Über das klassische Teilen, das Teilen 4.0, das Mitteilen, den internationalen Frauentag und keinen Lieblingsschüler von Professor Friedrich Zweigelt

Teilen klassisch

Ist früher etwas geteilt worden, dann haben nach dem Teilen mehrere Individuen als vor dem Teilen etwas vom Geteilten gehabt. Dafür war das, was jede und jeder einzelne gehabt hat, quantitativ weniger als vorher das Ungeteilte. Klassisches Beispiel für dieses Verständnis von Teilen ist die Speisung der Fünftausend (Mk 6,35-42), leider oft irreführend als „wundersame Brotvermehrung“ bezeichnet. Klassisches Beispiel für Widerspenstigkeit in dieser Hinsicht sind die Primzahlen.

Teilen digital

Wenn heute eine nimmersatte Datenbettlerbande oder ein sogenannter Influenza zum Teilen auffordert, dann hat nach dem Teilen die nimmersatte Datenbettlerband oder der sogenannte Influenza alles und der, der geteilt hat, nix. Diese Form der Umverteilung nennt man Digitalisierung. Und die ist ziemlich toll.

Christine und Gilles Berlioz

haben 2016 ihr Weingut wiedergetauft, auf „Domaine Partagé“ (Das geteilte Weingut). Sie meinen damit nicht ein Aufteilen der Rebflächen zugunsten erbberechtiger Kinder und noch viel weniger, dass man sich im Internet durch einen Klick besonders positiv über ihr Weingut äußern soll, sondern betonen mit dem neuen Namen ihre Neugierde auf alle, die irgendwie in Beziehung zu ihrem Wein stehen, sei es als Mitarbeiterin, als Weinbauernkollege oder als Kundin. Dass aus dieser Neugierde mehr wird, kann man kosten, womit der Rudl wieder bei Mk 6,35-42 ist.

Gefragt nach dem Entscheidenden beim Weinmachen nennt Gilles Berlioz, sich immer wieder in Frage zu stellen und sich mit den richtigen Menschen zu umgeben. Mit denen teilt er dann. Der Rudl möchte dringend hinzufügen, dass das auch in anderen Berufen und Lebensbereichen nicht das allerblödeste Rezept ist.

Mitteilen

Gilles Berlioz teilt nicht nur im klassischen Sinn, er teilt auch mit, zum Beispiel auf seinen Weinetiketten. Dort wird natürlich auch sonst heftig mitgeteilt. Nur interessiert das den Rudl in den seltensten Fällen, weil ihn fast chronisch anderes interessiert. Flüchtige Säure und freier Schwefel zum Beispiel. Nur steht das kaum auf einem Etikett. Auf denen der Weine von Gilles Berlioz steht es. Und das erachtet Caviste Rudolf als viel konsumentenfreundlicher als alles, was etwa dem viel gepriesenen österreichischen Weingesetz zum Thema Deklaration am Etikett einfällt.

Roussanne. Eine Wiederholung

Geringe Erträge, relativ späte Reife, kleine, zylindrische Trauben, Beeren mit goldgelbem Taint und rostbraunen Einsprengseln. Haselnuss-, Weißdorn- und Hagebuttenaromen sind nicht ungewöhnlich.

Sofern die Säure passt, und bei Gilles Berlioz tut sie das, kann man Chignin-Bergeron gut aufheben.

Les Filles

Seit dem Jahrgang 2007 widmet Gilles Berlioz den Damen in seinem und um seinen Betrieb den besten Wein des Hauses und nennt ihn „Les Filles“. Das Etikett ziert seither auf jedem Jahrgang eine andere künstlerische Darstellung von Frauen, stets geschmackvoll, niemals plump, das gerade Gegenteil vom vielleicht lautesten und aufdringlichsten Weinetikett, das der Rudl kennt. Caviste Rudolf wiederholt an dieser Stelle, dass es ihm nicht sehr nach Kompliment ausschaut, wenn auf einem Weinetikett ein Hintern abgebildet ist. Für den Wein nicht und für den Betrachter noch viel weniger. Da können Sie Herrn August Starek fragen.

Die Bilder auf den Etiketten von Gilles Berlioz sind jedenfalls frei von Effekthascherei. Trotzdem ist Weinmeister Berlioz immer wieder mit der Frage nach Unausgewogenheit seiner Weinbezeichnung konfrontiert worden. Darum hat er irgendwann einen anderen Chignin-Bergeron „Les Fripons“, auf gut Deutsch „Die Spitzbuben“ genannt.

Ganz egalitär ist das dann aber auch wieder nicht gewesen, weil „Spitzbuben“ in der einen oder anderen Komponente seiner Bedeutung über eine schlichte Geschlechtsbezeichnung hinaus geht. Darum gibt es bei Gilles Berlioz auch noch einen Chignin-Bergeron „Les Friponnes“, die Spitzmadl oder Spitzbübinnen, wenn Sie so wollen.

Les Filles“ sind momentan sowieso ausverkauft, darum streng paritätisch: „Les Friponnes“ und „Les Fripons“, beide aus einem Lieblingsjahrgang vom Rudl: 2016.

Gräfin und Graf

Gilles Berlioz ist nicht der einzige Winzer, der Weinnamen gendert und dabei ohne Verstöße gegen die Groß- und Kleinschreibung auskommt.

Zum ersten Mal aufgefallen ist dem Rudl die explizit weibliche Benennung eines Weins beim Grünen Veltliner Moosburgerin vom Mantlerhof. Die hat Caviste Rudolf nicht in seinem Sortiment, Grafin und Graf von Maria und Sepp Muster aber schon.

Gräfin 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

Graf Sauvignon 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg

2. März 1920

Am 2. März wird Josef Bauer hundert Jahre alt. Er ist in die Weinbauschule Klosterneuburg gegangen.

 

Reserve 2017 (Blaufränkisch und Sankt Laurent), Weingut Rosi Schuster, Sankt Margarethen, Neusiedlersee Hügelland

 

Und dann gibt es diese Woche noch ein paar Weine mit weiblichen Namen, einen sogar mit einem weiblichen und einem männlichen.

  • Rosa 2018, Weingut Umathum, Frauenkirchen, Neusiedler See (3/5)
  • Apremont „Lisa“, Jean-Claude Masson et Fils, Apremont, AOP Vin de Savoie (3/5)
  • Grüner Sylvaner Reserve „Mona Lisa“ 2017, Josef Salomon, Falkenstein, Weinviertel Ost (3/5)
  • Chignin-Bergeron „Les Friponnes“ (Die Spitzbübinnen) 2016, Christine et Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6/9)
  • Chignin-Bergeron „Les Fripons“ (Die Spitzbuben) 2016, Christine et Gilles Berlioz, Chignin, AOP Vin de Savoie (6,50/10)
  • Marius & Simone 2017, Domaine Giachino, Chapareillan, Vin de France (4,50/7)
  • Graf Sauvignon 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6/9)
  • Gräfin 2017, Maria und Sepp Muster, Schlossberg (6/9)
  • Reserve 2017, Weingut Rosi Schuster, Sankt Margarethen, Neusiedlersee Hügelland (4,50/7)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

am Dienstag, den 3. März und am Donnerstag, den 5. März

jeweils von 16 bis 21 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung der kommenden Woche:

möglicherweise jetzt endlich den Vergleich Grüner Veltliner Spiegel vom Mantlerhof und Grüner Veltliner Steinleithn vom Geyerhof 2008, 2016 und 2017

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Herr Rudolf grüßt fragend, interessiert und ungeteilt egalitär!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 21 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57