Der Gemischte Satz und der Portfolio-Gedanke

„Paris ist eine schöne Stadt,

Woher sie ihren Namen hat:

Von einer alten Hose gwiß,

Denn die hat hinten a paar Riss.“

 (Karl Valentin, Trommelverse)

 

… soweit die Lösung des Rätsels der Vorwoche.

 

Die Radlrennfahrer werden bald in Paris eingetrudelt sein und langsam, aber sicher schwitzt die Wiener Stadt ihre Bewohner in den Urlaub hinaus, die Schauspieler auf den Salzburger Domplatz. Kosmopoliten, die sich einmal im Jahr nicht über Menschen, die anders ausschauen, ärgern wollen, zieht es gerne nach Antalya. Die Sportlichen fahren auf Höhentrainingslager in die Berge und wohin man halt sonst noch überall fahren kann.

Bevor sich auch der Herr Rudolf in die Ferien, respektive auf Dienstreise begibt, erweist er noch dem Gemischten Satz die Ehre. Die Werbung für den Wiener Wein könnte einen ja glauben machen, den Gemischten Satz gäbe es nur in der „Weaner Stod“ und die Weingärten, wo er wächst, wären seinerzeit eigenhändig von Hans Moser, der Reblaus und dem Heiligen Leopold in den Kahlenberg gepflanzt worden. Wahr ist vielmehr, dass es seit jeher ein probates Mittel gegen Klimaunregelmäßigkeiten war, in einem Weingarten unterschiedliche Rebsorten auszupflanzen, gemeinsam zu lesen und das dort gewonnene Traubengut sodann gemeinsam zu vinifizieren, um das Wetterrisiko zu streuen, weil ja nicht jede Rebsorte auf jedes Wetter gleich gut oder schlecht reagiert. Das heißt: Ein absoluter Spitzenweine wird so ein Gemischter Satz meisten nicht, weil irgendein Bestandteil ja doch fast immer vom Wetter missgünstigt wird, aber richtig grauslig wird er eben auch nicht, weil die eine oder andere Traube auf das jeweilige Wetter positiv reagiert. In Hamburg spricht man dabei vom Fischstäbchen-Syndrom (siehe und höre dazu: Ostbahn: Kurtiositäten: BT: Da Polifka Rudl & da Engel mitn dreckign Gsicht. Fischstäbchen, 2002).

Was der Erfinder des Gemischten Satzes (oder der Fischstäbchen) freilich nicht ahnen konnte, war, dass sich Jahrhunderte später Finanzexperten der unterschiedlichsten Art am Gemischten Satz ein Beispiel nehmen würden. Wer gerne eine Marie verdient, ohne produktiv zu sein und trotzdem kein ganz großes Risiko eingehen möchte, der wettet nicht auf eine bestimmte Markt- oder Kursentwicklung, sondern gleich auf mehrere. Irgendetwas wird schon eintreffen. Nur heißt so ein Investment dann Fonds oder Portfolio und nicht „Gemischter Satz“. Vor gut zehn Jahren waren die Experten etwa sicher, dass die Zukunft der New Economy gehört. Als sich dann aber die Gelegenheit bot, ein paar zur Privatisierung stehende BUWOG-Wohnungen günstig abzustauben, konnten sie auch nicht Nein sagen. Irgendwo musste das Geld ja hin. Es wollte ja arbeiten.

Zu der Zeit, als Parteibücher noch en vogue waren, soll es übrigens Zeitgenossen gegeben haben, die sich diesbezüglich ähnlich verhalten haben und derer gleich mehrere besaßen. Man kann ja nie wissen …

Auf alle Fälle werden in der kommenden Woche (23. bis 26. Juli) in der „Weinhandlung Rudolf Polifka“ gleich mehrere Gemischte Sätze glasweise ausgeschenkt, aber nicht ausschließlich und auch nicht ausschließlich solche aus Wien. Ein Wein aus dem ältesten Weingarten Illmitz’ (1900 gepflanzt) wird dabei sein, mit heute nicht mehr so geläufigen Rebsorten wie Weißer Kadarka, Honigler, Ezerjó oder Delaware – Sorten aus der Monarchie. Aber auch ein eher seltener roter Gemischter Satz. Denn wie meinte einst der oben erwähnte Herr Moser:

„Drum tu den Wein ich auch nicht trinken sondern beißen.
I hob den Rotn grod so gearn als wie den Weißn.“
 

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag,

23. bis 26 Juli

jeweils von 18 bis 22 Uhr

 

Auf den Weinbeißer!

Rudolf Polifka