Eisen und Wein: Auvergne, Pyrenäen, Karst und Eisenberg, am Dienstag, 22. November von 17 bis 21 Uhr
Fer Servadou
… hat den Rudl schon fasziniert, bevor er die dazugehörende Rebsorte sensorisch kennengelernt hat, rein vom Namen her. Anders als Caviste Rudolf ursprünglich vermutet hat, deutet diese Bezeichnung nicht auf eine Vorliebe für einen hohen Eisengehalt im Boden hin. Die lateinische Bezeichnung für Eisen im Vornamen bezieht sich auf die Härte des Rebholzes. Servadou möchte eine lange Haltbarkeit der Trauben zum Ausdruck bringen. In den beiden Appellationen, die auch Gegenstand der folgenden Überlegungen sind, hat Fer Servadou den Spitznamen „Mansoi“.
Fer Servadou ist der Urrebe ziemlich nahe und wahrscheinlich deshalb gegen sehr viel, was dem Rebstock zusetzen kann, resistent, nur gegen Zikaden, Traubenwickler und Spätfrost nicht. Im Ertrag liegt ihm das Übertreiben fern. Die Trauben sind mittelgroß, die Beeren länglich, schwarz und dickschalig.
An den Boden stellt Fer Servadou auch keine überzogenen Anforderungen. Mager und steinig hat er es gern.
Die Weine sind dunkel, geschmacklich tragen sie nicht dick auf, im Alkohol detto nicht. Ein paar Jahre Flaschenreife sind in der Regel kein Nachteil.
Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jetzt von den Qualitäten dieser Rebsorte noch nicht überzeugt sind, dann könnten Sie theoretisch in das Département Aveyron fahren, dort die zwanzig Hektar kleine, aber atemberaubend schöne Appellation mit der vielversprechenden Bezeichnung Vins d‘Entraygues-et-du-Fel und dem Blick auf den Lot hinunter besuchen, die Serpentinen zur Auberge du Fel hinauffahrenabsteigen und dort absteigen. Den Ausblick vergessen Sie nicht so schnell und der Koch muss sich neben dem Ausblick nicht verstecken. Es handelt sich bei dieser Appellation zur südlichsten der Auvergne, weinbauadministrativ gehört sie aber zum Südwesten.
Die alte Rebsorte Gros Cabernet muss man nicht kennen. Sie ist der Papa des Carménère ist. Gros Cabernet seinerseits ist der Bub von Fer Servadou und dem baskischen Txakoli.
Verdienste in der Geschichte haben nicht immer Wertschätzung in der Gegenwart zur Folge. Darum hat Fer Sarvadou gegen Ende des vorigen Jahrtausends mit knapp über tausend Hektar einen Tiefpunkt an Anbaufläche erreicht. Heute steigt diese wieder leicht.
Die Appellation Entraygues-et-du-Fel ist vom Massif Central, dem Mittelmeer und auch ein bissl vom Atlantik geprägt. Die Weingärten befinden sich auf südlich ausgerichteten, ziemlich steilen Hanglagen zwischen 250 und 500 Meter, sind terrassiert und im Vergleich etwa zur Wachau äußerst zerstreut, alles Erbe der Abtei de Conques. Steil, mager und massiv geschiefert. Gesteinsprobe ist vorhanden. Den dazugehörigen Cantal können Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, sich gerne in die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils mitbringen und als Begleiter dem Wein an die Seite stellen.
Eisen im Boden
Im engeren Sinn ist Eisen im Zusammenhang mit Wein freilich in geologischer Hinsicht bedeutend. Allerdings gibt es bis dato keine schlüssigen Forschungsergebnisse, wie beziehungsweise inwiefern ein eisenhältiger Boden Wein geschmacklich beeinflusst. Eisen an sich ist im Wasser nicht löslich. Es geht also chemische Prozesse, die im Boden stattfinden und dort das Eisen zum Reagieren mit anderen Substanzen, etwa mit Säuren, bringen. Dem ist die Biologie noch nicht ganz auf die Spur gekommen.
Eisen im Sortiment
Auf alle Fälle freut sich Caviste Rudolf, dass sein quantitativ sehr überschaubares Sortiment gleich mit drei Gebieten, in denen es stark eisenhältige Böden gibt, aufwarten kann: Irouléguy, Karst und Eisenberg, oder Arretxea, Čotar, Weber.
- Entraygues et du Fel Rouge 2020, Domaine Mousset, AOP Entraygues et du Fel, Sud Ouest (3/5)
- La Pauca 2019, Domaine Mousset, AOP Entraygues et du Fel, Sud Ouest (5/8)
- Vieilles Vignes 2016, Domane du Cros (4,50/7) AOP Marcillac
reinsortiger Fer Servadou und zusätzlich auf rotem Sandstein gewachsen – mehr Eisen geht im Wein nicht; achtzehn Monate im großen Holz ausgebaut
- Blaufränkisch Weinberg 2018, Helga und Alfred Weber, Deutsch-Schützen, Eisenberg (3/5)
- Blaufränkisch Königsberg 2013, Uwe Schiefer, Südburgenland
- Terra Rossa 2006, Branko und Vasja Čotar, Komen, Kras, Slowenien (6,50/10)
- Haitza 2017, Domaine Arretxea, AOP Irouléguy, Sud Ouest (6/9)
am Dienstag, den 22. November von 17 bis 21 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.
Heftig den Kopf schüttelt Rudolf Polifka, sich wundernd, warum der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz, noch immer nicht zum gesamteuropäischen Feiertag erklärt worden ist.
Der Rudl grüßt Zentralmassiv, Pyrenäen, Karst und Eisenberg, aber auch alle anderen Menschen in den Bergen und am Flachland!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien