Gelber Wein. Man bringe ihn! Percée du Vin Jaune in Reindorf, am Dienstag, den 31. Jänner von 17 bis 21 Uhr

Am 4. und 5. Februar werden sich zum ersten Mal seit 2020 wieder zum traditionellen Termin tausend Menschen – dieses Jahr in Voiteur, nahe Château-Chalon – versammeln, um zu überprüfen, ob der Vin Jaune in den letzten sechs Jahren eh keinen Blödsinn unter seiner Hefeflorschicht gemacht hat.

Anlass für Herrn Rudolf, auch in Reindorf oxidativ ausgebautem Wein im Allgemeinen und gelbem im Speziellen die Reverenz zu erweisen.

Den sowieso erst einmal gerecht gewordenen Auftrag, mit je einem Exemplar aus jeder der vier vinjauneberechtigten Appellationen aufzufahren, hat sich der Rudl selber aufgekündigt. Erstens versteht er immer weniger, welche besonderen Gegebenheiten die Weine aus L‘Étoile gegenüber jenen der allgemeinen Appellation Côtes du Jura auszeichnen. Und zweitens sind vier so teure Weine auf einmal vielleicht auch nicht ganz ideal. Billig sind freilich auch die vom Rudl ausgewählten nicht. Darum stellt Caviste Rudolf zwei Vins Jaunes andere oxidativ ausgebaute Weine, teilweise aus anderen Weinbaugebieten an die Seite. Und er ersucht gleich um Verständnis, dass es sich bei fast allen um Einzelflaschen handelt. Jetzt ist die Frequenz in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils äußerst wechselhaft. Sollten mehrere Forschungshungrige sich der die Wechselwirkungen von Wein und Sauerstoff vergewissern wollen, kann es Monsieur Rudl nicht ausschließen, dass es mit zunehmender Fortdauer des Abends zu Engpässen, respektive Nichtverfügbarkeiten der folgenden Weine kommen kann, aber nicht muss.

  • Eztia 2013, Domaine Ameztia, Saint Etienne de Baigorry, AOC Irouléguy (6,50/11)

    Dass dem Rudl sein Sortiment mehr als kompetent ist, daran besteht für ihn kein Zweifel. Und viele die Weine, die er glasweise anbietet, bekommen Sie glasweise auch nicht so schnell irgendwo, selbst wenn Sie dafür bis in die laut Karl Valentin nach einer alten Hose benannte Stadt reisen. Das war vom Rudl von Anfang an so geplant. Ein Drittes wollte Monsieur Rudolf auch immer schon machen, es wurde ihm naturgemäß aber erst im Lauf der Zeit möglich: das Anbieten kleiner Mengen von Weinen, die Herr Rudolf schätzt, die aber aufgrund der quantitativen Begrenzungen einer so dimensionierten Weinhandlung weder regelmäßig noch regulär im Sortiment antanzen können. Schön langsam wird das jetzt möglich, mit einer bouteillierten Trockenbeerenauslese aus dem Jahr 1973 zum Beispiel. Oder mit dem trockenen Weißen des Schäfers und Weinmeisters Jean-Louis Costera. Sie finden diese Weine unter „Sortiment“ auf der Internetseite des Weingeschäfts. Sie können auch danach fragen. Und kommende Woche können Sie diesen Wein sogar glasweise trinken. Es ist ein weißer Irouléguy. Er ist nicht explizit oxidativ, aber doch oxidativer ausgebaut als etwa Hégoxuri von der Domaine Arretxea und sogar oxidativer als der weiße Ilarria.

  • Sous Voile 2014, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges, Hoch-Savoyen (8/12)

  • Melon „La Fauquette“ 2017, Michel Gahier, Montigny-les-Arsures, AOP Arbois (6,50/10)

    Eine Spielart der im Mucadet verbreiteten Sorte. Stammen tut sie aber, worauf der Name hinweist, aus Burgund. Darum ist sie im Jura ihrem Ursprung auch um ein paar Längen nähe als am Unterlauf der Loire.

  • Liquis Mineralis nv (2008 bis 2014), Clos de Trias, Barroux am Fuß des Mont Ventoux, Vin de France, Rhône Sud (8/12)

    Gold. Curry, Walnuss und Comté führen an und für sich ins Jura. Und viele gibt es ja nicht, die an der südlichen Rhône oxidative Weine machen. Even Bakke schon. Grenache Blanc. Clos de Trias darf er nur auf die für den Export bestimmten Flaschen schreiben, weil in Frankreich auch die Angabe von Erdzeitaltern auf Weinetiketten reglementiert ist. Und wem, glauben Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, werden denn die französischen dings dafür die Schuld geben?

  • Aper Ina 1981, Josef Lust, Haugsdorf, Weinviertel West (4/6)

  • Vin Jaune 2014, Cave de la Reine Jeanne, Arbois, AOP Arbois (10/16)

  • Vin Jaune 2014, Domaine Pignier, Montaigu, AOP Côtes de Jura (12/18)

am Dienstag, den 31. Jänner von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

In den Wiener Energieferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen auf Demokratie, Aufklärung und Menschenrechte etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Luftig, aber nicht oxidiert grüßt Caviste Rudolf Polifka!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Weber gegen Riouspeyrous – das ist Brutalität. Zwei Vertikalen: Haitza, Irouléguy und Centauros, Eisenberg, am MONTAG, den 23. Jänner von 17 bis 21 Uhr

Blaufränkisch v Tannat

Seit einiger Zeit trägt sich Caviste Rudolf mit dem Gedanken, Blaufränkisch und Tannat einem direkten Vergleich zu unterziehen. Schließlich wird Blaufränkisch in Österreich ganz gerne als eine ganz große Rebsorte, die international keinen Vergleich zu scheuen braucht, gefeiert. Wenn Sie den Rudl fragen, würde sich diesbezüglich auch Sankt Laurent eignen. Aber das ist eine andere Geschichte. Auf alle Fälle bleibt diskrepant festzuhalten, dass man außerhalb von Österreich die große Begeisterung für Blaufränkisch zumindest bis jetzt nicht ganz zu teilen scheint. Vielleicht täuscht sich Außerhalb-von-Österreich. Vielleicht sind jedoch auch die nationalen Jubelgesänge auf diese Rebsorte übertrieben. Ganz ausschließen kann man freilich auch nicht, dass beides der Fall ist. Noch länger trägt sich Caviste Rudolf mit dem Gedanken, eine Vertikale des roten Pendants zu seinem weißen Lieblingswein Hégoxuri – das ist Haitza – zu öffnen.Darum wird er diese beiden getragenen Gedanken jetzt zusammenführen und auf ihre Tragfähigkeit hin überprüfen.

