Gilles Berlioz ist ein Hacklerkind. Er war auch ein Hackler, in der Landwirtschaft. Und das Hacklerethos ist ihm wichtig, gerade auch in der Landwirtschaft.
1990 hat er dann ein eigenes Weingut gegründet, mit nullkommaacht Hektar am Anfang.
Christine und Gilles Berlioz
Christine und Gilles legen Wert darauf. Vor allem legen sie Wert auf ihre Ausbildung als Autodidaktin respektive Autodidakt.
Biodynamisch arbeiten sie auch. 1990 hat man mit dem Anspruch, biologisch Landwirtschaft zu betreiben, noch keine offenen Türen eingerannt.
Zugang
Was Gilles und Christine auszeichnet, ist ganz sicher die Maxime, ihre Arbeit im Weingarten und im Keller permanent in Frage und zur Diskussion zu stellen. Damit erscheinen sie dem Rudl nicht nur als äußerst unzeitgemäß, sondern praktizieren auch eine akademische Tugend, die heute im Schulalltag nicht allzu hoch im Kurs steht.
Christine und Gilles Berlioz sind Lernende, Landwirtschaftslernende … fast Landwirtschaftsstreber könnte man sie nennen. Vor etwa hundert Jahren war es der Anspruch einer politischen Bewegung, dass Arbeiterinnen und Arbeiter etwas lernen und dadurch vor Ausbeutung geschützt werden sollen. Doch dann sind die Boulevardmedien erfunden worden. Heute lernt man nicht mehr, um nicht ausgebeutet zu werden, sondern gerade im Gegenteil, um sich zu verkaufen. Aber zurück zu Gilles Berlioz.
Ihr Weingut haben Christine und Gilles Berlioz nicht nur Domaine partagé, geteiltes Weingut, getauft, sondern es ist auch eines. Geteilt werden nicht Likes oder andere Symbole stumpfsinniger digitaler Akklamation, sondern Ideen, Neugier und Passion.
Authentizität, Arbeit, Lebendigkeit, Nachhaltigkeit, Bescheidenheit, Solidarität und Strenge nennen Gilles und Christine als zentrale Werte ihrer Arbeit.
Ihr Ziel ist ein Weingut, das menschliche Ausmaße nie überschreitet und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einklang mit sich selbst am Werk sind.
Subventionen, Förderungen und dergleichen lehnt Gilles ab, weil diese die Freiheit einschränken können.
draußen
Der Ertrag wird so lange reduziert, bis im Weinbeerl Zucker und Säure im idealen Gleichgewicht sind. Eine aufmerksame und strenge Lesefrau- und -mannschaft geht nötigenfalls mehrmals durch eine Parzelle, um die Traube weder zu früh noch zu spät zu ernten.
drinnen
Das Pressen dauert. Denn für Gilles führt an einem cristallinen Saft kein Weg vorbei. Selbstverständlich kein Aufzuckern, minimaler Schwefel und spontane Gärung. Auf das Fülldatum hat der Mond mehr Einfluss als kommerzielle Nachfrage. Qualitätsbesessenheit bei der Korkauswahl.
Weine
Die Rebsorte Roussanne wird vor allem an der Rhône, wo sich sehr berühmt ist, aber auch in Savoyen, wo sie eigentlich nur um den Ort Chignin eine Rolle spielt, sehr oft sehr plump als Holzkeule interpretiert. Das werden Sie bei Gilles Berlioz nicht finden. Was sie bei ihm aber schon finden, sind jedes Jahr anders gestaltete Etiketten seiner beiden Paradeweine Les Filles und Les Fripons. Jedes Jahr ein anderer Künstler.
Der Zweitausendfünfer war der Jahrgang, mit dem der Rudl im Neuner Jahr die Weine von Christine und Gilles Berlioz für sich entdeckt hat. Dass man den Fünfer damals noch ab Hof kaufen können hat, deutet darauf hin, dass man ihnen die Weine nicht immer schon aus der Hand gerissen hat.
2007 haben sie dann als Reverenz an die Frauen, die auf ihrem Weingut arbeiten, den Besseren aus der Lage „Les Châteaux“ „Les Filles“ genannt. Die unmittelbare Übersetzung wäre „Die Mädchen“, aber das gefällt dem Rudl nicht, weil das Wort „Mädchen“ im Deutschen anders als das französische „filles“ sächlich ist. Darum übersetzt Monsieur Rudolf diesen Wein nicht.
Wenige Jahre nachdem Les Filles das Licht am Fuß der französischen Alpen erblickt hatten, wird diese Weinbezeichnung Gilles Berlioz als etwas einseitig erschienen sein. Darum hat er den Damen Les Fripons, die Spitzbuben, an die Seite gesellt. Diese haben ihrerseits förmlich nach einem gegenderten Pendant gerufen: „Les Friponnes“, die Spitzbübinnen – natürlich auch keine allzu glückliche Übersetzung. Seit dem Jahrgang 2015 macht Gilles aus den allerschönsten Trauben des Les Filles-Weingartens zu Ehren seiner Frau und einer zweiten Christine am Weingut den Wein Les Christines.
Chignin-Bergeron „Les Christines“ 2019, Domaine partagé, Chignin, AOP Vin de Savoie – 72 Euro
Der Wein wächst wie „Les Filles“ in der Lage „Les Châteaux“, ist aber das Resultat eines eigenen Lesedurchgangs.
Für einen so jungen Wein ungewöhnliche Gold- und Bernsteinfarbtöne, Feuer, Brioche und eine Wucht, wie man sie von dieser Rebsorte aus Hermitage kennt, aber ohne Barrique. Kraft. Gedörrte Marillen, kandierte Zitrusfrüchte.
Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2019, Domaine partagé, Chignin, AOP Vin de Savoie – 37 Euro
Les Filles wachsen auch in der Lage „Les Châteaux“. Die schaut nach Süden, ist von einer hohen Stockdichte geprägt. Darum müssen die Wurzeln tief nach unten, wenn sie nicht mit jenen des Nachbarstocks kollidieren wollen. Ton und Kalk dominieren. Wenn der Rudl beim ersten Probieren dieses Weines das Etikett nicht gekannt hätte, wäre er lokalisierungstechnisch viel eher in Pouilly als in Savoyen unterwegs gewesen. Aber das ist Roussanne und nicht Sauvignon Blanc und es kann auch keine sauvignonoide Reinzuchthefe ihre Hände im Spiel gehabt haben, weil Gilles Berlioz spontan vergärt. Caviste Rudolf muss auch gestehen, dass er Les Filles noch nie so jung gekostet hat. Der Feuerstein wird bleiben, der Ingwer auch, die Hollunderblüten vielleicht nicht.
Chignin-Bergeron „Les Fripons“ 2017, Domaine partagé, Chignin, AOP Vin de Savoie – 37 Euro
Gleiche Rebsorte Roussanne, gleiche Lage „Les Châteaux“, aber felsiger. Feuerstein und Ingwer haben die Spitzbuben mit den Madln gemeinsam. Dem Rudl erscheinen Les Fripons für Roussanne ungewöhnlich streng zu sein.
Chignin-Bergeron „Les Friponnes“ 2017, Domaine partagé, Chignin, AOP Vin de Savoie – 27 Euro
Nicht so streng wie die Spitzbuben, nicht so stark wie die Frauen, aber zugänglicher als beide.
Chignin-Bergeron „Les Friponnes“ 2017, Domaine partagé (Christine et Gilles Berlioz), Chignin, AOP Vin de Savoie – 27 Euro
Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2019, Domaine partagé (Christine et Gilles Berlioz), Chignin, AOP Vin de Savoie – 37 Euro
Chignin-Bergeron „Les Fripons“ 2017, Domaine partagé (Christine et Gilles Berlioz), Chignin, AOP Vin de Savoie – 37 Euro
Chignin-Bergeron „Les Christines“ 2019, Domaine partagé (Christine et Gilles Berlioz), Chignin, AOP Vin de Savoie – 72 Euro
Dazu offeriert Caviste Rudolf fünf andere Weine mit ausgewogenen Namensbezeichnungen:
Gräfin 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg bei Sveti Duh – 29 Euro
Graf Sauvigon 2005, Maria und Sepp Muster, Schlossberg bei Sveti Duh – 32 Euro
Graf Sauvignon 2018, Maria und Sepp Muster, Schlossberg bei Sveti Duh – 29 Euro
Graf Morillon 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg bei Sveti Duh – 27 Euro
Graf Sauvignon 2017 – halbtrocken mit Kohlensäure, Maria und Sepp Muster, Schlossberg bei Sveti Duh – 27 Euro
… nach wie vor per Weinhandlung am Rad
…, denn die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bleibt geschlossen, weil eine Ausschank von Weinen nicht möglich ist.
Darum radelt der Rudl vergnügt Weine bis an Ihre Wohnungstür, kontakt-, CO2- und zustellgebührfrei.
Bleiben Sie gesund!
Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ist bis auf Weiteres weiterhin geschlossen, aber Cycling Caviste Rudolf Polifka stellt Ihnen ebenso weiterhin auch gerne CO2-, kontakt- und zustellgebührfrei Wein mit dem Radl zu.
Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung,
dass es definitiv Zeit für den Ausbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit ist
und man auch deshalb den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären soll.
Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen möchten.
Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien
Öffnungszeiten: vorübergehend geschlossen, aber
kosten- und fast CO2-lose Zustellung innerhalb von und um Wien, auch von Einzelflaschen