Wonn z’wenig oder z‘spät wos weidageht. Muscadet

Letzte Woche hat Herr Rudolf an dieser Stelle schriftlich darüber nachgedacht, warum es an manchen Orten so wenige Biowinzer gibt. Seine implizit aufgestellte Arbeitshypothese ist darauf hinaus gelaufen, dass Weinbauern in renommierten Weinbaugebieten möglicherweise weniger und oder oder später Veranlassung verspüren, neue Wege zu gehen, weil sie ihren Wein so oder so verkaufen. Das könnte man einfach zur Kenntnis nehmen. Dem Rudl seine Art ist das Zurkenntnisnehmen noch nie gewesen. Darum möchte er diese Woche einen Schritt weiter gehen. Was passiert mit Appellationen, Weinbauorten, -gebieten oder Crus, wenn anhaltend niemand oder fast niemand schaut, dass etwas weiter geht?

Apremont

Der Cru Apremont in Savoyen ist so ein Beispiel. Die nahen Schigebiete haben mehr oder weniger alles genommen, die Winzer mehr oder weniger alles geerntet. Was überhaupt nicht mehr zu trinken war, ist in den Glühweinhäfen gekommen. Was dafür zu minder war, ins Fondue. Irgendwann war der Ruf dann so desolat, dass Apremont in der Region regelrecht zum Synonym für Ungenießbarkeit wurde. Der Weg zurück ist dann gar nicht so einfach. Monsieur Polifka wird ihm demnächst trotzdem ein Wochenthema widmen.

Muscadet

Ein anderes Beispiel ist der Muscadet. Wo es Austern gibt, es er meistens nicht weit. Genügt das? Ein Wein für Angeber war er vermutlich nie. Aber in einem derartigen Ausmaß den Anschluss an andere Appellationen zu verlieren, wäre vielleicht auch nicht notwendig gewesen.

Für gscheit hält es der Rudl jedenfalls, auf solche Gegenden genauer hinzuschauen. Denn ausgemacht ist es nicht, dass etwa die Champagne oder die Wachau auf immer und ewig einen guten Ruf besitzen. Und „Steirische Klassik“ hat, das kommt zumindest Monsieur Rudolf so vor, auch schon einmal besser geklungen als heute.

Statistische Wahrscheinlichkeiten

Der Vorteil des Muscadet gegenüber dem Apremont ist die Größe der Appellation. Bleibt es dort mehr oder weniger eine Angelegenheit von zwei Winzern, so ist bei einem fast dreizehntausend Hektar umfassenden Weinbaugebiet wie dem Muscadet schon die statistische Wahrscheinlichkeit, dass dort ein paar engagierte Winzer es angehen, den Möglichkeiten des Terroirs auf den Grund zu gehen, eine viel größere. Anfangs konnte man die Pioniere noch an einer abzählen. Jo Landron, die Domaine de l’Ecu,

Aurore & Véronique Günther Chéreau vom Château du Coing und einer, dessen Weingut es dem Rudl ganz besonders angetan hat.

André-Michel Brégeon

Auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen, kommt der Rudl nicht darum herum, die Geschichte wieder einmal zu erzählen. Samstag viertel vor zwölf, nach zwei Wochen Dienstreise durch Frankreich und in einem plattelvollen, längst nicht mehr voll belastbaren Ford Focus: Kein idealer Zeitpunkt für einen Besuch bei einem Weinbauern, kein ideales Transportmittel für Wein und schon gar keine Ausgeglichenheit in der Stimmung der Madame auf dem Beifahrersitz. Trotzdem.

Scheu klopft Herr Rudolf an mehrere holzverschlagartige Türen. Hinter einer ertönt ein „Oui, entrez!“ und sitzt ein sehr gebückter Herr, der händisch und einzeln Etiketten auf seine Schaumweinflaschen klebt. Es folgt die ziemlich sicher kurioseste Verkostung, die der Rudl erlebt hat. Schaumwein, Gros Plant Nantais, Muscadet Sèvre et Maine sur lie, Muscadet Cru Gorges 2004, 64 Monate auf der Feinhefe, Muscadet 2002, 84 Monate sur lie und Cabernet Franc 2005. Erkläungen über die besonderen Beschaffenheiten der Böden, auf denen der Cru Gorges wächst, Küche, Keller und das Leben an sich geben den Weinen einen kongenialen Rahmen. Die hätte sich Monsieur Rudolf in einer derartigen Präzision nach allem, was er bis zu diesem Tag über Muscadet gelesen hat, nicht erwartet. Jean-François Raveneau, Ikone aus Chablis, soll es ähnlich gegangen sein. Am Rande einer Verkostung soll er Brégeon gefragt haben, warum seine Weine zweihundert Euro kosten und dessen Weine zwanzig. „Weil Du in Chablis bist und ich im Muscadet“, war die selbstbewusste Antwort von Brégeon.

Nachfolger

Mit dem Jahrgang 2011 hat Monsieur Michel sein Weingut an den sympathischen Fred Lallier übergeben. Im Keller arbeite er strenger als biologisch, im Weingarten lasse er sich aber von keiner Zertifizierung daran hindern zu intervenieren, wenn er das für notwendig erachte, war die Devise von Michel Brégeon. Der junge Herr Fred geht einen Schritt weiter. Er befindet sich bereits in der Umstellungsphase auf Bioweinbau. Eine dramatische Umstellung wird das nicht, dank Altmeister Michel.

Vertikale und Horizontale von 2004 bis 2010

In Würdigung der Verdienst Michel Brégeons um den Muscadet im Speziellen und den Wein im Allgemeinen kredenzt der Rudl diese Woche bemerkenswerte Muscadets von den angesprochenen vier Betrieben, aus den Jahren 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009 und 2010.

  • Muscadet 2004 (89 Monate auf der Feinhefe), Michel Brégeon, AOC Muscadet, Loire

Frankreichmeister im Sur lie-Ausbau

  • Muscadet 2005 (64 Monate auf der Feinhefe), Michel Brégeon, AOC Muscadet, Loire
  • Château da la Gravelle Gorges 2006, (= Château du Coing), AOC Muscadet, Loire

Einer der Lieblingsweingüternamen vom Rudl, erstens weil er Quitten mag und zweitens weil der Name gar nicht vom französischen Coing für Quitten kommt. Die Weingärten des Chateau du Coing liegen genau an der Mündung von Sèvre und Maine. Das ist naturgemäß ein Eck und hat den Namen Château du Coin (coin ist das französische Wort für „Eck“) nahe gelegt. Blöderweise sagt man jetzt zu dem, was Bruno Kreisky seinerzeit am Opernball als „Häsl“ bezeichnet hat, in Frankreich auch „Coin“. Und weil das irgendwie schlecht zu einem „Château“ passt, hat man ein g dran gehängt. Einen direkten Einfluss auf den Wein hat das nicht gehabt. Das war auch nicht notwendig. Die Weine vom Château du Coing waren immer schon Weine, die bei Blindverkostungen ganz andere Ursprünge vermuten lassen haben.

  • Muscadet Sèvre et Maine sur Lie 2007, Michel Brégeon, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie Loire
  • Muscadet Expression de Granite 2008, Domaine de l’Ecu, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie, Loire
  • Muscadet Sèvre et Maine sur Lie 2009, Michel Brégeon, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie Loire
  • Muscadet Le Fief du Breil 2010, Domaine London, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie 2010, Michel Brégeon, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie Loire
  • Muscadet Sèvre et Maine sur Lie 2010, Michel Brégeon, AOC Muscadet Sèvre et Maine sur Lie Loire

Diese zehn Muscadets, aber nicht ausschließlich diese gibt es glasweise

am Mittwoch, den 16. November und am Freitag, den 18. November

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Auf den guten Ruf der, respektive und die Gutmenschen!

Irouléguy Blanc & Bio & die Weinversteigerung zugunsten des Integrationshauses

Streuungen und Kulturorte

Nach fast einem viertel Jahrhundert des Studiums biologischer Weine ergibt sich dem Rudl, was die Verteilung biologisch arbeitender Weinbaubetriebe betrifft, folgendes Bild: Bioweinbauern scheinen sehr unregelmäßig über die oenologischen Landkarten dieser Welt verteilt zu sein. Und das dürfte gar nicht primär auf klimatische Gegebenheiten, die Bioweinbau dort schwieriger und da einfacher erscheinen lassen, zurückzuführen sein. Vielmehr scheint es Orte zu geben, wo engagierte Biowinzer schon sehr früh ihre Betriebe umgestellt und immer mehr Nachahmer gefunden haben, Pamhagen zum Beispiel, oder Leutschach, Sancerre ist auch einer. Der urbane Mensch mit Transzendenzdifizit nennt solche Ort schnell einmal „Kraftorte“. Dem Rudl sind sie Orte der Courage und der Kultur.

Dann scheint es Flecken auf der Landkarte zu geben, wo diesbezüglich nichts bis gar nix weitergeht. Nicht selten scheint das bei traditionsreichen Weinbauorten der Fall zu sein. Dort muss man sich um den Absatz der Weine schon länger keine Sorgen machen. Caviste Rudolf findet das bedauerlich, interessant und irgendwie auch ausgleichend gerecht. Es erinnert ihn auch an einen wunderbaren Text vom Trainer. Der hat vor über zwanzig Jahren schon darauf hingewiesen, dass die einen bei wichtigen Besprechungen mit „Gold und Silber“ an ihr Ziel zu kommen versuchen und die anderen mit einem „guadn Schmäh“. Letzteres erscheint dem Rudl nicht nur lustiger, sondern auch zielführender, zumal man auf diese Tour ja ziemlich schnell bemerkt, ob das Ziel den Weg wert ist. Damit sind wir bei der Appellation Irouléguy.

Ein Haus hat vier Himmelsrichtungen

Das von Thérèse und Michel Riouspeyrous, dem begnadeten Weinbauernehepaar aus Irouléguy, hat auch in alle vier Himmelsrichtungen zumindest ein Fenster. Und Monsieur Michel hat dem Rudl einmal nicht ohne Stolz erzählt, dass er auf jeder Seite seines Hause aus einem Fenster und dabei auf zumindest einen biologisch bewirtschafteten Weingarten schauen kann. Auf zwei Seiten sieht er seine eigenen Rebstöcke, auf einer die von Nachbarn Peio Espil (Domaine Ilarria) und auf der vierten Seite stehen Reben von einem Kollegen, der seine biologischen Trauben an die Genossenschaft liefert.

Auf den Umstand, dass es sich bei der Appellation Irouléguy nicht gerade um eine megagigateramäßige Angelegenheit handelt, hat der Rudl das eine und andere Mal hingewiesen, darauf dass die geologische Vielfalt der zweihundert Hektar ein veritabler Fleckerlteppich ist, hat wiederum der Geologe Yves Hérody hingewiesen und dass das in ganz besonderem Maß für die anteilsmäßig immer noch spärlichen Weißweingärten zutrifft, darf jetzt wieder der Rudl anmerken.

Tradition

Tradition war dem Rudl die längste Zeit seines Lebens etwas eher Suspektes. Dass sie momentan dermaßen hoch im Kurs zu stehen scheint, ist ihm noch viel suspekter. Und wer sich für Fußball, Religion oder Volksmusik interessiert, der weiß, dass sich gar nicht so selten Folklore, Überheblichkeit und Primitivität hinter Tradition verstecken.

Irouléguy war die längste Zeit eine traditionelle Rotweinappellation. Von seinerzeit neun Winzern hat jeder zumindest einen Rotwein gekeltert, die meisten mehrere, acht darüber hinaus einen Rosé. Fünf Weinbauern und die Genossenschaft schenkten den weißen Rebsorten Gros Manseng, Petit Manseng und Petit Courbu Aufmerksamkeit. Von der Domaine Arretxea hat es beim ersten Besuch vom Rudl in Irouléguy mengenmäßig streng limitiert den Hégoxuri gegeben, immer noch der Lieblingswein vom Rudl. Den weißen Zweitausendsiebener von Ilarria hat ein synthetischer Stoppel vergeblich versucht, am Oxydieren zu hindern. Drum hat der Rudl bei seinem ersten Besuch dort damals auch gar keinen gekauft. Und Weißweinflaschen von der Domaine Ameztia waren selbst für einen hartnäckigen Zeitgenossen wie Monsieur Rudolf bis 2012 nicht in der Mehrzahl zu derglengen.

Heute

gibt es fast jedes Jahr ein neues Weingut in der Appellation. Geologische Cuvées von Michel Riouspeyrous gehören in Frankreich zu den Weißweinen, die man am schwierigsten bekommt. Biologischer Weinbau in einer der niederschlagsreichsten Weinbauregionen des Landes. Wirklich gefragte Weißweine in einer traditionellen Rotweingegend. „Kulturwein at its best“, nennt der Rudl so etwas.

Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Nicht alles, aber schon ziemlich viel hat Monsieur Rudolf darüber geschrieben.

Hégoxuri 2010, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Gleicher Wein, anderer Jahrgang. Ziemlich sicher einer der besten in den letzten Jahren. Beginnt jetzt zu verraten, warum er so besonders ist.

Eisenhaltiger Sandstein, vulkanischer Ophite und Schiefer.

48 % Gros Manseng, 50 % Petit Manseng und 2 % Petit Courbu.

Selektive Handlese, in den steilen, teilweise terrassierten Weingärten gar nicht anders möglich. Knapp zwei Drittel werden direkt gepresst, ein gutes Drittel mazeriert 18 Stunden. 40 % dürfen dann in großem Holz aus Österreich und in Sechshundertliterfässern gären und reposieren, der Rest im Stahltank, zehn Monate lang, mitsamt der Feinhefe. Leichte Filtrierung, keine wie auch immer geartete Behandlung, chemisch nicht und temperaturmäßig auch nicht.

Strohgelbe Farbe; in der Nase Quitten, Akazien, Ananas und Zitrusfrüchte; am Gaumen lang und lebendig.

Man sagt, die Trüffelaromen des Petit Manseng beginnen etwa nach fünf bis sechs Jahren, sich zu entfalten. Das müsste gerade anheben.

Für die empfohlene Speisenbegleitung in Gestalt von Fisch, Meerestieren, weißem Fleisch, Käse oder Foie gras – dem Rudl käme ausschließlich eine solche von nicht-gestopften Gänsen ins Haus – müsste Sie gegebenenfalls selber sorgen. Oder Sie trinken den Hégoxuri halt solitaire.

Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest

Obwohl Nachbarn und obwohl beide bio unterscheiden sich die Weißen von Ilarria und Arretxea in mehrerlei Hinicht:

Der von Ilarria wächst auf Kalk und besteht vor allem aus Petit Manseng und Petit Courbu.

Eztia 2011, Domaine Ameztia, Saint Etienne de Baigorry, Vin de France

Jean-Louis Costera ist 2001 aus der Genossenschaft der Appellation ausgetreten und hat in den folgenden Jahren seine Weingartenfläche von vier auf sieben Hektar ausgeweitet. Trotzdem ist er nach wie vor Schäfer. Sein Ossau-Iraty, der gereifte Schafkäse der Region, allein ist einen Abstecher zur Domaine Ameztia wert. Den kann man dort, anders als den Eztia, sogar käuflich erwerben. Letzterer ist so schnell ausverkauft, beziehungsweise in so geringen Mengen verfügbar, dass man sein Glück im gut sortierten Fachhandel versuchen muss. Auf diesem Weg dankt der Rudl der Frau R und dem Herrn C für Beschaffung und Transport.

Gros und Petit Manseng, biologisch bewirtschaftet und spontan vergoren, aber nicht zertifiziert. Wenn Jahrgang und Hefen es so wünschen, bleibt dem Wein etwas Restzucker. Dann verliert er die Appellation und wird zum Vin de France. Die an gelbe Früchte erinnernden Aromen und eine extraordinaire Lebendigkeit lässt sich der Eztia aber nicht einmal von der französischen Weinadministration nehmen.

Irouléguy Blanc 2014, Maison Bordaxuria, Ispoure, Sud Ouest

Erster Jahrgang eines neuen Weingutes in der Appellation. Fortsetzung des problematischen Witterungsverlaufs von 2013. Kalt und viel Niederschlag, Hangrutsch, wenig Ertrag. Wettermäßig kein Einstand nach Maß für ein neues Weingut. Was an gesunden Trauben übrig ist, wird von einem trockenen und warmen September und Oktober verwöhnt, vor allem aber geföhnt.

60% Gros Manseng, 40% Petit Manseng. Beim Ausbau scheint man sich am Förderer Michel Riouspeyrous zu orientieren, nur kleinere und neuere Fässer verwendet man.

Folgende Bioweißweine aus Irouléguy , nicht jedoch ausschließlich diese

  • Irouléguy Blanc 2014, Maison Bordaxuria, Ispoure, Sud Ouest (4/6)
  • Eztia 2011, Domaine Ameztia, Saint Etienne de Baigorry, Vin de France (5/8)
  • Irouléguy Blanc 2013, Domaine Ilarria, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Hégoxuri 2014, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (5/8)
  • Hégoxuri 2010, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

gibt es diese Woche glasweise

am Mittwoch, den 9. November und am Freitag, den 11. November

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22.

Neuigkeiten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort ist der Grüne Veltliner Vollmondlese 2015 von Leo Uibel aus Ziersdorf wieder verfügbar.

Als Neuzugänge im Sortiment begrüßt Caviste Rudolf

  • Bianco Breg 2008
  • Rosso Breg 2004, sowie
  • Pinot Grigio 2006 von Josko Gravner.

Hinweis in wichtiger Sache

Am Martinitag, den 11. November (Freitag) findet im Schwarzberg am Schwarzenbergplatz 10 die zwanzigste Weinauktion zugunsten des Integrationshauses statt.

http://www.integrationshaus.at/de/veranstaltungen/event.shtml?291

Das ist jedes Jahr eine der Lieblingsweinveranstaltungen vom Rudl. Blöderweise fällt sie dieses Jahr auf einen Geschäftstag. Darum wird der Rudl am Martinitag noch pünktlicher die Sperrstunde einhalten, schon vorher die Marie einkassieren und abrechnen. Um Punkt zehne wird er am Freitag, den 11. November den Schlüssel im Schloss von seinem Weinkaufgeschäft umdrehen und ein davor bestelltes Taxi wird hoffentlich pünktlich da stehen. Sollten sich knapp vor 22 Uhr noch zwei oder drei Menschen im Geschäft vom Rudl befinden, wird es dem Herrn Rudolf eine Ehre sein, diese auf eine Taxifahrt wie der Pfitschipfeil zum Schwarzberg einzuladen.

Herr Rudolf grüßt Martins und Martinas, sowie alle Teilenden und alles
Teilbare.

