Mit Roten Veltlinern in den Oktober. Eine Farbenlehre

Mit Farbadjektiva und dem Wein ist das so eine Sache. Stimmen tut das alles nur mit sehr viel Phantasie.

Dass die hellen Weine „Weißweine“ heißen, ist nachvollziehbar, stimmen tut es deswegen aber nicht. Gesehen hat der Rudl noch keinen weißen Wein. Und würde er einen sehen, weiß er nicht, ob er den trinken würde. Ein Weißwein ist halt heller als ein roter. Und der ist in den allerseltensten Fällen rot. Aber Blau-, Violett- oder Schwarzwein wäre natürlich auch ein bissl komisch. Ganz genau stimmen täte es auch nicht, wobei einzelne Weine und Rebsorten schon so heißen. Der vin noir aus Cahors zum Beispiel. Oder der Blaue Portugieser, der zumindest mehr blau als ein Portugieser ist. In Portugal gibt es den nicht und hat es ihn auch nie gegeben. Wahrscheinlich ist, wenn es um Sprache und Wein geht, eh alles wurscht, ähnlich wie bei Kommunikationsberatern und Sportreportern. Da sagt man halt irgendwas. Viele Weinjournalisten machen das nicht anders, nur dass die halt gleich Begriffe verwenden, denen sowieso keine Bedeutung zugeordnet werden kann.

Roter Veltliner

Der Rote Veltliner ist auf alle Fälle als Wein gelbgrünlich, gerade wie der Grüne Veltliner, und als Traube bestenfalls rötlich, zumindest rötlicher als der Grüne. Aus demselben Grund heißt der Burgunder, dessen Trauben bei Vollreife rötlich werden „Grauer Burgunder“. Und in Frankreich sagt man zu einem Rosé, der aufgrund einer besonders kurzen Maischestandzeit blasser als ein Rosé ist „vin gris“, grauer Wein. Der ist in Lothringen besonders bekannt, wird aber weder aus Grauem Burgunder noch aus Rotem Veltliner, nicht einmal aus Sauvignon Gris, sondern vor allem aus Gamay und ein bissl Pinot Noir gekeltert.

Farbadjektiva und Zeit

Logisch ist das alles nicht und wenn einer farbenblind ist, hat er weintechnisch keinen großen Nachteil. Äußerstenfalls kann man davon ausgehen, dass sich vom Farbadjektiv Rückschlüsse auf die Maischestandzeit ziehen lassen. Ein Orangewein etwa hat seine Maische auf alle Fälle länger und intimer kennen gelernt als ein Steirischer Junker. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Wein orange sein muss. Und ein Wein aus der momentan nicht gerade besonders angesagten Orangetraube ist auch nicht orange, es sei denn, es handelt sich bei ihm um einen Orangewein, aber auch dann muss er nicht orange sein. Fast könnte man sagen, dass ein Farbadjektiv beim Wein weniger eine optische als eine zeitliche Bedeutung hat.

Der Rote Veltliner, wie gesagt, ist nicht rot und er ist auch nicht mit dem Grünen Veltliner verwandt, dafür aber mit Neuburger, Rotgipfler und Zierfandler. Es gibt Dinge, die er lieber mag als Frost und die Mehltaue. In den richtigen Lagen und auf den richtigen Höfen wird aus dem Roten Veltiner ein extraktreicher, lagerfähiger Wein. Und weil der oft nach Haselnuss schmeckt, wird man ihn beim Rudl mit einem Altesse aus Savoyen vergleichen können, dem man das ja auch nachsagt.

Der Rote Veltliner am Mantlerhof

Darum gibt es diese Woche – natürlich nicht ausschließlich – Rote Veltliner von 1990, 2006, 2007 und 2008, aus dem Kremstal, der Wachau, dem Weinviertel und vom Wagram. Darunter selbstverständlich den 2006er und 2007er vom Mantlerhof, den der Rudl und der Fils ja im Sortiment führen, der erste medium, der zweite trocken. Und einen 2008er von Rudi Pichler aus Wösendorf in der Wachau.

Am Donnerstag, den 2. Oktober und am Freitag, den 3. Oktober von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“,

Reindorfgasse 22

Ab sofort gibt es dort im Sortiment auch den Furmint 2013 und den Weißburgunder 2013 vom Herrenhof Lamprecht in der Oststeiermark.

Monsieur Rudolf und der Fils wünschen allen Weinbäuerinnen und Weinbauern, dass zumindest jetzt einmal ein Zeitl eine Ruhe ist mit dem Regen!

Monsieur Rudolf