Vier und vier Neuburger. Happy Birthday, Paul Gascoigne!

Vor ziemlich genau 30 Jahren ist viel passiert. Über das eine oder andere hat Diplomchroenologe Rudolf Polifka hier schon Abhandlungen verfasst, beziehungsweise hat er Weinwochenthemen unter ein entsprechendes Motto gestellt.

Als englischer Fußball alles andere als angesagt war
Der englische Fußball ist in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre in einem Niemandsland vor sich hin getümpelt. Im Europacup gesperrt. Nationalmannschaft 1988 bei der Europameisterschaft in Deutschland ein Fiasko. Die nationale Meisterschaft dominiert von einer sogenannten Kultmannschaft aus dem Nordwesten. Interessiert hat das alles viel weniger, als man auf der Insel geglaubt hat.

Droben beim Hadrian Wall
Im Nordosten Englands, in Newcastle upon Tyne, hatte schon am 13. April 1985 ein etwas pummeliger Teenager das Licht der obersten Spielklasse erblickt. Sir Paul John Gascoigne. Und wenige Jahre später war um den englischen Fußball ein Griss, dass man es nicht glauben konnte. Wie immer man zu der Entwicklungen des englischen Fußballs seit „Gazzamania“ steht, sie wären ohne diesen „little gem“, „daft as a brush“, wie Sir Bobby Robson ihn genannt hat, kaum denkbar. Ihre beiden Höhepunkte waren die wahrscheinlich beste Welt- und beste Europameisterschaft, die eine englische Nationalmannschaft nach 1966 gespielt hat. Was knapp davor, danach und dazwischen war, kann man vergessen und man hat es auch.

Rund um den Dunston Excelsior Working Men’s Club
Angefangen hatte alles in Dunston, einem Vorort jener Stadt, die nach einer autochthonen Wachauer Rebsorte benannt ist: Newcastle upon Tyne. Dort kommt am 27. Mai 1967 Paul John Gascoigne auf die Welt, als Sohn einer Fabriksarbeiterin und eines Ziegelschleppers. Nach einer Kindheit, für die das Wort „schwierig“ ein Euphemismus ist, unterschreibt Gascoigne an seinem sechzehnten Geburtstag einen Vertrag beim Newcastle United Football Club, um 120 Pfund in der Woche. Am 13. April 1985 wird er im St. James‘ Park gegen die Queens Park Rangers eingetauscht. Bald gilt er als die Hoffnung Englands. England sollte in seinen Hoffnungen weniger enttäuscht werden als Paul Gascoigne. Nach der Weltmeisterschaft in Italien ist Gascoigne populärer als Lady Diana. Wer ihn an einem guten Tag spielen gesehen hat, hat seither eine Ahnung von Transzendenz. Wer ihn vermarktet und vermittelt hat, besitzt jetzt einen Haufen Geld. Hoffentlich hat Paul Gascoigne selber wenigstens noch Ersteres.

8 Neuburger
Darum postponiert Monsieur Rudolf die längst überfällige Altesse-Vertikale der Giachino-Brüder noch einmal und schrauft diese Woche eine vier-bouteillige Neuburger-Vertikale von Sepp Mantler auf, ergänzt durch vier andere Vertreter dieser Rebsorte, sodass es dann genau 8 sind. Die Zahl, mit der Paul Gascoigne meistens Fußball gespielt hat, nur um eins mehr als die Zahl, mit der der tätowierteste Scharlatan Fußballfelder für seine ridiculen PR-Campagnen missbraucht hat.

4 Neuburger vom Mantlerhof
Sepp Mantler gilt sowieso bei allen, die sich ein bissl mit Wein beschäftigt haben, als Tüftler. Dem Rudl seiner Meinung nach ist er noch viel mehr. Margit und Sepp Mantler sind mindestens Philosophen, Bauern und personifizierte Herzlichkeit zugleich. Der Neuburger vom Mantlerhof ist eine Hommage an Kristof Ferstel (1805 – 1888), einem Vorfahren von Margit Mantler. Der soll seinerzeit ein Rebbündel aus der Donau gefischt haben. Bei diesem Rebbündel soll es sich um eine Zufallskreuzung aus Rotem Veltliner und Sylvaner gehandelt haben. 1992 haben Margit und Josef Mantler eine heiße und trockene Terrasse mit Neuburgerreben, die Frau Mantler aus Oberarnsdorf in der Wachau mitgebracht hatte, bepflanzt (www.mantlerhof.com). Ziemlich sicher ist das einer der Gründe, warum der Neuburger vom Mantlerhof etwas Besonderes ist. Der Neuburger als solcher ist kapriziös. Auf irgendeinem Boden oder in irgendeiner Lage kann es schon sein, dass er ziemliche Brösel macht. Man kennt das von genialen Fußballspielern.
2008 – gemeinsam mit 2010 und 2013 ein Lieblingsjahrgang vom Rudl in den letzten zehn Jahren

2011 – der erste Neuburger Jahrgang, den Caviste Rudolf vom Mantlerhof in Umlauf bringen dürfen hat

2012 – längere Maischestandzeit als sonst, „hors-norme“, wie der Franzose sagt

2013 – nicht zu kühl und nicht zu heiß – Wenn es nach Rudolf Polifka geht, ein idealer Jahrgang. Ein Wein, den man noch nicht aufmachen muss. Drum tut Monsieur Polifka das auch nicht und verkauft ihn nur flaschenweise.

2014 – Geschrieben wird ja fast jeden November von einem „Winzerjahrgang“. Für 2014 dürfte das, soweit der Rudl jetzt geforscht hat, sogar stimmen. Ohne Botrytisverzögerer und anderen Hexenzauber sind schlanke Weine mit wenig Alkohol und ohne penetrante Säure entstanden.

4 Neuburger nicht vom Mantlerhof

1977 Neuburger Ausstich, Klosterkeller Siegendorf – ein reifer, süßer Vertreter seiner Art aus dem Klosterkeller Siegendorf, als der noch nicht Lenz Moser gehört hat. Seinerzeit hat der Kellermeister sein Lieblingsfass gerne als Ausstich bezeichnet. Paul Gascoigne war damals zehn Jahre alt.

2008 Franz Wieselthaler, Ὼberlaa – Wiener Neuburger vom Ὼmega der Alpen

2010 Neuburger, Erich und Michael Andert, Pamhagen – demeter-zertifizierter Neuburger aus dem Seewinkel

2012 Neuburger, Nikolaihof, Mautern – auch demeter-zertifiziert, aber aus der Wachau. Ein ewiges Duell um den besten Neuburger im Land: Mantlerhof v Nikolaihof. Für den Rudl ist es ein Dreikampf. Da gehört auch der Neuburger von der Dankbarkeit dazu. Allzu oft gibt es den leider nicht. Viel davon sowieso nie.

Diese acht Neuburger, aber nicht ausschließlich diese 8 Neuburger gibt es

am Donnerstag, den 28. Mai und am Freitag, den 29. Mai
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind die Rosa Pearls von Monsieur Leo Uibel wieder verfügbar, zumindest zwölf Buddöna.

Und auch Mangalitzatrockenwürstel von der Metzkerei Karlo in Pamhagen gibt es wieder.

Sir Rudolf grüßt Sir Gascoigne, den Dunston Excelsior Working Men’s Club und alle Geordies!