Karwoche geschlossen

Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils ist in der Karwoche geschlossen.

Nächster Öffnungstag: Donnerstag, der 9. April

Thema dann: De soin drobm bleibm. Das könne wir schon lange.

Einen strapazgeminderten Start in die Sommerzeit und Frohe Ostern!

Rudolf Polifka, Femme et Fils

auch bald 60

Sechzig Jahre Südsteirische Weinstraße

Am 15. Oktober 1955 hat Josef Krainer Vater die erste steirische Weinstraße eröffnet, die südsteirische. Sie verläuft von Spielfeld, beziehungsweise Ehrenhausen über Berghausen, Ratsch und Gamlitz bis Leutschach, streckenweise auf slowenischem Staatsgebiet. Das macht sie mondän und verschafft ihr gelegentlich zusätzliches Medieninteresse.

Der Rudl mag diese Gegend wie eine zweite in Österreich, den Seewinkel. Im Herbst ist es auf der Südsteirischen Weinstraße schön, darum herrscht dort ein Betrieb wie freitagnachmittags am Wiener Gürtel. Ende März mag Herr Rudolf sie am allerliebsten. Da hebt es an zu blühen, nicht zu viel und nicht zu wenig. Ein halbwegs ein Winter, der diesen Namen auch verdient hat, vorausgehend und vorausgesetzt, ist das die reinste Freude. Schlüsselblumen, Ostereier, Sauvignons, Schneeflecken auf Sveti Duh, Schafkäse, jede Menge Kren und eine ziemliche Ruhe. Viel mehr geht eh nicht.

Früchte oder Zuckerl?

Seinerzeit, in den Lernjahren von Rudolf Polifka, waren für ihn trockene steirische Weißweine das High End in Sachen Wein. Irgendwann dann, wann genau kann der Rudl gar nicht mehr sagen, haben zumindest in seiner Wahrnehmung immer mehr von diesen Weinen begonnen, ziemlich rabiat fruchtig zu schmecken. Nichts gegen fruchtig und auch nichts gegen rabiat als solches, aber was zu viel ist, ist zu viel. Vor allem manche Sauvignon Blancs haben geschmeckt, als wären sie von einem unter vielen Schulkindern beliebten gelatinehaltigen Bären befallen. Warum die Fachpresse da mitgespielt hat, weiß der Rudl nicht. Und so wichtig ist es vielleicht auch gar nicht. Das Weinviertel hat sich daraufhin nicht lumpen lassen. Es hat einen DAC kreiert. Einige von seinen Veltlinern waren von den steirischen Zuckerln kaum zu unterscheiden. Gebietsspezifisch war daran ziemlich sicher höchstens die Reinzuchthefe. So oder so ähnlich hat der Rudl diese Weine damals wahrgenommen. Für ihn sind sie ungefähr so notwendig wie Laubbläser. Und ganz ehrlich gesagt, glaubt er, dass sie auch für Zeitgenossen, die einen Laubbläser verwenden, gemacht werden.

Aber unerfreuliche Entwicklungen fördern gar nicht so selten erfreuliche Gegenbewegungen. Wie auch immer, biodynamische Weine aus der Steiermark sind heute weltweit ein Begriff und gefragt.

Von Liefering bis Bad Radkersburg

Das Erste, was Herr Polifka an steirischen Weinen zu sich genommen hat, war ziemlich sicher von der Erzherzog-Johann-Winzergenossenschaft in Ehrenhausen. Von der gab es und gibt es noch immer ein ganz kleines Auslieferungslager in Salzburg-Liefering. Biographisch beginnt die Südsteirische Weinstraße für Rudolf Polifka deshalb Liefering, gleich hinter der Bahnunterführung.

Jetzt ist der Rudl bei Gott nicht einer, für den etwas erst Realität ist, wenn er davor ein Selfie angefertigt hat. Aber wie es vor, nach, links und rechts von der Südsteirischen Weinstraße ausschaut, das hat er dann schon wissen wollen. Und dabei ist er auf sieben andere Weinstraßen in der Steiermark gestoßen.

Da gibt es zum Beispiel ganz in der Nähe die Klapotetz Weinstraße. Sie führt von Arnfels über Eichberg-Trautenburg nach Glanz, wo sie die Südsteirische kreuzt, und dann weiter nach Langegg.

Manche Weingärten an der Sausaler Weinstraße zählen zu den steilsten Europas. Die führt nämlich von Leibnitz durch das Sulmtal bis Fresing und dann hinauf nach Kitzeck, dem Alpe d’Huez unter den österreichischen Weinbauorten, wenn Sie so wollen. Ob es jetzt mehr an der Hangneigung oder mehr an den kargen Schieferböden liegt, vermag der Rudl nicht zu beurteilen. Aber dass sich viele Weine aus dem Sausal durch eine ganz eigenständige Charakteristik auszeichnen, meint er schon immer wieder herauszuschmecken.

Im Uhrzeigersinn kann man dann von Eibiswald bis Ligist über die Schilcher Weinstraße fahren. 1989 hat man mit ihrer Beschilderung begonnen. Wenn man über das Alter der meisten anderen steirischen Weinstraßen etwas in Erfahrung bringen möchte, erfährt man ganz schnell ganz viel über die Römer, aber nichts über die letzten fünfzig Jahre.

Dann kommt einmal Graz mitsamt seinem Becken. Da gibt es keine Weinstraße. Erst drüben in Gleisdorf geht es dann über die Oststeirische Römerweinstraße nach Pischelsdorf, Stubenberg, Hartberg bis Bad Waltersdorf. Diese Weinstraße feiert heuer auch einen runden Geburtstag. Sie ist fünfundzwanzig Jahre alt und mit der südsteirischen sicher noch nicht per Du.

Die Thermenland Weinstraße beginnt in Fehring. Über Unterlamm und Übersbach gelangt man nach Riegersburg und kann sich dort die Weingärten, die bis vor wenigen Jahren von Andreas Tscheppe biologisch bewirtschaftet worden sind, anschauen. Jetzt machen dort andere Wein. Man kann aber auch direkt nach Markt Hartmannsdorf zu Gottfreid Lamprecht fahren. Seine Weingärten werden immer noch biologisch bewirtschaftet. Über den „Saurüssel“ kommt man nach Feldbach. Und mit der Frage, ob es zwischen dem einen oder anderen neuen Poysdorfer Saurüssel und manchen steirischen Sauvignons zu viel aromatische Ähnlichkeit gibt, wird Sie der Herr Rudolf jetzt nicht sekkieren. Obwohl … reizen würde ihn das schon.

Von Fehring nach Süden geht es dann auf die Klöcher Weinstraße. Über Kapfenstein kommt man zur gesamtsteirsichen Vinothek in Sankt Anna. Die hat eine ausgesprochen schöne Terrasse. Dann geht es nach Deutsch Haseldorf, wo man sich entscheiden muss, ob man rechts am Königsberg vorbei nach Pichla oder links vorbei nach Klöch fährt. So oder so kann man nachher in Bad Radkersburg den berühmtesten Lungauer Bach bei der Ausreise aus Österreich zuschauen.

Hat man etwas gegen Buschenschanken, dann ist es vielleicht gscheiter, in Frutten-Gießelsdorf die Klöcher Weinstraße zu verlassen und sich westwärts zu halten. Da beginnt die Südoststeirische Hügellandweinstraße. Sie können da dann über Straden bis Sankt Peter am Ottersbach fahren, sich die Landschaft anschauen, Wein kaufen. Wenn Sie in einer, respektive einem Buschenschank eine Pause machen möchten, rät Ihnen der Rudl sich vor Antritt der Reise kundig zu machen. Denn so wahnsinnig viele Buschenschanken gibt es auf dieser Weinstraße nicht.

