Es gibt Süßigkeiten, die gibt es überall auf der ganzen Welt, einen Milka-Tschoglad oder einen Wrigley’s Kaugummi, den finden Sie vermutlich überall, beim Nah und Frisch in Wulkaprodersdorf genauso wie in Kathmandu und auf der Lünebruger Heide, nur dass dort der Nah und Frisch nicht „Nah und Frisch“ heißt. Wie der Nah und Frisch dort heißt, das weiß der Rudl nicht, weil der Rudl noch nie in Kathmandu war und auf der Lüneburger Heide auch nicht.
Und dann gibt es Naschereien, die gibt es nicht überall oder nicht mehr überall. Carambar, zum Beispiel. Das Karamelstangerl mit der Konsistenz eines Stollwerks und einem Energiewert von 32 Kilokalorien, was zwei Prozent des Tagesbedarfs eines Erwachsenen entspricht, kennt der Rudl vom Schilift. Dort war es seinerzeit die billigste Nascherei, 50 Groschen hat eines gekostet. Irgendwann hat es das Carambar dann angeblich auch in den Supermärkten gegeben und dann bald gar nicht mehr in Österreich. Anders in Frankreich. Dort findet man das Carambar nach wie vor in jedem gut sortierten Supermarkt. Ob das mit der französischen Familienpolitik zusammen hängt oder mit der französischen Küche, ist schwer zu sagen. Auf alle Fälle wird das französische Kleinkind nach wie vor mit Carambar verwöhnt, wohingegen das österreichische dem entraten muss.
Der Rudl ist nicht so naiv zu glauben, dass er so einen kulinarischen und nährstoffmäßigen Mangel ausgleichen kann, aber ganz unversucht will er es auch nicht lassen. Und darum gibt es für die ersten Vierzig, die bei Monsieur Rodolphe vorbeischauen, ein Carambar. Ob Sie damit dann Ihren eigenen Kilokalorienmangel bekämpfen oder das Stangerl Ihrem Kind mit nachhause nehmen, das überlässt der Rudl ganz Ihnen. An der Tatsache, dass der Verzehr selbst mitgebrachter Speisen in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ausdrücklich erwünscht ist, ändert das nix.
Aber der Rudl war natürlich nicht nur zum Carambarkaufen in Frankreich. Es hat sich fast nicht vermeiden lassen, das eine oder andere Weinflascherl zu erwerben. Und darum umfasst der französische Teil des Sortiments der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ jetzt vierzehn Weine mehr, drei Weine aus dem Jura, einen aus dem Mont Blanc Massiv, den vermutlich teuersten Weißwein aus Savoyen, einen Wein, der nach einem Oberkellner aus dem sechzehnten Jahrhundert benannt ist, … drei ausverkaufte sind auch wieder verfügbar. Und von einigen bisher schon verfügbaren gibt es neue Jahrgänge. Das stellt den Rudl vor ein innenarchitektonisches Problem, weil diese ganzen neuen Flaschen auf gar keine Fall mehr auf dem Brettl mit den angebotenen Weinen Platz haben. Da war ja bisher schon eine Mordsdrängerei. Und darum sollte Handwerker Rudolf jetzt eigentlich aufhören, Ihnen zu schreiben, was er alles gekauft hat, sondern die Holzabteilung von seinem Projektpartner aufsuchen, sich ein Brettl kaufen und das dann an die Mauer in seinem Geschäft dübeln, damit die neuen Weine, von denen dieser Newsletter eigentlich handeln hätte sollen, auch einen Platz finden.
Was die glasweise dargebotenen Weine betrifft, gibt es zum Auftakt einmal kein Thema. Von allem ein bissl was. Die Preisspanne der Sechzehnteln wird so groß sein wie selten zuvor, von einem Landwein bis zu einem Coulée de Serrant 2008 von Nicolas Joly, ein Pinot Noir 1975 von Leth, Weine von Jacques Maillet, Leo Uibel und die wieder verfügbare Mondeuse der Domaine Dupasquier.
Aber jetzt doch noch schnell eines: Der Rudl ist ja ein gelernter Lehrer, sein Arbeitsplatz die Schule. Durch die Schule geistert momentan ein ganzer Haufen Ideen, die auf alle Fälle originell sind. Nicht alle davon sind gelernten Lehrerinnen oder Lehrern eingefallen. Und nicht alle davon machen die Schülerinnen und Schüler gscheiter, aber sie erhöhen den Sprechausstoß, informell und auch formell. Den formellen Sprechausstoß heißt man in der Privatwirtschaft bekanntlich „Meeting“, in der Schule „Konferenz“. Bei so einer Konferenz hebt dann gelegentlich ein großes Gequatsche, Geschnattere und oft auch Lamentieren an, nicht selten garniert mit ein paar von jeglichem Inhalt gesäuberten Motivationsleerphrasen. Und am Ende weiß man immerhin, dass man die Zeit auch so totschlagen kann. Aus irgendeinem Grund finden solche Konferenzen verdammt oft an Mittwochabenden statt und manchmal dauern sie verdammt lang. Darum hat der Rudl ein Problem. Und weil da ja auch noch der Fils ist, der gerade alles Mögliche, aber nicht immer nur Mögliches ausprobiert, zum Beispiel das Testen der Beschaffenheit von Fußböden durch Konfrontation mit Glasflaschen oder Vergleiche der Rutschfestigkeit von Vinyl und CD, hat der Rudl gleich ein zweites Problem. Denn wenn der Fils forscht, sollte er dabei nicht ganz allein sein. Das heißt, der Rudl müsste am Mittwoch oft die Weinhandlung oder den Fils oder gleich alle beide fremdbetreuen lassen. Das will er aber nicht. Drum muss er Ihnen geänderte Öffnungszeiten zumuten. Nicht leichtfertig, das können Sie ihm glauben, aber es geht nicht anders. Die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ wird im kommenden Schuljahr
am DONNERSTAG und am Freitag
von 16 bis 22 Uhr geöffnet sein.
Nicht vergessen möchte der Rudl, Sie zum diesjährigen Reindorfgassen Fest einzuladen. Es findet diese Woche am Freitag und am Samstag statt.
Drum gibt’s in der ersten Schulwoche gleich drei Öffnungstage hintereinander:
Donnerstag, Freitag und Samstag,
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“
Reindorfgasse 22, Sechshaus
A bientôt donc und d’Ehre! Monsieur Rudl