Rochus. Grüner Veltliner Roland Minkowitsch

Ein Wein, der Rochus heißt, legt nahe, sich mit dem Herrn Rochus eingehender auseinanderzusetzen. Machen Sie das! Den Rudl interessieren in der Historie Namen fast überhaupt nicht, wenn, dann eigentlich nur solche, die sich lustig anhören. Seinerzeit in der Schule hat er die Geschichts- und Literaturgeschichtsbücher nach kurios klingenden Namen abgesucht, sich dieselben angemaßt und mittels derartiger Anmaßungen das eine oder andere Schulbuch seiner Kollegen signiert. Das hat der Rudl seinerzeit lustig gefunden und, ganz ehrlich gesagt, er findet das heute noch lustig.

Der Unterschied zwischen Roland Minkowitsch dem Älteren und Heinrich Gross dem Verhandlungsunfähigen

Roland Minkowitsch hätte als Jurist Karriere machen sollen. Aber das ist nicht gegangen, weil er anstatt seines Bruders das elterliche Weingut übernehmen müssen hat. Die ältesten Weingärten des Weingutes stammen aus dieser Zeit.

Rheinriesling und Gewürztraminer. Roland Minkowitsch der Ältere sollte dann doch noch Karriere machen, als Zweiter Präsident des Nationalrates und Staatssekretär im Bundesministerium für Inneres. Das war zu einer Zeit, als Politiker ihre Studien noch abgeschlossen und nicht nach ein paar mehr oder weniger erfolgreichen Semestern Bildung durch einen Kommunikationscrashkurs beim Phrasenmantraflügelmeister ersetzt haben. Möglich wurde die politische Karriere von Roland Minkowtisch dem Älteren auch deshalb, weil dessen Sohn, Roland Minkowitsch der Jüngere, schon jünger als jung das Weingut übernommen und zu einem Leitbetrieb des südlichen Weinviertels geführt hat.

Traminerradwegexkurs. Eine Wiederholung

Im Weinviertel etwa gibt es Radlwege, die nach Rebsorten benannt sind. Von seinerzeit bis jetzt noch immer ist es eine Passion von Rudolf Polifka, diese Gegenden einer Befahrung zu unterziehen. Anfangs noch mit seinem ganglosen Waffenrad der Marke Puch, das ihm leider irgend so ein Weh gefladert hat.

 

Von der EG-Außengrenze zur EU-Binnengrenze

 

Den Rudl zieht es ja zu den Grenzen. Als Schulbub ist er fast jede Woche über die Saalach gefahren, weil in der BRD damals die meisten Schallplatten ein paar Tage früher erhältlich gewesen sind als diesseits der damaligen EG-Außengrenze. Aber was ist die Saalach im Vergleich zur March? Was ist Freilassing gegen Devínska Nová Ves? Und was eine neue LP von Depeche Mode gegen den Gewürztraminer von Roland Minkowitsch?

 

Traminer Radroute

 

Der südöstlichste Weinviertler Radweg ist nach dem Traminer benannt. Er führt von Angern an der March über Stillfried nach Ebenthal, wo im Weingut Zillinger schon in den Achtziger Jahren biologisch gearbeitet worden ist. Es gibt heute Naturweingüter, die seit dieser Zeit dreimal die Betriebsphilosophie gewechselt haben. Der Rudl fragt sich manchmal, was die in fünf Jahren machen werden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Über Niedersulz geht es dann nach Hohenruppersdorf. Von dort kann man über Groß Schweinbarth, Matzen und Prottes wieder zurück nach Angern fahren, wobei das dann schon eher wie ein Erdölradweg als ein Traminerradweg ausschaut. Die Strecke ist 59,73 Kilometer lang. Der niedrigste Punkt befindet sich auf 145 Metern Meereshöhe, der höchste auf 258. Eine Tour de France Etappe ist das noch nicht. Dafür hat man einen wunderschönen Blick auf die Karpaten.

