Komparative Oenologie III: drei Weinpaare, Donnerstag, 23. Oktober, 17 bis 21 Uhr

Weinauktion zugunsten des Wiener Integrationshauses

Am 12. November findet ab 19 Uhr die diesjährige Weinauktion zugunsten des Wiener Integrationshauses im Alten Rathaus, Wipplingerstraße 8, 1010 Wien, statt.

Der Rudl freut sich, wenn er Sie dort trifft.

Herbstferien

In der Woche von 26. Oktober bis 1. November bleibt die Weinhandlung Rudolf Polifka et fils geschlossen.

Erkenntnistheoretisches

Dass Erkenntnis aufgrund von Unterschieden möglich ist, hat der Rudl vor sechsunddreißig Jahren in einem abbruchreifen Gebäude der Universität Salzburg gelernt und seither nicht vergessen. Aus purem Zufall wird das nicht so sein. Und diese Erkenntnis macht auch vor der Oenologie nicht halt. Wenn er sich über einen Wein klarer werden möchte, schenkt sich der Rudl diesen quasi blind neben einem vergleichbaren Wein, über den er sich ein vorläufiges Urteil bereits gebildet hat, ein. Dann schaut er weiter.

Darum kredenzt der Rudl immer wieder einmal eine Vertikale, eine Horizontale oder andere Serien, in denen es um Vergleiche, Unterschiede und Gemeinsamkeiten, beziehungsweise Bekanntes und Unbekanntes geht.

Caviste Rudolf Polifka kredenzt aus diesem Grund kommende Woche Weinpaare, die in irgendeiner Hinsicht vergleichenswert sind. Das kann die Geologie, die Zeit, die Himmelsrichtung, aber auch die Straßenseite oder die Toleranzschwelle von Appellationshütern betreffen.

zehn Jahre Reife, Südbahn

Geahnt hat es der Rudl schon vorher. Aber dann sind Frau und Herr K. einmal in der Weinhandlung Rudolf Polifka et fils erschienen, mit einer Flasche Zierfandler 1987. An sich gilt 1987 nicht als Jahrhundertjahrgang, zumindest nicht im positiven Sinn. Seit er in den neunziger Jahren durch eine Broschüre des Ernte-Verbandes auf die Weine von Herrn Fritz aufmerksam geworden ist, hat der Rudl nicht an diesen Weinen gezweifelt. Hätte er es je getan, dann nur bis zu dem Moment, in dem er diesen 32 Jahre alten, frischen, eleganten und vielschichtigen Zierfandler 1987 von Friedrich Kuczera getrunken hat.

  • 2023 Zierfandler, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (2,50/4)
  • 2013 Zierfandler, Friedrich Kuczera, Gumpoldskirchen, Südbahn (4/6)

Pyrenäen Ost v Pyrenäen West

  • 2022 La Begou, Maxime Magnon, Villeneuve des Corbières, AOC Corbières, Languedoc (7/11)

Fünfzig Percen Grenache blanc, vierzig Grenache gris, zehn Carignan gris auf Schiefer und Kalk – einer der Lieblingsweine vom Rudl. Der oenologische Weg von Maxime Magnon verläuft quasi von Nordost nach Südwest. Er kommt aus dem Departement Ain. Dort befindet sich die Domaine les Cortis von Jérémy Decoster. Gelernt hat Maxime dann vor allem im Beaujolais, bei den Schülern von Jules Chauvet. Und oenologisch niedergelassen hat er sich in den Corbières im Languedoc. Das ist an und für sich nicht dem Rudl sein Terrain. Aber vielleicht sind es – neben den Höhenlagen seiner Weingärten – die Lektionen von Jules Chauvet, die Maxime Magnon ermöglichen, in den Corbières frische elegante Weine zu vinifizieren.

  • 2022 Irouléguy Blanc, Domaine Ilarria, Irouléguy, Sud Ouest (6,50/10)

Achtzig Percent Petit Manseng, zwanzig Petit Courbu, kein Gros Manseng. Letzteres ist für diese Appellation ungewöhnlich; Grapefruit, Kräuter und exotische Früchte. Der letzte Artikel, den der Rudl über Irouléguy gelesen hat, war mit „La fraîcheur basque“ übertitelt – auch das ein ausreichendes Motiv für einen Vergleich mit dem Weißen von Maxime Magnon.

Gerade noch innerhalb vs. gerade nicht mehr innerhalb der Appellations

  • 2021 Ilarria Rouge, Domaine Ilarria, Vin de France (5/8)
  • 2021 Irouléguy Rouge Tradition, Domaine Arretxea, AOC Irouléguy, Sud Ouest (4,50/7)

Fährt man von Saint Jean Pied de Port nach Saint Étienne de Baïgorry, was Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, der Rudl auf das Allerheftigste empfehlen kann und tut, dann kommen Sie bald einmal in die kleine Ortschaft Irouléguy. Die können Sie auf einer Umfahrung passieren. Schöner ist es, wenn Sie durchfahren. Anders als in Ostösterreich ist in Irouléguy die Kirche das markanteste Bauwerk im Dorf. Gegenüber der Kirche fällt der betonierte Platz für Pelota basque kaum ab. Dann kommt eh schon bald auf der rechten Seite die Domaine Arretxea, fast gleich gegenüber, auf der linken Dorfstraßenseite die Domaine Ilarria. Letztere ist älter. Das Verhältnis der beiden ersten biologischen Weingüter der Appellation als freundschaftlich zu bezeichnen, wäre ein Understatement.

2021 war ein kühler Jahrgang, auch in Irouléguy. Den klassischen Roten von Peio Espil (Ilarria) haben die gestrengen Wächter über das Geschmacksprofil der Appellation als zu kühl für dieselbe erachtet. Deshalb musste das Weingut für diesen Wein eigene Etikette drucken lassen. Abgesehen vom Namen des Weingutes und der Weinfarbe darf dort nicht viel droben stehen. Der klassische Rote von Michel Riouspeyrous ist für den Geschmack vom Rudl um nichts weniger frisch, scheint die sensorischen Grenzen der Appellation jedoch nicht überschritten zu haben. Am kommenden Wochenende bietet der Rudl die Gelegenheit, die Entscheidung der baskischen Appellationshüter in Wien Reindorf einer Überprüfung zu unterziehen. 

DONNERSTAG, 23. Oktober von 17 bis 21 Uhr

Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Reindorfgasse 22

Im Übrigen ist der Rudl der Meinung, dass der 27. Jänner, der Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Konzentrationslager Auschwitz, zu einem gesamteuropäischen Feiertag erklärt werden muss.

Rudolf Polifka grüßt die Gemeinsamkeiten und noch fast ein bissl mehr die Unterschiede!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien