Sieben Rosés. Vom Baskenland über das Schilcherland bis Ziersdorf. Ein Beitrag zur politoenologischen Farbenlehre

Eigentlich = nicht

 

Eigentlich“ ist ein unanständiges Wort. Wenn irgendwer oder irgendwas „eigentlich“ irgendwie ist, dann kann man in der Regel davon ausgehen, dass er eben gerade genau nicht so „irgendwie“ ist. Wenn in einem Staat „eigentlich“ die Regierung regiert, dann hat dieser Staat ziemlich sicher mindestens ein Problem.

 

Roséweinkompetenzzentrum Rudolf Polifka et Fils a.D.

 

Aber immer stimmt es auch nicht.Der Rudl hat ursprünglich eigentlich vorgehabt, seinen Weinkaufsladen als Kompetenzzentrum für Roséwein zu eröffnen. Und das hat er wirklich vorgehabt. Darum waren in den ersten Monaten, in denen Herr Rudolf sein Geschäft nicht aus Umbauarbeits- und Einrichtungsgründen aufgesperrt hat, 22 von 120 Weinen, die er sein Sortiment genannt hat, Rosés, darunter neun biologische Schilcher.

Irgendwann hat sich Caviste Rudolf dann gedacht, dass er selber schon immer wieder gern einen Rosé trinkt, aber so oft auch wieder nicht. Und das ist es dann gewesen mit dem Roséweinkompetenzzentrum, zumindest fast ziemlich sicher eher.

 

Es muss im Leben weniger als alles geben.

 

Ganz unreizvoll findet Herr Rudolf die Idee immer noch nicht. Aber man kann nicht alles machen. Und spurlos ist das damalige Ansinnen am Keller vom Rudl eh nicht vorbei gegangen. Da findet sich schon noch der eine oder andere Eckpunkt des Projektes Roséweinkompetenzzentrum. Denen wird Herr Polifka diese Woche auf den Grund gehen.

 

Macharten für Rosé gibt es ja mehrere:

 

Man kann blaue Weintrauben früher oder später, auf alle Fälle aber früher als man es für eine Rotwein machen würde, pressen und dann fertig vergären. Je später man presst und die Maische entfernt, desto dunkler wird der Rosé. Je weniger farbintensiv die Rebsorte, desto länger darf die Konferenz zwischen Wein und Maische dauern, ohne dass gleich „Rotwein“ im Konferenzprotokoll steht.

 

Saignée

 

Oder man macht Rotwein und zieht aus dem Gärbehälter mit dem blauen Gatsch nach spätestens zwei Tagen Traubensaft ab. Dann ist der Rosé quasi ein Kollateralnutzen der Rotweinkelterung, sofern es sich um gutes Traubenmaterial handelt. Und der Rotwein konzentrierter, weil der besonders flexible Teil des Mosts, der überhaupt nicht lange nachdenken muss, bevor er sich aus dem Gärbehälter verdünnisiert, eben nicht allzu extraktreich ist. Der Franzose heißt das dann Saignée. Andere sagen: „Ich kann mich nicht erinnern.“

 

Beide Varianten haben ihre Befürworter und Kritiker. Von denen führen beide ihre begründeten und nicht so gut begründeten Argumente und Gegenargumente ins Treffen.

 

Kohle

 

Die unerfreulichere Tour ist es, Rotwein rabiat durch Aktivkohle aufzuhellen.

 

Verschnitte

 

Und dann kann man natürlich hergehen und einen Richebourg 1985 mit einem Silex 1986 mischen. Das ergibt dann ziemlich sicher auch einen Rosé. Geschäftstüchtige Kreise wollten vor ein paar Jahren erreichen, dass dieses Verfahren zur Roséerzeugung in der Europäischen Union zugelassen wird. Aber da haben die Franzosen nicht mitgespielt.

 

Österreichische Staatskunst

 

Rudolf Polifka ist froh, dass es damals nicht auf die gegenwärtige österreichische Staatskunst angekommen ist. Gemäß dem Motto „Ich füttere mit Steuerinseraten Hetzblätter, aber mit einer Hetzer-Partei werde ich ganz sicher nie koalieren, zumindest fast ziemlich sicher eher nie oder so!“ hätte die sich im Boulevard vermutlich zuerst vollmundig ganz besonders „So“ gegen jegliche „EU-Pantscherei“ verwehrt und wäre dreimal umgefallen gewesen, bevor die kunterbunte Edelfederei in die U-Bahn-Stationen ausgeliefert gewesen wäre. Vielleicht auch eine Form von rosé. Oder von broncé? Und wenn das ganze zu braun wird, verhilft Aktivkohle zur Tarnung. Und wenn die Broncierten wieder einmal irgendwo an der Macht waren, alles verschustert haben und es nachher nicht gewesen sind, dann hilft die Passivkohle aus der Gegenfinanzierung einer sogenannten Steuerreform.

 

Subjektive oenologische Erfahrungen

 

Vor ein paar Jahren hat der Rudl vor einer Übersiedlung auf die Hasenleiten mit seinen beiden Kollegen W. und Z. eine Studie an Altweinen durchgeführt, seinerzeit noch am alten Institut in der Diefenbachgasse. Diese Studie hat einige Indizien dafür ans Tageslicht befördert, dass manch ein Rosaroter im Alter leicht braun wird. Das könnte mit dem Extrakt zusammen hängen.

 

Schilcher

 

Dann gibt es Schilcher. Der war einmal dafür bekannt, „resch“ zu sein, ähnlich wie das der „Brünnerstraßler“ seinerzeit war. Heute können beide resch sein, sie können aber auch wie ein Wasserl, in dem man ein Zuckerl aufgelöst hat, schmecken. Oder nach irgendetwas zwischen „resch“ und „Zuckerlwasser“.

 

Gründe genug, ein paar Rosés auf den Zahn zu fühlen und zu zeigen, dass sie Biss haben und dass auch sie nicht gleich braun werden, wenn der Wind aus einer anderen Richtung weht. Darum mit einer perlenden Ausnahme alle aus nicht aktuellen Roséjahrgängen:

 

Domaine Arretxea, Irouléguy Rosé 2011, Sud Ouest

80 Percent Tannat, 20 Cabernet Franc, auf sehr eisenhältigen Sandsteinböden und auf Kalk gewachsen. Zwölf heiße Maischestunden für den tanninreichen Tannat, keine Säureabbau, auf der Feinhefe ausgebaut. Haltbarkeit: sieben bis fünfzehn Jahre. „Winterrosé“ tituliert.

 

Domaine Dupasquier, Rosé 2011, Savoie

Dem Rudl sein Lieblingsrosé aus Savoyen

 

Weingut Kainz, Schilcher Ried Gundersdorf 1991, Schilcherland

Chroenologist Rudolf hat mit der heute populären Phrase „Das geht gar nicht!“ noch gar nie etwas anfangen können. Vielmehr hält er es mit 1 Thess 5,21.

 

Maria und Sepp Muster, Schilcher 2010, Südsteiermark

Karger Opok-Boden, alte Rebstöcke. Nicht aus dem Ursprungsgebiet des Schilchers: eine Referenz und die weingewordene Verifizierung der These, dass man nicht bleiben muss, wo man immer war, aber dass man sich daran erinnern soll, wie das ein guter Bekannter vom Herrn Kurt einmal formuliert hat.

 

Franz und Christine Strohmeier, Schilcher N° 25, 2013, Franz und Christine Strohmeier, Schilcherland

Schon aus dem Ursprungsgebiet des Schilchers: auch eine Referenz

 

Karl Schnabel, Rosé 2013, Südsteiermark

Herrn Karls Rosé-Premiere

 

Weinhof Uibel, Grand Rosé Brut, Pinot Noir, Weinviertel

Herrn Leos Pinot-Schaumweinpremiere

 

Diese Rosés, aber nicht ausschließlich Rosés kredenzt Monsieur Polifka

 

am Donnerstag, den 18. Juni und am Freitag, den 19. Juni

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

 

Den Grand Rosé Brut von Leo Uibel gibt es ab sofort auch im Flaschensortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils.

 

Citoyen Rudolf grüßt diese Woche ganz besonders jene, die das, was sie vorgeben zu tun, auch wirklich tun und auch noch tun, wenn der Wind dreht.

Montag, 15. Juni: Der Herrenhof Lamprecht zu Gast in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Der Rudl freut sich ganz besonders, am Montag, den 15. Juni im Rahmen des Reindorfer Grätzelwalks

http://einfach15.wien/event/einfach15-graetzelwalk/

Monsieur Gottfried Lamprecht in seinem Geschäft begrüßen zu dürfen.
Der Winzer himself wird von 15 bis 20 Uhr seine Weine
http://www.herrenhof.net/weine/
zur Ausschank bringen und für Auskünfte zu eben denselben zur Verfügung stehen,

am Montag, den 15. Juni
von 15 bis 20 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Die Hoheit Altesse und die königliche Tafel von Josef Umathum. Eine Urlaubslektüre

Lang. Sehr lang!

