Kitzbüheler Horn und Lauberhorn haben mit der Weinberglage Hundsberg von Leo Uibel aus Ziersdorf nicht viel zu tun. Zum einen ist die Seitenblicke- Redaktion auf dem Ziersdorfer Köhlberg – dort befindet sich Hundsberg – viel weniger oft unterwegs als in Kitzbühel, was über die Seitenblicke- Redaktion und die von ihr hofierten Dauergrinser fast alles, über Hundsberg aber noch nicht viel sagt.
Schiefer und Kalk
Zum anderen liegen Lauberhorn wie Kitzbüheler Horn in Schiefer-Zonen. Hundsberg dagegen besteht aus Muschelkalk und einer Lehmauflage. Außerdem wäre sich auch das mit dem künstlichen See, den sie unterhalb der Lauberhorn Schulter zu Beschneiungszwecken angelegt haben, am Ziersdorfer Köhlberg nie ausgegangen. Da wäre der Köhlberg viel zu klein gewesen. Gebraucht hätte man den See dort auch nicht. Und außerdem wäre das ganze Wasser im Kalk sowieso gleich versickert.
Kontamination
Sprachlich schaut die Geschichte wie so oft ganz anders aus. Da wäre der Grüne Veltliner Hundsberg von Leo Uibel sozusagen der ideale Rennbegleiter für Lauberhorn und Streif, die weingewordene Synthese aus Hundsschopf und Hausbergkante, gewissermaßen. In der Linguistik heißt man so etwas Kontamination. Da wird von zwei Wörtern jeweils ein Teil abgezwickt, in weiterer Folge wird das Abgezwickte verknüpft und es kommt ein stattliches Wort dabei heraus. Der „Chunnel“, durch den man mit dem Zug unter dem Ärmelkanal von England nach Frankreich reisen kann. Oder das in den Ohren vom Rudl überflüssige „jein“.
Limitierung
Der Grüne Veltliner Hundsberg von Leo Uibel ist mengenmäßig immer ziemlich limitiert. Darum hätte es wenig Sinn, den in Kitzbühel und Wengen auszuschenken. Und so wie die Promis und Experten dort grinsen, konsumieren die keinen Grünen Veltliner, zumindest keinen guten.
Darüber hinaus ist der Hundsberg einer der wenigen Weine, von denen der Rudl nicht nur einen Jahrgang im Sortiment hat. Den gibt es aus dem 09er und aus dem 11er Jahr. Da könnte man sich zum Beispiel einen 2009er für Wengen und einen 2011er für Kitzbühel beschaffen, oder umgekehrt.
Und weil der Rudl viel auf Kontext und Rahmen hält, schenkt er diese Woche nicht nur diese beiden Jahrgänge Grünen Veltliner Hundsberg aus, sondern auch eine Flasche 2006er, einen 2008er und einen 2012er.
2006
Der 2006er war der Jahrgang, mit dem der Monsieur Polifka erst viel zu spät auf das Weingut Uibel aufmerksam geworden ist. Und das eigentlich aus einem Missverständnis heraus. Aber das ist eine andere Geschichte, wie der Ire sagt, sofern er Flann O’Brian gelesen hat.
Das Vegetationsjahr 2006 wurde nicht nur von einem äußerst heißen Herbst, seit dessen Ende der Rudl definitiv weiß, dass man Deutsch-Hausübungen seriös nicht an der Alten Donau korrigieren kann, abgeschlossen. Auch die Rebblüte hat in diesem Jahr schon mit hohen Temperaturen begonnen. Zu hohe und zu niedrige Temperaturen führen während der Rebblüte gerade so wie viel Niederschlag zu Verrieselung der Trauben. Dabei verkümmern einzelne Beeren an der Traube, die restlichen werden dafür umso besser belüftet und in einem trockenen Herbst wie 2006 mit Zuckergraden geradezu aufgebläht – ähnlich einem Fünfzehnjährigen, der den Nahrungsergänzungsmittelspezialhandel in der Simmeringer Hauptstraße entdeckt hat.
2007
Diesen Jahrgang hat Rudolf Polifka zwar besessen, sich die Ration desselben aber schlecht eingeteilt. Gerade so wie seinerzeit beim Bensdorp-Tschoklad.
2008
… war auch ein Jahr von eingeschränktem Ertrag. Der „Falsche Mehltau“ – dieses Hundsgfrast – hat die Winzerinnen und Winzer seckiert. Was sich dem ungeliebten Schwammerl entziehen konnte, ist genial. Einer der drei Lieblingsjahrgänge von Monsieur Polifka in den letzten zehn Jahren.
2009
Von diesem Jahrgang hat Caviste Rudolf Polifka vor Eröffnung seines Weinkaufszentrums einen Sechser-Karton gekauft. Weil man aus manchen Fehlern (2007er) lernt, manchmal sogar aus solchen, die anderen unterlaufen sind, hat von diesem Wein bis jetzt noch nie irgendjemand eine Flasche gekauft. Das nennt der Rudl Geduld, Trinkdisziplin und Kompetenz. Jetzt passt er aber.
2010
hat Leo Uibel keinen Hundsberg abgefüllt. Darum schenkt der Rudl auch keinen aus. Da ist er konsequent.
2011
Endlich wieder ein Hundsberg. Und obwohl der 2009er noch da ist, freut sich der Rudl über einen weiteren Karton im Keller.
2012
Der ist vor Weihnachten in den Verkauf gekommen. Die Österreichischen Bundesbahnen und ein Kinderwagen haben Rudolf Polifka und dem Fils nach Stärkung im Uibel-Heurigen den klimaschonenden Bezug einer Flasche Hundsberg 2012 sowie zwölf Flaschen Frühroten Veltliner ermöglicht.
Burgundisch oder ziersdorferisch? Egal!
Charakteristisch für den Grünen Veltliner Hundsberg sind die lange Lagerung auf der Feinhefe und der Ausbau im Eichenfass. Viele denken da zuerst einmal nicht an Grünen Veltliner und auch nicht an das Weinviertel. Da kommt immer wieder Burgund ins Spiel. Monsieur Polifka ist mit solchen Vergleichen ein bissl vorsichtig. Sagen die nicht oft mehr über die anderen Weine eines Weinbaugebietes als über den Wein selber?
Diese kleine Hundsberg-Vertikale findet – ergänzt und geadelt von ein paar anderen Weinen – anders als die Skirennen in Wengen und Kitzbühel unabhängig von den zweitäglichen Föhneinbrüchen sowie der Anwesenheit von Seitenblicke-Redakteurinnen und Redakteuren statt,
am Donnerstag, den 15. Jänner und am Freitag, den 16. Jänner
von 16 bis 22 Uhr
in der „Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils“, Reindorfgasse 22
Herr Rudolf entschuldigt sich, dass seine Website momentan nicht aufrufbar ist und bedankt sich beim versiertesten Leberkäsekenners zwischen der Salzburger Moosstraße und Wien Hernals für die Arbeiten an der Überwindung dieses Problems.
Abgesehen davon freut er sich auf die Jänner-Klassiker, den Föhn fragt er, ob der sich nicht ein Beispiel an den Zugvögeln nehmen möchte, und Ihnen wünscht er eine plaisante Woche!