Warum Rudolf Polifka sich bemüßigt gefühlt hat, Ihnen diese Ausführungen über die acht steirischen Weinstraßen zukommen zu lassen, weiß er mittlerweile nicht mehr genau. Sie werden als Wochenthema der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ in diesem Jahr ziemlich sicher einmal vorkommen. Gar nicht ausgeschlossen, dass das in der Woche vor dem 15. Oktober sein wird. Diese Woche auf alle Fälle nicht! Denn diese Woche widmet Gratulant Rudolf Polifka jedem einzelnen Jahr der sechzigjährigen Geschichte der Südsteirischen Weinstraße. Darum kredenzt er jetzt, ein paar Monate vor ihrem Geburtstag, wo dort noch nicht der Teufel los ist – wie fast immer nicht ausschließlich – fünf Südsteirer, die es insgesamt auf sechzig Jahre bringen.

Halb so alt wie heute war die Weinstraße, als der Everton FC Europacöpsieger geworden ist und Otto Riegelnegg eine Weißburgunder Spätlese geerntet hat.

1985, Weißburgunder Spätlese, Otto Riegelnegg, Olwitschhof, Sernau

Zwölf Jahre später wird ein Verein österreichischer Fußballmeister, der sich heute nach einem Getränk benennt, das dem Rudl nicht schmeckt und dessen berühmteste Verpackung der Rudl von heute auf morgen mit einem saftigen Pfand belegen, noch lieber aber gleich verbieten würde. Seinerzeit war dieser Verein nach einer Versicherung benannt. Sympathischer war er dem Rudl deshalb auch nicht. Bei Josef Puschnig hat 1997 weder der Morillon noch der Sauvignon ganz durch gegoren. Für manche Winzer und Endverbraucher ist so etwas eine Katastrophe. Für Josef Puschnig war es das nicht. Sein Vater hate schon ab 1948 als Verwalter im Schloss Gamlitz Sauvignon Edelreiser selektioniert. Ab 1959 dann für seinen eigenen Betrieb und für viele Kollegen.

1997, Morillon Spätlese, Josef Puschnig, Glanz an der Weinstraße

Über den Sauvignon Opok von Maria und Sepp Muster hat der Rudl hier etliche Male geschrieben. Der ist vor allem in kühlen Jahren sein Lieblingswein aus diesem Hause und einer seiner Lieblingsweine überhaupt.

2009 Sauvignon vom Opok, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Würde der Polifka-Rudl nicht so salopp mit seiner eigenen Biographie vor der Gründung seiner Weinhandlung umgehen, dann dürfte er möglicherweise nur Weine vom Rebenhof in Ratsch anbieten. Hartmut Aubells Spontanvergorene sind nicht nur ungewöhnliche Verschnitte, sondern nach Klassikern der nicht mehr ganz jungen Filmgeschichte benannt und etikettiert. Lawrence 300/50 besteht aus Sauvignon Blanc, Morillon und Riesling.

2012 Rebenhof Hartmut Aubell, Lawrence 300/50, Ratsch an der Weinstraße

Das ganz große Griss um Orangeweine scheint jetzt auch in Österreich abzuebben. Zeit, sich wieder intensiver den wirklich großen dieses Weinstils zu widmen:

2012 Erde, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Das, aber nicht ausschließlich das

am Donnerstag, den 26. März und am Freitag, den 27. März

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

 

Ad multos annos und weniger Fungizide und Herbizide! Weinstraßenmeister Rudolf Polifka

 

Sollten Sie am letzten Freitag, den 20. März versucht haben, in Weinagenden oder anderen Angelegenheiten mit dem Rudl in Kontakt zu treten, ersuche Sie dieser um einen neuerlichen Versuch. Das mobile Endgerät von Rudolf Polifka wurde Opfer eines sogenannten Softwareschadens. Und so einen Softwaresschaden überleben scheinbar nur die aller sinnlosesten Daten und Funktionen auf so einem Ding.

