher viel besser gewesen ist. Ein Gejammere, das eine Entsprechung in jenem von Lehrern über die Schüler, die früher viel besser gewesen sind, hat. Eine Abschweifung mit Ansage, dafür ohne Influenzer:

    Schulweinrat Rudolf glaubt nicht, dass die Schülerinnen und Schüler früher besser gewesen sind. Sie haben nur keine mobilen Endgeräte in ihrer Hand picken gehabt. Die zu verbieten wäre übrigens Sache der Schulpolitik. Aber dazu hat die nicht die nötige Courage. Und weil sie die nicht hat, schwärmt sie lieber völlig weltfremd von den Einsatzmöglichkeiten der mobilen Endgeräte im Speziellen und jenen der Digitalisierung im Allgemeinen. Auf der Strecke bleiben nachweisbar überproportional viele Kinder und Jugendliche aus sogenannten bildungsfernen Schichten. Das wiederum sind überproportional stark Kinder und Jugendliche aus Zuwanderermilieus. Die werden dann mit kleinformatigen Umsonstzeitungen, Billigflügen und immer noch billigerem Industriefleisch abgespeist. Das Schnitzerl, das Schnitzerl, das Schnitzerl! Nicht nur Schulmeister Rudolf beobachtet derlei, inzwischen interessiert sich auch die Wissenschaft dafür, möglicherweise nicht in Österreich. Dort scheinen den Bildungswissenschaftlern der Gleichschritt der Lehrerinnen und Lehrer sowie Kosmetik von vorrangiger Bedeutung. Darüber hinaus lamentieren Schulideologen aller Couleurs, dass Bildung vererbt werde. Eine Metapher, die nicht viel missglückter sein könnte, aber vielleicht auch nicht ganz weit weg von der Ideologie das Licht der Welt erblickt hat. Herr Rudolf vertritt die Auffassung, dass ohne Anstrengung seitens des Erbenden geerbt wird. Wer der Meinung ist, das sei auch im Fall von Bildung möglich, der versteht Bildung anders als Herr Rudolf.

Zurück zum Weingut Dieter Dorner: In den Weingärten von

Novi vrh, gleich auf der slowenischen Seite der Mur hat es im Frühjahr 2016 wie auch in anderen Weinbaugebieten noch sehr spät gefroren. Beim Weingut Dorner hat es dabei achtzig Prozent des gewöhnlichen Ertrags „erwischt“. Jetzt ist es just 2016 vierzig Jahre her gewesen, dass der unvergessene Dieter Dorner sein Weingut biologisch umgestellt hat. Darum haben sie am Weingut Dorner nicht über das Wetter gejammert, sondern das Wenige, was da und dafür von ziemlich extraordinairer Qualität gewesen ist, zu einem einzigen Jubiläumswein gemacht. Der ist dann in Halbliterflaschen gefüllt, mit Naturkork verschlossen und einem handgedruckten Etikett, das jenem von 1976 nachempfunden ist, versehen worden. Entweder hat der Spätfrost dem Traminer weniger geschadet als anderen Rebsorten oder der Traminer hat am Projekt Jubiläumswein fleißiger mitgearbeitet.

  • Muskateller vom Opok 2015, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (4/6)
  • Gewurztraminer Bollenberg „La Chapelle“ 2013, Domaine Valentin Zusslin, Orschwir, Elsass (5/8)

    trocken, und zwar nicht nur im eslässischen Sinn

  • Goldmuskateller „Schwalbenschwanz“ 2017, Andreas und Elisabeth Tscheppe, Glanz an der Weinstraße, Steirerland (6,50/10)

    Glasweispremiere dieses Weines beim Rudl. Monsieur Rudolf hat es sich heuer im Frühjahr nicht nehmen lassen, von seinem Urlaubsquartier zu Andreas Tscheppes Weingärten am Krepskogel zu laufen. Viele solche Weingärten gibt es in der Steiermark nicht. Maischevergoren.

