Weinauktion zugunsten des Integrationshauses
Zum 29. Mal findet sie heuer statt. Der Rudl war bei der ersten im siebenundneunziger Jahr dabei. Das war halt Glück, weil er gerade in diesem Jahr nach Wien übersiedelt war. Er kann sich nicht erinnern, seit 1997 eine versäumt zu haben. Ausgesprochen freuen tut er sich, wenn er jemanden dort trifft. Am kommenden Mittwoch, den 12. November ist es wieder so weit. Altes Rathaus, Wipplinger Straße 8, ab 19 Uhr (Einlass 18 Uhr). „Gemmas wieda an!“ würde der Herr Kurt vielleicht sagen. „Oiso zahts an!“ möchte der Rudl sekundieren.
Lieblingswein?
In nicht ganz regelmäßigen Abständen drängt es Caviste Rudolf Polifka seinen Lieblingswein zum Objekt oenologischer Forschungen zu machen. Meistens sind ein, zwei oder mehr Vergleichsweine dabei. Höchste Zeit, sich einmal ausschließlich dem Lieblingswein zu widmen. Paradoxerweise. Denn der Rudl hält das Wort „Lieblingswein“ für einen Unsinn, genaugenommen sogar für einen Widerspruch in sich. Unterscheidet sich Wein, mit dem der Rudl etwas anfangen kann, doch gerade in seiner Unberechenbarkeit von industriellen Getränken. Über die Jahrgänge hinweg könnte demzufolge nur ein Industriewein ein Lieblingswein sein. Dem Rudl fehlt jedoch die Phantasie, sich einen Industriewein als Lieblingswein vorzustellen. Egal. Seit dem ersten Besuch von Monsieur Rudolf bei der Domaine Arretxea ist Hégoxuri für den Rudl ein ganz besonderer Wein. Das Weingut hat ab 2009 über dem Hégoxuri terroirspezifische Weißweine herausgebracht. Zuerst Grès-Schistes und Pantxuri Ophite, dann Grès, Schistes und Ophite. Ophite ist später wieder weggefallen. Drum sind es momentan zwei. Allerdings ist der Weingarten für einen Return des Weißweins vom Vulkangestein schon gepflanzt. Bekommen tut man diese terroirspezifischen Weine stets ausschließlich mit einem Batzen Beharrlichkeit und in homöopathischen Dosen. Kaum absehbar, dass sich daran viel ändern wird. Hégoxuri kennt Monsieur Rudolf schon länger, nicht viel länger, aber länger. In dem Sommer, in dem der Rudl zum ersten Mal einen Hégoxuri – es war der siebener Jahrgang – getrunken hat, war er auch bei der Domaine Didier Dagueneau, bei Michel Lafarge, Vacheron, Yvonne Hégoburu und Dominique Belluard. Hégoxuri war der Wein, der den Rudl am meisten beeindruckt hat und von dem er nach der Studienreise unverzüglich alle von ihm auf digitalem und analogem Weg aufgefundenen Jahrgänge gekauft hat, respektive das immer noch macht. Unter diesen Voraussetzungen verzeiht sich Caviste Rudolf Polifka das Strapazieren des an sich sinnlosen Begriffs „Lieblingswein“.
Name als oenologisches Programm. Eine Stundenwiederholung
Die Domaine Arretxea heißt auf Deutsch übersetzt „Weingut Steinhaus“. Übersetzt kann man diese drei Wörter als oenologisches Programm des
Weinmeisters Michel Riouspeyrous lesen.
Wein – gut
Dass ein Wein sich nicht zuletzt durch die Eigenschaft gut auszeichnen soll, ist eine Erwartung von eingeschränkt kontroversiellem Gehalt. Dass ein guter Wein keine so relative Angelegenheit ist, wie manch Postmodernistin oder Postmodernist vielleicht meint, wird der Rudl aber auch nie zu betonen müde werden. Er sieht sich da als Religionsschulmeister viel zu sehr in der Tradition der sokratischen Aufklärung, als dass er dem Wer-laut-ist-hat-Recht-Getöse folgen würde. Da mögen die Inszenierung noch so spektakulär, die Follower noch so viele und die Kommunikation noch so kalkuliert sein. Für den Rudl gibt es Kriterien des Wahren, Guten und Schönen, im Leben wie beim Wein. Vielschichtigkeit, Harmonie, Dezenz, Struktur und ein Reifungsverlauf, der den Wein verändert, ohne ihn müde, alt oder fad dastehen zu lassen – das ist am Gaumen vom Rudl ein guter Wein. Diesbezüglich lässt Hégoxuri von der Domaine Arretxea dem Rudl nichts zu wünschen übrig. Und darum ist die Domaine Arretxea für den Rudl auch ein Weingut, dessen letzte drei Buchstaben wörtlich zu nehmen sind.
Stein
Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, vielleicht ist es Ihnen schon aufgefallen: Der Terminus mineralisch gehört nicht zum aktiven oenologischen Wortschatz von Herrn Rudolf. Dass Weine nach aneinander geschlagenen Steinen riechen können, kann der Rudl empirisch nachvollziehen. Gar nicht selten sind das jene Weine, die ihm besonders gut schmecken. Es gibt Weinbauern, die sich ganz besonders intensiv für die geologischen Gegebenheiten in ihren Weingärten interessieren. Josef Mantler ist so einer. Josef Maier ist auch so einer, Josef Lentsch, Josef Umathum, Josef Muster detto … und Michel Riouspeyrous auch. Dabei meint der Rudl wahrzunehmen, dass sich gerade diese Weinbauern äußerst sparsam in der Verwendung des Wortes „mineralisch“ erweisen.
Haus
Zu guter Letzt erscheint dem Rudl dieses Wort nicht unwesentlich. Mit der Vorstellung, dass sich Wein im Weingarten „quasi eh von selber“ mache, kann der Rudl nicht viel anfangen. Sein Faible für biologischen Wein hat er im Jahr 1992 vor einer Weinflasche von Franz Steindl aus Purbach entdeckt. Seither hat der eine oder andere Tropfen biologischen Weins den Gaumen von Rudolf Polifka passiert. Anfangs konnte man sich als Freund von solchen Weinen noch als missverstandener Idealist fühlen und stolz sein. Irgendwann nach der Jahrtausendwende hat der Wind dann gedreht. Und mit Änderung der Windrichtung scheint auch eine andere Vorstellung von Biowein aufgekommen zu sein. So vernimmt man gelegentlich, dass mehr oder weniger jeder irgendwie Biowein machen könne. Entsprechend unüberschaubar ist die Menge an Quereinsteigern in den Weinbaugebieten und an Farben auf den Etiketten geworden. Dass biologischer Wein vor allem einen ganzen Batzen zusätzlicher anstrengender Arbeit und diese wiederum sehr viel physikalisches und chemisches Wissen voraussetzt, das spielen manche Ayatollahs der Naturweinbewegung gerne herunter. Der Rudl tendiert zur Einschätzung, dass man einen guten Wein im Weingarten zwar verhindern, aber nur im Haus, respektive Keller erzeugen kann. Und mit „erzeugen“ meint der Rudl nicht den Einsatz des Chemiekastens, sondern Akribie, Erfahrung, naturwissenschaftliches Wissen um physikalische und chemische Prozesse, die sich von der Lese bis zum Verkauf abspielen, und vor allem einen ganzen Haufen zusätzlicher Arbeit und Aufmerksamkeit. Davor hat der Rudl ganz großen Respekt. Wein ist ein Kulturprodukt. Das dürfte bereits der alte Noah gewusst haben.
- Hégoxuri 2022, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)
- Hégoxuri 2021, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)
- Hégoxuri 2019, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)
- Hégoxuri 2012, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (8/12)
- Hégoxuri 2009, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (8,50/13)
- Hégoxuri 2008, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (8,50/13)
Donnerstag, den 13. November von 17 bis 21 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils,
Reindorfgasse 22
Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.
Goazen! … wie der Hasenleitener sagt … wenn er Baskisch spricht.
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien