A Tribute to Traminer-Schurl

Ahistorisches Schmunzeln über sich selbst

Der Rudl ist an und für sich kein besonders großer Freund des Konzepts der Heiligen, zumindest nicht der Promiheiligen. Da hält er es – sonst dem Barock nicht unbedingt abgeneigt – eher mit Protestanten und Juden.
Am heiligen Georg fasziniert den Rudl aber ein Detail, für das ersterer gar nichts kann. Man hat ihn nämlich 1969 aus dem Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche herausgestrichen, zu Recht oder zu Unrecht wegen ungesicherter Historizität. Verstehen Sie Herrn Rudolf nicht falsch! Historizität ist für ihn kein allzu hohes Gut. Ihm ist ein guter Mythos hundertmal lieber als Historizität um der Historizität Willen. Aber der heilige Georg ist dem Rudolf Polifka ein Sinnbild für Selbstkritik- und Lernfähigkeit. Der Vatikan hat Sankt Georg nämlich nur sechs Jahre nach seiner Eliminierung aus dem Kader der Heiligen wieder einberufen. Und das nötigt dem Rudl schon ein bissl Respekt ab. Da könnte sich heute, in Zeiten fokussierter Pseudosouveränität und Pseudoautorität, die eine oder der andere dies- und jenseits des Bosporus ein Scheiberl herunter schneiden.
Und auch in den Lehrplänen könnte man die Kompetenz, über sich zu schmunzeln oder die eigenen Position auch einmal in Frage zu stellen, irgendwo unterbringen und die Stunden, in denen man lernt, mit uniformiertem Gegrinse oder Gefuchtel Souveränität vorzutäuschen, kürzen.

Zentren und Stadeln

Das unfreiwillige Sinnbild für Selbstkritik und Selbstironie wird, abgesehen von Bulgarien, fast überall am 23. April hochleben gelassen. Vor allem in England, Georgien und der Traminerhochburg Klöch. Traminerhochburg ist Klöch, geht es nach Wikipedia, „aufgrund einer geologischen Anomalie“. Manche sagen zu dieser „geologischen Anomalie“ auch Basalt. Es hat Zeiten gegeben, da war Klöch Zentrum des steirischen Weinbaus.
Noch in den 1970er Jahren hat das steirische Weinbaugebiet östlich des bedeutendsten Lungauer Flusses Klöch – Oststeiermark geheißen. Heute scheint sich das Hauptaugenmerk des steirischen Weines ein paar Zigkilometer weiter nach Westen, zumindest bis Gamlitz verschoben zu haben. Und wenn man den aktuellen Trend hochrechnet, wird es sich bald in Ligist befinden. Wer etwa das Steirerfest am Wiener Rathausplatz besucht, dem vermittelt sich dort das Bild der Steiermark als Schilcherfrizzante-Stadel. Nur dass Sie die interessanten Schilcher dort umsonst suchen. Das ist am Rathausplatz eh immer so gewesen. Jetzt ist eine Marketingoffensive für den Schilcher angekündigt. Und was wenn die aufgeht? Dehnt man dann das Anbaugebiet für Blauen Wildbacher bis Murau aus, oder bis Tamsweg?

Traminer

Nicht nur für die Steiermark, sondern vor allem für Klöch ist der Traminer eine Vistenkarte. Und das würdigt der Rudl diese Woche ein paar Tage vor dem Tag des Klöcher Patrons Georg.
Traminer kann mindestens Dreierlei sein: Roter Traminer, Gewürztraminer oder Weißer Traminer, der im Jura Savagnin und im Tal der Arve Gringet genannt wird. Der Traminer ist alt, eine der ältesten Rebsorten überhaupt. Riesling, Sauvignon Blanc und auch Grüner Veltliner sind Kinder des Traminers.
Die Rebsorte gilt als kalkkompatibel und nicht besonders frostempfindlich. Beides erklärt ihr Vorkommen im Tal der Arve, wo sie direkt auf den Mont Blanc hinauf schaut.

Herr Rudolf kredenzt diese Woche einen möglichst breiten arealen, diachronen, genetischen und vinifizierungstechnischen Querschnitt durch die Rebsorte Traminer.

Traminer 2013, Josef Wonisch, Klöch, Südoststeiermark
Traminer von dort, wo er eigentlich herkommen soll. Basalt, Rosen, und ein ganz kleiner Zuckerspitz

Gewürztraminer Reserve 2013, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel
Hätte er gemacht, was alle anderen damals auch gemacht haben, hätte Nationalratspräsident Roland Minkowitsch sen. ziemlich sicher keinen Gewürztraminer am Rochusberg angepflanzt. Auf den Eigensinn!

Traminer Kabinett 1991, Weingut Michlits-Stadlmann, Sankt Andrä am Zicksee, Neusiedlersee
Hoffentlich mehr als der Quotenreife

Weißer Traminer 2015, Norbert Fidesser, Platt, Weinviertel
Viele gibt es in Österreich nicht, die einen Weißen Traminer haben und reinsortig ausbauen.

Le Feu 2012, Domaine Belluard, Ayze, AOC Vin de Savoie
Einer der allerbemerkenswertesten Weine Savoyens. Sehr eisenhältige Gletschersedimente.
Vin Jaune 2007, Domaine Pignier, Montaigu, AOC Côtes du Jura
Sechs Jahre und fast vier Monate im Fass – ein weingewordenes Plädoyer gegen Lautheit und Schnelllebigkeit

Diese sechs Traminer, aber freilich nicht ausschließlich diese glasweise

am Donnerstag, den 21. April und am Freitag, den 22. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhanldung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt und schmunzelt!