Centauros, Helga und Alfred Weber, Deutsch Schützen, Eisenberg

Auf Tradition berufen sich heute fast alle Weinbäuerinnen und Weinbauern, die allergrößten Zauberer oft am allerlautesten. Wenn die Familie Weber ihr Weingut als Traditionsweingut bezeichnet, dann ist das fast ein Understatement, wie überhaupt das Megaphon hier weder einen Platz im Familienwappen noch im Weinflascherl hat. Weil ihm der im großen Holz ausgebaute „Weinberg“ persönlich immer leichter zugänglich erschien als der im kleinen Holz gereifte Centauros, war es in den letzten Jahren Ersterem vorbehalten, die Fahnen der Weinidylle Südburgenland im Regal der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils die Farben hochzuhalten. Der Centauros wächst auf fünfzig bis sechzig Jahre alten Rebstöcken, zeichnet sich durch Anklänge an rote Beeren, Nougat, Dörrzwetschken sowie Granatapfel aus und besticht durch eine granat-violette Farbe. Der Rudl hat drei Einzelflaschen vom Centauros aufgehoben und irgendwann bemerkt, dass jene Einzelflaschen vom baskischen …

Haitza, Domaine Arretxea, Irouléguy, Pays Basque, …

die Monsieur Rudolf vor auch schon wieder etwa zehn Jahren ersteigert hat, fast genau dieselben Jahrgänge sind wie die vor unbedachtem Zugriff geschützten Centauroi. Wenn das kein Auftrag ist, diese beiden zumindest durch Eisen im Boden und Gerbstoff in der Rebsorte einander affinen Terroirs einmal zu vergleichen, dann weiß der Rudl nicht.

Haitza war mehr oder weniger das erste Aushängeschild dieses Weinguts in den neunziger Jahren. Denn als die Riouspeyrous damals mit einem Weißwein in der roten Appellation dahergekommen sind, war das fast so, wie wenn heute jemand im Seewinkel Blauen Wildbacher auspflanzen würde. Fünfundzwanzig Jahre danach – darauf hat Caviste Rudolf hingewiesen – gibt es in Irouléguy etliche neue Weinbäuerinnen und Weinbauern. Manche von ihnen machen gar keinen Roten.

Haitza besteht aus fünfundachtzig Percent Tannat und fünfzehn Cabernet Franc. Er wächst auf stark eisenhältigem Sandstein, gärt im Beton und reift achtzehn Monate im Barrique. Auch er wächst auf den ältesten Reben des Weinguts. Reife Früchte, Kampfer, milde Piments. Die Gerbstoffe sind durch den Cabernet Franc schön eingebunden. Die Jahre erledigen den Rest.

2004

Nach der Affenhitze 2003 eine Reminiszenz an Zeiten vor der Klimakrise. Das hat in Irouléguy wie im Burgenland zuerst zu niedrigen Temperaturen, bis zu ungewöhnlichen minus sieben Grad in Südwestfrankreich, und dann zu frischen, ausgeglichenen und eleganten Weinen geführt, da wie dort freilich unter der Voraussetzung, dass mit Kompetenz und Sorgfalt gelesen worden ist.

2008

Oft liest man von einem „Winzerjahrgang“. In Südwestfrankreich hat das Wetter von zwanzig südwestfranzösischen Frosttagen Ende Jänner und vor allem im Februar, über Hagel und Starkregen bis zu hartnäckigem Nebel nicht viel ausgelassen. In Österreich war es kaum unkomplizierter. Herausforderungen, die besondere Weinbäuerinnen und Weinbauern gemeistert haben. Diese dafür aber ganz besonders gut.

2016 am Eisenberg

Ertragsbegrenzung, sehr oft leider auch -vernichtung durch Spätfrost, bis zu Beginn der letzten Augustwoche dann viel Regen und Schwammerl. Was vom Blaufränkisch übrig geblieben ist, wurde schon damals als „Ausnahmejahrgang“ klassifiziert und ist es wohl auch.

  • Blaufränkisch Weinberg 2018, Helga und Alfred Weber, Deutsch Schützen, Eisenberg (3/5)

  • Centauros 2016, Helga und Alfred Weber, Deutsch Schützen, Eisenberg (4/6)

  • Haitza 2017, Domaine Arretxea, Irouléguy, Sud Ouest (6/9)

  • Centauros 2008, Helga und Alfred Weber, Deutsch Schützen, Eisenberg (6/9)

  • Haitza 2008, Domaine Arretxea, Irouléguy, Sud Ouest (7/11)

  • Centauros 2004, Helga und Alfred Weber, Deutsch Schützen, Eisenberg (6,50/10)

  • Haitza 2004, Domaine Arretxea, Irouléguy, Sud Ouest (8/12)

am MONTAG, den 23. Jänner von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Am Freitag ist der 27. Jänner, es jährt sich der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz. Er muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen auf Demokratie, Aufklärung und Menschenrechte etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Alles andere als eisern grüßt Caviste Rudolf Polifka Monsieur Michel in der Ferne gerade so wie den Herrn Alfred in der Nähe!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

All the best! … vom Jahrgang 2019, am Dienstag, den 17. Jänner von 17 bis 21 Uhr

Der Geburtstag

In zeitlicher Nähe zum 22. Jänner hat der Rudl immer wieder besondere Weine kredenzt. Das ist das Mindeste. Drum wird er das auch heuer noch einmal so handhaben.

2019

Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl nach dem Wetter fragen, dann fällt ihm dazu nicht viel ein. Nur vielleicht so viel, dass Caviste Rudolf die Klimakrise neben dem Chemiekasten für den größten Feind des Weines hält. Ob man sich deswegen irgendwo anpicken muss, das weiß der Rudl auch nicht. Gar nicht so wenige spucken jetzt – boulevardbeschränkt wie sie immer schon waren – Gift und Galle auf ein paar Jugendliche, die Federn haben, wenn sie an ihre Zukunft denken. Man muss deren Aktionen vermutlich nicht gut finden, um das hysterische Gekeife der anderen, die Bedrohung chronisch dort wahrnehmen, wo sie nicht ist, und mindestens ebenso chronisch dort nicht, wo sie sehr wohl ist, als Indiz für die Wirksamkeit des Protests zu respektieren. Es gibt Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, die es als Menschenrecht betrachten, staubtrockenen Fußerls im Lift in die Garage, von dort in der überdimensionierten Tschäsn möglichst ohne Kontakt zu irgendwem und irgendwas bis auf den Parkplatz des sogenannten Supermarktes oder in irgendeine Tiefgarage zu fahren und dabei andere, die zwei oder drei Ecken weiter schauen und vor allem denken, durch Gestank, Radau und Platzraub zu terrorisieren. Und justament solche Hirschinnen und Hirschen bezeichnen Jugendliche, denen nach gut dreißig Jahren Absichtserklärungen schön langsam der Reis geht, als „Terroristen“. So etwas hält Citoyen Rudolf Polifka nicht nur für eine Sauerei, sondern auch für einen Amoklauf gegen die menschliche Vernunft.

Die Stadt, in der Monsieur Rudolf sein Geschäft betreibt, beteuert zwar seit Jahrzehnten, eine westeuropäische Stadt zu sein. Aber ihr Anteil an Bewohnerinnen und Bewohnern mit Beton- und Blechfetischismus scheint diesbezügliche westeuropäische Grenzwerte deutlich zu überschreiten.

Aber was hat das mit Wein zu tun?

In der Sprache der Oenologinnen und Oenologen gibt es den Terminus vom „warmen Jahrgang“. Wenn Sie den Rudl fragen, dann handelt es sich dabei zunehmend um einen Pleonasmus. Seit mindestens zwanzig Jahren ist ein Jahrgang ein warmer Jahrgang und es ist ein Jahrgang ein Jahrgang mit existenzgefährdenden meteorologischen Vorkommnissen. Und wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das Wort „existenzgefährdend“ in diesem Zusammenhang als überzogen erachten, dann empfiehlt Ihnen der Rudl einen kurzen Blick auf landwirtschaftsspezifische Suizid-Statistiken.

Erfreulicherweise …

scheint es Weinjahrgänge zu geben, die, zumindest was die Affenhitze während der Vegetationsphase betrifft, noch das eine oder andere Anzeichen von Resistenz zeigen. Viele sind es nicht. Mehr werden es auch nicht. Aber 2019 war ganz sicher so ein Jahrgang. Und damit folgt Caviste Rudolf nicht dem Trend, Jahrgänge auf Neun kategorisch als besonders grandios einzustufen. Die Lobeshymnen auf 2009 etwa kann der Rudl überhaupt nicht nachvollziehen. Da erscheinen zumindest dem Rudl seinem Geschmack nach 2008 und 2010 als viel anmutigere Weinjahrgänge. Aber 2019 könnte sich wirklich als ein ganz extraordinairer Jahrgang im einundzwanzigsten Jahrhundert herausstellen. Und wenn die Beton- und Bequemfetischistinnen und -fetischisten nicht recht bald und recht drastisch eingebremst werden – selber werden sie das ziemlich sicher nicht machen -, dann könnten Weinjahrgänge wie 2019 in ihrer Grandiosität auch ziemlich lange und ziemlich allein bleiben.

Auf alle Fälle kredenzt Caviste Rudolf zu Geburtstagsehren nicht nur des Trainers und Bruno Kreiskys am kommenden Dienstag ihm wichtige und selten bis gar nie kredenzte Weine aus 2019.

  • Irouléguy Rosé 2019, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (3/5)

  • Irouléguy Rosé 2019, Domaine Ilarria, AOP Irouléguy, Sud Ouest (3/5)

  • Königlicher Wein MMXIX, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (4,50/7)

  • Néphèle 2019, Laroque d‘Antan, IGP Côtes du Lot, Sud Ouest (8,50/13)

    130 Jahre ist es her, dass auf dem Kimmeridgekalkterroir in Laroque des Arcs nahe Cahors Wein gewachsen ist. Dann hat sich die Bodenforscherfamilie Bourguignon der Sache angenommen, das mittlerweile verwaldete Terroir gerodet und Sauvignon Blanc aus Sélection massale von François Cotat in Sancerre, Sauvignon Gris von Elian Da Ros und Mauzacs sowie Verdanelle von Plageoles ausgepflanzt. Wenn Sie den Rudl fragen: eine seiner wichtigsten Entdeckungen der letzten Jahre

  • Prieuré Saint Christophe Blanc 2019, Domaine Giachino, Frétérive, AOP Vin de Savoie (6,50/10)

  • Prieuré Saint Christophe Rouge 2019 Domaine Giachino, Frétérive, AOP Vin de Savoie (6,50/10)

  • Côte-Rôtie Côte Brune 2019, Chambeyron-Manin, Ampuis, AOC Côte Rôtie, Rhône Nord (10/15)

    Einen halben Hektar hat Christine Chambeyron-Manin. Die alten Syrah-Stöcke wurzeln in Gneis und Glimmerschiefer. Die Kulturtechniken im Weingarten und im Keller entsprechen dem Stil des Etiketts.

  • Gewürztraminer Reserve 2019, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel Süd (4/6)

am Dienstag, den 17. Jänner von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Danach wird Caviste Rudolf wieder versuchen, den Dienstag-2-Wochen-Takt so halbwegs einzuhalten, wobei es durch Ferien und besondere Anlässe zu Unregelmäßigkeiten kommen kann. Auf diese weist der Rudl freilich im Newsletter hin.

Der nahende 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen auf Demokratie, Aufklärung und Menschenrechte etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Caviste Rudolf Polifka wünscht alles Gute zu den Geburtstagen!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Der beste Grüne Veltliner der Welt: Dienstag, 10. Jänner 17 bis 21 Uhr

Zuerste einmal wünscht Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Caviste Rudolf Polifka ein gutes neues Jahr! Manches beschäftigt den Rudl über längere Zeiträume, bis in neue Jahre hinein. Die Frage nach dem besten Grünen Veltliner zum Beispiel. Wahrscheinlich muss man kein kleinkariertes Gemüt sein, um davon auszugehen, dass dieser aus Österreich kommt. Unhinterfragbar ist auch das nicht. Wenn manch ehemals planwirtschaftlich vergiftetes Terroir vollständig dekontaminiert sein und die danach gepflanzten Weingärten ausreichend tief wurzeln werden, könnte der beste Grüne Veltliner der Welt vielleicht auch als der Slowakei oder aus Tschechien kommen. Allerdings waren dem Rudl seine Hoffnungen in den kulturellen, geistigen und damit auch landwirtschaftlichen Aufbruch im „ehemaligen Osten“, wie Lukas Resetarits immer wieder gesagt, dabei aber auch nur zitiert hat, schon einmal größer als heute. Aber das ist eine andere Geschichte.

Geyerhof oder Mantlerhof, das war immer die Frage

Den einen oder anderen Anlauf zur Ermittlung des besten Grünen Veltliners der Welt hat Caviste Rudolf bereits absolviert. Resultiert haben diese Studien stets im geschmacklichen Facit, dass die Wachau gegen das Kremstal nur zweiter Sieger war. Ob dabei der Grüne Veltiner Spiegel vom Mantlerhof oder der Grüne Veltliner Steinnleithn vom Geyerhof besser war, vermochte der Rudl bis jetzt auch durch noch so viele Komparationen gleicher Jahrgänge dieser beiden Weine nicht zu klären. Er will und muss das aber auch gar nicht, denn er mag mit der Erkenntnis, dass Steinleithn und Spiegel über die Jahrgänge hinweg die beiden besten Grünen Veltliner der Welt sind, ausgesprochen gut leben. Freilich gebietet es der Respekt vor anderen Weinmeisterinnen und Weinmeistern des Landes, dieses Urteil regelmäßigen Überprüfungen zu unterziehen. Darum wird Monsieur Rudolf auch weiterhin Grüne Veltliner, denen er eine realistische Herausforderung zutraut, gegen die beiden Primi inter Pares antreten lassen. Die Wachau hat dabei bis jetzt nie gefehlt und wird das auch dieses Mal nicht. Das Weinviertel verdient, wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl fragen, dabei mehr Startplätze als bisher, wenngleich der Rudl diesbezüglich nicht die Philosophie des internationalen Fußballverbandes teilt, aber auch das ist eine andere Geschichte.

  • Grüner Veltliner „Stockwerk“ 2021, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal – rive droite (3/5)

  • Grüner Veltliner Rosenberg Reserve 2019, Josef Salomon, Falkenstein, Veltlinerland (3/5)

  • Grüner Veltliner Hundsberg Granitfass 2017, Leo Uibel, Ziersdorf, Retzer Land (6,50/10)

  • Grüner Veltliner Retzer Stein 2016, Weingut Rudolf Fidesser, Platt, Retzer Land (5/8)

    Urgesteinsböden am äußersten Ende des Weinviertels, geologisch schon Waldviertel – Von diesem Wein hat der Rudl die Jahrgänge 2016 und 2020 flaschenweise im Sortiment.

  • Grüner Veltliner Steinleithn 2016, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal – rive droite (6/9)

    Diesen Jahrgang kann Ihnen Caviste Rudolf nur mehr glasweise anbieten, die Jahrgänge 2019 und 2020 auch in der Flasche.

  • Grüner Veltliner Smaragd Im Weingebirge 2008, Nikolaihof, Mautern, Wachau

  • Grüner Veltliner Spiegel 2008, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal, rive gauche (6,50/10)

    Auch hier kann der Rudl den Jahrgang 2008 leider nicht mehr zum flaschenweise Mit-nach-Hause-Nehmen offerieren, aber 2019 ist im Sortiment.