    (in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 22. Oktober und am Donnerstag, den 24. Oktober

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Neuigkeiten aus dem Sortiment

Ab sofort sind folgende Weine von Josef Umathum in den aktuellen Jahrgängen wieder verfügbar:

  • Rosa 2018 (12,50 Euro)
  • Sauvignon Blanc 2018 (13,50 Euro)
  • Königlicher Wein MMXVI (21 Euro)
  • Sankt Laurent Klassik 2017 (12,50 Euro)

Und auch die Jiddische Hühnerleberpastete von der Dankbarkeit gibt es wieder.

Vorschau I

Am 29. und 31. Oktober befindet sich Caviste Rudolf auf Dienstreise im Südburgenland und sucht Eisen im Wein. Darum bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils am 29. und 31. Oktober geschlossen.

Vorschau II

Am Mittwoch, den 13. November findet im Alten Rathaus (Wipplingerstraße 8) die alljährliche Weinauktion zugunsten des Integrationshauses statt. Wer dort etwas ersteigert, bekommt in der Woche drauf ein Achtel beim Rudl auf Haus.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!

Herr Rudolf grüßt aromatisch wie demokratisch!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Rot

Ausgewogen

 

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils fühlt sich der Ausgewogenheit verpflichtet, fast wie der ORF. Nicht immer gelingt es dem Rudl, diesem selbst gestellten Anspruch gerecht zu werden. Und in einem Punkt schafft er die Ausgewogenheit gar nicht. Beim Verhältnis zwischen Weißwein und Rotwein.

 

Weinfarben

 

Mit denen ist es bekanntlich ein eigenes Kapitel. Der Rudl verliert dabei zusehends den Überblick. Es scheinen ihm auch immer mehr zu werden. Eine Analogie zum parteipolitischen Farbenspektrum. Und wie man sich bei manchen politischen Parteien die Frage stellen kann, was an ihnen noch mit den klassischen Zuschreibungen zu ihrer Farbe zusammen passt, so fragt sich der Rudl gern, warum ein Wein aus grünen Trauben Weißwein heißt. Rotwein nennt man sowohl einen Cahors als auch einen Pommard, obwohl die farblich nicht sehr viel gemeinsam haben. Vom Vin Gris will Caviste Rudolf hier gar nicht schreiben. Seiner Wahrnehmung nach ist auch nur ein ganz, ganz kleiner Teil dessen, was heute als „Orangewine“ bezeichnet wird, orange. Aber bitte.

Egal, wie man über die diversen Weinfarben und deren Bezeichnungen denkt, muss der Rudl eines zugeben: Rotwein kommt bei ihm oft zu kurz.

Darum stellt der Rudl diese Woche in das Zeichen der Ausgewogenheit und kredenzt Rot:

  • Teran 2011, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (4,50/7)

Rotwein für die Jausn

  • Gamay 2015, Jacques Maillet, Motz, Chautagne, AOP Vin de Savoie (4/6)

Gamay, aber alles andere als „primeur“. „Sur le terroir des Vignes du Seigneur“ steht am Rücketikett. Ein direkter „Seigneur“ im Sinne von Gutsherr ist Jacques keiner mehr, weil er in der Rente ist und sein Weingut übergeben hat. Junker ist er auch keiner, aber ganz sicher eine außerordentlich verdienstvollen und anerkannte Persönlichkeiten in der Weinwelt Savoyens, beziehungsweise der französischen Weinbiodynamie.

  • Cuvée de Papy, Héritiers Marc Faurie, Tournon s/ Rhône, Vin de France (4/6)

    Reinsortiger Syrah vom Schiefer an der nördlichen Rhône – Bernard Fauries Wein für die lokale Kundschaft

  • Mondeuse Noire 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4/6)

    Pfeffer, nicht Pfefferl. Rotwein von schwarzen Trauben.