 

In der Karwoche ist die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ geschlossen.

 

57 + 3 = eh

Am 22. März wird oder würde – wie man das halt sieht – Günter Brödl sechzig.

Ich habe ein ziemliches Zeitl nach einem passenden Weinmotto gesucht. Aber so etwas ist natürlich ein Unsinn. Nicht nur weil der Trainer Bier getrunken hat. Jedes Motto wäre viel zu wenig.

Diese Woche gibt es deshalb drei Franzosen, die man, wenn man will, mit dem, was der Trainer geschrieben hat, in Verbindung bringen kann. Der Rest wird sich ergeben und dem Trainer hoffentlich nicht ganz ungerecht werden. Direkt konstruiert hat der auch nichts, wenn mein Gefühl nicht trügt.

Plume d’Ange, Les Cailloux du Paradis (Etienne Courtois), Lt 2008, Vin de table français

Le Feu, Dominique Belluard, 2012, AOP Savoie

La Petite Robe, Jean-Yves Peron, 2012, Vin de France

Darüber hinaus, aber diese Woche wieder nicht ausschließlich, einen Wien aus dem Lieblingsweingarten vom Wirt und Winzer mit dem weltweit besten Musikgeschmack, einen Sekt aus Rust, mein Lieblingsbier und Milch.

Donnerstag, den 19. März und Freitag, den 20. März
jeweils von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

Danke Trainer!

Urgestein exclusiv! Polifkas Zugeständnis an die „So …-Edelfedern“

Konverse Verben

 

Es gibt Lehrer, die oft und gerne darauf hinweisen, dass sie von ihren Schülern viel lernen. Nicht dass der Rudl derlei nicht für möglich halten würde, aber irgendwie klingt in den Ohren vom Rudl da immer ein bissl etwas Unheimliches mit. Schon allein grammatikalisch ist ihm die Unterscheidung zwischen Aktiv und Passiv wichtig. Die ist auch für die Justiz nicht ganz unwesentlich. Dazu gehören die transitiven und intransitiven Tunwörtern, aber auch die konversen Verben, die ein und dieselbe Tätigkeit aus zwei verschiedenen Perspektiven benennen, „geben“ und „nehmen“ zum Beispiel, aber auch „lehren“ und „lernen“. Und für einen Systematiker wie den Rudl ist eben nicht alles willkürlich, Verhandlungssache oder eine Frage der Präsentationstechniken. Darum hätte das pädagogische Urgestein Rudolf Polifka gerne, dass der Lehrer mehr weiß als der Schüler. Das geht nicht immer, aber es ist ziemlich sicher nicht der allerschlechteste Anspruch.

 

Die „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ ist anders: Urgesteine

 

Sie ist die wahrscheinlich einzige Bildungseinrichtung der Welt, wo der Erklärer wirklich viel von seinen Gästen lernen kann, zumal die eine oder der andere von denen ja auf der Universität für Bodenkultur studiert hat. Trotzdem wäre es dem Rudl peinlich, ein Wochenthema auszugeben und sich dann die Bedeutung desselben von seinen allfälligen Gästen erklären zu lassen. Darum wollte er den Steinderln vorher ein bissl auf den Grund gehen. Und dabei ist er, wie befürchtet, drauf gekommen, dass er keine Ahnung hat, was Urgestein ist. Abgesehen einmal von Urgesteinen wie Heinz Conrads oder Peter Rapp. Aber was „Gneis“, „Granit“, „Schiefer“ oder ähnliche Begriffe genau bedeuten, weiß er nicht. Und er hat sie bis jetzt wie Synonyme verwendet. Die Steine haben das scheinbar verkraftet. Daran, dass das falsch ist, ändert das aber nichts. Eines weiß Caviste Rudolf jetzt auf alle Fälle: Man teilt Gesteine in drei Gruppen ein.

 

Drei Gruppen von Steinen

 

Die magmatischen Gesteine sind aus den nicht besonders gemütlichen Tiefen der Unterwelt nach oben befördert worden. Man unterscheidet die dann noch einmal nach dem Ort ihrer Erstarrung. Was die Belange des Rudl betrifft, sind da vor allem Basalt (Klöcher Traminer), Gabbro (Muscadet Gorgeois) und Ophite (Irlouléguy Pantxuri) wichtig.

 

Die Sedimentgesteine haben, wie man so schon sagt, Ameisen im Hintern. Die sind viel unterwegs. Das kann das verschiedenste Material sein, pur oder verschnitten. Und das können auch sehr verschiedene Verkehrsmittel und Motive sein. Kalk von Meerestieren ist da sehr berühmt. Wenn man in Chavignol bei Sancerre durch die Rebzeilen auf den Mont Damné kraxelt, stolpert man förmlich über versteinerte Muscheln und Schnecken.

 

Heiße Simmeringer Gehsteigkanten und die Unterwelt

 

Beiden, den erstarrten Lavaströmen wie den Ablagerungen, kann es passieren, dass sie durch Verschiebungen an der Erdkruste in die Unterwelt transferiert werden. Dort herrscht naturgemäß ein hoher Druck und dort ist es heiß. Heißer noch als im Sommer an der Gehsteigkante drüben an der Bitterlichstraße, dem östlichen Ende der Alpen. Dort ist es so heiß, dass dort die beste Musik zwischen dem Lungau und Louisiana entsteht. So oder so ähnlich hat das Kurt Ostbahn einmal erklärt. Für eine gute Musik ist es in der Erde drinnen schon zu heiß, aber ein passabler Weingartenboden kann dort schon entstehen. Da wird dann kristallisiert, geschmolzen, gemischt und vor allem gefaltet, dass es eine Freude ist. Und heraus kommt ein metamorphes Gestein: Gneis, Granulite oder eine der diversen Schieferarten, je nachdem was für ein Material vorher von der Tektonik in die Untiefen hinunter gedrückt worden ist. Jetzt wäre es um den ganzen Energieaufwand natürlich jammerschade, wenn das alles tief unter der Erde bleiben würde. In der Unterwelt gibt es keinen Weinbau. Wobei es ja schon Weine gibt, deren Geschmack selbst an dieser zugegebenermaßen mehr theologischen als geologischen Erkenntnis zweifeln lassen. Allerdings erklärt auch ein Labor als Terroir die eine oder andere Grausligkeit. Zurück zu Pluto. Irgendwann erodieren die darüber liegenden Schichten. Oder die Tektonik wird aktiv und befördert die metamorphierten Gneise, Granulite und Schiefer nach oben.

 

Geduld!

 

Sie sehen schon, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe: Das Urgestein als Weingartenboden ist nichts für ungeduldige Zeitgenossen. Bis so ein Weinbergboden fertiggestellt und der darauf gepflanzte Weingarten im Ertrag ist, braucht das Zeit. Darum sind Urgesteinsböden tendenziell alt, worauf das Präfix Ur- freilich schon ein dezenter Hinweis ist. Der Rudl würde jetzt nichts lieber tun, als Sie von den Geburtsdaten von Muscadet, Conflans, Cevins, Wachau, Kamptal, Weststeiermark, Sausal und Jois in Kenntnis zu setzen. Aber das mit dem Alter von Steinen scheint eine difficilere Sache zu sein. Das zu verstehen braucht Zeit. Vielleicht bietet sich einmal die Gelegenheit, den einen oder anderen Weinberg in seiner Genesis unter die Lupe zu nehmen. Aber davor ist noch das eine oder andere zu lesen. Diese Woche begnügt sich Geotheooenologe h.c. Rudolf Polifka damit, Ihnen aus den oben erwähnten Gegenden glasweise Weine anzubieten, deren metamorphe Weinbergböden Botschafter einer tieferen Welt und einer früheren Zeit sind. Und wer gerade abstinent lebt, kann sich die Steine, auf denen der Wein wächst, auch einfach anschauen.

