Allez, Les Filles! Alles Gute zum internationalen Frauentag! Ein der Ausgewogenheit verpflichteter Tribut den Madln und Spitzbuben, … und dem Bräustüblfastenbier auch

Das mit den Tagen ist auch so eine Gschicht. Vielleicht braucht man bestimmte Tage, an denen etwas Bestimmtes in den Vordergrund gestellt wird. Oder ist es nur eine Augenauswischerei, wenn ich am Tag X ein besonderes Getue um X mache und mir X an den übrigen Tagen im Jahr umso wurschter ist? Der Rudl kann sich noch an das Jahr des Kindes erinnern. Das war 1979. Und er kann sich auch noch daran erinnern, dass etliche Erwachsene das ganze Jahr lang polemisiert haben, was für ein Blödsinn so ein Jahr des Kindes eigentlich sei. Für den Rudl war es damals eine große Genugtuung, das „Jahr des Kindes“. Er hat es als sein Jahr und das seiner Freunde betrachtet. Die meisten Tage kennt der Rudl gar nicht. Einige aber schon. Bei einigen tut er sich ein bissl schwerer nachzuvollziehen, warum es sie gibt, als bei anderen. Und noch schwerer tut er sich nachzuvollziehen, warum es andere Tage gar nicht gibt, zum Beispiel einen Welttag der Herzensbildung. Wobei sich da wieder die ganze Ambivalenz der Tage zeigt. Wahrscheinlich würde ein Tag der Herzensbildung im Handumdrehen von den Herzlosesten, die sich bemerkenswert oft auch als Hirnlose erweisen, gekapert. Alles schon dagewesen. Denken Sie an die Nächstenliebe! Den Welttag der Standards am 14. Oktober hat man nicht auf Betreiben vom Rudl hin eingeführt. Den Frauentag findet Herr Rudolf ganz passabel. Darum würdigt er ihn auch, zumindest so lange es nicht gleiche Marie für gleiche Leistung gibt. Ganz ehrlich muss Caviste Rudolf aber gestehen, dass er Sie an dieser Stelle und zu dieser Zeit aus anderen Gründen mit seinen Überlegungen zum internationalen Frauentag beglückt. Er möchte Ihnen einen neuen Wein in seinem Sortiment vorstellen. Der conveniert ihm außerordentlich und der heißt „Les Filles“. Wann würde der besser passen als am internationalen Frauentag?

 

Gilles Berlioz aus Chignin. Ein Winzerautodidakt wie er in keinem Buche steht

 

Es gibt Weinbauern, die ihr Weingut von ihren Eltern übernommen haben und guten Wein machen. Es gibt Weinbauern, die ihr Weingut von ihren Eltern übernommen haben und nicht so guten Wein machen. Es gibt Weinbauern, die einen anderen Beruf gelernt, dort einen Haufen Knödel gemacht, dann ihre Lebensplanung geändert haben und guten Wein machen. Es gibt Weinbauern, die einen anderen Beruf gelernt, dort einen Haufen Knödel gemacht, dann ihre Lebensplanung geändert haben und nicht so gut Wein machen. Es gibt Weinbauern, die ihren Beruf gelernt haben, obwohl ihre Familie nichts mit Weinbau zu tun gehabt hat, und guten Wein machen. Es gibt Weinbauern, die ihren Beruf gelernt haben, obwohl ihre Familie nichts mit Weinbau zu tun gehabt hat, und nicht so guten Wein machen. Und es gibt Gilles Berlioz. Als Sohn eines Hacklers hat er zuerst auf Paysagiste gelernt. 1990 haben seine Frau und er dann beschlossen, Weinbauern zu werden, mit 0,8 Hektar, als Autodidakten. In den Folgejahren haben sie die 0,8 Hektar auf sieben erweitert, um sie danach wieder um die Hälfte zu reduzieren und biologisch umzustellen. Der Schritt zur Biodynamie war dann kein ganz abwegiger. Besonders hoch im Kurs steht bei Gilles Berlioz die Intuition.

 

Chignin

 

… liegt am Südwesthang im Combe de Savoie, das ist das Tal der Isère nach Albertville hinein. Die Rebstöcke stehen auf Geröllhängen aus Jurakalk und Mergel und schauen hinunter auf den „Boulevard des Alpes“. Dort fahren im Winter die Kraxen in die Skigebiete hinauf, im Sommer auf Turin hinunter. Gilles Berlioz ist in Chignin daheim.

 

Roussanne

 

… ist auch in Chignin daheim, so daheim, dass sie in Savoyen Chignin-Bergeron genannt wird. Vom Prestige gehören diese Weine ziemlich sicher zu den renommiertesten in Savoyen, von den Preisen her auch. Ursprünglich herkommen tut Roussanne angeblich aus Tain l’Hermitage, wobei das mit den Ursprüngen dem Rudl seines Erachtens auch immer ein bissl überbewertet wird. Einerseits findet es Herr Rudolf hoch interessant, nach Ursprüngen zu fragen. Andererseits geht ihm das dogmatische oder neurotische Getue um die Wurzeln, das jede noch so dezente Kritik oder jeden Vorschlag eines Äutzerls an Veränderung zum Verrat oder zur Verletzung der Ehre aufbläst, ganz außerordentlich auf die Nerven. So oder so dürfte es die Roussanne schon ziemlich bald einmal von der Rhône nach Savoyen verschlagen haben, allerdings ausschließlich in die Gegend um Chignin.