  • Grüner Veltliner 1979, Gerhard Zeiler, Poysbrunn, Veltlinerland (3/5)

am Dienstag, den 10. Jänner von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, muss zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden. Wer das Richtige feiert und weiß, was er dabei tut, ist nicht nur kein Würstel, sondern wird sich auch leichter tun, den Angriffen auf Demokratie, Aufklärung und Menschenrechte etwas Wirksames entgegenzusetzen.

Kompetitiv grüßt Caviste Rudolf Polifka in ein gutes neues Jahr hinein!

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

Rudolf Polifka wünscht Ihnen frohe Weihnachten und der Stadt sowie dem Erdellipsoid ein bissl ein Verständnis für das, was da heute gefeiert wird. Es war kein einmaliges Ereignis vor zweitausend Jahren im Vorderen Orient, sondern wiederholt sich tagein tagaus in jedem Menschen – und die Betonung liegt auf jedem. Darum ist und bleibt die göttliche Würde eines jeden Menschen unantastbar – für die, die nicht an ihn glauben, vom Rudl aus halt ohne Adjektiv. Aber ausschließlich so hat dieses Fest ein ausreichendes Motiv und Sinn. Das altgriechische Original des Neuen Testaments hat das fast so ähnlich wie der Trainer ein paar Jahre später in „Da erschte Schnee“, unüberbietbar accurat auf den Punkt gebracht.

Und wenn das alle oder zumindest ein bissl mehr gneißen, dann bleibt der Welt das eine oder andere erspart. So schaut‘s aus, um mit Herrn Kurt zu schreiben.

Schalom!

Goldener SAMSTAG, 17. Dezember und DIENSTAG, 20. Dezember: Schaumwein

Mit zunehmendem Alter weiß Monsieur Rudolf Regelmäßigkeit und Berechenbarkeit zu schätzen. Umso schwerer fällt es ihm, erneut Terminimprovisationen durchführen zu müssen. An und für sich hält er es ja so, dass er an den letzten beiden Sonntagen vor Weihnachten sein Geschäft öffnet: Silberner und Goldener Sonntag – sofern nicht gerade kollektive Sperrstund‘ is. Nur, am kommenden Sonntag vergewissern sich die Fußballer dort unten wieder, ob die nachhaltigen Klimanlagen eh noch funktionieren, justament um vier Uhr, wegen der lukrativen Sendezeit. Das wiederum würde eine Ausschank von Schaumwein beim Rudl umso weniger lukrativ machen. Darum wird er ausweichen und am Samstag Nachmittag aufsperren. Das ist der vierte Einkaufssamstag vor Weihnachten, wobei jetzt ja eh jeder Samstag ein Einkaufssamstag ist, gerade so wie fast alles zu einem Einkaufs-Dings geworden ist, sogar das Nichts, das Nichts vielleicht sogar am allermeisten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, am kommenden Samstag vielleicht einen Umweg um das Nichts, um die völlige Sinnlosigkeit und Wertfreiheit machen möchten, dann könnten Sie am Nachmittag eventuell beim Rudl auf ein Achtel Schaumwein vorbei schauen oder für die Feiertage einen solchen mitnehmen, quasi am Goldenen Samstag, der es sogar in eine Folge der Serie Ein echter Wiener geht nicht unter geschafft hat.

Mittwoch

Dass der Rudl nicht am Dienstag, sondern am Mittwoch aufsperren kann, das hat andere Gründe. Die sind privat.

  • Pétillant Naturel „Orbis“, Fidesser, Platt, Weinviertel (5/8)

  • Pétillant Naturel „360°“ 2019, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (6/9)

  • Giac‘ Bulles 2020, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4,50/7)

    so haben sie den Schaumwein gemacht, bevor der alte Pérignon seine Königsidee mit der doppelten Gärung gehabt hat.

  • Don Giachino. Méthode traditionelle 2018, Domaine Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4,50/7)

    rebsortenspezifisch und jahrgangsspezifisch nach der Methode des Monsieur Pérignon schaumvinifiziert, demeterzertifiziert; Caviste Rudolf hat Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, vor drei Wochen das eine oder andere über die Rebsorte Jacquère erzählt. Wenn diese Rebsorte noch einen Nachweise ihrer Universalkompetenz schuldig ist, dann finden Sie diesen ziemlich sicher bei den Giachinos.

  • Crémant du Jura, Michel Gahier, Montigny-les-Arsures, AOP Crémant du Jura (6/9)

  • Perles d‘Aimavigne, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (4/6)

    Das ist wahrscheinlich der Schaumwein, den der Rudl selber am öftesten zu sich nimmt: Chardonnay, Altesse und ein bissl Jacquère auf Kimmeridgeboden …

  • Črna 2010, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6/9)

    Das vorletzte Flascherl vom dunkelsten Schaumwein, der je seinen Weg in das Sortment vom Rudl gefunden hat.

am Goldenen SAMSTAG, den 17. Dezember von 15 bis 18 Uhr und

am MITTWOCH, den 21. Dezember von 17 bis 20(!) Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Ceterum censeo, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem gesamteuropäischen Feiertag zu erklären ist.

Schäumend grüßt Caviste Rudolf Polifka!

In den Wiener Weihnachtsferien bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen. Zustellungen sind nach Maßgabe der zeitlichen Reserven des Rudls ab zwölf Flaschen möglich.

Nächster Öffnungstag: voraussichtlich Dienstag, der 10. Jänner von 17 bis 21 Uhr

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Silberner Sonntag, der 11. Dezember und MONTAG, der 12. Dezember: Chenin Blanc und Weihnachtsbock

Das hat es auch noch nicht oft gegeben, dass der Rudl am 8. Dezember noch immer keinen Bräustübl-Weihnachtsbock getrunken hat. Aber es wollte sich einfach nicht und nicht ausgehen. Als Indiz für den Anbruch der Apokalypse taugt dieser Umstand aber so wenig wie vieles, was heute dazu hochstilisiert wird.

Bockbieranstich – halt aus der Flasche

Ab Sonntag, den 11. Dezember um 15 Uhr können Sie auf alle Fälle beim Rudl das Bockbier aus dem Bräustübl in Salzburg Mülln trinken, respektive das eine oder andere Flascherl mit nachhause nehmen.

Chenin Blanc

Es gibt ein paar Rebsorten, Weinbaugebiete und Weinmeistereien, zu denen der Rudl keinen richtigen Zugang finden kann. Herr Rudolf schreibt hier ganz bewusst „kann“, nicht „will“. Chenin Blanc ist auf alle Fälle so eine Rebsorte. Monsieur Rudolf versucht seit 2010, sich ihr zu nähern. In vielen Fällen war das bis jetzt nicht besonders erfolgreich, aber nicht in allen. Darum kredenzt der Rudl am Silbernen Sonntag fünf Chenins. An und für sich sind das auch die Weine für diese Woche. Sollte am dritten Adventsonntag, dem Sonntag Gaudete auch die Trinkfreude groß sein, dann wird der Rudl am Montag versuchen nachzuweisen, dass seine Ersatzbank sich hinter jener der englischen Fußballnationalmannschaft nicht verstecken muss. Dort werden dann keine Chenin Blancs, aber andere seltener glasweise kredenzte Weine Platz genommen haben.

