Die Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils bleibt auch ab 14. April geschlossen – kontaktlose Zustellung nach Maßgabe der zeitlichen Ressourcen möglich

Was abgeht, was nicht und was sofort der Teufel holen soll

Vieles von dem, was es sonst gibt, was man sonst kann und was man sonst darf, ist jetzt nicht möglich.

Der Rudl überlegt gerade, was er davon gerne irgendwann wieder hätte, worauf er durchaus verzichten könnte und was, wenn es nach ihm geht, sofort der Teufel holen soll.

Vor wenigen Wochen oder Monaten haben manche Rauchverbote, Fußgängerzonen, die Nichtgenehmigung von Fluglandebahnen oder ein Verbot von Glyphosat noch für das Ende von Wohlstand und Versorgungssicherheit an die Wand gemalt.

Jetzt gibt es plötzlich sehr viel mehr nicht mehr und man sieht, was alles nicht mehr möglich sein kann, ohne dass gleich die Welt untergeht.

Soziale Unruhen

Manche möchten jetzt gleich wieder aufdrehen. Sie sagen, es wäre, um soziale Unruhen zu verhindern. Und der Rudl wird den Verdacht nicht ganz los, dass sie die sozialen Unruhen gerne herbei reden möchten, weil sie die für ihr Geschäftsmodell brauchen.

Allein der Rudl vermag die sozialen Unruhen nicht zu erkennen. Die Menschen auf den Straßen bei ihm in Wien Simmering scheinen verunsichert, aber auch viel rücksichtsvoller, ja freundlicher als sonst.

Rudolf Polifka ist weit davon entfernt, soziale Tragödien zu bagatellisieren. Da muss der Staat jetzt handlen. Pronto Marie statt Pronto Moda sozusagen.

Und langfristig müssen die Steuern auf sinnvolle Arbeit jetzt herunter und jene auf die Zerstörung der Lebensgrundlagen, etwa durch die Giftspritzerei in der Landwirtschaft, das Herumgurken in viel zu schweren Kraxen oder die sinnlose Herumfliegerei saftig hinauf.

Beschäftigung

Aber bei der Frage nach Beschäftigung darf schon die Frage erlaubt sein, womit die Menschen in Zukunft Beschäftigung finden sollen. Nur Beschäftigung um der Beschäftigung willen, zum Beispiel in einer Hendlfabrik, beim Bau einer Landebahn oder in einer Après Ski-Bar mit infernalischer Musik kann nicht die Zukunft sein.

Ein paar Sachen

gehen dem Rudl ab. Und er freut sich schon, wenn er das wieder machen kann. Mehr noch: Der Rudl schreibt Ihnen, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, jetzt schon doppelt unterstrichen ins Stammbuch, dass Sie den Betrieben, die kompetent kochen, arbeiten oder anders aktiv sind, nach dieser Krise ganz besonders die Treue halten, erstens weil Sie sich damit selber etwas Gutes tun, zweitens weil das jetzt für einige von denen alles andere als lustige Zeiten sind und drittens weil denen die Zukunft gehören muss. Betriebe wie diese haben vorher die Steuern gezahlt, von denen jetzt die Beatmungsgeräte in den Krankenhäusern finanziert werden.

Monsieur Rudolf denkt dabei natürlich an das Gasthaus zur Dankbarkeit in Podersdorf, an das Heunisch & Erben, das Glacis-Beisl, den Floh in Langenlebarn, das Pub Klemo, Alexander Mayer in der Jasomirgottstraße gegenüber vom dings, viele Heurige, denen der Rudl dankbar ist, dass sie ihm die Wochenenden verschönen, zum Beispiel den vom Leo Uibel in Ziersdorf, den Hofer in Auersthal oder den Obermann in Grinzing, aber natürlich auch an ganz viele kleine nicht-gastronomische Betriebe, die Blumengestalten in Wien 6 etwa, den Handel aller Art von Gerhard Buchegger in der Rasumofskygasse, das unerreichte Vorbild Mischa vom La Cave am Bacherplatz und vor allem die vielen Weltläden des fairen Handels, von denen manche jetzt sogar offen halten können oder einen Lieferservice anbieten, damit man auf den fair gehandelten Osterhasen im Stanniolpapierl nicht verzichten muss.

Aber ein paar andere

Rudolf Polifka hat eine ganz große Hoffnung: Es gibt doch etliche, die jetzt sehr gute Geschäfte machen. Die globalen Datenbettlerbanden mit den Federn vor dem Steuernzahlen zum Beispiel. Die verdienen sich jetzt sowieso eine goldenen Nase. Aber das ist denen gar nicht genug. Die wollen drüber hinaus jetzt zusätzliche jede Menge private Fernsehkanäle, Filme und was weiß der Teufel noch alles anbieten, wo gerade jetzt deutlich geworden ist, dass es von den privaten Radaukanälen nicht zu wenige gibt. Aber vielleicht haben die Angst, dass die Menschen jetzt viel Zeit haben und diese Zeit zum Nachdenken nützen könnten, zum Nachdenken über das, was sie wirklich wollen. Und dann könnte die eine oder der andere drauf kommen, dass Revolverjournalismus, antibiotikaverseuchtes Industriefleisch oder hundertausend Fotos, die man von sich selber oder seinem Papperl macht, mit Emoticons garniert und irgendwohin hochlädt, nicht ganz oben auf dieser Liste stehen.

Danke in diesem Zusammenhang auch an die vielen Menschen beim ORF und den Qualitätszeitungen, den Salzburger Nachrichten, der Furche und dem Falter, um drei namentlich zu nennen.

Lassen Sie uns zu den nimmersatten Handlungen, die immer laut sind, aber ganz schnell unauffindbar, wenn es ums Steuernzahlen geht, ganz einfach nicht mehr hingehen, sondern lieber zu denen, die Steuern zahlen und Sinnvolles sowie fair Produziertes und Gehandeltes anbieten.

Und Danke! tausendmal

der Bundesregierung und das kommt dem Rudl nicht so leicht über die Tastatur, das können Sie ihm glauben. Danke vor allem dem Herrn Gesundheitsminister! Man muss ja nur über die Granzen schauen, um anzuerkennen, dass das, was in Österreich in den letzten drei Wochen gelungen ist, alles andere als selbstverständlich ist.

Ostern. Ausnahmsweise

Für den Rudl ist Ostern wichtig, weil es ihn daran erinnert, dass Essen und Trinken wichtig sind, darüberhinaus aber noch mehr ist. Und da trinkt der Rudl besondere Weine. Wenn Sie das auch möchten, aber keinen mehr haben, dann schreiben Sie dem Rudl. Er wird versuchen, unkompliziert und kontaktlos den Wein nach genauer Vereinbarung von Ort und Zeit vorbeizubringen, ausnahmsweise mit der Kraxn.

Seien Sie vuasichtig (© Herr Kurt), halten Sie sich an die Empfehlungen der Behörden und machen wir das danach Autrement!

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!