Grüner Veltliner
In den letzten sieben Jahren hat Caviste Rudolf le Fils das eine oder andere Weinwochenthema ausgegeben. Nicht alle davon waren das, was man „Mainstream“ nennt. Eine Woche in den Namen des Grünen Veltliners zu stellen, wird man schon als solchen bezeichnen können, zumindest wenn es in Österreich stattfindet.
Schulfrei, aber weder dienst- noch weinfrei
An schulfreien Tagen hat an und für sich auch die Bildungseinrichtung vom Rudl zu. Aber Herr Rudolf geht jetzt einmal voran. Er hofft, dass die Bereitschaft, auf freie Tage zu verzichten, die Chancen auf einen gesamteuropäischen Feiertag der Menschenwürde und Demokratie am 27. Jänner, dem Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz erhöht. An diesem Tag hätten, wenn es nach dem Rudl geht, auch alle Bediensteten und freien Mitarbeiterinnen der Boulevardpresse bezahlt Urlaub und auch das Triple-W, das ein W ist und bleibt, würde einen Tag abgedreht. Am Rudl scheitert so etwas sicher nicht.
Heimatland Österreich
Es gibt Menschen, die zerreißen sich gerne das Maul darüber, wie sehr sie
Heimat, Herkunft, Identität, Tradition oder weiß der Kuckuck was hochhalten. Den Schlagobers und die Butter kaufen sie in Freilassing, Kleinhaugsdorf oder Sopron. Dort ist beides vermutlich um zwei Cent billiger. Da können diese Heimatfetischisten nicht widerstehen. Nichts zu verschenken, schon gar nicht ihr großes Herz, an dem ihnen die Heimat so nah liegt, dass es von dieser fast erdrückt wird. Darum dulden sie es auch nicht, dass sich jemand über einen Trachtenjanker lustig macht, oder über einen kleinkarierten Schneuzhadern. Ihre dialektoide Ausdrucksweise hört sich an wie eine Mischung aus Wurzlsepp und Helene Fischer.
Der vom Rudl überaus geschätzte Musiker und Kolumnist Fritz Messner hat vor wenigen Wochen bemerkenswert gefunden, dass in einer Zeit der Trachtenhochkonjunktur eine alteingesessene Salzburger Trachtenschneiderei zusperren muss. Da dürfte dann der Heimatonlineshop doch die konkurrenzfähigeren Preise anbieten, wie das heute heißt. Und es ist ja auch so praktisch. Ob die Lederne jetzt aus einer asiatischen Sklavenfabrik kommt oder aus Salzburg Gnigl, danach fragt auf der Wiener Wiesn oder beim Salzburger Bauernherbst niemand.
Grüner Veltliner
Rebsortenmäßig gilt der Grüne Veltliner als österreichische Identität, quasi als Lederhose des österreichischen Weins, wobei die Marketingabteilung von Österreichwein momentan den noch viel weniger klar charakterisierbaren und kontrollierbaren G’mischten Satz als Marke zu etablieren trachtet.
Die diversen Kreideminister, Landebahnenbauer und Bäumeumhauer geben auch gerne den heimatverbundenen Grüßaugust. Dass das primitive Tempobolzen, Zubetonieren und Preisdrücken im Namen der Deregulieren von allem, was einen halbwegs zivilisierten und fortschrittlichen Staat ausmacht, irgendetwas mit der Erderwärmung zu tun hat, streiten diese Stammtischhoheiten ab.
Dem Grünen Veltliner kann das bald zu heiß werden, wenn es das nicht schon ist. Aber vielleicht trinken die ewig gestrigen Deregulierer sowieso Energydrinks und Dosenbier.
GV sagt NEIN!
Als quasi oenologisches Manifest gegen die Gefährdung der Zukunft des Grünen Veltliners und ein paar anderer Lebewesen kredenzt Caviste Rudolf diese Woche aktuelle Repräsentanten dieser Rebsorte, jeweils gepaart mit einem entsprechenden Vertreter der grandiosen Vergangenheit derselben.
Grüner Veltliner als solcher
Den Grünen Veltliner können Sie auch Weißgipfler nennen. Farben und Rebsortennamen, Sie wissen. Das Weiß hat er von der Triebspitze, das Grün sicher vom Beerl. Der Weiße Traminer, zu dem sie im Jura Savagnin sagen, ist der Papa vom Grünen Veltliner, Sankt Georgen die Mama. In Sankt Georgen am Leithagebirge hat man vor wenigen Jahren einen etwa vierhundert Jahre alten Rebstock dieses zweiten Elternteils des Grünen Veltliners gefunden. Und obwohl der Rebstock 2011 von ein paar Narren verwüstet worden ist, wächst er noch. Austriebe wurden weiter gezogen und 2012 ausgepflanzt. 2015 hat die Jungfernlese stattgefunden.
Wenn sich die Rotweinlobby noch so auf den Kopf stellt, der Grüne Veltliner ist und bleibt ziemlich sicher auch die verbreitetste Rebsorte in Österreich. Außerhalb der Landesgrenzen gilt er regelrecht als österreichische Nationalrebsorte. In Anbetracht des unglücklichen Namens seiner roten Entsprechung sollte das auch so bleiben, findet der Rudl.