31. Oktober bis 8. November geschlossen

Die Schulkinder haben jetzt Herbstferien, die meisten zumindest. Offizielle Ferien sind das nicht. Das hat mit der Schulautonomie zu tun. Schulautonomie ist so etwas wie der Süßstoff im Kinderhustensaft. Damit die Lehrerinnen und Lehrer es leichter schlucken, dass jedes Jahr noch ein bissl mehr Unterrichtstätigkeit durch bürokratistische Dokumentations- und Besprechungsaktivitäten ersetzt wird, hat man die Schulautonomie verordnet.

Herr Rudolf ist nicht autonom. Darum sind die Herbstferien in seiner Weinhandlung offizielle. Sie dauern bis 8. November. Am 9. November um 16 Uhr sperrt Caviste Rudolf wieder auf. Aller Voraussicht nach wird es dann biologische Weißweine aus Irouléguy offen geben.

 

Herr Rudolf wünscht eine formidable Zeitumstellung!

Grüne Veltliner aus der Südoststeiermark, dem Burgenland und aus Oregon

Nationale Identitäten

Die Frage, worauf sie besonders stolz seien, beantworten viele Österreicherinnen und Österreicher mit der schönen Landschaft. Monsieur Rudl mutmaßt, dass damit meistens irgendein Alpenpanorama gemeint ist. Der Hackelsberg in Jois oder der Rochusberg in Mannersdorf auf alle Fälle nicht. Der Königsberg bei Klöch und der Schlossberg in Leutschach vermutlich auch nicht. Je weiter im Osten, desto stolzer auf die Felsen und Schifahrer im Westen. Ganz verstanden hat der Rudl das nie, scheint doch zumindest vorläufig kaum etwas von den Bewohnern eines Landes weniger leicht beeinflussbar zu sein als das Landschaftsrelief. Hoffentlich bedeutet das nicht auch etwas.

Was es mit den Begriffen „Stolz“ und „Ehre“ auf sich hat, ist seinerzeit schon dem Kind Rudolf ein Rätsel gewesen. Das ist es auch geblieben. In den Ohren vom Rudl klingen beide Begriffe heute noch nach einem Mangel an Selbstironie.

Nationale Identitäten und Rebsorten

Gibt es für die kollektive Identität bedeutsame Landschaftsformen, dann gibt es dafür vielleicht auch Rebsorten, zumal man ja davon ausgehen mag, dass mehr Österreicherinnen und Österreicher Wein trinken als auf Berge gehen. Damit sind wir beim Grünen Veltliner.

Wenn sich die Rotweinlobby noch so auf den Kopf stellt, der Grüne Veltliner ist und bleibt ziemlich sicher auch die verbreitetste Rebsorte in Österreich. Außerhalb der Landesgrenzen gilt er regelrecht als österreichische Nationalrebe. In Anbetracht des unglücklichen Namens seiner Entsprechung unter den Rotweinen sollte das auch so bleiben, findet der Rudl.

Ampelographie

Die Erträge des Grünen Veltliners sind eher hoch. Mag sein, dass dieser Umstand seiner Popularität nicht im Weg gestanden ist. Löss mag der Grüne Veltliner. Zu viel Kalk ist nicht seines.

Weltweit sind gut achtzehntausend Hektar mit Grünem Veltliner bestockt, ein Drittel davon steht im Weinviertel.

Weinstilistisch ist das Bouquet oft intensiv. Tabaknoten im Grünen Veltliner kann der Rudl sehr oft nachvollziehen, das Pfefferl nicht immer, vor allem dann nicht, wenn der Wein mit irgendeiner Aromahefe einen Sauvignon Blanc imitiert. Wirklich gelungene Veltliner sind oft lagerfähiger, als viele glauben. Der erste DAC Österreichs ist ein Grüner Veltliner gewesen. Exportmäßig mag das ein Erfolg gewesen sein. Geschmacklich zählt Monsieur Rudolf die Districtos Austriae Controllatos nicht zu den Sternstunden des österreichischen Weinbaus.

Unter vielen Grünen Veltlinern, die Caviste Rudolf außerordentlich schätzt, ist der Steinleithn vom Geyerhof in Oberfucha seit fast zwanzig Jahren sein deklarierter Favorit, vor allem in gereiftem Zustand.

Identitäten II

Dem ehemaligen Außenminister und späteren Bundeskanzler Leopold Figl, respektive dessen Vorräten an Grünem Veltliner soll der österreichische Staatsvertrag zumindest auch zu verdanken sein. Ursprünglich war ein Kriegsschuldeingeständnis und eine glaubwürdige Absage an Totalitarismus, Populismus und die Nazidumpfpackelei gefordert worden. Dazu war man damals offensichtlich nicht in der Lage. Karrieren wie jene von Friedrich Zweigelt, Heinrich Gross oder Karl Springenschmid bezeugen das traurig und eindrucksvoll.

Herkunft

Man bringt Grünen Veltliner vor allem mit Niederösterreich und Wien in Verbindung bringt. Völlig zurecht. Darum öffnet der Rudl zwei Tage nach dem Nationalfeiertag drei Grüne Veltliner:

Grüner Veltiner Purbach 2014, Uwe Schiefer, Purbach, Burgenland

Blaufränkische von Uwe Schiefer kennen viele. Seine Orangeweine manche. Die Weine von seinen Weingärten in Purbach sind auch ein bissl bekannt.

Grüner Veltliner Linea 2012, Ploder-Rosenberg, Sankt Peter am Ottersbach, Südoststeiermark

Ja, es gibt Grünen Veltliner in der Steiermark. Laut Wikipedia keinen Hektar in der Weststeiermark, einen in der Südsteiermark und zwei im Südosten. Aber außer dem von Ploder-Rosenberg hat der Rudl noch keinen in der Flasche gesehen. Jetzt will der heraus, aus seiner Flasche. Heublumenwiese wird erwartet. Wurzelfleisch mit Krensauce würden den Wein gerne mit ihren ausgebreiteten Armen oder halt Fasern auffangen. Nur müssten Sie sich das mitbringen, weil der Rudl ja im Geschäft nicht kocht.

Grüner Veltliner Revelation & Sorek Bloc 2014, Reustle Prayer Rock Vineyard, Oregon, USA

Weißer Pfeffer, Linsen, Anis, Orangenblüten, Geißblatt, Kamille, grüner Apfel, frische Kräuterwürze und Litschi bringt der Grüne Veltliner mit. Ob er auch Niveau in den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf zu bringen vermag, steht nicht in der Beschreibung. Schaden könnte er dort ziemlich sicher auch keinen anrichten.

So oder so verdankt es der Rudl seinen Schwagern, dass er in der Lage ist, einen aufzumachen. Cheers!

Am Nationalfeiertag bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils geschlossen, gerade so wie in der Woche vom 31. Oktober bis zum 6. November.

Aber am Freitag, den 28. Oktober, gibt es glasweise die folgenden drei Grünen Veltliner, freilich nicht ausschließlich diese drei Weine:

  • Grüner Veltiner Purbach 2014, Uwe Schiefer, Purbach, Burgenland (2,50/4)
  • Grüner Veltliner Linea 2012, Ploder-Rosenberg, Sankt Peter am Ottersbach, Südoststeiermark (4,50/7)
  • Grüner Veltliner Revelation & Sorek Bloc, Reustle Prayer Rock Vineyard (6/9)

Freitag, den 28. Oktober

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf wünscht einen plaisanten Nationalfeiertag und sich den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Menschen im Vernichtungslager Auschwitz, als gesamteuropäischen Feiertag. Das erschiene ihm heute aus Gründen der europäischen Identität wichtiger denn je.

Tour de France 2017. Ein Vorgeschmack von Pommard bis Gaillac

Seit heute Mittag ist der Etappenplan offiziell. Start bei den Hosen, Belgien, Luxemburg, Burgund, Jura, Savoyen, Pyrenäen, Südwestalpen, Marseille, Paris

7. Juli: 7. Etappe Troyes – Nuits-Saint-Georges

  • Héritage de mes Ancêtres Rouge 2015, Les Vignes de Paradis (Dominique Lucas), Pommard, Vin de France

Damit wird auch ein neuer Wein im Sortiment vom Rudl offiziell präsentiert. Dominique Lucas bewirtschaftet sechs Hektar am Genfer See und zwei Hektar mit sehr altem Rebbestand aus Familienbesitz in Pommard. Der Zweitausendfünfzehner wird jetzt für ein Zeitl der letzte verfügbare Jahrgang sein. Heuer hat der Spätfrost im April in Pommard für einen Totalausfall gesorgt.

8. Juli: 8. Etappe Dole – Les Rousses

  • Savagnin Bio 2011, La Cave de la Reine Jeanne, AOC Arbois, Jura

Oxydativer Wein aus einem der Lieblingsweinorte vom Rudl

9. Juli: 9. Etappe Nantua – Chambéry

  • Marestel 2010, Domaine Dupasquier, Jongieux, AOC Roussette des Savoie

Nicht erst einmal hat sich der Rudl beim Hinauffahren zum Dent du Chat, respektive zum Tunnel durch den Dent du Chat gedacht, dass das eine kolossale Straße für die Tour de France sein müsste. Die steilen Weingärten werden die Radlfahrer nicht bewundern können. Vielleicht können sie am Abend in Chambéry wenigstens ein Glasl Marestel, dem vermutlich ersten Wein, der nach einem Oberkellner benannt ist, trinken. Wenn sie an einem passablen Tisch tafeln, vielleicht sogar von einem Jahrgang, bei dem die Trüffelnoten schon zu schmecken sind.

13. Juli: 12. Etappe Pau – Peyragudes

  • Jurançon Marie Kattalin 2010, Domaine de Souch, AOC Jurançon, Sud Ouest

Das menschenfreundliche Gesicht des Föhns. Süßwein mit Frische und Ausblick auf die Pyrenäen

15. Juli: 14. Etappe Blagnac – Rodez

  • Ondenc 2011, Bernard et Robert Plageoles, AOC Gaillac, Sud Ouest

Kräftiger Wein vom Rebsortenbewahrer und Biopionier vor den Toren von Toulouse

Die folgenden fünf Weine …

Ondenc 2011, Bernard et Robert Plageoles, AOC Gaillac, Sud Ouest (4,50/7)

Jurançon Marie Kattalin 2010, Domaine de Souch, AOC Jurançon, Sud Ouest (8,50/-)

Marestel 2010, Domaine Dupasquier, Jongieux, AOC Roussette des Savoie (4/6)

Savagnin Bio 2011, La Cave de la Reine Jeanne, AOC Arbois, Jura (4/6)

Héritage de mes Ancêtres Rouge 2015, Les Vignes de Paradis (Dominique Lucas), Pommard, Vin de France (6/9)

, aber nicht ausschließlich diese gibt es glasweise

am Mittwoch, den 19. und am Freitag, den 21. Oktober

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Allez, les Cyclistes!

Kulturwein & Änderung der Öffnungszeiten. Mittwoch statt Donnerstag

Herr Rudolf freut sich, in Zukunft die Pforten seiner Weinhandlung am Mittwoch und am Freitag öffnen zu dürfen. Das hat viele Gründe.

Ab sofort ist die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils am Mittwoch und am Freitag, jeweils von 16 bis 22 Uhr geöffnet. Am Donnerstag bleibt sie zu. Alle, die an diesem ersten Mittwoch das Türl zum Rudl seinem Kaufgeschäft transzendieren, bekommen das erste Achtel oder Süßweinsechzehntel, ohne etwas dafür brennen zu müssen, kredenzt.

Kulturweine. Eine Begriffseinführung ohne viele (neuerliche) Erklärungen

Die Frage „Naturwein oder Kulturwein?“ ist keine Frage. Den Begriff „Naturwein“ lehnt der Rudl ab, auch in anderen Sprachen. Er mag Weine, die Kultur und Natur sind. Mehr ist im Newsletter der vergangenen Woche mit dem Titel „Naturwein. Versuch, keiner Annäherung an einen Begriff“ abgehandelt. Wenn ein Naturwein auch ein Kulturwein ist, dann ist der Rudl dabei. Naturimitate mögen zwar auch kulturell bedingt sein. Herr Rudolf verzichtet darauf aber genauso wie auf Natur, die sich selbst überlassen geblieben ist. Davon hat ja der alte Noah schon ein Lied gesungen, zuerst in die Natur interveniert, damit nicht alle ersaufen und nach dem Sauwetter ziemlich sicher nicht aus purem Zufall gerade eine Weinrebe gepflanzt. Dass er in weiterer Folge seiner eigenen Kreszenz in einem Ausmaß zugesprochen und sich vor seinen Söhnen zum Affen gemacht hat, war dann wieder mehr Natur und eine überzeugendere Warnung vor hirnlosem Hinunterschütten als jeder diesbezügliche Aufdruck am Rücketikett einer Flasche.

  • Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion

Betritt man den Hof des Weingutes Kuczera, dann ist eh sofort klar, dass Kultur, Kunst und Geist hier nicht Aufputz und Verkaufsförderung, sondern Haltung sind. Und der Zierfandler von Friedrich Kuczera ist dann samt Etikett die Vinifizierung dieses Unterschiedes. Acht Tage im Jahr ist ausg’steckt. Zum Beispiel dieses Wochenende vom 13. bis 16. Oktober. Den nächsten kompetenten Karst-Teller bekommen Sie gut vierhundert Kilometer weiter südlich.

  • Neuburger Hommage 2015, Mantlerhof, Gedersdorf, Kremstal

Ohne hohes Maß an Kultiviertheit rodet man Neuburger-Weingärten wahrscheinlich. Wer Sepp Mantler kennt, für die, respektive den ist auch dieser eine Satz überflüssig.

  • Rosa 2015, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee

Auch „Saignée oder gepresst?“ ist für den Rudl keine Frage. Zumindest keine geschmacklich relevante. Rosa ist auf alle Fälle Saftabzug vom Sankt Laurent vom Stein, vom Kirschgarten und vom Hallebühel. Dass Josef Umathum die Kunst des Weinmachens beherrscht, dürfte sich herumgetrunken haben. Dass Josef Umathum Verantwortung für die Welt jenseits von Keller und Weingarten wahrnimmt, ist auch ein Aspekt von Kultur.

  • Argile Blanc 2015, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges

Brice Omonts Zugeständnis an die Ungeduld. „Au verre-Première“ des 2015ers beim Rudl.

  • Haitza 2012, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest

rotes Gegenstück zum weißen Lieblingswein

  • Pinot Noir 2014, Herrenhof Lamprecht, Oststeiermark

Guten Wein zu machen hält der Rudl sowieso für eine Kunst. Wo nicht so viele guten Weine herkommen, guten Wein zu machen, entsprechend hohe Kunst. Das hat Gottfried Lamprecht mit Leo Uibel gemeinsam. Von Letzterem wird jetzt dann sowieso einmal ausführlicher die Schreibe sein.

  • Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteiermark

Oranger Kulturwein. Der Rudl vertritt ja die Meinung, dass ein gepflegter Orangewein selten und ein Kunstwerk ist. Der zum Beispiel.

  • Blaufränkisch Weinberg 2013, Alfred und Helga Weber, Eisenberg, Südburgenland

Old School Blaufränkisch aus dem großen Holzfass. Wein, der die letzten Schulreformen unbeschadet überstanden hat. Klassisch.

  • Trockenbeerenauslese „Schrammel“ 2012, Josef Lentsch, Dankbarkeit

Ka Idee“, wie man so einen guten Süßwein machen kann. Der „57er Chevy“ unter den Trockenbeerenauslesen. „Wia im Kino“! (alles © Trainer)

Diese Weine, aber nicht ausschließlich diese Weine gibt es diese Woche glasweise:

  • Zierfandler 2015, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Thermenregion (2,50/4)
  • Neuburger Hommage 2015, Mantlerhof, Gedersdorf, Kremstal (2,50/4)
  • Argile Blanc 2015, Domaine des Ardoisières, IGP Vin des Allobroges (4,50/7)
  • Rosa 2015, Josef Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee (2,50/4)
  • Pinot Noir 2014, Herrenhof Lamprecht, Oststeiermark (4/6)
  • Blaufränkisch Weinberg 2013, Alfred und Helga Weber, Eisenberg, Südburgenland (3/5)
  • Gräfin 2012, Maria und Sepp Muster, Schlossberg, Südsteiermark (5/8)
  • Trockenbeerenauslese „Schrammel“ 2012, Josef Lentsch, Dankbarkeit (8/-)

am Mittwoch, den 12. Oktober und am Freitag, den 14. Oktober

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind Pinot Noir 2014, Buchertberg Weiß 2014, Furmint 2015 und Weißburgunder 2015 vom Herrenhof Lamprecht verfügbar.

Herr Rudolf grüßt Kunst, Kultur, Küche und Keller!

Naturwein. Versuch, keiner Annäherung an einen Begriff

Wo?

Bei der diesjährigen VieVinum hat es eine Naturweinbar gegeben. Betrieben wurde diese von einer großen Weinhandelskette. Man wird das als Indiz dafür ansehen können, dass Naturwein im Weinestablishment angekommen ist.

Was?

Wenn man jetzt noch sagen könnte, was das ist, „Naturwein“, … Den Rudl dürfen Sie auf alle Fälle nicht fragen. Das hindert ihn nicht daran, schriftliche Überlegungen über das Wesen von Naturwein anzustellen. Der Rudl will es auf der relativ gut frequentierten Seite www.vinsnaturels.fr genau wissen. Diese Seite ist für Monsieur Rudolf naheliegend. Sein Kaufgeschäft ist dort angeführt, gleich zweimal. Unter den „Cavistes“ und unter „Bar à vin“. Weil er sich in Savoyen besonders gut auszukennen meint, schaut er sich die savoyardischen Winzer genauer an. Jacques Maillet, Giachino, Dominique Belluard, Château de Merande, Dupasquier und Jean-Yves Peron sind dort als Produzenten verzeichnet. Das sind sechs von insgesamt sieben auf www.vinsnaturels.fr verzeichneten savoyardischen Weinbauern. Caviste Rudolf hat sie alle im Sortiment, was für eine Weinhandlung mit Bioweinschwerpunkt aber auch wieder nicht so überrascht. Von den österreichischen Winzern aus dem Sortiment vom Rudl hat es Karl Schnabel auf www.vinsnaturels.fr geschafft. Bemerkenswerter erscheint dem Naturudl das Fehlen mancher Winzer auf dieser Seite. Brice Omonts Domaine des Ardoisières, Sepp Muster, Josef Umathum, die Domaine Arretxea oder Vincent Dauvissat sucht man auf www.vinsnaturels.fr umsonst.

Warum, noch viel mehr jedoch warum nicht?

Eine Auswahl ist sowieso subjektiv. Intersubjektiv mehr oder weniger nachvollziehbare Kriterien vermutet der Rudl aber schon. Allein er findet sie nicht. Ginge es um die Biointensität, dann würde man wohl mehr biodynamisch arbeitende Weinbauern vermuten. Ginge es um den Chronos im Allgemeinen, dann fehlerten zu viele Biopioniere. Ginge es um Zeit auf der Maische, dann hätte zum Beispiel Jacques Maillet dort nichts verloren. Und ginge es um Zertifizierungen, dann dürften Dupasquier und Jean-Yves Peron nicht genannt sein.

Eine Menschheitsfrage: Natur oder Kultur

Ziemlich sicher hat die Sache mit den Naturweinen auch mit der Frage, ob der Mensch jetzt eher ein Kulturwesen ist oder doch mehr zum Naturwesen neigt, zu tun. Eine Kulturpflanze wie die Vitis vinifera liefert schon ein paar Gründe, Ersteres als zumindest teilweise zutreffend anzunehmen, auch wenn es gerade in der Naturweinszene Winzer gibt, die so tun, als mache sich Naturwein quasi von selbst. Der Rudl hält das im besten Fall für charmantes Understatement, im nicht so guten Fall für Blödsinn. Wo es wirklich so praktiziert wird, schmeckt es auch so.

Wurzeln

Herkunftsbedingt hat Herr Rudolf viel Zeit in der Natur verbracht, auch mangels Alternativen. Aber der Rudl hat dort auch schnell bemerkt, dass etliche besonders demonstrative NaturburschInnen zum Beispiel nicht den Schlagrahm von der Milch der eigenen Kühe abschöpfen, sondern die industrielle „Sahne“ in Freilassing kaufen. Beim Bier schaut die Sache nicht viel anders aus. Und was in musikalischer Hinsicht für „hoamatlich“ gegolten hat, das kann man sich heute noch auf Regionalradiosendern oder auf der Wiener Wiesn.

Musik, Wein und ein Politoid. Eine Assoziationskette

Gibt es unter Naturweinen gar so etwas wie ein „Gabalier-Syndrom“. Mit anderen Worten: Rudolf Polifka hat sich schon in den Achtziger Jahren geweigert, einen Goiserer, der im Jägerleinen-Sakko durch Schickimicki-Lokale und Dorfdiscos gezogen ist und Kärntner-Dialekt imitiert hat, für einen Naturburschen zu halten. Wenn heute ein Wiener so einen Kasperl nachäfft, dann ist das in den Augen vom Rudl ein Fall für eine Kleinkunstbühne oder für ein philosophisches Proseminar über das Höhlengleichnis von Platon.

Bei der Musik ist es nicht anders. Wenn sich ein gewiefter Jusstudent wahlweise als „Bergbauernbua“ oder „Rocker“ bezeichnet, ist die Frage nach den Motiven schon zulässig. Und vielleicht ist es auch beim einen oder anderen „Naturwein“ angebracht nachzufragen. Eine Flasche aus überdickem Glas, Siegellack über dem Naturkork und flüchtige Säure machen einen Wein nicht per se natürlich. Oft genug ist Vordergründigkeit in einem Wein auf Reinzuchthefen zurückzuführen. Aber ganz ausschließen möchte es der Rudl nicht, dass Azetonnoten, Oxidation oder Rancio in manchen Weinen Naturtümlichkeit vermitteln sollen. Brauchen tut das der Rudl nicht um jeden Preis.

Andererseits. Eine Antithese

Nur weil es Nachäffer gibt, darf man sich seine Leidenschaften nicht madig machen lassen.

Keine Schlussfolgerung

Eine definitive Bedeutung hat der Terminus „Naturwein“ nicht, an einer Zertifizierung wird angeblich gearbeitete. Viel Spaß. Warum biologischer Wein, biodynamischer Wein oder Wein aus biologisch angebauten Trauben nicht genügt, wissen vielleicht Menschen, die sich über Marketing Gedanken gemacht habe. Als Qualitätsgarantie wird man das Etikett „Naturwein“ auf alle Fälle nicht betrachten können, meint der Rudl. Aus Gesundheitsgarantie auch nicht. Angst braucht man vor Naturweinen aber auch keine zu haben.

Kultur. Doch so etwas wie zumindest eine Synthese

Im Zweifelsfall tendiert Herr Rudolf auf alle Fälle eher zum Bild vom Menschen als Kulturwesen, vor allem wenn man den Begriff als Imperativ versteht. Das umfasst Lernfähigkeit und –willigkeit, Höflichkeit, Herzensbildung, Kunst, absichtslose Zivilcourage, die Bereitschaft zur argumentierenden Auseinandersetzung, zivilisierte Zähmung von Rivalitäten und Begehrlichkeiten, vielleicht sogar Religion. Alles andere riecht ihm zu stark nach biologistischem Menschen- und Gesellschaftsbild, nach Verhaltensforschung, Boulevardmedien, Sozialdarwinismus und NLP-gesteuerte Appelle an Instinke. Aber das ist keine ganz andere Geschichte.

Kulturwein

Der Rudl regt hiermit an, den Begriff „Kulturwein“ in die Weinsprache einzuführen. Meinen tut er damit Weine, die auf höchstes handwerkliches, intellektuelles, soziales und ökologisches Niveau der Winzerin, respektive des Winzers zurückzuführen sind, von Sepp Musters „Erde“, der Trockenbeerenauslese „Schrammel“ von Josef Lentsch über Michel Riouspeyrous „Hégoxuri“ bis Umathums „Lindenblättrigem“. Dazu mehr dann am 13. und 14. Oktober.

Diese Woche aber die folgenden – laut www.vinsnaturels.fr – Naturweine, aber nicht ausschließlich diese glasweise beim Rudl

  • Marestel 2010, Domaine Dupasquier, Aimavigne, Savoie (4/6)
  • Primitif 2011, David et Frédéric Giachino, Chapareillan, Savoie (2/4)
  • Le P’tit Canon 2013, Jacques Maillet (4/6)
  • Le Feu 2012, Dominique Belluard, Ayze, Savoie (6/9)
  • Zweigelt Kreuzegg 2013, Karl Schnabel, Sausal, Südsteiermark (4/6)
  • Mondeuse La Belle Romaine 2015, Château de Merande, Arbin, Savoie (4/6) – Dieser Wein ist hiermit neu im Sortiment der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils. Biodynamische, rebsortencharakteristische Mondeuse, traditionelle Vinifizierung ganzer und halb gerebelter Trauben. Zehn bis zwölf Monate im Fass.

Keiner davon ist übrigens ein Orangewine. Und das Bierexperiment gibt es auch noch einmal

am Donnerstag, den 6. Oktober und am Freitag, den 7. Oktober

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Ab sofort sind Schiste 2014 und Argile blanc 2015 von der Domaine des Ardoisières verfügbar. Und auch die Jiddische Hühnerleberpastete von der Dankbarkeit gibt es wieder.

Der Rudl grüßt vielleicht naturgemäß, kulturgemäß ganz sicher.

 

Weißburgundern und bierexperimentieren

Letzte Woche hat der Rudl sozusagen dem Hipster unter den Rebsorten gehuldigt. Da verpflichtet ihn das Bekenntnis zur Ausgewogenheit geradezu, diese Woche eine graue Rebsortenmaus in den Mittelpunkt zu stellen. Diese graue Maus wird „Weißer Burgunder“ genannt und ist als Traube grün, als Wein grün, gelb oder bernsteinfarben. Die Beeren sind halt heller als die der anderen Burgunder Sorten. Aus Burgund ist der Weißburgunder eher schon, was aber nicht den Schluss zulässt, dass er dort relevant wäre. Das ist er fast nirgends, höchstens in Baden, aber im deutschen Baden. Ein bissl im Elsass. Gantenbein hat auch einen. Im Champagner wäre er zugelassen, aber das ist eher potenziell relevant. Dabei ist er vom ungleich verbreiteteren Chardonnay und dem Auxerrois eh kaum zu unterscheiden, außer man hat zufällig ein ampelographisches Labor dabei. Ludwig Neumayer aus dem Traisental dürfte einer der ganz wenigen Weinbaumeister sein, dessen Paradewein ein Weißburgunder ist, vielleicht noch Josef Zens aus Mailberg. Dass man graue Mäuse trotzdem nicht unterschätzen darf, das hat aber schon der Trainer gewusst. Und Denk haben daraus ein wunderschönes Lied gemacht.

 

Die Rebsorte „als solches“

 

ist schon eine ganze Weile bekannt, mindestens seit sechshundert Jahren. Sie stammt unmittelbar wahrscheinlich vom Pinot Gris, in weiterer Folge vom Pinot Noir ab. Als rebsortegewordene Robustheit kann man Weißburgunder ziemlich sicher nicht bezeichnen. Dafür sind seine Schalen zu dünn. Die Mehltaue, Chlorose und ein paar andere Maladien haben am Weißburgunder nicht nur einen Narren gefressen, vor allem bei feuchter Witterung. Dort, wo es wiederum heiß und trocken ist, geht der Weißburgunder dann schnell einmal seiner Säure verlustig. Ziemlich kapriziert.

 

Boden der ersten Wahl

 

Möglicherweise ist kaum eine Rebsorte so an einen Boden gebunden wie Weißburgunder. Kalk braucht er.

