Tour de France
In den letzten Jahren hat der Rudl versucht, die Strecke der jeweiligen Tour de France oenologisch nachzuvollziehen, einmal im Oktober, wenn die Strecke für das folgende Jahr offiziell verlautbart worden ist, und einmal Ende Juni, knapp vor Beginn des Rennens.
Das wird nicht fad, weil die Radläufer jedes Jahr auf anderen Straße durch Frankreich fahren und weil dieses Land sowieso von einem Abwechslungsreichtum an geologischen Formationen, klimatischen Verhältnissen, Weinbautraditionen, Reglementierungen, Freigeistern, die auf Reglementierungen pfeifen, genauso wie Virtuosen, die unter akkurater Einhaltung sämtlicher Reglementierungen extraordinaire Weine keltern oder ihren Wein zur Norm für eine Appellation machen, geprägt ist.
Anders
Trotzdem radelt Caviste Rudolf dieses Mal nicht einzelflascherlweise durch den Hexagone, sondern arbeitet sich wochenthemenmäßig vom Jura beginnend, via Burgund, den Muscadet und die Pyrenäen nach Savoyen sowie Hoch-Savoyen durch. Das hat auch den Vorteil, dass man sich am Exempel von mehreren Weinen ein seriöseres Bild von der entsprechenden Gegend machen kann. Dafür ertrinkt man sich Frankreich halt nicht in einer Stunde. Ob Zeit wirklich Geld ist, das kann der Rudl nicht sagen. Ziemlich gesichert erscheint ihm, dass Wein Zeit ist, zumindest guter Wein.
Diese Woche Pyrenäen, von West nach Ost. Irouléguy
Monsieur Rudolf fängt in seiner Lieblingsappellation Irouléguy an. Ein geologischer Fleckerlteppich, wie das Yves Hérody einmal festgestellt und der Rudl nicht erst einmal zitiert hat. Tendenziell Kalk bei Ilarria, Eisen, Sandstein, Schiefer und Ophite bei Arretxea, Sandstein und Kalk bei Ameztia und eh fast alles bei der Genossenschaft.
Domaine Ameztia
Die Costeras sind Schäfer gewesen, seit Jahr und Tag. Im siebzehnten Jahrhundert ist ihr Bauernhof errichtet worden, eh immer schon Schafe und Wein, nur dass in den letzten Jahren der Wein wichtiger geworden ist. 2001 hat Jean Louis Costera seinen ersten Jahrgang vinifiziert, 2013 an seinen Neffen übergeben. Heute haben sie acht Hektar, drei verschiedene Terroirs, die reinste Handarbeit. Im Herbst übernehmen dann nach der Lese wieder die Schafe, sogar auf den Terrassen. Roter, eisenhältiger Sandstein für Frische und Frucht, Ton und Kalk für die Struktur der Weißen.
Nach händischer Ernte im Oktober spielen zwei Charaktere die Hauptrollen im Ausbau: Geduld und Sanftheit. Wenn die vom Rudl geschätzten Weine einen gemeinsamen Nenner haben, dann den, dass sie das Gegenteil von „Zack-Zack-Zack“ sind. Rudolf Polifka erlaubt sich in diesem Zusammenhang wieder einmal einen Hinweis auf seine Haupt- und Lebensarbeitshypothese, derzufolge es einen eher schwer ergründbaren, aber umso sichereren Zusammenhang zwischen dem, was jemand isst und trinkt, wie er isst und trinkt und dem, was er spricht, denkt und fühlt, gibt.
Ausbau zu achtzig Percent im großen Holz aus französischer Eiche, zu zwanzig in Inoxtanks.
Jurançon
Fährt man von Irouléguy nach Ostnordosten, kommt man bald nach Pau und in die Appellation Jurançon. An sich war das immer eine Süßweinappellation und es gibt dort Menschen, die halten trockenen Jurançon heute noch für ein Sakrileg.
Und dann geht es weiter über Gaillac an das östliche Ende der Pyrenäen bei Banyuls-sur-Mer.
- Mignaberry 2013, Cave d’Irouléguy, AOC Irouléguy, Sud Ouest (3/5)
Exotik, Zirtrusfrüchte, Blumen. 70 Percent Gros, 30 Petit Manseng
- Ameztia Blanc 2013, Domaine Ameztia, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4,50/7)
- Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest, (5/8)
- Irouléguy Blanc 2012, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest, (5/8)
- Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6/9)
- Irouléguy Rosé 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy (3/5)
- Haitza 2012, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy (6/9)
- Jurançon 2010, Domaine Uroulat, AOC Jurançon, Sud Ouest (5/8)
- Loin de l’Oeil 2010, Domaine Plageoles, AOC Gaillac, Sud Ouest (5/-)
Ton und Kalk, fünftausend Stöcke am Hektar und fünfzehn Hektoliter am Hektar, händisch gelesen, nachdem die Trauben vom Föhn aus den Pyrenäen am Stock eingetrocknet worden sind, spontanvergoren und im demi-muit ausgebaut. Süß.
- Argile 2010, Domaine de la Rectorie, AOC Collioure Blanc, Banyuls-sur-Mer, Roussillion (6/9)
- Banyuls Rimage 2004, Domaine du Traginier, AOC Banyuls, Roussillion (6/-) Grenache Noir, Grenache Gris und Carignan auf dem eher schon recht besonderen Schieferhügeln hinter Banyuls, frühzeitig abgestoppte Gärung mit einem geistlichen Getränk, wie der Herr Kurt sagt. Accompagniert Ziegenkäse, frische Feigen, Dessert aus roten Früchten.
Jean-François Deu hat sehr früh im Weinbau begonnen, mit einem der letzten Maultiere von Banyuls. Darum hat er seine Domaine gleich nach diesem benannt: Traginier.
(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)
… nicht nur, aber fast nur diese Weine gibt es glasweise
diese Woche am Dienstag, den 28. Mai und am MITTWOCH, DEN 29. Mai
von 16 bis 22 Uhr
in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22
Neues aus dem Flaschensortiment
Ab sofort sind Grüner Veltliner Rosenberg 2018, Gemischter Satz 2008, Gemischter Satz 2017, Grüner Sylvaner Reserve 2017 und ein zehn Jahre im Akazienfass ausgebauter Blaufränkisch 2006 von Josef Salomon jeweils in einer kleinen Menge verfügbar.
Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 4. und 6. Juni
Savoyen. Vorletzte Station der diesjährigen Tour
Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!
Herr Rudolf grüßt so etwas von unzackig (mit) Zeit!
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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien
Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen
kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57