Die Erträge des Grünen Veltiners können sehr hoch sein. Mag sein, dass dieser Umstand seiner Popularität nicht ganz abträglich gewesen ist. Löss mag der Grüne Veltliner. Zu viel Kalk ist nicht seines.
Weltweit sind gut achtzehntausend Hektar mit Grünem Veltliner bestockt, ein Drittel davon steht im Weinviertel.
Weinstilistisch ist das Bouquet oft intensiv. Tabaknoten im Grünen Veltliner kann der Rudl sehr oft nachvollziehen, das Pfefferl nicht immer, vor allem dann nicht, wenn der Grüne Veltiner mithilfe irgendeiner Aromahefe einen Sauvignon Blanc zu imitieren trachtet. Wirklich gelungene Veltliner sind oft lagerfähiger, als viele glauben. Der erste DAC Österreichs ist eine Grüner Veltliner gewesen. Exportmäßig mag das ein Erfolg gewesen sein. Geschmacklich zählt Monsieur Rudolf die Districtos Austriae Controllatos nicht zu den Glanzlichgtern des österreichischen Weinbaus.
At its best
Unter vielen Grünen Veltliner, die Caviste Rudolf außerordentlich schätzt, ist der Steinleithn vom Geyerhof in Oberfucha seit fast zwanzig Jahren sein deklarierter Favorit, vor allem im gereiften Zustand. End des Berges von Leo Uibel, und Rochus vom Weingut Roland Minkowitsch, Viesslinger Stern von Martin Muthenthaler, Im Weingebirge vom Nikolaihof und alle von Sepp Mantler schätzt der Rudl auch sehr. Den einen oder anderen Vertreter dieser Rebsorte hat Herr Rudolf jetzt sicher vergessen. Mit vielen der ganz berühmten aus der Wachau tut er sich nicht so leicht. Das hat Caviste Rudolf gerade wieder einmal festgestellt, als er blind ein paar Zweitausendachter gegeneinander antreten lassen hat. Da ist an Spiegel vom Mantlerhof und Steinleithn vom Geyerhof keiner heran gekommen.
Historisch und traditionell
Dem Grünen Veltliner wird auch ein Beitrag zum österreichischen Staatsvertrag von 1955 nachgesagt. Auf Initiative von Bundeskanzler Figl soll eine österreichische Delegation in der Sowjetunion die dortigen Machthaber von der Harmlosigkeit, Trinkfestigkeit und also Gemütlichkeit Österreichs überzeugt haben, wobei sich der Rudl durchaus wünschen würde, dass Österreich heute mehr Widerstand gegen jene Kreise, die heute im Nachfolgestaat das Sagen haben, leisten würde. Aber das ist fast eine andere Geschichte.
Der Legende nach soll es Figl ob seiner Trinkfestigkeit zu einer Maßeinheit für Wein gebracht haben, angeblich für die von zwei Litern.
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Grüner Veltliner Supperin Federspiel 2018, Weingut Schmidl, Dürnstein, Wachau (2,50/4)
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Grüner Veltliner Kellerberg Smaragd 1999, Weingut Schmidl, Dürnstein Wachau (6/9)
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Grüner Veltliner Lössterrassen 2017, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (3/5)
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Grüner Veltliner Lössterrassen 1997, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal (5/8)
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Grüner Veltliner Rochus 2016, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf, Südliches Weinviertel (3/5)
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Grüner Veltiner Rochus 1975, Roland Minkowitsch, Mannersdorf, Südliches Weinviertel (6,50/10)
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Grüner Veltiner Steinleithn 2016, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (4,50/7)
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Grüner Veltiner Steinleithn 2007, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal (6,50/10)
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Grüner Veltliner Hundsberg 2015, Leo Uibel, Ziersdorf, Westliches Weinviertel (5/8)
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Grüner Veltliner Hundsberg 2008, Leo Uibel, Ziersdorf, Westliches Weinviertel (6,50/10)
(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)
… nicht nur diese Weine gibt es glasweise
diese Woche am Dienstag, den 23. April und am Donnerstag, den 25. April
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Nachrichten aus dem Flaschensortiment
Ab sofort ist fast das gesamte Sortiment von Andreas und Elisabeth Tscheppe verfügbar, klimabedingt allerdings nur in äußerst geringen Mengen.
Vertikale im Sortiment
Seit zwei Wochen ist Caviste Rudolf auch stolz, eine kleine, lückenlose Vertikale des Zierfandlers von Friedrich Kuczera anbieten zu können: 2015, 2016, 2017 und 2018 … zusammen um 36 Euro.
Im Übrigen ist Rudolf Polifka wie erwähnt der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklären sollte, hundert Percent boulevardpresse- und antisocialmediafrei!
Kreidefrei grüßt Rudolf le Fils!
Schicken Sie ein entsprechendes E-Mail, wenn Sie keine Nachrichten der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bekommen oder am Donnerstag zwischen 16 und 22 Uhr beim Rudl eine Knackwurst essen möchten.
Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien
Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen
kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57