  • Saumur „Allegory“ 2019, Domaine des Closiers, Parnay, AOP Saumur, Loire (10/15)

    Das Zugeständnis des Sortiments von Caviste Rudolf an diese Rebsorte, wenn auch nur in einer homöopathischen Dosis. Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den roten Saumur-Champigny Les Coudraies von der Domaine des Closiers hat Ihnen der Rudl schon kredenzt. Beim Weißen von diesem Weingut handelt es sich quasi um den Lohn für die Bestellung des roten Les Coudraies. Er heißt Allegory, benannt nach der Riede „Les Gorys“. Mehr als drei Flascherl hat Herr Rudolf von diesem Wein nicht zugeteilt bekommen. Entsprechend zurückgehalten hat er sich mit dem Kosten. Da Monsieur Rudolf die Geduld ja überhaus zu schätzen weiß, aber das Warten auch nur ein solches ist, wenn es irgendwann einmal ein Ende hat, ist es jetzt so weit und der Rudl öffnet eines der drei Flascherl am Sonntag Gaudete. Der Folgejahrgang vom Allegory ist am Weingut übrigens ausverkauft. Der Einundzwanziger kommt Ende 2023 in Verkauf, ist aber bereits ausreserviert. So steht es auf der Homepage der Closiers. Direkt wahnsinnig oft wird die Gelegenheit, diesen Wein zu trinken, nicht vor der Tür stehen.

  • Clos de la Coulée de Serrant 2008, Nicolas Joly, AOP Savennieres, Loire (16/24)

    Wenn der Rudl zu Wasser vom Ursprung der Loire bis zum Atlantik navigieren würde, täte er irgendwann knapp nach Sancerre ein Dunkerl machen und trachten, rechtzeitig vor dem Muscadet wieder aufzuwachen. Nein, das würde er natürlich nicht. Denn oenologisch fordert den Rudl gerade das, was sich seinem Geschmack nicht so leicht erschließt, heraus, zumindest in Frankreich. Chenin Blanc steht da neben dem Elsass und den Weißweinen des französischen Mittelmeerraums ziemlich weit oben auf der Liste. Und im Fall des gesamten Areals um Nicolas Jolys Clos de la Coulée de Serrant war der Rudl seinerzeit schon äußert impressioniert. Das gibt er unumwunden zu.

  • Entraygues et Le Fel Blanc 2020, Domaine Mousset, AOP Entraygues et Le Fel, Sud Ouest (3/5)

  • Peyrouty 2019, Domaine Mousset, AOP Entraygues et Le Fel, Sud Ouest (5/8)

    Zwei rote Fer Servadou aus der zentralmassiven Appellation Entraygues-et-Le-Fel, die der Rudl vergangenen Sommer mit Begeisterung für sich entdeckt hat, sind vor drei Wochen auf der Tafel gestanden. Jetzt folgen ihre weißen Kollegen.

  • Le Haut des Clous 2010, Domaine Saint Nicolas, Brem sur mer, AOP Fiefs Vendéens, Loire (7/11)

    Als der Rudl vor zehn Jahren diesen Wein gekauft hat, war das noch keine Appellation. Hartnäckigen Weinmeistern wie Thierry Michon ist es zu verdanken, dass diese Weingärten in der salzigen Atlantikluft zwischen Nantes und La Rochelle heute eine Appellation sind.

und vom Marestel gibt es noch etwas von den Jahrgängen 2011, 2016 und 2017

glasweise am

am Sonntag Gaudete, den 11. Dezember von 15 bis 18 Uhr, sowie

am MONTAG, den 12. Dezember von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Der 27. Jänner naht. Wann ist dieser Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz ein gesamteuropäischer Feiertag?

Monsieur Rudolf grüßt die Freude!

Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Jacquère. Ersatzreligion vernichtet Rebsorte, Dienstag, 29. November, 17 bis 21 Uhr

Damit Sie den Rudl nicht falsch verstehen … ein Rätsel

Er hat nichts gegen Marktwirtschaft. Gegen Marktwirtschaft als Instrument hat der Rudl nichts; wäre etwas seltsam, andernfalls ein Geschäft zu betreiben. Aber gegen totalitäre Ideologien und Ersatzreligionen hat der Rudl so ziemlich alles, was man auf dieser Welt gegen etwas haben kann.

Und wozu es führt, wenn der Kapitalismus als Ersatzreligion und totalitäre Ideologie nach etwas greift, das kann man momentan ganz eindrucksvoll in Katar studieren: Vor dreitausend Jahren hat das Judentum die Menschheit von der unbarmherzigen Logik des Menschenopfers erlöst. Was eine gnadenlose Ideologie und Ersatzreligion fordert, wenn sie ihre dreckigen Krallen nach einem Spiel(!) ausfährt und aber auch wirklich nichts von ihrer besessenen Kommerzialisierung verschont, das besteht aus dreizehn Buchstaben und endet auf ein r.

Jacquère

Ein zweites Mal hofft Monsieur Rudolf, nicht falsch verstanden zu werden. Was man mit Jacquère oder Gamay aufgeführt hat und aufführt, darf man in keinster Weise mit den Tragödien der Wanderarbeiter in Katar vergleichen. Eine gemeinsame Ursache ist dennoch nicht von der Hand zu weisen: Geschäftemacherei auf Teufel komm ‘raus

Im Fall von Jacquère war es zuerst die Explosion der Skistationen in den französischen Alpen und dann waren es die Olympischen Winterspiele von Albertville 1992. Beide sind ein Kapitel für sich … und für die Architektur der Beweis, dass man nicht viel Platz benötigt, um Unmengen an Beton zu verbauen. Das hat man getan und in den dazugehörigen Gaststätten hat man das architektonische Rezept des Warum-GUT-wenn-auch-VIEL-geht? gleich auf die Speisen- und Getränkekarten übertragen. Dabei ist eine der vielleicht interessantesten Rebsorten der Welt dermaßen versaut worden, dass diese eine ganze, zugegebenermaßen nicht besonders große Weinbauregion mit sich in den Dreck gezogen hat. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, heute beim Skifahren einen Apremont oder einen Abymes trinken, dann gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten:

  • Sie schlucken jenes Produkt der Pharmaindustrie, das angeblich den Magen aufräumt, und nehmen sich fest vor, so etwas nie wieder zu trinken.
  • Sie stopfen dem Wein Unmengen an Fondue, Raclette oder Tartiflette nach, um auf einen anderen Geschmack zu kommen.
  • Oder Sie freuen sich, weil Sie Glück gehabt haben, eine Jacquère von den Giachinos, von Jean-Claude Masson oder von einer Handvoll anderer Weinbauern zu trinken. Nicht zuletzt die Giachinos und Masson waren es, die es sich quasi zur Lebensaufgabe gemacht haben, Jacquère zu retten und wieder als das zugänglich zu machen, was diese Rebsorte eigentlich wäre: eine rebsortifizierte Resistenz gegen Klimakrise, Oidium und Peronospora, vor allem aber ein großartiger Transporteur von Feuersteinaromen aus dem Boden in das Glas.
  • Jacquère „Jonona“ 2021, Côteaux des Girdonales, Villaz, Haute-Savoie, Vin de France (4,50/7)

9 % Alkohol und trotzdem ein Wein 

  • Apremont 2020, Giachino, Chapareillan, AOP Vin de Savoie (4/6)

Der Ort am Fuß des imposanten Mont Granier kann ja nichts dafür. Darum verwenden die Giachinos auch die Cru-Bezeichnung. Jean-Claude Masson hat überhaupt neun Spielarten des Apremonts im Register. Einzig seine Altesse kann kein Apremont sein. Aber bei einer willkürlich zusammengestellten Apremont-Blindverkostung würde Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, die Apremonts von Masson und Giachino ziemlich sicher als Piraten klassifizieren.