Die Ausführungen, die Ihnen der Rudl meistens am Montag oder am Dienstag schickt und in denen er versucht, zumindest auch etwas zum Weinthema der jeweils gerade anbrechenden Woche von sich zu geben, sind gelegentlich etwas umfangreich, nicht weil der Rudl das des Umfangs wegen anstrebt und erst recht nicht, weil er nicht weiß, dass man heute den Göttern der Verknappung, Verkürzung und Veroberflächlichung Weihrauch streut, nicht nur in Studien- und Lehrplänen. Einerseits ist nichts verzichtbar, auch nicht das 21. neue Erdbeerjoghurt, zumindest solange es genauso schmeckt wie die anderen zwanzig und noch ein paar Kilometer mehr im Lastauto herum kutschiert worden ist als die anderen zwanzig. Das nennt man heute Diversität und Freiheit. Sie gilt für alles mit einem IQ kleinergleich dem einer Getränkedose und ist ohne Rücksicht auf Verluste zu schützen.
Und die penetranteste Banalität ist heute unverzichtbar. Sie muss zwischen zwei Buchdeckel oder zumindest auf einen mit Steuergeld finanzierten und mit Fahrscheingebühren entsorgten Zeitungsfetzen in der U-Bahn. Das nennt man heute Informations- und Meinungsfreiheit. Sie gilt für alles mit einem IQ kleiner dem einer Getränkedose.
Darum bitte ja nicht zu viel Text, keine schwierigen Wörter, große Buchstaben, viele Bilder und auf gar keinen Fall Sätze, die aus mehr als fünf Wörtern bestehen. Hätte den Herrn Rudolf so ein Käse gereizt, hätte er der Schule nicht teilzeit den Rücken kehren und ein Weingeschäft aufmachen müssen. Ganz im Gegenteil, dann hätte er sich gleich zum Bildungskompetenzzentrumspräsidenten oder Schulmeisterexperten befördern lassen können. Darum sind die E-Mails von Rudolf Polifka so, wie sie sind. Und wen das interessiert, der kann das lesen. Und darüber freut sich der Rudl dann natürlich. Wer daran vor allem bemerkenswert findet, dass Herr Rudolf „viel Zeit haben muss“, der kann das bemerkenswert finden. Und wem das alles sowieso wurscht ist, der liest es wahrscheinlich eh nicht, was dem Rudl auch keine grauen Federn wachsen lässt. Hinweise, wie erfolgreiche Werbung zu sein hätte, aber schon.
Der langen Vorrede kurzer Sinn, diese Woche sehr viel Text über Altesse, eine Lieblingsrebsorte vom Rudl, wahrscheinlich der längste Newsletter dieser Welt. So far.

Altesse – aristokratische Gendergerechtigkeit

In einem, wie man sagt, republikanischen Zeitalter ist ein Wein, der sich „Altesse“ nennt, schon ein bissl daneben. Aber was soll man machen? Niemand sucht seine Lieblingsweinrebsorten nach dem Political-Correctness-Faktor des Namens aus, nicht einmal Herr Rudolf.
Auf der anderen Seite könnte man Altesse fast als Vorreiterin für die sprachliche Gleichstellung von Frau und Mann betrachten. Um die sprachliche scheint es ja vor allem zu gehen, vielleicht weil jede andere Gleichstellung sofort wieder einen Batzen Marie kosten würde. Und das wächst angeblich nicht auf Bäumen oder in Blasen, auch wenn manche Wirtschaftsexperten nicht müde werden, anderes zu behaupten.
Der aristokratische Hoheitstitel „Altesse“ macht aus Kaisern und Königen, grammatikalisch betrachtet, Weiblichkeiten. Da ist dann der Monarch mit der tiefsten Stimme „die kaiserliche Hoheit“. Schlecht?

Aromen und Aromoiden

Mit den Aromen ist es ein Hund. Da gibt es gerade beim Wein ein paar, die quasi als Parias gelten. Und andere, die ziemlich angesagt sind. Werden einem Wein mineralische Noten nachgesagt, dann hat er heute schon gewonnen. Wehe er schmeckt nach Erdbeeren. Dann kann er einpacken. Der Rudl mag Erdbeeren. Drum stören ihn auch im Wein keine Erdbeeraromen. Es sei denn, er findet dann dieselben erdbeeroiden Aromen in einem Schilcher, in einem Uhudler, in einem steirischen Sauvignon Blanc und in einem Grünen Veltliner DAC aus dem Weinviertel. Das gibt es. Aber dafür kann keine Erdbeere auf dieser Welt etwas.

Geschmäcker können nicht irren

„Wünsche können nicht irren“, ist von den vielen schönen Sätzen, die Adolf Holl geschrieben hat und hoffentlich noch schreiben wird, einer, der dem Rudl besonders gut gefällt. Und Monsieur Polifka tendiert immer mehr zur Auffassung, dass es sich mit Geschmäckern ähnlich verhält. Man kann unaufmerksam etwas essen und trinken und dabei nicht bemerken, dass es grauslig schmeckt. Und man kann auf etwas so versessen sein, dass man es gut findet, egal wie es schmeckt, und dabei auch gar nicht merkt, wie es schmeckt. Vielleicht weil man auf eine Marke, auf eine Rebsorte, auf einen Winzer oder eine Herkunftsbezeichnung fixiert ist. Das ist aber nicht bewusst, zumindest nicht geschmacksbewusst. Aber wenn einem etwas ganz bewusst gut schmeckt, dann kann das kein Irrtum sein, wie auch immer es schmeckt, was auch immer es ist und was auch immer andere darüber reden.

Altesse – Aromen: Lindenblüten, Haselnüsse, Mandeln, Honig und Quitten

Der Rebsorte Altesse sagt man oft die folgenden Aromen nach: Lindenblüten, Haselnüsse, Mandeln, Honig und Quitten – tendenziell also eher Aromen mit hohem Prestige, die auch immer wieder mit den Montrachets und Meursault in Verbindung gebracht.

Lindenblüten und Josef Umathum

Beim Lindenblütenaroma handelt es sich um ein sogenanntes Primäraroma. Für ein solches ist die Weintraube zur Rechenschaft zu ziehen, wohingegen ein Sekundäraroma der Gärung geschuldet ist und ein Tertiäraroma der Reifung.
Chemisch ist das Lindenblütenaroma ein Mysterium. Bislang haben die Forscher kein Molekül ausfindig gemacht, das die Lindenblüte geschmacklich und geruchlich zur Lindenblüte macht. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind es Moleküle, die dem Farnesol nahestehen. Was die veritable Lindenblüte darüber hinaus bemerkensert macht, ist der Umstand, dass sich alle Blüten einer Linde zeitgleich öffnen, dann aber nur einen Tag lang blühen. Als lindenblütenintraubierte Rebsorte gilt der ungarische Hárslevelü. Der ist im Tokay drinnen. In Österreich hat sie eine Durststrecke hinter sich. Dass die vorbei ist, verdankt sie Josef Umathum. Aber weil Tradition auch in der Weinwirtschaft sehr selektiv gepflegt wird, hat man dem das weinamtlicherseits nicht gedankt. Noch nicht.
Aromatisch verbündet sich das Lindenblütenaroma im Wein tendenziell ganz gern mit dem Honigaroma, so auch in vielen Altesses, aber auch im Quarts-de-Chaume und im Bonnezeaux. Sogar der Schweizer Chasselas kennt es, der Loin de l’oeil in Gaillac, der Weiße aus Pessac-Leognan, Marsannes von der Rhône, der Bellet auf den Hausbergen von Nizza und sogar junge Elsässer Rieslinge.

Quitte

Das Sekundäraroma Quitte braucht ziemlich sicher Diethyl-Sebacat, das man, wenn man ein bissl genauer hinschaut, auch in der Melone findet. Es entsteht durch Esterifikation der sebacischen Säure durch Ethanol bei der Gärung.
Als USP gilt das Quittenaromen für jene Chenin Blancs, die auf Urgesteinverwitterungsböden wachsen. Das sind vor allem die Appellationen Savennières, Roche-aux-Moines und Coulée de Serrant, aber auch die nicht so restzuckerfreien Coteaux-du-Layon, Quarts-de-Chaume und Bonnezeaux. Auch den süßen Weinen von Sauternes, Barsac, Monbaziallc und Jurançon sagt man sie nach. Und natürlich in manchen Altesses, ganz besonders denen aus Monterminod und Umgebung.

Quitten und Honig

Dass die Quitte gut zum Honig passt, das haben schon die alten Römer gewusst. Darum haben die die Quitten gerne im Honig kandiert. Und in den legendären Falerner haben sie eine Mischung aus Quitten, Bockshörndlklee und Iriswurzeln gegeben. Eine von den alten Römerinnen war bekanntlich die Venus. Mit der teilt der Rudl die Quitte als Lieblingsfrucht und bildet sich darauf auch etwas ein.

Honig

Honig ist Sonne. Chemisch gehört sein Aroma zu den ätherischen Aromen. Die verbrüdern sich in schöner Regelmäßigkeit mit Akazien, Lindenblüten, Ginster, Marillen, Mango und Quitten. Das Honigaroma in Weintrauben entsteht durch Konzentration, wenn die Traubenschalen Wasser verlieren. Es handelt sich um Derivate vom Phenylethylalkohol: Butyl- und Isobutyl-Phenylacetate, Phenylethylacetate und Ephenylacetaldehyd. Lange brauchen die alle nach der alkoholischen Gärung nicht, um zu entstehen.
Süßweine haben ein besonders Naheverhältnis zum Honigaroma, nicht nur aufgrund der Viskosität: Sauternes, Monbazillacs, auch Ausbrüche, Chenins aus Vouvray und natürlich viele Vins Doux Naturels aus Rivesaltes. Auf der trockenen Seite sind der Jurançon sec, im Fall von hohem Petit Manseng Anteil, vor allem aber die Chardonnays der Côte de Beaune – Puligny-Montrachet, Chassagne-Montrachet, Weine von den berühmten „calcaires brunes“, aber tendenziell schon eher die mit ein paar Jahren Flaschenreife – zu nennen. Dort alliiert der Honig besonders gern mit getrockneten Früchten, orientalischen Gewürzen und Steinigkeit.

Haselnüsse, Mandelkern haben die Altessen gern.

Haselnüsse und Mandeln schmecken nach Altesse. Wenn Sie, gewogene Leserin und geneigter Leser diese Formulierung eigenartig finden, dann liegt das ziemlich sicher nicht daran, dass sie nicht stimmt, sondern daran dass Mandelbäume und Haselnussstauden halt doch weiter verbreitet sind als Altesse-Rebstöcke. Deshalb hat man eine ungeschriebene Sprachregelung getroffen, derzufolge Altesse nach Haselnüssen und Mandeln schmeckt. Der nicht unbedingt ein Übermaß an Flexibilität sein Eigen nennende Starrkopf Rudolf Polifka verstößt bewusst gegen diese Regelung und behauptet, dass Mandlen und Haselnüsse nach Altesse schmecken, die Pfoad Altesse ist ihm quasi näher als der Rock Haselnussstaude.
Ohne Biosynthese wäre das Ganze sowieso redundant. Denn dann gäbe es kein Haselnussaroma, und auch die frische Butter müsste dann eines eigenen Aromas entraten, was für gar nicht so wenige Zeitgenossen verschmerzbar wäre, weil dieses Aromerl, das die Haselnuss mit der frischen Butter gemeinsam hat und das aus einer Dekomposition einiger Fettsäuren durch Microorganismen resultiert, sich gar nicht so wenigen Zeitgenossen eh verschließt. In den Saint Nectaire, ein Kaserl aus der Auvergne, wird dieser Geschmack durch besondere Pilzstämme hinein gebracht. Unter den Weinen gilt Chardonnay als das rebsortegewordene Haselnussaroma. Das dürfte so zu dieser Rebsorte gehören, dass es fast egal ist, ob der Weinstock in der Champagne, in Meursault, Puligny, im Napa Valley oder in Großgmain steht.

Bei der Mandel schaut die Geschichte ein bissl schwieriger aus, weil es da zwei Mandelgeschmäcker gibt: die gebrannte Mandel und die frische Mandel.
Das Aroma der gebrannten Mandel ist eine Spur komplexer und näher an der Haselnuss. Es ist ein Tertiäraroma, das sich aus Sulfiden entwickelt. Besonders oft findet man es in trockenen Weißweinen aus Burgund, in den Altessen aus Savoyen sowie in Saint-Péray und Crozes-Hermitage an der nördlichen Rhône.
Das Aroma der frischen Mandel dagegen steht mit Benzaldehyd in Verbindung und kommt in den Steinobstkernen vor. In Koalition mit ein paar anderen Molekülen sorgt es vor allem in den Rotweinen von Bordeaux, Burgund und der Touraine, ganz besonders in den Italienern aus Piemont für Kirscharomen. Benzaldehyd war am Beginn des neunzehnten Jahrhunderts das erste Geruchsmolekül, dessen Produktion in einem Labor gelungen ist. Der Wein schuldet das frische Mandelaroma den Stielen und Stengeln der Traube. Darum handelt es sich grundsätzlich einmal um ein Primäraroma. Wenn dessen Intensität mit zunehmendem Alter und einer dezenten Oxydation zunimmt, mutiert es zum tertiären.

Kennen müssen Sie Altesse jetzt trotzdem noch immer nicht,

streng genommen ja nicht einmal die Weinbauregion Savoie. 2150 Hektar – da gibt es ein paar größere, in und außerhalb von Frankreich,

… aber Sie versäumen etwas, wenn Sie sie nicht kennen.

Landschaftlich hängt das natürlich davon ab, wie man zum Ergebnis dieser tektonischen Kollision damals vor gut zwanzig Millionen Jahren steht. Der Rudl ist ja selber ein Kinder der Alpen. Das spürt er, abgesehen von der Gehsteigkante drüben bei der Grillgasse, spätestens immer dann, wenn sie bei der Tour de France nach Alpe d’Huez hinauf radln.
Weinmäßig ist Rudolf Polifka dort in seinem Element. Viel Kalk, mehr Kräuter und Blüten als Früchte, wenig Alkohol, … und reserviert eigenbrötlerische bis starrsinnige Weinbaumeister, die sich nach einiger Zeit sehr oft als besonders herzliche Narren im positivsten Sinn erweisen.
Ampelographisch gibt Savoyen in Relation zu seiner Rebfläche sehr viel her, aber darüber ist hier schon berichtet worden. Diese Woche widmet Monsieur Polifka der aristokratischen Altesse.

Zweihundertfünfzig Hektar klein und kein bisschen laut

Gut 250 Hektar gibt es und nicht ein einziger davon liegt außerhalb von Savoyen und Bugey, und das obwohl die Rebsorte erst 1366 im Kreuzzuge vom Grafen Amédée VI. aus Zypern nach Savoyen gebracht worden sein soll. Eine Minderheit an Historikern geht noch viel weiter und lässt die Savoyarden noch ein Jahrhundert länger auf die Altesse warten. Sie vermuten diese Reben im Gepäck der Herzogin Anne de Chypre.

Vom „Quartz“ der Domaine d’Ardoisières, hundert Percent Altesse, und den Marestel von Dupasquier, die meistens mit Restzucker ausgebaut werden, wird hier gesondert zu berichten sein.

Altesse von 2008 bis 2013, ein königlicher Pirat

Diese Woche vertikalisiert Caviste Rudolf seine trockene Lieblingsaltesse. Das ist die von den Giachino-Brüdern. Und weil er für den einen oder anderen Jahrgang zu langsam war, ergänzt er die Lücken durch einen 2008er Altesse von Philippe Grisard aus Frétrive, eine 2009er von der Domaine Dupasquier und einen Königlichen Tafelwein MMXII von Josef Umathum, dessen Geschmacksbild einen Vergleich mit Altesse interessant erscheinen lassen sollte.

2010, 2011 und 2013: Altesse Giachino

Die Weingärten von Frédéric und David Giachino stehen auf kalkreichen Gletschermoränen. Spontan vergoren, auf der Feinhefe ausgebaut, bio-zertifiziert.
Quitte, Ananas und Mandel, Anklänge an Zitrusfrüchte, Speiseempfehlung: Langustine und Kokosnuss mit Kardamon
… schreiben die Gebrüder Weinbaumeister:
www.domaine-giachino.fr

2008: Altesse, Philippe Grisard
ähnlicher Boden, konventionelle Bewirtschaftung

2009: Altesse Domaine Dupasquier
Kimmeridge Kalk, westlicher Abhang des imposanten Dent du Chat, zwei Jahre längerer Ausbau vor der Füllung, im Vergleich zu Giachino und Grisard

2012: Josef Umathum Königlicher Tafelwein MMXII
ganz andere Geologie: Schieferböden am Leithagebirge in Jois,
ähnliche Aromatik: Steinobst, Lindenblüten, ähnlich frische Säure, ähnlich niedriger Alkohol – quasi ein Pirat „in disguise“

Diese sechs Weine, aber nicht ausschließlich diese sechs

am Donnerstag, den 11. Juni und am Freitag, den 12. Juni
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

… und drei Tage später, am Montag, den 15. Juni:
Reindorfer Grätzelwalk, vom Schwendermarkt durch die Reindorfgasse bis zur Ullmannstraße – und beim Rudl Gottfried Lamprecht vom Herrenhof Lamprecht mit seinen Weinen

Herr Rudolf wünscht eine hoheitliche Woche und den Quittenbäumen der Frau Venus eine Verschonung vor dem Junifall!

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Salamander oder Exclusiv. Zwei Grauburgunder von der Riegersburg

L 207

Wenn man vom Sattler in Bad Radkersburg, dem wahrscheinlich schönsten Kaffeehaus Österreichs, durch die Süd-Oststeiermark nach Wien fährt und sich in Hatzendorf nicht an die Hinweistafel nach Wien hält, sondern links abbiegt, kommt man bald einmal durch den Ort Riegersburg und an der gleichnamigen Burg vorbei. Nach Wien kommt man dann noch früh genug.

 

Die Welt. Ein Amtsgeheimnis

In diesem Zusammenhang ist es dem Rudl ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass er grundsätzlich nichts gegen Hinweistafeln, Hinweise, Regeln, Gesetze und dergleichen hat. Nur kommt ihm vor, dass sich in letzter Zeit die Hinweise, Anweisungen, Regerln, Regeln und weiß der Kuckuck, hinter was sich die diversen Dampfplauderer und Kontrollneurotiker sonst verstecken, unangenehm häufen.

Wenn man Erklärungen will, kriegt man sie meistens nicht, weil unter Umständen alles zum Amtsgeheimnis wird. Will man aber nur ungestört seine Arbeit erledigen, dann kriechen sie aus ihren Löchern, die Wichtigtuer, die in erster Linie bemerkt werden wollen, beim PISA-Test Länge mal Breite durchgeflogen wären, und verlangen, dass man auch noch die allerblödsinnigsten Banalitäten irgendwo in irgendeine Excel-Datei klopft und dann irgendwohin hochlädt. Am liebsten wäre ihnen vermutlich, dass man sich gleich einen Chip implantieren lässt. Man hat ja nichts angestellt und es ist ja so praktisch …

 

Ceterum censeo, dass man sich an Gesetze halten und Hinweistafeln im Straßenverkehr in der Regel Folge leisten soll. Aber nicht blind. Und nicht der einen Tafel in Hatzendorf. Zumindest nicht, wenn man gerne etwas Schönes sieht.

