Last ascent, Haute-Savoie. Dominique Belluard, Dominique Lucas und ein Dreiländereck. Ein bissl etwas auch über die dramaturgische Verlaufskurve eines Schuljahres. DIENSTAG, den 11. Juni, GEÖFFNET

Bevor die Radlfahrer am letzten Tag durch Paris gurken, müssen sie am 27. Juli nach Val Thorens hinauf. Unter der Voraussetzung, dass die zuständigen Damen und Herrn von den Offices de Tourisme in Les Menuieres und Val Thorens irgendwann kommunizieren, welche Straße hinauf nach Val Thorens, wann, wie weit und für wen gesperrt ist, wird der Rudl den Radläufern knapp vor dem Ziel der vorletzten Etappe beeindruckt zuschauen und sprachlos zujubeln.

Hochsavoyen

Weinbauregionen und politische Verwaltungseinheiten heißen manchmal gleich, müssen in diesem Fall aber geographisch nicht deckungsgleich sein. Im Fall von Savoyen handelt es sich politisch betrachtet um ein Departement südlich des Departements Haute-Savoie. Oenologisch umfasst die Weinbauregion Savoie die Weinbaugebiete der beiden vorher genannten Departements und relative kleine Teile der Departements Ain und Isère.

Von Savoie nach Haute-Savoie

Nach seiner Reverenz an den Cru Apremont fährt Caviste Rudolf mit seinem geistigen Radl circa hundert Kilometer nach Norden in das Departement Haute-Savoie. Dort ist nicht nur der Mont Blanc, sondern auch ein Dreiländereck, an dem Italien, Frankreich und die Schweiz aneinander grenzen. Auch drei Weinbaugebiete grenzen dort aneinander. Das Aostatal, das Wallis und Dominique Belluard.

In dieser internationalen Gegend beendet Caviste Rudolf quasi seine Rundreise, die Sie, geneigte Oenologin, gewogener Oenologe, vom Jura und den Trousseaus von Jacques Puffeney, über Burgund, Michel Brégeon im Muscadet, von Westen nach Osten die Pyrenäen entlang nach Savoyen und schlussendlich beinahe den Kreis schließend nach Hochsavoyen geführt hat.

Und dann ist Notenschluss.

Nach diesem können Sie Ihre Noten nicht mehr verbessern, zumindest nicht auf dem Prüfungsweg. Am Rechtsweg schaut es anders aus. Ob Ihnen die Bildungsdirektion für Wien einen vom Rudl ausgestellten Bescheid aufhebt, müssten Sie ausprobieren. Mit einem Klischée betreffend die Zeit zwischen Notenschluss und Zeugnistag möchte Herr Rudolf in diesem Zusammenhang ganz gerne einmal abfahren.

eh nix mehr“

Immer wieder ist zu vernehmen, dass in diesen erwähnten zwei Wochen zwischen Notenschluss und Zeugnistag an Bildungseinrichtungen „eh nix mehr getan“ werde. Das Gegenteil ist der Fall. Das können Sie dem Rudl gerne glauben. Schulmeister Rudolf zum Beispiel verwendet gerade einen ganzen Haufen Zeit für das Herumtelefonieren und Accordieren mit den Österreichischen Bundesbahnen, der Gedenkstätte Schloss Hartheim, einem Biobauernhof und circa hundertzwanzig Schülerinnen und Schüler, die eine Teilnahme an allfälligen Aktivitäten nach Prüfungsschluss von circa hundertfünfundzwanzig gebratenen Extrawürste abhängig machen. Darüber ersucht bis verlangt der Dienstgeber jedes Jahr noch ein paar Berichterl mehr. Schlussendlich sind die Lehrausgänge dann auch durchzuführen, im Idealfall. Sich angestrengt wird in den erwähnten zwei Wochen sehr wohl, eher sogar über die Maßen, Sinnvolles getan auch, nur schaut halt oft nicht so viel wie erhofft dabei heraus, weil alles noch unverbindlicher als während des übrigen Schuljahres ist. Nicht so selten findet man sich nach umfangreichen Organisationstätigkeiten mit ein paar – verzeihen Sie dem Rudl diesen Ausdruck, der rein quantitativ zu verstehen ist – Hanseln und Hanselinnen am Dislocus des Unterrichts. Jucken tut das fast niemanden, abgesehen vom zuständigen Lehrer und manchmal den Betreibern des Objekts, dem „zwanzig Jugendliche im Alter zwischen fünfzehn und siebzehn Jahren“ angekündigt waren, der deren schlussendlich aber nur etwa fünf gewahr wird.

ändern

Zu ändern wäre das alles gar nicht so schwierig. Man könnte gesetzlich das eine oder andere anders regeln. Man könnte klarstellen, dass das Ziel eines Lehrausgangs in einer zumindest erahnbaren Verbindung zu den klassischen Aufgaben einer Bildungseinrichtung stehen sollte und dass das bei Zielen wie dem Designer Outlet in Parndorf, dem Monopolbetreiber des Printmediensektors oder einer Paintball-Funfactory eher nicht der Fall ist. Nur liefe man dadurch Gefahr, sich bei der einen Kundin oder beim anderen Kunden unbeliebt machen. Da ist es doch gleich viel smarter ein bissl ganz allgemein, ohne sich lange mit Differenzierungen aufzuhalten, auf den konfessionellen Religionsunterricht hinzuhauen, diesem die Legitimation abzusprechen und alles Unmögliche anzudichten.

Kundinnen- und Kundenzufriedenheit

Die neoliberalistischen Deregulierer haben in einem ersten Schritt Anfang der Neunziger Jahre einmal Bildung durch Ausbildung als Ziel der österreichischen Schule ersetzt. Nicht unbeträchtliche Teile der jetzt angetretenen Politikerinnen- und Politikergeneration sind das erste Resultat dieses ideologischen Umbaus. Spurenelemente von humanistischer Bildung? Fehlanzeige. Historisches Bewusstsein? Detto. Kulturelle Grundlagen. Zar wos? Dafür jede Menge Gewieftheit, Gewitztheit und Schein. Man könnte es auf die Kurzformel bringen: Heiligenschein statt Caritas.

 

Zurück zu den Bildungsexperten und zum Notenschluss

 

 

Immer noch wird von Bildungsexperten die Angst der Schülerinnen und Schüler „vor so manchem Lehrer“ beschworen. So eine Angst würde sich dem Rudl seiner Auffassung nach, nicht mit dem Tag des Notenschlusses terminieren, wäre sie eine Angst vor dem Lehrer und nicht eine vor dem Fünfer, respektive vor einem Leben ohne Maturazeugnis. Der Rudl meint sich an Angst vor einem Lehrer erinnern zu können. Die ist am Tag des Notenschlusses nicht schlagartig eine Wolke gewesen.

Nach dem Notenschluss ist vor dem Notenschluss, zumindest in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils

Dort wird nach der oenologischen Reise durch Hochsavoyen, Wallis und Aosta-Tal nicht das Owezahn Platz greifen, sondern gerade umso ambitionierter weiter geforscht, geprüft und getrunken, hundert Percent angst-, aber umso weniger ambitionsfrei. Da gibt es weder ein Erholungs-, noch ein Ausklingenlassen- und auch kein Schönwetterprogramm. Vielmehr wird Oenologierat Rudolf Polifka die wirklich entscheidenden Weinfragen stellen. Was ist es, was einen Wein im Innersten zusammenhält, schreib: ausschlaggebend dafür ist, ob ein Wein reift oder hin wird? Noch zwei volle Studienwochen. Dann sind sowieso Ferien, Dienstreisen und hochsubstanzielle enelpegesteuerte Sommergespräche, Duelle und Elefantenrunden.

  • Petite Arvine 2010, Maison Agricole D&D, Aostatal, Italien (3/5)
  • Marin „Clos de Pont“ 2009, Samuel Delalex, Marin, AOC Vin de Savoie (2,50/4)
  • Fendant Coteaux de Plamont 2015, Marie-Thérèse Chappaz, Fully, AOC Valais, Schweiz (7/11)
  • Marignan „Futs de Chêne“ 2003, Château d Tour de Marignan (4,50/7)
  • Marignan 1515 2016, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (5/8)
  • Sauvignon Blanc 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (5/8)
  • Pinot Gris 2017, Les Vignes de Paradis, Ballaison, IGP Vin des Allobroges (5/8)
  • Le Feu 2017, Dominique Belluard, Ayse (6,50/10)
  • Mondeuse 2016, Dominique Belluard, Ayse (6,50/10)
  • Mont Blanc Brut zéro 2015, Dominique Belluard, Ayse (6,50/10)

(in Klammern die Preise für das Sechzehntel und das Achtel)

nicht nur diese Weine gibt es glasweise

diese Woche am Dienstag, den 11. Juni und am Donnerstag, den 13. Juni

von 16 bis 22 Uhr

in der Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22

Vorschau auf die Lehrveranstaltung vom 18. und 19. Juni

Aktuelle Weine und ihre zehn- und zwanzig Jahre alten Vorgänger

Im Übrigen ist Rudolf Polifka der Meinung, dass man den 27. Jänner, den Tag der Befreiung der Überlebenden aus dem Vernichtungslager Auschwitz zu einem europäischen Feiertag der Menschenwürde erklärt!

Herr Rudolf grüßt klassisch herzlich und nlp-frei!

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Weinhandlung Rudolf Polifka et Fils, Reindorfgasse 22, 1150 Wien

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 16 bis 22 Uhr, an Schultagen

kostenlose und CO2-minimierte Zustellung innerhalb von Wien ab einem Bestellwert von 57 Euro kostenlos