 

Ein Staatssekretär mit Courage und der Gewürztraminer

 

Dass es in dieser Gegend heute viel Traminer gibt, ist Roland Minkowitsch dem Älteren zu verdanken. Auf die Übernahme des elterlichen Weinguts ist der nicht vorbereitet gewesen. Darum hat er immer wieder die Weinbauern im Dorf um Rat gefragt. Hätte der Staatssekretär damals das getan, was gerade angesagt gewesen ist und alle anderen auch gemacht haben, dann hätte er vielleicht auf Massenträger wie den Braunen Veltliner gesetzt. Aber die alteingesessenen Gscheitln haben den Magister der Jurisprudenz sowieso „anrennen“ lassen. Daraufhin hat der Bücher über den Weinbau gelesen und Riesling sowie Gewürztraminer ausgepflanzt. Das hat ihm den nicht als Kompliment gedachten Titel „Biachlbauer“ eingetragen.

 

Grüner Veltliner Rochus 1979, Roland Minkowitsch, Mannersdorf an der March, Weinviertel

 

…, was die Jahrgangsbeschreibungen betrifft: Wiederholung

 

Im Frühling 1979 war es oft kalt und regnerisch. Der Frühsommer hat sich dann ins Zeug gelegt, um durch Wärme und Trockenheit zu kompensieren, was zu kompensieren war. Auch im September und im Oktober war es überdurchschnittlich warm und trocken. Viel mehr kann man sich von einem Weinjahrgang nicht erwarten.

Die österreichische Fußballnationalmannschaft ist damals in der Qualifikation für die Europameisterschaft 1980 in Italien am späteren Finalisten Belgien gescheitert.

Grüner Veltliner Rochus 2007, Roland Minkowitsch

Der Zweitausendsiebener gilt in Österreich als hervorragender Jahrgang, weniger Gradation und mehr Säure als der Vorgängerjahrgang, passable Menge.

Mild und wenig Schnee im Winter, kurz ein bissl eine Reminiszenz an die Winterheit „als solches“ im März, von der sich die Weingärten aber mäßig beeindrucken lassen haben. Früher Austrieb, fast schon Rekordwärme im April, Mai und Juni prolongieren das fast schon kitschig wachstumsfördernde Wetter, abgesehen von Spätfrost am 2. Mai. Der Junihagel im Kremstal ist eh schon ein Topos, der in der Thermenregion und am Leithagebirge nicht. Am Beginn der zweiten Julihälfte Rekordhitze. Dass es Anfang August 2013 noch heißer wird, hat der Sommer Zweitausendsieben nicht wissen können. Im August hat sich das Wetter dann wieder erfangen. September dann etwas kühler.

So oder so, der Oktober war dann ziemlich ideal, untertags trocken und warm, morgendlich und nächtlich trocken und frisch. Nicht die allerungünstigsten Konditionen für eine konvenierende Aromatik, wenn es nach dem Rudl seinem Geschmack geht. Der vergleichsweise geringere Ertrag ist auf den überproportional hohen Anteil an Prädikatsweinen zurückzuführen.

Grüner Veltliner Rochus 2008, Roland Minkowitsch

Gilt als nicht so grandioser Jahrgang. Für die Weinbaumeister war es vermutlich auch nicht einfach, weil Wasser in allen Aggregatszuständen die Gesundheit der Weinbeeren bedroht hat. Nur hat der Rudl ein bissl den Verdacht, dass in Österreich die Qualität eines Jahrgangs in erster Linie von einer möglichst hohen Zuckergradation abhängig gemacht wird. Für den Rudl seinen Geschmack geht es darum gerade nicht, weil der ja gerne wartet, bis die Weine ein bissl reifer sind. Damit sie dann auch noch halbwegs vif sind, ist ein bissl Säure kein Nachteil. Den Weinen des Jahrgangs 2008, deren Beeren und Trauben gesund gelesen worden sind, kann man diese Vifheit sicher nicht absprechen.

Und ganz offensichtlich ist es auch in einem wasserreichen Jahr wie 2008 möglich, einen Weingarten biologisch zu bewirtschaften. Es soll da ja immer noch Zeitgenossinnen und Zeitgenossen geben, die meinen, Bioweinbau sei etwas für Jahrgänge, in denen sich der Weine quasi von selber mache. Kulturwein.

