Verhaltensoriginelle Bildungsideologen
Vor zehn bis fünfzehn Jahren haben ein paar lustige Köpfe im Schulerhalterwesen eine Idee gehabt: die Schule ohne Papier. Beamer statt altvaterischer Tafel, Fernbedienung statt Overheadfolien und am allerbesten gleich Speichermedium statt Bücher. Auf einmal streuten justament jene, die bis dahin jede Methodenveränderung im Unterricht mit Argwohn quittiert hatten, den modernen Medien Weihrauch.
Schulmeister Rudolf hat damals Bedenken angemeldet, dass damit errungene Fortschritte auf dem Gebiet des ganzheitlichen Unterrichts gefährdet wären. Die Antwort der Experten: „Da brauchen Sie keine Angst zu haben.“ – der phrasegewordene Beweis dafür, dass etwas dem Wortsinn nach richtig, aber in seiner kommunikativen Bedeutung trotzdem ein Topfen sein kann. Wetten möchte der Rudl nicht müssen, dass diese Kapazunder das Wort „ganzheitlich“ damals verstanden haben.
Wir verändern die Welt von gestern
Jetzt tröten die Bildungsexperten selber das Lied von der Ganzheitlichkeit, wie unter derartigen Vorzeichen fast immer: in stark trivialisierter Variante. Sie stellen Ergometer in Schulklassen, deregulieren und uniformieren als gäbe es kein Morgen und reformieren einmal so richtig das System, ein System, das sie vom Hörensagen oder ihrer eigenen Schulzeit in den Siebziger Jahren kennen. Es zählt das, was sie, die Generation Sechzigplus – als praxisrelevant erachtet. Rückfragen unerwünscht.
Die Revolution der Kreide
Schulmeister Rudolf, selber vom Geist der Veränderung und des Überdenhaufenschmeißens motiviert in diese Profession geraten, hätte sich am Beginn seiner Berufslaufbahn nicht träumen lassen, dass er einmal ein Stück Kreide als Symbol für didaktische Lebendigkeit und methodische Zuverlässigkeit betrachten würde.
Wein
Und damit sind wir beim Wein: Kreide – das sind beim Wein Kalkböden. In der Champagne, in Vouvray und Teilen Savoyens aus der Kreidezeit, in Chablis, Sancerre und beim Marestel aus dem Jura, manchmal auch aus dem Trias. Kalkböden – da war Herr Rudolf nach eingehendem Nachdenken selber ein bissl überrascht – kommen in den österreichischen Weinbaugebieten gar nicht so häufig vor. Vermutlich deshalb, weil die Weinbaubundesländer für österreichische Verhältnisse doch relativ weit entfernt von den Kalkalpen liegen, wenn man die Region Bergland (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich und Kärnten) einmal außer Acht lässt.
In den französischen Weinbauregionen gibt es dafür umso massiver Kalk. Und von einigen dieser vielen französischen und wenigen österreichischen Böden offeriert Caviste Rudolf diese Woche glasweise Wein, auch einen aus dem kalkreichen Bundesland Salzburg, wo der Heilige Rupert am 24. September Namenstag und Kirtag feiert. Auch der hat seinerzeit den Menschen, konkret den Iren und Schotten, etwas beigebracht.
Grüner Veltliner Hundsberg 2009, Uibel, Weinviertel
Salzburger Hochthron (Chardonnay) 2011, Reiterhaindl, Bergland, Salzburg
Grüner Veltiner Rosenber Reserve, Josef Salomon, Falkenstein Weinviertel,
Zierfandler 2014, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion
Mondeuse 2011, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie
Marestel 2010, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie
Altesse 2011, David et Frédéric Giachino, Savoie
… das definitiv nicht ausschließliche Ausschankprogramm
am Donnerstag, den 24. September und am Freitag, den 25. September
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Herr Rudolf grüßt die Irinnen, die Schottinnen, die Ruperts und alle anderen auch!