Sehr geringe Erträge und eine prekär späte Reife dürften ein Grund für das Schrumpfen der sowieso homöopathischen Dimensionen mit Roussanne bestockter Rebfläche in Savoyen sein. Die relativ hohen Preise des Chignin-Bergeron könnten auch eine Rolle spielen. Monsieur Rudolfs Erklärung ist, dass die zweitausend Hektar kleine Weinbauregion Savoyen mit Jacquère und Altesse zwei ausgesprochen kompetente Rebsorten hat und andere Rebsorten dort nicht gerade dringend abgehen.

Die Kalkkieselböden bei Chignin scheinen es der Roussanne trotzdem angetan zu haben. Kleine, zylindrische Trauben, kurzer Stiel, kugelförmige Beeren und ein goldgelber Teint mit rostbraunen Einsprengseln. Zucker vermag sie viel einzulagern, entsprechend solide können die Alkoholwerte der aus ihr gekelterten Weine ausfallen. Haselnuss- und Weißdornaromen sind nicht ungewöhnlich. Eine lange Lagerfähigkeit angeblich auch, vermutlich aber nur, wenn die Säure passt.

 

Les Filles

 

Mouton-Rothschild der Weine von Savoyen heißen sie „Les Filles“ von Gilles Berlioz immer wieder. Viel spricht nicht für diesen Vergleich. Eines dafür umso mehr: Seit Gilles Berlioz den Wein 2007 zum ersten Mal gemacht hat, ziert ein Bild von Frauen, oft von denen, die am Weingut arbeiten, das Etikett. Jedes Jahr darf eine anderer Künstler das Thema der Madln, Damen, Frauen und Herrinnen in einem anderen Stil deklinieren, von sehr abstrakt bis photographiert, dem Rudl seinem Geschmack nach die nicht peinliche Alternative zu Testalonga und Ganevat.

 

2015

 

Fragen Sie den Rudl bitte nicht, was er meint, wenn er die Aromen in einem Wein als „präzise“ bezeichnet. Er weiß es selber nicht genau, zumindest vermag er es nicht auszudrücken. Als er vorigen Sommer die Zweitausendfünfzehner und in diesem Fall auch Zweitausendfünfzehnerinnen bei Gilles Berlioz verkostet hat, hat er diese ausgesprochen großzügig und barock, mit einer Präzision, die sich gewaschen hat.

 

2014

 

Auch in Savoyen ein prekärer Jahrgang.

 

2013

 

Da ist der Rudl befangen. Aber das ist wurscht. Mehr über den Weinjahrgang 2013 steht im Newsletter der vergangenen Woche.

 

2010

 

Auf einen kalten, niederschlagsreichen Winter folgt ein sonniger, aber nicht besonders trockener Frühling. Der Sommer erweist sich hinsichtlich heißem und kühlem Wetter als um Ausgewogenheit bemüht, caniculairer Juli, reifebremsender August. Soweit kennt man den Jahrgang 2010 auch in Österreich. Im September ist das Wetter in Frankreich dann aber abgebogen. Während es in manchen Gegenden Österreichs viel geregnet hat, war es fast in ganz Frankreich sonnig. In Savoyen darüber hinaus auch recht frisch in der Nacht. Nicht die allerungünstigsten Voraussetzungen für einen formidablen Jahrgang, in besonderem Maß bei spätreifenden Rebsorten.

 

2008

 

… hat die allerlängste Zeit keinen Anlass zur Sorge bereitet, bis es dann Ende August und Anfang September ungewöhnlich nass geworden ist. Für so manche Jacquère ist sich das dann mit der Reife nicht mehr ausgegangen. Altesse, Chignin-Bergeron und vor allem die Roten haben sich wieder erfangen.

 

2015, Les Fripons

 

Und weil sich Monsieur Rudolf, vergleichbar mit dem Sommer 2010, um Ausgewogenheit bemüht, kredenzt er zum internationalen Frauentag auch Gille Berlioz‘ komplementären Chignin-Bergeron. Les Fripons, tonisch wie  Chinin, aus Chignin, wenn Sie dem Rudl diesen Kalauer gestatten.

 

Die folgenden Weine von Gilles Berlioz:

 

  • Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2015, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (5/8)
  • Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2014, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6/9)
  • Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2013, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6/9)
  • Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2010, Gilles Berlioz, Chignin, AOC Vin de Savoie (6,50/10)
  • Chignin-Bergeron „Les Filles“ 2008, Gilles Berlioz, Chignin, AOC Vin de Savoie (6,50/10)
  • Chignin-Bergeron „Les Fripons“ 2015, Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (5/8)(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

     

    …, aber nicht ausschließlich diese Weine gibt es glasweise

     

    am Mittwoch, den 8. März und am Freitag, den 10. März

    jeweils von 16 bis 22 Uhr

    in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

     

    Auch das Fastenbier vom Bräustübl in Salzburg Mülln wird ab sofort wieder ausgeschenkt.

    Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

     

    Vorschau auf die Lehrveranstaltungen vom 8. und 10. März:

    ziemlich sicher etwas Geologisches

     

    Herr Rudolf kann dieses Mal gar nicht anders, als wie seinerzeit Professor Conrads zu grüßen. Und er tut das hiermit auch!

     

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte  Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro