Gestern hat in Wien die RAW Fair 2014 stattgefunden, eine Weinmesse, auf der es um Wein als Handwerk – biologisches, biodynamisches, authentisches und vor allem gutes geht. War ein schönes Gefühl, einmal eine Ahnung von dieser großartigen Veranstaltung zu bekommen, wenn auch in einer ein bissl abgespeckteren Variante. Die RAW London dauert zwei Tage und hat heuer schon zum dritten Mal stattgefunden.
Der Rudl ist ja ein bissl ein Vollständigkeitsneurotiker, das war früher schon im Kino so und so etwas wird man im Alter auch nicht mehr los. Drum reicht er sozusagen diese Woche drei Weine nach, die auf dem Weg von London nach Wien irgendwo falsch abgebogen sind. Vielleicht hat es ihnen aber auch nur auf der Fähre von Dover nach Calais so gut gefallen, dass sie nicht weiter gereist sind. Was weiß man?
Selbstverständlich ist sich der Monsieur Rudolf bewusst, dass jedes Bemühen um Vollständigkeit in Sachen Wein wie in allen anderen Angelegenheiten Stückwerk bleibt, zumindest auf dieser Welt. Aber ein bissl wurmt es ihn schon, dass kein einziger Weinbauer aus seinen französischen Lieblingsregionen auf der RAW Vienna vertreten war.
Eine Region mit zweitausend Hektar Weingärten wie Savoyen kann da fehlen. Wobei … wenn man von Diversität spricht, führt an Savoyen mit einem der höchsten Anteile an biologisch bewirtschafteten Weingärten, zweiundzwanzig Crus und mehr als zwölf Rebsorten auf zweitausend Hektar eigentlich kein Weg vorbei und schon gar nicht der von London nach Wien.
Die Weinregion Sud Ouest ist um einiges größer (15 000 Hektar). Auch dort ist der Anteil an biologisch und biodynamisch arbeitenden Winzern überdurchschnittlich hoch, vermutlich weil man nur so neben Bordeaux bestehen kann.
In Ergänzung zur RAW dieses Woche also Folgendes, aber selbstverständlich nicht ausschließlich das in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“:
Domaine du Prieuré Saint-Christophe, Mondeuse Tradition, 2009 (Savoie):
Michel Grisard, mit Nicolas Joly Begründer der Renaissance des Appellations, nicht mehr der Jüngste, aber noch viel weniger der Untätigste, Biodynamie-Pionier aus Savoyen. Mondeuse, eine autothone Rebsorte aus Savoyen, die pfeffrige und lagerfähige Rotweine hervorbring. 2012 auf der RAW London.
Domaine de l’Ecu, Muscadet Sèvre-et-Maine, Expression de Granite, 2008:
Wenn es dem Muscadet in fünftausend Jahren vielleicht gelungen sein wird, von seinem Image als Billigmassenwein wegzukommen, dann wird er das drei Persönlichkeiten zu verdanken haben: Guy Bossard von der demeter- zertifizierten Domaine de l’Ecu, Joseph Landron und natürlich Michel Brégeon.
2013 und 2014 auf der RAW London.
Domaine de Souch, Juranςon, Cuvée du Domaine, 2006.
Yvonne Hegoburu repräsentiert im Film „Mondovino“ die oenologisch- biodynamsiche Gegenwelt zu Parker, Rolland und Mondavi. Man sagt, dass sie es war, die Didier Dagueneau dazu gebracht hat, auch im Juranςon Wein zu machen. Bettane und Desseauve bezeichnen ihre „Marie Kattalin“ als „sommet absolu actuel du juranςon, avec leur irréstistible nez de truffe“ … und der Rudl gibt Weinjournalisten ungern Recht.
2012 auf der RAW London.
Mittwoch, 18. Juni (16 bis 22 Uhr) und Freitag, 20. Juni (14 bis 22 Uhr)
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22
Am Freitag, den 20. Juni findet vor dem Rudl seinem Geschäft übrigens die Reindorfgassen Summer Lounge statt.
Darum hat Herr Rudolf an diesem Tag schon ab 14 Uhr offen und einen Tisch unter das schattenspendende Geäst der Bäume vor der Reindorfer Pfarrkriche gestellt. Dorthin kredenzt er auf Wunsch die oben beschriebenen Weine, aber selbstredend nicht ausschließlich.
Siebenundsechzigmal (67!) Schlafen bis zum ersten Ostbahn-Konzert auf der Kaiserwiese! Und auch denen, die das nicht so massiv interessiert, wünscht Herr Rudolf eine angenehm aufregende Zeit!