  • Rotwein 2012, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Steirerland (4/6)

Blauer Wildbacher, Rotburger und Blaufränkisch – trotzdem heißt er „Rotwein“.

  • Mondeuse 2015, Jacques Maillet, Motz, Chautagne, AOP Vin de Savoie (6,50/10)

Ein bissl stolz ist der Rudl schon, dass er diesen Wein noch im Sortiment hat.

  • Irouléguy Rouge 2012, Domaine Ilarria, Sud Ouest (4,50/7)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

Aber es gibt diese Woche glasweise nicht nur Rotweine

am Dienstag, den 15. Oktober und am Donnerstag, den 17. Oktober

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 22. und 24. Oktober

vielleicht endlich die Reverenz an die abgeschriebenen Jahrgänge 2008 und 2014, vielleicht aber auch etwas anderes

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!

Herr Rudolf grüßt mehr gewogen als ausgewogen!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57

Dankbarkeit. Wann, wenn nicht diese Woche?

Grundhaltungen und Zeitgeist

Mit Grundhaltungen scheint es sich wie mit Taschen oder Telefonen zu verhalten. Manche davon gelten als angesagt, andere weniger. Sie wissen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, angesagt bedeutet diktiert oder auch influenziert. So eine angesagte Grundhaltung scheint dem Rudl heute das Sichholen, was einem angeblich zusteht, zu sein. Freilich kann es ins Hoserl gehen, wenn man diese Mentalität allzu explizit plakatiert. Aber zumindest bei einem dürfte diese Botschaft damals vor zwei Jahren angekommen sein. Das zeichnet sich in den letzten Tagen und Wochen ziemlich deutlich ab.

Demut

Andere Grundhaltungen haben es vergleichsweise schwer. Und sehr oft haben es dann auch die schwer, die sich so einer unangesagten Grundhaltung befleißigen. Ein Bekannter vom Herrn Kurt hat vor einiger Zeit gemeint, dass Demut einem und einer jeden ganz gut ansteht. Rudolf Polifka sieht das genau so.

Mehrheitsfähig dürfte Demut aber nur der neoliberalistischen Deregulierung gegenüber sein, und dem Kapitalismus gegenüber sowieso. Neben dem gibt es bekanntlich keinen Gott. There is no alternative.

Mögliche Ursachen für die schlechte Nachred‘ von Demut

Vielleicht wird Demut manchmal mit Unterwürfigkeit verwechselt. Aber das ist ja gar nicht die Demut. Und vielleicht ist es auch so, dass die, die besonders öffentlichkeitswirksam Demut und Dankbarkeit hinaus posaunen, etwa nach Wahlerfolgen, damit ihre Überheblichkeit und Selbstgerechtigkeit zu kaschieren versuchen. Aber das ist sie natürlich dann auch nicht, die Demut.

Kommende Woche auf alle Fälle Dankbarkeit!

Von der hält der Rudl nämlich auch ziemlich viel. Und in dieser Woche noch viel mehr.

  • Dankbarkeit Weiß 2008, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (4/6)
  • Dankbarkeit Weiß 2009, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (4/6)
  • Dankbarkeit Weiß 2010, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (4/6)
  • Dankbarkeit Weiß 2011, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (3/5)
  • Dankbarkeit Weiß 2012, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (3/5)
  • Pinot Noir 2013, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (4/6)
  • Neuburger 2015, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (3/5)
  • Pinot Noir Rosé 2016, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (4/6)
  • Welschriesling Auslese „Schrammel“ 2017, Josef Lentsch, Dankbarkeit, Neusiedler See (4/6)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 8. Oktober und am Donnerstag, den 10. Oktober

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 15. und 22. Oktober

vielleicht eine Reverenz an die abgeschreibenen Jahrgänge 2008 und 2014, vielleicht aber auch ein Rotweinthema

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!

Herr Rudolf dankt, ganz besonders dem Trainer!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57