Angewandte Oenologie III: Was lässt einen Wein kompetent reifen? Alkohol? Zucker? Säure? Donnerstag, 2. Oktober, 17 bis 21 Uhr

Kriterien für Reifepotential

Seit September 1992 fasziniert Oenologierat Rudolf Polifka das Reifungsverhalten von Wein. Der Rudl ist damals dreiundzwanzig Jahre alte gewesen. Jugendforscher meinen, herausgearbeitet zu haben, dass junge Erwachsene, die sie „Millennials“ nennen, sich tendenziell durch einen reservierten Zugang zu Alkohol auszeichnen. Schulrat Rudolf hält das durchaus für möglich, kennt aber auch die eine oder andere Ausnahme und würde vor allem nicht unterschätzen, dass auch heute nicht immer alle Jugendlichen über einen Kamm zu scheren sind. Die Entwicklungspsychologie nennt das Pubertät, wenn sich der Rudl nicht irrt. So oder so, die ersten halbwegs selektiven oenologischen Beurteilungskriterien für Wein haben sich im Fall vom Rudl auf das Reifungsverhalten bezogen. Mit entsprechenden Fragen hat er die Weinbäuerinnen und Weinbauern seinerzeit konfrontiert. Immer wieder sind dabei die Kategorien Restzucker, Alkohol und Säure genannt worden, gelegentlich durchaus auch ein vernünftiges Verhältnis aller dreier zueinander. Daran zweifelt der Rudl bis heute nicht. Zu viele entsprechende Erfahrungen hat er dazu getrunken, aber durchaus auch die eine oder andere gegensätzliche gemacht. Ob es sich bei Restzucker, Alkoholgrad und Säure um gleichrangige Parameter für die Gewährleistung von Reifepotential handelt, erscheint dem Rudl als zumindest ungeklärt, eher sogar als fraglich. Darum wird er sich erlauben, kommende Woche jeweils zwei Weine zu Säure, Restzucker und Alkohol glasweise zu kredenzen. Diese Weine sollten in ihrem Reifeverhalten von einem der drei Kriterien dominant geprägt sein. Der Auswahl wird man eine gewisse Willkürlichkeit nicht absprechen können. Sie ist naturgemäß vom Sortiment des Cavisten geprägt, kann jedoch im Selbststudium ergänzt und so ein Stück weit der Systematik nähergebracht werden.

Säure

Sehr lange Zeit hat der Rudl diese als ganz besonders relevant für das Reifepotential eines Weines erachtet. Und wenn es darum geht, die für den biologischen Säureabbau zuständigen Bakterien ohne Schwefel daran zu hindern, ein Interesse für Traubenzucker zu entwickeln, bevor die Hefen ihre Mission erfolgreich abgeschlossen haben, dann kommt der Apfelsäure eine ganz wichtige Rolle bei der Verhinderung der Bildung von flüchtiger Säure zu. Aber dann gibt es Weine, deren Apfelsäuregehalt so hoch ist, dass eine Malo gar nicht in Gang kommt. Ob das die allgünstigsten Voraussetzungen für ein Altern in Würde sind, bezweifelt der Rudl immer stärker. Als epochale Erkenntnis wird die Feststellung, dass Säure nicht gleich Säure ist, schwer durchgehen. Aber vielleicht manifestieren sich gerade beim Reifeverhalten die Unterschiede zwischen Apfelsäure, Zitronensäure, Milchsäure und vor allem Weinsäure ganz besonders. Zur Weinsäure aber später mehr.

  • 2014 Sauvignon blanc, Kåarriegel, Sankt Andrä im Sausal, Südsteiermark (4,50/7)

säureintensiver Jahrgang, wenn es in diesem Jahrtausend einen gegeben hat, säureintensive Rebsorte

  • 2021 Mondeuse « Mattäi », Côteaux des Girdonales, Villaz, Haute Savoie, Vin de France (5/8)

Für dunkle Trauben hat Mondeuse eine ziemlich markante Säure. Danach kommt vielleicht nur noch Teran. Der Jahrgang 2021 war in ganz Frankreich und darüber hinaus kühl, deshalb auch der Säure gewogen. Die Lage in Villaz hoch oben über dem Nordufer des Lac d’Annecy kann man als äußerst frisch bezeichnen.

Zucker

Bis Mitte der achtziger Jahre galt in Österreich der Zuckergrad als das Kriterium zur Beurteilung von Weinqualität. Die Folgen sind bekannt und jähren sich gerade zum vierzigsten Mal. Erstaunlich kurze Zeit später hat dann bereits moderates Aufzuckern als Sakrileg gegolten. Der Rudl hätte mir einer Zuckerdosage, die ein halbes Percent Alkohol mit sich bringt, weniger Probleme als mit Gummibeerenhefen oder anderen Segnungen aus der Chemiekasten. Aber das Aufzuckern hat inzwischen sowieso die Erderwärmung erledigt. Resultiert Zucker aus der Photosynthese in den Weinblättern, dürfte er ein kompetenteres Alterungsgeheimnis sein als alles, was tech-faschistische Ka-I-Transhumanisten je zusammenbringen werden.

  • 2015 Prieuré Saint Christophe blanc, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Roussette de Savoie (6,50/10)

Erster Jahrgang der Giachinos aus dem Weingarten von Michel Grisard; Der Zuckerrest war nicht beabsichtigter, aber die Giachinos haben ihn zugelassen. Nach zehn Jahren bedankt sich der Wein jetzt mit Harmonie und Vielschichtigkeit.  

  • 2009 Fleur d’Altesse, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Alkohol (6,50/10)

Sehr oft machen die Dupasquiers diesen Wein nicht. Weine aus der Rebsorte Altesse sollte man, wenn Sie den Rudl fragen, so oder so nicht zu jung trinken. Wenn dann auch noch Traubenzucker dem Sauerstoff das Leben schwer macht, hat der Alterston keinen Auftrag.

Alkohol

Ein besonderer Freund von heißen Jahrgängen ist der Rudl nicht. Allerdings

hat er gelesen, dass so eine Affenhitze lediglich der Apfelsäure in den Beeren zusetzt, wohingegen sie der Weinsäure wenig anhaben kann, sofern die hohen Temperaturen nicht von Regentropfen assistiert werden. Der Rudl tendiert sowieso immer mehr zur Annahme, dass es die Weinsäure ist, der Weine ein allfällig hohes Reifepotential verdanken. Das würde erklären, dass manche Weine, die ihren Alkohol nicht kaschieren, veritable Jahrhundertweine sind – der Jahrgang 1947 war ein extremer Hitzejahrgang -, wohingegen andere bereits nach wenigen Jahren mit ihrem Latein am Ende sind. Wenn der hohe Alkohol mit viel Weinsäure einhergeht, das ist in heißen, trockenen Sommern gar nicht so selten, dann können das grandiose Weine werden.    

  • 2019 Chignin-Bergeron „Les Filles“, Chignin, AOC Vin de Savoie (7/11)
  • 2008 Clos de la Coulée de Serrant, Nicolas Joly, Savennières, AOC Savennières – Coulée de Serrant (16/24)

fünf Lesedurchgänge zur Gewährleistung der für den Weinbauern optimalen Reife mit dem Ziel, Terroir und Boden bestmöglich zum Ausdruck zu bringen und ein ideales Reifungspotential zu gewährleisten, fünfundzwanzig Hectoliter am Hectar, fünfzehn Percent Alkohol

Darüber hinaus gibt es selbstverständlich andere Reifekriterien wie Kohlensäure, Schwefel oder Sauerstoff. Im Anschluss an Vin Jaune gibt es die Theorie, dass Sauerstoffkontakt im Zuge der Vinifizierung gewisse Teilchen im Wein oxydieren lässt, diese dann ausfallen und der Rest des Weines umso resistenter gegen Oxydation ist. Auch die Lagerbedingungen sind nicht zu vergessen, wobei die Bedeutung von Dunkelheit gelegentlich unterschätzt zu werden scheint, weshalb der Rudl auch gar nichts von längerer Lagerung in Weinklimaschränken mit Glastüre hält.

Donnerstag, 2. Oktober von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Jung und frisch grüßt Rudolf Polifka!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Pinot gris zum Auftakt des Bürgerherbstes in der Weinhandlung Rudolf Polifka et fils, Donnerstag, 25. September, 17 bis 21 Uhr

Jahreszeiten

Der Rudl ist ein Freund der Jahreszeiten, aller Jahreszeiten. Das Schlimmste wäre für ihn, wenn es draußen immer gleich wäre, temperaturmäßig, niederschlagsmäßig, vor allem aber vegetationsmäßig. Das hat er sich heuer im Indischen Ozean wieder gedacht. So kurios es ist, wenn man mitten im Winter im Meer baden gehen kann und es um halb sechs schon finster wird, so wenig braucht er das im Alltag.

Herbst

Mit diesem hat der Rudl die längste Zeit recht wenig anzufangen gewusst. Dort wo er aufgewachsen ist, war der Herbst vor allem vom Regen geprägt. Für interessante Früchte ist es dort zu kühl gewesen. Kühe haben den Rudl nicht interessiert und auf den abgemähten Wiesen hat man trotzdem nicht Fußball spielen dürfen. Seit der Rudl in der Bundeshauptstadt wohnt, ist das anders. Dort passen Herbst und Nebeltage für ihn wie kaum etwas anders zur Stadt. Die Weinlese ist erfreulich nahe und der Staubige inspiriert im Unterschied zum Sturm manchmal zu einer Spekulation über die Qualität des zukünftigen Weines. Für den Rudl ist Wien eine Herbststadt, wohingegen Westösterreich aus naheliegenden Gründen eine Winterregion ist.

Bauernherbst

Folkloristisch und betriebswirtschaftlich hat jetzt die Zeit der diversen Bauernherbste und sogenannten „Wiesen“ angehoben. Diesbezüglich müsste der Rudl lügen, wenn er behauptete, dass er das alles charmant fände.

Pinot gris – der Herbst als Rebsorte

Was dem Rudl Sauvignon blanc für den Frühling, das ist ihm der Grauburgunder für den Herbst. Fragen Sie ihn bitte nicht warum. Möglicherweise verdanken beide Rebsorten ihre Beliebtheit Weinstilen, die der Rudl nicht ganz dringend braucht. Beim Sauvignon scheint der Brennesselgummibeerenstil überseeischer Provenienz zu sein, währenddessen viele ganz besonders plumpe Pinot grigios aus Norditalien kommen. Seltsamerweise scheinen derlei Kreszenzen für die Beliebtheit der beiden Rebsorte nicht ganz unverantwortlich zu sein. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl fragen, dann geht nicht viel über die Eleganz der Pinot gris der beiden Josefe Lentsch und Umathum. Es gibt wuchtigere Vertreter dieser Rebsorte. Einige davon sind im Elsass zuhause, zum Beispiel in der superheißen Lage Rangen de Thann oder am Bollenberg. Die mag der Rudl auch, wenn auch nicht in ganz großen Mengen.

Rebsortencharakteristika  

Die besonderen Kennzeichen dieser Rebsorte sind vielen Oenologinnen und Oenologen bekannt, auch ihre Abstammung als Mutation des Pinot noir. Bemerkenswert findet der Rudl, dass kaum eine der Eigenschaften des Pinot gris ihn für den Rudl besonders attraktiv macht: dichtbeerig, dünnschalig, sparsam bei der Säure und großzügig beim Alkohol, anfällig für so ziemlich alles, was eine Rebsorte quälen kann – und trotzdem ist Pinot gris eine der Lieblingsrebsorten vom Rudl. Seltsam.