 

Andreas Tscheppe. Burgweinbau Riegersburg

Früher einmal hat Andreas Tscheppe unter der Riegersburg Weingärten gepachtet und biologisch bewirtschaftet. Irgendwann, vor knapp zehn Jahren, hat er dem Vulkangestein auf der Riegersburg den Rücken gekehrt, um den Böden bei ihm zu Hause in Glanz auf den Grund zu gehen. Die Burgweingärten haben dann Friedrich Hutter und Ferdinand Bernhart gepachtet. Das nimmt Monsieur Polifka zum Anlass, zwei Grauburgunder zu entkorken, beziehungsweise aufzuschrauben.

 

2005 Grauburgunder Salamander, Andreas Tscheppe

 

2010 Grauer Burgunder Exclusiv Terroir Burg, Wein:Gut Buschenschank Bernhart

 

 

Zwei Weine, unterschiedlich bewirtschaftet, einmal biologisch, einmal konventionell.

 

Verlängertes Wochenende

Burgweinhauptmann Rudolf nimmt an, dass doch einige am verlängerten Wochenende dislociert ihrem Tagwerk nachgehen. Darum halst er diese Woche das Weinthema nur den beiden oben genannten Flascherln Grauburgunder auf. Selbstredend werden aber nicht ausschließlich diese beiden Weine kredenzt, auch wenn einer von den beiden so heißt,

 

am Freitag, den 5. Juni

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

 

Am Donnerstag, den 4. Juni ist Fronleichnam und also zu. Am Montag, den 15. Juni findet nicht nur der Reindorfer Grätzelwalk statt, sondern in den Räumlichkeiten des Rudls auch eine Weinpräsentation vom Herrenhof Lamprecht von und mit Gottfried Lamprecht.

 

Herr Rudolf grüßt Sie, wie immer nicht exclusiv, und wünscht ein agreables Wochenende, wie lang auch immer es ist.

 

Vier und vier Neuburger. Happy Birthday, Paul Gascoigne!

Vor ziemlich genau 30 Jahren ist viel passiert. Über das eine oder andere hat Diplomchroenologe Rudolf Polifka hier schon Abhandlungen verfasst, beziehungsweise hat er Weinwochenthemen unter ein entsprechendes Motto gestellt.

Als englischer Fußball alles andere als angesagt war
Der englische Fußball ist in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre in einem Niemandsland vor sich hin getümpelt. Im Europacup gesperrt. Nationalmannschaft 1988 bei der Europameisterschaft in Deutschland ein Fiasko. Die nationale Meisterschaft dominiert von einer sogenannten Kultmannschaft aus dem Nordwesten. Interessiert hat das alles viel weniger, als man auf der Insel geglaubt hat.

Droben beim Hadrian Wall
Im Nordosten Englands, in Newcastle upon Tyne, hatte schon am 13. April 1985 ein etwas pummeliger Teenager das Licht der obersten Spielklasse erblickt. Sir Paul John Gascoigne. Und wenige Jahre später war um den englischen Fußball ein Griss, dass man es nicht glauben konnte. Wie immer man zu der Entwicklungen des englischen Fußballs seit „Gazzamania“ steht, sie wären ohne diesen „little gem“, „daft as a brush“, wie Sir Bobby Robson ihn genannt hat, kaum denkbar. Ihre beiden Höhepunkte waren die wahrscheinlich beste Welt- und beste Europameisterschaft, die eine englische Nationalmannschaft nach 1966 gespielt hat. Was knapp davor, danach und dazwischen war, kann man vergessen und man hat es auch.

Rund um den Dunston Excelsior Working Men’s Club
Angefangen hatte alles in Dunston, einem Vorort jener Stadt, die nach einer autochthonen Wachauer Rebsorte benannt ist: Newcastle upon Tyne. Dort kommt am 27. Mai 1967 Paul John Gascoigne auf die Welt, als Sohn einer Fabriksarbeiterin und eines Ziegelschleppers. Nach einer Kindheit, für die das Wort „schwierig“ ein Euphemismus ist, unterschreibt Gascoigne an seinem sechzehnten Geburtstag einen Vertrag beim Newcastle United Football Club, um 120 Pfund in der Woche. Am 13. April 1985 wird er im St. James‘ Park gegen die Queens Park Rangers eingetauscht. Bald gilt er als die Hoffnung Englands. England sollte in seinen Hoffnungen weniger enttäuscht werden als Paul Gascoigne. Nach der Weltmeisterschaft in Italien ist Gascoigne populärer als Lady Diana. Wer ihn an einem guten Tag spielen gesehen hat, hat seither eine Ahnung von Transzendenz. Wer ihn vermarktet und vermittelt hat, besitzt jetzt einen Haufen Geld. Hoffentlich hat Paul Gascoigne selber wenigstens noch Ersteres.

8 Neuburger
Darum postponiert Monsieur Rudolf die längst überfällige Altesse-Vertikale der Giachino-Brüder noch einmal und schrauft diese Woche eine vier-bouteillige Neuburger-Vertikale von Sepp Mantler auf, ergänzt durch vier andere Vertreter dieser Rebsorte, sodass es dann genau 8 sind. Die Zahl, mit der Paul Gascoigne meistens Fußball gespielt hat, nur um eins mehr als die Zahl, mit der der tätowierteste Scharlatan Fußballfelder für seine ridiculen PR-Campagnen missbraucht hat.

4 Neuburger vom Mantlerhof
Sepp Mantler gilt sowieso bei allen, die sich ein bissl mit Wein beschäftigt haben, als Tüftler. Dem Rudl seiner Meinung nach ist er noch viel mehr. Margit und Sepp Mantler sind mindestens Philosophen, Bauern und personifizierte Herzlichkeit zugleich. Der Neuburger vom Mantlerhof ist eine Hommage an Kristof Ferstel (1805 – 1888), einem Vorfahren von Margit Mantler. Der soll seinerzeit ein Rebbündel aus der Donau gefischt haben. Bei diesem Rebbündel soll es sich um eine Zufallskreuzung aus Rotem Veltliner und Sylvaner gehandelt haben. 1992 haben Margit und Josef Mantler eine heiße und trockene Terrasse mit Neuburgerreben, die Frau Mantler aus Oberarnsdorf in der Wachau mitgebracht hatte, bepflanzt (www.mantlerhof.com). Ziemlich sicher ist das einer der Gründe, warum der Neuburger vom Mantlerhof etwas Besonderes ist. Der Neuburger als solcher ist kapriziös. Auf irgendeinem Boden oder in irgendeiner Lage kann es schon sein, dass er ziemliche Brösel macht. Man kennt das von genialen Fußballspielern.
2008 – gemeinsam mit 2010 und 2013 ein Lieblingsjahrgang vom Rudl in den letzten zehn Jahren

2011 – der erste Neuburger Jahrgang, den Caviste Rudolf vom Mantlerhof in Umlauf bringen dürfen hat

2012 – längere Maischestandzeit als sonst, „hors-norme“, wie der Franzose sagt

2013 – nicht zu kühl und nicht zu heiß – Wenn es nach Rudolf Polifka geht, ein idealer Jahrgang. Ein Wein, den man noch nicht aufmachen muss. Drum tut Monsieur Polifka das auch nicht und verkauft ihn nur flaschenweise.

2014 – Geschrieben wird ja fast jeden November von einem „Winzerjahrgang“. Für 2014 dürfte das, soweit der Rudl jetzt geforscht hat, sogar stimmen. Ohne Botrytisverzögerer und anderen Hexenzauber sind schlanke Weine mit wenig Alkohol und ohne penetrante Säure entstanden.

4 Neuburger nicht vom Mantlerhof

1977 Neuburger Ausstich, Klosterkeller Siegendorf – ein reifer, süßer Vertreter seiner Art aus dem Klosterkeller Siegendorf, als der noch nicht Lenz Moser gehört hat. Seinerzeit hat der Kellermeister sein Lieblingsfass gerne als Ausstich bezeichnet. Paul Gascoigne war damals zehn Jahre alt.

2008 Franz Wieselthaler, Ὼberlaa – Wiener Neuburger vom Ὼmega der Alpen

2010 Neuburger, Erich und Michael Andert, Pamhagen – demeter-zertifizierter Neuburger aus dem Seewinkel

2012 Neuburger, Nikolaihof, Mautern – auch demeter-zertifiziert, aber aus der Wachau. Ein ewiges Duell um den besten Neuburger im Land: Mantlerhof v Nikolaihof. Für den Rudl ist es ein Dreikampf. Da gehört auch der Neuburger von der Dankbarkeit dazu. Allzu oft gibt es den leider nicht. Viel davon sowieso nie.

Diese acht Neuburger, aber nicht ausschließlich diese 8 Neuburger gibt es

am Donnerstag, den 28. Mai und am Freitag, den 29. Mai
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind die Rosa Pearls von Monsieur Leo Uibel wieder verfügbar, zumindest zwölf Buddöna.

Und auch Mangalitzatrockenwürstel von der Metzkerei Karlo in Pamhagen gibt es wieder.

Sir Rudolf grüßt Sir Gascoigne, den Dunston Excelsior Working Men’s Club und alle Geordies!

Francois Ravaillac v Sepp Muster – ein außergerichtlicher Trinkausgleich und Nachbetrachtungen zur RAW Fair 2012

Die RAW 2015

Wenn Sie sich beeilen oder das leidige Problem mit der Lichtgeschwindigkeit lösen, dann schaffen Sie es vielleicht noch zur RAW 2015 in London, der – soweit der Rudl weiß – renommiertesten Naturwein-Messe. Sie findet heuer am 17. und 18. Mai statt.

