Domaine Arretxea
Die Geographie hat vier Himmelsrichtungen, die – drum heißt sie Geographie – genau genommen Erdrichtungen sind. Und das Haus von Thérèse und Michel Riouspeyrous, dem begnadeten Weinbauernehepaar aus Irouléguy, hat auch in alle vier Himmelsrichtungen zumindest ein Fenster. Und Monsieur Michel hat dem Rudl einmal nicht ohne Stolz erzählt, dass er auf jeder Seite seines Hauses aus einem Fenster und dabei auf zumindest einen biologisch bewirtschafteten Weingarten schauen kann. Auf zwei Seiten sieht er seine eigenen Rebstöcke, auf einer die von Nachbarn Peio Espil (Domaine Ilarria) und auf der vierten Seite stehen Reben von einem Kollegen, der seine biologischen Trauben an die Genossenschaft liefert.
Haitza. Der Rote von Arretxea
Tannat ist Gerbstoff. Er ist auch nach diesem benannt. Wer reinsortigen Tannat getrunken hat, zweifelt daran keinen Augenblick. Tannat aus Madiran oder Irouléguy hat man früher eine zwanzigjährige Unzugänglichkeit nachgesagt. So lange haben sich die Tannine bitten lassen, es billiger zu geben. Das war eine andere Zeit und das waren andere Weine. Heute versuchen Cabernet Franc oder oder und Cabernet Sauvignon dem Tannat das Wilde ein bissl herunter zu räumen. Auf die Idee, einen Irouléguy Primeur oder einen Tannat Junker zu keltern, wird so schnell trotzdem niemand kommen.
Santé!
Tannat soll die gesündeste Rotweinrebsorte der Welt sein. Dass es gesünder ist, Wein aufzuheben, als Wein zu trinken, das hat der Rudl in diesem Zusammenhang auch schon angemerkt. Ihm gefällt diese Überlegung auf alle Fälle. Und manchmal fragt er sich, was ihn massiver treffen würde: Wenn ihm jemand das Weintrinken untersagt, oder wenn ihm jemand das Weinsammeln untersagt? Medizinalräte nennen freilich andere Gründe für die positiven Auswirkungen von Tannat auf die Gesundheit. Kein anderer Wein entwickelt so einen Haufen an Procyanidin wie Tannat, viermal so viel wie jeder andere Rotwein, zumindest wenn er traditionell gekeltert wird und also drei bis vier Wochen auf der Maische steht – manchmal auch ungerebelt – und dann im alten Holz ausgebaut wird. Procyanidin beugt Herz- und Kreislauferkrankungen vor und fängt Radikale.
Heute versucht man die Typicität der Rebsorte zu erhalten, aber seine Trinkreife zu beschleunigen. Den besseren Weinbauern gelingt das. Deren Weine zeichnen sich durch reife Tannine und Brombeeraromen aus.
Irouléguy
Dass es sich beim Rudl seiner Lieblingsappellation Irouléguy um einen geologischen Fleckerlteppich (Yves Hérody) handelt, hat Caviste Rudolf nicht einmal erwähnt. Kalk, Eisen, Schiefer, Ophite sind die bedeutendsten Bestandteile der Böden dort unten.
Roter Sandstein
stammt aus dem unteren Trias, ist also knapp 230 Millionen Jahre alt. Die vom Sandstein dominierten Böden weisen einen hohen Eisengehalt auf, sind sauer, die Böden, und oft in Terrassen angelegt.
Kalk aus dem Jura
supportiert vor allem die Rebstöcke der Domaine Ilarria, ist gut fünfzig Millionen Jahre jünger, aber auch ganz schön alt.
Schiefer
ist älter als Sandstein und Kalk zusammen, trotzdem aber nur zufällig der Boden, auf dem die Domaine Arretxea begonnnen hat.
Vulkanischer Ophite
ist im Gegensatz zum Sandstein basisch und liegt als Streusplitt in der Einfahrt zur Domaine Arretxea. Vielmehr weiß der Rudl darüber nicht, denn er ist gstudierter Theologe, nicht Geologe. Gerne wäre er beides.
Jurançon
Fährt man von Irouléguy nach Ostnordosten, kommt man bald nach Pau und in die Appellation Jurançon. Genau genommen handelt es sich bei den Menschen dort nicht um Basken, sondern um Béarnesen. Aber We-an ist von Béarn weit genug entfernt, wenn Sie dem Rudl diesen Kalauer erlauben, dass der da ein oenologisches Auge zudrückt.
Poudingues
Charakteristisch für den Jurançon sind die Poudingues, Sedimentsgesteine, die der Gave de Pau aus den Pyrenäen heraus geschwemmt hat. Das Wort „Poudingues„ haben sich die Franzosen im achtzehnten Jahrhundert von den Engländern ausgeliehen. Freilich bezeichnen diese damit ihre Kuchen. Bei uns ist ein Pudding wieder etwas anderes, aber in Sachen Härte sicher dem englischen Kuchen näher als dem béarnesischen Weingarten. Dafür ist in Sachen Größe wiederum der englische Kuchen den Steinen im Jurançon näher als dem Schokoladepudding, den etwa dem Meister Eder die Frau Eichinger macht.
An sich war Jurançon immer eine Süßweinappellation und es gibt dort Menschen, die halten trockenen Jurançon heute noch für ein Sakrileg.
Irouléguy Rosé 2011, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest, (3/5)
Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest, (5/8)
Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6/9)
Hégoxuri 2009, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)
Haitza 2012, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6/9)
Jurançon 2010, Domaine Uroulat, AOC Jurançon, Sud Ouest (5/8)
(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)
… nicht nur diese Weine gibt es glasweise
von 16 bis 21 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Vorschau auf die Lehrveranstaltung von MITTWOCH, dem 1. und Donnerstag, dem 2. Juli
für den Verzehr geeignete Sommerweine
Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung,
dass es jetzt definitiv Zeit für den Ausbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten, neoliberalen Unmündigkeit ist,
dass schon auch die Corona-Krise, aber noch viel, viel mehr der Neoliberalismus Schülerinnen und Schüler zurücklässt, beziehungsweise in die Sackgasse manövriert
und man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!
Autrement & ein Aus für dumme, das heißt die Menschenwürde untergrabende Handlungen!
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