  • 2023 G’mischter Satz Obere Schos, Peter Uhler, Wien (5/8)

  • 2022 Pinot gris Reserve, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee (5/8)
  • 2017 Pinot gris Reserve, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee (6/9)

Vermutlich die letzten beiden Flaschen, die der Rudl von diesem Wein glasweise kredenzen wird. Wenn es der Rudl richtig versteht, hat der klassische Graue Burgunder vom ersten weißen Lagenwein des Hauses, dem Pinot gris vom grauen Schiefer, Gesellschaft bekommen. Die Reserve findet sich zumindest momentan nicht im Sortiment.   

  • 2017 Pinot gris, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (6,50/10)

Caviste Rudolf Polifka hat die letzten Flaschen von diesem Wein für längst verkauft gehalten. Irgendwann ist ihm dann beim Zusammenräumen ganz unten, ganz kühl und ganz im Dunkeln eine Kiste mit vier Flaschen Pinot gris von Dominique Lucas in die Hände gesprungen. Da hat er sich gefreut.

  • 2023 Schiste, Domaine des Ardoisières, Cevins, IGP Vin des Allobroges (9/14)

Zwanzig Percent Pinot gris komplettieren die vierzig Jacquère, dreißig Roussanne und zehn Mondeuse blanche. Da passt alles zusammen.

Donnerstag, 25. September von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Oid und grau grüßt Rudolf Polifka Mick Jagger und Kurt Ostbahn!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Hirschkäfer 2020, andere Burgunder und Neuburger auf der Balkanroute durch Österreich, Donnerstag, 18. September, 17 bis 21 Uhr

Österreich

Vergangene Woche ist Weinschulmeister Rudolf Polifka den Burgunderrebsorten in seiner Lieblingsweinbauregion Savoyen auf die Spur gegangen. Die Resonanz auf seine Studien war überschaubar. Nichtsdestotrotz hält Oenologierat Polifka an seiner Forschungshypothese fest: Wie realisieren unterschiedliche Regionen, Gebiete und Terroirs internationale Rebsorten? Burgunder und Bordeaux sind halt einmal, vielleicht gemeinsam mit Syrah, eventuell auch Riesling die Cosmopoliten unter jenen Rebsorten, denen das Potential zu außerordentlichen Weinen zugeschrieben wird. Darum ist es auch nicht so verwunderlich, dass sie nicht in Savoyen stehengeblieben sind.

Weiter auf der Balkanroute!

Nachdem Wien anders als das mittelalterliche Jerusalem nicht das Zentrum der Welt ist, kann eine Balkanroute schwer in Wien enden und auch nicht dort beginnen. Aus der Sicht des Chardonnays etwa muss die Balkanroute ja gleich einmal bei der östlichen Ausfahrt des Örtchens Chardonnay in Burgund beginnen. Dort kommt er nämlich her. Warum der Chardonnay im Steirerland Morillaun heißt, weiß der Rudl nicht. Die Ortschaft Morillon liegt im französischen Departement Haute-Savoie. Dort hat der Rudl bis jetzt mit einer Ausnahme keine Chardonnay-Reben wahrgenommen. Der Chardonnay muss auf alle Fälle auf seiner Ausbreitung von Savoyen aus weitergereist sein, auch in Richtung Balkan.

Bordeaux oder Burgund

Österreich dürfte für Burgunder ein signifikant attraktiveres Ziel sein als für Bordeaux. Gamay- und Aligotéreben hat der Rudl in Österreich zwar noch keine bewusst gesehen, was nicht bedeutet, dass es sie hier nicht gibt. Aber die Pinots und vor allem Chardonnay sind aus den österreichischen Weingärten nicht wegzudenken. Darum könnte es sich vielleicht als gar nicht so uninteressant erweisen, was Burgunderrebsorten am westlichen Ende des Alpenbogens zustande bringen, mit den Studienobjekten der vergangenen Woche vom östlichen Ende zu vergleichen.

Neuburger

Der Neuburger ist vor langer Zeit von einem Vorfahren Margid Mantlers in Oberarnsdorf aus der Donau gefischt worden. Von wo er hergekommen ist, entzieht sich der Kenntnis des Rudls. Aus Burgund wird es eher nicht gewesen sein. Das wäre mit den Wasserwegen etwas kompliziert. Neuburger teilt auch genetisch zumindest bis in die Elterngeneration nichts mit Burgunderrebsorten. Und das Wort „Burg“ hat ihm die Ruine Hinterhaus bei Spitz eingebrockt. Die ist heute auch keine Burg mehr. Aber seinerzeit haben vor allem die Weinbauern in Spitz einen Narren am Neuburger gefressen.

  • 2023 Dankbarkeit Weiß, Dankbarkeit, Podersdorf, Neusiedlersee (3/5)

Chardonnay und Weißburgunder, früher war sogar Neuburger im Spiel

  • 2020 Neuburger „Hommage“, Mantlerhof, Brunn im Felde, Kremstal rive gauche (4,50/7)
  • 2020 Pinot blanc „Hofstudien“, Geyerhof, Oberfucha, Kremstal rive droite (5/8)
  • 2020 Hirschkäfer, Elisabeth und Andreas Tscheppe, Glanz an der Weinstraße (10/15)

In diesem Wein treffen nicht nur zwei internationale Rebsorten aufeinander, sondern auch der Morillon aus Burgund auf den Sauvignon, der in Bordeaux keine ganz unwesentliche Rolle spielt. Mit einem Wein aus Burgund wird man den Hirschkäfer trotzdem genauso schwer verwechseln können wie mit einem aus Bordeaux.