  • Jacquère 2018, Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Genesis 2020, Domaine de l‘Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

von ziemlich hoch oben am Eingang zum Tal der Maurienne, Schieferböden einer einst renommierten Lage

  • Chignin „1903“, Anne und Pascal Quenard, Chignin, AOP Vin de Savoie

Beinahe sagenumwoben ist die Rivalität zwischen den beiden einander gegenüberliegenden Ortschaften Apremont und Chignin. Und nicht immer hat sie sich produktiv auf die Qualität der Weine ausgewirkt.

Das Gros der Jacquère-Rebstöcke in diesem Weingarten ist fast hundertzwanzig Jahre alt. Das ist bei dieser Rebsorte, ähnlich wie bei Grenache Noir, gar nicht so eine Seltenheit, weshalb etwa Jean-Claude Masson Jacquère als eine der beeindruckendsten Pflanzen dieser Welt erachtet.

  • Le P‘tit Canon 2015, Jacques Maillet, Serrières-en-Chautagne, AOC Vin de Savoie (4,50/7)

… eine der allerletzen Flaschen von Jacques Maillet

  • Argile Blanc 2019, Domaine des Ardoisières, Saint Pierre de Soucy, IGP Vin des Allobroges (5/8)

49 % Jacqu?er, 40 % Chardonnay, 20 % Mondeuse Blanche

  • In Extremis 2013, Château de Merande, Arbin, Vin de France (5/8)

Vendange Tardive von Jacquère, das haben, zumindest soweit der Rudl weiß, noch nicht einmal die Giachinos mit dieser Rebsorte probiert.

… und ein paar Rote vom Eisen gibt es auch noch

glasweise am

am Dienstag, den 29. November

von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, naht. Wann wir er endlich zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt?

 

Shalom wünscht Herr Rudolf!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils
Reindorfgasse 22
1150 Wien
Tel.: 0043 (0)699 1923 3008
www.wein-polifka.at

Ostbahn lebt.

Eisen und Wein: auvergne, Pyrenäen, Karst und Eisenberg, am Dienstag, den 22. November

Eisen und Wein: Auvergne, Pyrenäen, Karst und Eisenberg, am Dienstag, 22. November von 17 bis 21 Uhr

Fer Servadou

hat den Rudl schon fasziniert, bevor er die dazugehörende Rebsorte sensorisch kennengelernt hat, rein vom Namen her. Anders als Caviste Rudolf ursprünglich vermutet hat, deutet diese Bezeichnung nicht auf eine Vorliebe für einen hohen Eisengehalt im Boden hin. Die lateinische Bezeichnung für Eisen im Vornamen bezieht sich auf die Härte des Rebholzes. Servadou möchte eine lange Haltbarkeit der Trauben zum Ausdruck bringen. In den beiden Appellationen, die auch Gegenstand der folgenden Überlegungen sind, hat Fer Servadou den Spitznamen „Mansoi“.

Fer Servadou ist der Urrebe ziemlich nahe und wahrscheinlich deshalb gegen sehr viel, was dem Rebstock zusetzen kann, resistent, nur gegen Zikaden, Traubenwickler und Spätfrost nicht. Im Ertrag liegt ihm das Übertreiben fern. Die Trauben sind mittelgroß, die Beeren länglich, schwarz und dickschalig.

An den Boden stellt Fer Servadou auch keine überzogenen Anforderungen. Mager und steinig hat er es gern.

Die Weine sind dunkel, geschmacklich tragen sie nicht dick auf, im Alkohol detto nicht. Ein paar Jahre Flaschenreife sind in der Regel kein Nachteil.

Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jetzt von den Qualitäten dieser Rebsorte noch nicht überzeugt sind, dann könnten Sie theoretisch in das Département Aveyron fahren, dort die zwanzig Hektar kleine, aber atemberaubend schöne Appellation mit der vielversprechenden Bezeichnung Vins d‘Entraygues-et-du-Fel und dem Blick auf den Lot hinunter besuchen, die Serpentinen zur Auberge du Fel hinauffahrenabsteigen und dort absteigen. Den Ausblick vergessen Sie nicht so schnell und der Koch muss sich neben dem Ausblick nicht verstecken. Es handelt sich bei dieser Appellation zur südlichsten der Auvergne, weinbauadministrativ gehört sie aber zum Südwesten.

Die alte Rebsorte Gros Cabernet muss man nicht kennen. Sie ist der Papa des Carménère ist. Gros Cabernet seinerseits ist der Bub von Fer Servadou und dem baskischen Txakoli.

Verdienste in der Geschichte haben nicht immer Wertschätzung in der Gegenwart zur Folge. Darum hat Fer Sarvadou gegen Ende des vorigen Jahrtausends mit knapp über tausend Hektar einen Tiefpunkt an Anbaufläche erreicht. Heute steigt diese wieder leicht.

Die Appellation Entraygues-et-du-Fel ist vom Massif Central, dem Mittelmeer und auch ein bissl vom Atlantik geprägt. Die Weingärten befinden sich auf südlich ausgerichteten, ziemlich steilen Hanglagen zwischen 250 und 500 Meter, sind terrassiert und im Vergleich etwa zur Wachau äußerst zerstreut, alles Erbe der Abtei de Conques. Steil, mager und massiv geschiefert. Gesteinsprobe ist vorhanden. Den dazugehörigen Cantal können Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, sich gerne in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mitbringen und als Begleiter dem Wein an die Seite stellen.

Eisen im Boden

Im engeren Sinn ist Eisen im Zusammenhang mit Wein freilich in geologischer Hinsicht bedeutend. Allerdings gibt es bis dato keine schlüssigen Forschungsergebnisse, wie beziehungsweise inwiefern ein eisenhältiger Boden Wein geschmacklich beeinflusst. Eisen an sich ist im Wasser nicht löslich. Es geht also chemische Prozesse, die im Boden stattfinden und dort das Eisen zum Reagieren mit anderen Substanzen, etwa mit Säuren, bringen. Dem ist die Biologie noch nicht ganz auf die Spur gekommen.

Eisen im Sortiment

Auf alle Fälle freut sich Caviste Rudolf, dass sein quantitativ sehr überschaubares Sortiment gleich mit drei Gebieten, in denen es stark eisenhältige Böden gibt, aufwarten kann: Irouléguy, Karst und Eisenberg, oder Arretxea, Čotar, Weber.

  • Entraygues et du Fel Rouge 2020, Domaine Mousset, AOP Entraygues et du Fel, Sud Ouest (3/5)
  • La Pauca 2019, Domaine Mousset, AOP Entraygues et du Fel, Sud Ouest (5/8)
  • Vieilles Vignes 2016, Domane du Cros (4,50/7) AOP Marcillac

    reinsortiger Fer Servadou und zusätzlich auf rotem Sandstein gewachsen – mehr Eisen geht im Wein nicht; achtzehn Monate im großen Holz ausgebaut

  • Blaufränkisch Weinberg 2018, Helga und Alfred Weber, Deutsch-Schützen, Eisenberg (3/5)
  • Blaufränkisch Königsberg 2013, Uwe Schiefer, Südburgenland
  • Terra Rossa 2006, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6,50/10)
  • Haitza 2017, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6/9)

am Dienstag, den 22. November von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Heftig den Kopf schüttelt Rudolf Polifka, sich wundernd, warum der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, noch immer nicht zum gesamteuropäischen Feiertag erklärt worden ist.

