Österreich
Vergangene Woche ist Weinschulmeister Rudolf Polifka den Burgunderrebsorten in seiner Lieblingsweinbauregion Savoyen auf die Spur gegangen. Die Resonanz auf seine Studien war überschaubar. Nichtsdestotrotz hält Oenologierat Polifka an seiner Forschungshypothese fest: Wie realisieren unterschiedliche Regionen, Gebiete und Terroirs internationale Rebsorten? Burgunder und Bordeaux sind halt einmal, vielleicht gemeinsam mit Syrah, eventuell auch Riesling die Cosmopoliten unter jenen Rebsorten, denen das Potential zu außerordentlichen Weinen zugeschrieben wird. Darum ist es auch nicht so verwunderlich, dass sie nicht in Savoyen stehengeblieben sind.
Weiter auf der Balkanroute!
Nachdem Wien anders als das mittelalterliche Jerusalem nicht das Zentrum der Welt ist, kann eine Balkanroute schwer in Wien enden und auch nicht dort beginnen. Aus der Sicht des Chardonnays etwa muss die Balkanroute ja gleich einmal bei der östlichen Ausfahrt des Örtchens Chardonnay in Burgund beginnen. Dort kommt er nämlich her. Warum der Chardonnay im Steirerland Morillaun heißt, weiß der Rudl nicht. Die Ortschaft Morillon liegt im französischen Departement Haute-Savoie. Dort hat der Rudl bis jetzt mit einer Ausnahme keine Chardonnay-Reben wahrgenommen. Der Chardonnay muss auf alle Fälle auf seiner Ausbreitung von Savoyen aus weitergereist sein, auch in Richtung Balkan.
Bordeaux oder Burgund
Österreich dürfte für Burgunder ein signifikant attraktiveres Ziel sein als für Bordeaux. Gamay- und Aligotéreben hat der Rudl in Österreich zwar noch keine bewusst gesehen, was nicht bedeutet, dass es sie hier nicht gibt. Aber die Pinots und vor allem Chardonnay sind aus den österreichischen Weingärten nicht wegzudenken. Darum könnte es sich vielleicht als gar nicht so uninteressant erweisen, was Burgunderrebsorten am westlichen Ende des Alpenbogens zustande bringen, mit den Studienobjekten der vergangenen Woche vom östlichen Ende zu vergleichen.
Neuburger
Der Neuburger ist vor langer Zeit von einem Vorfahren Margid Mantlers in Oberarnsdorf aus der Donau gefischt worden. Von wo er hergekommen ist, entzieht sich der Kenntnis des Rudls. Aus Burgund wird es eher nicht gewesen sein. Das wäre mit den Wasserwegen etwas kompliziert. Neuburger teilt auch genetisch zumindest bis in die Elterngeneration nichts mit Burgunderrebsorten. Und das Wort „Burg“ hat ihm die Ruine Hinterhaus bei Spitz eingebrockt. Die ist heute auch keine Burg mehr. Aber seinerzeit haben vor allem die Weinbauern in Spitz einen Narren am Neuburger gefressen.
- 2023 Dankbarkeit Weiß, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedlersee (3/5)
Chardonnay und Weißburgunder, früher war sogar Neuburger im Spiel
- 2020 Neuburger „Hommage“, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal rive gauche (4,50/7)
- 2020 Pinot blanc „Hofstudien“, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal rive droite (5/8)
- 2020 Hirschkäfer, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstraße (10/15)
In diesem Wein treffen nicht nur zwei internationale Rebsorten aufeinander, sondern auch der Morillon aus Burgund auf den Sauvignon, der in Bordeaux keine ganz unwesentliche Rolle spielt. Mit einem Wein aus Burgund wird man den Hirschkäfer trotzdem genauso schwer verwechseln können wie mit einem aus Bordeaux.
- 2018 Urgestein, Eva und Karl Schnabel, Sausal (4,50/7)
Bei Burgund in Österreich im Allgemeinen und österreichischem Pinot noir im Speziellen denkt der Rudl zuerst einmal an Karl Schnabel. Im Urgestein trifft Pinot noir auf die beiden mehr oder weniger autochthonen Blaufränkisch und Rotburger.
Donnerstag, 18. September von 17 bis 21 Uhr
Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.
Der Rudl grüßt an beide Enden und entlang der Balkanroute!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien