Äpfel und Birnen
In der ersten Woche fahren die Radrennfahrer durch die nördliche Landeshälfte von Frankreich. Sie starten in Holland, queren Belgien, um darauf die Apfelbäume Nordfrankreichs zu bewundern. Am Freitag geht es dann in die Bretagne. Weingärten werden sie dort auch keine sehen, zumindest weiß Monsieur Rudolf von keinen nennenswerten, Apfelplantagen aber auch dort, es sei denn, es gibt auch in Nordfrankreich einen Gottfried Lamprecht, der Apfelbäume ausreißt und Weinstöcke einsetzt.
Norden und Süden
Die heurige Tour ist zweigeteilt. Zuerst Flachetappen und Wind für die Sprinter, dann Bergetappen für die Kraxler. Und der Wind ist wichtig für einen Wein, der so nahe an der Bretagne wächst, dass er schon ein bissl als bretonischer Wein gilt und in den Gaststätten dieser Region auch überproportional stark vertreten ist, den Muscadet. Wenn von dem die Rede ist, kommt oft schnell ein Klischée: Massenware, ausdruckslos, bestenfalls noch Austernwein. Und dort wo er wächst, kann man die salzige Meeresluft der Bänke, wo die Austern gefangen werden, riechen, anders als in Chablis und Sancerre, die auch als Austernweine gelten. Wobei Monsieur Rudolf lieber Muscadet mit Chablis oder Sancerre, vielleicht auch alle drei miteinander kombiniert, als irgendeinen Wein mit Austern.
Stein und Obst
Eine aromatisch eher neutrale Rebsorte wie der Melon de Bourgogne, der ausschließlich für den Muscadet zugelassen ist, hat es sicher beträchtlich schwerer als Chenin Blanc, Riesling oder Sauvignon Blanc. Deshalb wollte der Organisme de Gestion du Muscadet für die „Vins génériques“, das sind die regionsweiten Weine ohne Ortsergänzung, eine Genehmigung, neben dem Melon de Bourgogne auch Colombard, Chardonnay und Sauvignon Gris verwenden zu dürfen. Bemerkenswerte Begründung: Man will aromatischere Weine, die auch Jugendlichen zugänglich sind, offerieren. Vorschnell könnte das Zweifel am Geschmack der Jugend wecken. Aber wer weiß, ob der Organisme de Gestion du Muscadet letztere kennt?
Kaufleute und Radfahrer
Schuld daran, dass in den Muscadet nur Melon de Bourgogne hinein kommt, sind sowieso diese holländischen Kaufleute. Die haben den Bretonen im 17. Jahrhundert eingeredet, dass sie diese Rebsorte forcieren sollen, weil sie sich gar trefflich destillieren lässt. Bleibt zu hoffen, dass die Radler, ihre Funktionäre, Begleiter, Apotheker und Anhänger an den ersten beiden Tour-Tagen wenigstens ordentlich Muscadet zu sich nehmen. Das ist sauberer Radsport.
Kelten und Pariser
Und dann muss man natürlich schon auch dazu sagen, dass die Bretonen – den Savoyarden nicht ganz unähnlich – ganz gerne Extrawürstel braten. Vielleicht hat sich das auch in der Rebsortenwahl niedergeschlagen. Armorika, die Grafschaft am Meer, ist im sechsten Jahrhundert von den Kelten beglückt worden, weil die Angeln und Sachsen drüben keinen Wert auf deren Präsenz gelegt haben. Zu veritablen Fans der Zentralregierung in Paris hat das und alles seither Geschehene die Bewohner des Pays Nantais nicht gemacht.
Osten und Westen
Quasi als Grenzstadt zwischen Kult und Muscadet könnte man Angers betrachten, wobei das auch nicht ganz stimmt, weil westlich von Angers noch ein bissl Chenin Blanc auf Schieferböden wächst. Östlich gibt es auf alle Fälle Kultkalk aus dem Jura und der Kreidezeit, westlich Urgestein aus dem Massif Armoricain, dem Skelett des seinerzeit ziemlich gewaltigen herzynischen Gebirges aus Schiefer, Granit und dem noch härteren vulkanischen Gabbro, auf dem der Gorgeois von Michel Brégeon gewachsen ist.
Schmetterlinge und Monate
Die Region Muscadet hat die Form eines Schwalbenschwanzschmetterlings, dessen Kopf die Stadt Nantes darstellt. In der Mitte des Schwanzes rinnt die Sèvre und an der Sèvre liegt ein Weinberg aus dem magmatischen Gabbro für den Cru Gorgeois. Der muss 24 Monate auf der Feinhefe ausgebaut werden, damit die Cru-Bezeichnung auf das Etikett darf. Der von Monsieur Brégeon war 89 Monate auf derselben.
In gar nicht so wenigen Kreisen, die sich mit Wein befassen, gilt Mineralität als das Qualitätskriterium schlechthin. Möchte man meinen, dass der Muscadet an und für sich da prädestiniert wäre. Wie auch immer, Caviste Rudolf mag Muscadet, für den Muscadet von Michel Brégeon fährt er sowieso bis an den untersten Unterlauf der Loire, wenn es sein müsste auch ein paar Gewässer weiter und er hat sich wie ein Christkindl gefreut, dass er den vom Maître lui-même in sein Sortiment aufnehmen dürfen hat.
Meister und Nachfolger
Drum ist es dem Rudl ein Plaisir, in der ersten Tour-Woche endlich die Muscadet-Vertikale von Michel Brégeon öffnen zu dürfen: 2002, 2004 und 2005 von den rabiat langen Feinhefekontakten in der Burgunder-Flaschen und 2006, 2007, 2009, 2010 und 2011 vom Muscadet Sèvre-et-Maine in der klassischen Sur-lie-Flasche. Und der Elfer ist der erste Jahrgang, den Michel Brégeon im Ruhestand mitgekeltert hat. Hauptverantwortlich war sein Nachfolger Fred Lallier.
Muscadets von Gabbro-Böden gelten in ihrer Jugend als karg und verschossen, mit einer markanten Säure und einer besonders ausgeprägten Mineralität. Schauma einmal.
9 Muscadets, aber nicht ausschließlich die
am Dienstag, den 7. Juli, am Mittwoch, den 8. Juli,
am Donnerstag, den 9. Juli und am Freitag, den 10. Juli
von 19(!) bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Und wer es ganz comme il faut mag, kann sich ein paar Austern mitbringen und zum Muscadet schlürfen. Aber eine Garantie die Bekömmlichkeit betreffend übernimmt der Rudl nur für die Muscadets.
Die zweite Woche der Frankreich-Rundfahrt wird es TV-Pedalist Rudolf mit dem Accord Etappe – Appellation wesentlich strenger nehmen. Da wird er wirklich jeden Tag das Flascherl aufmachen, das in der Gegend spielt, wo sie gerade unterwegs sind. Und immer auch einen passenden Accord aus den Alpen dazu, weil der Rudl ja die dritte Woche mit den Alpenetappen voraus fahren muss. Da wird das Geschäft dann zu sein und Herr Rudl samt Femme und Fils in den französischen Alpen.
Aux Vélos … oder zumindest an die Fernsehbildschirme, les CitoyenNEs!
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