 

Sprungbretter und Chronologien

Sollte es sich nicht ganz ausgehen oder sollten Sie wie Rudolf Polifka ungern in einen Flieger einsteigen und sogar dann, wenn Sie dort waren, können Sie diese Woche in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils acht Weine von acht verschiedenen Winzern, die schon einmal an der RAW teilgenommen haben, trinken.

 

Vier Weine aus dem Inland, vier Weine aus dem Ausland, equidistant, wie so oft, wenn auch nicht ganz repräsentativ von einem globalen Standpunkt aus betrachtet.

 

2012 wäre der Rudl sehr gerne dort gewesen: Domaine de Souch, Josmeyer, Maria und Sepp Muster, Domaine Pignier, Nikolaihof, Casot de Mailloles, Domaine Traginer, Geyerhof, Clos Canarelli, Michel Grisard vlg. Prieuré Saint Christophe, Strohmeier, Čotar, … Da waren schon einige dabei, die sich jetzt im Rudl seinem Sortiment wieder finden. Monsieur Rudolf gefällt auf alle Fälle die Vorstellung, sein Weinkaufmannsladen sei quasi das Sprungbrett zur weltberühmten RAW. Und kommen Sie ihm jetzt bitte nicht mit Kleinlichkeiten wie Chronologie oder so.

 

Aus dem Sortiment vom Rudl werden diese Woche auf alle Fälle folgende Weine der Teilnehmer an der RAW 2012 geöffnet sein:

 

Domaine de Souch, Juranҫon sec, 2011

Juranҫon trocken auszubauen gilt für traditionalistische Béarnais noch immer als Häresie. Seit dem Jahrgang 2010 machen sogar Louis-Benjamin Dagueneau und Guy Pautrat einen solchen. Und der mythenumwobene Clos Joliette war sowieso schon immer so trocken oder süß, wie der Jahrgang es wollte, und hat sich um Appellationsbürokratie nicht viel geschert. Bei den zweitausend Flaschen, die es von diesem Wein pro Jahrgang gibt, war das auch nie besonders aufsehenerregend. Und wenn man die Zuteilung an Gérard Depardieu dann noch abzieht, bleiben sowieso nicht viele Flaschen, die in den Verkauf gelangen, über.

 

Bei der Taufe des späteren Königs Heinrichs IV. sollen dessen Lippen mit Jurançon benetzt und mit einer Knoblauchzehe eingerieben worden sein, um den Neugeborenen zu stärken, bevor der kleine Stoppel sich gewöhnlichen Dingen wie Muttermilch, Red Bull oder Amtsgeschäften widmen kann. Dieser Taufritus heißt „baptême béarnais“ und wurde später im französischen Königshaus beibehalten.

Der Juranςon und das ungezwungene Landleben mit den Bauernkindern aus den Pyrenäenvorbergen sollen es gewesen sein, die dem später zum König avancierten Herrn Heini die körperlichen und geistigen Kräfte gegeben haben, um die feindlichen Lager aus den Religionskriegen durch das Edikt von Nantes zu versöhnen. So stellen das zumindest heute die Winzer im Juranςon dar. Und wenn man einen guten Juranςon trinkt, hält man das auf alle Fälle für nachvollziehbar.

 

In späteren Jahren zog es den Heinrich in den Norden. Er kaufte sich einen Weingarten bei Prépatour in der Nähe von Vendôme. Man kennt das ja: Promi kauft Weingut. Heinrichs Rieden sind auf alle Fälle mit Sauvignon Blanc bestockt gewesen. Darum gelten die Appellationen an der Loire noch heute als jene Heinrichs IV. Und es ist gut möglich, dass bei größeren Empfängen dieser „Surin“ genannte Sauvignon gereicht worden ist.

 

Was Herr Heinrich aber am Abend alleine oder für seine Dame und sich selber aus dem königlichen Keller geholt hat, das ist eine andere Geschichte. Herr Rudolf glaubt Juranςon. Die Oenologie kennt das Phänomen des Sich-auf-einen-Weintypus-Eingetrunkenhabens. In Anbetracht des Taufritus, dem der junge König unterzogen worden war, sollten die Vorlieben ziemlich schnell klar gewesen sein. In diesem Punkt macht der gute Geschmack da keinen Unterschied zwischen gekrönten Häuptern und dem einfachen Volk.

 

Ein kleines Detail erscheint dabei noch bemerkenswert. Didier Dagueneau galt zurecht als König, Papst und Commandante des Sauvignons. Neben seinen Sauvignon-Reben in Pouilly-sur-Loire und Sancerre hat er aber auch einen Weingarten im Juranςon bewirtschaftet. Auf die Idee dazu hatte ihn Mme Hégoburu von der Domaine de Souch gebracht. Der Jurançon von Dagueneau heißt Les Jardins de Babylone. Drei Jahrgänge lang hat es einen zweiten Juranςon, den Ravaillac, gegeben.

Und ein Herr Ravaillac ist es gewesen, der den Anherren der Loire-Appellationen, vormaligen Schlichter in den Religionskriegen und Sauvignon-Winzerkönig Heinrich IV. am 14. Mai 1610 ermordet hat, „aus religiösem Fanatismus“ steht in den Geschichtsbüchern. Damals haben die noch keine Unschuldsvermutung gekannt. Der arme Teufel Ravaillac ist durch Pferde viergeteilt und seine Familie angewiesen worden, den Namen nie mehr zu verwenden. Ganz geklärt ist der Fall aber nie worden. Vielleicht hat es dem Monsieur Ravaillac ja einfach nur missfallen, dass sich der mit Juranςon getaufte Heinrich mit dem Sauvignon eingelassen hat. Wer weiß das schon?

Darum schlägt Rat Rudolf posthum einen außergerichtlichen Trinkausgleich vor: Man lasse doch die beiden Weine, Sauvignon Blanc und Juranςon gegeneinander antreten. Dann ist der Käse ein für alle Mal gegessen. Für die Böden des Juranςon sind die sogenannten „poudingues“ charakteristisch. Sie sind äußerst kalkhältig. Daneben weisen die Böden dort hohe Anteile an Sand, Kies, Ton und Mergel auf. Die Niederschlagsmengen sind verhältnismäßig hoch (über tausend Millimeter), die Sonnentage durchschnittlich (tausendneunhundert Stunden), die Landschaft daher sehr grün. Die Reben wachsen vorwiegend auf Hanglagen. In Anbetracht dieser terroirspezifischen Daten drängt sich ein Vergleich vom Rudl seinem Lieblings-Juranςon sec mit seinem Lieblings-Sauvignon aus der Südsteiermark ja förmlich auf.

 

Maria und Sepp Muster, Sauvignon vom Opok, 2011

Opok ist das charakteristische Kalkmergelgestein der Gegend um den Leutschacher Schlossberg. Der Wein ist spontan vergoren, minimal geschwefelt und zwei Jahre im großen Holzfass ausgebaut.

 

Domaine Pignier, Savagnin, 2010

Wie Vin Jaune, nur nicht so lange unter der Hefeflorschicht. Darum kein Vin Jaune. Oxydativ ist der Wein trotzdem, reinsortiger Savagnin auch. Nur müsste er als Vin Jaune noch bis 4. Febraur 2017 in seinem Fassl unter seiner Hefeflorschicht auf seine Percée du Vin Jaune warten.

 

Geyerhof, Grüner Veltliner Steinleithn Reserve, 2007

Der Rudl hat ja schon seinerzeit, als er noch in der Rentn war, gerne Weine verglichen, im privaten Rahmen, wie man sagt. Und da hat es sich begeben, dass man einander im Jahr 2008 oder 2009 ein paar Grüne Veltliner aus dem Siebenundneunziger Jahr kredenzte, blind und möglichst unbefangen, aber schon die bekannteren. Den meisten Anwesend hat dabei der Grüne Veltliner Steinleithn 1997 vom Geyerhof am besten geschmeckt.

 

Branko und Vasja Čotar, Vitovska, 2008

Autochthonizität steht heute hoch im Kurs, Autentizität nicht so hoch, zumindest nicht in der Schule. Wie immer man den Begriff „autochthon“ jetzt versteht, dem Vitovska wird man diesen Titel schwer nicht zuerkennen können.

 

Franz und Christine Strohmeier, Rosé-Sekt

Sekt aus der Blauen Wildbacher Traube

 

im Jahr darauf auf der RAW:

 

Karl Schnabel, Zweigelt, 2010

Wein vom einzigen rotweinlastigen Betrieb der Südsteiermark, zumindest zuviel dem Rudl bekannt ist

 

Domaine de l’Ecu, Expression d’Orthogneiss, 2008

geologiespezifischer, demeter-zertifizierter Muscadet

 

Diese acht Weine, aber nicht ausschließlich diese acht

 

am Donnerstag, den 21. Mai und am Freitag, den 22. Mai

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Sir Rudolf grüßt und krönt die ungekrönten Winzerkönige von London bis Lestoa!

 

Am Montag(!), den 15. Juni findet von 15 bis 20 Uhr nicht nur der Grätzelwalk zwischen Schwendermarkt und Ullmannstraße, sondern in den Hallen des Rudl eine Weinpräsentation der Weine des Herrenhof Lamprecht mit Gottfried Lamprecht statt.

 

15. Mai 1985: Le Feu – in Overall und mit 3D-Brün

Stimmen

In den Ohren vom jungen Rudl war sie damals eine der alleranstrengendsten Stimmen des Äthers, hysterisch-fröhlich und undezent-wichtigtuerisch. Heute gibt es wahrscheinlich noch viel anstrengendere Stimmen, aber das ist dem erwachsenen Rudl wurscht, weil der heute nicht mehr Ö3 hört. Vor dreißig Jahren war das anders. Da ist er am Sonntagabend vor dem Radioapparat gesessen und hat sich die Ö3-Hitparade angehört, sechsfünfsechssiebendreieins … Gibt es einen plausibleren Grund, nie mehr wieder Teenager sein zu wollen?

