Bildungsexpertin Heinisch-Hosek verlautbart just am Ende der Feldtestungswoche von Schulmeister Rudolf, dass sich am Fahrplan zur Einheizmatura nichts ändern wird. Das werden jetzt bitte aber wirklich nur die allerarglosesten Zeitgenossen für einen Zufall halten. Offensichtlich liest das Ministerium hier mit und nimmt auch Anteil an den bildungspolitischen Bemühungen von Professor Polifka. Was das BIFI mit noch so viel Marie nicht schafft, das erledigt der Rudl mit fünf Flaschen Pinot Noir.
Es hat auf alle Fälle letzte Woche niemand nach einem Punsch verlangt. Selbst die kursorischsten Leserinnen und Leser unter den Kundinnen und Gästen verfügen über ausreichende Kompetenzen im Sinnerfassendlesen. Dass eine Korrelation zwischen dem Konsum bestimmter Weine und hoher Lesekompetenz besteht, will Herr Rudolf damit freilich nicht behauptet haben. Ganz ausschließen tut er es aber auch nicht. Sollte sich irgendwann herausstellen, dass es da eine Verbindung gibt, würden sich daraus natürlich interessante Konsequenzen für eine Bildungsreform ergeben.
Kurz und gut: Die Endverbraucher der Weine von Herrn Rudolf sind keine Trotteln. Darauf hat sich der Rudl zwar nichts einzubilden, aber unerfreulich ist es auch nicht. Und mindestens genauso freut es Rudolf Polifka, dass sich die Produzenten am anderen Ende der Kette nicht nur durch ziemlich gute Weine, sondern durch Herz, Hirn und Haltung auszeichnen.
Nehmen wir zum Beispiel Roland Minkowitsch: Als sein Vater das Weingut übernahm, war er darauf nicht vorbereitet. Darum ist es für ihn nahe gelegen, sich in Fachbüchern über den Weinbau zu informieren. Das hat damals ein Haufen „praxisorientierter“ Kollegen lächerlich gefunden und ihm den Namen „Biachlbauer“ gegeben. Die haben ihren Wein so wie alle anderen auch gemacht, mit massentragenden Rebsorten. Roland Minkowitsch sen. hat in den Fünfziger Jahren Qualitätsreben in Hochkultur ausgepflanzt und offensichtlich nicht nur sein Wissen, sondern auch Haltung seinem Sohn weitergegeben. Irgendwie scheint man das in den Weinen zu schmecken. Vielleicht verwendet Roland Minkowitsch deswegen noch heute eine alte Baumpresse aus dem Jahr 1820. Dass ein Mann wie Roland Minkowitsch sen. Staatssekretär im Innenministerium und zweiter Nationalratspräsident war, könnte einen fast ein bissl wehmütig machen, heute, in einer Zeit, in der Politik oft mehr von dämlichdreisten Einheizzeitungen und Kommunikationsberatern als von Fachbüchern und Haltung geprägt zu sein scheint.
Andere Weinviertler Persönlichkeiten sind Heinrich Salomon und sein Sohn Josef aus Falkenstein. Sie führen ein zertifiziertes Bioweingut. So etwas ist heute nicht so selten. Aber zu der Zeit, als sie an den sogenannten Pflanzenschutzmitteln zu zweifeln begannen, galten sie damit noch als Spinner und verantwortungslos. Noch ein bissl bemerkenswerter ist vielleicht, dass der Junior auf seinem Weg zum Bioweinbau schon sehr früh vom Vater bestärkt worden ist. Und ähnlich wie bei den Weinen von Roland Minkowitsch kann man auch bei diesen Weinen den Unterschied schmecken.
Am 2. und 4. April freut sich Herr Rudolf deshalb besonders, von beiden Winzern jeweils einem jungen Wein sein gereiftes Pendant gegenüber stellen zu dürfen. Eine 1997er Riesling de vite Jähe Lissen Spätlese von Roland Minkowitsch wird den 2012er, der ab sofort in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ erhältlich ist, davor beschützen, allzu früh geöffnet zu werden. Und der 2002er Riesling Rabenstein von Josef Salomon wird vom 2012er an seine Jugend erinnert. Freilich wie immer nicht ausschließlich, so wird es beispielsweise einen zumindest für die Hallen von Herrn Rudolf neuen Grünen Veltliner von Leo Uibel geben.
am Mittwoch, den 2. und am Freitag, den 4. April
jeweils von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22.
Herr Rudolf freut sich auf die Rieslinge und wünscht eine passable zweite Wochenhälfte!