Riesling mit dem Fußabdruck der Kalkalpen. Johannisberg-Vertikale vom Geyerhof, Zehetnerin-Vertikalulum vom Mantlerhof, Kollegen, kein Pirat, aber Bärlauchbutterbrot

A guade Reklam

 

Wenn es für den Rudl ein Gegenstück zum Neuburger gibt, dann kann es nur Riesling sein: weltweit verbreitet und vielleicht die Weißweinrebsorte mit der besten Nachrede. Gesagt und geschrieben ist über Riesling ziemlich alles. Ziemlich. Darum erlaubt sich der Rudl einen Ausflug in die Sprache.

Im fünfzehnten Jahrhundert taucht am Mittelrhein ein „Rußling“ auf. Ein in derartiger Tiefe artikulierter Laut wie das u ist nicht die phonifizierte Stabilität. Dass es aber nicht zu einem mit deutlich weniger Aufwand zu artikulierenden sogenannten Schwalaut ə wird, sondern quasi in die Gegenrichtung ausbuhrt, vermag das Lautwandelphänomen der totalen, regressiven Fernassimilation zu erklären. Dabei übt das i in der zweiten Rieslingsilbe eine derartige Faszination auf den Vokal der ersten Silbe aus, dass ersteres von letzterem imitiert wird.

Regressiv ist die Lautangleichung, weil nicht das i zu einem u wird, sondern das i auf das u zurück wirkt. Fern ist die Assimilation, weil zwischen den beiden aufeinader wirkenden Lauten andere Laute stehen und total ist sie, weil das u nicht irgendwo auf halbem Weg zum i, etwa beim erwähnten Schwalaut stehen bleibt, sondern sich zu hundert Percent an das i anpasst.

Zur Bedeutung des Terminus Riesling gibt es etliche Arbeitshypothesen:

Das dunkel gefärbte Rebholz könnte dem Rußling seinen Namen eingetragen haben. Dass die „reißende“ Säure namensgebend aktiv geworden ist, hält Sprachmeister Rudolf Polifka für etwas an den Haaren herbeigezogen. Und dass seine Neigung zum Verrieseln derartig in den Vordergrund tritt, dass eine Rebsorte namentlich damit identifiziert wird, könnte, wenn Sie den Rudl fragen, eher dem Verrieseln den Namen vom Riesling gegeben haben als umgekehrt. Dann bleibt noch die rissige Rebsholzrinde. Gefühlsmäßig erscheint das dem Rudl am plausibelsten. Begründen kann er das freilich nicht.

Dass viele Ortsbezeichnungen zu Synonymen für den Riesling geworden sind, etwa Johannisberger, aber nicht das kremstalerische, deutet darauf hin, dass diese Rebsorte auch schon seinerzeit keinen ganz unguten Ruf gehabt hat. Bouvier, Blauburger oder Portugieser scheinen da vergleichsweise weniger gerne vereinnahmt worden zu sein.

Das Griss um den Riesling dürfte also eher keine ganz kurzfristige Modeerscheinung sein.

 

Johannisberg

 

Die Lage Johannisberg ist eine warme, südlich ausgerichtete Kessellage am rechten Kremstaler Donauufer. Den Untergrund bildet eine fünfzehn Millionen Jahre alte Konglomeratsplatte aus größeren und kleineren Steinderln, die eine Vorgängerin der Traisen aus den Kalkalpen an die Donau gespült hat.

 

Geschmack

 

Grüngelb. Honig, Pfirsich und Säure, aber in allen drei Fällen ohne Megaphon.

 

Höchste Eisenbahn für einen Exkurs: Megaphon

 

Das Megaphon ist, wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenolege, so wollen, das Problem, das der Rudl mit dieser Rebsorte hat. Der Riesling ist einmal dem Rudl seine Lieblingsrebsorte gewesen, etwa zwei Jahrzehnte, bevor bevor Altesse und Petit Manseng das gewesen sind.

Heute schmeckt Caviste Rudolf dreimal hin, bevor er einen Riesling ersteht. Zu ausgeprägt sind ihm in sehr vielen Fällen die für Riesling vermutlich signifikanten Aromen. Und die oft beschworene Mineralität entzieht sich noch öfter dem Rudl seiner Wahrnehmung.

 

  • Riesling Johannisberg 2018, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal, rive droite (4/6)
  • Riesling Johannisberg 2016, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal, rive droite (4/6)

Zu warm und zu trocken im Winter. Früher Austrieb und dann der Spätfrost Ende April. Verhältnismäßig viel Niederschlag bis zur letzten Augustwoche. Erst dann kommt das Wetter zur Raison.

  • Riesling Johannisberg 2007, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal, rive droite (6/9)
  • Riesling Johannisberg 2001, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal, rive droite (6,50/10) (ohne Kosten im Voraus)
  • Riesling Zehetnerin 2017, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal. rive gauche (2,50/4)
  • Riesling Zehetnerin 1997, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal. rive gauche (5/8)
  • Riesling de vite 2016, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Südliches Weinviertel (3/5)

Der Rudl hat vor zwanzig Jahren einmal zur Frau Minkowitsch gesagt, dass ihm der Riesling de vite, der damals noch Jähe Lissen geheißen hat, besser schmeckt als ein berühmter Vertreter derselben Rebsorte von diesem Bergrücken der Singenden. Das hat die Frau Minkowitsch damals nicht ganz ernst genommen. Aber der Rudl hat das seinerzeit ernst gemeint und daran hat sich bis heute nichts geändert.

  • Rheinriesling 2009, Karl Schnabel, Gleinstätten, Sausal, Südsteiermark (6/9)

Letzte Flasche vom ersten Besuch des Rudls beim Herrn Karl.

  • Riesling 2006, Mehofer, Neudegg, Wagram (5/8)

Lange Zeit ist das Weingut Mehofer links von der Donau dem Rudl so etwas wie das Pendant zum Geyerhof rechts von der Donau gewesen. Der Rudl ist auch oft genug in diese Richtung gefahren, um bei beiden Weingütern Wein zu kaufen. Irgendwann hat der Rudl den Zugang zu den Weinen vom Wagram verloren.

  • Riesling 1976, Klinglhuber, Langenlois, Kamptal (3/5)

In den Neunziger Jahren neu verkorkt. Das kann den Wein gerettet haben.

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

 

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

 

diese Woche am Dienstag, den 26. März und am Donnerstag, den 28. März

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Neues

Frisches 1-i-Ei wieder verfügbar

 

Und außerdem

 

hat der Rudl gestern in der südoststeirischen Murau Bärlauch gesammelt. Wenn der bis Dienstag oder gar Donnerstag hält, dann stellt Ihnen der Rudl diese Woche quasi auf Haus eine Butter oder einen Topfen und Brot von der ältesten Bäckerei Salzburgs hin, und eben den Bärlauch. Sie können sich dann ein Bärlauchbrot machen. Wer halt möchte.

 

Vorschau auf 2. und 4. April

Les Vignes de Paradis. Monsieur Chasselas Dominique Lucas

 

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man statt über den Karfreitag lieber über den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz als einen europäischen Feiertag nachdenken sollte!

 

Herr Rudolf grüßt, ohne zu grieseln!

 

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57