Idibus maiis 1985 a.D. & das Erwachsenwerden

Am 15. Mai 1985 ist da ein Lied in die Ö3-Hitparade eingestiegen, das – so pathetisch es klingt – die Leben von Rudolf Polifka und Bruce Springsteen verändern sollte: Feuer, Ostbahn-Kurti & die Chefpartie

Nur, ganz ehrlich und er tut sich schwer das zuzugeben: So richtig aufgefallen ist dem Rudl dieses Lied damals nicht gleich.

Das muss dann ein, zwei Wochen später gewesen sein: Der mit sechzehn Jahren immer noch nicht richtig pubertierende junge Herr Rudolf hat es wieder einmal beinahe geschafft, einen depressionsdräuenden Sonntag in einer Flauchgauer Tausendseelengemeinde ohne gravierende Schäden herunterzubiegen. Er sitzt vor dem Schwarz-Weiß-Bild des TV-Empfangsgeräts: Die großen Zehn.

A waunsinnige Brün

Da betritt einer die Bühne mit einem Overall, der dem des Moderators bedrohlich ähnlich schaut, und mit einer Brille, die damals Abonnenten der veröffentlichten Schmalspurigkeit vorbehalten ist. Der Typ mit dem Overall und der 3-D-Brille sagt irgendetwas von „dera waunsinnign Brün“, vermittels derer er jetzt „zum easchtn Moi“ in seinem Leben alles dreidimensional sehe, mit einer Stimme, die in ziemlich jeder Hinsicht das Gegenteil der Ansagerstimme ist.

Meilensteine

War es sofort oder war es nach dem Lied, das diese Musikkapelle dann zum Besten geben sollte? In diesen magischen Momenten hat der angehende Monsieur Rudolf gespürt: Jetzt kannst Du mit dem Erwachsenwerden anfangen. Mit dieser Musik kann dir nicht viel passieren. Er sollte sich nicht getäuscht haben.

Der Herr, der damals nicht nur das Leben vom Rudl ein für alle Mal in geregelte Eisenbahnen geleitet hat, genießt heute seinen wohlverdienten Ruhestand am Wiener Schafberg. Aber das Feuer brennt.

Und darum hat Monsieur Rudolf auf diesen Tag gewartet, um das vinifizierte Feuer offiziell zu entfachen:

Domaine Dominique Belluard, Le Feu, 2012

Die Rebsorte Gringet (vlg. Traminer oder Savagnin) ist in Savoyen dem Tal der Arve vorbehalten, sofern sie auf einen Appellationsstatus aus ist. Von diesem Tal schaut man direkt auf den Mont Blanc hinauf.

Eis eins

Anfang der Neunziger Jahre hat man dort in Bonneville durchschnittlich hundertfünfzehn Frosttage pro Jahr registriert. Sehr viel weniger werden es immer noch nicht sein. Gringet reift spät und hält der Kälte länger dagegen als viele andere Rebsorten. Die ganz großen Erträge sind da nicht drinnen, aber fünfzehn Hektar savoyenweit lassen das sowieso nicht vermuten. Die Weingärten strecken sich streng nach Süden und Süd-Osten, fallen mit mehr als vierzig Prozent ab. Sie stehen auf Konglomerat, Sandstein und rotem Ton.

Eis zwei

Auf einer kleinen Parzelle zwischen Ayse und Marignier dominiert der rote Ton dermaßen, dass man sie „sur le Feu“ nennt. Und dort kann es im Sommer ziemlich heiß werden. Fast so heiß wie auf der Gehsteigkante drüben bei der Grillgasse, wo die Alpen enden. Sie erinnern sich vielleicht … Sur le Feu ist aus Ablagerungen von eiszeitlichen Kaskaden gebildet worden. Die waren seinerzeit nicht nur eis-, sondern auch eisenhältig. Ein direkter Investigat muss man nicht sein, um jetzt zu ahnen, dass Le Feu genau dort wächst.

Ausbau und dergleichen

Der Wein gärt mit den eigenen Hefen aus dem Weingarten, wird minimal geschwefelt (weniger als dreißig Milligramm pro Liter) und besticht durch florale und exotische Noten, Zitrusfrüchte, Weingartenpfirsich, Anklänge an Menthol. So steht es auf der Homepage der Domaine Belluard. Dass man ihn gerne zu Hecht, Jakobsmuscheln und Langustinen trinkt, steht auch dort. Aber einer wie der Rudl, der wenig Fleisch und gar keine Tiere aus dem Wasser isst, dem schmeckt dieser Wein auch.

Engpässe

Darum hat es ihn auch drei Jahre so gewurmt, dass er nie einen bekommen oder aufgetrieben hat, bis er dann einmal wenigstens in einem Gasthaus ein Flascherl erstanden hat. Beim Winzer ist er bis heute erfolglos. Aber es gibt da den Herrn Jacques Maillet. Der vertreibt Weine von den Pétavins. Und weil er der Meinung ist, dass die Pétavins, eine Vereinigung von biodynamisch und biologisch arbeitenden Weinbauern aus Savoyen, .. weil also diese Pétavins ausgesprochen gute Weine machen, aber Dominique Belluard ohne Zertifizierung noch ein bissl bessere, verkauft er auch ein paar Flaschen von dem seinen Weinen. Weindepot braucht der Herr Jacques angesichts der kleinen Mengen, die es von diesen Weinen gibt, keines. Aber weil der Rudl den Weinen von Monsieur Maillet jetzt doch schon längere Zeit verbunden ist, ist er über diesen zu einer Zuteilung von vierundzwanzig Flaschen Le Feu gekommen. Die gelangen jetzt offiziell in den Umlauf.

Nicht ausschließlich diesen Wein, aber auch nicht weiß Gott wie viele andere gibt es

am Freitag, den 15. Mai

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Am Donnerstag, den 14. Mai ist die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Caviste Rudolf grüßt die Damen und Herren Romeo, Julia, Samson sowie Delilah und wünscht Feuer in den Herzen und Hirnen!

O – drei Flaschen, drei Tage, drei Stunden und drei Minuten

Sauerstoff und Schanigärten

Jetzt beginnt sie wieder so richtig, die Schanigartensaison. Und es ist ja auch schön, wenn man irgendwo sitzt und auf das Meer, einen See oder eine imposante Gebirgskulisse schaut. Auch der Platz vor der Reindorfkirche gefällt dem Rudl. Da würde er natürlich gerne einen ganz kleinen Schanigarten aufstellen. Nur möchte man den Kirchenplatz als kommerzfreie Zone erhalten. Und davor hat Kaufmann Polifka höchsten Respekt, denn ganz einfach ist das sicher nicht. Gar so viel kommerzfreie Zone gibt es in der Stadt eh nicht.

Stickoxide und Schanigärten

Es dürfte auch Zeitgenossinnen und Zeitgenossen geben, die von der Angst vor der Decke vor die Gaststätten getrieben werden. Anders will es sich der Rudl nicht erklären, dass sogar zwischen den beiden Fahrtrichtungen am Wiener Gürtel Schanigärten wachsen. Oder vor dem neuen Hauptirgendwashof, wo man sicher über dreißig Fast Food Nudelgerichte vergleichen kann, aber vor einem veritablen Problem steht, wenn man Zug fahren möchte. Und auch dort sitzen Menschen. Sind das die Zeitgenossen, die es nie eilig haben, außer wenn sie sich anstellen sollten und die in öffentlichen Verkehrsmitteln immer gleich bei der Tür stehen bleiben und alles blockieren? Kann es sich dabei um archaische Reflexe aus nomadischen Vorzeiten handeln? Vielleicht liest diese Zeilen ja jemand, die oder der gerade ein Thema für eine (vor-)wissenschaftliche Arbeit sucht: Wie wäre es mit „Bewusste, vorbewusste und archetypische Motive der Platzwahl in Wiener Verkehrsmitteln und Lokalitäten“?
Der Rudl liebt auf alle Fälle den Sauerstoff, aber es kann auch Sauerstoff unter einem Dach sein, zumindest lieber als Stickoxide, wurscht wo. Genau genommen ist ja nicht einmal der Sauerstoff immer ein Guter.

Rost und so

Den brockt einem beispielsweise der Sauerstoff ein. Und den braucht der Rudl circa so dringend wie ein Papiersackerl, wenn es stark regnet. Nichts gegen sauer und als Strukturalist hat der Rudl sowieso nichts gegen Stoff, aber wenn es ums Eisen geht, kann sich der Sauerstoff vom Rudl aus über die Häuser hauen.