  • 2018 Urgestein, Eva und Karl Schnabel, Sausal (4,50/7)

Bei Burgund in Österreich im Allgemeinen und österreichischem Pinot noir im Speziellen denkt der Rudl zuerst einmal an Karl Schnabel. Im Urgestein trifft Pinot noir auf die beiden mehr oder weniger autochthonen Blaufränkisch und Rotburger. 

Donnerstag, 18. September von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Der Rudl grüßt an beide Enden und entlang der Balkanroute!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Burgund am Weg auf den Alpenetappen, Donnerstag, 11. September, 17 bis 21 Uhr

Burgundisch?

Wenn ein Weißwein geadelt werden soll, wird das nicht selten mit einem der missverständlichsten Lokaladjektive der oenologischen Sprache versucht: „burgundisch“. Die ganz sicher seltsamste Kombination zwischen dem Adjektiv „burgundisch“ und einem nicht aus Burgund stammenden Wein ist dem Rudl im Zusammenhang mit einem Welschriesling eines überaus renommierten steirischen Weingutes begegnet. Inwiefern und warum überhaupt soll ein steirischer Welschriesling burgundisch schmecken? Der Rudl weiß es nicht. Nicht so selten stellt sich „burgundisch“ beim Kosten als „holzig“ oder, respektive und „hefig“ heraus. Monsieur Rudolf begeistert sich für Weine, die nach ihrer Herkunft schmecken: ein Irouléguy baskisch, ein steirischer Wein steirisch und ein savoyardischer Wein alpin. So schätzt er einen Wein wie den Pinot gris von der Dankbarkeit überaus, nicht weil er burgundisch, sondern weil er nach Neusiedlersee schmeckt.

Caviste Rudolf erlaubt sich, kommende Woche savoyardische Weine zu kredenzen, bei denen Rebsorten aus Burgund im Spiel sind, die aber alpin schmecken, so wie er sich das vorstellt.  

  • Perles d’Aimavigne, Domaine Dupasquier, AOC Vin de Savoie (4/6)

Crémant hin oder her, die Dupasquiers haben längst vor der Verleihung des entsprechenden Dekrets einen Schaumwein als Referenz kreiert. Chardonnay und Altesse für die Substanz, Jacquère für die Frische und im Verlauf der Weinwerdung ausreichend Zeit für die Entfaltung von Komplexität.

  • 2021 Ceux d’après, Côteaux des Girondales, Villaz, Vin de France (5/8)

jeweils ein Drittel Chardo, Altesse, Jacquère, aber still und vor allem kühl, wobei „kühl“ sich sowohl auf das Jahr als auch auf die Lage bezieht

  • 2019 Chardonnay, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Vin de Savoie (3/5)

Den Chardonnay von den Dupasquiers hat der Rudl immer ein bissl stiefväterlich behandelt, weil er halt Jacquère und Altesse sehr gerne hat. Aber dieser Chardonnay ist in seiner Unverwechselbarkeit ein ampelographischer Hinweis darauf, dass Burgund ganz nahe ist, ein Chardonnay deshalb aber trotzdem äußerst eigenständig schmecken kann und weder mit einem von der Côte d’Or noch mit einem aus dem Jura verwechselbar sein muss. Der Rudl meint eher noch eine Affinität zwischen dem Chardonnay von den Dupasquiers und manchen Chablis zu schmecken, und Chablis ist jetzt geographisch wieder viel weiter weg als Meursault und Arbois:  

  • 2023 Naxide, Domaine les Cortis, Andert et Condon, Vin de France (5/8)

noch näher bei Burgund und noch näher beim Jura. Trotzdem schwer verwechselbar, was freilich auch am Altesse-Anteil liegen wird

  • 2023 Argile Blanc, Domaine des Ardoisières, Fréterive, IGP Vin des Allobroges (6/9)

Vierzig Percent Chardo, vierzig Jacquère, zwanzig Mondeuse blanche; geschieferter Mergel, pickelharter schwarzer Schiefer und Ton; Ausrichtung Westen – abgesehen vom Chardonnayanteil dann schon gar nix mehr mit Burgund gemeinsam

  • 2024 Giac Potes, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie (4,50/7)

Gamay ist in Burgund die zweite der zwei zugelassenen Rebsorten und auf gar keinen Fall mit einem Beaujolais Primeur verwechselbar.  

Donnerstag, 11. September von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Rudolf Polifka grüßt alpin!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

APC – Altesse, Pinot, Cinsault – ein Beitrag zu Bildung, Sprache und Schulanfang, Donnerstag, 4. September, 17 bis 21 Uhr

Sprache und Wirklichkeit

Citoyen Rudolf Polifka kann sich noch gut erinnern. Gar so lange ist es auch noch nicht her, da wurden Politiker (sic!) für sprachliche Unschärfen, von dialektalen Färbungen über Anhäufungen der Verlegenheitsfüllsilbe „äh“ bis hin zu grammatikalischen Vergehen, gescholten. Und das ist noch ein Euphemismus. Daran hat sich zumindest zweierlei geändert: Umschalten auf Dialekt oder etwas Ähnliches gilt heute weniger als Ausdruck sprachlicher Hilflosigkeit bei emotionaler Anspannung, sondern quasi als zertifizierte Bodenständigkeit und Volksnähe. Syntaktische und grammatikalische Regelverstöße sind in der politischen Sprache selten geworden. Der Rudl würde das gerne als Indiz für eine Erhöhung des Niveaus von Politik diagnostizieren. Allerdings sind da ja diese Legionen an politischen Kommunikationsberaterinnen und -beratern. Die haben sich als Gewerbe etabliert und die haben  dafür gesorgt, dass die allermeisten Politikerinnen und Politiker heute kommunikationsstrategisch alle Register ziehen, auch wenn sie nur eine neue Schottergrube in einem Provinzweiler einweihen. Man muss schon ganz genau Obacht geben, wenn man erkennen will, ob das geschliffene kommunikative Auftreten mit einem Mindestmaß an realpolitischer Substanz des Artikulierten korreliert.

a wie Altesse. Am Anfang eine Stundenwiederholung

Möglicherweise ist Altesse mit Furmint verwandt und heißt so, weil Furmint der Wein für den Hof war. „Altesse“ bedeutet nämlich Hoheit. Der Ertrag ist nicht hoch. Die Rebsorte liebt es steinig. Viel steinigere Böden als jene der Dupasquiers hat der Rudl noch nicht gesehen. Oidium ist weniger ein Problem, Peronospora dafür umso mehr. Wenn die Lage nicht wirklich vorteilhaft ausgerichtet ist, dann brennt schnell einmal der Hut. Auch das scheint ein Grund dafür zu sein, dass man den Quartz von der Domaine des Ardoisières nicht mir nix – dir nix aus jedem Jahrgang kaufen kann. Und dass es Jacques Maillet seinerzeit gelungen ist, die Damen und Herren vom Komitee zum Schutz der Appellation AOP Vin de Savoie davon zu überzeugen, dass man Jacquère und Altesse verschneiden darf, ist detto auf die Empfindlichkeit dieser Rebsorte zurückzuführen. 2011 haben die klimatischen Bedingungen seiner Altesse derartig zugesetzt, dass das entsprechende Fassl nicht voll geworden ist. Die Geburtsstunde von Le P‘tit Canon. Seither gibt es eine ganze Menge Weinmeisterinnen und Weinmeister, die Altesse und Jacquère fusionieren.

Die Trauben sind lockerbeerig und werden rötlich bis kupferfarben, wenn sie vollreif sind, daher der Spitzname Roussette. Dass sie für Wespen ganz besonders attraktiv zu sein scheinen kann der Rudl gerade eigenäugig am Balkon beobachten und hängt vielleicht auch mit der auffälligen Farbe zusammen.

Die Weine erinnern an die Aromen von Mandel, Haselnuss, Quitte, Bergamotte und Lindenblüte. Für den Rudl und Brice Omont ist Altesse eine der allergrößten Rebsorten überhaupt. Aber das ist eine andere Geschichte, um die es hier sehr bald gehen wird.

p wie Pinot noir

Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, über Pinot noir wird Ihnen der Rudl jetzt nicht dozieren. Die Rebsorte gewordene Eleganz kennen Sie möglicherweise besser als der Rudl.

c wie Cinsault

Cinsault ist alt und für das Languedoc ist er ungefähr das, was Pinot noir für Burgund ist, mit dem Unterschied, dass Pinot noir in Burgund quasi als Einzelkämpfer auftritt, Cinsault im Languedoc aber sehr oft Geleitschutz von Carignan, Grenache, Mourvèdre, Syrah oder anderen erhält. Auch im Châteauneuf-du-Pape ist Cinsault eine von dreizehn Rebsorten mit Zutrittsgenehmigung.

Cinsault ist großtraubig und dichtbeerig. Dazu sind die Beeren groß – drei Voraussetzungen, die dem Rudl eigentlich ein ausreichendes Motiv zur großräumigen Umfahrung dieser Rebsorte wären. Aber wie bei Sprachen bleibt auch bei den Rebsorten kaum eine Regel ohne Ausnahme. Von den einundzwanzig in Frankreich zugelassenen Klonen sind weniger als eine Hand voll locker- und kleinbeerig. Wenn dann der Rebstock noch gut fünfzig Jahre alt ist, wie das in den Weingärten von Maxime Magnon in den Corbières der Fall ist, dann wird für den Rudl aus einem Motiv zum Ausweichen ein Bedürfnis zum Umweg, hin zu diesen Rebstöcken. Und Ende Juli 2024 ist Caviste Rudolf Polifka diesem Bedürfnis gefolgt. Gut ein Jahr später wäre er zu dieser Zeit in einem Waldbrand gestanden, nicht in den Weingärten von Maxime Magnon, aber etwas weiter nördlich, wo der Rudl auch oenologische Studien durchgeführt hat. Die Cuvée Rose hat nichts mit der Weinfarbe Rosé zu tun, eher im Gegenteil. Denn der Name ist auf die Tochter Maximes zurückzuführen. Der hat Maxime diesen Wein gewidmet, was wiederum nachvollziehen lässt, dass der Wein Zeit braucht, im Kaller vergessen will, bis die nächste Generation mittrinken darf. Ohne Schwefelzusatz vinifiziert, würzig, dicht und delicat. 

  • 2020 Roussette de Savoie, Domaine Dupasquier, Aimavigne, AOC Roussette de Savoie (4/6)
  • 2022 Altesse « Solar », Domaine de l’Aitonnement, Aiton, IGP Vin des Allobroges (10/15)
  • 2020 Les Grandes Jorasses, Dominique Belluard – Domaine du Gringet, Ayse, Vin de France (9/14)
  • 2022 Ceux d’avant, Côteaux des Girondales, Villaz, Haute-Savoie, Vin de France (5/8)

ein Drittel Pinot noir, ein Drittel Mondeuse, ein Drittel Persan von einem rekultivierten Terroir

  • 2023 Pinot noir, Domaine H, Chignin, AOC Vin de Savoie

der erste Rote, den der Rudl von der Domaine H glasweise kredenzt – eine Mondeuse gibt es auch  

  • 2019 Cuvée Rose, Maxime Magnon, Durban-les-Corbières, AOC Corbières, (9/14)

Donnerstag, 4. September von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Sprechskeptisch grüßt Rudolf Polifka!