Der Rudl grüßt Zentralmassiv, Pyrenäen, Karst und Eisenberg, aber auch alle anderen Menschen in den Bergen und am Flachland!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Gamay und Welschriesling: Montag, 14. November von 17 bis 21 Uhr

Nochamal

Mit dem Versuch, ein kleines Weingeschäft abseits lauten Marketinggetöses, sinnfreier Angeberphrasen und entwürdigender Rabattschlachten zu betreiben, hat man sich schon vor dem März 2020 keine Goldgrube geschaufelt. Dann sind Sperrstunden, -tage, -wochen und -monate gekommen, mit ihnen jede Menge Webshops von Winzerinnen und Winzern, von denen manche behaupten, kostenfrei Wein zu versenden. Für solche Weine ist ein Geschäft wie das vom Rudl wie ein Schuhlöffel für einen Badeschlapfen. Und in Wien ein Weingeschäft ausschließlich mit Weinen aus Savoyen und Irouléguy zu führen, da gibt es auch zwei oder drei einfachere Sachen. Andernfalls würden das wohl mehrere machen.

Krise

1978 hat Lukas Resetarits in seinem zweiten Kabarett-Programm eine Krise gefordert. Das stimmt nicht ganz, eigentlich nur als Titel. Er hatte erkannt, dass Krisen – veritable oder inszenierte – manchmal jenen politischen Kräften gelegen kommen, die mit demokratischen Grundprinzipien nicht per Du sind. Und dass man Krisen auch machen oder herbeireden kann, das ist auch keine ganz neue Erkenntnis.

Es gibt in Österreich Menschen, die arm sind. Sie leiden unter den steigenden Energiekosten. Bevor jemand friert, muss der Staat, wenn er sich nicht blamieren will, helfen. Aber wenn jemand meint, es sei unter ihrer oder seiner Würde, öffentliche Verkehrsmittel zu benützen, dann ist das zumindest in der Stadt, nicht selten aber auch am Land seine respektive ihre Entscheidung. Der Rudl ist auf dem Land aufgewachsen. „Land“ ist ein Euphemismus für die Abgelegenheit dieser Ortschaft. Und aufgrund desaströser öffentlicher Verkehrsmittel dort hat er im siebenundachtziger Jahr ein Konzert vom Herrn Kurt, der seinerzeit noch der Kurti war, im Volksheim in Salzburg versäumt. Blede G‘schicht, aber nicht die Verantwortung des Staates, der nicht die Aufgabe hat, Schadstoffausstoß und Energieverschwendung zu subventionieren.

Nicht alle, die jetzt jammern, schreien und Hysterien verbreiten, leiden an einer Krise.

Einerseits scheint nicht alles, was jetzt an Krisen-Lamento artikuliert wird, volkswirtschaftlich haltbar zu sein. Wo ist eigentlich die Psychologie, wenn es darum geht, den verantwortungslos geschürten Anteil der Krise als solchen erkennbar zu machen?

Andererseits scheint dem Rudl nicht das gesamte Ausmaß der Teuerung kausal mit dem verbrecherischen Angriff auf die Ukraine in Verbindung zu stehen. Ein gar nicht so kleiner Teil scheint relativ plausibel und schlicht als Krisengewinnlerinnen- und Krisengewinnlertum erklärbar zu sein.

Und zum Dritten führt der Rudl die gegenwärtige Situation auch ganz stark darauf zurück, dass Industrienahrungsmittel und Energieverschwendung in den letzten dreißig oder vierzig Jahre zu billig, in Anbetracht ihrer destruktiven Folgen viel zu billig waren, als darauf, dass sie jetzt nicht mehr ganz so billig sind wie noch vor fünf Jahren. „Über die Verhältnisse gelebt“ ist ein etwas altmodisch anmutender Terminus. Der Rudl ist der Meinung, dass er die gegenwärtige Lage ganz gut trifft, wobei zu ergänzen wäre, dass vor allem der reiche Nordwesten auf Kosten vieler Menschen im Süden und im Osten über die Verhältnisse gelebt hat. Zu fragen wäre darüber hinaus, ob das, was in den letzten Jahrzehnten um einen Nasenrammel zu erstehen und bei Missfallen auch gleich wieder kostenfrei zu retournieren war, wirklich zu einem guten Leben, das diesen Namen auch verdient, gehört. Dass mit dem Konsumkult genauso wie mit Fundamentalismus und Nationalismus in der Regel jene abgespeist werden, die sonst nichts haben, möchte Citoyen Rudolf nur nebenbei angemerkt haben. Und dass ausgerechnet jene politischen Kräfte, die vor etwa hundert Jahren Mündigkeit und Freiheit über den Weg der Bildung erreichen wollten, jetzt besonders laut nach staatlicher Unterstützung von stupidem Konsumkult und Energieverschwendung schreien, ernüchtert den Rudl.

Öffnungszeiten

Wenn die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils jetzt nicht mehr so oft und so lange geöffnet ist wie früher, dann hat das jedenfalls nichts mit einer Energiekrise zu tun. Eine solche existiert vor allem insofern, als der längst als notwendig bekannte Ausstieg aus fossilen Energieträgern, wenn überhaupt mindestens dreißig Jahre zu spät kommt. Es hat natürlich auch nichts mit Personalengpässen, Pensionierungswellen oder Krankenständen zu tun. Und auch nichts mit dem verlogenen Verbrecher im Kreml.

Der Rudl ist im Südburgenland an einem Gasthaus vorbei gegangen. Vor diesem Gasthaus stand eine Tafel mit der Aufschrift: „Aufgrund der hohen Energiepreise leider geschlossen“. In den letzten drei Jahren ist der Rudl auch an diesem Gasthaus vorbei gegangen. Da war es auch immer geschlossen.

Beaujolais Primeur – vinifizierte Ungeduld?

Nächsten Donnerstag ist es wieder so weit: Nach dem dritten Mittwoch im November wird jener Beaujolais, der es mit dem Vergären gar nicht mehr erwarten können hat … oder mit dem Chemiekasten dazu gebracht worden ist, in Verkauf gebracht. Jahrgang 2022.

An sich ist es eine mindestens bis in das neunzehnte Jahrhundert zurückzuverfolgende Tradition des „vin de primeur“, wenn Weinbäuerinnen und Weinbauern das Ende der Lese feiern, indem sie mit dem neuen Wein oder mit dem, was am Weg dazu ist, anstoßen. Im Fall des Beaujolais kamen dann Wirte aus Lyon auf die Idee, sich den frischen Beaujolais in Holzfässern auf der Saône herunter flößen zu lassen. 1937 wurde Beaujolais dann in den Rang einer Appellation d‘Origine Contrôlée erhoben. Damit wurde der Verkauf ab 15. Dezember zugelassen. Die Ungeduld wuchs und 1951 wurde der Verkaufsstart um ein Monat vorverlegt. Englische Importeure lieferten sich gegenseitig regelrechte Lastautorennen, wer zuerst und am meisten Beaujolais Primeur daher zerren konnte. 1985, zwei Jahre bevor sich in der Steiermark die ersten Winzer zusammen taten, um einen Jungwein zu etablieren, setzte man der Start des Verkaufs ab Keller mit 00 01 Uhr am dritten Donnerstag im November festgesetzt. Dann hat der Neoliberalismus Fahrt aufgenommen und die Welt wurde weit vor dem dritten Novemberdonnerstag mit Beaujolais Nouveau geflutet, eh mit einem Karterl versehen, bitteschön halt so lieb und nett zu sein, diesen nicht vor dem dritten Donnerstag an den Endverbraucher abzugeben.

Steirischer Junker, Primus Pannonikus, Junger Wiener, … Dann hat es geschäftstüchtige Weinbauern gegeben, die nicht bis November, wenn der Junker in Verkehr gebracht wird, warten wollten. Die haben schon Wochen vorher einen „Jungen Steirer“ ausgeschenkt. Der Jungweinkult hat viele Namen und noch mehr Gesichter. Gegen wenige davon hätte Monsieur Rudolf etwas einzuwenden, wären sie nicht derartig aggressiv von der Dogmatik des Marketings gezeichnet, diese ihrerseits von der Ungeduld, welche wiederum vom Wachstum, das wiederum vom Chemiekasten und der von einem grausligen Gesschmack.

Einer ganzen Rebsorte hat das stark zugesetzt. Fragen Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, heute mittelweinaffine Zeitgenossinnen oder Zeitgenossen nach Gamay, werden Ihnen die meisten ziemlich schnell einmal mit Beaujolais Primeur daher kommen. Und nicht alle davon werden damit erfreuliche geschmackliche Assoziationen in Verbindung bringen. Gerecht ist das nicht, denn der Gamay kann nichts dafür. Das zeigen gute Morgons und die anderen neun Crus sehr eindrucksvoll, vor allem nach zwanzig oder dreißig Jahren. Darüber hinaus sollte man nie vergessen, dass das, was man heute als Naturweinbewegung kennt, im Beaujolais ihren Ausgang genommen hat. Dazu etwas später mehr.

Wenn man die Dimensionen auch sicher nicht vergleichen kann, so ist das Schicksal des Welschrieslings vergleichbar. Früher eine Rebsorte, die manche Winzer als letzte gelesen haben, heute gar nicht so selten zentraler Bestandteil irgendwelcher Jung- und Jüngstweine, weingewordener Granny Smith.

So sind Gamay und Welschriesling nicht, wobei der Rudl über den Welschriesling schon deutlich mehr geschrieben hat als über Gamay, darum …

Gamay

ist eine natürlich Kreuzung aus Pinot Noir und Heunisch. What else? Man könnte Gamay als Kind des Gemischten Satzes betrachten. Über Jahrhunderte sind Pinot Noir und Heunisch in der Champagne und in Burgund im Gemischten Satz nebeneinander gestanden, irgendwann vermutlich sehr eng nebeneinander und dann war auf einmal Gamay da.

Angebaut wird dieser auf gut 30.000 Hektar Rebfläche vor allem in Frankreich, deutlich mehr als die Hälfte davon steht im Beaujolais. Vorkommen tut er auch in der Schweiz und im Aosta-Tal, ziemlich sicher auch in der sogenannten neuen Welt. Zu den Weinen, die in China nachgebaut werden, zählen Weine aus der Rebsorte Gamay eher selten, wobei das wieder nicht bedeutet, dass Gamay nicht berühmt werden kann. Der unbestrittene Ahnherr des Naturweins und der Vinifizierung ohne Schwefelzusatz, der Lyoner Professor für Chemie, Jules Chauvet, war ein Gamay-Winzer aus La Chapelle im Beaujolais, reinsortig.

In Burgund haben zuerst Benediktiner und Zisterzienser sehr viel mit Gamay herumgetüftelt und sondiert, wo er die besten Resultate erbringt. Von einem Dorf an der Côte d‘Or hat die Rebsorte auch ihren Namen. Trotzdem hat Philipp der Kühne dann im 14. Jahrhundert die Konkurrenz, die von Gamay gegenüber dem heiklen Pinot Noir ausgegangen ist, erkannt und Gamay als ungesunde und „unehrenhafte“ Traube aus den Weingärten dieser Gegend verbannt. Dieser wiederum hat sich davon nicht sonderlich beirren lassen und ist in die südlicher gelegenen Granit-Terroirs des Beaujolais ausgewichen, was sich nicht als das allerschlechteste Pflaster für diese Rebsorte erweisen sollte.

  • Gamay 2018, Dupasquier, Aimavigne, AOP Vin de Savoie (3/5)

    Kalk aus dem Kimmeridge & die alte Schule der Vinifizierung

  • Morgon „Vieilles Vignes“ 2020, Jean-Paul und Charly Thévenet, AOP Beaujolais (6/9)

    Etwas mehr als einen Hektar Morgon bewirtschaftet der alte Thévenet mit seinem Sohn. Der befindet sich im Norden des Weinbaugebiets und zeichnet sich durch Granit aus.

    Jean-Paul Thévenet wiederum war einer der Hawara von Marcel Lapierre. Die „Bande“, wie sich sich selber nannte, rührte in den Achtziger Jahren ordentlich um. In Zusammenarbeit dem dem erwähnten Chemiker Jules Chauvet zeigte sie der Welt erstens, dass es auch ohne Schwefelzusatz geht und zweitens, dass weder Uhu noch Essig dann das Resultat sein muss. Bis zu Pierre Overnoy in das Jura hat sich das herumgesprochen.

  • Vieilles Vignes Tigerno 2019, Clos Luern, IGP Puy-de-Dome, Auvergne (6/9)

    1200 Flascherl gibt es von diesem Wein der Micro-Domaine aus der Auvergne. Präziser und terroirspezifischer Wein unter Einsatz moderner technischer Mittel, aber unfiltriert und ohne Schwefel oder Schönungsmittel aus dem Chemiekasten. Hundert Jahre alte Reben von Gamay d‘Auvergne – Weinbäuerinnen und Weinbauern aus der Auvergne freuen sich nicht besonders, wenn man diese Spielart mit dem Gamay aus dem Beaujolais verwechselt. Vulkanboden, acht Monate in 160 Liter-Tonamphoren ausgebaut – ein Wein, von dem der Rudl nicht alle Achteln, die das Flascherl enthält, ausschenken wird.

  • Argile Rouge 2018, Domaine des Ardoisières, Saint Pierre de Soucy, IGP Vin des Allobroges (6/9)

    65 % Gamay, 24 % Mondeuse Noire und 10 % Persan auf Schiefer-Mergel-Boden – Diesen Wein hat der Rudl jetzt schon ein Zeitl nicht mehr kredenzt. Er könnte schön langsam ziemlich gut sein.

  • Welschriesling Am Spitz 2018, Rudolf Klein, Hölle, Neusiedlersee (3/5)

  • Welschriesling vom Opok 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (4/6)

  • Welschriesling vom Opok 2020, Sternat-Lenz, Remschnigg, Südsteiermark (4/6)

  • Adaxl Welsch 2019, Alfred und Helga Weber, Deutsch-Schützen (4,50/7)

und von drei orangen Weinen der letzten Woche (Erde, Gräfin, Marius & Simon) ist am Montag zumindest um 17 Uhr auch noch etwas da.

Montag, 14. November von 17 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Am Rudl seiner Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, endlich zu einem europäischen Feiertag erklärt werden muss, hat sich selbstverständlich nichts geändert.

Ungeduldig grüßt der Rudl grüßt, die Geduldigen und auch die Ungeduldigen!