Sauerstoff und Wein

Nicht ganz so eindeutig stellt sich das Verhältnis zwischen Sauerstoff und Wein dar. Da gilt es vorsichtig und genau zu sein, nicht zu viel und nicht zu wenig. Die mittelalterliche Tugend der mâze ist da gefragt. Vom Weinbauer und vom Weintrinker. Wobei sich das Problem für Ersteren doch noch um das eine oder andere Eck schwieriger darstellt als für den Endverbraucher. Muss der Winzer die Fragen nach den richtigen Ausbauorten und -zeiten, dem Schwefel, dem Verschluss, um nur ein paar zu nennen, richtig entscheiden, so beschränkt sich der Handlungsspielraum des Weintrinkers darauf, wie lange vor dem Zusichnehmen er das Flascherl aufmacht und ob er den Inhalt gegebenenfalls temporär begrenzt einer Karaffe anvertraut. Diesbezüglich hat die Revue du Vin de France vor ein paar Jahren einen nicht ganz uninteressanten Versuch gemacht. Man hat von fünf renommierten Weißweinen des Jahrgangs 2010 jeden unter drei unterschiedlichen Sauerstoffeinflüssen verkostet:

1. Variante: aufmachen, vier Minuten Geduld vor dem Glas

2. Variante: aufmachen und vier Stunden Geduld vor der Karaffe

3. Variante: aufmachen und vier Tage Geduld vor der Flasche

Nur der trockene Vouvray von Clos Naudin war vier Minuten nach dem Öffnen in Höchstform. Schoenenbourg von Jean-Michel Deiss und Silex von Dagueneau waren nach vier Stunden ideal zu trinken, Chablis La Forest von Dauvissat und Châteauneuf-du-Pape der Domaine Les Cailloux haben vier Tage lang entschleunigt, bevor sie ihr Bestes gezeigt haben.

Gerade so ähnlich wird Monsieur Rudolf diese Woche ein und den gleichen Wein unter drei verschiedenen Sauerstoffeinflüssen offerieren.

Das kleine Schluckerl 2013, Jacques Maillet

Es wird sich dabei um Le P’tit Canon 2013 von Jacques Maillet handeln, einen Wein, der aus einem Engpass heraus geboren worden ist. 2011 hat Monsieur Jacques nicht ausreichend Ernte für seine Altesse gehabt. Darum hat er kurz entschlossen zu dem, was an Altesse da war, dieselbe Menge Jacquère geschüttet, fünfzig – fünfzig, quasi equidistant, damit es da keine Bröseln gibt zwischen den Traubensorten. Auch die Aufgabenverteilung war klar: Für barocke Opulenz und Eleganz sorgt die Altesse, für aufgeklärte Frische und Kristallinität die Jacquère. Wachsen tun die beiden Rebsorten im selben Weingarten, dem Cellier des Pauvres, einem Terroir aus Sandstein und Kalkgeröll, mit einem unvergleichlichen Ausblick über den Lac du Bourget. Ein Wein von bemerkenswerter Salzigkeit, mit Speisenbegleiterfahigkeiten von bis zu 360 Grad, von Jakobsmuscheln über ein Raclette bis zu geschmortem Geflügel in Morchelrahmsauce. Biodynamie im Garten und im Keller, spontanvergoren, unfiltriert. 35 bis 40 Hektoliter pro Hektar, bei alten Weinstöcken kaum anders möglich. KEIN Orangewine. Meister Jacques schwefelt minimal, wenn dann nur beim Füllen. Manchmal schwefelt er gar nicht. Und da könnte so eine Sauerstoffexpositionsstudie schon einiges hergeben.

Studienrat Rudolf wird also diese Woche

eine Flasche Le P’tit Canon 2013 von Jacques Maillet drei Tag vor einer allfälligen Konsumation öffnen, ein Achtel trinken und das Flascherl hierauf wieder zustoppeln, ohne Vacu Vin.

Den Inhalt einer zweiten Flasche wird er am Donnerstag um 16 Uhr in einer Karaffe der frischen Reindorfer Luft zuführen, sodass Sie diesen Wein dann, falls Sie, sagen wir um 19 Uhr beim Rudl vorbeischauen, nach drei Stunden Karaffage trinken können. Sollte dieses Flascherl am Donnerstag Abend leer sein, wird Herr Rudolf die Versuchsanordnung am Freitag analog wiederholen, was im Fall des drei Tage belüfteten Canons nicht möglich ist, es sei denn der Herr Rudolf löst bis Freitag dieses Problem mit der Lichtgeschwindigkeit. Aber verlassen würde er sich an Ihrer Stelle darauf nicht.

Den dritten Le P’tit Canon 2013 wird Rudolf Polifka öffnen, sobald er in dieser Woche zum ersten Mal bestellt wird. Und Sie können dann drei Minuten warten und ihn trinken, aber Sie müssen nicht. Diesbezüglich ist der Rudl da ja beinahe libertinär.

Wenn Sie möchten, können Sie sich diesen drei Weinderln, die, respektive der genau genommen ein Weinderl in drei Belüftungsvarianterln sind, respektive ist, synchron widmen. An den Gläsern wird das nicht scheitern.

Wein aus drei Flaschen mit unterschiedlich intensivem Sauerstoffkontakt, aber wie fast immer nicht ausschließlich das

am Donnerstag, den 7. Mai und am Freitag, den 8. Mai
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Genießen Sie die frische Frühlingsluft, mit oder ohne Weinbegleitung! Herr Rudolf

Hofrat Geiger, Zinédine Zidane und der 1. Mai

In Spitz war es. Da hat seinerzeit Marianne Mühlhuber dem Hofrat Geiger einen ziemlich unterkühlten Empfang bereitet und ihn später dann geehelicht. Das war im Siebenundvierziger Jahr, dem – was man so hört – besten Weinjahrgang, den es in Österreich je gegeben hat. Der Rudl hat einmal eine Flasche aus diesem Jahrgang sein Eigen nennen dürfen. Die Flasche hat er noch immer. Nur von der Güte des Jahrgangs sollte er sich nie überzeugen dürfen, denn dieses Flascherl war mit einem Stoppel aus einem nicht ganz so formidablen Korkjahrgang verschlossen worden.

Grüner Veltliner Honivogl 2006, am 30. April

Die Vorfahren des Winzers, von dem die Familie Hirtzberger einen Veltliner Weingarten gekauft hat, haben wahrscheinlich zu des Hofrats Zeiten schon Honivogl geheißen. Mit einem Vogel hat das nichts zu tun. Heute wächst in diesem Weingarten ein Teil des bekanntesten Grünen Veltliners vom Weingut Hirtzberger. Der Weingarten befindet sich am Fuß des Singerriedels, ist südlich ausgerichtet und weist einen hohen Anteil an Paragneis, Glimmer, Schiefer und erzhaltigem Gestein auf. Das Etikett des Weines verändert sich im Lauf der Jahrgänge, wie das in der Wachau üblich ist, kaum.

Hofrat Polifka wird am Vorabend des 1. Mai eine Flasche Zweitausendsechser Honivogl öffnen. In diesem Jahr hat der Schnee in der Wachau, etwas frei nach Kurt Ostbahns Trost und Rat Sendung vom Palmsonntag 1996, das gemacht, was viele Menschen am 1. Mai in der Früh machen werden: Er ist lange liegen geblieben. Was gefolgt ist, könnte man als anti-zyklischen Witterungsverlauf bezeichnen: heiße, trockene Juni und Juli (wie in jedem Jahr von Fußballweltmeisterschaften), kühler, nasser August, Jahrhundertherbst. Aufgrund von Verrieselung geringe Ernte beim Grünen Veltliner. Aufgrund von Charakter einer der bedeutendsten Momente in der Geschichte des Fußballs.

Die Nacht des Apostels Philippus und Blech

In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai gedenken halbwüchsige Jugendliche männlichen Geschlechts traditionellerweise des Apostels Philippus. Der ist für Treue und Ordnung zuständig. Darum tragen die Burschen im Salzburger und Berchtesgadener Land viel, was nicht zusammen geräumt ist, am Kirchenplatz zusammen, von wo es der peinlich berührte Besitzer am anderen Tag nach der Messe wieder mit nach Hause nehmen kann. Nicht immer geht das ohne Randale vor sich. Und nicht immer ohne Industriefusel und Blechdosengschloder. Weinen aus Direktträgerreben sagt man gelegentlich nach, sie würden tobsüchtig machen. Darum versucht man immer wieder, sie zu verbieten. Nach dem Rudl seiner Einschätzung machen in Wirklichkeit Getränke aus Blechbüchsen tobsüchtig. Ob das jetzt mehr am Blech oder an den jeweiligen Kracherln und Bieroiderln liegt, möchte er lieber nicht herausfinden müssen. Wie auch immer, sollte es in Reindorf Alpenländer geben, die dem Brauch des „Philippins“ frönen, ist die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils vor der Reindorfer Kirche ein passabler Platz, dem Treiben zuzuschauen. Zum Beispiel mit einem Roséwein, der an der Schnittstelle von Berchtesgadener Land und Salzburger Land gewachsen ist, dem RosaReuth vom Weingut Reiterhaindl aus Großgmain, dem einzigen Salzburger Weingut, das den Wein in Salzburg vinifiziert.

Edelfedern und der 1. Mai

Wie immer kredenzt Rudolf Polifka „nicht ausschließlich“ die oben thematisierten Weine. Denn Exklusivität behält er den drei Qualitätsblättern dieser Stadt vor. Das werden die rund um den 1. Mai einmal mehr ganz eindrücklich unter Beweis stellen. Darauf können Sie wetten.

Das Wetter und der 1. Mai

Was man so hört, wird es wieder kühler. Darum offeriert Herr Rudolf auch ein paar Rote, zumal das ja auch farblich nicht ganz unpassend erscheint.

  • Grüner Veltliner Honivogl, Smaragd, 2006, Franz Hirtzberger, Spitz an der Donau
  • RosaReuth, 2011, Reiterhaindl, Großgmain am Grenzübergang Walserberg

… aber nicht ausschließlich diese beiden Weine

am Donnerstag, den 30. April von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Am Freitag, den 1. Mai ist schulfrei, daher bleibt auch die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen.

Monsieur Rudolf grüßt die Mariandln, Philippi und alle fair gehandelten roten Nelken, die nicht mit Chemie versieft sind!