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Baskenland gereift mit Umwegen über die Flughäfen CDG und Saint Denis (RUN), DONNERSTAG, 28. August, 17 bis 21 Uhr 

1970 ist Irouléguy in den Status einer Appellation erhoben, 1990 die Domaine Arretxea gegründet und jetzt Irouléguy zur spannendsten Appellation der Region Südwestfrankreich erklärt worden. Zweihundertsiebzig Hektar umfasst die Appellation, die von fünfzehn Gemeinden in Niedernavarra in Anspruch genommen werden darf.

Als der Rudl im zweitausendneuner Jahr Irouléguy zum ersten Mal besucht hat, waren dort acht unabhängige Weinbaubetreibe aktiv. Heute sind es achtzehn. Siebzig Percent der nicht gerade exorbitanten Rebfläche wir biologisch oder biodynamisch bewirtschaftet, was ohne die Passion von Peio Espil und vor allem Michel Riouspeyrous schwer zu erklären wäre. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jetzt vermuteten, dass Bioweinbau im Süden Frankreichs begünstigt ist, müsste Ihnen der Rudl glatt erwidern, dass es sich beim Département Pyrénées-Atlantiques um das mit der höchsten Jahresniederschlagsmenge des Landes handelt. Der Rudl zieht den Hut und freut sich.

  • 2019 Irouléguy Rosé, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4/6)
  • 2013 Éztia, Domaine Améztia, Saint Étienne de Baigorry, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)
  • 2021 Irouléguy Rouge Tradition, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4,50/7)
  • 2018 Irouléguy Rouge, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • 2017 Irouléguy sans soufre ajouté, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)
  • 2017 Haitza, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)

Donnerstag, 28. August von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Sonnengereift und begeistert grüßt Rudolf Polifka!

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Domaine H, Mittwoch, 13. August, 17 bis 21 Uhr

Mittwoch und Sommerbeginn

Diese Woche öffnet der Rudl die Sommerschule am MITTWOCH, den 13. August. In der Woche von 17. bis 24. August bleibt sie geschlossen.

Der Sommer hat jetzt nicht nur meteorologisch, sondern auch faktisch begonnen. Das kann man begrüßen oder bedauern, ändern kann man es nicht. Mit adäquaten Weinen begleiten kann man es schon.

Indizien

Es ist ein gutes Jahr her. Da hat der Rudl von einem neuen Weingut in Savoyen Wind bekommen. Jetzt ist es nicht so, dass Caviste Rudolf Polifka jedem Wind von einem neuen biologisch arbeitenden Weingut in Savoyen nachgehen kann, nicht mehr. Auch ist es nicht mehr so, dass der Rudl deren Zunahme noch überblicken könnte. Sehr wohl ist es aber so, dass man darin eine Parallele zum Rudl seiner Lieblingsappellation Irouléguy in den Pyrenäen erkennen kann, dazu bald einmal mehr. Auf alle Fälle hat die von Jacques Maillet mitgegründeten savoyardische Bioweinbauernvereinigung Les Pétavins heute 33 Mitglieder. Als der Rudl zum ersten Mal bei Jacques aufgekreuzt ist, waren es 8. Da gibt es fast zwangsläufig immer wieder Empfehlungen für dieses oder jenes neue Weingut. Diesen Hinweisen systematisch nachzugehen übersteigt die Kapazitäten eines Geschäfts in der Dimension der Weinhandlung Rudolf Polifka et fils, auch wenn der Rudl einen gewissen Tick für Vollständigkeiten weder leugnen kann noch leugnen will. Dem Hinweis auf einen „Coréan“, der als Sommelier in einem étoilierten Lyoner Restaurant gearbeitet, im Jura Weinmachen gelernt und jetzt seine oenologischen Zelte im Combe de Savoie, ganz in der Nähe von Gilles Berlioz aufgeschlagen hat, hat der Rudl aber förmlich nachgehen müssen.Dann ist der Rudl auf den Chignin Bergeron „Échalas“ der Domaine H gestoßen. Wenige Tage später hat sich der Wein dann im Glas von Caviste Rudolf Polifka eingefunden. Da hat Rudl gewusst, dass ihn sein Gespür nicht im Stich gelassen.

  • 2021 Crémant de Savoie « Chant des Flocons », Domaine H, Torméry, AOC Crémant de Savoie (5/8)

Jetzt ist es endlich durch. Nach der Méthode traditionelle hergestellter Schaumwein aus Savoyen darf, wenn er bestimmten Kriterien entspricht, als „Crémant“ bezeichnet werden – der achte Crémant in Frankreich. Das ist eine delikate Sache und hat ziemlich sicher mit der globalen Namensfladerei im Zusammenhang mit der Champagne zu tun. Champagne darf sowieso nur auf dem Etikett stehen, wenn die Trauben in der Champagne gewachsen sind, wobei man der Vollständigkeit halber ergänzen muss, dass die Champagne ihrerseits wächst. Aber das ist eine andere Geschichte. Alsace, Bourgogne, Loire, Jura, Bordeaux, sowie die Städte Limoux und Die dürfen schon länger bestimmte Schaumweine als „Crémant“ bezeichnen, jetzt auch die Weinbauregion Savoyen. Chant de Flocons ist quasi Gesellenstück von Sukhwan. Aus Jacquère und ein bissl Altesse seines Vorgängers hat er vom Jahrgang 2021, der sich dafür ja förmlich aufgedrängt hat, einen Crémant gemacht. „Chant des Flocons“ bedeutet Gesang der Flocken. In seiner Frische erinnert dieser Schaumwein veritabel an Schneeflocken, ist als appetitanregender Aperitif eine richtige Besetzung, aber vielleicht noch mehr als Speisenbegleiter.  