Diese Woche also Weine von metamorphen Urgesteinsböden und zwar aussschließlich exklusiv und aus vier Jahrzehnten, von 1985 bis 2013

 

von Nordwest nach Südost:

 

  • Muscadet Sèvre-et-Maine, 2010, Michel Brégeon
  • La Grande Journée, 2012, Jean-Yves Peron, Conflans – direkt hinter dem Kirchturm von Saint Sigismond in Albertville. Viel weniger kann sich ein Winzermeister in die Angelegenheiten seines Weines nicht einmischen, Rebsorte Altesse
  • Schiste, 2012, Domaine des Ardoisières – selber Jahrgang wie La Grande Journée, keine zehn Kilometer davon aufgewachsen, auch biodynamisch, aber nicht orange
  • Améthyste, 2011, Domaine des Ardoisières – Rotwein aus den beiden autochthonen savoyardischen Rotweinrebosrten: 60 % Persan, 40 % Mondeuse, wie der Schiste auf äußerst kargen, steilen Schieferterrassen gewachsen
  • Neuburger Auslese Tannen, 2003, Mayer, Spitzer Graben, Wachau – süß
  • Riesling Weißenkirchner Steinriegl Kabinett, 1985, Franz Prager
  • Grüner Veltliner Kellerberg Smaragd, 2013, Schmidl, Dürnstein
  • Riesling Küß den Pfennig Smaragd, 2013, Schmidl, Dürnstein
  • Riesling Senftenberger Piri Privat, 1997, Nigl, Senfentberg, Kremstal
  • Sauvignon Blanc Heiligenstein 2002, Retzl, Zöbing, Kamptal
  • Trauben, Liebe und Zeit N° 6, 2013, Strohmeier, Sankt Stephan ob Stainz, Weststeiermark
  • Cuvée Sausal, 2011, Schnabel, Sausal, Südsteiermark
  • Pinot Noir, 2012, Schnabel, Sausal, Südsteiermark
  • Sauvignon Blanc, Millésime t.b.a., Umathum, Jois, Neusiedlersee Hügelland

 

Vierzehn Weine von metamorphen Urgesteinsböden glasweise und ausschließlich

 

am Donnerstag, den 12. März und am Freitag, den 13. März

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Schiste“, Reindorfgasse 22

 

Eine nicht allzu steinige und auf gar keinen Fall urige Woche!

Caviste Rudolf Polifka

Steine, Wurzeln und ein Bier

Vergangene Woche hat Oenologierat Polifka fünfzehn Weine aus seiner Lieblingsweinregion Savoyen ausgeschenkt. Das war für ihn selber eine große Freude, weil er diese Weine mag. Noch viel mehr aber weil er sich freut, wenn er diese Weine, die ihn so begeistern, anderen Menschen zeigen kann. Und drum weiß er jetzt auch wieder genau, warum er über den Experten-Tipp, den ihm ein von seiner „Interessensvertretung“ zur Seite gestellter „Berater“ gegeben hat, nicht einmal nachgedacht hat. Der hat dem Rudl seinerzeit geraten, „seine“ Geschäftsidee doch im Internet zu „verwirklichen“. So ein Shop sei billiger.

Die allergrößte Freude war, dass bei vierzehn doch zum Teil sehr unterschiedlichen Weinen immer wieder so etwas wie eine Gemeinsamkeit aufgeblitzt ist. Und die wäre dann schon wieder ein Hinweis auf die Steine, in die die Wurzeln von so einem Weinstock hinein wachsen, zumal – abgesehen vom Schiste 2012 der Domaine des Ardoisières – alle savoyardischen Weine vom Kalk geprägt waren. Steinmeister Rudolf ist schon in sehr früher Kindheit mit Hammer und Meißel auf Steinbrüchen und Geröllhalden herum gekugelt. Da gefällt ihm die Vorstellung, dass man von diesen Steinen etwas im Wein schmecken kann, schon ziemlich gut.

Schiefer und Löss

Jetzt will er es jedenfalls genau wissen. Darum kredenzt er diese Woche zwei Weine aus ein und demselben Jahr, von ein und derselben Rebsorte, vergleichbar biologisch gearbeitet und aus ein und demselben Gebiet. Die Böden unterscheiden diese beiden Weine, wie sie sie auf so engem Raum nicht markanter unterscheiden könnten. Der eine Wein auf reinem Löss gewachsen, am linken Donauufer bei Gedersdorf, gewissermaßen Rive gauche. Der andere auf kargen Urgesteinsböden am rechten Donauufer in Oberfucha, Rive droite. Man sagt, dass geologische Gegebenheiten bei gereiften Weinen, die nicht mehr so dominant von den Primär- und Sekundäraromen geprägt sind, besser zur Geltung kommen. Darum hat Rudolf Polifka den Jahrgang 2007 gewählt:

Grüner Veltliner Steinleithn, Geyerhof, 2007

Steinleithn ist geprägt von viel Felsen, wenig Humus, kristallinem Granulit. Letzteres besteht aus Feldspat, Quarz und Glimmer, aber auch Granat und Disthen.

Grüner Veltliner Spiegel, Mantlerhof, 2007

Spiegel ist eine Hanglage aus Löss. Der ist während der letzten Eiszeit vor etwa zwölftausend Jahren vom Gletscher abgeschliffen und im Anschluss daran vom Wind verblasen worden. In Gedersdorf haben sich diese Anwehungen auf eine Schicht von mehr als zehn Metern zusammen geläppert. Diese Schichten sind kompakt. Drum muss man die Löss-Terrassen in Gedersdorf, anders als die Urgesteins-Terrassen in der Wachau, nicht durch Mauern stützen. Auch Löss besteht aus Quarz (60 bis 70 %), Feldspat und Glimmer (10 bis 20 %). Kalk ist auch dabei. Der gelbe Farbton ist auf die Eisenoxyde zurückzuführen. Etwas verkürzt könnte man fast sagen: Den Unterschied zwischen diesen beiden Weinen hat der Wind gemacht.

Jahrgang 2007

Der Jahrgang 2007 wurde meteorologisch von einem schneearmen Winter eröffnet, ungewöhnlich frühe Rebblüte, Hagelunwetter kurz nach der Blüte, trockener Sommer und Regen wie aus Kesseln Anfang September, frühe Lese – alles gültig für beide Donauufer.

Steine und Wurzeln

Das Terroir, das die Wurzeln von Caviste Rudolf Polifka genährt hat, liegt im Salzburger Alpenvorland. Der Rudl ist da nicht „stolzdrauf“, darum sind das gewissermaßen hashtaguntaugliche Wurzeln. Der Rudl geniert sich auch nicht für diese Wurzeln. Und er würde nie versuchen, diese Wurzeln zu kaschieren. Wurzeln brauchen Mineralstoffe und Spurenelemente. Und ein paar Wurzeln vom Rudl sind schon auch genährt und gestärkt vom Bier aus dem Bräustübl in Salzburg-Mülln.

Ab sofort kann man Mineralstoffe und Spurenelemente in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“ nicht nur in und mit der Trägersubstanz Wein, sondern auch in Gestalt des Fastenbieres aus dem Bräustübl zu sich nehmen, heuer endlich wieder mit dem alten klerikalen Etikett.

Zwei Weine und ein Bier – die zwei Weine nicht ausschließlich, das eine Bier schon ausschließlich

 

diese Woche am Donnerstag, den 5. März und am Freitag, den 6. März

von 16 bis 22 Uhr

in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22

 

Herr Rudolf grüßt Sie über Stock und über Steine, über Bier und über Weine, aber – der Ausgewogenheit verpflichtet – gegebenenfalls auch über Abstinenz!