Grüner Veltliner Rochus 2010, Roland Minkowitsch

 

Dem Rudl seiner Erinnerung nach ist es 2010 noch nasser als 2008 gewesen.

 

Grüner Veltliner Rochus 2013, Roland Minkowitsch

 

Dass es vom Grünen Veltliner aus diesem Jahr nicht so viel gibt, ist auf widrige Witterung und deswegen Verrieselung während der Blüte zurückzuführen. Dann kommt im Juni eh schon die erste Hitzewelle daher, gefolgt von ein paar Überschwemmungen und einer veritablen Affenhitze im Juli und im August. Anders als Herr Rudolf, der Anfang August 2013 Portal und Schaufenster seines Weinkaufmannsladens abschleift und streicht, stellen die Reben zu dieser Zeit die Arbeit ein. Hitzefrei! Zum Glück hat sich das Wasser vom schneereichen Winter und von den Niederschlägen in der ersten Jahreshälfte noch nicht zur Gänze über die Häuser gehaut, bis dann im September wohldosiert wieder etwas kommt. Dazu schienen die Temperaturen im Hochsommer ihr Pulver verschossen zu haben, was vor allem in kühleren Nächten resultiert. Lediglich die Süßweine haben einen Grund zur Klage. Drum besitzt der Fils bis jetzt einen ganzen Haufen Wein aus seinem Geburtsjahrgang, aber nicht ein Flascherl Trockenbeerenauslese.

 

Grüner Veltiner Rochus 2015, Roland Minkowitsch

Zweitausend gilt bei vielen als großer Jahrgang. Nach ein paar ziemlich verrückten Jahrgängen hat sich das Wetter in diesem Jahr etwas weniger extravagant aufgeführt. Die Menge war gut, was sich in Anbetracht der vorhergegangenen Ernten für manche Winzer als existenzrettend erwiesen hat. Die Qualität war gut. Viele Zweitausendfünfzehner sind heute zugänglicher als ihre um ein Jahr älteren Brüder, reife Frucht, gute Substanz, harmonisch.

Frühling optimal, Blüte detto, eher ungewöhnlicher, weil nächtlicher Hagel Anfang Mai im Kremstal, Kamptal und am Wagram. Der Sommer ist dann sehr heiß, Mitte August kommt rechtzeitig noch Wasser. Herbst wieder in der Tradition des Frühlings, im Unterschied zu 2006 oder 2011 aber wenigstens kühle Nächte.

Grüner Veltiner Rochus 2016, Roland Minkowitsch

 

Zu warm und zu trocken im Winter. Früher Austrieb und dann der Spätfrost Ende April. Verhältnismäßig viel Niederschlag bis zur letzten Augustwoche. Erst dann kommt das Wetter zur Raison.

 

Grüner Veltliner Rochus 2016, Roland Minkowitsch (2,50/4)

Grüner Veltliner Rochus 2015, Roland Minkowitsch (3/5)

Grüner Veltliner Rochus 2013, Roland Minkowitsch (3/5)

Grüner Veltliner Rochus 2010, Roland Minkowitsch (4/6)

Grüner Veltliner Rochus 2008, Roland Minkowitsch (4,50/7)

Grüner Veltliner Rochus 2007, Roland Minkowitsch (4,50/7)

Grüner Veltliner Rochus 1979, Roland Minkowitsch (6,50/10)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

, selbstverständlich nicht ausschließlich diese Weine gibt es glasweise

am Mittwoch, den 16. Mai und am Freitag, den 18. Mai

jeweils von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf den 23. und 25. Mai

eventuell Werksschau Dupasquier

Nachrichten aus dem Flaschensortiment

Caviste Rudolf freut sich, zusätzlich zum Fünfzehner jetzt auch den Sechzehner Grünen Veltliner Steinleithn vom Geyerhof offerieren zu können.

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag erklären sollte!

Auf die Forschung!