Dem Rudl sein Zugang

 

Als Herr Rudolf die ersten Bücher über Wein gelesen hat, es muss so am Beginn der Neunziger Jahre gewesen sein, dürfte Weißburgunder noch höher im Kurs gestanden sein. Das war noch vor Ausbruch der Chardomania. Weißburgunder hat man damals sehr oft als elegant-nussig und vor allem lagerfähig charakterisiert. Ganz ohne Eindruck auf den Rudl dürfte das seinerzeit nicht geblieben sein. Heute scheint Weißburgunder in vielen Publikationen nicht viel besser als Welschriesling wegzukommen.

 

Weißburgunder. Der Wein vom Stein 2008, Ludwig Neumayer, Inzersdorf ob der Traisen, Traisental

 

Irgendein mehrfach gesternter Kochlöffel aus Frankreich hat diesen Wein auf der Karte. Das steht in einem Zeitungsartikel, der im Verkostungsraum von Ludwig Neumayer aufgehängt ist. Von dort hat der Rudl noch bei jedem Besuch einen Weißburgunder vom Stein mitgenommen.

 

Laissez-Faire 2012, Christian Tschida, Illmitz

Reinsortiger Weißburgunder, unverzichtbar in diesem Zusammenhang. Ein Weinname als Programm.

 

Weißburgunder 2013, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedlersee

Zum Glück füllt der Wirt und Winzer vom Rudl seinem Vertrauen den Weißburgunder auch reinsortig und nicht ausschließlich als Untermieter in der Dankbarkeit Weiß ab. Zum Essen der unangefochtene Favorit von Monsieur Polifka. Und genau: Beim Wirt und Winzer vom Rudl seinem Vertrauen können Sie essen und trinken gleichzeitig, weil es dort eine Küche mit virtuosen Köchinnen und Köchen gibt und Gott sei Dank einen Wirt, der schaut, dass die nicht auf die Idee kommen, plötzlich Hummersupperl oder Viktoriabarsch zu kochen. Beim Rudl gibt es keine Küche, keinen Koch und keine Köchin. Aber das bedeutet ja nicht, dass Sie beim Rudl den Wein ohne Papperl zu sich nehmen müssen, vorausgesetzt Sie nehmen sich was zum Essen mit. Beim Herrn Crupi zum Beispiel, einen Prosciutto. Oder am Freitag irgendetwas vom Biobauernmarkt auf der Freyung. Dort gibt es einen sensationellen Gruyère. Oder was Sie halt gerne essen. Es muss ja nicht unbedingt ein Viktoriabarsch sein.

 

Weißburgunder 2013, Herrenhof Lamprecht, Pöllau bei Markt Hartmannsdorf in der Oststeiermark

Der wird auch nicht jede Saison reinsortig abgefüllt. Manchmal ist er im Buchertberg Weiß drinnen. 2013 hat es einen reinsortigen gegeben. Und dem Rudl sein letztes Flascherl gibt es diese Woche „au verre“.

 

Trauben, Liebe und Zeit 2013, Franz und Christine Strohmeier, Lestein, Weststeiermark

Nicht reinsortig, sondern in Koalition mit Morillon und einem einzigartigen Terroir. Mehr muss man über einen Wein von Franz Strohmeier nicht schreiben.

 

Weißburgunder 2014, Karl Renner, Leutschach, Südsteiermark

Würde man schrieben, die Weine von Karl Renner seien die besten konventionellen Weine aus der Südsteiermark, wäre es ein Blödsinn, weil Karl Renner keine konventionellen Weine macht. Und würde man schreiben, dass Karl Renner typische steirische Bioweine macht, wäre es auch irreführend, weil man die fünf Mitgliedsbetriebe von Schmecke das Leben mittlerweile wahrscheinlich als Referenz für steirische Bioweine betrachten kann. Da gehört Karl Renner aber nicht dazu. Auf alle Fälle beherrscht Karl Renner die Kunst, vielschichtige Weine mit weniger als zwölf Percent Alkohol zu keltern.

 

Weißburgunder Selektion 2014, Miesbauer, Joching, Wachau

Der ehemalige Kellermeister von der Domaine Wachau führt in Wösendorf ein äußerst sympathisches Microweingut, ziemlich sicher nicht, um davon zu leben. Alte Wachau.

 

Weißburgunder 2015, Weingut Holzschuh, Platt, Weinviertel

Lindenblüten und Birnen

 

Pinot Blanc Klostersatz 2015, Pichler-Krutzler, Oberloiben, Wachau

Wie erwähnt, der Ausgewogenheit verpflichtet: Neue Wachau

 

Trockenbeerenauslese Weißburgunder – Sauvignon Blanc 1995, Franz Heiss, Illmitz, Neusiedlersee

Bekommt schön langsam Trinkreife

 

Rupertikirtag

 

Der war auch. Und der Rudl war wie schon die letzten Jahre dort. An und für sich ist das nichts Verfassenswertes. Und ziemlich sicher würde der Rudl von dem ganzen Rupertikirtag überhaupt gar keine Notiz nehmen, wenn er noch immer in Salzburg wohnen täterte. Aber mit räumlicher und zeitlicher Distanz kann es zu Sentimentalität kommen. Freilich wäre auch das noch kein Grund, davon in einem Elaborat über Wein zu schreiben.

 

Bräustübl Bier aus Salzburg Mülln. Ein Bierversuch

 

Das vermag Herr Rudolf jetzt wieder flaschenweise zu kredenzen, weil er am Rupertikirtag war. Und dort ist ihm dann auch gleich eine Idee gekommen:

Anders als die meisten Industriebiere und so manches Craft Beer hält das Augustiner Bräustübl Bier aus Salzburg überhaupt nicht lange, etwa zwei Monate. Denn anders als viele Industriebiere wird das Augustiner Bräustübl Bier aus Salzburg kaum konserviert, durch Zugabe von Konservierungsmitteln nicht und thermisch auch kaum. Und wie so ein kaum konserviertes Bier reift, das können Sie diese Woche in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils empirisch nachvollziehen.

Herr Rudolf ist, wie ausgeführt, ab sofort in der Lage, ganz frisches Bräustübl Bier mit Ablauf Ende November 2016 zu offerieren. Dazu sind noch ein paar Flascherl eingekühlt, die am elften Oktober 2016 ablaufen. Und wer es genau wissen will, der oder dem schenkt Biermeister Rudolf einen Schluck von der Charge, die Anfang August abgelaufen ist, ein. Dieses Bier beeinträchtigt Ihre Gesundheit nicht. Das hat Herr Rudolf im Selbstversuch ermittelt. Aber es ist, wie man sagt, „abgelaufen“, darum auch unbezahlbar.

Wenn Sie das möchten, können Sie diese Woche, Augustiner Bräustübl Bier aus Salzburg Mülln in drei Reifestadien vergleichen, synchron oder diachron, im Weinglas oder Flaschenglas, zumindest so lange der Vorrat reicht.

Ein Experiment und folgende weißburgunderhältigen Weine, aber nicht ausschließlich diese, glasweise

  • Pinot Blanc Klostersatz 2015, Pichler-Krutzler, Oberloiben, Wachau
  • Weißburgunder 2015, Holzschuh, Platt, Weinviertel
  • Weißburgunder Selektion 2014, Miesbauer, Joching, Wachau
  • Weißburgunder 2014, Karl Renner, Leutschach
  • Weißburgunder 2013, Herrenhof Lamprecht, Pöllau bei Markt Hartmannsdorf in der Oststeiermark
  • Weißburgunder 2013, Josef Lentsch. Dankbarkeit, Neusiedlersee
  • Trauben, Liebe und Zeit 2013, Franz und Christine Strohmeier, Lestein, Weststeiermark
  • Laissez Faire 2012, Christian Tschida, Illmitz
  • Weißburgunder. Der Wein vom Stein 2008, Ludwig Neumayer, Inzersdorf ob der Traisen, Traisental
  • Trockenbeerenauslese Weißburgunder – Sauvignon Blanc 1995, Franz Heiss, Illmitz, Neusiedlersee

 

am Donnerstag, den 29. Oktober und am Freitag, den 30. Oktober,

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

 

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

 

Ab sofort ist der Ziefandler 2015 von Friedrich Kuczera aus Gumpoldkirchen wieder verfügbar.

 

Herr Rudolf grüßt graue Mäuse und Eminenzen, freilich nicht exclusiv diese.

 

 

Löchrige Riesling Vertikale vom Weingut Roland Minkowitsch und vom Zöbinger Heiligenstein

Riesling scheint momentan ziemlich angesagt zu sein. Für den Rudl ist das schon ein ausreichendes Motiv, ihn nicht vor den Vorhang zu zerren.

Dazu kommt, dass Herr Rudolf seinerzeit zwar fast keine Rebsorte lieber getrunken, heute aber keinen monumentalen Rieslingdurst hat.

Exzeptionen

Andererseits kann Riesling eine elegante Absage an den Jugend- und Zeitlosigkeitskult sein. Können ihm die Marillen im Glas eines jungen, plakativen Rieslings ziemlich gern gestohlen bleiben, so schätzt Monsieur Rudolf manche reifen Rieslinge überaus, vorausgesetzt der Petrolton spielt nicht alle anderen Geruchs- und Geschmackskomponenten an die Wand.

Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March

Bei den Rieslingen vom Weingut Roland Minkowitsch aus dem südöstlichsten Weinviertel gibt es kein vorlautes Herausschreien vom Steinobst in der Jugend und kein plumpes Petrol im Alter. Der Rudl weiß nicht, ob das mit der zurückhaltenden Art des Winzers zu tun hat, oder der Tatsache geschuldet ist, dass die Rieslinge von Roland Minkowitsch nicht gerade auf klassischem Riesling Terroir wachsen.

Der Zöbinger Heiligenstein

Weil Sie sagen …“, würde der Kurtl jetzt vielleicht fortsetzen, „… klassisches Rieslingterroir.“ Als solches gilt neben der Wachau vor allem der Zöbinger Heiligenstein im Kamptal, quasi die Urgesteinsrieslingsreferenz. Darum und weil er die vor allem in gereifterem Alter auch sehr schätzt, ergänzt Herr Rudolf die kleine Riesling Vertikale von Roland Minkowitsch und dessen Neffen Martin durch drei Rieslinge von Erwin Retzl aus Zöbing am Heiligenstein.

Riesling de vite Lange Lissen 2015, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel

Der Neffe von Sir Roland Minkowitsch hat 2014 den Betrieb von seinem Onkel übernommen. Den Namen des Weines hat er geringfügig verändert, die Stilistik nicht. Halbtrocken ist der 2015er aus witterungstechnischen Gründen.

Riesling Jähe Lissen 2014, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel

Einer der wenigen Jahrgänge ohne Riesling de vite, auch daran ist das Wetter schuld gewesen.

Riesling Bergjuwel 2014, Weingut Erwin Retzl, Zöbing am Heiligenstein, Kamptal

Riesling Bergjuwel 2013, Weingut Erwin Retzl, Zöbing am Heiligenstein, Kamptal

Riesling de vite Jähe Lissen 2012, Mannersdorf an der March, Weinviertel

Glaubt man dem österreichischen Weinmarketing, dann ist der Jahrgang 2012 von kleinen Mengen und hoher Qualität gekennzeichnet. Wenn Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, das schon einmal über einen Weinjahrgang gelesene haben, dann hält das der Rudl für durchaus möglich.

Spätfrost in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai 2012. Vor allem das westliche Weinviertel, Kremstal und Kamptal sind davon betroffen gewesen. Abgesehen davon mit einer kurzen Unterbrechung eher heiß, bis zum Nationalfeiertag.

Riesling de vite Jähe Lissen 2010, Mannersdorf an der March, Weinviertel

Ziemlich wenig Sonne, ziemlich viel Regen. Ziemlich viel Verrieselung, ziemlich wenig Ertrag, der geringste seit 1985. Mit dem kleinen, aber nicht unwesentlichen Unterschied, dass man 1985 sowieso nicht besonders viel Wein gebraucht hat, vor allem nicht für den Export.

Dass der Jahrgang 2010 insgesamt eher zurückhaltend bewertet wird, könnte darauf hin deuten, dass in Österreich immer noch hohe Zuckergrade und also meistens ebensolche Alkoholwerte als Parameter für einen guten Jahrgang erachtet werden. Caviste Rudolf Polifka sieht und trinkt das anders. Seine Lieblingsjahrgänge der letzten Zeit sind 2008, 2010 und 2013. Er hält es auch für möglich, dass 2014 eine ungerechtfertigt schlechte Nachred‘ hat.

Riesling Bergjuwel 1997, Weingut Erwin Retzl, Zöbing am Heiligenstein, Kamptal

In diesem Winter hat Herr Rudolf beschlossen, in den folgenden Jahren lieber auf den Kahlenberg und den Laaerberg als auf den Untersberg und den Gaisberg hinauf zu schauen. Und an den eiskalten Winter (bis minus dreißig Grad Celsius) kann er sich auch noch lebhaft erinnern. Da ist er wenige Tage vor Neujahr durch das nordöstliche Weinviertel gefahren, ohne funktionierende Heizung in der motorisierten Kraxn seiner Mama.

Zurück in die Weingärten: Der Juli war eher verregnet, der August dann umso sonniger. Einen September und Oktober wie seinen jeweils ersten im Osten hatte der Rudl vorher weder erlebt noch für möglich gehalten. Regen schien es hier nicht zu geben, zumindest nicht für einen, der in Salzburg aufgewachsen ist. Gilt für trockene Weiße als herausragender Jahrgang.

Riesling de vite Jähe Lissen 1979, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel

An diesen Jahrgang hat Monsieur Polifka weniger präzise Erinnerungen. Der erste Teil der Vegetationsperiode gestaltete sich eher kalt. Der Frühsommer hat sich dann seiner job description besonnen. Hohe Temperaturen bis in den Oktober hinein. Gilt wie viele Jahrgänge auf neun als überdurchschnittlich gut.

Die folgenden acht Rieslinge von Retzl und Roland Minkowitsch, aber nicht ausschließlich diese Weine

  • Riesling de vite Jähe Lissen 1979, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel
  • Riesling Bergjuwel 1997, Weingut Erwin Retzl, Zöbing am Heiligenstein, Kamptal
  • Riesling de vite Jähe Lissen 2010, Mannersdorf an der March, Weinviertel
  • Riesling de vite Jähe Lissen 2012, Mannersdorf an der March, Weinviertel
  • Riesling Bergjuwel 2013, Weingut Erwin Retzl, Zöbing am Heiligenstein, Kamptal
  • Riesling Bergjuwel 2014, Weingut Erwin Retzl, Zöbing am Heiligenstein, Kamptal
  • Riesling Jähe Lissen 2014, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel
  • Riesling de vite Lange Lissen 2015, Weingut Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel

kredenzt Herr Rudolf glasweise am

Donnerstag, den 22. September und am Freitag, den 23. September

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Herr Rudolf grüßt alle Jahrgänge!

Kreide at its best – Jacques Maillet und die Giachino Brüder

Besuche

 

Herr Rudolf ist in einem Alter, in dem er das eine oder andere vergisst, bevor er es vergessen sollte. An seine Dienstreisen hat er merkwürdigerweise ziemlich präzise Erinnerungen, fast an alle. An die meisten besonders gute. Trotzdem kann er sich an die eine oder andere noch besser erinnern als an die anderen schönen. An den ersten Besuch bei Jacques Maillet zum Beispiel. Die Zufahrt alleine ist ein Erlebnis gewesen. Nach Venaise Dessus hinauf, hoch oben in der Chautagne, findet nur, wer das wirklich will. Dafür vergisst er es dann nicht mehr.

Lage

Die Chautagne ist die gedachte Verlängerung des Lac du Bourget, des größten ausschließlich französischen Sees nach Norden. Die westlich ausgerichteten Hanglagen sind ziemlich sicher der klimatisch privilegierteste Teil der Weinbauregion Savoyen. Die Olivenbäume in Brison-les-Oliviers deuten darauf hin.

Steine

Die kalkhältigen Sandsteinböden in der Chautagne bröseln an der Oberfläche förmlich. Will man sie tiefer bearbeiten, erweisen sie sich als pickelhart wie Felsen. Das hat Weinbaumeister Jacques nicht daran gehindert, die besten Mondeuse Reben aus seinem etwas tiefer gelegenen Weingarten zu selektionieren. Einige von denen sind über hundert Jahre alt und „francs de pied“, wurzelecht. Die Reblaus kann sich auf dem Sandstein nämlich brausen. Die klein- und lockerbeerigen Stöcke hat er massal selektioniert und etwas weiter oben am Steilhang neu ausgepflanzt.

Kreide

Und weil Rudolf Polifka jetzt noch einmal prolongiert bis zum 4. Dezember immer wieder die Kreide in das Zentrum seiner Ausführungen setzen muss, möchte er Sie, gewogene Oenologin, geneigter Oenologe, in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass es in Frankreich gar nicht so viele Kreideweinbergböden gibt, wie man vielleicht annehmen möchte. Da sind natürlich die Champagne und die Touraine mit der renommierten Appellation Vouvray, Cognac, Bandol … Aber die massivsten Gebirge aus der Kreidezeit sind die Bauges, an deren westlichstem Abhang sich das Weingut von Jacques Maillet befindet und wo die Kühe für den berühmten Tome des Bauges grasen, und die Chartreuse, an deren nördlichem Ende die Giachinos leben. Etwas weiter südwestlich wachsen dann die Kräuter für den berühmten Magenbitter.

Weingarten und Weinkeller

Der Rudl hat heuer zum ersten Mal einen Blick in den Weingarten von Jacques Maillet geworfen, nach einer Fahrt im Dienstauto von Monsieur Jacques, bei der dem Rudl um ein Haar das Mittagessen, sowie jede Lust auf Weingartenbesichtigung und Wein abhanden gekommen wären. So oder so, nach überstandener Fahrt wird aus einem ansonsten überaus fidelen und gesprächigen Zeitgenossen ein gerührter Mann mit fast kindlich strahlenden Augen und er erklärt: „C’est la seule chose qui m’intéresse, la vigne … Je ne m’intéresse pas à la cave, je ne m’intéresse pas aux tracteurs. La seule chose qui m’intéresse c’est la vigne.“ (Was mich interessiert ist der Weingarten, kein Traktor, kein Keller, nur der Weingarten.)