Georgia on my Mind. Fast keine Hinführung zum Wochenthema

Das Wappen am Leiberl von Sir Paul Gascoigne und Klöch

nicht einmal eine zu Ray Charles. Dürer, Raffael, Donatello und Kandansky haben ihn gemalt. Sein Kreuz ist auf den Leiberln der englischen Fußballnationalspieler. Ein amerikanischer Bundesstaat, Georgien und Richard Löwenherz haben ihn als Schutzpatron. Und das Epizentrum des Traminers, Klöch, auch. Am 23. April haben die Georgs Namenstag und Klöch feiert sein Patrozinium. Darum gibts am Sonntag in Klöch nach der Kirche Standln und am Donnerstag und Freitag beim Rudl vor der Reindorfkirche acht Traminer, die wahrscheinlich älteste in Europa bekannte Edelweinrebsorte. Nach zwei hochpreisigeren Wochenthemen diese Woche wieder ein Thema, über das sich das „Börserl“ freut, wie eine vormals revolutionäre Partei jetzt spießbürgerlich-boulevardinfiziert plakatieren würde.

Heilige Narren und überforderte Trotteln

Aber zurück zu Wesentlicherem: Das mit den Heiligen ist dem Rudl eh nicht ganz koscher, wobei er nicht grundsätzlich etwas gegen die Idee von heiligen Menschen hat. Eher gegen die Auswahl. Georg ist auf alle Fälle aus ein paar Gründen bemerkenswert. Historisch gesichert ist nicht viel, genau genommen nicht einmal, dass es ihn als Menschen gegeben hat. Letzteres einmal unterstellt, wurde er Anfang des vierten nachchristlichen Jahrhunderts unter Diokletian umgebracht. Und Diokletian war ein unguter Patron. Das römische Imperium hatte zu diesem Zeitpunkt vor allem im Westen schon bessere Zeiten gesehen. Unfähige Kaiser waren mit den Krisen überfordert und kompensierten einen Mangel an Format durch Grausamkeit. Heute ist das ganz anders.

Georg gilt in der orthodoxen Kirche als Erzmärtyrer und im Islam als Prophet, insofern pikant, als sich die Höhle des Drachens, den er getötet haben soll, in unmittelbarer Nähe der Kreuzritterburg Crac des Chevalliers befindet. Und auf Crac des Chevalliers war vor gut achthundert Jahren ein selbst innerhalb der Kreuzritter erbittert umstrittener Militärstützpunkt.

Katholische Irrtümer

In der römisch-katholischen Kirche gilt Georg als Heiliger, wobei er 1969 aufgrund von Zweifeln an seiner Historizität aus dem Generalkalender gestrichen worden ist. 1975 hat man ihn dann wieder hinein geschrieben. Manche meinen, Rom sei nicht in der Lage, Irrtümer einzugestehen und richtigzustellen. Möglicherweise haben aber nicht alle römischen Irrtümer die gleiche Halbwertszeit.

Heiligenlegende statt Hollywood-Kitsch

Monsieur Rudolf ist die Historizität nicht so ein großes Anliegen. Ihm ist gegebenenfalls ein guter Mythos oder eine gute Legende lieber als eine historisch gesicherte, farblose Biographie. Die Legenden um Georg handeln von einem grausamen, ständig nur auf Unterschiede und Ausschluss bedachten Zeitgeist, dem Georg Glaube, Standhaftigkeit und Solidarität entgegen gestellt hat. Er hat sein Land an Arme verschenkt, heidnische Götzenbilder zerstört und gegen einen Drachen als das Böse an sich gekämpft. Der Kampf gegen den Drachen ist bemerkenswert. Einer rettet eine jungfräuliche Königstochter vor einem Drachen, der diese als Opfer von der Bevölkerung verlangt. In jeder halbwegs zeitgemäßen Hollywood-Produktion hätte der Held jetzt wie in jedem vernünftigen mittelhochdeutschen Heldenepos die Königstochter geehelicht. Anders der Schurl. Intention seines Kampfes gegen den Drachen ist nicht biedermeierlich-hormoneller Druckausgleich, sondern die Taufe. Eine Watschen für die Machthaber, für den Zeitgeist sowieso.

Althochdeutsches Urheberrecht

Und noch ein Detail an der Georgslegende begeistert Altoenologen Polifka: Um den Beginn des elften Jahrhunderts hat ein bis jetzt und wahrscheinlich noch ein Zeitl Unbekannter in eine Handschrift des ersten namentlich bekannten althochdeutschen Dichters Otfrid von Weißenburg das Georgslied hinein geschrieben, und zwar ohne die Möglichkeit von „copy“ und „paste“. Man stelle sich einen Jungakademiker vor, der heute seine Forschungsergebnisse zu einem Thema wie, sagen wir, „Der Beitrag Wiener Boulevardmedien zur Verbreitung humanistisch-aufgeklärten Gedankengutes unter besonderer Berücksichtigung der Förderung von Meinungsvielfalt, parlamentarisch-rechtsstaatlichem Bewusstsein und seiner integrativen Implikationen“ nicht in einer eigenen Bachelor-Arbeit publiziert, sondern anonym in ein Buch seines Professors hinein kopiert. Oder einen sogenannten Volksrocker, der seinen lyrischen Erguss nicht selber vertont, sondern dem Wahlplakatdichterfürsten, der aktuell gerade im Burgenland für Heiterkeit und eine unkonventionelle Orthographie sorgt, schenkt.

Der 23. April und das Waschl-Feld

Übrigens hat sich rund um den Heiligen Georg ein ganzer Haufen Bauernregeln gebildet. So darf man ab dem 23. April die Felder nicht mehr betreten, außer mit dem Traktor oder dem Harvester, wegen der Bodenverdichtung. Für den Rudl ist das eine prägende Kindheitserinnerung. Das Verbot des Betretens der Felder von Bauern ist für ihn damals gleichrangig mit den zehn Geboten gewesen. Im Winter hat er dürfen. Im Frühling auch noch ein Zeitl. Aber dann war der Kuhzaun rund um das Waschl-Feld wieder ungefähr so überwindbar wie der Eiserne Vorhang.

Caviste Rudolf Polifka hofft, Ihnen mit diesen Zeilen Gusto auf die folgenden acht Traminer gemacht zu haben:

  • 2007 Vin Jaune, Domaine Pignier, Jura – In den Vin Jaune darf nur Savagnin hinein. Und Savagnin sagen sie im Jura zum Traminer. Mindestens sechs Jahre und drei Monate muss der Vin Jaune in einem kleinen Holzfass liegen. Dabei verdunsten etwa vierzig Prozent. Wenn alles so läuft, wie der Weinbauer es will, bildet sich auf dem Weine eine Hefeflorschicht als Schutz. Die wird dann nach sechs Jahren und drei Monaten am ersten Februarwochenende feierlich durchstoßen. An diesem Wochenende darf die Öffentlichkeit den Wein kosten und erst dann wird er gefüllt, und zwar ausschließlich in 620 Milliliter fassende Flaschen, die Clavelins. Möglicherweise sind das wirklich die haltbarsten Weine der Welt. Verkostungen von Flaschen aus der Zeit vor der Französischen Revolution lassen das zumindest als nicht ganz ausgeschlossen erscheinen. Schmecken tut der Vin Jaune nicht erst nach zweihundert Jahren Flaschenreife nach grünen Walnüssen, Curry, und was weiß der Rudl noch was. Passen tut er besonders ideal zu einem gereiften Comté aus dem Jura. Drum wiederholt Herr Rudolf an dieser Stelle wieder einmal, dass es ausdrücklich erwünscht ist, wenn Sie sich die festen Nahrungsmittel in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils selber mitbringen und ebendort verzehren. An den Jausenbrettln und -messern wird es sicher nicht scheitern. Die sind vorhanden.
  • 2010 Mont Blanc, Ayse Brut zéro, Domaine Belluard, Rebsorte Gringet – So heißt der Traminer in Savoyen und „Champagne des Alpes“ nennen sie diesen Schaumwein im Rest von Frankreich.
  • 2013 Gewürztraminer Premium, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March – eine Referenz
  • 2008 Weißer Traminer Oberer Höhweingarten, Rudolf Fidesser
  • 2006 Gelber und Roter Traminer, Umathum
  • 2008 Gewürztraminer Sankt Andrae DOC, La Vis, Südtirol – In Südtirol gibt es den Ort Tramin. Viele halten das für eine ausreichendes Motiv, dort die Hochburg des Traminers anzunehmen. Die Klöcher nicht.
  • 2010 Tsinandali, Badagoni – kein Traminer, sondern Rkatsiteli und Mtsvane, dafür aus Georgien
  • 2003 Gewürztraminer Exquisit, Josef Wonisch, Klöch
  • 2013 Traminer Classic, Josef Wonisch, Klöch – Bleibt man jetzt nicht gleich beim Ortsnamen hängen, dann ist man hier im Zentrum des Traminers, „aufgrund einer geologischen Anomalie“, wie es Wikipedia nennt, nicht aber erklärt. Und schaut man sich gereifte Weinliteratur an, dann werden die vulkanischen Basaltböden in Klöch immer wieder als die kongeniale Grundlage für den Traminer genannt. Zwei Weine vom Weingut Wonisch, zwischen denen zehn Jahre liegen und die zeigen, dass ein guter Traminer reif wird, ohne dabei alt auszuschauen.

Acht Traminer, aber nicht auschließlich das

am Donnerstag, den Georgstag und am Freitag, den 24. April

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf wünscht den Georginen und Georgen alles Gute zum Namenstag und allen eine plaisante Frühlingswoche!