  • 2023 Jacquère Cru Chignin, Domaine H, Torméry, AOC Vin de Savoie (4,50/7)

Es gibt historisch gewachsene Rivalitäten. Ob die von Helmut Qualtingers Travincek genannte zwischen den Fußballvereinen des elften Wiener Gemeindebezirks und der obersteirischen Industriestadt Kapfenberg so eine ist oder war, bezweifelt der Rudl. Jene zwischen dem im Combe de Savoie nordöstlich gelegenen Weinbauort Chignin und dem südwestlich gegenüberliegenden Apremont ist eine urkundlich dokumentierte. Beide Orte besitzen das seltene Privileg, Weine aus der Rebsorte Jacquère als Cru mit Ortsbezeichnung etikettieren zu dürfen. Und zwischen beiden Orten gibt es eine historische Rivalität, die manche für den langen Stillstand in der Entwicklung savoyardischen Weins mitverantwortlich machen. Apremonts hat der Rudl schon etliche im Sortiment gehabt, Chignin ist das jetzt der erste, frisch, aber weder dünn noch sauer, auf kargem Boden gewachsen und beim Rebschnitt quantitativ begrenzt, so dass der Feuerstein in der Nase auch wirklich erkennbar wird.

  • 2023 Jacquère, Cru Apremont, Domaine Giachino, Chapareillan, AOC Vin de Savoie (4,50/7)

quasi der Rivale vom Gegenhang im Combe de Savoie

  • 2023 Silice Blanc, Maison des Ardoisières, Fréterive, Vin de France (4/6)
  • 2021 Mondeuse « mattäi », Côteaux des Girondales, Villaz, Vin de France (5/8)
  • 2023 Welschriesling Klassik, Weingut Jalits, Badersdorf, Eisenberg (3/5)

MITTWOCH, 13. August von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Sommergrüße aus Rudolfsheim schickt Rudolf Polifka!

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Weine von vulkanischen Terroirs aus Frankreich, Ungarn und dem Indischen Ozean, Donnerstag, 7. August, 17 bis 21 Uhr

Wein und Mobilität

Citoyen Rudolf Polifka ist ein beherzter und überzeugter Verfechter von biologischer Landwirtschaft im ursprünglichen Sinn, seit über dreißig Jahren, also seit Beginn seiner Erwerbstätigkeit. Er ist das nicht aus zeitgeistigen und hoffentlich auch nicht aus elitären Motiven, sondern aus ganz bieder ethischen. Darum endet sein Einsatz nicht bei irgendeinem Zertifizierungssiegel oder bei trübem Flascheninhalt, sondern umfasst etwa auch beim An- und Verkauf von Wein verwendete Transport- beziehungsweise Fortbewegungsmittel. Und darum ist dem Rudl auch ein Milligramm Schwefel unter Umständen ein kleinerer Dorn im Auge als die x-te funky Naturweinverkostung, zu der die buntesten Hemden und coolsten Tattoos aus allen Himmelsrichtungen zusammen fliegen. Der Rudl bekommt regelmäßig Einladungen zu solchen Veranstaltungen und kommt diesen ebenso regelmäßig nicht nach. Vielleicht betrachten Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, den Rudl jetzt als Spaßbremse oder sonst etwas, aber so schaut es halt aus. Dass alle in Bequemlichkeit um jeden Preis leben können, geht sich nicht aus. Dafür ist das Erdkugerl zu klein, respektive wir Menschen darauf sind zu viele. Freilich können Sie jetzt einwenden, dass der Rudl seine Weine aus dem fremden Baskenland ja auch nicht mit dem Radl abholt. Diesen Kompromiss ist der Rudl bewusst eingegangen. Aber man kann ihn ganz sicher in Zweifel ziehen.

Île de la Réunion

Umso größer war die Überwindung, als sich Herr Rudolf unlängst in ein Aéroplan für den längsten Inlandsflug innerhalb der Europäischen Union begeben hat, Paris – Saint Denis (Réunion). Eine Reise ohne jegliches oenologischen Motiv, was nicht bedeutet, dass der Rudl dort nicht forscherisch aktiv geworden wäre. Die erste Flasche Wein, die Caviste Rudolf Polifka auf der Insel im Indischen Ozean aufgemacht hat, war von einem Naturweinmeister aus dem réunaisischen Hochtal von Cilaos.

 

Im Hochtal von Cilaos haben Unentwegte Weingärten angelegt, nicht weil sie ganz große Weine machen wollten, sondern weil sie nach der Schufterei in den Plantagen der Großgrundbesitzer auch einmal eine Gaudi haben wollten. Die vulkanische Geologie unterstützt ihr Projekt, das Wetter dort oben ganz sicher nicht. Die Luftfeuchtigkeit ist kolossal. Regnen tut es so gut wie jeden Tag.

Darum gibt es kommende Woche beim Rudl glasweise einen Wein von der Île de la Réunion, als wahrscheinlich größte Rarität in der Geschichte der Weinhandlung Rudolf Polifka et fils, und vier Weine, die in Kontinentaleuropa auf vulkanischen Böden gewachsen sind.

  • 2024 Roussanne de la Madone, Les Vins de la Madone, Champdieu, IGP Urfé, Massif Central (6/9)
  • 2019 Tokaji, Demeter Zoltan, Tokaj, Ungarn (6/9)

Trockene Assemblage aus Furmint und Hárslevelü, biodynamisch

  • 2018 Muscadet, Cru Gorges, Domaine Michel Brégeon, Les Guisseaux, AOC Muscadet, Loire (5/8)
  • 2020 Burdin Harria, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (7/11)
  • Vin blanc de Cilaos, M. Grondin, Cilaos, Île de la Réunion (4/6)

 

DONNERSTAG, 7. August von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

CO2reduziert grüßt Rudolf Polifka!