Gänzlich desinteressiert dürfte er dem Keller auch wieder nicht gegenüber stehen. Sonst hätte er in den letzten Jahren keinen gebaut, um seine Weine zuhause keltern zu können. Davor ist er zum Vinifizieren quasi als Untermieter zu den Giachinos nach Chapareillan gefahren. Ein Blick auf die Trauben in seinem neuen Weingarten mit den selektionierten Mondeuse Reben lässt erahnen, warum Jacques Maillet so glücklich ist. Auch in Savoyen gilt 2016 in wettermäßiger Hinsicht als ziemliche Zumutung für die Weinbauern. Die Spätfröste sind dort in den Bergen paradoxerweise gar nicht so ein Problem gewesen wie etwa in Burgund. Aber Frühjahr und Sommerbeginn waren in Savoyen derart nass und kalt, dass ein großer Teil der Trauben verfault und in Folge schwarz eingetrocknet ist, auch jener von den Biowinzern. Schön schaut das nicht aus. „Tu n’en verras rien ici!“ (Davon wirst Du hier nichts sehen.), sagt Jacques Maillet und schaut dabei, als ob er das selber nicht ganz glauben könnte. Aber es ist so. Die Trauben an den neu selektionierten Mondeuse Reben sind so lockerbeerig und klein, dass kaum eine an der anderen anzustoßen scheint. Da kann der Wind überall dazwischen hinein, schlechte Karten für oïdium et mildiou, die Mehltaue.

Dass seine Weingärten so viel gesünder sind als die anderer Winzer führt Jacques Maillet auch auf den Umstand zurück, dass er keine „voisins chimiques“ (keine chemischen Nachbarn) hat. Der neu selektionierte Weingarten ist heuer zum ersten Mal im Vollertrag. Das ist einerseits gut, weil ein klimatisch alles andere als begünstigter Jahrgang wie dieser schön die Unterschiede zwischen massetragenden und klein-lockerbeerigen Klonen zeigt. Irgendein Weinbaumeister, vielleicht war es Brice Omont von der Domaine des Ardoisières, hat darauf hingewiesen, dass das Alter eines Rebstocks gar nicht so entscheidend sei, auf alle Fälle nie so entscheidend wie der richtige Klon einer Rebe.

Es ist nie zu spät für eine glückliche Jugend“, sagt der Kurtl.

Und Jacques Maillet dürfte so ähnlich denken. Jetzt, wo nicht nur sein Lebenswerk, der massal selektionierte Mondeuse Weingarten, im Vollertrag und der eigene Keller fertig sind, sondern auch seine Weine einen Grad an Präzision und eigenständigem Charakter erreicht haben, geht er in die Pensi, mit 31. Dezember 2016. So, dass er den Jahrgang 2016 nicht mehr selber abfüllen kann. Bevor seine Knie ganz hin sind, wird er sie operieren lassen. Er will noch Radl fahren und in die Berge gehen.

Kreide im Wein und Kreide im Kopf

Rudolf Polifka ist sich ja sicher, dass es irgendeine bis jetzt unerforschte Verbindung zwischen Nahrungsmittelinput und oral-verbalem Output gibt. Dabei ersucht Sie der Rudl, das nicht zynisch oder arrogant misszuverstehen. Tragischerweise ist ein Großteil der Menschheit gezwungen, irgendetwas zu essen, um nicht zu verhungen. Und viele haben nicht einmal diese Möglichkeit. Und gegen diesen himmelschreiendsten aller Skandale müssen wir kämpfen, jede und jeder in ihrem, respektive seinem Rahmen.

Aber es gibt auch gar nicht so wenige, die ihr Geld chronisch für die falschen Sachen ausgeben. Ungefähr nach dem Motto: Lieber ein Tattoo mehr und dafür ein Industrieschnitzerl anstatt eines biologischen, das zwei Euro teurer wäre. Lieber ein Brotoid aus Sägescharten als auf das neueste Jausnbrettl als mobiles Endgerät zu verzichten. Und lieber kiloweise den Einheiztschoglad im Sonderangebot, von dem dann eh die Hälfte ranzig wird, als fünfzig Cent mehr für einen Tschoglad aus fairem Handel. Man hat schließlich nichts zu verschenken. Das haben nur die Kinder in den Edelmetallminen, wo die Rohstoffe für unsere Kommunikationsmittel abgebaut werden. Dafür haben wir umso mehr wegzuschmeißen. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf, um ein „Schnäppchen“ zu machen? Und was schnappt dabei eigentlich zu? Und wer wird aller geschnappt?

Aber zurück zur Ausgangsarbeitshypothese: Der Rudl geht mit an Sicherhehit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es eine Verbindung gibt zwischen dem, was und vielleicht auch wie Menschen essen und dem, was in ihren Köpfen und Herzen vorgeht, beziehungsweise in weiterer Folge artikuliert wird. Insofern möchte er gerne auch das Jesus zugeschriebene Zitat, wonach nicht entscheidend sei, was in den Menschen hinein-, sondern was aus diesem herauskomme, in Zweifel ziehen. Herr Rudolf vermutet da ganz stark einen Zusammenhang. Und damit meint er nicht unbedingt, dass wer teuer isst, automatisch zum Blitzgneißer werde. Wäre das so, könnte man ziemlich beruhigt der Stichwahl zum Bundespräsidenten der Republik Österreich entgegen sehen. Im worst case einfach ein paar Tage Kreide detox und den Rest erledigen die Köche in der Hofburg oder auf allfälligen Staatsbesuchen.

Aber erstens kann man etwas Gutes essen und nichts davon mitkriegen, weil man nicht nur kostenintensive Bock aus Repräsentationsgründen tragen, sondern auch Silex mit denselben Motiven trinken kann. Und dann wäre es natürlich auch blöd anzunehmen, dass etwas gut schmeckt, nur weil es teuer ist.

Aber dass man von Energydrinks, Geschmacksverstärken, Dosenbier und dem kulinarischen Angebot auf der sogenannten Wiener Wiesn zumindest nicht gscheiter wird, das wird man, meint der Rudl, schon als ziemlich gesichert annehmen können.

David und Frédéric Giachino

In einer Weise verhält es sich mit dem Weingut Giachino gerade so wie mit dem von Jacques Maillet. Herr Rudolf schätzt die Weine der Giachino Brüder überaus, was jetzt nicht so erstaunlich ist, zumal diese beiden Weingüter nicht nur im Vertrieb und im Büro, sondern auch im Keller zusammenarbeiten. Bis zum Jahrgang 2012 waren dem Rudl die Weißen von Giachino vielleicht sogar noch eine Spur lieber als die von Jacques Maillet, weil noch schlanker und noch präziser.

In einer anderen Weise sind dem Rudl seine Erfahrungen mit dem Weingut der Frères Giachino diametral entgegengesetzt zu denen mit Jacques Maillet. Verkostet er bei jedem Besuch auf dem Anwesen von Herrn Jacques dessen gesamtes Sortiment, so kennt Herr Polifka das Weingut der Giachinos eigentlich überhaupt nicht. Er kennt dessen Weine, er hat dort immer wieder Wein bestellt und abgeholt. Aber er hat im Keller einen einzigen Wein verkostet, die überaus gelungene, dezent maischevergorene Jacquère Marius & Simone 2011. Der Rudl hat dort auch weder Weingarten noch Keller genauer angeschaut.

Beides mag Caviste Rudolf. Einerseits ist es fast immer interessant, einem begnadeten Weinbauern zuzuhören. Andererseits hat der Rudl dabei immer ein bissl ein schlechtes Gewissen, denn die guten Weine werden ja nicht deswegen so gut, weil der Winzer viel darüber redet. Etwas frei nach Sepp Herberger möchte der Rudl fast sagen: „Die Wahrheit ist eh im Flascherl.“

und diese Woche beim Rudl im Glasl:

  • Jacquère 2013, Sur le terroir du Cellier des Pauvres, Jacques Maillet, Serrières en Chautagne, Savoie (3/5)
  • Roussette de Savoie. Altesse 2013, Sur le terroir du Cellier des Pauvres, Jacques Maillet, Serrières en Chautagne, Savoie (4,50 /7)
  • Mondeuse 2013, Sur le terroir du Cellier des Pauvres, Jacques Maillet, Serrières en Chautagne, Savoie (5/8)
  • Monfarina. Jacquère 2011, David et Frédéric Giachino, Chapareillan, Savoie (2,50/4)
  • Roussette de Savoie. Altesse 2011, David et Frédéric Giachino, Chapareillan, Savoie (4/6)
  • Mondeuse 2011, David et Frédéric Giachino, Chapareillan, Savoie (4/6)

Und eine Novität darf Ihnen Herr Rudolf auch glasweise offerieren. Zum ersten Mal überhaupt ist er in der Lage, einen Chignin Bergeron als Bestandteil seines Sortiments zu bezeichnen. Chignin Bergeron ist die savoyardische Bezeichnung für die an der südlichen Rhône verbreitete Roussanne. Er repäsentiert lediglich drei Prozent der Weine Savoyens. Dem Rudl seine Lieblingsrebsorte ist Roussanne nicht. Dafür ist sie ihm ein bissl zu südlich. Ein paar Flascherl Chignin Bergeron „Le Grand Blanc“ 2014 vom Château de Merande hat er trotzdem im Sortiment und eine davon diese Woche offen.

  • Chignin Bergeron „Le Grand Blanc“. Roussanne 2013, Château de Merande, Arbin, Savoie (4/6)

Unter anderem diese sieben Weine kredenzt Herr Rudolf diese Woche

am Donnerstag, den 15. und am Freitag, den 16. September

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Das Bräustübl Bier hat dem Reindorfgassenfest nicht zu resistieren vermocht. Es ist momentan nicht verfügbar. Nach dem Ruperti Kirtag (24. September) dann schon wieder.

Herr Rudolf grüßt mit tiefer, kreidefreier Stimme!