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Vertikale (lückenlos) Prieuré Saint Christophe Blanc in der Sommerweinschule,  DONNERSTAG, 31. Juli von 17 bis 21 Uhr

Wie angekündigt öffnet Schulmeister Rudolf Polifka heuer etwas früher die Türen seiner Sommerschule. Mehr oder weniger ist das auf Studienreisemodalitäten zurückzuführen. Die sind diesen Sommer etwas von den sonst üblichen abgewichen. Der Rudl ist schon in Frankreich unterwegs gewesen, aber nicht direkt in ausgewiesenen Weinbaugebieten. Darum hat er weniger in Weingärten und Weinkellern als in Weingeschäften und Gasthäusern studiert. Die allerunangenehmste Variante der Forschung ist das auch nicht, aber es ist eine andere. Da wird der Rudl mit Bekanntem, aber mit noch viel mehr ihm Unbekanntem konfrontiert. Am Anfang ist der Wissensdurst groß, dann werden dem Rudl manchmal aber die Etiketten zu bunt und die Getränke zu trüb. Irgendwann übernimmt die Sehnsucht nach Präzision und Erkennbarkeit.

Eine Rebsorte, auf die sich der Rudl dabei ganz besonders gefreut, die er allerdings nirgends gefunden hat, ist Altesse, ein konkreter Wein davon jene der Giachinos aus den Weingärten von Michel Grisard.

Michel Grisard

Der Rudl war nur ein einziges Mal im Keller von Monsieur Grisard. Was dieser seit 1994 biodynamisch arbeitende Weinbauer und Nebenerwerbsrekultivierer des Weinbergs von Cevins, auf dem Schiste und Quartz von der Domaine des Ardoisières wachsen, geleistet hat, ist heute kaum hoch genug zu einzuschätzen. Irgendwann wird der Rudl Weine, die in von Michel Grisard gepflanzten Weingärten gewachsen sind, gegeneinander antreten lassen: Domaine des Ardoisières v Prieuré Saint Christophe quasi. Er hat die Arbeitshypothese ja schon das eine oder andere Mal angedeutet: Das Jura, eine bis vor etwa zwanzig Jahren oenologisch eher unterbelichtete Weinbauregion, gilt heute als Hotspot französischer Weinkultur. Das hat mit einigen wirklich extraordinairen Weinen zu tun. Das hat aber ziemlich sicher auch mit der Nähe zu Burgund zu Burgund. Und in Burgund ist auch etwa vor zwanzig Jahren weinmäßig alles ziemlich unerschwinglich geworden, vom Weinflascherl bis zum Weingarten. Darum haben sich vor allem angehende Weinbäuerinnen und Weinbauern eher in Richtung Jura orientiert. Inzwischen hat sich das geändert. Sich als Neuankömmling im Jura oenologisch niederzulassen ist eine Option für Menschen, die geerbt haben oder ein Vermögen mitbringen. Würde nicht das Jura, sondern Savoyen an Burgund grenzen, sähe die Sache womöglich anders aus. Geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, Sie können jetzt natürlich die Partikularität der oxidativen Weine als Ursache für den Erfolg des Jura ins Treffen führen. Nur sind die oxidativen Weine im Jura gar nicht so der Schlager. Viele der ehemaligen Neueinsteiger im Jura etwa machen gar keinen Vin Jaune. Darum hält der Rudl neben einigen wirklich genialen Weinbauern weniger die oxidativen Weine als die Nähe zu Burgund für die Ursache des Erfolgs der Weinbauregion Jura.

Den Weißen von der Prieuré Saint Christophe hat Caviste Rudolf Polifka schon ein ganzes Zeitl nicht mehr kredenzt. Darum ist es jetzt höchste Zeit für eine Vertikale. Irgendwann auf seiner langen Reise hat sich beim Rudl ein Gusto auf genau diesen Wein eingestellt. Aber keines der zwischen Saint Philippe und Paris aufgesuchten Geschäfte und Restaurants hat ihn anzubieten vermocht. Verdurstet ist der Rudl deswegen aber auch nicht.

Prieuré Saint Christophe blanc

Alte Altessereben auf steilen, kargen Moränengeröllboden mit südlicher Exposition in Fréterive ganz hinten im Combe de Savoie. Danach kommt bald einmal Albertville, von wo die Radlrennfahrer zur neunzehnten Etappe aufgebrochen sind. Zuerst zwölf Monate im Holz, dann sechs im Stahltank – viel haben die Giachinos nicht verändert. Es ist also nicht ganz verwunderlich, dass die Weine geschmacklich an jene von Michel Grisard erinnern. Klares Gold, kandierte Birne, Ananas und weiße Blüten, steinig. Nicht ganz verkehrt zu weißem Fleisch, aber auch zum Dessert.

  • 2019 Prieuré Saint Christophe blanc, Fréterive, Domaine Giachino, AOC Roussette de Savoie (7/11)

meteorologisch gemäßigter Jahrgang mit favorablem Herbst

  • 2018 Prieuré Saint Christophe blanc, Fréterive, Domaine Giachino, AOC Roussette de Savoie (7/11)

warmer Jahrgang

  • 2017 Prieuré Saint Christophe blanc, Fréterive, Domaine Giachino, AOC Roussette de Savoie (8/12)

warmer Jahrgang

  • 2016 Prieuré Saint Christophe blanc, Fréterive, Domaine Giachino, AOC Roussette de Savoie (8/12)

kühler Jahrgang

  • 2015 Prieuré Saint Christophe blanc, Fréterive, Domaine Giachino, AOC Roussette de Savoie (8/12)

erster Jahrgang der Giachinos auf diesem Terroir

 

DONNERSTAG, 31. Juli von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Klassisch grüßt Rudolf Polifka!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien